[Officium] Praefectus Legionis Servius Artorius Reatinus


  • Officium des Praefectus Legionis
    Servius Artorius Reatinus



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    Im Hauptverwaltungsgebäude und im Herzen einer Legion, der Principia, befindet sich das Officium des Praefectus Legionis. Dieser ist der Legionskommandeur für eine in Ägypten stationierte Legion und zieht dort von seinem Officium aus die Fäden.


    Das persönliche, geräumige Officium des Kommandanten ist sehr elegant mit hochwertigen Möbeln eingerichtet, wovon einen Großteil die Schränke ausmachen, in welchen wichtige Schriftrollen und Wachstafeln des Kommandanten aufbewahrt werden. Das Officium selbst ist nur über einen Vorraum erreichbar, in welchem der persönliche Schreiber Tiberius Lecanius Privernas des Praefectus Legionis sitzt und Besucher anmeldet.


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    Cossus Romilius Scaeva

    Legionarius


    Mit Artorius Severus im Schlepptau erreichte der Legionär Scaeva das Officium des Praefectus Legionis. Genau genommen, erreichten sie nur den Vorraum. Dort saß Centurio Privernas, der Reatinus als Schreiber und Adjutant in allen wichtigen Belangen diente. "Salve, Centurio", salutierte Scaeva und versuchte, wenigstens eifrig und fleißig auszusehen. Immerhin musste er ja guten Eindruck bei einem Offizier schinden! "Ich bringen einen Besucher für den Praefectus Legionis. Sagt, er sei ein Verwandter, Centurio!"


    Der Centurio nickte die Aussage nur ab und verschwand für weniger Sekunden in der Schreibstube der Artoriers, um nach wenigen Sekunden wieder hinauszukommen. "Kann reinkommen!"

  • Der gelangweilte Legionär Scaeva hatte den ganzen Weg über kein Wort gesprochen. Die ersten Eindrücke im Legionslager empfand Severus zwiespältig. Auf der einen Seite waren im lebhaften Lager klare Strukturen erkennbar, auf der anderen Seite hoffte er, daß nicht alle Legionäre so waren wie Scaeva. Er bedankte sich freundlich für die Begleitung zum Officium.
    Das Officium aber beeindruckte Severus. Der Centurio hatte Schneid, so hatte er sich die Legion vorgestellt.
    "Danke Centurio!" sagte er zu Privernas.
    Etwas neugierig und unsicher zugleich betrat er das Officium seines Onkels.

  • Man hätte sicherlich nicht behaupten können, dass Reatinus ein wenig beschäftigter Mann war. Er hatte das Kommando über die Legion Ägyptens inne und daher alle Hände voll zu tun. Viele Leute wollten immer wieder etwas von ihm wissen. Manchmal musste er etwas von den Leuten wissen. Arbeit gab es also immer und auf dem Schreibtisch des Kommandanten stapelten sich schon die Schriftrollen und Wachstafeln, wartend darauf, gelesen und bearbeitet zu werden. Doch wenn es um die Familie ging, nahm Reatinus sich immer Zeit.
    Vor allem, wenn er ein Mitglied begrüßen durfte, welches er schon seit Jahren nicht zu Auge bekommen hatte. Groß war seine Freude, als Severus als Besucher gemeldet wurde und das Officium betrat. Viel zu lang war es her und Reatinus war mit Sicherheit nicht jünger geworden seither.


    "Salve, Severus", lächelte Reatinus und erhob sich, "Wie schön, Dich wieder zu sehen, Neffe! Du hast Dich gemacht, wie ich sehe!" Er ging um den Tisch herum und umarmte seinen Neffen nach der langen Zeit. "Willkommen in Ägypten. Bitte, nimm Platz, möchtest du etwas trinken? Wie war die Reise?"

