Tiro Faustus Annaeus Milo

  • Die Männer schienen gut zugehört und genau aufgepaßt zu haben. Denn die meisten Pila beschrieben einen weiten Bogen und bohrten sich dann kraftvoll in die Erde. Wenn er da an seine eigenen kläglichen ersten Versuchte dachte! Wie gut, daß das niemand hier wußte. Ein paar aus der Ausbildungsgruppe waren natürlich schon dabei, die sich nicht weniger dämlich anstellten, als ihr Ausbilder bei seinen Anfangsübungen. Das half, das Ego ein wenig zu pflegen. „Das war schon recht ordentlich“, lobte er die Männer, die gut geworfen hatten. Annaeus war unter ihnen, schien sich sogar zu ärgern, daß er nicht den weitesten Wurf geschafft hatte. Junge Burschen, dachte Valerian amüsiert. Doch der Wettbewerbsgedanke war hilfreich. Er spornte die jungen Männer zu immer größeren Leistungen an. Diejenigen, die es nicht geschafft hatten, erhielten eine erneute Erklärung, wie es ging. „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Doch ich erwarte, daß ihr übt, wenn ihr merkt, daß etwas noch nicht gut klappt. - Kommen wir zum zweiten Wurf! Tollite pila*! Mittite**!


    Sim-Off:

    *fertig machen zum Pilumwurf! **Werft!

  • Ein weiteres Mal hallten die Befehle des Ausbilders über den Exerzierplatz. Er lobte einige, wieder anderen musste er den Pilumwurf ein weiteres Mal erläutern, denn anscheinend waren ihre Versuche noch nicht zu seiner Zufriedenheit ausgeführt worden. Milos Verärgerung legte sich schnell wieder, doch ein weiteres Mal würde er dies nicht auf sich sitzen lassen. Die Tirones nahmen ein weiteres Mal ihre Waffen zur Hand, stellten sich wieder in Reih und Glied auf. Wiederum balancierte Milo, als er wieder an der Reihe war, sein Pilum aus, nahm einige Schritte Anlauf und....warf. Das Scutum war jetzt schon weniger ein Hindernis, was man auch an der Weite seines Wurfes absehen konnte, denn er ging schon ein Stück weiter, als der erste. Milo war damit einigermaßen zufrieden, wenn es auch noch nicht perfekt war. Mittlerweile lag er mit Quintus gleich auf, der jetzt seinerseits Milo beglückwünschte: "Ebenso guter Wurf, Faustus!!!" Milo bedankte sich mit einem leichten Kopfnicken.

  • Das klappte nun schon viel besser. Valerian ließ die Männer nicht aus den Augen. Er schien alles zu sehen, zumindest mußte es seinen Männern so vorkommen. Jeder Fehler wurde aufgezeigt und die richtige Vorgehensweise abermals erklärt. Die beiden besten, Valerian bemerkte wohl, daß Annaeus einer dieser beiden war, bekamen ein anerkennendes Schulterklopfen.


    "Pila einsammeln und wegräumen. Jeder greift sich dafür eine Hasta. Damit wird jetzt weitergemacht." Valerian wartete, bis die Männer mit der neuen Waffe wieder angetreten waren. "Dies ist die Waffe der Stadteinheiten! Ihr seht es tagtäglich. Nun möchte ich von euch hören, wie man diese Waffe einsetzt!"

