Wie ich es all die Jahre immer gemacht hatte, wollte ich zu meinem Barbier Atto gehen, direkt gegenüber von Sufas Schusterei, aber der hatte heute seinen Laden geschlossen. Ich stand einen Augenblick unschlüssig davor, dann drehte ich mich um und rief zu Sufa hinüber: "Was ist los mit Atto? Hat der heute verschlafen?"
Sufa schärfte gerade eine seiner Ahlen und sagte, ohne aufzublicken: "Atto hat den Laden dichtgemacht. Er ist alt geworden und da wird es ein bißchen riskant, mit dem Rasiermesser zu hantieren, verstehst du?"
Da fuhr Mellas Stimme aus einem Fenster des ersten Stocks wie ein Habicht auf mich herab: "Der alte Sack hat soviel gesoffen und mit den Weiberleuten in den Kneipen herumgetändelt, dass seine Hände jetzt zittern, wie einst die Römer vor den Kimbern und Teutonen. Ich hab immer eine Gänsehaut gekriegt, wenn du da reingegangen bist, um dich rasieren zu lassen".
Immerhin konnte ich aus ihrem Redebeitrag ein gewisses Mitgefühl mit meiner Wenigkeit heraushören. Ich sagte zu ihr: "Oh, salve Mella, wie immer bester Laune. Gibt es hier in der Nähe noch einen anderen Barbier?"
Sie befahl mir: "Geh in die Via Praetoria, runter in Richtung Hafen. Da hat ein Gallier letzte Woche einen neuen Barbierladen aufgemacht. Mit deinem Schnäuzer kannst du sowieso nur zu einem gallischen Barbier gehen".
Ich gehorchte.