  • Erfreut über die herzliche Begrüßung setze sich Severus auf den angebotenen Platz.
    "Salve, Onkel!", sagte er voller Freude über das Wiedersehen. "Es ist schön, Dich nach so langer Zeit wiederzusehen. Ich freue mich, daß ich endlich am Ziel bin. Die Reise von Rom hierher war anstrengend." Dankbar nahm Severus die offerierte Erfrischung an. Die Anstrengungen des Weges nach Ägypten fielen auf einmal von ihm ab, zum ersten Mal seit langer Zeit konnte er sich etwas entspannen. "Ich bin wirklich froh, daß ich hier bin. Danke für den freundlichen Empfang. Wie ist es Dir in den letzten Jahren ergangen?" Severus freute sich sehr über das Treffen mit einem Familienmitglied, er hatte seinen Onkel schon so lange nicht mehr gesehen und hatte viele Fragen an ihn. Dennoch war ihm klar, daß der Kommandeur einer Legion sicher andere Aufgaben wahrnehmen mußte und nicht ewig mit ihm über alte Zeiten plaudern konnte.

  • Offensichtlich hatte Severus Durst. Seine Frage war eigentlich hinfällig gewesen. Natürlich hatte er Durst in diesem heißen Land! Reatinus gewöhnte sich immer mehr an das Klima und Severus war gerade dort, wo Reatinus vor einigen Wochen auch stand. Es war sehr hart, sich an die Witterung hier zu gewöhnen. Selbst wenn man aus Italien kam, das im Sommer auch heiß war. Also schenkte Reatinus sogleich frisches Wasser aus und nahm anschließend seinerseits Platz. Während Severus redete, nahm er einen Schluck.
    "Ich kann es mir denken... und ich weiß auch, wie das ist. Es ist nicht so lange her, da habe fast den gleichen Weg angetreten, wie du. Nur dass meine Reise in Mantua begann", sinnierte der Präfekt, "Es war anstrengend. Sehr sogar... aber vielleicht werde ich auch einfach alt!" Ein schmerzlicher Gedanke... was würde er wohl mit sich anfangen, wenn er noch mehr in die Jahre kam?


    "Wie du Dir denken kannst, bin ich selbst nicht sehr lange hier. Ich hatte eine lange Zeit als Tribun in der Legio I gedient, bevor man mir ein Kommando hier in Ägypten überließ. Es ist eine große Veränderung. Viel mehr Privilegien und zwangsweise viel mehr Pflichten. Außerdem habe ich Celer wiedergefunden. Nach langer Zeit." Er nickte. Celer war einer der wenigen Artorier, die in den Schoß der Familie zurückgekehrt waren. Die meisten würden nicht wiederkehren. Sie waren tot. "Und Du, Lucius? Hast Du schon Pläne hier in Ägypten?"

  • Wasser! Welch schöner Luxus in einem so heißen Land. Severus nahm noch einen großen Schluck. Dabei beneidete er ein wenig seinen Onkel, dem die Hitze deutlich weniger auszumachen schien als ihm. Der Gedanke, daß sein Onkel allmählich alt werden würden, gefiel ihm nicht. Die Gens Artoria hatte nicht mehr viele Mitglieder. "Das Alter scheint mir nicht das Problem zu sein. Schau Dich an, Du stehst an der Spitze einer Legion, Du bist doch in der Blüte Deiner Jahre! Die Hitze hier finde ich hingegen mörderisch. Liegt es vielleicht daran? Wie hälst Du das aus? Wird das mit der Zeit besser?"
    Severus ertappte sich dabei, daß er abschweifte. Reatinus hatte zwischen den Zeilen auf seine vielfältigen Verpflichtungen hingewiesen. Da sein Onkel aber die Familie ansprach, fragte Severus nochmals gezielt nach dem angesprochenen Artorier, der Kreis der Gens war ja überschaubar geworden, so daß es bei der Weitläufigkeit des Imperiums selten geworden war, ein Familienmitglied zu treffen: "Ist Celer auch in Deiner Legion?"
    Nachdem er dem Präfekten Zeit zur Antwort gegeben hatte, kam Severus direkt zum Anliegen seiner Reise: "Ich habe mich entschlossen, unseren Ahnen nachzueifern und in die Legion einzutreten. In Rom erreichte mich Deine Nachricht, daß Du Verstärkung in Ägypten brauchen würdest. Das war für mich ein Wink des Schicksals. Daher bin ich herkommen. Ich möchte gerne in der XXII. dienen. Wenn ich Dich damit zugleich noch unterstützen kann, kann ich mir keinen besseren Anfang vorstellen. Das sind eigentlich schon alle meine Pläne für Ägypten. Hast Du Verwendung für mich?"
    Gespannt wartete Severus auf die Antwort des Präfekten.