  • Der zweite Durchgang Pilumwerfen war abgeschlossen und Milo und sein Nebenmann bekamen vom Centurio ein anerkennendes Schulterklopfen, was der Annaer zufrieden zur Kenntnis nahm. Offenbar entging seinem Ausbilder nicht, dass Milo ehrgeizig war. Danach galt es zunächst, die Pila ordnungsgemäß einzusammeln und wegzuräumen, bevor das nächste Gerät an der Reihe war. Die Tirones sollten jetzt mit der Hasta trainieren. Wie sie es schon gewohnt waren, folgte zunächt eine theoretische Einführung zu der neuen Waffe. Milo überlegte fieberhaft, wie man diese Waffe einsetzte und welche die Unterschiede gegenüber dem Pilum waren. Doch dieses Mal kam ihm wieder ein Tiro zuvor, der in der letzten Reihe stand und deshalb wiederum sein Organ über den gesamten Exerzierplatz zu hören war: "Die Hasta dient dazu, den Gegner auf Distanz zu halten, Centurio Quintilius. Ebenso können durch Zustoßen und Zurückziehen dem Gegner Schnittverletzungen zugefügt werden. Sie ist vornehmlich im Formationskampf und gegen die Reiterei einzusetzen, um damit der Reichweite der gegnerischen Schwerter zu entgehen. Mit der Hasta ist es möglich, Kettenhemdringe zu durchbrechen und somit gepanzerten Gegnern Verletzungen zuzufügen, da sie nur eine sehr dünne Spitze hat."

  • Die Männer gehorchten. Bald standen alle mit den neuen Übungswaffen bereit da. Die Erklärung des Tiros war sehr gut. Valerian nickte zufrieden. „Sehr ordentlich, Tiro Cornelius. Kommen wir zu der Formation, die euer Kamerad angesprochen hat. Welche könnte da in Frage kommen?“ Er formulierte die Frage mit Absicht so offen, er wollte weder Feldschlacht noch eventuell in der Stadt vorkommende Situationen vorgeben. Die Grundausbildung sollte schließlich alles abdecken.

  • Nun war unter den Tirones zunächst guter Rat teuer. Einige schauten verblüfft in die Runde. Hatte der Centurio diese Frage nun wirklich gestellt? Man sah den Tirones deutlich an, dass diese Frage sie noch etwas überforderte. Es gab minutenlanges Gemurmel, und man kam nicht zu einer befriedigenden Antwort, denn augenscheinlich traute sich niemand laut auf diese Frage zu antworten. Auch Milo war zunächst ratlos. er grübelte und grübelte, ging alle Formationen durch, die er kannte, doch einleuchtend erschien ihm keine zu sein. Am ehesten noch die Schildkrötenformation, doch es erschien ihm zunächst zu unwahrscheinlich, als dass er das Wort ergreifen wollte. Doch schließlich nahm er allen Mut zusammen und versuchte sein Glück:"In Frage käme die Schildkrötenformation, Centurio. Die Testudo ist für den Nahkampf nicht geeignet, die Hasta allerdings eine Waffe, die im Nahkampf eingesetzt wird." Milo konnte es sich nicht anders erklären, zumindest im Moment. Allerdings wusste er nicht, ob er das Richtige getroffen hatte, und ob sich der Centurio mit seiner Erklärung zufrieden gab.

  • „Kennt ihr tatsächlich keine anderen Formationen, als die Testudo? Die Testudo macht überall da Sinn, wo Fernwaffen gegen uns eingesetzt werden. Was für eine Formation könntet ihr euch vorstellen, die hier in der Stadt von Vorteil wäre? Wie wird eine Straße abgeriegelt? Ihr seid doch keine Anfänger mehr!“ Valerian war tatsächlich ein wenig enttäuscht. Kam denn keiner seiner Männer darauf? „Die Reiterabwehr wurde angesprochen. Wie funktioniert die?“ Langsam schritt er die Reihe der Männer ab. Natürlich würde er es erklären, wenn keiner darauf kam. Aber ihm war es immer lieber, wenn die Männer es selbst erklärten. Damit prägte es sich viel besser ein.

  • Natürlich war es klar, dass die Antwort dem Centurio nicht ausreichte. Aber so sehr sich Milo auch weiterhin anstrengte, es wollte ihm nicht einfallen. Weder welche Formation in der Stadt nützlich wäre, noch wie eine Straße abgeriegelt wird, noch wie die Reiterabwehr funktionierte. Es war irgendwie wie verhext, auch die anderen Tirones schienen nicht darauf zu kommen. Der Centurio schritt derweil etwas enttäuscht durch die Reihen, doch zu ändern war dies nicht. Hoffentlich würde er es ihnen nicht allzu übel nehmen. Auf dem Exerzierplatz herrschte indes Schweigen.

