Triclinium Minor | Obskure Gespräche

  • Nun schien der junge Flavier zufriedengestellt zu sein, sodass Durus ihm in Gedanken nur beipflichten konnte - offensichtlich war ihr Plan nicht allzu schlecht.


    "Nun, zum einen wollte ich unterschiedliche Perspektiven auf unseren Plan einholen, um möglichst viele Schwächen und Fehler aufzudecken und zu eliminieren. Zum anderen hätte ich noch eine etwas delikatere Aufgabe - um Kontakt mit den Verschwörern in Germania zu halten, würden wir noch einen Gesandten benötigen, der notfalls mit Annaeus Modestus verhandeln und den Plan kompetent darlegen kann..."


    Natürlich konnte der alte Tiberier seinen Klienten nicht zwingen, eine solch gefährliche und zeitaufwändige Reise anzutreten, aber da er bisher kein Amt innehatte, war es zumindest möglich, dass er sich dafür bereit zeigte.

  • Nun also kam der funkelnde Kern im Inneren, Quintessenz des Gespräches, mit einem Schlag ans Licht und wie vom Donner gerührt erschrak der junge Aristokrat innerlich, ohne jedoch die ernste und pflichtbewusste Miene in seinem Anlitz zu verziehen. Er sollte also als Gesandter in Germania fungieren, wiewohl eine gewiss essentielle so doch auch eine überaus brisante und höchstgefährliche Aufgabe, barg doch die bloße Reise in den Norden allein bereits unzählige Gefahren, vielmehr noch das verschwörerische Gedankengut, welches der junge Mann, in seinem Kopfe wohl verborgen, bis dorthin transportieren musste. Dennoch war Flaccus zu sehr Römer, als dass die Aussicht auf Gefahren sein Pflichtbewusstsein gegenüber seinem patronus würde trüben können. Und offenbar war jener Tag, welchen der Tiberier vor gar nicht allzu langer Zeit noch in unbestimmte Zukunft projiziert hatte, rascher herangeeilt, als erwartet. Auch kamen ihm die Worte eines gewissen Aureliers in den Sinn, wenngleich seine "Tätigkeit" in Germanien wohl gänzlich anderer Natur sein würde, als etwa jene eines gewählten Quaestors, eines Tribuns oder gar Legaten. Die Möglichkeit, die Bitte, vielmehr die ihm zugewiesene Aufgabe des Patrons auszuschlagen kam dem jungen Mann also gar nicht in den Sinn, so dass er nach einiger Zeit des Überlegens bedeutungsschwer nickte. "Ich könnte mir durchaus vorstellen, diese, wie du sie bezeichnest, delikate Aufgabe zu übernehmen ... doch", warf er sofort ein, sich gleichsam selbst unterbrechend, "Hat sich Annaeus Modestus bereits grundsätzlich mit dem Vorhaben einverstanden erklärt? - Ist er eingeweiht?" Denn wenn Flaccus eine Sache gewiss nicht tun wollte, so war das mit dem Legatus Augusti über die Verschwörung zu plaudern, nur um dann in Germanien als Verräter hingerichtet zu werden. "Darüber hinaus...", fügte er noch nach einer kurzen Gedankenpause hinzu, "... ist es wichtig, dass ich rechtzeitig zurück in Rom bin, um meine Kandidatur für das nächste Jahr bekannt zu geben - mein Vigintivirat darf sich nicht noch länger verzögern." Schließlich hätte er dieses Amt bereits jetzt bekleiden sollen, ein Umstand, der lediglich durch eine Verkettung unglücklicher Umstände von den Göttern verhindert worden war.

  • Obwohl Durus eigentlich nichts anderes erwarten durfte von einem Klienten, erstaunte es ihn doch ein wenig, dass Flaccus so prompt zusagte. Bis vor kurzem hatte er noch nicht einmal geahnt, welche Vorgänge sich hier regten - und nun würde er selbst ein tragender Teil von ihnen werden.


    "Das ist er. Zwar weichen seine Pläne eigentlich ein wenig von den unseren ab, aber er wird sicherlich durch dich umgestimmt werden können. Natürlich wirst du gern an unserem nächsten Treffen teilnehmen können, sodass du auch mit der Autorität der gesamten Coniuratio sprechen kannst."


    Wie es allerdings zeitlich aussah, wusste der alte Tiberier nicht - zu oft hatte er festgestellt, dass solche Dinge (auch Reisen) sich wesentlich länger zogen, als man das vorher gehofft oder geplant hatte.

