Wann war sie letztmals so aufgeregt gewesen? Sontje blickte auf ihre nackten Waden. Das Kleid, welches sie bei ihrer Begegnung mit Aculeo getragen hatte, hatte sie wegen der anhaltenden Wärme eigenhändig gekürzt und die Ränder umgenäht. Sie trug es zum ersten Mal kurz und hoffte, dass niemand an der neuen Stofflänge Anstoß nehmen würde. Gleich würde sie sich mit der Hausherrin treffen und ihr versprechen gut auf ihren kleinen Sohn zu achten. Sie hatte die letzten Nächte wachgelegen und sich mit der Frage geqüält, ob sie es schaffen würde, ein gutes Kindermädchen zu sein. Sontje stellte schließlich für sich fest, dass sie dies nur herausfinden konnte, eben weil sie kaum Erfahrung in Sachen Kinderbetreuung hatte. Ja, Erfahrung sammeln würde sie auf jeden Fall und mit der Zeit. Je mehr sie über sich und das Kind lernte, um so besser konnte sie in ihrer künftigen Eigenschaft werden. Sie versuchte die Aufregung neiderzukämpfen und lauschte den Geräuschen des Hauses.
Tablinium | Ein neuer Abschnitt für Sontje
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Vera hatte erst einmal die Gelegenheit bekommen sich in Rom einzuleben und auch ein wenig die Stadt zu erkunden, ehe ihr dann die Verantwortung für Rufus übertragen werden sollte. Ein wenig hatte Calvena die Duccia auch erst einmal beobachten wollen und näher kennen lernen. Einfach um das ständige Gefühl der Sorge um ihren Sohn ein wenig zu besänftigen. Vera an sich machte einen netten offenen Eindruck. Sie war freundlich, zurückhaltend und ehrlich. Eigenschaften die sie zu schätzen wusste. Aber leider unerfahren, was den Umgang mit Kindern anging. Natürlich würde sie das lernen, wenn man sie vor die Herausforderung stellte, dennoch konnte sie ihre Bedenken nicht einfach abstellen. Schließlich ging es hier um ihren Sohn und nicht um irgendein anderes Kind.
Die Türen zum Garten standen weit offen, ein leichter Sommerwind sorgte für Abkühlung, während Calvena sich über einen Brief beugte. Ein Brief von Sermo, der sowohl gute, wie auch schlechte Nachrichten. Melina war an einem Fieber gestorben. Grundlos fühlte sie sich ein wenig schuldig. Es wäre vielleicht nicht so weit gekommen, wenn sie Melina mit nach Rom genommen hätten. Aber es war ich als richtig erschienen, dass Sermo sich um seine Schwester kümmerte. Leise seufzte sie traurig. Melina in ihrer quirligen lebendigen Art würde ihr fehlen.
Den Teil über die politischen Geschehnisse überflog sie nur. Ihre Gedanken kreisten mehr um Melina, als dass sie sich wirklich damit beschäftigen konnte, was sich derzeit in Mogontiacum alles ereignete. Wenigstens ging es Sermo gut, auch wenn er Heimweh zu haben schien.Ein Geräusch lenkte ihre Aufmerksamkeit von ihrer Lektüre hin zu Vera. Ihr Lächeln fiel wegen des Briefes nicht ganz so fröhlich aus. „Vera, da bist du ja. Dann können wir direkt reden“, meinte sie und legte das Stück Pergament erst einmal beiseite. „Wie gefällt es dir in Rom?“
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Sie nahm Platz und legte die Hände in den Schoß. "Oh, mir gefällt es ganz gut. Ich habe schon einige Bekanntschaften geschlossen, die ich aber noch nicht meine Freunde nenne, weil ich sie erst seit kurzem kenne." gab Sontje offenherzig zu. "Ich glaubte zudem, einen Mann aus meiner Familie gesehen zu haben, aber ich denke inzwischen, dass ich mich geirrt habe. Der Mann kann ihm sehr ähnlich gesehen haben. Hast du schon mal den Namen 'Titus Duccius Vala' gehört?" Sontje räusperte sich und sah durch die Türen in den Garten. "Er tauchte bei uns auf und nannte sich Alrik. Er behauptete der Sohn des Leif, auch bekannt als Flavius Duccius Germanicus zu sein. Naja.. er war ein schnieker und stattlicher Mann und hat sich schnell in die Dienste der Familie gestellt." Die junge Germanin wischte sich über die Augen und wandte ihre Gedanken einem anderen Thema zu. "Wie geht es dir? Wo ist dein Sohn?"
