Ein Atrium von dem man nicht viel sah, weil darin lauter Leute standen und das früh morgens. Was war los? Klar: Salutatio.
Salutatio
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Als einer der ranghöheren, aber immer noch nicht ranghohen Klienten des Consulars Vinicius Hungaricus war selbstverständlich auch Vala mit von der Partie. Für ein persönliches Stelldichein hatte es nicht gereicht, vor allem, da der Vinicier kaum mehr als wenige Tage im Monat in Rom verbrachte, und diese mit zahlreichen Mitgliedern der oberen 500 vollgepropft waren, zu denen Vala noch lange nicht gehörte. So blieb ihm nichts anderes übrig, als zu einer der wenigen Salutationes zu marschieren die der Consular noch für den restlichen Pöbel abhielt. Und der war beachtlich groß, auch wenn man Vala bald weiter nach vorne bugsierte, zusammen mit dem Aurelier, den er in einer Art Tauschgeschäft mit hergebracht hatte. Es dauerte trotzdem seine Weile, bis sie an der Reihe waren dem Vinicier die Aufwartung zu machen, und Vala sah sich nervös um, ob Sabina hier nicht irgendwo rumschwirrte und eine der oftmals ausgekosteteten Gelegenheiten wahrnahm ihm einen schmerzhaften Stich zu verpassen. Aber sie schien ihn zu verschonen, während er in kleineren Gesprächen mit anderen Wartenden die Zeit totschlug, bis sie endlich an der Reihe waren.
"Consular Vinicius, mein Patron, willkommen zurück im Herzen der Welt.", begrüßte Vala eine weitere Koryphäe der römischen Politik auf seinem Weg durch die inoffiziellen Zentren des Geschehen in Rom. Er verzichtete darauf sich vorzustellen, auch wenn es Jahre her war, seit sich die beiden gesehen hatten, und sie seitdem spärlich per Brief Kontakt gehalten hatten. Er pokerte in dieser Sache einfach auf das Können des vinicischen Nomenclators um einer peinlichen Szene am Anfang zu entgehen.
"Wie ich gehört habe, hat man dir einen sechsten germanischen Winter zugemutet, ohne dir danach noch den grünen Sommer meiner Heimat zu gönnen. Lass mich dir als spätes Willkommensgeschenk etwas für dich und deine Frau überreichen, auch wenn du es ihr leider in absentia meiner selbst überreichen wirst.", mit diesen Worten überreichte er dem Consular eine in feine Seide eingewickelte Schmuckscheibe, deren Ränder mit feinen Ornamenten auf einen im Zentrum abgebildeten Adler, das Wappentier der ersten Legion, in der der Consular vor vielen Jahren seine Anfänge genommen hatte. Für die Frau hatte Vala eine aus feiner hellblauer Seide gefertige Palla mit silberfädendurchwirkten Rändern fertigen lassen. Trotz der einnehmenden Optik der Gegenstände hatte Vala das Gefühl, ihrer Herkunft wegen noch etwas hinzuzusetzen: "Ich.. eh.. ich habe die Dinger anfertigen lassen, nachdem die Götter Mantua von ihrem Fluch befreiten. Ein Priester des Apoll hat sie in einem Opfer mit einem Segen des Gottes versehen."
Sim-Off: WiSim!
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Der Nomenclator tat gute Dienste, doch konnte Hungi sich gut an den jungen Mann erinnern, der damals, etliche Jahre ist es doch schon her, quasi in sein Büro platzte und so mir nix dir nix sein Klient werden wollte. Es war sein forsches Auftreten das durchaus beeindruckte, aber die Tatsache, daß der andere Duccier, Marsus, bereits Klient von seinem Bruder war, hatte dem Jungspund die Tür erst so wirklich geöffnet.
Duccius Vala. begrüßte er seinen Klienten und kam eigentlich kaum dazu, irgendetwas großartig zu erwidern, da wurde ihm schon ein Geschenk in die Hand gedrückt. Noch dazu eines der wertvolleren Sorte. Beeindruckend, das war sein erster Gedanke und er begutachtete mit durchaus einem freudigen Gesichtsausdruck die Präsente. Vielen Dank Duccius. Doch wie komm ich zu dieser Ehre? Die Frage, ob der Duccier etwas angestellt hatte, ließ er lieber unausgesprochen.
