… liegt auf den Rücken der Pferde - oder wie in meinem Fall auf dem von Pegasus, dem Hengst, aus dem Stall der Aurelii. Ein schönes Tier, das ich schon oft geritten hatte und welches mich nun nach Mantua bringen sollte. Ausgerechnet Mantua! Von dort hörte man ja schöne Sachen. Seuchen und Tote - Igitt! Und ausgerechnet dorthin hatte mich meine Herrin geschickt, nur um für sie einen wichtigen Brief zu überbringen. Wozu gab es eigentlich einen Postdienst?! Na gut, meine Herrin interessierte das nicht. Sie wollte, dass der Brief heil beim Empfänger - ihrem Lieblingscousin - ankam, also schickte sie persönlich einen Boten. Mich! ... Mir war alles andere als wohl dabei genau dorthin zu reiten, wo noch vor wenigen Wochen Pluto höchstpersönlich seine Hand über die Menschen gehalten hatte. Mochte mittlerweile die Krankheit auch eingedämmt worden sein - war das Risiko der Ansteckung damit wirklich gebannt?! Doch wen interessierte das schon, was ich dachte und wollte.
Naja, wenigstens einen Menschen gab es ... und eigentlich hätte ich vor Freude jubilieren müssen, da dieser nur wenige Meter entfernt von mir auf der Stute Luna ritt. Ich wandte unvermittelt den Blick um zu jener Person um und fand meine tiefen Gefühle zu ihr sogleich bestätigt. "Na Tilla, bist du schon müde? Sollen wir eine Pause machen?", fragte ich meine Freundin neckend, aber durchaus fürsorglich gemeint. Ich ließ den Blick kurz über den Horizont schweifen, auf der Suche nach einer geeigneten Raststelle und fixierte dann wieder ihre Augen, mit einem versonnen Lächeln auf den Lippen.
Hatte ich ihr eigentlich schon gesagt, dass mir ihre kurzen Haare gut gefielen? Sehr gut sogar! Ich kannte ja den Grund und dieser war alles andere als schön gewesen, aber dennoch … Tilla sah irgendwie reifer und erwachsener aus mit ihrer neuen Frisur und ganz nebenbei sah man viel mehr von ihrem hübschen Gesicht. Oh ja ein sehr hübsches Gesicht, an dem ich mich kaum satt sehen konnte. Und genau das tat ich, sie ansehen, anstatt ihr endlich mal zu sagen wie hübsch ich sie fand, so richtig zum …
Na! Meine Gedanken drohten abzudriften und da kam dieses endlos erscheinende Feld voller Lavendelblüten gerade recht. Das war es! Unser Traum. Der Traum von Freiheit und unbeschwertem Glück und würde es auch nur einen flüchtigen Augenblick dauern ...
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"Sieh doch nur!", richtete ich meine und ihre Aufmersamkeit genau auf dieses Feld das geradewegs dazu herausforderte, mit den Pferden hindurch zu preschen. "Siehst du den Baum rechts dort am Horizont? Wer als Erster da ist darf sich etwas wünschen. Egal was ... Nimmst du die Herausforderung an?", rief ich meiner Gefährtin - übermütig wie ein kleines Kind - über die Schulter hinweg zu und trat meinem Pferd gleichzeitig fest in die Flanken. "Los, Pegasus … flieg!", hallte es aus meinem Mund, ohne mich weiter um ihre Reaktion zu kümmern
Ich lachte - zum ersten Mal, sein langer Zeit und völlig unbeschert. Vergessen war mit einem Mal alles um mich herum. Selbst jener Brief, wegen dem man uns leigens os geschickt hatte. Was solls? Gab es doch nur den einen Augenblick, den zu leben wir auf Erden waren … Brief hin oder her, ich erinnerte mich nur an den einen Moment, den ich Tilla einst vesprochen hatte und heute schien jener Tag endlich gekommen ...