Im Schoße der Familie...

  • Ganz kurz trafen siche ihre Blicke mit denen ihres Mannes, sie schenkte ihm ein verschmitztes Grinsen und zwinkerte ihm kurz zu, dann widmete sie sich wieder den Speisen. Brot und Oliven und herzhafter Käse. Während dessen wurden die Vor- und Nachteile Germaniens erörtert. Laevina hatte wie immer ihre eigene Meinung und machte deutlich was sie von Land und Leute hielt. "Rufus hat die Reise besser überstanden wie ich. Ich hab mich unterwegs erkältet", warf sie zwischen zwei Bissen ein. In Zukunft würde sie es vermeiden im Winter zu reisen. Das war furchtbar gewesen. Von Schnee und Eis hatte sie vor erst genug.


    Leicht drehte sie den Kopf zu Serrana. "Ich hatte wieder vor im Tempel der Iuno zu arbeiten", erklärte sie ihr.

  • Zitat

    Original von Lucius Quintilius Valerian


    „Dein Klient Primus? Terentius Primus etwa?“ War der nicht Klient der Duccia Venusia gewesen? Etwas, was Valerian nie verstanden hatte. Zwar wußte er, daß die Duccia ungewöhnlich viel erreicht hatte und die Gens stand ja den Quintiliern nahe, doch niemals hätte er sie um das Patronat gebeten. Was könnte sie schon für einen Soldaten tun? Und was ein Soldat für sie? Und dann hatte er natürlich noch ein Hühnchen mit Primus zu rupfen.


    Sedulus blickte Valerian an und nickte.


    Ach du kennst Terentius Primus?


    Fragte er erstaunt nach. Wie klein doch das Imperium war. Wobei... Hatte Valerian nicht auch in der II. gedient? Von daher war es dann natürlich nicht verwunderlich, wenn er Primus kannte. Allerindings haben in der Legio II schon einige Legionäre gedient. Und ob sie sich alle untereinander kannten war doch recht fraglich.

  • Serrana brauchte der Schilderung ihrer Freundin nur zuzuhören, und schon bildete sich auf ihren Armen eine leichte Gänsehaut. "Das hört sich furchtbar ungemütlich an, vor allem, wenn man die Länge der Reise bedenkt. Wie lang wart ihr denn insgesamt unterwegs, das muss doch endlos gedauert haben..." Sie griff nach ihrem Weinkelch und nahm einen Schluck, bevor sie weiter redete. "Unsere Reise von Mantua zu Septimas Landgut war auch schrecklich. Natürlich war sie nicht annähernd so lang, aber Septima und ich waren beide hochschwanger und hab es mit dem dicken Bauch kaum ausgehalten.. Und ich war gerade aus der Sänfte ausgestiegen, da ist meine Fruchtblase geplatzt. Stell dir vor, das wäre irgendwo unterwegs passiert..." Bei der Vorstellung verstärkte sich Serranas Gänsehaut noch, und sie beeilte sich, das Thema so schnell wie möglich wieder zu wechseln. "Ich könnte mir auch nicht vorstellen, in einem anderen Tempel als dem der Minerva zu arbeiten. Natürlich verehre ich die anderen Götter auch, wie es ihnen gebührt, aber es ist einfach nicht das selbe."

  • Ach herrje, es lief bei den beiden Mädchen doch wohl hoffentlich nicht mal wieder auf so ein verzücktes Tempel-Geschwafel hinaus....Tempel, Götter, zerschnetzeltes Viechzeugs....etwas langweiligeres konnte es doch wirklich kaum geben. Laevina verdrehte die Augen und beschloss, sich voll und ganz auf das Gespräch der beiden Männer zu konzentrieren.


    "Terentius Primus...der Name kommt mir bekannt vor. War der nicht auf eurer Hochzeit, Sedulus? Ansonsten kann ich mich nicht daran erinnern, den Namen dieser Gens seit meiner Ankunft in Rom allzu häufig gehört zu haben, also muss bei denen die Luft ziemlich raus sein."

  • So richtig begeistert war Valerian nicht darüber, daß Calvena wieder für den Cultus Deorum arbeiten wollte. Nicht, daß er den Dienst an den Göttern nicht für wichtig nehmen würde. Aber die Familie war auch wichtig und es war schon schlimm genug, daß er nur so selten zuhause sein konnte. Trotzdem sagte er nichts dazu. Zum einen würde Calvena sich eh nicht dreinreden lassen. Zum anderen schlug sein eigenes schlechtes Gewissen, eben weil er selbst nur so selten zuhause sein konnte. Auch wenn er nichts dafür konnte, daß es so war.