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Ganz lösen konnte sie ihre Gedanken von dem Brief nicht, doch sie zwang sich, als Vera anfing zu erzählen. „Schön, dass du schon einige Bekanntschaft gemacht hast“, nickte sie ihr zu. Ein paar Freunde würde Vera brauchen, wenn sie hier in Rom Fuß fassen wollte. Außerdem musste Vera nicht im Haus eingesperrt sein, sie durfte sich ruhig mit Freunden treffen, so lange sie dann ihren Pflichten nachkam. Aber da war Calvena zuversichtlich. „Mit der Zeit wirst du auch Freunde finden. Es dauert mitunter etwas, aber so ist das nun einmal. Duccius Vala?“ Nachdenklich runzelte sie die Stirn. „Er hat vor kurzem sehr von sich Reden gemacht. Er hat gerade erst die letzte Wahl gewonnen und davor hat er sich in Mantua bewiesen. Während der Seuche. Ach, das weißt du sicherlich noch nicht. In Mantua war eine Seuche ausgebrochen. Soll fürchterlich gewesen sein. Die Hälfte der Bevölkerung hat es dahin gerafft und man hat befürchtet, es würde sich auch nach Roma ausbreiten. Dein Verwandter wird wie ein Held gefeiert“, erzählte sie ihr, das was sie von Vala wusste. Persönlich war sie ihm noch nicht begegnet.
„Rufus macht oben in seinem Zimmer ein Nickerchen. Ich hab vor sein Zimmer neben das deine zu legen. Damit du näher an ihm bist, sollte irgendetwas sein. Mir geht’s gut. Ich vermisse Lucius, aber das ist nun einmal so. Ich wollte ihn und ich will ihn immer noch. Auch wenn ich ihn eben teilen muss!“ Ganz leicht zuckte sie mit den Schultern. „Die erste Zeit wirst du mir erst einmal nur zur Hand gehen, danach werde ich dich ein wenig im Umgang mit meinem Sohn beobachten und danach auch öfter allein lassen, wenn du dich sicher fühlst. Du hast einen Tag in der Woche frei“, unterbreitete sie ihr ein Angebot. „Natürlich bezahlen wir dich auch. Erst einmal nur so etwas wie ein kleines Taschengeld, wenn du dich eingewöhnt hast, etwas mehr.“ -
"Mal schauen, wann und wie oft ich meine Bekannten sehen werde. Sie sind allesamt sehr nett... ein junger Aurelier während den Floralia. Und ein junger Germanicus namens Paullus Germanicus Aculeo, der auf dem Sklavenmarkt mitbot. Welcher später seinen Patron und Verwandter Germanicus Sedulus auf dem Marktplatz zu sehen bekam." plapperte Sontje drauflos.
"Was für eine Wahl hat er gewonnen? Er weilte in Mantua? Bist du dir ganz sicher?" Dann hätte sie ihm während ihre Reise nach Rom jederzeit begegnen können. Calvena erwähnte die Seuche. Hatte sie ihr eigentlich erzählt, dass sie der Seuche beinahe begegnet war? Ja, beinahe für den Tod eines Reisenden verantwortlich gemacht wurde. Stirnerunzelnd nahm sie wahr, dass Vala von den Römern gefeiert wurde. "Ich.." hob Sontje an und stoppte ihre Zunge, um zu überlegen was sie sagen wollte. "Ich erfuhr unterwegs von der Seuche. Wir sind außenrum an Mantua vorbei und sind auf die umliegenden Höfen geritten, um Reiseproviant zu besorgen. Die Leute waren heilfroh verkaufen zu können, da sie mit dem Geld die Arzt für die Verwandtschaft in der Stadt bezahlen konnten."