  • Geschmeichelt und verlegen kratzte sich Reatinus den Hinterkopf, als Severus erwähnte, dass er an der Spitze der Legion stand. Ja, er war vielleicht noch nicht allzu alt geworden, aber war auch nicht mehr der junge Springer, der damals in der Legio II angefangen hatte. Überhaupt hatten ihn die Erfahrungen im Militär geprägt. "Mach Dir keine Sorgen, Lucius. Es ging mir nicht besser und ich bin es immer noch nicht gewohnt. Aber gib Dir selbst und Deinem Körper die Zeit, es wird sich dann einstellen. Je länger Du hier bist, desto mehr passt Du Dich dem Klima an." Das hatte zumindest Reatinus beobachtet. Und er hatte sich oft an neue Klimata angewöhnen müssen. Sei es in Germanien, Italien oder nun in Ägypten.
    Er nahm noch einen Schluck und beantwortete die Fragen seines Neffen. Er war neu hier, sie hatten sich lange nicht gesehen. Natürlich gab es viele offene Fragen. "Celer ist in Mantua und momentan als Magistratus tätig. Er schlägt sich gut durch das Leben. Es hat mich überrascht, als er mich aufgesucht hat in Mantua, denn ich dachte, er wäre tot oder verschollen", sagte Reatinus und erinnerte sich dabei an den Moment zurück, als er Celer getroffen hatte. Dabei beschäftigte er seine Hände mit dem Becher, den er umherdrehte. "Celer würde sich gewiss freuen, einige Zeilen von Dir zu lesen. Unsere Familie hat hier in Ägypten eine Wertkarte für Post. Wenn du das erwähnst, kannst Du die Post gratis versenden."


    Reatinus überraschte es nicht, dass Severus in der Legion dienen wollte. Und er wollte dem jungen Mann auch kein Hindernis sein. "Natürlich habe ich Verwendung für Dich. Ich werde Dir nicht im Wege stehen, Lucius, wenn Du die militärische Familientradition fortsetzt. Doch Du musst nur wissen, dass der Beitritt eine einschneidende Entscheidung ist. Es gibt nur eine Möglichkeit, ehrenhaft und lebendig entlassen zu werden - die Vollendung der Dienstzeit nach zwanzig Jahren. Du wirst als gewöhnlicher Fußsoldat vielen Entbehrungen ausgesetzt sein, aber wenn du gut bist und dies auffällt, kannst Du in die bessere Offizierslaufbahn." Er nahm erneut einen Schluck. Reden machte durstig! "Wenn Du bereit bist, kannst Du dich im Rekrutierungsbüro melden. Dort kommt alles Weitere. Doch pass auf Dich auf. Und wenn Dich jemand fragt, Lucius - Du bist nicht mir verwandt. Ich gebe Dir das nur als Rat mit, damit Du hier noch Freunde findest und nicht als grundsätzlich bevorzugter Präfekten-Verwandter durchgehst. Das wird einigen Leuten bestimmt nicht gefallen."



    Sim-Off:

    Melden kannst Du Dich auch gleich, wenn du willst. Unter berücksichtigung der zeitlichen Anordnung können wir diesen Thread und das im Rekrutierunsbüro parallel spielen. :)