    Da ließ er sich doch lieber auf ein Gespräch über Primus ein. „Ja, ich kenne ihn. Sehr gut sogar. Wir waren zusammen in einem Contubernium, damals bei der Secunda. Du weißt ja, daß das Contubernium für einen Soldaten wie eine Familie ist. Primus... Wir waren einmal Freunde, doch er hat mich schwer enttäuscht. Meine Schwester befindet sich bei ihm. Ich hätte erwartet, daß er sich deswegen bei mir meldet, meine Sorgen um sie beruhigt. Und seine ehrenhaften Absichten erklärt. Nichts dergleichen ist erfolgt und ich hätte nicht übel Lust, nach Germanien zu reisen und ihm... nunja, meine Meinung zu sagen.“ Die Fresse polieren hatte er eigentlich sagen wollen. Doch das war in dieser Runde kaum möglich.


    „Ach, Serrana, wir waren endlos unterwegs. Zumal wir die längere Strecke um die Alpen herum nehmen mußten. Die Pässe waren nicht passierbar. Hoffentlich ist die Menschheit irgendwann in der Lage, etwas zu erfinden, das Reisen deutlich verkürzt – und bequemer macht.“

  • Ja, genau der. Ähm, so weit ich weiß befinden sich einige Familienmitglieder in den Provinzen des Reiches. Von daher würde ich jetzt nicht sagen, dass bei denen unbedingt die Luft herausen ist.


    Antwortete Sedulus Laevina und wandte sich sogleich wieder Valerian zu.
    Allerdings war Sedulus ein wenig erschrocken über das was er von Valerian so eben gehört hatte.


    Vielleicht haben sie sich ja entzweit? Du weißt, so etwas kommt in den besten Familien vor. Oder sie haben beschlossen eben nicht zu heiraten. Es ist nicht einfach den Tod eines geliebten Menschen einfach so zu überwinden.


    Dies wußte keiner besser als Sedulus. Und dazu kam ja auch bei Primus noch, er hatte zuvor sein erstes Kind verloren. Also so einfach würde es für ihn nicht sein, konnte sich Sedulus gut vorstellen.

  • Nur ungern dachte sie an die lange beschwerliche Reise zurück. Sie war ganz froh, wieder in Rom zu sein. Zum Glück hatten sie dann auch den Winter hinter sich gelassen. Aber anscheinend war ihre Reise nur halb so anstrengend gewesen, wie die von Serrana und Septima von Mantua aufs Landgut ihrer Freundin. Schwanger Reisen war die reinste Tortur, besonders kurz vor der Niederkunft. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie ihre Freundinnen gelitten hatten. „Ich will mir nicht vorstellen, wie furchtbar das für dich gewesen war.“
    Das es Valerian eigentlich nicht recht war, wenn sie weiterhin für den Cultus Deorum tätig war, ahnte sie nicht. „In Mogontaicum gibt es einen Tempel der Iuno“, erzählte sie ihrer Freundin, verstummte aber, als ein heikles Thema angesprochen wurde. Terentius Primus, nicht gerade etwas, dass die Stimmung heben konnte. Jedenfalls nicht Valerians Laune. Ihr Mann war gar nicht gut auf den Terentier zu sprechen und Valentina hatte auch nicht gerade dazu beigetragen, dass sie sich in Frieden getrennt hatten. Ganz leichte legte sie Valerian kurz die Hand auf den Unterarm. Vielleicht besann sich Primus noch und würde sich daran erinnern, dass er zumindest Fragen musste, wenn er Valentina ehelichen wollte.

  • Serrana, die plötzlich das Gefühl hatte, wieder in der endlos schaukelnden Sänfte zu liegen, umgeben von einem besorgten Ehemann, hektischen Bediensteten und einer Septima, die ebenso nervös und elend war wie sie selbst, nickte. "Ja, es war wirklich furchtbar, und ich hoffe, dass ich so etwas nicht noch einmal erleben werde. Aber ich bin trotzdem unendlich froh, dass wir noch rechtzeitig aus Mantua weggekommen sind. Wenn wir dort geblieben wären, und eins der Kinder wäre krank geworden..." Sie schluckte und griff schnell erneut zu ihrem Weinkelch. Die Männer unterhielten sich mittlerweile über einen gemeinsamen Bekannten, und Serrana horchte leicht verwirrt auf. "Terentius Primus und deine Schwester, Valerian? Aber was ist denn mit seiner Frau passiert, die mit ihm auf unserer Hochzeit war? Diese hübsche Dunkelhaarige..."