Rufus würde zukünftig in ihrer direkten Nachbarschaft schlafen? Na dann.. auf ins Abenteuer des neuen Lebensabschnitts. "Ihr zwei passt prima zusammen, finde ich." gab Sontje zu und nickte zustimmend zu Calvenas Worten. "In Ordnung machen wir es so rum. Einen Tag frei und dazu Taschengeld? Ich danke sehr für eure Großzügigkeit."
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„Du hast also zwei meiner Verwandten kennen gelernt?“ fragte sie schmunzelnd. „Aculeo ist ein entfernter Cousin und Sedulus mein Onkel und auch Tutor“, erzählte sie ihr bereitwillig. Das war ja schließlich kein Geheimnis und durfte Vera gern wissen. „Du wirst wohl auch die Gelegenheit bekommen die Kinder meines Onkels kennen zu lernen. Die Zwillinge sind genauso alt wie Rufus und Sabina dürfte jetzt 9 Jahre alt sein…“ Arme Vera, sie würde es wohl nicht einfach haben, wenn Rufus älter wurde und dann gemeinsam mit seinen Freunden und auch Verwandten Rom unsicher machte. Wenn ihr Sohn auch nur ein wenig so war wie sie, würde er allerlei Unsinn anstellen.
„Die Wahl zum Quäster… wenn es weiter so steil nach oben geht, dann dürfte er es in den Senat schaffen. Das ist beeindruckt, wenn man bedenkt, dass er aus einer Familie stammt die hier in Rom nur wenig bekannt ist. Aber leicht ist es bestimmt nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er in Mantua war. Als Tribun, aber frag mich nicht was er dort getrieben hat. Persönlich hab ich ihn bisher nicht kennen gelernt und ich kann dir auch nur das sagen, was man auf den Straßen oder aus der Acta erfährt. Du scheinst ihn gut zu kennen, du darfst ihm gern einen Besuch abstatten…“, schlug sie vor. Besorgnis zeigte sich auf ihren Zügen, als Vera ihr eröffnete dass sie in Mantua gewesen war. Hoffentlich hatte sie die Seuche nicht abgeschleppt. In Mantua mochte es vorbei sein, doch konnte es passieren, dass diese Krankheit Rom erreichte. Lebhaft konnte sie sich an die Aufregung erinnern, die eine Freundin Aculeos, oder Mitarbeiterin oder was auch immer sie war, ausgelöst hatte, weil sie krank in der Casa Germanica untergebracht worden war. Die Sorge um die Kinder hatte einen hitzigen Streit ausgelöst. „Wenn du dich nicht wohl fühlst, sagst du mir bitte sofort Bescheid… In den ersten Lebensjahren sind Kinder für solche Krankheiten besonders anfällig“, Calvena musste sich alle Mühe geben, nicht panisch zu klingen.
Ein kurzes verliebtes Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen, als Vera anmerkte, dass sie und Valerian gut zusammen passten. Eine Liebesheirat war in ihren Kreisen höchst ungewöhnlich. „Ich würde dir auch an den Feiertagen frei geben. Aber ich bin Aedituua und meistens an diesen Tagen in den Tempeln verpflichtet. Wenn du Unterstützung brauchst, Diomedes, Simplex und auch Romaeus werden dir jederzeit zur Hand geben und sicherlich auch mal auf den kleinen Racker aufpassen. Was die Erziehung angeht… das werde ich übernehmen, du wirst einfach immer ein Auge auf ihn haben und mir dann Bescheid geben, wenn er groben Unfug anstellt. Ich kann nicht überall gleichzeitig sein!“
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Wie schon einmal festgestellt kannte sie sich nicht mit Verwandtschaftsverhältnissen aus. Aber jetzt lernte sie etwas zu dem Thema. "Aculeo war sehr sehr nett und er hat mir erklärt, was auf dem Sklavenmarkt passiert. Es wurde nämlich eine junge Frau mit ganz tollen roten Haaren verkauft. Sie wurde an einen Patrizier verkauft, den Aculeo nicht kannte." Sontje erfuhr, dass es noch mehr Kinder in der Familie gab. "Zwillinge? Die möchte ich unbedingt sehen!" entfuhr es ihren Lippen, war sie doch selber ein Zwilling.
