Res gestae Quaestoris Urbani Sextus Aurelius Lupus

  • Egal, wie oft Sextus seine Rede geübt und einstudiert hatte, wie sorgfältig er seine Toga ausgewählt und sich hatte legen lassen, wie sehr er sich schlicht vorbereitet hatte: Er war nicht blauäugig genug, das Problem zu verkennen, vor dem er stand. Hier auf der Rostra eine Rede zu halten vor sämtlichen vorbeiziehenden Bürgern, die es interessieren mochte oder auch nicht, war dabei nicht einmal das Problem. Sextus war weder nervös, was öffentliche Auftritte anging, noch sich seiner Stimme nicht sicher. Seine Lehrer hatten ihn oft und lange genug gequält und geschlagen, auf dass aus ihm ein aufrechter Politiker werden würde, der ohne Probleme vor jeder noch so großen Menschenmasse mit klarer und lauter Stimme rhetorisch perfekt auch noch über die Auswirkungen der diesjährigen Schafskäseproduktion auf die Geburtenrate hätte philosophieren mögen.
    Nein, sein Problem war eher inhaltlicher Natur. Das Amtsjahr als Queaestor Urbanus war vorbei, und er hatte nichts Prestigeträchtiges, was er dem Pöbel hätte als besondere Tat verkaufen mögen. Das Amt des Quaestor Urbanus war in erster Linie ein solches, das viel Papyruskram mit sich brachte, noch mehr Verwaltungskram und nur sehr wenig wirkliche Projekte. Und das eine, das er gehabt hatte, das hatte Duccius Vala gelöst, ohne ihn näher daran zu beteiligen. Kurzum: Sextus hatte so gut wie gar nichts in der Hand.
    Dass jenes nicht an ihm gelegen hatte, sondern zum einen auf seine Tätigkeit als solches zurückzuführen war, zum anderen darauf, dass sein wichtigster Ansprechpartner, der Curator Viarum, nicht auffindbar war über seine komplette Amtszeit hinweg, das tat nichts zur Sache. Und würde nur nach Jammern und einer Rechtfertigung klingen. Und wenn es eine Grundregel der Politik gab, dann die, dass man sich nie rechtfertigte für die eigenen Taten, da man damit nur Anlass zur Diskussion gab. Man tat die Dinge, die man tat, weil man sie tat und tun konnte. Ende der Begründung.


    Jetzt aber, als Sextus sich einen schönen Platz der Rostra gesucht hatte und anfing zu reden, wünschte er sich, er hätte etwas mehr vorzuweisen. Doch das, was er hatte, würde wohl genügen müssen.


    “Quirites! Erneut ist ein Jahr vergangen, und ich Sextus Aurelius Lupus, trete vor euch, um Rechenschaft abzulegen für das Jahr, in dem mich der Senat mit der ehrenvollen Aufgabe des Quaestor Urbanus betraut hat. Wie euch sicherlich bekannt ist, umfasst diese ehrenvolle Tätigkeit die Überwachung der Straßen in um und Rom, vor allem jene nach Ostia, von wo täglich all die wichtigen Waren, Lebensmittel und Stoffe gebracht werden, die unsere schöne Stadt zum Leben braucht, nebst all den schönen Dingen wie Elfenbein, Öle und Kunstwerke aus aller Welt, der wertvolle Weihrauch, der die Götter erfreut! So war es meine Aufgabe, einen reibungslosen Ablauf eben jenes für uns maßgeblichen Warenverkehrs zu gewährleisten, als auch Strafen an jene zu verhängen, die durch ihr Tun eben jene Ordnung gefährden. Gleichfalls oblag mir die Aufsicht über die Einhaltung der Reisegesetze.


    Ich will euch nicht mit Geschichten über meine Aufsicht über den Warenverkehr und die Karren, die des nachts durch Rom fahren, langweilen, auch wenn ich durch meine Tätigkeit als Quaestor Urbanus meine Kenntnisse über die Wirtschaftsabläufe zu meiner persönlichen Freude vertiefen konnte. Nur soviel sei dazu gesagt, dass der Warentransport reibungslos sichergestellt ist, so dass die Märkte Roms mit all ihrer Pracht all jene Waren anbieten können, die niemand mehr missen mag. So sollen die vollen Märkte, die zufriedenen Reisenden und das funktionierende System für mich und meine Arbeit sprechen, und nicht irgendwelche Geschichten.


