Peristylium - „Zweisam einsam“ oder: „Stunde der Wahrheit?“

  • Mitten unterm Reden hatte Syria sie plötzlich angestupst, nochmal konzentriert in die Ferne gelauscht und sie dann mitgezogen. Im Peristyl sahen die beiden Frauen dann auch, was der Anlass für den Tumult war. Gerührt schlug Lais sich die Hände vor den Mund, dann umarmte sie erst überschwänglich Syria, dann Iotape, während Syria schon Mania glücklich in die Arme schloss.
    Freudig strahlte sie Phaeneas und Cimon an, ließ es besser, auch die beiden in ihre Arme zu ziehen (Lucianus‘ Leibsklave reagierte darauf immer ziemlich allergisch). "Oh, herzlichen Glückwunsch! Ihr müsst so glücklich sein!“

  • „Warum sollten sie?“, gab Phaeneas, nun doch ein wenig belustigt, zurück. „Das würden sie nie wagen, mich auszulachen. Zumindest nicht offen. Vergiss nicht, ich bin Leibsklave meines Herrn.“
    Cimon entspannte sich und begann sich in seine Rolle, die zu spielen man gerade von ihm erwartete, einzufinden. Tja, hier standen sie nun, zum ersten Mal offiziell als Paar - und da fiel Phaeneas auf, dass etwas fehlte. Etwas, was ein römisches Paar in offizieller Funktion tat. Er schob seinen Arm vorsichtig unter den von Cimon. So, jetzt passte das Bild. Einen Schritt noch trat der Bithynier näher an seinen Liebsten heran. Eine eng verbundene Einheit … endlich. Endlich, endlich, endlich.
    „Hab ich ja. Als ich dir gesagt habe, dass du über unsere … unglückliche Geschichte kein Wort verlieren sollst. Da hab ich dir gesagt, dass man genau beobachtet, was wir beide tun.
    Außerdem dachte ich, dass du das wissen müsstest. Bei deinem Herrn … müsste das doch selbstverständlich sein …“
    Ja, hatte sich als Irrtum herausgestellt. Aber konnte man ja auch nicht vorher wissen, dass es Leute gab, denen das allen Ernstes nicht klar war, nach welchen Regeln die Welt funktionierte. Die Welt der „Schönen“ und Reichen.


    „Na, endlich hat unser Leibsklave eine offizielle Beziehung. Du glaubst gar nicht, wie erleichtert wir alle darüber sind, Cimon. Endlich nicht mehr dieses anrüchige Alleinstehend-Sein“, zwinkerte Syria. „Ja, dieses Glück, das du jetzt hast, hätte ich auch gern gehabt.“ Mit einem Lächeln ließ sie die nächsten an die beiden heran. Die Traube im Peristyl war inzwischen sehr groß geworden.


    Das gerade noch überglückliche Lächeln, als die anderen noch nicht dagewesen waren, war aus Phaeneas‘ Gesicht gewichen. Genauso hatte sein Umgang mit Cimon an Innigkeit verloren. Alles, was über Armunterhaken hinausging, war schließlich viel zu vertraulich für die Öffentlichkeit!


    Gerade noch bekam der Bithynier Zeit, um Cimons Blick zu erwidern, da wandten sich schon Antias und Cephalus an ihn: „Ach ja, Phaeneas, wir waren sowieso auf der Suche nach dir. Die Hypocausten-Heizung spinnt schon wieder, das müssten wir uns mal gemeinsam anschauen. Wenn du bitte mitkommen könntest …“ Erwartungsvoll stand das Atrienses*-Team vor ihm und sah ihn auffordernd an. Für solche Dinge, die das Haus betrafen, war immer das Trio zuständig. Phaeneas kümmerte sich zwar nicht um die Reparatur an sich (dafür gab es Handlanger-Sklaven), aber bei der Entscheidung, was von wem, verbunden mit welchen Kosten, gemacht werden sollte, dabei musste er dabei sein.


