Tablinum | I. Quintilius Sermo et Malchus Magonidas

  • Sermo war überrascht gewesen unangekündigten Besuch zu bekommen. So hatte er die 'Freizeittunika' gegen eine schickere, repräsentative Tunika getauscht und sich im Tablinum hinter dem schweren Schreibtisch niedergelassen, an dem er vorgab schwer beschäftigt zu sein. Als Issa den Mann, der sich als Malchus Magonidas vorgestellt hatte, hereinführte, blickte er von einem Brief, der schon einige Tage alt war, auf. "Sei gegrüßt, Magonidas. Bitte setz dich. Was führt dich her?" Er bot ihm nebenbei etwas zu trinken an und richtete sich dann im Stuhl gerade auf, um Aufmerksamkeit und Interesse zu heucheln. Was wollte der Kerl? Er hatte von einer schwangeren Sklavin gesprochen, wobei es sich nur um Caelyn handeln konnte. Was hatte sie bloß wieder angestellt? Und wo war sie überhaupt schon wieder? Seltsamerweise hatte Sermo die Keltin an diesem Tag noch kein Mal zu Gesicht bekommen. Versteckte sie sich? Oder war sie schon wieder auf dem Markt unterwegs? Er musste ihr dringend austreiben, so überschwänglich sein Geld auszugeben!

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    Malchus bedankte sich für die freundliche Begrüßung und Aufnahme.
    Er überlegte in der Zeit in der er Platz nahm einen kurzen Moment ob er nach den ihm normal vorkommenden Gepflogenheiten erst eine Weile über Unwichtiges reden sollte bevor er zum eigentlichen Anliegen kam. Doch entschied sich dagegen. Inzwischen hatte er schon genug Erfahrung mit römischen Aristokraten gesammelt und wusste das diese selten für die normalen Sitten und Anstand zu haben waren und auf ihre eigenen Wert lagen. So eröffnete er das Gespräch und kam recht schnell auf den Punkt.
    "Nun ich hoffe ich störe dich nicht zu sehr mit meinem unangemeldeten Besuch und habe auch nicht wirklich ein Anliegen was enorme Tragweite hat. Auch ist mir durchaus bewußt das du mich nicht kennst. Daher hoffe ich das du mein schnelles Vordringen entschuldigst. Ich war gestern auf dem Markt und kam da in ... Kontakt... mit einer schwangeren Sklavin die mir gegenüber die Auskunft traf das du ihr Besitzter bist", er fügte eine knappe Beschreibung von Caelyn an, denn auch wenn sie bisher die einzige schwangere Sklavin war die er bisher hier in Mogontiacum gesehen hatte sie ja nicht die einzige sein musste, " bevor ich dich weiter belästige stellt sich mir nun die Frage ob dies korrekt ist. Ebenso halte ich es für meine Pflicht dich darauf hinzuweisen das sie mit einem anderen Sklaven dort... verkehrte... der wenn es deiner war... nun wie soll ich sagen deinen Haushalt nicht gerade würdevoll vertritt!"


    Malchus hatte sich bemüht während seiner Eröffnung möglichst reines Latein zu sprechen und auch wenn ihm dies gelungen war konnte er seinen punischen Akzent doch nicht unterdrücken.

  • "Du meinst vermutlich Caelyn," bestätigte Sermo sofort, als er die Beschreibung gehört hatte und überging damit das entschuldigende Gewinsel des Peregrinus. Zwar mochte es etliche blonde Frauen in Mogontiacum geben, die gerade schwanger waren. Jedoch würde wohl keine von ihnen behaupten Sermo zum Herrn zu haben. "Allerdings war es nicht mein Sklave, mit dem sie unterwegs war, da kannst du sicher sein." Gut möglich, dass Caelyn sich auf dem Markt Freunde gesucht hatte. Womöglich andere Sklaven, wer wusste das schon? Vielleicht sollte er Issa demnächst mit ihr mit schicken? Denn, anders als der Magonide wohl dachte, war der einzige männliche Sklave, der derzeit hier lebte, gestern den ganzen Tag bei Sermo gewesen und hatte ihn bei seiner Arbeit unterstützt. "Weshalb also bist du hier?" Ein Stirnrunzeln begleitete seine Frage, denn er fürchtete bereits, dass er Caelyn wieder bestrafen musste. Dabei hatte er ihr doch vor ein paar Tagen erst die Füße blutig geschlagen.