Über Vala erfuhr außerdem so einiges und schüttelte den Kopf. "Ich werde ihn ganz bestimmt nicht besuchen! Höchstens von weitem Sehen und Hören. Ich habe keine Lust zu Mutter zurück geschiclt zu werden." bestimmte Sontje mit ernster Miene und lehnte sich zurück. "Was ist die Acta? Vielleicht weiss er gar nicht Bescheid, was mich und die Familie betrifft." mutmaßte sie mit Blick zu den offenstehenden Türen.
"Ich bin gesund." verkündete Sontje nach einer kurzen Schweigeminute. "Du musst mir nicht freigeben wenn du zu tun hast. Ich kann eventuell mit Rufus in der Nähe sein, wenn du zu tun hast? Oder geht das nicht? Oder ich warte mit ihm bis du zurück bist und Zeit für ihn hast. Sein Vater hat ja auch zu tun und ist deshalb nicht immer daheim."
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Die Familienverhältnisse konnten mitunter sehr kompliziert sein. Manchmal sah sie bei den unzähligen verzweigten Stammbäumen auch nicht wirklich durch. Sie war froh, wenn sie zumindest ihre und die Verwandten ihres Mannes einordnen konnte. „Du warst also bei einer Sklavenversteigerung dabei“, sie klang ein wenig amüsiert darüber. „Rom muss für dich ja sehr aufregend sein!“ zwinkerte sie ihr zu. „Für mich war Rom damals einschüchternd und auch irgendwie beängstigend.“
Ihren Vorschlag nahm Vera nicht wirklich gut auf. Anscheinend wollte sie nichts mehr mit ihren Verwandten zu tun haben. „Es ist deine Entscheidung!“ Zwingen oder zu etwas drängen, was die Duccia nicht wollte, würde sie diese sicherlich nicht.
Ganz leicht nickte sie Vera zu. Fürs Erste war sie zufrieden mit der Beteuerung, dass sie gesund war. Sontje sah auch nicht wirklich krank aus. Aber Calvena war nun einmal eine besorgte Mutter. „Zu den Festen kannst du dennoch gehen, aber du musst dann eben auch noch auf Rufus aufpassen. Gern darfst du auch in der Nähe bleiben… aber bei den Opfern ist es besser, wenn mein Sohn still bleibt. Die Opfer sollten nach Möglichkeit nicht gestört werden. Den Rest sehen wir dann, wenn du dich eingearbeitet hast. Hast du noch Fragen? Oder Wünsche? Gefällt dir dein Zimmer? Du darfst es gern nach deinen Vorstellungen gestalten. Im Keller haben wir noch ein paar Möbel und auch Vasen. Ich will, dass du dich hier wohl fühlst!“
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"Ja, war ich. es war ebenfalls sehr aufregend." bestätigte sie und machte große Augen über Calvenas erste Eindrücke in Rom. "Wieso denn das? Ich finde es überall total spannend. Den Hafen will ich auf jeden Fall noch sehen und am riesig breiten Fluß spazieren gehen. Außerdem scheint es überall Märkte zu geben, wo man bummeln und einkaufen kann. Ich dachte nicht, dass dies so ist. in Mogontiacum findet nur an bestimmten Tag ein Markttag statt." plauderte Sontje weitere Eindrücke über die Stadt aus.
Zu der Betreuung von Rufus an Festtagen meinte sie. "Ach.. ich bin es gewohnt im Hintergrund zu agieren. So hab ich es auch gemacht, als ich die Mannschaft der duccischen Taverne zusammengestellt und bei der Arbeit beobachtet habe: dem einen oder anderen leise Hinweise zugeflüstert und so..."