  • Schweigen. Absolutes Schweigen. „Hat von euch Armleuchtern noch niemand etwas von einem Schildwall gehört?“ Er schaute gerade Annaeus in die Augen. Der Junge war doch sonst so pfiffig! „Schilde nach vorn! Reihe dicht schließen! Die rechte Schildkante überlappt nach außen die Kante vom Nebenmann! Die linke Schildkante liegt hinter der Kante des linken Nebenmannes! Das muß schnell gehen, Männer! Und es dürfen keine Lücken bleiben!“ Es würde sich ja zeigen, ob die Burschen wenigstens versuchen würden, ihre Blamage auszumerzen.

  • Milo war es unangenehm, dass zunächst absolutes Schweigen herrschte. Ruhig, doch bestimmt reagierte dann der Centurio und schaute Milo dabei in die Augen, als er den Schildwall erwähnte und die Vorgehensweise erläuterte. Dann versuchten es die Tirones. Sie brachten sich in Position, reckten die Schilde nach vorn. Dann versuchten sie die Reihe dicht zu schließen. Um den Annaer herum gelang dies auch, seine Nebenmänner schlossen die Reihe dicht, doch wie es weiter vorne aussah, das konnte Milo nicht sehen. Es würde sich zeigen, ob der Centurio zufrieden war. Um Milo herum lag die linke Schildkante bei jedem Tiro hinter der Kante seines Nebenmannes und die rechte Schildkante überlappte nach außen die Kante des Nebenmannes. Jetzt würde sich auch gleich zeigen, ob die Tirones die Formation schnell genug ausgeführt hatten, denn die ganze Mannschaft wartete auf die Reaktion des Centurio.


    Sim-Off:

    Entschuldige bitte die lange Wartezeit, aber ich habe gerade beruflich viel um die Ohren.

  • Langsam schritt Valerian die Reihe entlang, korrigierte hier und da. Bei ein paar Männern in der Mitte klappte es schon sehr gut. „Genau so, Männer. So will ich das sehen“, lobte er diese Männer, erst weiter hinten mußte er nochmal korrigieren. „Soweit sieht es jetzt gut aus. Aber hält es auch etwas aus? Einen Mob, der auf euch zustürmt? Mit Knüppeln, Ketten oder was auch immer für ein Zeug, das sie greifen konnten und nun als Waffe gegen euch verwenden wollen?“ Ohne weitere Ankündigung nahm er zwei, drei Schritte Anlauf und warf sich gegen die Schilde. Gerade an der Stelle, wo es von Anfang an ziemlich gut ausgesehen hatte.


    Sim-Off:

    Es ist wohl eher an mir, mich zu entschuldigen :(

  • Centurio Quintilius war zufrieden mit der Formation. Milo atmete auf. Doch gleich darauf hielt Milo inne. Anscheinend wollte der Centurio den Schildwall auf seine Widerstandskraft testen, oder weshalb machte er Andeutungen den Mob betreffend? Der Quintilier brachte sich in Position, also wollte er wirklich Ernst machen. Mit voller Wucht knallte der Centurio auf den Schildwall, genau an der Stelle, an der Milo mit einigen Kameraden die Deckung schloss. Nun würde sich zeigen, ob der Wall hielt, oder ob er noch verbesserungswürdig war. Milo war für den Anfang zufrieden, ob es aber sein Vorgesetzter war, dass blieb abzuwarten, denn Milos Nebenmann hatte doch ziemlich mit der Wucht des Zusammenstoßes zu kämpfen. Hoffentlich gab er nicht nach. „Nicht nachgeben, Männer, standhalten!!!!“, versucht Milo zu motivieren. Dabei war es ihm auch egal, gleich einen Rüffel von seinem Centurio dafür zu bekommen, Hauptsache der Wall hielt.


    Sim-Off:

    Nochmals Entschuldigung. Ab jetzt sollte ich wieder mehr Zeit haben. Muss mich auch einlesen, das kann ein paar Tage dauern.

