• Viele Jahre hatten Phelan jetzt in der Stadt gelebt.
    Er kam als einfach Bauersjunge nach Mogontiacum auf der Suche nach seinem Bruder Gero. Als er das Tor zur Stadt passierte, hatte er noch keine Vorstellung davon, dass er schon nach einiger Zeit hier festen Fuß fassen würde. Als Sohn Wolfriks schickte seine Familie ihn zu seinem Verwandten, die sich mittlerweile in Mogontiacum das römische Bürgerecht, sowie einen eigenen Familiensitz mit Hros und einem Mercatorbetrieb hart erarbeitet hatten. Wohlwollend und liebevoll nahm ihn seine Familie auf und führte ihn in die Gesellschaft ein. Als guten Freund hatte er seinen Vetter Witjon und als Vorbild seinen Vetter Lando, den man auch Loki nannte.
    Zwischen den schwingen Kochlöffeln Margas und den maßregelnden Worten Albins wuchs er von einem unwissenden Jugendlichen zu einem stattlichen Mann heran. Er schlug den Weg des Discipulus im Cultus Deorum ein, absolvierte seine Ausbildung in Rom zum Sacerdos, um dann im Provinzkollegium Mogontiacum als Sacerdos und später sogar als Pontifex zu dienen. Neben all dem römischen Leben fand er sich aber auch in seinen germanischen Wurzeln wieder, ob auf der Jagd mit seinen Vettern oder in der Casa, er hatte viel erlebt, viel geliebt, viel geweint und viel gelacht.
    Der Tod seines Vetters Loki nahm ihm einiges an Kraft und vor allem an Glauben.. Glauben zu den Göttern, Glauben an sich, Glauben in sich. Trottend quälte er sich die folgende Zeit zu den Tempeln und ging seiner Aufgabe als Pontifex nur noch äußerst halbherzig nach. Auch innerhalb seiner Familie verlor er den Halt, was nicht an seinen Verwandten, sondern mehr an ihm lag. Er wurde zu einem Einzelgänger, der sich Nachts durch die Casa schlich und kaum noch am Familenleben teilnahm.
    Veränderung! Es schrie alles nach Veränderung!
    Die einzige Person, die er zu diesem Zeitpunkt noch zum reden hatte war sein Vetter Witjon. Ihm offenbarte er seinen Missmut.. er würde Abstand nehmen wollen, nicht für ein paar Tage, Wochen oder Monate.. sondern für Jahre. Es war Zeit sich aus dem Stadtleben zurückzuziehen, eine Rückkehr schloss er aber nicht aus, auch würde er in Kontakt mit seiner Familie bleiben.
    Witjon fiel ein, dass er vor einigen Monaten einen Brief eines Großbauern aus den südlicheren Regionen erhalten hatte. Er wolle seine Tochter verheiraten und suchte einen Mann von Stand. Lange diskutierten die beiden bis in die Nacht. Phelen entschloss sich dazu, der Familie einen guten Dienst zu erweisen und diese arrangierte Hochzeit zu begehen. Was hatte er zu verlieren? Die Tochter eines Großbauern heiraten war nicht schlecht. Ganz im Gegenteil, er konnte sich auf dem Land etwas eigenes aufbauen, seine eigene Familie gründen und seine Prioritäten umlagern.


    Nach regem Briefwechsel und anderen organisatorischen Dingen zog schließlich hinaus aufs Land und heiratete Calventia Fusa. Von Zeit zu Zeit wächst sein Gut, seine Familie und vor allem wieder seine Lebensfreude.

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