  • Malchus rückte etwas unruhig auf dem Stuhl hin und her. Erfuhr er doch gerade das der Sklave der bei... Caelyn hieß sie also, nicht seiner war. Dann musste er also anderweitig schauen wer der Herr dieses Sklaven war.
    Dann rief die Frage von Sermo ihn aber wieder aus seinen Gedanken und forderte ihn. Gegen allen seinen Gewohnheiten und Erlernten niemals direkt auf das eigentlich Geschäft zu kommen schien ihm das hier der einzige Weg. Der Römer zeigte deutlich das er nicht viel Geduld mit ihm haben würde und schon gar nicht viel von normalen Umgangsformen beim handeln hielt.
    "Nun entschuldigt meine Direktheit aber ich würde die Sklavin gerne kaufen. Ich habe ein Problem bei dem nur sie mir helfen kann. Meine Frau wird demnächst, schätzungs weise ein paar Wochen vor ...Caelyn..., Mutter werden und die Amme die wir von Melita aus mitgenommen haben hat die Reise nicht als schwangere überstanden und das Kind irgendwo zwischen Galien und Britannien verloren. Ich brauche also demnächst eine Amme und Caelyn scheint mir im Moment die einzige verfügbare funktionierden... Brust zu sein. Ich würde dir natürlich auch einen guten Preis bezahlen oder vielleicht, kenn ich doch nicht die genauen Aufgaben von Caelyn in deinem Haushalt", von wem ist sie wohl schwanger dachte Malchus nebenbei, "bist du auch an einem Tausch interessiert?"

  • Eine krepierte Amme. Soso. Und deshalb sollte Sermo jetzt seine kleine Keltin verkaufen? An diesen dahergelaufenen Südländer? Wohl kaum!
    "Caelyn ist unverkäuflich," ließ er daher ungerührt verlauten. "Und an einem Tausch bin ich auch nicht interessiert, danke." Wieso sollte er auch gerade die Sklavin verkaufen, die er seit viel zu langer Zeit vernünftig zu erziehen versuchte? Wenn er sie jetzt abgab, würde er nie erfahren, ob sie nicht doch noch zu etwas zu gebrauchen war. Aber das würde er natürlich Magonidas nicht erzählen. "Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass Caelyn die einzige Schwangere in Mogontiacum ist. Du solltest dich also genauer informieren. Irgendwer wird deinem Weib schon als Amme zur Verfügung stehen wollen."

  • Malchus schaute Sermo genau an und antwortete dann:
    "In Anbetracht deines bisherigen auftreten gehe ich auch sicherlich richtig in der Annahme das deine Entgegnung kein Beginn eines feilschens war und ich mir jedes weitere Angebot sparen kann da dies soeben dein letztes Wort war?"
    "Falls doch bin ich wie gesagt bereit einen guten Preis zu zahlen oder wärst du vielleicht daran interessiert das Tauschobjekt vorher mal zu sehen? Das Caelyn nicht die einzige schwangere in Mogontiacum ist kann ich mir auch nicht denken, doch ist der Sklavenmarkt hier doch arg begrenzt und der allergrößte Teil der angebotenen Waren kommt ja direkt von der anderen Flußseite und sowas will ich nicht in meinem Haus haben. Mal ganz davon ab das der Wunsch nach einer schwangeren wenig vor der Niederkunft stehenden und verkäuflichen Sklavin schon in wesentlich größeren Städten schwer zu erfüllen wäre."


    Sermos Antwort hatte Malchus eigentlich jede Hoffnung auf einen positiven Abschluß genommen er wollte aber trotzdem noch einen letzten Versuch starten.

  • "Nichts dergleichen," gab Sermo zurück, als Malchus ihn ob des Feilschens fragte. Man konnte ihm schon glauben, wenn er eine solche Aussage tätigte. Was sein Gegenüber dann weiter ausführte, irritierte den Quintilius allerdings irgendwie.
    "Eh...nein. Du verstehst mich falsch. Ich beziehe mich nicht strikt auf eine Sklavin. Ich meine einfach nur 'Schwangere'. Also schwangere Frauen, egal ob Sklavin oder Peregrina. Es wäre doch kein Problem, eine Freie einige Monate als Amme einzustellen, oder nicht?" Irgendwie wollte ihm gerade nicht ganz klar werden, was der Mann da von ihm wissen wollte.

  • Malchus ging kaum auf die letzte Frage des Hausherren ein.


    "Natürlich... na gut wie auch immer ich bedanke mich dann für die Gastfreundschaft und das du etwas von deiner knappen Zeit mir gewidmet hast. Ich werde dich dann nun mal wieder zu den wichtigen Dingen zurückkehren lassen und verabschiede mich. Ich wünsche noch einen erfolgreichen Tag."

  • "Es war mir ein Vergnügen," floskelte Sermo zurück, der seine Worte selbstverständlich nicht so meinte. "Vale Magonidas," verabschiedete er seinen Besucher daraufhin und gab Issa einen gebieterischen Wink, auf dass der Sklave Malchus zur Tür geleite. Stirnrunzelnd sah er dem Mann einen Augenblick gedankenverloren nach, als dieser hinausgeführt wurde, darüber grübelnd was in mancherleuts Köpfen so vor sich ging. Wie kam dieser Tor auf die Idee, er wolle ernsthaft eine schwangere Sklavin verkaufen, bevor sie überhaupt das Sklavenkind zur Welt gebracht hätte? Hielt dieser Peregrinus ihn etwa für so verschwenderisch? Wie dem auch sei, jetzt war es Zeit für den Thermenbesuch, von dem Sermo sich auch nicht weiter wollte aufhalten lassen.

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