[tirocinium] Titus Iunius Priscus

  • Das Wetter frisch, aber nicht feucht. Der Boden weich, aber nicht sumpfig. Beste Bedingungen für das, was Sextus Trebellius Vetulio heute mit den tirones vor hatte. Während sie unter den üblichen Beleidigungen und Anfeuerungsrufen ihre Plätze einnahmen legte er sich die vielfach wiederholten Worte seiner Ansprache zurecht:


    "Herhören, ihr Söhne billiger lupae!" brüllte er.
    "Heute lernt ihr, was das römische Militä ausmacht. Blind losrennen und zuschlagen kann jeder dreckige Barbar. Die Kunst ist es gemeinsam, als ein einziger Körper zu agieren. Und was muss man als erstes dazu machen?! Tiro Iunius?!"

  • Der Morgen brachte wieder Müh und Qual, dachten sich die tirones, als sie der Trebellier schon von weitem brüllend begrüßte. Das konnte vielversprechend werden.


    Schon die erste Frage erwischte Priscus auf dem falschen Fuß. Er zögerte erst einen Moment, um sicher zu gehen, ob er auch wirklich gemeint war. Nervös antwortete er: "Alle müssen die gleichen Bewegungen beherrschen und wissen wo ihr Platz ist.... centurio", fügte er noch hinzu, um seine Aussage wenigstens halbwegs glaubhaft zu bekräftigen, auch wenn er keine Ahnung hatte, auf was sein Vorgesetzter aus war.

  • "Geordnet marschieren muss man!" brüllte der Ausbilder zurück.
    "Oder glaubst du allen Ernstes, dass der Feind euch noch die Zeit gibt, auch geordnet aufzustellen, bevor er losschlägt?!"
    Geradezu verächtlich war der Blick, der die Worte begleitete.
    "Wie heißen die normalen Marsch und Angriffsformationen?!", herrschte auch sofort die nächste Frage über den campus.

  • Mit rotem Kopf murmelte Priscus ein [/B]Auch auf die nächste Frage wusste er keine Antwort und sah verstohlen nach links und rechts, ob jemand die nächste Frage beantworten konnte.


    Einer meldete sich und meinte: "Agmen und acies, centurio?"

  • "Ist das eine Frage oder eine Antwort?!"
    der Trebellier schien am heutigen Tage sogar für seine Verhältnisse schlechte Laune zu haben.
    "Aber es stimmt, agmen ist die Marschformation vier Mann breit, 20 tief. acies die Angriffsformation 20 Mann breit, vier Mann tief."
    Danach erklärte er, wie die Formation eines agmen eingenommen wurde. (siehe Bild)
    "Und jetzt ratet mal, wie breit die normale römische Straße ist, hä?! Genau vier Mann.


    Aber egal: Aaaaad agmen!"

  • "Eine Antwort, centurio," entgegnete der tiro mit festerer Stimme, um nicht noch mehr Unmut des Vorgesetzten zu provozieren. In der Tat schien der Trebellier heute einen besonders guten Tag zu haben, offensichtlich würde er die tirones zum prandium verspeisen, wenn sie zu viele Fehler machten.


    Auf sein Kommando hin rückten die ersten vier contubernia vor uns setzten sich an die Spitze des Zuges, während die letzten beiden contubernia den Schluss bildeten. Alles ging recht zügig, sodass die centuria in Marschordnung stand und auf weitere Befehle wartete.

  • "Na immerhin etwas," knurrte der centurio ungnädig.


    Aber die Übung schien ja funktionieren. Sie war aber auch nicht wirklich kompliziert und es hätte wohl eine Welle Ermahnungen und Beschimpfungen nach sich gezogen.
    Also ließ er eine um eine Stufe anziehen:
    "Gut, das war der einfach Teil! Beim erreichend es Schlachtfeldes müsst ihr die Angriffsformation einnehmen. Das geht, je nach Lage auf drei Arten."
    Wiederum erklärte der Offizier das vorgehen und erläuterte zusätzlich, dass die dritte Variante nur bei besonderem Platzmangel angewandt wurde.


    "Ad aciem!" hieß es dann zum Schluss und der Trebellier wartete darauf, dass die Soldaten die Formation wechselten.

  • Die Männer hörten aufmerksam zu, besonders der Wechsel von der Marsch- in die Angriffsformation war nicht so einfach aber dafür umso wichtiger.


    Auf das Kommando des Trebelliers schwenkte die ganze Kolonne um den linken Flügel, um dem Feind eine vier Mann tiefe Formation zu präsentieren. Das ging allerdings diesmal nicht so glatt wie beim vorherigen Mal, da einige der Männer schneller waren als ihre Nachbarn und der Schwenk etwas uneinheitlich vollzogen wurde.

