Tabularium | MTD et Iunia Axilla ob templo Martis

  • Man hatte Durus wieder über einen neuen Bewerber informiert, den er wie üblich im Tablinium erwartete. Lukios unterrichtete ihn inzwischen, dass Iunia Axilla vor gar nicht allzu langer Zeit hier gewesen war und ihn um Hilfe gegen Salinator gebeten hatte - was direkt ein Anknüpfungspunkt für ein Gespräch werden konnte:


    "Salve, Iunia! Hast du deine Besitztümer wieder zurückerhalten?"


    begrüßte er sie daher, als sie mit ihrem Architekten eintrat.

  • Kephalos dicht auf den Fersen betrat Axilla das Tabularium. Diesmal war nicht so viel los wie beim letzten Mal, sie war sogar mit dem Tiberier ziemlich allein – abgesehen von ein paar Sklaven und natürlich dem Griechen in ihrem Schlepptau. Sehr schön, befand sie, musste sie so schon nicht gar so schlimm aufpassen, was sie sagte, machte sie sich so doch vor maximal einer Person lächerlich. Axilla mochte es nicht so gerne, vor Publikum zu sprechen. Was ja aber zum Glück auch fast nie nötig war.


    Die Frage des Tiberiers hingegen war nun nicht so angenehm, und ein ganz klein wenig hatte Axilla sogar gehofft, er könnte es vergessen haben. So musste sie sich nun anstrengen, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie das Thema nach wie vor plagte und ärgerte.
    “Salve, Tiberius. Um deine Frage zu beantworten: Teilweise. Vescularius hat mir meine Dos überbringen lassen“ - von einem nach wie vor sehr seltsamen Typen, der doch tatsächlich gewollt hatte, dass sie ihr Geld auf der Straße nachzählte – “... und er hat mir großzügigerweise die Sklaven meines verstorbenen Mannes übergeben, abgesehen von einem, der gestorben ist. Doch weigert er sich nach wie vor, den Rest der beschlagnahmten Dinge herauszugeben, auch nicht gegen Zahlung einer Wiedergutmachung für was immer mein verstorbener Mann ihm getan haben mag. Und so behält er weiter Aelius' Geld, Aelius' Betriebe und vor allem Aelius' Landbesitz für sich.“
    Gut, das hatte nun doch ärgerlich geklungen, vielleicht sogar beleidigt. Aber da durfte man auch beleidigt sein, auch wenn der Tiberier wohl nicht ahnen konnte, dass Axilla da ihrem gegenüber einen guten Teil der Schuld gab, da dieser ja nicht das gemacht hatte, was Axilla gewollt hatte. Nunja, daran konnte man nur wenig nun noch ändern. Der Tiberier würde wohl kaum für das Recht von Axillas Erbe nun noch in die Schlacht ziehen.


    “Aber ich bin heute nicht zu dir gekommen, dich hierbei erneut um Hilfe zu bitten.“ Das hatte sie aufgegeben. “Sondern heute hoffe ich, dir helfen zu können. Beziehungsweise Kephalos hier hofft es. Er ist ein Architekt, den mein Mann damals aus Alexandria mitgebracht hat und der für meinen Mann auch gearbeitet hat, bis der Praefectus Urbi die Betriebe schloss.“


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    Kephalos deutete eine leichte Verneigung zur Begrüßung an, gefolgt von einem sehr griechischen “Chaire“. Das Reden überließ er gerne hierbei seiner jungen Arbeitgeberin, die das ja recht gern zu tun schien und mit dem ihm Fremden auch ganz vertraut zu sein schien.

  • Durus lauschte dem Bericht mit einem mitleidigen, verständnisvollen Blick - Salinator war ein willkürlicher Gauner, der selbst vor hilflosen Witwen nicht Halt machte. Es wurde wirklich höchste Zeit, ihn zu beseitigen...


    "Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich deinen Fall noch einmal ansprechen."


    beendete er das Thema. Dann nahm er den Griechen in Augenschein, der offensichtlich gut genug war, um den Tempel des Mars Ultor zu renovieren...


    "Aber kommen wir zur Renovierung, genau: Hast du - oder vielmehr Kephalos - Referenzen vorzuweisen?"


    Der Mann sah alt genug aus, um genügend Erfahrung im Bauwesen gesammelt zu haben und auch Axilla schien eine ehrbare Bürgerin zu sein (was er allerdings wohl bezweifelt hätte, wenn er gewusst hätte, was sie mit Salinator getan hatte), dennoch konnte man einen solch bedeutenden Auftrag nicht auf Treu und Glauben vergeben.

  • Axilla bezweifelte, dass sich die Gelegenheit dazu nochmal ergeben würde, aber es war dennoch nett, dass der Tiberier das sagte. Er musste sich bei so einer Gelegenheit dann nur noch auch daran erinnern. Und Axilla hatte ihm bislang keinen Grund gegeben, ihr eine solche Gefälligkeit einfach so zu erweisen. Daher durfte sie sich eigentlich auch gar nicht beklagen – was sie aber nicht davon abhielt, es gedanklich dennoch zu tun.


