Ausbesserungen - die andere Form der Bauarbeiten

  • Das Wetter war immer wärmer und besser geworden und auch ein Teil der geflohenen Bevölkerung war zurück gekehrt, doch von wirklichen Leben wie vor der Seuche war noch lange keine Rede. Dennoch hatten die Handwerker ihre Arbeit auf Anweisung der Stadt hin angenommen und erste Häuser, die eine Gefahr waren und Straßen, die ein Desaster waren, wurden ausgebessert. Dächer ab- und neugedeckt, Straßen aufgerissen und neu bepflastert. Aber der Bedarf war bedeutend größer als das Personal, das dafür zur Verfügung stand.


    Die Handwerker hatten gemurrt, vor Allem, weil da auch nur ein kleiner Scriba für sie zuständig war, aber irgendwie hatte er sie wohl doch alle überzeugt und ihnen zugesagt, das sie Hilfe seitens der Legion bekommen würden. Das Schreiben war draußen und nun lag es am Praefectus Castrorum zu reagieren.


    Er für seinen Teil versuchte jeden Tag wenigstens kurz überall zu erscheinen und zu horchen und zu sehen, wie die Arbeiten voran gingen. Mit seinen Pflichten als Scriba war das zwar manches Mal schwer vereinbar, aber er hoffte, dass er bald was abgeben konnte - vorzugsweise die Scribapflichten und dann Magistratus wurde.

  • Es regnete... Hatte es nicht in den letzten Monaten oft und lange genug geregnet? Immerhin war es einigermaßen warm, waeshalb es nicht so schlimm war, wenn man mal in den Regen geriet. Nicht so wie im Herbst oder gar Winter. Dennoch war er ein wenig genervt davon. Müde strich er sich über die Augen, denn der Tag war lang gewesen, weshalb er erst so spät nun ankam. Die Handwerker waren schon weg und dank des Wetters kamen sie nicht so gut voran, wie er hoffte, aber was sollte er da tun? Er konnte wohl schlecht das Wetter beeinflussen.


    An den meisten Baustellen war die Arbeit zum Erliegen gekommen, andere hatten noch gar nicht begonnen. Von der Legio hatte er noch keine Antwort erhalten und so mussten sie weiter mit den begrenzten Ressourcen arbeiten. Sollte bis Ende der Woche keine kommen, würde er wohl noch einmal persönlich vorsprcehen müssen. Etwas, was in seinerderzeit knapp bemessenen Zeit nicht einfach zu regeln war.


    Man hätte meinen sollen, das die Arbeit sich mit der Zeit wieder relativierte, aber es kam zu wenig Nachwuchs nach, das war schlecht. Auch in der Stadt selber war immer noch nicht der normale Alltag eingetroffen, aber es schien, als würde sich niemand so recht dafür interessieren. Das war frustrierend. Aber es würde was werden, es musste einfach noch was werden! Sie mussten hier voran kommen. Mantua musste wieder erblühen!

  • Linus?
    Was?
    Glaubst Du, die Kleine ist heute wieder im Lupanar? Weißt Du? Die, die ich da letztes Mal...
    Was weiß denn ich. Pass lieber auf, wo Du hintrittst...
    Der Jüngere wich einem Seil aus und reichte Linus, seinem Partner und Mentor einen neuen Eimer mit Material für das Dach rauf.
    Ich meine, wäre doch toll, oder? Sie war echt... ja, echt... Der Jüngere wurde rot und wirkte mit einem Mal noch jünger.
    Bei den Göttern! Beweg lieber Deinen Allerwertesten hier rauf und hör auf mit dem Ding zwischen Deinen Beinen zu denken. Wenn der Artorier nachher kommt, willst Du ihm ja wohl hoffentlich nicht erklären müssen, wieso wir immer noch an dem Dach dran sind... Am Ende nimmt er uns noch den Auftrag weg wegen Deiner Faulheit.
    Ach was... das kann er doch gar nicht... Ist doch nur nen Laffe von der Stadt ohne irgendwelche großartigen Befugnisse. Das kann doch nur der Magistratus oder sogar der Duumvir,
    Meine Herren... hast Du ne Ahnung... Seit der Seuche hat sich da einiges verändert. Also beweg Deinen Arsch...
    Is ja schon gut... brummte der Jüngere nur und kehrte zu den Materialien mit, die er als Nächstes hoch reichen wollte. Als er den vollen Eimer wieder so vor sich hintrug und in Gedanken eben doch bei der Kleinen war, übersah er das Seil und das Nächste, was er spürte war ein Ruck und das Gefühl von Schwerelosigkeit, bis ein weiterer Ruck und mit ihm ein Schmerz folgte. Dann erst schrie er, in einer Mischung aus Erstaunen und Schmerz, weil sein Fuß in einer zufälligen Schlinge festhing, welche das Einzige war, was ihn davor bewahrte kopfüber 10 Meter tiefer aufzuschlagen.