  • Ermutigt von den Worten seines Onkels faßte Severus endgültig den Entschluß zum Eintritt in die Legion. "Onkel, ich danke Dir für Deinen Hinweis. Ich habe lange darüber nachgedacht und denke, daß die Legion der beste Weg ist, um Rom zu dienen. Die meisten unserer Ahnen haben diesen Weg beschritten, Du hast diesen Weg beschritten. Ich möchte diesen Weg ebenfalls beschreiten." Das klang pathetischer als es gemeint war, doch es war seine ehrliche Überzeugung. "20 Jahre sind wahrlich eine lange Zeit. Ursprünglich wollte ich in Rom die Schola besuchen und mir dann die Legion ansehen. Die Überlegung zu diesem Schritt stelle ich schon seit Jahren an, er ist lange gereift. Die Entscheidung ist mir tatsächlich nicht leicht gefallen. Eine akademische Laufbahn hätte mich auch gereizt. Allerdings bin ich der Meinung, daß man in der Legion dem Imperium am unmittelbarsten dienen kann, wie es unsere Familie immer getan hat. Dann erhielt ich in Rom Deine Nachricht und dachte mir, daß ich meinen Platz in Ägypten finden könnte. Ein Wink des Schicksals eben. Ich hoffe, daß ich die 20 Jahre überleben werde, viele Artorier haben dies im Dienst für Rom leider nicht geschafft. Sofern Mars seine Hand schützend über mich hält, bin ich zuversichtlich und vertraue auf ihn."
    Bei den Entbehrungen sprach Reatinus allerdings eine unverrückbare Wahrheit an. "Bei den Entbehrungen mache ich mir wenig Illusionen, die Hitze ist schon unangenehm genug. Die harte Ausbildung in diesem Klima wird sicher nicht einfach. Jeder fängt klein an. Aber Du gibst ja ein leuchtendes Beispiel, wie der Weg beschritten werden kann. Falls jemand nach Dir fragt, weiß ich von nichts."
    Severus war dankbar für den Hinweis auf das Postamt und den Verwandten. Er wollte noch mal die Familie ansprechen: "Celer ist in Mantua? Das habe ich nicht gewußt, sonst wäre ich besser auf dem Weg nach Ägypten noch über Mantua gereist. Schade. Bei Gelegenheit werde ich ihm einen Brief schicken, vielen Dank für den Hinweis auf die Wertkarte. Ich bin Dir für jeden Rat dankbar. Weißt Du, wie es den übrigen Artoriern ergangen ist?"
    Reden machte in Ägypten unglaublich durstig, hastig nahm Severus noch einen großen Schluck Wasser. Vielleicht sollte er in diesem Klima ein wenig mit den Worten sparen.

  • Er fühlte sich ein wenig an seine Zeit als unerfahrener, junger Mann erinnert, in der er für sich ebenfalls den Entschluss gefasst hatte, in der Legion zu dienen. Reatinus wusste nicht mehr, warum er sich ausgerechnet für die Legio II hoch oben im Norden entschieden hatte, doch er hatte genauso gedacht wie Severus. Ein wenig sah er sich selbst in seinem Neffen. Ja, vielleicht würde Severus eines Tages auch weit kommen, wenn er dran blieb. "Du machst mich stolz, Neffe. Du machst der Familie stolz", nickte Reatinus anerkennend, "Du hast einen langen Weg vor Dir, doch ich denke, Du wirst Dich machen. Du hast das Zeug, weit zu kommen, da bin ich mir sicher."
    Dann jedoch sprach Severus ein trauriges Thema an. Wie es den übrigen Artoriern ergangen sei. Reatinus beugte sich vor, lehnte sich mit beiden Armen an den Tisch und legte eine ernste Miene auf. "Du meinst, außer Celer in Mantua, Graeceius, mir und Dir in Nikopolis", fragte er mit hörbarem Bedauern in der Stimme, "Alle von denen ich weiß sind tot oder verschollen."


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    Publius Mamilius Antias

    Legionarius


    Mit Vala im Schlepptau erreichte Antias den Vorraum des eigentlichen Officiums von Reatinus, wo der persönliche Schreiber und Berater, Centurio Tiberius Lecanius Privernas saß.
    Antias salutierte vor dem Centurio. "Salve, Centurio Lecanius", grüßte er mit militärischem Stolz in der Stimme, "Tiberius Duccius Vala, ein Abgesandter der kaiserlichen Kanzlei, wünscht den Praefectus zu sprechen."


    Privernas salutierte nur knapp zurück und verschwand nach einem bestätigenden Nicken im Officium des Artoriers, um schnell wieder hinauszukommen.
    "Der Praefectus lässt bitten!"

  • Als Vala dem Soldaten hinterherhumpelte, wuenschte er sich ein wenig mehr Zeit um sein Bein heilen zu lassen. Mit zusammengebissenen Zaehnen und nicht immer versteinerter Miene einem Soldaten zu folgen, und das auf die unwuerdigste Art und Weise, war nun wirklich nicht das, was er sich von seinem Auftritt in Alexandria versprochen hatte. Rechtes Bein, Stock, Schmerz... rechts Bein, Stock, Schmerz...
    "Oh du haertester, unerbittlichster und kerligster aller Kerle...", hatte Sabina ihn verspottet als er sich vor gar nicht allzu langer Zeit in den Faengen gewisser Kerle einige Blessuren eingefangen hatte, die er danach mit offen zur Schau getragener Selbstbeherrschung ertragen hatte. Axilla hatte ihn dafuer bewundert.. Jetzt war das irgendwo anders.. würden sie ihn immernoch verlachen oder bewundern? Ja, wahrscheinlich schon... Weiber.