  • "Haltet eure verdammte Linie gerade!" brüllte der centurio offensichtlich wenig begeistert von den Ausführungen der tirones.
    "Ich will jederzeit den letzten Mann sehen können!"
    Dann ging er einmal die Front ab und setzte am anderen Ende wieder an zu schreien, während er zurück ging.
    "Schlussendlich müsst ihr lernen von den acies wieder zurück auf das agmen zu schwenken. Das geht wie folgt..."

    Sim-Off:

    Da ich weder gelernt habe, wie das geht, noch es mir selbst sinnvoll herleiten konnte gibt es hierzu weder eine Erklärung noch ein Bild. Sim-On hat der centurio es natürlich genau erklärt :D


    "Aaaad agmen!"



    "Aaaad agmen!"



    "Aaaad agmen!"



    "..." EIne ganze Weile taten die Soldaten nun nichts anderes, als auf Kommando des centurios zwischen den Formationen zu wechseln.



    "Convenite"

  • Hatten die tirones schon bei der vorherigen Formation ihre Schwierigkeiten gehabt, so war diese auch nicht einfach. Mehrfach kamen die Männer durcheinander, wurden angebrüllt und rissen sich noch mehr zusammen.


    Priscus musste manchmal den Kopf schütteln, weil ein paar Kameraden scheinbar immer über ihre eigenen Füße stolperten. Aber solange sie die Formationswechsel nicht beherrschten, so lange würde der Tag nicht zu Ende gehen, so gut kannten sie ihren centurio schon.


    Schließlich kam dann doch noch der Befehl, sich zu sammeln.

  • Irgendwann hatte auch der schinderischste centurio keine Lust mehr die immer gleiche Übung zu machen und so reichten dem Trebellier die erzielten Fortschritte irgendwann:
    "Wie ihr Hohlköpfe vielleicht wisst bauen wir Römer unsere Straßen immer möglichst gerade. Dennoch können wir nicht immer gerade marschieren. Aber jedesmal anzuhalten nur um die Richtung zu ändern ist selbstverständlich auch vollkommen unmöglich.
    Dafür gibt es die Schwenks.
    Das geht ganz einfach. Der centurio streckt seine vitis entlang der ersten Reihe, kommandiert den Schwenk und alle abteilungen gehen so lange leicht seitwärts, bis er seine vitis wieder herunter nimmt.
    Alle Reihen gehen so, dass sie eine Linie bleiben, also innen langsamer als außen.
    Soweit alles verstanden?!"


    Der centurio wunderte sich selbst, wie viel er gerade geredet hatte. War er krank?

  • Wieder einmal musste sich Priscus auf die Lippe beißen, der Spott des centurio, ob gespielt oder echt, brannte in ihm und den Kameraden. Beliebt war der Schinder bei keinem der tirones, aber das mussten Ausbilder ja auch nicht sein.
    Und zugegeben waren nicht alle tirones wirklich schlau, der eine oder andere stolperte noch ganz gerne über seine Füße. Trotzdem würden sie die Kameraden durch die Grundausbildung schleppen, notfalls auch hinter sich herschleifen.


    Aufmerksam hörten sie zu, es wurde noch einen Ticken interessanter.
    "Jawohl centurio!!!" antworteten die tirones aus einem Munde, sie hatten (fast) alles verstanden

  • "Na also!", knurrte der Trebellier.
    "Ad Agmen!"


    Aequatibus passibus! Pergite!
    Laevum! -um! -um!



    Ad sinistram!
    -um! -um!



    Ad dextram!
    [...]"


    Die ersten Male gab der centurio in jeder Kurve den Takt vor , aber auch das setzte irgendwann aus und die tirones mussten selbst den Takt halte, während sie wie eine Schlange zwischen verschiedenen anderen Übungstruppen hindurchgescheucht wurden. Immer wieder wurde erst in letzter Sekunde ein Zusammenprall verhindert, mit dem Ziel, den Anfängern ein promptes reagieren beizubringen.
    Irgendwann kamen dann auch die erlösenden Worte:
    "Coooonsistite!"
    "Convenite!"

    Ob sie wild loslaufen würden, oder von selbst einen geordneten Weg finden würden?

  • Die Männer nahmen wieder ihre Marschformation ein und schon ging es wieder los.
    Bei jedem -um setzte die Hundertschaft ihren linken Fuß auf, was ein beeindruckendes Geräusch erklingen ließ. Priscus konzentrierte sich am hinteren Ende der Formation mehr auf die vitis, weil er in der Menge nur schwer hören konnte, in welche Richtung es ging, also heftete er sich an seinen Vordermann.