    “Ich danke dir, Tiberius. Und was Kephalos' Eignung angeht, sagt er vielleicht selber etwas.“


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    Der plötzliche auffordernde Blick seiner Brötchengeberin schien deutlich zu machen, dass er für sich selbst sprechen sollte. Auch wenn ihm lieber gewesen wäre, die Rhomäer hätten das unter sich alles ausgemacht. Hätte er dem Aelier nicht sein Wort gegeben, mit hierher nach Rom zu kommen, er wäre wohl in Alexandria geblieben. Und nun saß er hier erstmal fest, hatte Verpflichtungen zu erfüllen, was ihn schließlich überhaupt dazu gebracht hatte, sich an die Witwe seines früheren Arbeitgebers zu wenden.
    “Ich habe in Alexandria die Gesetze von Form, Winkel und Kraft gelernt. Mein Lehrmeister war Balios von Theben, der in Arsinoe und Memphis in Ägypten je einen kleinen Tempel für Serapis errichtet hat. Mit ihm habe ich in Alexandria einige Bauwerke errichtet, und nach seinem Tod habe ich dort mit anderen die Instanthaltung der Agora und der großen öffentlichen Plätze überwacht. Einen so großen Bau wie den Tempel des Ares habe ich noch nicht allein bewältigt, aber ich bin mir sicher, dass ich das bewältigen kann oder zumindest meinen Teil zum Gelingen beitragen kann, sofern das Collegium den Auftrag an mehrere verteilen möchte.“ Was bei der Wichtigkeit des Anlasses und der Größe des Auftrages nicht auszuschließen war.

  • Scheinbar war der Architekt ein bescheidener Mensch, denn er schien keine großen Ambitionen auf die Bauleitung zu haben. Dennoch waren seine Arbeitsreferenzen durchaus akzeptabel - Durus hatte die Agora Alexandrias selbst gesehen und sie konnte sich durchaus mit den öffentlichen Plätzen Roms messen. Abgesehen davon war er augenscheinlich auf Renovierungen spezialisiert.


    "Das klingt gut. Wir müssen noch weitere Meldungen abwarten und dann sehen, welche Herangehensweise sinnvoll erscheint. Vorerst würden wir aber zumindest ein Gutachten benötigen, welche Renovierungsarbeiten notwendig wären und welche Aufwendungen dafür nötig wären."


    erklärte er die aktuelle Lage.


    "Welcher Preis würde euch für ein solches Gutachten vorschweben?"


    Die Größe und der grobe Zustand des Tempels war wohl allgemein bekannt.

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    Kurz runzelte sich Kephalos' Stirn, als er nachdachte, was dabei alles getan werden musste. Natürlich hatte er sich den Tempel zuvor grob angesehen, immerhin musste er wissen, ob er die Arbeit bewältigen konnte. Es nützte ja nichts, sich anzubieten und hinterher dann nicht damit zurecht zu kommen. Die Schande wäre unaussprechlich, würde er zu seinem Auftraggeber gehen müssen und zugeben, er bekäme es nicht hin. Dennoch war so ein Gutachten natürlich nochmal eine ganz andere Sache.
    “Man müsste die Mauern in Augenschein nehmen, eventuell muss ein pentaspastos installiert werden, um sich das Dach näher ansehen zu können. Sofern die Fundamente gut sind, reicht also eine genaue Begehung.“ Und er würde dort oben wohl leider selbst hinauf müssen. Einige seiner Gehilfen waren nicht ganz schwindelfrei. Er mochte planen Boden zwar auch lieber, aber was sein musste, musste eben sein.



    Kephalos sah zu seiner Herrin, die ja nun extra mitgekommen war, und überließ ihr die Preisfindungsfrage. Und diese überlegte auch nur einen Augenblick.
    “Ich denke, wir könnten uns hierbei auf 250 Sesterzen einigen, plus eventuelle Kosten für den Kran, den uns das Collegium Pontificium aber für den weiteren Bau gerne günstig abkaufen kann. In diesem Fall wär die Aufstellung desselben dann umsonst.“ Wäre ja blödsinnig, einen Pentaspastos oder gar einen Polyspastos erst zu errichten für das Gutachten, dann wieder abzubauen und danach für die Renovierung wieder aufzubauen, selbst wenn Axilla nicht den Auftrag erhalten würde.

  • Durus sah zu Lukios, der kurz nachzudenken schien und dann nickte. Daraufhin wandte der Pontifex sich wieder an den Architekten. Zwar hatte er keine Ahnung, welchen Preis man üblicherweise für ein Gutachten verlangte, aber da Lukios 250 Sesterzen für angemessen hielt, war es wohl in Ordnung - und für solch eine geringe Summe brauchte er kein Placet der übrigen Pontifices.