  • "Was nutzt es einer Familie, wenn ihre Mitglieder irgendwo in der Weltgeschichte aktiv sind?" hakte Laevina sofort nach. "Wichtige Positionen in den Provinzen sind ja schön und gut, aber es braucht immer einen Koordinator hier in Rom, bei dem alle Fäden zusammenlaufen und der zumindest ein gewisses Maß an Macht und Einfluss besitzt." Warum besagter Terentius Primus wieder auf Freiersfüßen wandelte, interessierte Laevina herzlich wenig, schließlich hatte sie zur Zeit niemanden zu verheiraten. "Was soll schon mit ihr passiert sein? Vielleicht hat er sich von ihr getrennt, weil sie unfruchtbar war oder ihn betrogen hat, oder beides. Oder sie ist schlicht und einfach gestorben, wie das nun mal jeden Tag vorkommt, meine Güte...." Laevina betrachtete das aufrichtig besorgte Gesicht ihrer Enkelin und seufzte leise. Da hatten ja sogar die Kaninchen, die in der Küche auf ihren Exitus warteten, mehr Biss. Eine Schande, dass sich gute Anlagen nicht über die weibliche Linie weitervererben ließen!

  • Ein wenig traurig schüttelte Valerian den Kopf. „Nein, das sieht nicht so aus. Verstehe mich nicht falsch, ich hätte gar nichts gegen Primus als Ehemann für meine Schwester. Er darf heiraten, den nötigen Stand hat er dafür. Und ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, daß er seine Frau auf Händen tragen wird. - Aber daß sie die Gepflogenheiten nicht einhalten, daß sie den ehrbaren Weg nicht gehen, das nehme ich beiden übel.“ Vor allem Primus, denn von Valentina wußte er, was für einen Dickkopf sie hatte und wie ewig sie schmollte, wenn etwas nicht so lief, wie sie es wünschte. Aber Primus glaubte er eigentlich als kühlen Kopf zu kennen, der wußte, was sich gehörte. Aber da hatte er sich offensichtlich geirrt.


    Es tat gut, daß Calvena ihre Hand auf seinen Arm legte. Ein dankbarer Blick traf seine Frau. Sie wußte genau, was in ihm vorging. Wie oft hatten sie schon darüber gesprochen! Aber es half leider nichts, darüber zu sprechen. Und tun konnten sie auch nichts. Sie mußten darauf warten, daß Primus endlich handelte und Valentina in einen ehrbaren Stand versetzte.


    „Seine Frau starb. Wie genau, ist mir auch nicht bekannt, ich wollte auch nicht nachfragen, denn ich weiß, er hat sie sehr geliebt. Immerhin hat er ihren Verlust schon einmal verschmerzen müssen. In dem festen Glauben, sie verloren zu haben, ging er zur Legion damals.“ Eine merkwürdige Geschichte war das gewesen, damals. Aber dieses Mal war Primus wohl dabei gewesen und seine Frau tatsächlich gestorben. So nahm Valerian zumindest an nach dem wenigen, was er wußte.


    „Du hast Recht, Laevina. Hier in Rom muß man sein, wenn man wirklich Macht ausüben will. Die Provinzen können nie mehr sein, als Sprungbretter. Und eine Möglichkeit, zu Reichtum zu kommen.“ Nicht nur ein Politiker hatte den Ruf, als armer Mann in ein reiches Land gegangen zu sein und als reicher Mann ein armes Land verlassen zu haben.

  • Ach, sie werden sich vielleicht noch ein wenig aneinander gewöhnen müssen.


    Wiegelte Sedulus ab.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Primus ein solcher Halodri geworden ist. Ich werde ihn wenn alles gut läuft bald besuchen.


    Ob dies eine gute Idee war ohne vorher mit Serrana darüber gesprochen zu haben es an die große Glocke zu hängen? Es würde ja auch nicht für lange Zeit sein. Eine Woche, vielleicht zwei wenn es hoch kam. Länger auf keinen Fall. Auf alle Fälle wußte Sedulus jetzt schon, dass sein holdes Weib recht sauer werden würde. Und die alte Germanica wahrscheinlich gleich mit. 8)

  • Wie immer hatte Laevina ihre eigene Meinung zum Thema der Terentier und warum Terentius Primus auf Freiersfüßen unterwegs war. Mit ihren bissigen Kommentaren trug sie nicht gerade dazu bei, das Thema rasch zu beenden. Zumal sie mit ihren Worten bei Serrana etwas sticheln wollte. Nur weil Serana nicht so biestig war.


