• Classicus hatte die Pause genutzt und sich die Entwürfe genauer angesehen, während Romana ihr Herzklopfen mit dem kalten Wasser zu unterdrücken versuchte. Sie trank es in kleinen Schlucken und kreuzte den Blick über den Becherrand hinweg ab und zu mit Nuha.
    Bei seinen ersten Worten hielt sie das leere Gefäß den Sklaven entgegen, damit sie ihn nicht zwischen die Zeichnungen abstellen musste, sich ganz dem Gesagten widmen konnte. Als er endete und sie erwartungsvoll ansah, verzog sie ihre schön geformten Lippen zu einem sanften Lächeln. Dein Angebot Aemilius Classicus ehrt mich überaus und auch wenn ich mich mit der direkten Herstellung nicht annähernd auskenne, kann ich mir eine Beteiligung durchaus vorstellen. Wenn dein Sklave ein Meister seines Faches ist und du mir die Verwaltung und den Verkauf anvertrauen würdest, entspräche es durchaus meinen Vorstellungen.
    Die Offenheit ihrer Worte unterstrich die Braunhaarige mit einem eben solchen Blick aus ihren Hellblauen, gab der Grauhaarigen gleichzeitig einen Fingerzeig auf den Tisch. Während die Ältere die Entwürfe wieder an sich nahm und die Schmuckstücke zurück in die Schatulle barg, schob Romana den Goldreif zurück auf den Oberarm, sprach dabei einige ihrer Gedanken laut aus.
    Wo genau befindet sich eigentlich die Werkstatt und wann treffe ich dort deinen Meistersklaven an? Lässt du zurzeit Arbeiten? … entschuldige die vielen Fragen, am liebsten würde ich mir die Schmiede in den nächsten Tagen ansehen. Wirkte sie bisher ruhig und durchaus souverän, konnte sie nun die innere Erregung nicht mehr länger verbergen. Ihre Augen begannen noch heller zu strahlen und ihre Lippen färbten sich vor Aufregung dunkler. Der Blick streifte den Sklaven und sie deutete auf die Getränke. Vielleicht sollten wir darauf anstoßen.

  • Das Nicken von Romana fiel etwas zögerlich aus, weilten doch ihre Gedanken bereits bei der Koordination der zukünftigen Tätigkeit. Nach einem weiteren Schluck lächelte sie allerdings erneut und erhob sich. Sie war so gespannt auf die Werkstatt, dass jeder Augenblick der Verzögerung für sie unerträglich zu werden schien und auch durch das Leuchten in ihren Hellblauen immer deutlicher sichtbar wurde. Ich habe die Zeit und wenn du mir die Richtung weist, werde ich mit der Sänfte ans Ziel getragen. Natürlich wollte sie ihm die Möglichkeit geben, vor ihr dort zu sein und deshalb sah sie Nuha an. Du sorgst dafür, dass sie nicht zu schnell laufen, ich möchte mir die Gegend ansehen.
    Während die Grauhaarige davon ging, sah sich die Braunhaarige noch einmal im Atrium um. Du hast ein Händchen für schöne Dinge, ich denke ich werde deinen Geschmack in meinen nächsten Entwürfen einfließen lassen. Der leere Becher fand nun auf dem Tisch seinen Platz und Romana sah Classicus an. Ich hoffe es ist dir Recht?

  • Ich danke Dir für die netten Worte, antwortete Classicus auf das Kompliment. Ich gebe den Betrieb ja mit in vertrauensvolle Hände, nachdem was Du mir gezeigt hast, wird der Betrieb in neuem Glanze erblühn , da bin ich mir sicher.


    Auf ihr Ankündigung seinem Geschmack mit einfließen zu lassen antwortete er


    Auja das wäre schön, das wäre mir durchaus recht. Dann bedeutete Classicus Azar alles für die kurze Reise zu dem Betrieb vorzubereiten.

  • Das Leuchten war noch eine Spur deutlicher nach den Worten von Classicus. Ihre Erregung kaum noch verbergend, sah sie Azar an, der sie offenbar dort hin begleiten sollte oder wenigstens alle Vorbereitungen dazu traf.
    Sie war sich sicher, Nuha stand bereit und wartete bereits, um ihren Wünschen entsprechend aufzubrechen. Wenn wir uns so weit einig sind, werde ich mich auf den Weg begeben. Auch wollte sie nicht weiter stören. Wir sehen uns, nachdem ich mir die Gegend angesehen habe. Da es nur ein Abschied auf Zeit war, fiel er, entgegen ihrer Gepflogenheit, etwas förmlicher aus. Romana verließ, begleitet von einem Sklaven die Casa und ließ sich wenig später von der Grauhaarigen in die Sänfte helfen.