    "Gut, dann beauftrage ich dich hiermit mit der Erstellung eines Gutachtens, der Analyse der aktuellen Schäden und dem Kostenvoranschlag für eine Sanierung. Inwieweit dann der Hauptauftrag an dich gehen wird, wird das Collegium entscheiden müssen."


    erklärte er daher - damit würde man der Sanierung zumindest einen Schritt näher gekommen sein.

  • Na, immerhin was. Besser den Spatz in der Hand, wie es so schön hieß, und vielleicht würde die Taube ja noch kommen, wenn sie ihre Arbeit richtig machten. Und dass Kephalos seine Arbeit richtig machte, daran hatte Axilla keinen Zweifel.


    Der Pintifex hatte nun nichts dazu gesagt, ob sie den Kran kaufen wollten oder nicht, aber Axilla würde ihm dann einfach später den Mehraufwand in Rechnung stellen, wenn er den Auftrag anderweitig vergeben sollte. Sie hatte es ihm immerhin gesagt, sogar recht deutlich. Jetzt und hier musste sie aber auf diesem Punkt nicht mehr als nötig herumreiten. Vielleicht kauften sie ihr das olle Ding ja sogar am Ende ab, je nachdem, wie das Gutachten ausfallen würde.


    “Wir danken dir, Pontifex. Ich denke, das Gutachten wird bis...““Eine Woche“ “...bis in acht Tagen soweit zusammengestellt sein, sofern uns gleich morgen Zutritt zu den Räumlichkeiten und die Erlaubnis zum Aufstellen benötigter Hilfsmittel erteilt wird.“
    Axilla hatte keine Ahnung, ob der Pontifex das erlauben konnte, aber um sich alles anzusehen, musste Kephalos sich ja auch alles ansehen können. Wenn die Urbaner ihn abführten, wenn er eine Leiter an den Tempel legte, um sich das Mauerwerk näher anzusehen, wäre das nicht besonders hilfreich.

  • "Ich werde dir ein Schreiben für den Aedilen mitgeben."


    erwiderte Durus. Er sah zu seinem Sekretär, der nickte und begann, ein paar Worte aufzusetzen. Nachdem Durus diese durchgesehen hatte, nickte er und drückte seinen Siegelring in die Tabula - damit war die Sache abgesegnet.


    "Am besten bringst du ihm dieses Schreiben und lässt dir eine amtliche Erlaubnis ausstellen. Die wird dann auch von den Aeditui und den Cohortes Urbanae akzeptiert werden."


    Ad
    Aedilis Plebis L Iulius Centho
    Casa Iulia
    Roma



    M' Tiberius Durus Pontifex pro Magistro Consularis Vir Aedili Plebis L Iulio Centhoni s.


    Hiermit informiere ich dich, dass der Architectus Kephalos, angestellt von Iunia Axilla, im Auftrag des Collegium Pontificium mit der Erstellung eines Gutachtens über den baulichen Zustand des Aedes Martis Ultoris auf dem Forum Augustum beauftragt ist. Er benötigt dazu die Erlaubnis zur Errichtung eines Baugerüsts bzw. zum Betreten und Untersuchen des Tempels. Ich bitte dich daher, ihm eine diesbezügliche Erlaubnis auszustellen.


    Pro Collegio


    M' Tiberius Durus
    [Blockierte Grafik: http://img825.imageshack.us/img825/7330/siegelmtdtabula.gif]

  • In Momenten wie diesen vermisste Axilla Alexandria mehr als sonst. Da war das so schön einfach gewesen. Um die Tempel kümmerte sich der Exegetes, und zwar mit Genehmigungen und Aufträgen und allem. Da gab es nicht noch irgendwelche Collegia, die irgendwie dazwischengeschaltet waren, so dass man gezwungen war, von Pontius zu Pilatus bzw. von Tiberius zu Iulius zu laufen, nur um ein Gutachten zu erstellen. Aber so war Rom eben: kompliziert.
    Aber immerhin bekam sie gleich einen netten Brief überreicht, der ihr sicherlich weiterhelfen würde. Neugierig, wie Axilla nunmal war, flogen ihre Augen beim Entgegennehmen des Schriftstücks kurz über die Zeilen. Ja, das würde damit wohl hoffentlich keine Probleme geben.


    “Ich danke dir, Tiberius. Wenn es von deiner Seite aus dann keine Fragen mehr gibt oder weitere Wünsche, würden wir uns dann auch gleich auf den Weg machen, damit das Gutachten dir so schnell wie möglich vorliegt.“

  • "Nein, ich denke nicht. Valete!"


    antwortete Durus, der als architektonischer Dilettant kaum mehr erfragen konnte. Damit war die Audienz beendet und Durus konnte sich wieder seinen übrigen Aufgaben zuwenden.

  • “Vale“ verabschiedete sich auch Axilla mit Kephalos im Chor, und gemeinsam verließen sie den Pontifex. Das war jetzt zwar nicht der ganz große Auftrag, aber immerhin etwas. Darauf ließ sich aufbauen.

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