  • Mit voller Wucht knallte Valerian gegen die Schilde. Er schonte die jungen Männer nicht. Sie mußten lernen. Jetzt. Und der Schildwall hielt. Wenn auch wackelig, aber er hielt. Valerian hörte die Stimme des Annaeus, der die anderen motivierte. Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er das hörte. Der Junge machte sich! „Sehr gut! Aber das war noch gar nichts! Ein Mann ist nichts. Deshalb teilt ihr euch jetzt in zwei Gruppen. Die eine bildet einen Schildwall, die andere wirft sich gegen die Schilde!“ Schnell hatte er die Männer entsprechend eingeteilt. Und war gespannt, wie lange der Schildwall jetzt halten würde.

  • Die Tirones teilten sich in Gruppen, wie der Centurio befohlen hatte. Milo war in der Gruppe, die die Aufgabe hatte, sich gegen die Schilde zu werfen. Auch Quintus war in dieser Gruppe. Nachdem sich der Schildwall gebildet hatte, machten sich die Soldaten bereit dagegen zu knallen. Sie nahmen Anlauf und knallten mit voller Wucht gegen den Schildwall, der aber gut standhielt. Einige Soldaten, die sich gegen die Schilde warfen, waren wohl nicht darauf gefasst, dass der Aufprall so stark war und verloren ihr Gleichgewicht, auch Quintus kam ins Straucheln, fing sich aber noch im letzten Moment. Ein weiteres Mal knallten die Soldaten auf den Wall, diesmal sah es schon besser aus. Nach einigen Versuchen gab der Schildwall an einigen Stellen nach und war schließlich ganz durchbrochen. Den Soldaten war die Anspannung anzusehen.

  • Das lief ja ganz hervorragend. „Ihr seht, ein Schildwall kann mit Hartnäckigkeit überwunden werden! Allerdings sind Mobs für gewöhnlich nicht so gut organisiert, daß sie mehrmals hintereinander gezielt angreifen. Mehr als zwei Mal in Folge habe ich derartige Anstürme nicht erlebt. Danach versuchen es immer nur noch einzelne. Die anderen suchen schlicht andere Wege. Vorbereitet sein müßt ihr allerdings auf alles. Wie schwer es ist, standzuhalten, davon habt ihr gerade eine kleine Ahnung bekommen. Im Ernstfall ist es noch härter. Also trainiert so etwas immer mal wieder!“ Nach der Grundausbildung mußte jeder selbst für sein Training sorgen. Und da reichte es eben nicht, paarweise Übungskämpfe abzuhalten.


    „Soweit also zum Schildwall! Welche Formation wird gewählt, um einen solchen zu durchbrechen? Wie schlagt ihr eine Lücke in so eine feste Mauer?

  • Die Tirones schienen ihre Sache gut zu machen. Der Centurio beschränkte sich darauf, näher den Schildwall zu erläutern, bevor er wieder darauf zu sprechen kam, immer wieder zu üben. Auch nach der Ausbildung. Milo beschloss, dies auf jeden Fall zu beherzigen.
    Schon ging es in der Theorie weiter. Schildwall durchbrechen, dachte Milo. Er überlegte angestrengt, konnte aber im Moment sich darauf keinen Reim machen. Die anderen Tirones schienen ebenfalls zunächst ratlos zu sein.
    Dann fiel es Milo doch ein, nachdem er noch einmal logisch alle Möglichkeiten durchgespielt hatte. " Centurio Quintilius, den Schildwall kann man mit der Keilformation durchbrechen. Dabei werden die Agreifer in Keil- oder V-Stellung aufgestellt. Sobald die Spitze des Keils die feindliche Linie durchbrechen kann, wird der Durchbruch durch die nachrückenden Angreifer erweitert." Milo erhob etwas seine Stimme, da manche seiner Kameraden etwas weiter weg standen. Er hoffte, dass sie ihn so besser hören konnten. Nun schauten alle in Richtung Centurio und warteten, was er erwiedern würde.

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