    Sim-Off:

    * lat. atriensis = für das Haus und die Hauseinrichtung zuständiger Sklave

  • Da Cimon sich durchaus aufmerksam umsah, konnte der Nubier beobachten wie sich einige in den Armen lagen. Freuten sie sich so sehr? Für ihn war das alles sehr neu. Wäre es auch so gewesen, hätte er Phaeneas seine Liebe in Mantua gestanden? Dann trat eine bildhübsche Frau zu ihnen und gratulierte beiden. Cimon lächelte etwas unsicher und brauchte einen Moment um seine Stimme zurecht zu rücken.


    "Ja..ja ich denke das bin ich... also ...Ja!"


    Er war glücklich, sehr sogar, nur konnte er es nicht so recht ausdrücken, vorallem da er sich in einer ruhigen, überlegenen Pose übte.
    Seine Augen hatten warm die des Bithyniers getroffen, als dieser erklärte er wäre der Sklave seines Herren...ja, das waren sie beide...die Sklaven ihrer Herren. Sie waren von bedeutung? So sehr war es ihm noch nie vor Augen geführt worden. Sicher war er wichtig für Ursus und wusste genau was sein Herr dachte, was er wollte, was zu tun war... und umgekehrt sorgte auch Ursus sich um Cimon. So schien es zumindest für den Nubier zu sein. Doch dies war anders... es war deutlicher. Nachdenklich nickte er zu Phaeneas' Worten, erkannte er doch was bislang noch ein wenig verschwommen gewirkt hatte.


    Ein wenig verwirrt sah er zur Seite, als er etwas spürte...an seinem Arm... seine Augen gingen zum Arm des Mannes, den er liebte... und das obwohl sie sich nur geküsst hatten...ging soetwas? Offensichtlich...und es tat ihm gut, das es so war.
    Sie standen nun eng beieinander und Cimon konnte nicht anders als Phaeneas ein Lächeln zu schenken. Der Nubier versuchte sogar, ihn so unauffällig wie möglich näher an sich zu ziehen, wenn das überhaupt ginge. Er wollte ihn nicht mehr los lassen.


    So war es richtig, so gehörte es sich und niemals würde er sich etwas anderes wünschen, das wusste der dunkle Sklave in diesem Moment sicherer als alles andere. Es musste selbstverständlich sein bei Ursus? Also wäre es ein schlechtes Bild, das auf Ursus fallen würde, wenn Cimon zugeben mochte, das er es nicht kannte, nicht damit gerechnet hatte?


    "Ja...das... selbstverständlich. Natürlich. Kein...Zweifel."


    Plötzlich war er seiner lang ausholenden Sätze beraubt und konnte nur noch das wenige retten was noch da war. Schüchtern grinste Cimon, während er leicht mit den Schultern zuckte. Würde Phaeneas diese Unzulänglichkeit erkennen, würde er sie verzeihen? Er hatte sich ja bereits verraten ... nun konnte er nur noch auf das Verständniss seines Liebsten hoffen. Seine Welt hatte vor Ursus nur aus Schmerz und Demütigung bestanden... seit einigen Jahren erst lernte er in einer Welt zu leben, in der Phaeneas bereits lange zu gegen war. Vielleicht sah er deswegen auf ihn auf. Immer hatte der Nubier der starke Fels sein müssen...selbst als er sich vor Schmerzen kaum rühren konnte, immer hatte er diesen Anspruch an sich ... Nun konnte er auf eine Konstante bauen, die ihm diese Last nahm. Auch wenn er genau wusste, das Phaeneas' Wohl einen sehr hohen Stellenwert für ihn haben würde und Cimon wollte stark für ihn sein... jetzt sah er aber, das er es nicht musste. Seine Augen leuchteten ein wenig als er den Blick des Bithyniers einzufangen versuchte.


    Syrias Worte holten ihn zurück in die Menge, auch wenn für einen Augenblick seine Welt nur aus Phaeneas und ihm bestanden hatte. Ruhig sah er sie an und nickte verhalten. Dankbarkeit schien aus seiner Mine zu sprechen... distanzierte Dankbarkeit.