  • Nickend beim Angebot des Tiberiers, am nächsten Treffen der Verschwörer teilnzunehmen, runzelte er schließlich dennoch die Stirn, hing die Frage des Zeitpunkts der Reise doch immer noch im diffusen Nebel der Unkenntnis. "Wann käme denn, den momentanen Umständen nach, eine solche Reise nach Germanien dem Lauf der Dinge gelegen, etwa schon in anbsehbarer Zeit?" Ein gewichtiger Punkt, der zu klären notwendig war, schließlich bedurfte eine Reise solchen Ausmaßes ein beträchtlich Maß an Vorbereitungen. "Und welchen Grund mag man dieser Reise geben, unter welchem Deckmantel sie durchführen, schließlich könnte sie durchaus Misstrauen, oder wenigstens Aufmerksamkeit erwecken..." - Denn ohne plausiblen Grund würde es wohl durchaus seltsam für den jungen Patrizier anmuten, sich einfach den Beschwerlichkeiten einer solchen Reise in die nördlichen Provinzen zu unterziehen, anstatt seine Karriere in der Stadt voranzutreiben.

  • "Entweder vor oder nach den nächsten Verhandlungen mit den Verschwörern."


    Der zeitliche Horizont war stets problematisch - man konnte nie wissen, wie lange sich alle Verhandlungen hinzogen, andererseits konnte man ihn auch direkt losschicken, nachdem der Plan bereits stand. Andererseits gab es später möglicherweise mehr Informationen...


    "Nun, besitzt die Flavia keine Besitzungen in Germania?"


    schlug Durus vor, der diesen Vorwand ebenfalls bereits verwendet hatte - was seinem Bein allerdings nicht gut bekommen war.

  • "Dann werde ich am besten sobald als möglich aufbrechen.", meinte Flaccus schüttelte dann jedoch auf die Nachfrage des Tiberiers den Kopf. "In Germanien? Nein, das kann ich mir kaum vorstellen ... doch es mag auch ein anderer plausibler Grund gefunden werden...", selbst, wenn ein solcher dem jungen Flavier im Moment einfach nicht in den Kopf schießen wollte. "Du sprachst von Verhandlungen, die mit dem Annaeer zu führen seien ... worum handelt es sich dabei genau?", erkundigte sich Flaccus dann, denn die andere Komponente des Gesprächs, die Darlegung des Planes, würde er wohl aus dem bereits Besprochenen einigermaßen bewältigen können.

  • Nachdenklich nickte Durus. Die Ergebnisse weiterer Verhandlungen konnte man sicherlich auch codiert hinterherschicken - und sicherlich würde es nicht sehr verdächtig wirken, wenn ein Patron seinem Klienten einen Brief schickte, in dem er ihm über die Ereignisse in Rom informierte.


    Etwas pikanter war dagegen der Auftrag, den Flaccus erhalten würde. Der alte Tiberier atmete tief ein und aus, dann meinte er möglichst unverfänglich


    "Annaeus Modestus unterstützt unsere Verschwörung, allerdings plädierte er bisher vehement dafür, Maioranus als Nachfolger für Valerianus einzusetzen. Wie wir ja bereits diskutiert haben, ist diese Lösung weder praktikabel noch vorhersehbar. Du müsstest ihn - selbstredend unterstützt durch die Autorität des Beschlusses aller Verschwörer in Rom - überzeugen, dass diese Lösung für ihn, das Reich und uns alle die beste ist."


    Beim letzten Gespräch mit Modestus hatte es nicht recht so gewirkt, als wäre dieser zu Zugeständnissen bereit gewesen - andererseits hatte Durus auch nie gesagt, dass er dies garantieren konnte. Außerdem würde es unter diesen Umständen sicherlich leichter sein, die treuen Anhänger zu belohnen - worauf der Annaeer ja offensichtlich großen Wert legte...

  • Nachdenklich und mit einem Anflug von Zweifel, dem unverfänglichen Ton des alten Tiberiers zum Trotz nickte Flaccus. Zweifellos wartete eine große und nicht unbedingt einfache Aufgabe in Germanien auf ihn, doch er war guten Mutes, die hohen Erwartungen seines Patrons nicht zu enttäuschen.


    "Ich denke er wird die zwingende Sinnhaftigkeit dieses Beschlusses einsehen, und den Plan unterstützen.", meinte der junge Flavius schließlich, jedenfalls hoffte er, dass dem so war und seine Reise mit Erfolg gekrönt werden würde. Dann allerdings erschrak er beinahe, als er, seine Gedanken waren zum ersten Mal seit Beginn des Gespräches, der mittlerweile bereits geraume Zeit zurücklag, etwas frei, erkannte, wieviel Zeit bereits vergangen war. "Ich schlage allerdings vor, dass wir die genauen Umstände bei einem neuen Treffen besprechen, denn ich will deine kostbare Zeit nun wirklich nicht länger in Anspruch nehmen.", schlug er schließlich höflich vor, und versuchte das Gespräch auf diese Weise langsam zu einem vorübergehenden Ende zu führen.

  • "In Ordnung. Wenn du noch Fragen hast, melde dich!"


    erwiderte Durus, der es noch immer nicht ganz fassen konnte, dass sein Klient so bereitwillig eingeschlagen hatte.


    "Vale bene!"

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