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"Du bist zu bescheiden, werter Patron.", lächelte Vala die Frage weg, die ihn bei schon so vielen anderen Salutationes den letzten Nerv geraubt hatte, "Ich sehe es als vollkommen selbstverständlich an, meine Wertschätzung für dich und deine Frau nach einer so langen Zeit mit einem kleinen Präsent auszudrücken."
Sprach's und beließ es dabei, in seinem Innern stoisch den Schmerz des wahlkampfbedingten Kaumzeilerns ertragend.
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Diplomatisch ausgedrückt, doch in seinem Inneren mutmaßte Hungi dennoch, daß der Duccier etwas ausgefressen hatte. Doch würde er ums Verrecken nicht darum fragen, denn wenn tatsächlich in der Richtung etwas passiert wäre, dann würde der Duccier schon von sich aus etwas verraten und dann würde Hungi es sowieso früh genug erfahren.
In dem Falle danke ich dir herzlich. Auch im Namen meiner Frau. Mit diesen Worten gab er die Geschenke an einen seiner Bediensteten weiter. Dann bemerkte der Hausherr die Begleitung des Duccius. Und wer ist der junge Mann, den du mitgebracht hast?
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"Das, geschätzter Patron, ist Sextus Aurelius Lupus.", stellte Vala seine Kompagnon knapp vor, "Sohn des Numerius Fulvus. Er kandidiert mit mir zusammen für die Quaestur bei den kommenden Wahlen..."
Ein aufforderner Blick in Richtung des Aureliers deutete demselben, sich am besten selbst ausführlicher vorzustellen um Werbung für sich zu machen. -
Ah, du kandidierst? Also nichts ausgefressen, aber dennoch nicht ohne Hintergedanken. Wäre ja mal etwas anderes gewesen.
Schön, daß ich auch davon erfahre. bemerkte er schmunzelnd und ganz, ganz leicht verärgert, bevor er sich dem Aurelier zuwandte.
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Sextus hatte sich darin geübt, es der Inneneinrichtung gleichzutun, während er dem Gespräch zwischen Klient und Patron aufmerksam lauschte: Still sein und gut aussehen. Solange er nicht an der Reihe war, wollte er nicht dadurch auffallen, dass er herumhampelte oder ungefragt seine Meinung zum Besten gab. Die paar Augenblicke hatte er nach der restlichen Warterei nun auch noch Zeit, und so lauschte er einfach aufmerksam und wartete darauf, an die Reihe zu kommen.
Als der blick des Viniciers auf ihm zu ruhen kam, war dieser Zeitpunkt scheinbar gekommen, auch wenn sein Gegenüber nichts gesagt hatte. Lediglich hatte er einen kurzen Kommentar zur Erklärung seines Klienten abgegeben, dass dieser kandidieren wolle.
“Salve, Consular Vinicius. Wie dein Klient schon richtig gesagt hat ist mein Name Sextus Aurelius Lupus, Sohn von Numerius Aurelius Fulvus.“ Über den kleinen Schnitzer mit dem Namen seines Vaters ging Sextus einfach hinweg, indem er ihn richtig stellte. “Zunächst einmal möchte ich dir danken, dass du mich empfängst. Leider hatte ich bislang noch nicht die Gelegenheit, mit dir zu sprechen.“ Zwar hatte Sextus ihn sowie seine Gemahlin zu Sponsalia und Hochzeit damals geladen, allerdings war der gute Vinicier zu dieser Zeit LAPP von Germania gewesen, und es hatte niemand ernstlich damit gerechnet, dass er kommen könnte. Allerdings wollte man ja höflich sein und hatte dennoch geladen. Nur dass Sextus jetzt nicht so plump sein wollte, dem Vinicier das in Erinnerung zu rufen. So etwas klang immer etwas verzweifelt, und von Resignation war Sextus weit entfernt.
“So wollte ich diese Gelegenheit gleich zweifach nutzen, um diesen Zustand zu ändern und um dich in aller Bescheidenheit um Unterstützung bei meiner Kandidatur zum Quästor zu bitten.“ -
Der Vater des jungen Aureliers war Hungi nicht bekannt, vielleicht eine kleine Nummer im Senat? Wenn er denn Senator war. Auf der anderen Seite konnte Hungi natürlich nicht jeden Senator kennen - schon alleine wegen seiner langjährigen Abwesenheit aus Rom. Oder ihm fiel einfach nicht das Gesicht dazu ein. Oder der Vater war eben kein Senator. Konnte ja auch in den besten Patrizierfamilien vorkommen.