    So wand sich die "Schlange" über den campus, nur manchmal gab es noch ein Verstolpern der tirones, besonders wenn der centurio aufhörte den Takt anzuzählen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, einigen Fluchen und Gerangel in den Rängen war die Marschformation doch noch recht ordentlich, als endlich der erlösende Befehl kam, sich zu sammeln.
    Freudig verließ etwa ein viertel der Männer die Formation, um sich in Antreteordnung zu bringen, das vorher gelernte völlig ignorierend. Als die Männer merkten, dass ein Wechsel der Formation einfacher gewesen wäre, war es schon zu spät und ein Knäuel tirones im Zentrum der Formation suchte sich seinen Platz.

  • "Verdammt noch eins, was war das denn?!" brüllte der Ausbildungscenturio bis zum Stimmüberschlag, als eine viel zu große Menge tirones einfach drauf losstürzte:
    "Ihr Schlappschwänze habt einen Kopf, also nutzt den auch noch zu was anderem, als den Helm zu tragen! Kapiert?!
    Beim nächsten Mal will ich schön ordentlich sehen, wie sich die contubernia wieder nebeneinander einreihen!"

    Mit drohender Haltung stellte er sich direkt vor einen der tirones in der ersten Reihe und brüllte ihm jetzt mitten ins Gesicht:
    "Zwanzig Liegestütze! Alle! Sofort! Und wehe ihr seit zu langsam!
    Eins! Zwei! Drei! Drei! ... Achtzehn! Achtzehn! Neunzehn! Zwanzig!"

    Insgesamt ließ der centurio eingie Nummern wiederholen, sodass es alles in allem fünfundzwanzig Liegestütze waren. Ob aus Schikane, oder weil die tirones zu schlampig waren, wer konnte es wissen.

  • Zähneknirschend ließen sich die Männer den Anschiss gefallen. Der centurio hatte bestimmt Recht, sie hatten sich alles andere als aufmerksam verhalten.
    Unter leisen Flüchen ließen sie sich in die befohlene Position fallen und begannen zu pumpen. Zwischen jeder Zahl kam ein gepressten "uuund" durch die Zahnreihen der Männer, während der centurio anscheinend mit der Ausführung alles andere als zufrieden war und mehrmals die gleiche Zahl wiederholte.
    Schwitzend dachte Priscus, dass sie vielleicht besser pumpen als marschieren konnten und biss die Zähne zusammen.

  • Irgendwann hatten die tirones die Liegestütze hinter sich gebracht, aber das war in den Augen des übellaunigen Ausbilders natürlich in keinster Weise ein Grund, um ihnen eine Pause zu gewähren. Stattdessen hieß es, kaum das die tirones wieder auf ihren Füßen standen:
    "So, und jetzt noch einmal alles auf einmal!"


    Ad agmen!


    Aequatibus passibus! Pergite!


    Ad sinistram pergite!


    Ad sinistram pergite!


    Consistite!


    Ad Deeestram!


    Retro!


    Peeergite!


    Ad Sinistram pergite!


    Coooonsistite


    Sim-Off:

    Angenommen ihr schaut am Anfang nach vorn und steht in Grundstellung, wohin schaut ihr und wie steht ihr am Ende?
    Bitte im Sim-Off antworten.

  • Die Männer wischten sich den Staub und Dreck von den Händen, als sie aufstanden, nur um sich sogleich wieder in Marschformation zu stellen.
    Diesmal fanden alle ihren Platz, peinlichst darauf bedacht, keine Fehler zu machen. Dann marschierte die Kolonne wieder los, immer dem Kommando des centurio folgend.




    Sim-Off:

    Also wenn ich es richtig verstanden habe müsste die Formation so ausehen mit der Blickrichtung nach vorne:
    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

  • Tatsächlich standen am Schluss alle Soldaten wieder so, wie sie stehen sollten. Zwar war das Tempo immernoch nicht das, was es sein sollte, aber das würden sie in den nächsten Tagen und Wochen noch zur Genüge trainieren.
    Jetzt gab es erstmal noch was anderes zu tun:
    "Also schön. Das war es fürs erste mit den Standardsachen.
    Du, welche Fälle fallen dir ein, wo die regulären Formationen eher ungünstig seind?!"

  • Der angesprochene tiro wusste nicht recht, was er antworten sollte, dachte einen Moment nach und antwortete dann: "Bei Engstellen oder überhaupt Gelände, das keine breite Formation zulässt, wie Wälder oder dergleichen. Außerdem beim Sturm auf Befestigungen und Städte, wo einfach nicht genug Platz für die normalen Formationen ist."

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