    "Ich danke dir aus tiefstem Herzen, Syria. Aber Glück muss doch nicht endlich sein, meine Gute."


    Er lächelte zu seinen Worten, wollte er doch etwas erwiedern, das eigene Glück herunterspielen. Nicht das er es mindern wollte, oder für unbeachtenswert hielt... nein, ganz im Gegenteil. Cimon war überglücklich, jedoch war es ihm ein wenig unangenehm, wie sehr sie beide immer mehr in den Mittelpunkt gerieten. Sie hatten sich gerade erst geküsst. Der Nubier wollte viel mehr, er wollte mit Phaeneas so viel reden, besprechen und ... ihm einfach nur nahe sein. Ganz allein mit ihm und ihrer beider Wünsche.
    Aber irgendwie wurden es einfach nicht weniger. Irrte er sich oder wurden es sogar mehr? Dabei spürte er wie eine unsichtbare Mauer zwischen ihm und Phaeneas entstand. Obwohl sie einander so nahe waren, war da ein Abstand, der ihm nicht gefiel. Sanft drückte er den Arm seines ... 'Mannes' und hoffte das er es unauffällig genug gemacht hatte.


    Mit Neugier beobachtete er Antias und Cephalus, wie sie heran traten und Phaeneas ansprachen. Cimon begrüßte die beiden mit einem Lächeln. Die beiden waren die Rettung. Sie kamen mit einem ganz normalen Problem, welches nach Arbeit rief. Aber... dann würde Phaeneas gehen und Cimon bleiben? Das war nicht unbedingt die beste aller Lösungen.
    Heizung... Ein kleines Problem das zu einem großen werden konnte und der Bithynier war schließlich verantwortlich.
    Mit Bedauern in den Augen sah er Phaeneas tief in die wundervoll geheimnissvollen Augen. Erneut drückte er leicht den Arm des Liebsten.


    "Das musste ja so kommen, nicht war, bester Phaeneas? Kann ich vielleicht behilflich sein bei diesem Problem?"


    Natürlich hatte er ganz besondere Hintergedanken, denn er wollte Phaeneas nicht wieder los lassen oder ihn gar weg gehen sehen... nein, er wollte nicht zurück bleiben ohne zu wissen, wann sie sich wieder sehen mochten. Dank der Großzügigkeit seines Herren hatte er den Tag noch zeit. Doch gerade jetzt wusste Cimon genau wie er diese Zeit verbringen wollte...naja oder zumindest grob.

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    CUSTOS CORPORIS - TITUS AURELIUS URSUS

    Einmal editiert, zuletzt von Cimon ()

  • Dem leichten Ziehen hielt Phaeneas stand und blieb korrekt auf der Stelle stehen, auf der er ein perfektes Paar nach römischen Maßstäben abzugeben beschlossen hatte. Nichtssagend blieb sein Gesichtsausdruck, auch wenn sein Herz klopfte und er Mühe hatte, seinen Atem zu regulieren. Aber das ging die anderen schließlich nichts an.
    Amor und pietas. In einer perfekten römischen Familia hatten die Mitglieder pietas füreinander zu empfinden, Pflichtgefühl. Zumindest nach außen hin. Amor, den Verstand verwirrende wilde Leidenschaft, hatte seinen Platz im Umgang mit Prostituierten und Sklaven.


