Wieder war heute ein Tag an dem kein Unterricht und keine Schule stattfand. Erst am Nachmittag würde sie sich dem Unterricht des Gärtners stellen, wobei sie allerdings bereits nach dem Frühstück ganz alleine den Rest der gestrigen Aufgabe zu Ende gebracht hatte. Der Gärtner hieß im übrigen Tutius und trug den von Mareis verpassten Spitznamen 'Tutu' mit vornehmer Fassung. Sie hatten gestern den Unterricht wegen heftigen Regenschauern abbrechen müssen. Blumenzwiebeln pflanzen war einfach. Sie musste mit einem kleinen Spaten ein tiefes Loch graben, den Abstand zwischen den Zwiebeln beachten und alles schön säuberlich mit Erde zudecken. Im nächsten Jahr würde dann ein buntes Blumenbeet blühen. Und sie über das Auswendiglernen der vielen Blumennamen schwitzen.
Nach dem Händewaschen und Schürzenwechsel wartete ein kleines Mittagessen darauf verzehrt zu werden. Der Türsteher war krank. Eine ganz alte Frau, die normalerweise in der Küche mithalf musste einspringen. Als Lauf- und Benachrichtigungsmädel wurde Marei zum Türdienst abbeordert. Der Türdienst sowie berittene Kurierreiter waren eine willkommene Abwechslung im alltäglichen Einerlei.
Ad amica parva.. Marei
Post! Sie haben Post! Sie hatte Post! Es drängte alles danach den ersehnten Brief jetzt sofort und auf der Stelle zu lesen. Doch sie wollte dies nicht alleine tun. Jemand weiteres sollte an ihrer großen Freude teilhaben. Es musste, nein, es sollte Frija sein. Ihr hatte sie von der Hilfe Cimons beim Brief schreiben an Licinus in Mantua erzählt. Und Baldemar hatte es auch erzählt bekommen, er musste ja auch Bescheid wissen.
Aber wo war Mama nur? Als letzter nicht aufgesuchter Suchort blieb Marei übrig in den Gemächern der Herrin nach der älteren Frau zu suchen und klopfte artig an die Türe. Tür auf und sie war drin. "Salve, Herrin.. ich will dich nicht lange und unnötig stören. Ich suche meine Mama. Ist Frija bei dir?" fragte Marei mit glänzenden Augen die Herrin und wartete auf Antwort. In ihren Händen hielt sie die leicht zusammengedrückte Rolle aus Papyrus. In den winzigen Fingernägeln des Sklavenmädchen war ein bißchen Erde von der Bürste (rein unbeabsichtigt) verschont geblieben.