  • Durch die hellen Tücher um Caenis herum wurde die kühle Nachtluft nur leicht abgehalten. Die junge Römerin war erst einmal in ihrem Leben in Roma gewesen, das allerdings in so früher Kindheit, dass sie sich nicht mehr an den enormen Temperaturunterschied erinnert konnte. Fröstelnd zog sie sich ein wollenes Tuch enger um die Schultern und fuhr mit einer Hand zwischen zwei Vorhänge der Sänfte, um auf die Straße zu sehen.


    Es war schon zu dunkel, um mehr als Umrisse zu erkennen. Ein Stadtcohorte hatte ihnen gesagt, dass es nicht mehr weit bis zur Casa Aemilia war- doch war das bereits am frühen Nachmittag gewesen. Seit dem waren sie an unzähligen Häusern und Statuen vorbeigezogen und hatten mehrere Seitenstraßen überquert- Hoffentlich kamen sie bald an. Die Reise von Alexandria bis nach Rom war sehr anstrengend für sie gewesen. Ein Holpern der Sänfte ließ sie sich wieder zurücksetzen. Sie seufzte.


    Nach einer Weile rief ihr ihre Dienerin zu, dass sie die Seitenstraße erreicht hatten, die auf dem Mons Esquilinus ihr neues Zuhause beherbergte.
    Neugierig steckte Caenis den Kopf durch die Vorhänge und sah einen großen Schatten auf dem Hof, den der Mond von einem großen Obelisk auf den Boden malte. Zu ihrer Linken erstreckte sich ein von Fackeln beleuchteter, recht großer Komplex mit einer kleinen Stiege zum Haupttor in der Mitte.


    Kurz vor der Treppe ließen die Träger ihre Sänfte zu Boden und ihre Dienerin half ihr auszusteigen. Caenis zog sich ihren Mantel enger um ihre Schultern und ging direkt auf das Eingangstor zu. Während sie vor Aufregung fast bei der zweiten Stufe stolperte, eilte ihre Sklavin an ihr vorbei um für sie zu klopfen.

  • [Blockierte Grafik: http://daniela-osietzki.de/uploads/Quieta.jpg]
    QUIETA


    Als sich die Pforte öffnete und ein von Ketten und Ringen übersehter dunkler Kopf in der Tür erschien, schreckte die Sklavin Quieta zurück und räusperte sich, um in ihre Haltung zurückzukehren.


    "Salve. Meine Herrin Aemilia Caenis ist auf Geheiß ihres Cousins Marcus Aemilius Classicus aus Alexandria angekommen. Sie bittet um Einlass."

  • Caenis wartete, bis der exotische Sklave die Tür zum Atrium für sie öffnete und folgte ihrer Dienerin ins Innere. Zwischen den vielen Büsten und Statuen stand ein Mann, der sie neugierig in Augenschein nahm- das war also ihr ehrenwerter Cousin. Sie war ihm als Kind bereits begegnet, allerdings hatten sie bis auf einen kurzen Briefwechsel nicht viel mehr miteinander zu tun gehabt als eben verwandt zu sein.


    Auch wenn ihre Erinnerung an das Treffen fast vollständig erloschen war, hatte ihr Cousin gewisse Gesichtszüge, wie sie viele ihrer männlichen Verwandten trugen. Und genau damit wurde er ihr schon allein durch seinen Blick zu ihr sympathischer als die meisten Römer, denen sie auf der Reise nach Roma begegnet war.


    Als sie bemerkte, dass sie einige Sekunden einfach nur untätig dagestanden hatte, um ihn und das Atrium zu beschauen, lächelte sie verlegen und ging auf Classicus zu.


    "Salve, Cousin."


    Bei ihm angekommen streckte sie sich nach oben und gab Classicus gemäß dem ius osculi einen leichten Kuss zur Begrüßung.

  • Cousinchen scherzte Classicus zurück und begrüßte Caenis herzlich.


    Ich hoffe ihr seid gut hierhergekommen, die Zeiten sind ja ziemlich unsicher. Ich habt bestimmt Durst und Hunger.


    Azar bring uns bitte eine Kleinigkeit. Mit einem Wink verschwand Azar aus dem Atrium.


    Erzähl wie war Eure Reise wandte sich Classicus zurück an Caenis.