    „Das ist nett von dir, Cimon“, lächelte die blonde, großgewachsene Syria (die trotzdem noch ein Stück kleiner war als der aurelische Sklave). „Aber das Glück, mit dem Leibsklaven unseres Herrn zusammen zu sein, schon.“


    Für einen kurzen Moment – wirklich nur einen winzig kleinen Augenblick – entgleisten Phaeneas‘ Gesichtszüge, auf Cephalus‘ und Antias‘ Information hin, und Entsetzen wich seiner sonst so entspannten Miene. Was?! Er sollte sich jetzt von seinem Geliebten verabschieden, jetzt schon? Gerade jetzt? Sofort riss er sich wieder zusammen und blickte gefasst in die drei Gesichter. „Natürlich. Ich komme sofort mit euch mit.“
    Schließlich wurde sein Gesicht schneeweiß, als ihm gänzlich bewusst wurde, was das bedeutete. Die Unruhe, die ihn seit den Küssen im Park befallen hatte, würde nicht aufhören. Oh nein. Für ungewisse Zeit würde sie ihn noch begleiten. Ihn verfolgen, im Nacken sitzen, abends zu ihm unter die Decke kriechen. Immer noch … Wie lange nur noch?


    „Tja, Cimon, das war‘s dann wohl vorerst“, sagte er viel ruhiger, als ihm der Sinn danach stand, und ein wenig steif. Etwas abwesend sah er den geliebten Nubier an, als hätte die reine Erwähnung von Pflicht ihn irgendwo anders hin gerufen.
    Auf sein Angebot hin schüttelte Phaeneas den Kopf: „Nein, das ist keine gute Idee.“„Und auch gar nicht nötig!“, beeilte sich Antias sofort zu beteuern.


    Ein entschuldigender Blick ging von Cephalus zu Cimon: „Tut uns leid, dass wir ihn dir jetzt entführen müssen. Jedenfalls, dir nur das Beste und dass ihr euch bald wiederseht.“ Wieder ein Zwinkern.
    „Ich begleite dich dann mal zum Ausgang“, wurde Cimon schließlich von Antias hinauskomplimentiert. „Hier entlang.“
    „Und wir gehen schon mal und schauen nach dem Hypocaustum“, versuchte Cephalus Phaeneas sofort in Beschlag zu nehmen.


    Der bithynische Sklave drehte sich leicht zu Cimon und drückte kurz dessen Rechte mit der eigenen. „Wie stehn deine Chancen, demnächst mal wieder vorbeizukommen?“ Hoffnung leuchtete dem Nubier dezent entgegen, er saugte sich mit Blicken an dessen grauen Augen fest.

  • Dem offenbaren Wunsch von Phaeneas eben in dieser Haltung und mit diesem Abstand stehen zu bleiben beugte der Nubier sich mit einem Lächeln. Seine Mine blieb distanziert, um dem Anspruch seines Liebsten zu genügen. Pflichtgefühl gegenüber Phaeneas war nicht das einzige was er dabei spürte, denn die Liebe, wie er glaubte, sorgte für ein angenehmes Kribbeln in seinem Körper.


    Ein wenig zweifelnd zogen sich seine Augenbrauen zusammen, als er meinte zu verstehen, wie Syria behauptete das das Glück nun endlich war. Nein, nicht für Cimon. Das hier war etwas ganz besonderes... einen Schatz, den er zu schützen hatte. Nur leicht schüttelte er also den Kopf, lächelte dabei aber oberflächlich, um ihr das Gefühl zu geben, recht zu haben. Der Nubier wollte keine Grundsatzdiskussion führen... das wollte er lieber für später aufheben... später mit Phaeneas vielleicht.


    Mit einem fragenden Gesichtsausdruck sah Cimon nun den Bithynier an und überlegte, was er sagen konnte, um doch nicht sofort von ihm getrennt zu werden. Jedoch war dieses Unterfangen, wie es schien, zum Scheitern verurteilt. Er schenkte Phaeneas ein offenes Lächeln, um es ihm leichter zu machen. Arbeiten mussten schließlich erledigt werden, das verstand der Nubier nur zu gut... das und die Tatsache das soetwas nicht warten konnte.
    Die ruhige Stimme des vinicischen Sklaven verunsicherte Cimon nur am Rande, wo er doch inzwischen verstand, das ein gewisses Verhalten nach außen hin gewünscht war und erwartet wurde. Es war keine gute Idee das er helfen mochte... und es war nicht nötig... Wie schade. Cimon senkte kurz ergeben den Blick.