Sie strich sich die blonde Strähne hinters Ohr. "Mhm.. du hast sicher eine Menge Freunde und Freundinnen. Könntest du mich mal mitnehmen wenn du ausgehst? Und Wünsche? Oh, ich würde gerne deinen Stall besuchen und nach deinen Pferden schauen. Wenn das nicht geht, dann schaue ich selber bei den Factiones vorbei." Sie grübelte über ihr Zimmer. "Für den Moment ist das Zimmer in Ordnung. Trotzdem schaue ich mir die Kellermöbel an. Ich denke, ich frage Diomedes oder Simplex danach." Hach, sie vermisste die bunten Fenstergläser aus dem gemeinsamen Zimmer,w elches sie sich mit Phelan geteilt hatte.
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„Es wird nicht deine letzte Sklavenversteigerung gewesen sein“, schmunzelte Calvena. „Du willst also am Tiber entlang, dann solltest du aber Flussaufwärts gehen. Flussabwärts wird der Tiber immer schmutziger. Der ganze Dreck der Stadt wird dadurch hinaus gespült. Besonders im Sommer nicht gerade angenehm“, erzählte sie. „Du willst also nach Ostia? Das ist der einzige Hafen hier in der Nähe. Es gibt zwar auch ein paar Flusschiffer, aber die haben kleinere Anlegestellen, aber keinen richtigen Hafen. Ostia ist wirklich schön. Viele haben in der näheren Umgebung einen zweiten Wohnsitz. Um der drückenden Hitze des Sommers zu entkommen“, erzählte sie ihr. „Es freut mich, dass dir Rom gefällt!“
„Bist du eigentlich mit den kultischen Handlungen vertraut? Dein Bruder ist doch Duccius Verus, er hat dir sicherlich eine Menge über die römischen Kulthandlungen beigebracht, oder?“ fragte sie dann neugierig nach. „Wie wir das an Feiertagen machen, das werden wir noch sehen. Erst einmal will ich sehen, wie du dich im Umgang mit Rufus machts.“
Vera mitnehmen und mit ihren Freundinnen bekannt machen, ließ sich sicherlich einrichten, aber eigentlich war ja Vera dazu da, wenn sie einmal nicht im Haus war, dann auf Rufus zu achten. „Du wirst sicher ein paar meiner Freundinnen kennen lernen. Aber ich kann dir nicht versprechen, dich jedes Mal mit zu nehmen. Denn eigentlich bist du ja dafür da, mir Rufus dann abzunehmen. Meine Freundinnen haben zwar auch ihre eigenen Kinder, aber ab und zu wollen wir uns ohne unsere Kinder ungestört unterhalten. Wir werden sehen, wann ich dich mitnehme und wann nicht“, ein verbindliches Versprechen wollte sie jetzt noch nicht abgeben. Sie wollte zwar Vera nicht einsperren oder ausgrenzen, aber sie konnte Vera nicht immer mitnehmen. Besonders dann nicht, wenn sie ein paar Pläne in die Tat umsetzte. Inwieweit sie Vera vertrauen konnte, wusste sie noch nicht. „Mein Stall? Ich hab gar keinen eigenen Stall. Unsere Pferde sind in einem Mietstall untergebracht. Dieser ist außerhalb der Stadtmauern. Aber du kannst gern hin gehen und nach den Tieren sehen.“ Es sprach nichts dagegen, wenn Vera nach den Pferden schaute, aber diese waren eigentlich sehr gut untergebracht und Calvena hatte keinen Grund zur Beschwerde oder Beanstandung.
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"Oha.. dann also flußaufwärts." merkte sie sich und lauschte den Beschreibungen Calvenas über Ostia. Eigentlich hatte sie den Hafen von Rom gemeint, aber diesen schien es nicht zu geben. Wenn sie genug Münzen beisammen hatte, dann würde sie nach Ostia fahren und sich alles anschauen können. Die Germanin war zudem sehr gespannt auf das Meer. "Ja, es gefällt mir hier." beteuerte sie einmal mehr mit funkelnden Augen.