  • Ja Herrschaftszeiten.... Bist Du jetzt ganz Irre??? Linus schaute erschrocken über die Dachkante hinunter und sah seinen jungen Gehilfen kopfüber ein halbes Dutzend Meter unter sich, nur mit einem Seil am Knöchel, das straff gespannt war, baumeln. Und baumeln tat er wahrlich, denn er schwang von einer Seite zur Anderen. Heh??? Kannst Du mich hören? Bist Du noch bei mir? Ja das war er sicher, denn er hörte durchaus das Stöhnen und Jammern des Jungen aber er wollte auch eine definitive Antwort. Titus? Titus!
    Ja? kam nur jammernd von unten und Linus nickte zufrieden. Gut, dann war noch nicht aller Tage Abend. Er kletterte langsam runter und begab sich zu dem Seil. Kannst Du Dich hochschwingen? An Deinen Knöchel Greifen und das Seil fassen? Rief er fragend runter. Das Seil schwang kurz und ein erschrockener, fast schon panischer Ausruf war die Folge. Es löst sich, oh bei den Göttern, es löst sich! Linus seufzte auf. Is ja gut! Bleib ruhig Junge, bleib ruhig! Ich zieh Dich rauf! NEIN NEIN NEIN kam nur die panische Antwort und irgendwie war Linus klar, dass das kein Spaß werden würde.

  • Langsam zogen centurien in Richtung der Stadt. Die Straßen vor der Baustelle waren jedoch von Gaffern verstopft, sodass die Soldaten, die aus einer anderen Ecke kamen nicht einmal sehen konnten, was genau los war.
    Licinus kommandierte nach einem kurzen Blickwechsel mit dem tribunus einen Halt, er fungierte sozusagen als dessen Stimme, und ging dann noch vorne durch.
    Den ersten Mann, den er erreicht klopfte er mit der vitis gegen die Schulter:
    "Was geht denn bei allen Göttern hier vor?!"
    Eine solche Menschenansammlung dürfte die Stadt seit der Pest noch nicht gesehen haben.

  • Die turma hatte eine Art Feldübung hinter sich gebracht. Der decurio hatte nicht viel von seinen equites gefordert, es kam ihm lediglich darauf an, seine Männer, wie es so schön heißt, bei Laune zu halten.


    Die nutzten ohne besonderen Befehl die Gelegenheit, um ihre Pferde nicht nur zu bewegen, sondern sie auch zu fordern und das wiederum war das, was der decurio indirekt bezweckte. Und nicht nur das! Seine Männer sollten sich durch ihr eigenes Dazutun davon lösen, sich in ihrem Schmerz über den Verlust der durch die Pest umgekommenen Kameraden zu vergraben.


    Im Schritt näherten sie sich der Stadt. Alienus ritt auf seinen Vorgesetzten zu.


    "Da vorne stehen eine Menge Leute umeinander und ganz vorne sehe ich ein paar centurias und ganz vorne, das muß unser primus pilus sein, decurio."


    Der lenkte sein Pferd zu dem Bezeichneten.


    "Decurio Decimus , turma I. Wir kommen gerade von ein Übung. Kann ich dir mit meiner turma dienlich sein, centurio?"


    Insgeheim hoffte er, daß eine Ablenkung, welcher Art auch immer, seien Männern keinesfalls schaden würde.

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Den ersten Mann, den er erreicht klopfte er mit der vitis gegen die Schulter:
    "Was geht denn bei allen Göttern hier vor?!"
    Eine solche Menschenansammlung dürfte die Stadt seit der Pest noch nicht gesehen haben.


    Was? Wie? Der Angesprochene sah sich verwirrt um. Ach huch, Euch habe ich gar nicht bemerkt. Seht Ihr es denn nicht? Womit er alle Legionäre ansprach, die da waren und deutete nach vorne. Einen der Handwerker hats kopfüber das Gerüst runtergeschmissen und nun hängt er da. Der Andere kriegt ihn scheinbar nicht hoch und der Junge brüllt wie ein abgestochenes Schwein.

  • Licinus beugte sich vor und erkannte nun auch den armen Mann der vom Dach baumelte.