    Das Legionslager sah aus wie jedes andere... panimperiale Verlaesslichkeit. Gut, die Soldaten hatten definitiv dunklere Haut als ihre Kameraden weiter im Norden, und die Aufbauten verrieten etwas von dem, was man Aegyptus unter 'Sommer' verstand. Der Rest war gleich... bis auf die auszerordentlich kurze Wartezeit, die Vala vor dem Officium des Legaten verbrachte...


    "Tut er?", konnte er seine Verblueffung nicht verhehlen, "Das ging fix.. meinen Dank, Miles."
    Hatte man ihm noch gesagt, dass unter der sengenden Sonne des Suedens alles ein wenig langsamer verlief, schien man im Winter, der dem germanischen Sommer recht nahe kam, zu auszerordentlicher Geschwindigkeit zu kommen.


    "Legatus Artorius...", grueszte er den Legaten, den er zuletzt gesehen hatte als sie als ritterlicher und senatorischer Tribun die Plage Mantuas zu bewaeltigen versuchten, "..so sehen wir uns wieder, sei gegrueszt. Meine Gratulation zu diesem Kommando.."

  • Die Worte seines Onkels machten Sverus beinahe etwas verlegen. Dennoch freute er sich sehr darüber. Wenn er sich Reatinus so ansah, der es in der Legion weit gebracht hatte, wußte er, daß dieser Weg für ihn richtig war.
    "Onkel, habe vielen Dank für Deine Worte, die mir viel bedeuten. Deine Einschätzug bestärkt mich. Doch zuerst mal muß aus mir ein vernünftiger Soldat werden. Der Weg zum Legionär wird allein sicher schon schwer genug werden. Dann wird sich alles weitere zeigen. Ich freue mich aber sehr über Dein Zutrauen. Ich hoffe, daß ich Dich nicht enttäuschen werde."
    Die ernste Miene seines Onkels nachdem Severus die Familie angesprochen hatte, gab ihm ein mulmiges Gefühl. Er hatte wohl einen wunden Punkt getroffen, der ihn allerdings genauso schmerzte. Die Artorier waren einst eine blühende Gens gewesen, jetzt waren anscheinend nur noch vier Personen übrig. Ein wenig ungläubig fragte er nach: "Alle tot? Verschollen?" Nach einer kurzen Pause setzte er nach: "Wie das? Alle gefallen?"
    Erschrocken nahm er noch einen großen Schluck Wasser. Nach einer längeren, in sich gekehrten Pause, wollte er doch zumindest die positive Seite dieser schlechten Nachricht aufgreifen: "Sag', Graeceius ist auch hier in Ägypten? Dann ist unsere Familie ja fast vollständig versammelt. Was macht er in Deiner Legion?"

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    [...]


    Schon als Privernas den Besuch anmeldete, wunderte sich Reatinus über das schnelle Wiedersehen mit einer bekannten Person in einem Land, das abertausende Fuß von ihrem letzten Treffpunkt entfernt war. Ja, es gab schon merkwürdige Zufälle, oder war die Weltscheibe tatsächlich so klein? Aber gab es wirklich Zufälle oder war es Schicksal? Egal. Reatinus konnte sich immer freuen, bekannte Gesichter wiederzusehen in diesem Land, welches ihm immer noch fremd war.
    "Sei gegrüßt, Duccius. Es scheint gar nicht so lange her", sinnierte der Artorier und bot dem Duccier mit einer Handgeste einen Sitzplatz ihm Gegenüber an, "Vielen Dank. Ich hab das Kommando noch nicht so lange inne, aber es läuft gut. Du bist bestimmt durstig, möchtest Du etwas trinken? Sag, Duccius, wie ist es Dir ergangen nach dem Tribunat?"

  • Zitat

    Original von Lucius Artorius Severus
    [...]


