Casa Iulia | Alexandria

  • Titus nippte an seinem Becher und beobachtete Alete genau. Das Kleid welches ihr Tiro gegeben hatte brachte ihre weiblichen Kurven ungemein zur Geltung. Ihre Stimme klang wohlig in seinen Ohren und bereitwillig gab er ihr nach einem weiteren Schluck auskunft:


    "Nun, wie verbringe ich meine Abende. Das ist ganz unterschiedlich. Oft stecke ich bis tief in die Nacht hinein in Arbeit. Oft genieße ich aber auch einfach die untergehende Sonne und mache einen gemütlichen Spaziergang."


    Vor allem zweiteres hatte er in der Vergangenheit recht oft getan um dabei richtig auszuspannen. Auf ihre Frage hin ob sie einen Altar aufstellen dürfte nickte Titus:


    "Natürlich. Dein Cubiculum gehört ganz dir. Sage Tiro einfach was du benötigst und er wird dir alles besorgen."


    Ein breites Lächeln zog sich in sein Gesicht während er nach einer gebratenen Taube griff und herzhaft hineinbiss.....

  • Mit seiner Antwort nicht ganz zufrieden, bog sie ihr Köpfchen leicht hin und her, betrachtete ihn fast forschend. Das hört sich für einen Mann doch recht trist und langweilig an. Begann sie überlegend und ihre Worte abwägend. Wobei hier in Alexandria Spaziergänge sicherlich sehr romantisch sein können, wenn die goldenen Strahlen der untergehenden Sonne in einen Kupferton wechseln und zum Schluß den Sternen am nachtblauen Himmel ihr Restlicht spenden.
    So wie sie die letzten Worte aussprach war ihr anzumerken, dass sie ein Bild vor Augen sah, was sich als Faszination in ihren Brauen widerspiegelte und sich in einen verträumten Gesichtsausdruck mündete. Ob es dem Wein zu schulden war oder es an ihrem Wesen lag, blieb offen.
    So schnell jedoch, wie diese Stimmung aufgekommen war, so schnell verflog sie auch wieder und ihre Mimik wirkte mit einem Mal ernster und nachdenklicher.
    Danke, dass du mir die Möglichkeit gibst, hier in deinem Haus meinem Glauben zu folgen. Es wird nicht viel Aufwand bedürfen. Bei uns Christen geht es nicht um große Opferzeremonien und wir benötigen keinen Tempel, um Gott zu huldigen. Es reicht ein Platz zum stillen Gebet und dem Zwiegespräch zwischen dem Vater und seiner Tochter.
    Sie war sich nicht sicher, ob er sie verstand. Aber sie sah dort einen Mann sitzen, der mit seinem offenen Lächeln den Eindruck vermittelte, ihr nicht ablehend gegenüber zu stehen und sie vor allem als Frau sah und nicht als irre Christin.

  • ¨Es mag sich langweilig anhören, aber dies ist es bestimmt nicht. In Alexandria gibt es immer etwas zu erleben, etwas zu entdecken, zu lernen. Alexandria ist ein fleißige, wenngleich auch chaotische Stadt. Auch wenn sie im Vergleich zu Rom noch klein ist.¨


    Entgegnete Titus auf den Einwand von Alete


    ¨Zudem verschaffen mir die Spaziergänge Abwechslung und Abstand zu meiner Arbeit und zu meiner Vergangenheit. Man kann ganz gut vergessen und abschalten wenn man sich bewegt und dabei die untergehende Sonne genießt. Deine Worte haben es sehr treffend beschrieben.¨


    Titus hielt ein in seinen Ausführungen, hatte er doch schon mehr verraten als er eigentlich wollte. Etwas nervös nahm er einen Schluck und ging dann auf das Thema Religion ein:


    ¨Das klingt interessant wie du es beschreibst. Ich hatte bisher noch nicht viel zu tun mit dem Christentum. Auch wenn ich zugeben muss dass ich jetzt auch nicht alzu religiös bin. Das mag für einen Römer zwar ungewöhnlich sein, doch ich bin der Ansicht, dass jeder seines Glückes eigener Schmied ist. Erzähl mir mehr, wie betest du zu ihm, beziehungsweise wie sprichst du mit ihm?¨


    Titus unterstrich seinen letzten Satz indem er mit dem Zeigefinger gen Decke zeigte

  • Auch wenn sie den Eindruck gewann, er wollte etwas mehr von sich erzählen, konnte sie sich den Gedanken nicht erwehren, er hatte etwas zu verbergen oder er wollte sich nicht erinnern. Die leichte Nervosität, die aufkam, die er durch Trinken und dem Themenwechsel verbarg, fiel ihr auf und sie sah ihn wenige Wimpernschläge lang nachdenklich an, bis er mit dem Finger gen Decke wieß und sie schmunzeln musste.
    Woher weißt du? Kam die Frage sehr spontan und ihre Braunen begannen zu leuchten. Ich bin mir nicht sicher ob er dort oben zu uns herunter sieht. Bisher habe ich nicht gesehen, dass er das tut.
    Natürlich waren viele der Christen der Meinung, sein Sohn sei gen Himmel gefahren um seinen Vater dort zu treffen und schaue ihnen nun von dort oben zu, aber weshalb sollte er das tun, welchen Grund gab es dazu?
    Wer kann das genau sagen, wo er sich gerade aufhält? Ob er nicht neben mir sitzt oder ob er zum Fenster rein schaut, uns beobachtet?
    Ihr Blick wanderte durch den Raum und blieb dann an Titus haften. Für mich ist er immer da, überall wo ich bin. Er begleitet mich und hält seine Hand über mich. Er führt mich und er hilft mir, hilft mir meine Fehler zu sehen ... Er hilft mir nicht, sie zu vermeiden. Das wäre für ihn zu einfach. Er erfüllt seine Vaterrolle, möchte, dass ich als seine Tochter aus Fehlern lerne.
    Eine Pause einlegend, um ihn die Möglichkeit zu geben, ihre Worte zu verstehen und ihr folgen zu können, griff sie nach den Trauben und schob sich nacheinander mehrere in den Mund.
    Wie ich mit ihm spreche? Begann sie dann erneut, nachdem sie ihr genüssliches Kauen beendet hatte. Ich bete mit den Händen vor meinem Gesicht. Das ist für mich die Form, mit ihm als meinem Vater allein zu sein. Es hilft mir ihn zu spüren, mit meinem Herzen ganz bei ihm zu sein.
    Zur Demonstration hatte sie die Hände vors Gesicht geschlagen und blinzelte nun durch die Finger, nahm sie dann langsam wieder weg und sah ihn an. Es gelingt mir nicht jeden Tag gleich gut, ihn zu erreichen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!