Zum Quästor also? Dann hast du das Vigintivirat offensichtlich schon hinter dir. stellte er mehr oder weniger überflüssig fest. Sieht man allerdings von deiner Bekanntschaft mit meinem Klienten ab, warum sollte ich dich unterstützen? fragte er in einem neutralen bzw informationsinteressierten Tonfall.
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'Weil ich so ein netter Kerl bin und ganz lieb Bitte gesagt habe' zählte vermutlich nicht als Argument. Abgesehen davon, dass Sextus nicht Bitte gesagt hatte. Oder unter die engere Definition von 'netter Kerl' fiel. Oder er selbst so einen Schmarrn als Argument hätte gelten lassen.
“Abgesehen von der Bekanntschaft mit deinem Klienten Duccius sprechen mein bisheriger Werdegang und mein Name hoffentlich für mich. Wie du bereits festgestellt hast, war ich vor zwei Amtszeiten Vigintivir. Um genauer zu sein bekleidete ich das Amt eines Decemvir litibus iucandis. Desweiteren bin ich Salier und habe einen Platz im Collegium Haruspicium.“ Vor allem letzteres konnte, musste aber nicht für den Vinicier interessant sein. Sofern man ein öffentliches Opfer publikumswirksam begehen wollte, war es sehr nützlich, den die Leberschau durchführenden Haruspex gut genug zu kennen, um zu wissen, was dieser verkünden würde. Allerdings sah der Vinicier nun nicht unbedingt so aus, als müsse er irgendetwas wichtiges dem Pöbel möglichst eindrucksvoll vorführen.
“Mein verstorbener Verwandter Marcus Corvinus, der ebenfalls dein Klient war, sprach stets voller Achtung von dir und deiner Unterstützung. Auch stehst du bei meinem Patron Tiberius Durus in hohen Ehren. Eingedenk dieser Freundschaften hatte ich gehofft, dass du mir diesen Gefallen erweisen könntest, auf dass ich ihn zu gegebener Zeit erwidern kann.“ Schließlich wusch eine Hand die andere. -
Selbstverständlich sprach er das Prinzip des Do, ut des an, das wohl römischste aller römischen Prinzipien des gesellschaftlichen Lebens (und nebenbei gesagt, auch des religiösen). Und eben weil es so verhaftet war im römischen Denken hätte es eigentlich gar nicht ausgesprochen werden müssen. Aber der junge Aurelier hatte zum Glück noch andere Würfel in der Hand.
Ah, du bist der Klient meines Klienten? Na das vereinfacht die Sache doch zunehmend. Daß er Verwandter seines verstorbenen Klienten war, mußte für Hungi nichts heißen. Die Leute schimpften sich ja schon als verwandt, wenn sie nur den gleichen Gentilnamen trugen, obwohl ihre Blutsbande so verwässert war wie der Tiber bei Hochwasser. Wenn überhaupt.
Welches Amt genau strebst du an? Hast du schon Präferenzen?
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Auch in der Politik war es wie überall. Vitamin B war einfach durch nichts zu ersetzen, und in diesem Moment war Sextus froh, dass er den richtigen Bekannten aus dem Ärmel geschüttelt hatte.
“Ich interessiere mich vornehmlich für das Amt des Quaestor Urbanus. Principis oder Consularis wären zwar sicherlich höher angesetzt, allerdings aufgrund der Gepflogenheiten bei der Vergabe und da ich keinen der kandidierenden Consuln persönlich kenne, wohl nur schwerlich erreichbar.“ Um nicht zu sagen unmöglich. -
Der Posten des Quästor Urbanus ist auch kein schlechtes. sprach der Hausherr. Ganz gleich, welches Amt angestrebt wurde, ohne viel Unterstützung im Hintergrund würde man nicht einmal das niedrigste bekommen.
Wenn du deine Arbeit ordentlich machst, wird es auch kein Hindernis für deine weitere Karriere sein. Auch ich hatte einst dieses Amt inne, und geschadet hat es mir keineswegs. plauderte er ein wenig aus dem Nähkästchen.