    "Du wirst Dich durchkämpfen. Ganz bestimmt", bestärkte Reatinus seinen Neffen. Er wollte sich erst nicht die Mühe machen, die Rekrutenzeit schönzureden. Nein, wenn Severus in die Legion wollte, musste er wissen, was auf ihn zukahm. Reatinus hatte damals niemanden gehabt, der ihm dies klar machte. Doch im Nachhinein bereute er die Entscheidung nie, Soldat geworden zu sein.
    "Nunja", Reatinus blieb ein Kloß im Hals stecken. Wie waren die Artorier so dezimiert... er wusste selber nicht, wie das passieren konnte. Vielleicht wollten es die Götter so. Unglück, Schicksal, Wille der Götter. Wenn es nach der Wie-Frage ging, war alles offen für Interpretationen. Die Trauer offenbarte sich in seinen Augen. "Durch Krankheiten niedergerafft. Im Militär gestorben. Viele Neffen, ja, auch meine Söhne. Ich musste sie alle sterben sehen. Ich konnte nichts unternehmen, war schwach. Zu schwach, sie durch das Leben zu führen. Es tut immer noch weh, zu wissen, dass all diese Artorier hätten leben können... wäre ich nur da gewesen. Wäre ich stärker gewesen."


    Er machte kurz eine Pause und schluckte kräftig den Kloß in seinem Hals herunter. "Ja, auch Graeceius ist hier. Er dient in der Reiterei. Vielleicht möchtest Du Dich auch mit ihm treffen."

  • "Danke, ich nehme Posca...", orderte Vala mit einem dankbaren Nicken den typischen Soldatentrunk, als er sich mit etwas Mühe auf dem dargebotenen Stuhl niederließ und seine Krücke an denselben lehnte. Die Frage nach der Zeit nach seinem Tribunat, das ihm beinahe den Kopf gekostet hatte, konnte er nur mit einem hilflosen Lächeln und einem Schulterzucken beantworten: "Wie du vielleicht weißt, habe ich die darauf folgende Wahl gewonnen und wurde zum Quaestor des Princeps ernannt.. eine Zeit, die ich vornehmlich in den Archiven der kaiserlichen Kanzlei verbracht habe. Die Sonne habe ich während dieser Zeit kaum gesehen... ach, aber bevor ich es vergesse...", unterbrach Vala sich und holte eine kleine verzierte Schatulle aus einfachem Holz hervor, die er auf dem Schreibtisch ihrem zukünftigen Eigner zuschob, darauf wartend, dass der Legat sie öffnete: "Ich habe dir etwas mitgebracht... in dem linken Fach wirst du Boleti erkennen, im mittleren Fungi Candidi.. und im rechten findest du Fungi Suilli.. leider nur zwei, meine Mittel diese zu erwerben waren doch sehr begrenzt. Sie sind wild gewachsen, unter geübter Hand getrocknet und dürften dir das Heimweh lindern, solltest du das Verlangen nach italischer Küche haben.."



    *Herrenpilze, Champignons und Kaiserlinge

  • Severus hatte offenbar völlig ungewollt einen schwachen Punkt seines Onkels getroffen, als er die Familie angesprochen hatte. Mit Bedauern in der Stimme sprach er zu Reatinus:
    "Onkel, wenn sie alle durch Krankheit, im Kriegsdienst oder durch Schicksal der Götter gestorben sind, was hättest Du tun wollen? Wieso meinst Du, daß Du zu schwach warst? Zu schwach, um sie zu beschätzen? ...Das kann niemand! Du kannst nicht Deine schützende Hand über eine ganze Familie halten. Mache Dir nicht solche Vorwürfe!" Er versuchte, seinem Onkel ein wenig Trost zu spenden.
    Severus wollte aber dazu den positiven Teil ansprechen: "Graeiceius ist bei Dir und ich bin nun auch bei Dir in Ägypten. Unsere Familie ist beinahe wieder vereint. Du wirst sehen, unsere Gens wird Bestand haben."
    Nach einer bedächtigen Pause fuhr er fort: "Ich würde ihn gerne mal treffen. Ich kenne ihn so gut wie gar nicht, nur dem Namen nach. Läßt sich das mit der Ausbildung vereinbaren oder sollte ich ihn vorher aufsuchen?"

