• „Na ja, also mein Stammbaum ist ein wenig unübersichtlich, ich hab leider kein Atrium voller Statuen von meinen Vorfahren“, scherzte Lais, während sie munter drauflos plapperte. „Es waren halt einfach die, die gute Züchtungseigenschaften hatten, also gehorsam, gesund, gut gewachsen und halbwegs nach dem damaligen Schönheitsideal. Und die kamen so ziemlich überall her. Von Spanien bis Indien sozusagen. Mein Vater war schwarz, hat mir meine Mutter erzählt. Und sie hatte helle Haut. Daher kommt mein Mischmasch-Teint.“ Sie schmunzelte.
    „Aufgewachsen bin ich auf dem Land, Massa. Zusammen mit meinem Bruder.“ Bei seiner Erwähnung strahlte sie sofort. „Und die ersten Jahre war unsere Mutter bei uns. Bis wir nicht mehr gestillt werden mussten. Ich hab schon fast vergessen, wie sie war. Mein Bruder war mein bester Freund und wir haben fast alles zusammen gemacht. Wenn er und ich nicht gerade getrennt ausgebildet werden mussten. Er ist ein bisschen jünger als ich, also nicht mein Zwilling, trotzdem sind wir oft verwechselt worden“, grinste sie. „Dort auf dem Landgut war’s auch sehr schön, wir durften ganz selten auch hinaus, auf das große Grundstück, und den Schäfern zusehen, ein klitzekleines bisschen bei verschiedenen Arbeiten helfen. Lesen hab ich auch gelernt, da gibt’s ganz nette Gedichte, aber lieber sing ich vor mich hin, beim Waschen, beim Anziehen, beim Gedichte auswendig lernen. Mit einer Melodie kann man sich die viel besser merken.
    Von Anfang an hab ich gewusst, dass ich an einen reichen Herrn verkauft werden sollte, und wurde für ihn aufgehoben. Deshalb durfte ich auch vieles nicht machen. Wäsche waschen zum Beispiel, damit meine Hände nicht schrumpelig werden, oder schwere Sachen tragen oder viel arbeiten, denn jede kleine Narbe oder Abgenutztheit hätte meinen Wert gemindert. Handarbeiten waren ganz strikt verboten.
    Na ja, und dann kam der Tag, an dem ich verkauft werden sollte. Eigentlich hab ich mich gefreut, dass ich jetzt endlich meiner Bestimmung gerecht werde. Aber gleichzeitig hat das bedeutet, dass ich von meinem Bruder weg muss. Ich hab ihn seitdem nicht mehr gesehn. Ich vermiss ihn total“
    , seufzte sie unglücklich.
    Dann lächelte sie wieder den jungen Mann neben ihr an. „Aber hier bei euch ist es mir immer gutgegangen, Massa. Danke dafür! Und dein Vater ist echt total nett. Genauso wie du, Massa.“

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