  • "Wir sind ohne Komplikationen durchgekommen, Fortuna sei Dank. Ohja, eine Kleinigkeit klingt gut, Danke."


    Der Aufforderung, von der Reise zu erzählen, kam sie zwar nach, jedoch ließ ihre Müdigkeit wenige Details zu, sodass aus einer Woche schnell eine Minute wurde. Schließlich lehnte sie sich gähnend an den Tisch und lächelte. "Und jetzt sind wir angekommen. Wie du bereits gemerkt hast, werter Cousin", beendete sie ihren kurzen Bericht und ging einen Schritt weiter in das Atrium hinein.


    "Wohnen außer dir noch Weitere unserer Familie in dieser Casa? Du musst mich unbedingt einmal herumführen."

  • Nein momentan wohne ich hier alleine, leider und da ich auch oft in der Castra bin ist Azar oft hier und wacht über die Casa. Ihn hast Du bereits kennengelernt. Classicus grinste. Das äussere Erscheinungbild Azars war für viele, die ihn das erste Mal sahen, gewöhnungsbedürftig.


    Während Classicus sprach kam Azar und brachte Becher mit verdünntem Wein und eine Schale mit Obst.


    Ich habe Azar ein Zimmer herrichten lassen, du bist bestimmt erschöpft, wenn du Dich ausruhen willst führt Dich Azar hinauf.

  • Caenis nippte bereits an einem Becher mit verdünnten Wein, als ihr Cousin ein für sie hergerichtetes Zimmer ansprach. Erst dann bemerkte sie, wie müde sie sich wirklich fühlte.


    "Ich denke, dass wir die Hausführung wirklich auf einen anderen Tag verlegen. Ich werde mich gerne von Azar nach oben geleiten lassen."


    Sie lächelte zu dem Sklaven, dessen exotisches Aussehen sie in keinster Weise abschreckte- es zog sie eher an und weckte ihre Neugierde. Sie hatte in Alexandria bereits einige dunkelhäutige Sklaven gesehen, jedoch kaum welche mit einer solchen Pracht an Ketten und Ringen. Ob das religiöse Schmuckstücke waren oder "einfach nur" Schmuck? Sie nahm sich vor, ihn morgen bei einer passenden Gelegenheit danach zu fragen.

  • [Blockierte Grafik: http://img94.imageshack.us/img94/8262/xerxesu.jpg]
    AZAR


    Es wurde ruhig. Bei Isis, es wurde ruhig. Der Pulk war weiter gezogen, hatte die Nebenstraße, in der sich die Casa Aemilia befand, und damit sein Zuhause, größtenteils zu ihren Gunsten (und dem Verhängnis der an der Hauptstraße gelegenen Häuser) verschont.


    Er war panisch geworden, als das laute Gebrüll der Massen den Berg hochrollte, hatte wild Wertgegenstände in unauffällige Nischen gebracht und mit Rhamphias Fenster verriegelt und Türen mit Schränken zugestellt. Sie hatten beide, bedingt durch die Abwesenheit des Dominus und der jungen Aemilia, zusammen die temporäre Leitung der Casa übernommen und damit die Verantwortung über ihr Wohlergehen. Wie würde der Herr Aemilius ärgerlich werden, wenn er von dem Feldzug in sein Domizil kommen würde und alles verwüstet oder gar komplett zerstört und ausgeraubt sei!
    Die letzten horae hatten die beiden Sklaven also mit Stäben bewaffnet auf der Innenseite der porta gekauert und unruhig die Straße beobachtet, aber es schien nichts zu kommen. Ab und an verirrten sich ein halbes Dutzend oder etwas mehr in den Hof, drehten aber - Isis sei Dank! - recht zeitig wieder um, um sich den restlichen Massen auf den Hauptstraßen anzuschließen.


    Als es endlich ruhig wurde am Mons Esquilinus, wenn auch verstörend ruhiger als es normal zu dieser Stunde sein müsste, atmete Azar laut aus und merkte, wie eine große Last von seinen Schultern zu fallen schien. Er sah zu Rhamphias hinüber, der den großen Stecken an die Wand lehnte und anschließend grinsend in Azars Richtung nickte. Sie hatten es geschafft. Oder viel mehr- sie hatten Glück gehabt. Unmengen an Fortunas Segen. Doch was war mit der jungen Aemilia? Sie war vor ein paar Monden in der Casa Iulia untergekommen, weil der Dominus Angst hatte, sie würde während seinem Feldzug nur vereinsamen. Er hatte sie selbst in die Casa Iulia begleitet- sie lag viel näher an der Hauptverkehrsader als die Casa Aemilia! Ein Kribbeln setzte sich in seiner Brust fest. Es konnte- es durfte der jungen Herrin nichts passiert sein! Sie war zwar sehr still gewesen, aber immer nett zu ihm und noch dazu sehr hübsch anzusehen! Er nahm sich vor, ein doppeltes Maß an Trankopfern für Isis und Fortuna zu opfern und überließ Rhamphias die erste Wachschicht am Fenster neben der porta.