    "Wie du es wünschst, mein bester Phaeneas. Danke Cephalus, für deine guten Wünsche. Ja... sicher... "


    Dankend nickte er Antias zu, als dieser ihn hinausbegleiten wollte. Doch er blieb noch einen Moment stehen. Er hatte doch noch zeit. Aber nur heute. Wie es die folgenden Tage sein würde, konnte er noch gar nicht abschätzen. Seine Trauer darüber sah man nur in seinen Augen... wenn man ihn kannte.


    Sein Kopf wandte sich zu Phaeneas um, von dem er nun getrennt werden sollte. Viel zu schnell ging das nun, wo er doch noch so viele Fragen hatte. Der Druck der Hand ließ den Nubier lächeln und ihn erwiedern. Versunken in Phaeneas' Augen versuchte er so gut es ging die letzte Frage zu beantworten.


    "Leider habe ich nur heute noch Zeit. Mein Herr kam nur für die Hochzeit von Domina Flora nach Rom. Was bedeutet das wir bald möglichst wieder nach Mantua aufbrechen werden. Ich kann dir leider noch nicht sagen, wie mein Herr mir Zeit geben wird und ob mein Weg mich bald wieder hier her führen kann."


    Es gefiel ihm nicht, in solcher Art antworten zu müssen... so unsicher und so nichtssagend. Wenn es nach Cimon ging, so würde er direkt am Folgetag noch einmal vorbeischauen... doch es ging eben nie nach dem Sklaven. So war es und so gehörte es sich. Sie beide hatten damit umzugehen und würden es sicher auch entsprechend umzusetzen wissen. Doch Schmerzen fühlte Cimon dennoch... tief in seinem Herzen und in seinem Innersten... Den Grund dafür vermochte er nicht zu fassen, wollte es aber herausfinden.. bald.

  • „Bald möglichst wieder nach Mantua …“, wiederholte Phaeneas leise und traurig. Unter allen anderen Umständen wäre es für ihn völlig selbstverständlich und völlig unangefochten akzeptiert gewesen, dass sein Geliebter eben seinem Herrn in eine Stadt am anderen Ende von Italia zu folgen hatte.
    Aber das hier geschah alles nicht unter normalen Umständen. Das hier geschah nicht so, wie Phaeneas sich das Anbandeln, Zustandekommen und Fortdauern einer Liebesbeziehung vorstellte. Das hier war alles ganz anders.
    Für gewöhnlich hätte der Bithynier Cimon jetzt nämlich in eine leerstehende Sklaven-cella gezerrt.
    Und das konnte er nun nicht.
    Eine Katastrophe.
    Wie sollte er nur die nächsten Nächte einschlafen?
    Wie sich tagsüber konzentrieren?


    Wie lange würde er seinen Zustand – das komplett neben sich stehen – noch vor seinen Mitsklaven verbergen können?
    Wie lange würde er das noch aushalten müssen?
    … Bis er Cimon irgendwohin zerren konnte? Endlich.


    Weg war die Ruhe, die in ihm entstanden war, während die anderen Unfreien ihnen gratuliert hatten.


    „Nun gut … Dann komm einfach irgendwann mal vorbei, wenn es sich ergibt. Wegen meiner Aufgaben kann ich leichter mal eine Pause einschieben als die anderen Sklaven. Oder sag mir Bescheid, wenn ich dich irgendwo in Rom besuchen kommen kann, Cimon. Ansonsten … ja, ansonsten schreiben wir eben, wenn du wieder lang in Mantua bist und ich irgendwo anders …“
    Inzwischen ging das mit dem Schreiben wie von selbst, die Anfangsschwierigkeiten als erwachsener Gerade-Nicht-Mehr-Analphabet waren wie weggeblasen. Na ja, was sein Lehrer in Germania gesagt hatte, hatte sich als wahr erwiesen: Übung macht den Scriba.