    „Du willst nach Germanien?“ fragte sie ein wenig überrascht ihren Onkel. Fragend warf sie Serrana einen Blick zu. Was diese in diese Pläne eingeweiht?

  • Serrana, die von Roxanes unerwartetem Auftritt und den ständigen Sticheleien ihrer Großmutter einmal abgesehen, bislang vollkommen entspannt und zufrieden auf ihrer Kline gelegen hatte, spürte plötzlich, wie sich ihr bei Sedulus' beiläufiger Bemerkung und Calvenas Nachfrage leicht der Magen zusammenzog und sah ihren Mann völlig irritiert an. "Nach Germanien.....du?" wiederholte sie die Worte ihrer Freundin und merkte selbst, dass ihre Stimme mit einem Mal ziemlich hoch und fiepsig wurde. "Und was ist mit mir?" Kaum war die Frage heraus, bereute Serrana sie auch schon. Dass ein Mann von Sedulus' Status häufiger mal kürzere oder auch längere Reisen ohne Ehefrau und Familie unternahm, war vollkommen normal, doch war Serrana der Gedanke an die erste längere Trennung seit ihrer Hochzeit derart unangenehm, dass es ihr fast egal war, wenn ihr Benehmen auf die Anderen einen unreifen und kindischen Eindruck machte.

  • Laevina, die mindestens ebenso überrascht über diese Ankündigung war wie ihre Enkelin und Großnichte, jedoch nicht vorhatte, sich das besonders anmerken zu lassen, beschränkte sich darauf, eine Augenbraue hochzuziehen, während sie in aller Ruhe ihren achten Seeigel verspeiste und sich danach die Hände in einer der bereitstehenden Schalen abwusch.


    "Nach Germanien, sieh an....Und dürften wir erfahren, warum es dich dorthin hinzieht, lieber Sedulus, kaum dass du deinen Fuß mal wieder ins Haus der Familie gesetzt hast?" Wie nicht anders zu erwarten, ertönte im selbem Moment das Gejammer ihrer Enkelin und die alte Germanica warf Serrana einen ärgerlichen Blick zu.


    "Was mit dir ist? Was soll denn schon mit dir sein? Du bist im Haus deines Mannes, wo du hingehörst, und kommst gefälligst deinen Pflichten als Matrone nach. Du bist doch schließlich kein Bauerntrampel, dass seinem Mann die Obstkisten auf den Markt hinterher tragen muss!"

  • Na, das waren ja Neuigkeiten! Noch dazu so beiläufig erwähnt! Valerian staunte nicht schlecht, hatte aber ansonsten keine Probleme mit dieser Verkündung. Im Gegensatz zu der holden Weiblichkeit, die sofort wie alarmiert wirkte. "Es wäre mir eine große Beruhigung, wenn Du mit ihm sprechen könntest. Meine Schwester glaubt zwar, ich wollte ihr Leben ruinieren, aber eigentlich bin ich nur besorgt um sie und möchte sie in sicheren, ehrbaren und guten Verhältnissen wissen."


    Die Frauen hatten so ihre ganz eigene Ansicht zum Thema Germanien. Und Valerian runzelte spätestens bei der Bemerkung von Laevina die Stirn. Sicher hatte sie Recht. Aber das hätte man doch anders sagen können? So MUSSTE es ja den Widerspruch der jungen Ehefrau hervorrufen.


    "Du mußt Dich beeilen, wenn Du vor dem Winter zurück sein willst. Der Umweg ist wirklich nicht angenehmer als der Weg über die Alpen. Und kostet wahnsinnig viel Zeit." Er warf Serrana einen beruhigenden Blick zu. Wenn sie ihren Mann unterstützte, konnte er sehr schnell wieder hier sein. Nahm er sie mit, würde an eine Rückkehr wohl erst im Frühjahr zu denken sein.

  • Sedulus sah erschrocken seine weibliche Verwandtschaft an.


    Ich weiß gar nicht was ihr wollt! Ich habe in Germania Ländereien nach denen hin und wieder auch einmal gesehen werden muß. Nicht dass ich meinen Verwaltern dort nicht trauen würde, aber es ist besser wenn man hin und wieder presenz zeigt.


    Zumindest war dies Sedulus`Meinung. Auch wenn er wohl mehr oder wenig alleine damit dastehen würde.


    Ja da hast du wohl recht. Ich hoffe nur, dass es mir von der Arbeit her auch klappt. Ansonsten werde ich die Reise wohl eher auf den Frühling des nächsten Jahres verschieben müssen.


    Schließlich konnte immer wieder mal etwas dazwischen kommen.

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