    "Offensichtlich kannst du das, decurio.
    Habt ihr was dabei, was man als Sprungtuch verwenden kann? Wir nämlich nicht. Wenn ja organisierst du unten das Sprungtuch und ich geh mit ein paar Männern nach oben."

    Noch bevor der decurio reagieren konnte brüllte Licinus nach hinten weg.
    Die ersten drei contubernia der vierten und die halbe Turma rücken zu dem Haus vor! Aequatibus passibus! Pergite!"
    Licinus hatte natürlich ein sehr langsames Tempo vorgegeben, sie wollten die Bürger bestensfalls beiseite schieben und nicht verletzen.
    Gleichzeitig rief er immer wieder:
    "Lasst uns durch gute Leute! Lasst uns durch, der Mann braucht Hilfe!"
    Gleichzeitig wartete auf die Antwort des decurios.

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Offensichtlich kannst du das, decurio.
    Habt ihr was dabei, was man als Sprungtuch verwenden kann? Wir nämlich nicht. Wenn ja organisierst du unten das Sprungtuch und ich geh mit ein paar Männern nach oben."


    Der decurio konnte sich eines Grinsens trotz des Ernstes der Lage nicht erwehren. Was wollte der centurio? Ein Sprungtuch oder ähnliches? War er vielleicht bei den vigiles? Die könnten wahrscheinlich mit Sprungtüchern dienen. Bedauernd wandte er sich an den Fragesteller.


    "Mit einem Sprungtuch oder dergleichen kann ich dir nicht dienen. Aber jeder eques führt ein Netz bei sich. Wir knoten, sagen wir, zehn Netze zusammen, verankern die an den Sätteln unserer einen großen Kreis bildenden Pferde und dann braucht der Mann nur noch zu springen, centurio."


    Nun brauchte der pilus primus nur noch seine Zustimmung zu geben.

  • Linus versuchte immer noch den jungen Mann, der fast noch ein Kind war, zu beruhigen und sprach immer wieder auf ihn ein, doch Titus war bereits so voller Panik und in einem solchen Aufruhr, dass er das gar nicht mehr mitbekam. Ja, er war gefährlich nahe an dem Punkt, wo er in lauter Panik bereit war etwas sehr Dummes zu tun und so - obwohl er ja gerade das vermeiden wollte - doch seinem Leben ein schnelleres Ende zu setzen als ihm gut tat.


    Die Situation drohte zu eskalieren und das sich da eine Menschentraube gebildet hatte, die meinte gaffen zu müssen, machte das Ganze nicht gerade einfacher. Schon zwei Mal hatte Linus versucht das Seil vorsichtig hoch zu ziehen aber der Junge hatte immer wieder in Panik geschrien, in einer Art und Weise, dass es ihm und sicher auch dem ein oder anderen Umstehenden durch Mark und Bein ging. Er schwitzte bereits, nicht wegen der Wärme, sondern wegend er Belastung körperlicher und seelischer Natur, die damit einherging, dass er langsam mit seinem Latein am Ende war.

  • "Netz klingt gut!" antwortete Licinus, der selbst eher an paenulae oder eine Zeltplane gedacht hatte oder wussten die Erinnyen, woran genau, während sie sich durch die Massen kämpften, wobei sich Licinus nicht scheute allzu konzentrierte Schaulustige mittels der vitis ins hier und jetzt zurückzuholen.
    "Aber glaubst du nicht, dass es besser wäre deine Männer absitzen zu lassen?" fragte er leicht zweifelnd nach, da er keine Ahnung hatte, wie das mit dem Verknoten am Sattel gehen sollte. Und ob die Pferde mit der Wucht des Aufpralls umgehen konnten.*
    Aber mit etwas Glück würden sie den Mann kaum fallen lassen müssen


    Kaum waren sie an dem Haus angekommen gab Licinus die nächste Runde von Befehlen aus.
    "Vier Mann mir nach! Der Rest kümmert sich mit dem Decurio und den Reitern um die Netze!"
    Nach diesen Worten betrat er das Geländer und klettere hinauf, bis er den anderen Mann erreicht hatte, der das Seil hielt.
    "Salve!" sprach er, während er nach dem Seil griff und so ein wenig der Last von dem Arbeiter nahm
    "Wie lang ist das Seil? Können wir probieren ihn zu Boden zu lassen?"

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Aber glaubst du nicht, dass es besser wäre deine Männer absitzen zu lassen?" fragte er leicht zweifelnd nach, da er keine Ahnung hatte, wie das mit dem Verknoten am Sattel gehen sollte. Und ob die Pferde mit der Wucht des Aufpralls umgehen konnten ...