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Danke, ich nehme Posca...", orderte Vala mit einem dankbaren Nicken den typischen Soldatentrunk, als er sich mit etwas Mühe auf dem dargebotenen Stuhl niederließ und seine Krücke an denselben lehnte. Die Frage nach der Zeit nach seinem Tribunat, das ihm beinahe den Kopf gekostet hatte, konnte er nur mit einem hilflosen Lächeln und einem Schulterzucken beantworten: "Wie du vielleicht weißt, habe ich die darauf folgende Wahl gewonnen und wurde zum Quaestor des Princeps ernannt.. eine Zeit, die ich vornehmlich in den Archiven der kaiserlichen Kanzlei verbracht habe. Die Sonne habe ich während dieser Zeit kaum gesehen... ach, aber bevor ich es vergesse...", unterbrach Vala sich und holte eine kleine verzierte Schatulle aus einfachem Holz hervor, die er auf dem Schreibtisch ihrem zukünftigen Eigner zuschob, darauf wartend, dass der Legat sie öffnete: "Ich habe dir etwas mitgebracht... in dem linken Fach wirst du Boleti erkennen, im mittleren Fungi Candidi.. und im rechten findest du Fungi Suilli.. leider nur zwei, meine Mittel diese zu erwerben waren doch sehr begrenzt. Sie sind wild gewachsen, unter geübter Hand getrocknet und dürften dir das Heimweh lindern, solltest du das Verlangen nach italischer Küche haben.."



    *Herrenpilze, Champignons und Kaiserlinge


    Posca... also nichts Extravagantes. Er erinnerte sich noch gut an jene Zeiten, da hatte er hauptsächlich von diesem Essigwasser getrunken. Bis heute hing es ihm zum Hals heraus und er war froh, dass er sich selbst zuweilen Getränke leisten konnte, die ihm selbst mehr gefielen. So erhob sich Reatinus und holte aus einem Schränkchen zwei Becher hervor, aus welchem er auch fix zwei Amphoren fischte, jeweils eine mit Wasser und eine Kleinere mit Essig. Das Wunschgetränk des Ducciers war schnell gemischt, er selbst gönnte sich pures Wasser. Während er einschenkte, beobachtete er den Duccier aus den Eigenwinkeln. Die Krücke ließ darauf schließen, dass es das Schicksal nicht nur gut mit ihm gemeint hatte. Doch darauf ansprechen wollte er Vala nicht - das gebot die Höflichkeit. Es war nicht zu übersehen, dass der Mann sich schwer tat mit seiner Verletzung.
    "Die Sonne nicht gesehen... in diesem Land freut man sich, wenn man sie nicht sehen und spüren muss", spielte Reatinus auf die Hitze in Ägypten an und wurde sogleich mit einem Geschenk überrascht. Er konnte sich eines überraschten Lächelns nicht erwehren, während er die Schatulle zugeschoben bekam und sie öffnete. Ein kleines Stück Zuhause hatte Vala ihm da gebracht! "Oh... ich weiß nicht, was ich sagen soll", lächelte er, "Vielen Dank. Es tut gut, wieder etwas Vertrautes zu schmecken. Und wie das riecht!" Einen Nachteil hatte das Ganze doch. Er musste etwas zurückschenken.


    Reatinus schloss die hölzerne Schatulle wieder und legte sie beiseite, um allmählich zum geschäftlichen Part zu kommen. "Nun, ich gehe davon aus, dass Dich auch Deine Pflichten zu mir führen?"

  • Zitat

    Original von Lucius Artorius Severus
    Severus hatte offenbar völlig ungewollt einen schwachen Punkt seines Onkels getroffen, als er die Familie angesprochen hatte. Mit Bedauern in der Stimme sprach er zu Reatinus:
    "Onkel, wenn sie alle durch Krankheit, im Kriegsdienst oder durch Schicksal der Götter gestorben sind, was hättest Du tun wollen? Wieso meinst Du, daß Du zu schwach warst? Zu schwach, um sie zu beschätzen? ...Das kann niemand! Du kannst nicht Deine schützende Hand über eine ganze Familie halten. Mache Dir nicht solche Vorwürfe!" Er versuchte, seinem Onkel ein wenig Trost zu spenden.
    Severus wollte aber dazu den positiven Teil ansprechen: "Graeiceius ist bei Dir und ich bin nun auch bei Dir in Ägypten. Unsere Familie ist beinahe wieder vereint. Du wirst sehen, unsere Gens wird Bestand haben."
    Nach einer bedächtigen Pause fuhr er fort: "Ich würde ihn gerne mal treffen. Ich kenne ihn so gut wie gar nicht, nur dem Namen nach. Läßt sich das mit der Ausbildung vereinbaren oder sollte ich ihn vorher aufsuchen?"