    Zu guter Letzt möchte ich noch ein paar Worte des Dankes verlieren an all jene, die durch ihrer Hände Arbeit die Versorgung unseres geliebten Roms sicherstellen. Denn schließlich sind es die Händler, die Reisenden und auch ihr, die ihr diese Waren kauft, diejenigen, die meine Arbeit als Quastor Urbanus überhaupt erst möglich gemacht haben. Ich danke euch.“


    Und damit war dieser Pflichtauftritt auch absolviert. Und Sextus hoffte, dass es genügt hatte. Im Grunde hatte er ja nichts gesagt.

  • Es war eher Zufall denn Absicht, dass Macer auf dem Forum zugegen war, als Aurelius Lupus seine Res gestae vortrug. Aber es war ein sehr gelegen kommender Zufall, denn Macer hatte den Quaestor bei einem längeren Gespräch kennegelernt und war durchaus gespannt auf seinen Tatenbericht. Also schob er sich über den Platz etwas nach vorne, um auch gut hören zu können. Was er dann zu hören bekam, war allerdings nichts allzu spektakuläres, sondern eher gewissenhafte Pflichterfüllung. Aber nichts anderes hatte er von diesem Quaestor nach dem persönlichen Eindruck im Gespräch auch erwartet, als dass dieser eben besonders gewissenhaft und gründlich seinen Pflichten nachkommen würde, ohne groß darüber zu reden.


    Als die Rede beendet war, schob sich Macer langsam und ohne Eile weiter nach vorne, näher an die Rostra heran, um vielleicht die Chance zu haben, kurz direkt mit dem nun ehemaligen Quaestor zu sprechen bezüglich seines eigenen besonderen Anliegens, das er ihm vorgetragen hatte. Durch die aktuellen Ereignisse im Senat hatte sich dieses zwar zu einem großen teil quasi überholt, aber das bedeutete ja nicht, dass es Macer völlig egal sein sollte.

  • Natürlich war auch der Patronus des Aureliers erschienen, um zu zeigen, dass er voll hinter dem jungen Mann stand. Da es ihm allerdings zu anstrengend war, die ganze Rede über - er konnte ja nicht ahnen, dass sie recht kurz geraten war - zu stehen, hatte er auf seiner offenen Sänfte Platz genommen. Inhaltlich erschien sie Durus übrigens recht hölzern und ohne große Kreativität, aber durchaus solide und angemessen für einen Verwaltungsposten, der wenige Besonderheiten mit sich brachte. Wenn er allerdings ehrlich war, hatte er doch etwas mehr von seinem Klienten erwartet...


    Nachdem Lupus aber zum Ende gekommen war, klatschten er und seine Klienten und Günstlinge brav Applaus, denn die Quaestur war durchaus erfolgreich gewesen (wenn auch nicht außergewöhnlich) und abgesehen davon wäre jedwede Kritik in der Öffentlichkeit wohl unangebracht gewesen.
    :app: :app: :app:

  • Natürlich hatte Sextus seinen Patron und dessen Gefolge entdeckt, während er zu der Menge sprach. Immerhin machten diese den Großteil der Leute aus, die einigermaßen interessiert zu lauschen schienen und nicht einfach nur unterwegs von A nach B sich irgendwo durch die Menge kämpften. Im Heruntersteigen von seinem exponierten Platz nickte er seinem Patron einmal zu, zum Zeichen, dass er ihn gesehen hatte, und wollte sich schon auf dem Weg zum wohl folgenden Pflichtwortwechsel mit diesem begeben, als sich ein anderes Gesicht aus der Masse löste, das Sextus bekannt vorkam.
    “Ah, Consular Purgitius!“ begrüßte er den Mann, als dieser ihn ansah. Es wirkte auch so, als wolle er zu ihm – und selbst wenn es nicht so gewirkt hätte, hätte Sextus wohl die Gelegenheit wahr genommen, ihn zumindest zu begrüßen. Kontakte wollten gepflegt werden. “Welch unerwartete Freude, dich hier zu sehen.“

  • Da Macer schlecht antworten konnte, dass es für ihn ebenfalls eine unerwartete Freude war, passend zu den Res Gestae des Quaestors auf dem Forum zu sein, suchte er nach einer anderen Formulierung. "Die Freude ist ganz meinerseits, auch wenn es weniger unerwartet ist, ausgerechnet jetzt einen Quaestor bei seinen Res Gestae anzutreffen", lautete dann die etwas längliche Antwort, die ihm in der Kürze der Zeit einfiel. "Du kannst ja wohl auf eine durch und durch zufriedenstellende und positiv verlaufene Amtszeit zurück blicken, nicht wahr?"