    Der decurio ließ sich auch durch die ihm unverständliche Frage des centurio nicht aus der Ruhe bringen. Er verkniff sich die ihm auf den Lippen liegende passende Antwort eingedenk dessen, daß er es mit einem Vorgesetzten zu tun hatte.


    Er beorderte seine equites, von denen der eine Teil bereits abgessen und wie befohlen zu dem Haus vorgerückt war, der andere Teil bereits ebenfalls zu Fuße stand und auch die Zügel der Kameraden in den Händen hielt, zu sich.


    "Jeder eques legt sein Netz zu Boden, eines neben das andere. Alienus, Caecus und Rupus bleiben bei den Pferden. Die anderen nehmen die Netze und knüpfen sie mit den Seilen zusammen. Anschließend selbständig aufsitzen. Die milites breiten, während die equites einen sich vergrößernden Kreis bilden, das neu entstandene Netz auf und reichen es einem jeden eques, der es wiederum an seinem Sattel befestigt.


    Wenn ihr das habt, reitet so weit auseinander, daß das Netz zwar gespannt ist, aber trotzdem ein wenig durchhängt. Beeilt euch!"


    Das große Netz war in Kürze fertig und gespannt. Der decurio meldete seinem Vorgesetzten.


    "Das Netz ist gespannt und tragefähig, centurio."

  • Erleichtert stellte er fest, dass die Schwere auf seinen Armen nicht mehr so stark wog und der Junge aber dennoch noch da hing, wo er zu hängen hatte, wenn er schon nicht hier oben war. Zu kurz, meinte er und wischte sich mühevoll etwas Schweiß im Gesicht an der Schulter ab. Das Seil gehörte da gar nicht hin, das gehört nach da oben aber der kleine Vollidiot hat mal wieder nicht aufgepasst. Tadel, Wut aber auch Sorge sprachen aus seinen Worten. Linus, hörte man von unten ein jammervolles Klagen, das so voller Panik war, dass es wohl so ziemlich jedes Herz zu erweichen in der Lage war. Ist schon gut, Junge. Hilfe ist da, ganz ruhig! Dann wandte er seine Worte wieder an den Mann, der ihn vorher fragte. Das Seil hat sich um seinen linken Knöchel verheddert, jedoch nicht stark genug, als das es zusätzliche Belastung durch Ziehen auszuhalten scheint. Zumindest schreit er immer in Panik, wenn man versucht ihn hochzuziehen, es würde sich lösen. Erkennen kann ich es nicht. Das Problem ist, dass er schon verdammt lange da kopfüber hängt. Ich hab mal eine Bestrafung gesehen, die einen Kopfüber hat hängen lassen.... nach einer Stunde war der Tod. Seine Mutter wird mich umbringen, wenn er hier heute stirbt. Das die Mutter seine zweite Frau und der Junge letztlich sein Stiefsohn war, erwähnte er nicht, weil es nicht weiter wichtig schien.

  • Entschlossenen Schrittes waren die drei ersten Contubernia der vierten Centurie der neunten Cohorte auf den Befehl hin vor das Haus gerückt, auch wenn sie keinen Ahnung hatten, wie es dann weiter gehen sollte. Die Reiter bastelten offenbar irgendwas zum Auffangen des Kerls. Solange standen die Soldaten erst einmal herum, bis der neue Befehl kam, dass vier von ihnen dem Primus Pilus auf das Gerüst folgen sollten. Mangels näherer Anweisungen waren das die ersten vier aus dem ersten Contubernium, womit nur noch einer von diesem zurück blieb. Auf Sollstärke waren die Einheiten nämlich noch lange nicht wieder. Auch oben angekommen gab es für die Soldaten erstmal keine weiteren Befehle, während der Primus Pilus höchstpersönlich nach dem Seil griff.

  • Als Angehöriger des vierten Contuberniums stand Priscus zwischen der Menge und dem Ort des Geschehens. Doch da die Centuria noch nicht die vollle Stärke erlangt hatte, war er in des dritte Glied gerutscht und sah sich durch die Menschen zwängen, um dem armen Tropf zu helfen, der dort hing und vielleicht nur noch als Puls auf dem Pflaster landen würde.
    Er trat zu Tallius Priscus und blieb neben ihm stehen, weil die ersten vier Männer, die der Primus Pilus angesprochen hatte schon weitergegangen waren. Neugierig überblickte er die Szene und wartete auf neue Befehle. "Die Götter müssen dem Kerl gewogen sein," brummte er zum Optio, "jeder andere wäre längst gefallen."