    Reatinus wusste es zu schätzen, dass Severus ihm Trost aussprach. Tatsächlich konnte er dies gut und die alten Wunden lindern, doch völlig heilen konnte ihn nichts. Seine Stütze war nur, dass sie wieder zusammenfanden, die Wenigen, die sie waren. "Ich weiß. Doch mein Fehler war lediglich, dass ich niemanden beschützt habe. Nicht einmal meinen Sohn, der in meinen Armen gestorben ist." Der ermordet wurde. Reatinus hatte die Täter nie zu Gesicht bekommen. Vielleicht liefen sie immer noch irgendwo in Germanien umher und mordeten weiter.
    "Du kannst Graeceius auch während der Ausbildung aufsuchen... während Deiner Freizeit natürlich. Du kannst ihm nur nicht nach draußen folgen, da Probati gewöhnlicherweise Ausgangssperre haben."

  • "Ich habe davon gehört, bevor ich zu der Reise aufgebrochen bin.. und auf See hat mich Sol nicht verschont.", nahm Vala den Faden mit der Sonne auf, "Und ich habe mich ehrlich gesagt von den Aussagen irreleiten lassen, dass die ägyptische Sonne im Winter weniger versehrend sei. Das, was man hier wohl Winter nennt erinnert mich sehr stark an die Sommer meiner Heimat."


    Während er sich einen Schluck Posca gönnte, und der Legionslegat sein culinarisches Geschenk inspizierte spürte Vala erst, wie sehr ihm der Sand auf dem kurzen Weg vom Stadtkern hierher in die Kehle gefahren war. Mit einem Räuspern und einem Lächeln nahm er den Dank des Legaten entgegen, und zog nach dessen Eröffnung des eigentlichen Themas das Schreiben der Kanzlei hervor: "Ich bin im Auftrag der kaiserlichen Kanzlei nach Alexandria gekommen, um die Situation der Cyrenaica und der Deiotarania zu erkunden und festzuhalten, damit man in Rom ein genaues Bild von dem Schutz der aegyptischen Getreidepotentiale bekommt. Meine Aufmerksamkeit wird dabei verständlicherweise vor allem der zweiundzwanzigsten gelten, immerhin hat diese vor nicht allzu langer Zeit einen Feldzug in der Wüste gemeistert."


    Was natürlich erst einmal hart klang, das ging Vala auf, als er einen weiteren Schluck des Essiggetränks genoss, weshalb er beschwichtigend seinen Status als kaiserliches Hilfeangebot hervorhob: "Man ist sich der logistischen Herausforderung bewusst, der du dich gegenübersiehst, zudem der Dienstantritt eines deiner dich unterstützenden Tribuni Angusticlavii immernoch aussteht. Man möchte, dass deine Aufmerksamkeit der vollständigen Wiederherstellung der Schlagkraft der Legion gelten kann, ohne dass du dich mit bürokratischen Korrespondenzzwängen nach Rom rumplagen musst. Genau deshalb bin ich hier."


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    WIRD DEM CIVIS
    TITUS DUCCIUS VALA


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VIII KAL OCT DCCCLXI A.U.C. (24.9.2011/108 n.Chr.)


    DER BEFEHL ERTEILT, DIE ZUSTÄNDE DER IN AEGYPTUS STATIONIERTEN LEGIONEN ZU BEURTEILEN.



    Der Civis handelt dabei auf ausdrücklichen Wunsch der kaiserlichen Kanzlei und ist von allen Angehörigen des Exercitus Romanus zu unterstützen. Weiterhin ist der Civis hierbei allein dem Kaiser und seiner Kanzlei Rechenschaft schuldig und bestimmt selbst den Umfang und die Intensität seiner Nachforschungen. Wer die Nachforschungen oder die Reise des Civis stört bzw. in ungewollter Form beeinflusst hat mit entsprechenden Saktionen seitens der Kaiserlichen Kanzlei zu rechnen.



    Gaius Pompeius Imperiosus
    ~~Procurator a Memoria der Admistratio Imperatoris~~


    [Blockierte Grafik: http://pages.imperiumromanum.net/wiki/images/5/5d/Siegel_Administratio_Impera.gif]

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