  • “Nun, da hast du wohl zweifellos recht, Consular. Ich denke, dieser Tage dürften viele gewesene Amtsinhaber ihre res gestae vollführen“, meinte Sextus mit aufgesetzt freundlichem Lächeln, um bescheidener zu wirken, als er eigentlich war. Seine folgende Frage allerdings klang in den Ohren des Aureliers dann schon fast unterschwellig vorwurfsvoll. Auch wenn Tonfall und Erscheinung des Purgitiers nichts derartiges schließen ließen, war sich Sextus nicht ganz sicher, ob er nicht nur das freundliche Gesicht eines geübten Politikers hier vor sich hatte, der ihm gerade sehr implizit etwas vermitteln wollte. Und natürlich wusste Sextus, was das wohl sein könnte. Allzu viel Auswahl gab es da ja auch nicht.
    “Nun, die Quästur war eine große Ehre und ich habe viel gelernt. Rückblickend gibt es nur wirklich weniges, was ich bedauere. Ich hätte mir beispielsweise eine engere Zusammenarbeit mit dem Curator Viarum sehr gewünscht, nur leider war jener fast das ganze Jahr absent.“ Sextus fing erst einmal bewusst nicht mit dem Thema an, das der Purgitier vermutlich anschneiden wollte, sofern Sextus richtig kombiniert hatte. Und es war unverfänglich genug – hoffte er zumindest – nicht als unterschwellige Antwort einer ebenso unterschwelligen Frage verstanden zu werden, falls der Purgitier seine Worte wirklich vollkommen ehrlich gemeint haben mochte.
    Als Nachsatz allerdings auf die Geschichte mit den Senatorenreisen einzugehen, war wiederum wohl sehr opportun. Am Ende dachte sein Gegenüber sonst noch, er hätte die Bemerkung nicht verstanden. “Und natürlich hätte ich mir gewünscht, dir noch Ergebnisse vor Ende meiner Amtszeit bezüglich der von dir gestellten Frage liefern zu können, wenngleich die Angelegenheit an sich ja nun scheinbar von anderer Stelle schon geregelt wird.“

  • "Ja, in der Tat scheint sich dieses Thema wohl weitgehend erledigt zu haben, auch wenn der Senat noch Anregungen eingebracht hat", griff Macer gleich die Sache auf, die er früher oder später ohnehin angesprochen hatte. "Insofern ist es wohl eher an mir, mich zu entschuldigen dich um die Erledigung von Arbeit gebeten zu haben, deren Früchte wir nun nicht einmal ernten können", fügte er hinzu, denn er sah es eher als ein Problem für sich denn als einen Makel der Amtszeit.


    "Dass der Curator Viarum nicht für eine Zusammenarbeit zur Verfügung stand ist allerdings interessant", griff er dann den anderen erwähnten Punkt auf. "Dann scheint er wohl sehr mit dem Straßenbau beschäftigt zu sein und schaut sich viel vor Ort um", mutmaßte er.