    „Nun denn, mein Liebster …“ Mit einem Schlag hefteten sich die schwarzen Augen auf Cimon. „Bis bald!“ Ein schmales Lächeln erschien auf seinem Gesicht. So eines, wie es die anderen Sklaven praktisch noch kaum je von ihm gesehen hatten.

  • Als Phaeneas die Worte des Nubiers traurig wiederholte, senkte Cimon den Blick. Es tat ihm leid es gesagt zu haben, aber er wollte ehrlich sein. Lieber hätte er ihn in den Arm genommen, hätte erfahren, wie es sein konnte, ganz ohne Schuldgefühle zu lieben. Sie durften... aber sie konnten nicht. Nicht einmal reden ... er verzehrte sich nach Nähe und ... Leidenschaft? Der Nubier wusste es nicht, konnte es nicht in Worte fassen, jedoch wusste er genau, das jeder Moment ohne Phaeneas einer Folter gleich kommen würde.
    Vielleicht war es eine Prüfung der Götter... Ja, das musste es sein und Cimon hatte vor diese Prüfung zu bestehen. Räuspernd ordnete der dunkle Sklave seine Kleidung und nickte ergeben als Zeichen das er verstand. Er musste gehen und niemand wusste, wann er wieder kommen konnte.


    In seinem Inneren tobte es vor Gefühlen, doch das zeigten nur seine grauen Augen, die mit Sehnsucht den Bithynier beobachteten. Nur zu gerne hätte er sich nun irgendwohin ziehen lassen, doch es würde nicht geschehen... nicht an diesem Tag.


    Die Ruhe von Phaeneas, die Cimon so sehr mochte, die er so sehr bewunderte und für sich selber gerne als sein Eigen nannte, sie war fort... fragend sah der dunkle Sklave seinen Phaeneas an und wusste nicht so recht, ob er es richtig deutete.
    Die Stimme des Nubiers verriet ihn nicht und zeigte die gewohnte Distanz, auch wenn die grauen Augen zu glitzern schienen.


    "Ja, Phaeneas, ich werde dir eine entsprechende Nachricht zukommen lassen und hoffe sehr auf unser nächstes Treffen. ... Ja.. ja, wir können uns ... schreiben, mein guter."


    Diese schwarzen Augen, die ihn gefangen hielten, hefteten sich auf ihn und Cimon konnte nicht aufhören sie erforschen zu wollen. Seine Lippe zitterte nur wenig... doch er konnte unmöglich so stehen bleiben... Abschied...das war ein Abschied. Sollte Phaeneas ihn doch zurechtweisen, aber so wollte er nicht gehen... nicht wenn er nicht wusste, wann sie sich wieder sehen würden. Also trat er rasch auf ihn zu und ließ sich von diesem verführerischen Lächeln anziehen. Cimon legte eine Hand in den Nacken des Liebsten und forschte nur für einen Augenblick mit den Augen, ob es richtig war.
    Seine Stimme war leise und nur für Phaeneas bestimmt, er hauchte es ihm entgegen und kam dabei mit dem Körper ganz nahe.


    "Ja, bis bald... "


    Er wollte mehr sagen, aber die richtigen Worte schien es nicht zu geben. Auch befürchtete Cimon das Phaeneas sich zurück ziehen könnte... nein, das wollte er nicht zulassen... mit sanftem Druck zog er ihn an sich um ihn nur zart, ein wenig unsicher gar zu küssen. Das wäre der richtige Abschied gewesen. Nur das. Auch wenn er fürchten musste, das der Bithynier sich nun abwenden würde... er hoffte das richtige zu tun. Das alles war so neu ... er mochte es nicht wenn etwas so neu war, das er nicht so recht mit umgehen konnte. Jedoch machte Phaeneas es ihm leicht, es zu riskieren. Nur leise hatte er erstickt eine Entschuldigung gehaucht, als er mit den Lippen näher gekommen war ...