  • Runter lassen reichte also nicht und hochziehen ging auch nicht. "Scheiße!" murmelte Licinus und hätte er eine freie Hand gehabt, so wäre diese auf seinem Oberschenkel gelandet.
    "Packt ihr heute noch mal mit an, oder was?!", blaffte er die Soldaten an.
    "Decurio spannen und bereit halten!", ging ein weiterer Befehl an die unten stationierten Truppen.
    "Wie weit können wir ihn höchstens runter lassen? Weit genug, um ihn von da fallen zu lassen?"

  • Ich weiß nicht, antwortete er nachdenklich. Ein paar Fuß, ich bin mir nicht sicher. Da hinten soll einer das nachsehen. Die stehen günstiger. So recht hatte er sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt und fühlte sich in diesem Augenblick auch ein klein wenig überfordert.

  • Der decurio, der Lage von unten schlecht beurteilen konnte, sah nach oben und rief dem centurio zu.


    "Wie lange wird der Mann noch durchhalten? Versucht, ihn am Seil zum Schwingen zu bringen und laßt dann das Seil los. Wenn das nicht möglich ist, dann müßte das Seil durchgeschnitten werden. Hauptsache, er kommt herunter, wir fangen ihn auf jeden Fall auf, centurio."



    Abwartend beobachtete er den am Seil Hängenden, dem seine Kräfte langsam zu schwinden schienen.

  • Zitat

    Original von Titus Iunius Priscus
    "Die Götter müssen dem Kerl gewogen sein," brummte er zum Optio, "jeder andere wäre längst gefallen."


    "Kann sein", brummte der Optio zurück und betrachtete weiter interessiert die Szenerie. Ihm war völlig schleierhaft, wie der Kerl es überhaupt schaffte, einerseits mit dem Fuß im Seil offenbar ziemlich fest zu hängen und andererseits panische Angst zu haben, jeden Moment abzustürzen. Und er fragte sich, wer das Gerüst so komisch konstruiert hatte, dass der Kerl dort überhaupt so frei in der Luft baumelte, anstatt sich einfach mit ein bisschen Schwingen auf das nächste Brett oder zumindest zum nächsten Balken zu retten. Wer solche Gerüste baute, den sollte man selber mal kopfüber so hängen lassen, fand der Optio. "Gibt es einen Gott der Gerüstbauer? Oder der Dachdecker? Dem sollte er nachher auf jeden Fall mal opfern." Dass der Kerl nicht jetzt schon zu opfern begann, indem er sich die Seele aus dem Leib kotzte, war auch ein glattes Wunder.


    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Packt ihr heute noch mal mit an, oder was?!", blaffte er die Soldaten an.


    Kein formvollendeter Befehl, aber immerhin mal eine klare Ansage, was von den vier Soldaten oben erwartet wurde. Keine drei Augenblicke später packten mehrere Hände das Seil. Egal ob nach oben oder unten, sie würden es so auf jeden Fall sehr vorsichtig bewegen können. Auch wenn es etwas eng war mit vier Mann auf dem Gerüst.

  • Als die Männer zupackten, kam es nicht umhin, dass das Seil sich bewegte. Die Reaktion war ein panischer Schrei von unten, völlig irrational, fern jeglicher Realität und doch so real, wie etwas in der Tonhöhe und Lautstärke nur sein konnte. In seiner aufgelösten Art, nicht mehr Herr seiner Sinne ob der Minuten, die er bereits kopfüber hing, begann der Gehilfe dann etwas, was Linus sicher irgendwie befürchtet hatte und doch gehofft hatte, dass er nicht so dumm war.


    Eben noch panisch darum bemüht, dass sich nicht bewegte, das die Schlinge, die ihm scheinbar das Gefühl gab sich zu öffnen ja keinen weiteren Millimeter sich mehr bewegte, begann er nun sich panisch und hektisch zu bewegen in dem Versuch doch noch an das Brett unter ihm zu kommen, das - warum auch immer - aber schmäler als die da drüber war, weshalb es weiter weg war. Mit seinem Gezappele, das die Männer oben aber durchaus an einer extremen Gewichtszunahme zu spüren bekamen, bewirkte er aber genau das, wovor er so fürchterliche Panik hatte. Die Schlinge rutschte weiter, löste sich immer mehr und oben spürte man das, was von unten zu sehen war, langsam und unaufhörlich kam der Junge, der immer noch blind um sich schlug und sich hektisch am Seil bewegend schrie und doch schwächer wurde, dem Erdboden näher, wenn auch das Seil noch einen kleinen Rest an ihm klammerte. Doch für wie lange noch?

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