Sontje schüttelte den Kopf. "Nein, das hat er nicht getan. Ich habe ihn auch nicht danach gefragt, ich habe nur gesehen und gemerkt, dass er wenig Zeit hat." Vielleicht war sie zu eigensüchtig gewesen in dieser Zeit und diese Zeit zurück drehen konnte sie nicht mehr. Verloren war die Zeit jedoch nicht, denn sie konnte ihn immer noch danach fragen. Aber nur wenn sie überhaupt wieder Kontakt mit ihm haben wollte. Jetzt aber wollte sie die Zeit in Rom unbeschwert geniessen und nicht nach hinten schauen. "Ja, lass uns wegen der Feiertage schauen.." stimmte sie zu.
"Mit dem was du über das 'mitnehmen' sagst bin ich einverstanden..." Es blieb ihr auch nichts anderes übrig. Stimmt, Calvena hatte schon über den Stall gesprochen. "Ist gut, wenn du wegen den Pferden einverstanden bist. Pferde sind treue Tiere. Sie sind fast ein wenig wie Hunde, nur größer und nicht ganz so laut. Sie sind sanfte Wesen, die das Gemüt beruhigen, sobald man nur in ihrer Nähe steht." erzählte sie spontan.
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Vera schien ganz erpicht darauf zu sein Rom erkunden zu können. Zwar war die Duccia schon unterwegs gewesen, aber innerhalb weniger Tage konnte man die Stadt wahrlich nicht erkunden und jeden Winkel entdecken.
Mit den kultischen Handlungen schien sie nicht vertraut zu sein. Das fand sie seltsam, denn schließlich war Veras Bruder einer der Pontifexes in Mogontiacum. Es war offensichtlich, dass das Thema Verwandtschaft für Vera ein wenig unangenehm schien.“Du hast aber schon einmal geopfert? Oder bist du nur mit deinen germanischen Göttern vertraut?“ wollte sie dann aber doch näher wissen.
Vera war eine Pferdenärrin, sie hatte scheinbar nichts anderes im Kopf. Ob sie da nicht dann doch vielleicht überfordert sein würde mit einem kleinen Kind? Auf jeden Fall wollte sie Vera erst einmal auf die Probe stellen. „Simplex wird dir sicher gern zeigen wo die Pferde untergebracht sind. Rufus dürfte gleich sein Schläfchen beendet haben. Wie wäre es, wenn du ihn nimmst und dann mit ihm in einen Park gehst… nur um zu sehen, wie das klappt." Calvena hätte somit die Gelegenheit auf den Brief zu antworten.
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"Weder noch.." erwiderte sie schulterzuckend auf die Frage nach Opferung und Gütterkult. "Auf Mutters Hof hatte ich andere Dinge im Kopf als das. Und genau so habe ich es in Mogontiacum beibehalten. Warum sollte ich es hier anders machen?" Es war bisher nicht notwendig gewesen sich diesen Dingen zu widmen. Bisher war alles seinen Lauf gegangen ohne das ihr der Himmel auf den Kopf gefallen war. "Gut, dann schaue ich gleich nach ihm. Bis nachher dann.." Sie nickte ihr zu und verschwand im Inneren des Hauses, um ihrer neuesten Aufgabe nachzugehen. Endlich zu tun!
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Anscheinend hatte es Vera nicht allzu sehr mit den Göttern. Weder mit den Göttern ihrer Ahnen, noch mit den römischen. Etwas das ihr nicht ganz behagte, die Götter wollten geehrt werden, ansonsten konnten sie furchtbar launisch werden. "Andere Dinge?" fragte sie ungläubig nach, bekam aber keine Antwort darauf, weil Vera davon huschte um nach Rufus zu sehen. "Simplex soll dich begleiten!" rief sie ihr noch nach und seufzte dann. Hoffentlich ließ sich Vera nicht durch diese anderen Dinge von ihren Pflichten ablenken. Einen Moment noch zweifelte sie daran, ob es wirklich so klug war, Vera Rufus anzuvertrauen, aber sie kam dann zu dem Schluss dass die Duccia es wenigstens verdient hatte sich zu beweisen. Zumal Simplex sowohl ein Auge auf Vera, als auch auf Rufus haben würde.
Schließlich nahm sie den Brief wieder auf. Sermo wollte ja auch eine Antwort bekommen.
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