  • ‚Pflicht, Pflicht, Pflicht‘, pochte es in Phaeneas‘ Kopf. Trotzdem, obwohl der Hebel zum unbedingten Pflichtbewusstsein schon längst umgelegt war, blieb sein Blick an Cimons Augen kleben. Welch ein Glück, welch ein unglaubliches Glück einen Mann so zu sehen. Mit derselben Hingabe, mit derselben Zuneigung, mit derselben Versuchung in den Augen. Oh ja, wie verlockend wirkte das auf den Bithynier, wie sehr riefen ihn diese vor Liebe glitzernden Augen weit fort von hier, an einen Ort, an dem sie allein waren.
    Verstohlen schielte er auf Gesicht und Hände – mehr Haut war nicht unbedeckt. Oh ja, wie sehr wollte er nun diese dunkle Haut berühren, genau so wie er sich das in der Saturnaliennacht gewünscht hatte, als er den Nubier alleine in der Cella Servis zurückgelassen und noch einmal zurückgeblickt hatte. Oh ja, schon damals hatte er es gewollt, auch wenn er es zu dieser Zeit noch nicht zugegeben hätte. Verrückt sein nach einem Mann, den man kaum kennt – das geht schließlich nicht.
    Phaeneas zuckte leicht, als er Cimons Hand an dieser intimen Stelle spürte. Ein schnelles, bestimmtes Kopfschütteln, bei dem die schwarzen Locken flogen, war alles, wozu er kam, bevor der Nubier auch schon Kraft auf Phaeneas‘ Körper ausübte. Der Kuss blieb unerwidert, viel zu perplex war der vinicische Sklave. Obwohl er ein leichtes Kribbeln auslöste. Wie herrlich, in einen Mann vernarrt zu sein!
    Energisch schob er Cimon wieder von sich weg, mit einem leicht mahnenden Blick, von wegen ‚So was tut man nicht‘.
    Oh ihr Götter, und das noch vor Cephalus und Antias! Phaeneas warf einen entschuldigenden Blick zu den beiden hinüber. Die lächelten gnädig zurück.


    Verstummt und perplex sah er dem nubischen Unfreien schließlich nach, wie er von Antias wie es der Anstand verlangte hinausgeleitet wurde, während schon Cephalus Phaeneas‘ Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte.

  • Sehnsucht zerriss Cimon sein Herz und er wollte nicht gehen, doch er wusste auch, das er keine andere Wahl hatte. Aber zuvor hatte er Phaeneas spüren wollen. Dank Áedán wusste der dunkle Sklave was es zu erfahren gab ... doch dank Phaeneas wusste er auch, das es noch viel mehr geben musste, was er mit ihm zusammen erfahren wollte... mit niemand anderem! Denn dem Bithynier vertraute er... bedingungslos.


    Seine Augen fixierten sein Gegenüber und er zitterte leicht, als er sich dem Blick von Phaeneas bewusst wurde. Vielleicht hatte es ihn ja sogar darin bestätigt, den Kuss zu versuchen. Das sein Gegenüber den Kopf schüttelte hatte der Nubier wohl falsch oder gar nicht verstanden. Er mochte die lockigen Haare, und wie sie flogen.


    Doch das der Kuss nicht erwiedert wurde, war ein erstes Zeichen, für ein nicht ganz korrektes Verhalten. Das Fortschieben war dann das letzte Zeichen, was es verdeutlichte. So etwas tat man also nicht? Mit dem Daumen ging er sich leicht über die Lippen und lächelte. Seine Augen sagten nur ... das war es mir wert.
    Trotz allem senkte er ein wenig verlegen dann doch den Kopf, hatte er doch nicht dafür sorgen wollen, das Phaeneas einen Grund haben mochte, ihn zu tadeln. So schön es auch gewesen war.


    Antias begleitete Cimon schließlich hinaus und der Nubier konnte nicht gehen ohne noch einmal zurück zu schauen. Liebevoll schenkte er ein letztes Lächeln seinem Liebsten, bevor er seine ruhige distanzierte Maske wiederfand und stolz die Liebe im Herzen haltend, ging.

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