  • Zwar war Sextus bei der Senatsdebatte nicht persönlich anwesend gewesen, allerdings hatte er sich davon berichten lassen. Und 'Anregungen' hätte er die meisten Einwürfe der Senatorenschaft nun nicht genannt. 'Gejammer' wäre ihm als weit passenderes Wort erschienen, besonders in Hinblick auf die persönlichen Angriffe auf den Duccier, der wohl kaum etwas am Inhalt des Gesetzes hätte ändern können, wenn der Praefectus Urbi es erst einmal so beschlossen hatte.
    Allerdings waren wohl noch ein paar Feinabstimmungen notwendig, ehe es in Kraft trat, wie beispielsweise eine generelle Ausnahme während der Senatsferien. Wobei das eigentlich eine Farce an sich war, denn kaum ein Mensch konnte innerhalb eines Monats sehr viel weiter reisen als in die Gebiete, die von dem Gesetz ohnehin ausgespart waren, und wieder zurück nach Rom. Und welcher Mensch mit Verstand würde beispielsweise nach Germania reisen, riskieren, von Piraten versenkt zu werden, an einem Riff zu zerschellen oder sonstwie unterzugehen, nur um anschließend sich einer endlosen Straße und noch endloseren Räubern gegenüberzusehen, Tausende von Sesterzen für Führer, Wachen, Packtiere, Reittiere, Wägen etc. ausgeben, nur um auf einem weit entfernten Landgut für 2 Tage aufzutauchen und anschließend das ganze noch einmal retour durchzumachen, nur um rechtzeitig wieder zurück zu sein? Richtig: Man musste schon lebensmüde und besonders leichtgläubig sein, um das durchzuführen, denn welche Missstände konnte man schon in 2 Tagen aufdecken? Wohl nur gänzlich offensichtliche, die einem Freunde auch schriftlich mitteilen konnten, ohne dass man sie selbst in Augenschein nahm.


    “Oh, du musst dich ganz sicher nicht dafür entschuldigen, Purgitius. Ich sehe es vielmehr als große Ehre an, überhaupt mit dir das ganze disputiert zu haben. Und im Zuge des Gesetzes, so es nun eingeführt wird, wird es sicherlich von Nutzen sein, dass ich mich diesbezüglich schon mit dem Procurator a memoria im Vorfeld unterhalten habe. Immerhin geht es um das Wohl des Imperiums und nicht um das Ansehen, nicht wahr?“
    Bescheidenheit war eine sehr charmante Maske, wie Sextus immer wieder feststellte. Natürlich hätte er gerne die Lorbeeren hierfür eingeheimst und sie auch entsprechend in seiner res gestae dann dargestellt, aber es war nun einmal anders. Und es brachte nichts, sich darüber zu ärgern. Sextus tat selten Dinge, die sich nicht für ihn lohnte.


    Der andere Punkt war da schon heikler. Sextus hätte nun diesen Einstieg perfekt nutzen können, um über die Abwesenheit des Curators Gerüchte zu streuen oder einfach nur seiner Enttäuschung Luft zu machen, kurz: Am Stuhl des Curators sägen. Aber man sagte über die Toten nur gutes, und über Leute in höherer Stellung traf das wohl ebenso zu. Da sägte Sextus lieber etwas vorsichtiger.
    “Ich nehme zumindest an, dass es wegen der geplanten Straße ist. Ich konnte leider keine genauen Gründe für seine Abwesenheit in Erfahrung bringen. Allerdings sind ja auch noch keine Arbeiten an der Straße durchgeführt bislang, sie befindet sich nach wie vor in der Planung.“

  • "Mit dem Procurator a memoria hattest du also schon gesprochen?", wiederholte Macer die für ihn neue Information in Form einer rhetorischen Frage. "Vielleicht hat sich unser Interesse dann ja zumindest indirekt auf die Erstellung des Gesetzes ausgewirkt, falls dein Gespräch am kaiserhof weitergetragen wurde", spekulierte er in eine Richtung, mit der man der Sache sogar noch etwas Positives abringen konnte.


    An den Spekulationen rund um den Straßenbau wollte sich Macer allerdings auch nicht allzu intensiv beteiligen. "Mit dem Bau wurde noch nicht begonnen? Ich gebe zu, dass ich das nicht allzu intensiv verfolgt habe, da ich mich in der Gegend nicht wirklich auskenne und keine Interessen dort verfolge. Vielleicht gibt es ja Probleme, um die er sich persönlich kümmern muss." Das würde dann sowohl die Abwesenheit als auch den noch nicht erfolgten Start erklären.