    Am hauseigenen Schrein angekommen dankte er Isis und Fortuna mit einem Weinopfer, bat sie um ihren Segen und Schutz für den Dominus, die Aemilia und, wenn es denn nicht zu viel verlangt sei, auch für Rhamphias und sich selbst. Der ägyptische Sklave legte etwas Weihrauch in eine Kohleschale, um den Laren des Hauses und dem Genius zu danken, die er für ihr Glück verantwortlich machte.
    Jetzt wollte er sich aber unbedingt hinlegen- Er musste ausgeruht sein, wenn es doch noch zu einem Überfall kommen sollte und wenn nicht spätestens wieder hellwach, wenn er selbst die nächste Wachschicht übernehmen musste.
    Kurz bevor ihm die Augen zufielen dachte er daran, bei der Rückkehr des Dominus um einen weiteren Sklaven zu bitten. Bei der Größe der Casa und der Gefahr durch Unruhen schien es ihm nur sinnvoll und angebracht- doch im Endeffekt lag alles in den Händen des Dominus, dachte er.
    Er konnte ja nicht ahnen, dass die junge Aemilia nur ein paar Tage später einen eigenen Sklaven erstehen würde, der durchaus auch seinem Kommando unterlegen sollte, schließlich war er derzeit der Maiordomus des Hauses.

  • Classicus war eine gefühlte Ewigkeit fort gewesen.


    Als er wieder in Rom angekommen war, fand zuerst noch ein Appell statt.
    Jetzt fand sich endlich Zeit, mal zuhause nach dem rechten zu sehen.


    Er hoffte Aemilia Caenis hatte die Unruhen bei den Iuliern gut überstanden. Jetzt würde Classicus erst einmal die Casa inspizieren und sich dann zu den Iuliern begeben.


    Er betrat die Casa .... augenscheinlich war sie nicht verwüstet.

  • [Blockierte Grafik: http://img694.imageshack.us/img694/7950/ianatoraemilier.jpg| Rhamphias


    Mit einem Knüppel bewaffnet trat der aemilische Sklave hinter einer Säule hervor und erkannte seinen Herren in dem vermutenden Eindringling, der ohne Klopfen die Casa betreten hatte.


    Sofort ließ er die Waffe sinken und lief mit erleichterten Lächeln auf Classicus zu. "Dominus! Herr! Ich freue mich sehr, Euch zu sehen. Entschuldigt, dass ich Euch nicht angemessen begrüße. So kurz nach den Überfällen...", sprach der Sklave aufgeregt und merkte dann, dass sein Herr sich bestimmt erst einmal ausruhen wollte.


    "Möchtet Ihr eine Erfrischung? Soll ich der Herrin Caenis Bescheid geben, dass ihr wieder eingetroffen seit? Sie befindet sich im Moment in ihrem Cubiculum."


    Dass Azar noch auf dem Markt war, wollte er als nächstes erklären. Aber vielleicht wollte das der Dominus auch nicht sofort wissen.

  • Rhamphias antwortete Classicus erleichtert.


    Wie ich sehe habt ihr das Haus gut verteidigt. Er ging auf den Sklaven zu und klopfte ihm auf die Schulter. Habt ihr alle die Unruhen unbeschadet überstanden ?


    Nun ja bring mir eine Erfrischung und etwas Obst. Ich werde mal den Hortus inspizieren.


    Dann informiere Caenis das ich da bin.

  • [Blockierte Grafik: http://img694.imageshack.us/img694/7950/ianatoraemilier.jpg| Rhamphias


    "Ja, Dominus!", antwortete Rhamphias und nickte. "Zum Glück haben sich nur wenige Rebellen vor die Casa verirrt. Azar und ich haben den Eingang gut versperrt, es kam niemand durch. Die Pflanzen im Vorgarten sind allerdings schwer beschädigt worden und einige Schmierereien an der Front müssen entfernt werden...", zählte der Sklave auf, doch als Classicus nach einer Erfrischung verlangte, nickte er nur schnell und eilte davon um Caenis zu informieren und die gewünschten Speisen zu bringen.

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