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“Oh, wirklich?“ tat Sextus leicht überrascht. Zwar hatte er nicht gewusst, dass der Vinicier dieses Amt inne gehabt hatte, allerdings ersah er sich daraus auch keinen direkten Vorteil. Es war mehr ein Gesprächsfüller, damit keine Redepause entstand.
“Ich habe zumindest vor, dieses Amt nach Kräften und bestem Gewissen auszufüllen, wie ich das Vigintivirat auch schon versehen habe.“ Und da waren immerhin keine Klagen gekommen, auch wenn der für Sextus zuständige Prätor manchmal über dessen Eifer gestöhnt hatte. “Und ich kann nur hoffen, dass es für mich – mit der richtigen Unterstützung – ähnliche Früchte trägt, wie für dich.“ -
Ich bin mir sicher, daß es das tun wird. antwortete er, dann wandte er sich dem jungen Germanen zu.
Duccius, ich hoffe, daß du es deinem Begleiter gleich tust und dich ebenso bei den verschiedenen Senatoren vorstellst. Wobei bei manchen einschleimen eher helfen würde.
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"Selbstverständlich.", antwortete Vala wie vom Scorpio geschossen, obwohl er dem Gespräch nur mit halben Ohr aber dafür umso interessierenter dreinblickend gelauscht hatte, "Ich habe bereits mit dem Consular Purgitius gesprochen, der Patron des Aurelius und dein Klient Tiberius Durus steht noch aus.." ...was folgte war eine kurze Auflistung all jener wichtigen Persönlichkeiten die Vala vorhatte in den nächsten Tagen vor der Wahl aufzusuchen. Wobei nicht alle so erfolgversprechend verlaufen würden wie diese hier. Oder das beim Purgitier. Zwei Senatoren hatten ihn kurzum vor die Tür setzen lassen, was Vala zähneknirschend hatte hinnehmen müssen. Letztlich waren ihm derart offene Gegnerschaften lieber als all jene, die hinter den Kulissen gegen ihn intrigierten. Allerdings hatte bisher noch keine größere dieser Art zugeschnappt, und Vala fragte sich, ob das Etablissement ihn wirklich duldete.. oder einfach auf den besseren Moment wartete.
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Duccius, du führst einen zeitraubenden Wahlkampf. sprach der Patron aus, was auch das erste war, was ihm dazu einfiel. Denn so wie der junge Duccier sprach, hatte er die Vorstellung, daß dieser bei jedem einzelnen Senator angeklopft hatte und einzeln mit ihnen sprach.
Jetzt wird es zu spät sein, aber bei deiner nächsten Kandidatur solltest du ein Fest geben, das würde die Sache sicher vereinfachen.
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"Für mich sind die Worte Synonym, mein Patron.", lächelte Vala müde, "Allerdings habe ich noch keinen Namen, der allzu viele der von mir um Unterstützung gebetenen Männer tatsächlich erscheinen ließe. Noch habe ich ein eigenes Heim, das solchen Zwecken zur Genüge gereichen würde. All das baue ich mir allerdings gerade auf... aber es wird seine Zeit dauern, Vinicius. Du kannst dir allerdings versichert sein, sobald ich in der Lage bin derartigen Standards zu genügen wirst du einer der ersten sein, die von mir persönlich zu einer solchen Gegebenheit eingeladen werden."
Wobei das Erreichen derartiger Standards für Vala noch in ungeahnter Ferne liegen würde. Den Namen konnte er sich vergleichsweise billig machen. Aber der Kauf einer repräsentativen Casa würde seine Finanzen in unglaublichem Maße überstrapazieren.
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Naja, im Notfall kann man auch über ein Fest in meiner bescheidenen Hütte nachdenken. erwiderte der Patron schmunzelnd.
So. Wenn nun alles besprochen wäre, ihr versteht, meine Pflichten rufen.
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"Vielen Dank dafür... ich werde darauf zurückkommen.", nickte Vala das Angebot seines Patrons ab, bevor er sich hinauskomplimentieren ließ, "Und wir wollen dich nicht von diesen abhalten. Vielen Dank für deine Zeit, mein Patron. Vale bene..."
Sprach's, und verschwand mit seinem aurelischen Partner wieder..
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