  • Das Gespräch hatte sich ganz definitiv so ausgewirkt, dass das Gesetz aufgrund dieser Tatsache entstanden war, dass Sextus es in kleinem Kreise dem Pompeier und dem Duccier erzählt hatte, und letzterer gerade vom PU den Auftrag erhalten hatte, sich genau um solche Kleinigkeiten zu kümmern, mit denen man Senatoren ärgern konnte. Nur war Sextus da klug genug, seinen Schnabel zu halten und seine Rolle bei diesem Gesetz für sich zu behalten. Es war eine Sache, wenn etwas durch eine Senatsdebatte entstand, wie der Purgitius es vorgehabt hatte. Eine gänzlich andere war es, wenn der Vescularier etwas zum Gesetz erhob. Noch dazu, wenn er damit ja ganz offensichtlich einige Senatoren verärgerte. Letzteres sollte gepflegt werden angesichts der zukünftigen Planungen seines Patrons. Es war gut, wenn der Vescularier sich möglichst viel mit dem Senat anlegte, auch wenn er in dieser Sache Vala vorgeschickt hatte, damit dieser den Zorn der Senatoren abbekam.
    So oder so, Zeit, diplomatisch zu bleiben. “Es ist gut möglich, dass Bemühungen des Procurators schließlich zur Erstellung dieses Gesetzes geführt haben. Ich habe seitdem kein weiteres Gespräch mit dem Pompeius geführt, um es hinreichend beantworten zu können.“


    Und auch die zweite Angelegenheit war nicht minder diplomatisch anzupacken. “Ich konnte leider nichts genaueres herausfinden, eben außer, dass der Octavius abwesend ist. Aber sicherlich wird er den Aufgaben seines Amtes sehr gewissenhaft nachgehen und daher keine Zeit haben.“
    Nur machte diese ganze Diplomatie ein flüssiges Gespräch natürlich recht schwierig. Daher beschloss Sextus, seine rhetorischen Fähigkeiten noch etwas auszubauen und das Gespräch galant weiterzuführen. “Doch sag, Purgitius, was führt dich auf das Forum? Doch sicher nicht nur meine kleine Rede.“ Vielleicht sprang sogar irgendwas für Sextus heraus, für das er sich den nun entgangenen Gefallen wieder verdienen konnte.

  • Letztlich verfolgte Macer nicht unbedingt das Ziel, den Entstehungsweg des Gesetzes nun in allen Details zu rekonstruieren, aber interessant war es schon, welche Wege manche Gedanken gingen. "Mal sehen, mit welchen Vertretern des Kaiserhofes oder des Praefectus Urbi ich noch zu tun haben werde, falls wir über allfällige Ergänzungen des Gesetzes bezüglich der Senatsferien sprechen. Vielleicht erfahre ich ja dann noch das eine oder andere", schloss er das Thema daher mit einem Ausblick ab, der es jederzeit erlauben würde, es bei einem erneuten Zusammentreffen wieder aufzunehmen.


    Auch zum Curator Viarum erschien ihm alles gesagt, so dass er gerne das neue Thema des ehemaligen Quaestors aufnahm. "Nun, hier sollte ich als Senator sein, wenn ich nicht gerade im Senat bin, nicht wahr?", antwortete er erst einmal lächelnd und war sich völlig bewusst, dass er mit dieser Antwort das idealistischste aller Bilder malte. "Ich versuche eigentlich immer, einige Res Gestae anzuhören und da kam mir deine heute natürlich sehr gelegen. Weißt du, ob heute noch jemand sprechen wird? Ich wollte nachher noch weiter zur Factio." Zeitdruck hatte er allerdings nicht, sonst hätte er ja jetzt nicht einmal einfach zum Gespräch stehen bleiben können.

  • Da konnte Sextus nur hoffen, dass der Pompeier klug genug war, seinen Mund zu halten, oder versessen genug, das alles als Wirken seines Einflusses hinzustellen. Vala war zum Glück erst einmal außerhalb jeglicher Befragungsreichweite, so dass hier schonmal ein Unsicherheitsfaktor mittelfristig ausgeschaltet war. Dennoch beschlich Sextus bei den Worten des Purgitius ein ungutes Gefühl. Doch gab er auf letztere im Allgemeinen recht wenig, so auch jetzt nicht.


    Glücklicherweise waren die heiklen Themen damit ohnehin beendet, und die Konversation ging mehr auf Sextus' Gesprächspartner ein, was ihm persönlich sehr zupass kam.
    “Soweit ich weiß, wollte noch Quintus Ventidius Achelos heute sprechen, allerdings weiß ich das nicht von ihm persönlich, so dass ich es nicht mit Sicherheit sagen mag.“ Sextus hatte mit kaum einem von Salinators Günstlingen längeren Kontakt. Lediglich Caius Gavius Apicius war ihm leidlich bekannt, da dieser ihm in seiner Arbeit als Decemvir litibus iucandis nachgefolgt war und jetzt Quaestor in Pannonia war. Wohlgemerkt ohne dazwischen erfolgtes Tribunat. Dieser Umstand machte nähere Bekanntschaften ohnehin schwer. Und mit besagtem Günstling, der diesjährige Decemvir litibus iucandis, hatte er überhaupt keinen Kontakt bislang gehabt.
    “Aber für morgen hat sich der Tribunus Plebis schon ankündigen lassen.“ Was definitiv wohl hörenswerter war als irgendwelche Erbschaftsangelegenheiten.


