Die nutzlosen Gedanken eines kleinen* Sklaven

  • Sim-Off:

    * in Sinne von: (gefühlt) vollkommen unwichtig


    Nachdem Lucianus angekündigt hatte, dass sie in vier Tagen nach Mantua aufbrechen würden, war Cimon plötzlich im Atrium der Villa Vinicia gestanden. Aber auch nachdem der nubische Sklave mit seinem Herrn Ursus schon lang wieder in Mantua bei der Legion zurück war, gab Lucianus immer noch nicht den Befehl zur endgültigen Abreise. Und jetzt gab auch noch diese Berichte über eine Seuche in Mantua. Langsam begann Phaeneas sich Sorgen zu machen. (Nein, die Artikel in der Acta Diurna hatte er nicht gelesen, sonst wäre er längst außer sich vor Angst um seinen Liebsten.) War der Legat samt Familie nicht wert, gerettet zu werden? Wie lange wollte Rom seine Soldaten in solch einer Gefahr belassen?
    Und da war noch die Sache mit Charmis, die Phaeneas Unbehagen bereitete.


    ‚Phaeneas? Bist du in Cimon verliebt?‘


    Ihm war das Herz stehen geblieben, als er den Jungen hatte reden hören.
    Aber natürlich hatte er ihm nicht die Wahrheit gesagt, er hatte sich herausgeredet, wie immer, drum herumgeredet, hatte schlussendlich Charmis davon überzeugen können, dass es da gar nichts interessantes gab, gar nichts wissenswertes, dass alles wie immer war, ganz gewöhnlich. Nichts verändert, Alltag. Punkt.


    Von den Erwachsenen hatte noch niemand etwas mitbekommen. Da hatte noch niemand bemerkt, dass Phaeneas komplett neben sich stand und krampfhaft damit beschäftigt war, nichts davon nach außen dringen zu lassen. Die waren alle zu sehr mit ihrem eigenen täglichen Allerlei beschäftigt. Dabei wäre es gerade für sie hochinteressant, dass es Lucianus‘ spröden Leibsklaven nach Jahren nun endlich doch auch erwischt hatte. Eine Sensation inmitten des Getratsches Roms.
    Nur wäre das Bekanntwerden dieser Angelegenheit äußerst peinlich für Phaeneas. Dass er, der sich seine Liebschaften eigentlich aussuchen müsste, zu verliebt war, um nach einer halben Absage/ Zusage alles Interesse fallen zu lassen. Frei nach dem Motto: ‚Wenn du mich unglaublich wichtigen, einflussreichen Leibsklaven eines Consulars nicht sofort und unter allen Bedingen willst, dann such ich mir jemand anderen.‘ Nur Phaeneas wollte eben niemand anderen. Und war für den Betreffenden einiges in Kauf zu neben bereit, wie man an dieser peinlichen Geschichte, die niemals aufkommen durfte, merkte. Und für dieses Phänomen hatte römische Hierarchie nun mal wenig Verständnis.
    Wenn Charmis nur den Mund hielt ... Und genau das gefiel dem bithynischen Sklaven überhaupt nicht. In dieser Sache von einem kleinen Jungen abhängig zu sein ...

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