    Macer erwähnte die Factio, und Sextus musste kurz überlegen, welcher er angehörte. Die Aurelier waren traditionell in der Aurata, die Sextus ausschließen konnte. Deren Mitglieder waren ihm alle namentlich, die meisten sogar persönlich bekannt. Auch zur Veneta gehörte Macer nicht, die die „Erbfeinde“ der Aurata waren. Bei den übrigen drei Möglichkeiten kam die passende Information dann aus den Tiefen seines Gedächtnisses.
    “Ist demnächst ein Rennen geplant, an dem die Russata teilnehmen wird, oder kümmerst du dich nur um andere Formalia?“ Sextus selbst war nicht rennbegeistert. Er war auch nicht allzu gladiatorenbegeistert. Überhaupt begeisterte er sich für nur sehr, sehr wenige Dinge, und jene mit nicht voraussagbaren Ergebnis gehörten selten dazu. Allenfalls hatte er eine kleine Freude am fließenden Blut, allerdings nichts übermäßig auffallendes.

  • Der Name des genannten Redners sagte Macer wenig, er wusste nicht einmal auswendig, welches Amt jener überhaupt bekleidet hatte. Folglich nahm er an, dass es wohl nicht allzu schlimm war, diese Rede zu verpassen. Nach wie vor interessierten ihn vor allem die Aedile, auch wenn seine eigene Zeit in diesem Amt nun wirklich lange zurück lag.


    Bei der Frage nach der Factio schüttelte er den Kopf. "Nein, es stehen keine Rennen an. Leider. Wie immer." Vielleicht sollte er doch mal wieder selber eines mit organisieren, damit wieder etwas Belebung entstand. "Formalia gibt es eigentlich auch keine zu klären. Aber man muss sich ja trotzdem gelegentlich mal im Factiohaus blicken lassen und die Kontakte pflegen." Auch dort konnte man ja interessante Neuigkeiten aufschnappen, nicht nur aus dem Rennsport, sonder auch aus den Familien der Factiomitgleider und zuweilen auch aus der Politik.


    "Und wo wird dich dein Weg jetzt noch hinführen?", fragte er dann höflich zurück, um das kleine Gespräch noch ein wenig fortzusetzen und es nicht einfach abzubrechen.

  • Offenbar bedauerte der Purgitier die mangelnde Bereitstellung von Volkszerstreuung in den letzten Jahren. Allerdings hatte er recht, die letzten Ädile hatten sich alle nicht mit besonderer Spendierfreudigkeit hervorgetan, was Spiele und gerade Wagenrennen anging. Der letzte hatte seines Wissens nach gar keine Spiele ausgerichtet, und der jetzige hatte bislang noch nichts angekündigt.


    Da spielte Sextus die folgende Frage natürlich insgeheim in die Karten.
    “Nun, für heute erst einmal zu meinem Patron und später nach Hause zu meiner Frau. Nun, da meine Amtszeit vorüber ist, habe ich wieder mehr Zeit für meine privaten Kontakte und eben deren Pflege.“ Auch wenn Sextus trotz noch so charmanter Worte diese Freizeit eigentlich weder wollte noch brauchte. Im Grunde hasste er Müßiggang. Verschwendete Zeit, in der man nichts produktives zum eigenen Vorankommen beitrug. Und eben jenes lancierte er nun beiläufig.
    “Und auf lange Sicht hoffentlich demnächst in den Senat und weiter ins Ädilat, wo es mir eine persönliche Freude wäre, für ein wenig Beschäftigung der Factiones zu sorgen.“

  • "Jaja, nach dem Amt ist vor dem Amt", scherzte Macer angesichts der ewig laufenden Vorbereitungen für das nächste Ziel. "Dann grüße deinen Patron von mir. Und deine Frau." Von letzterer fiel Macer nicht einmal der Name ein in diesem Augenblick, aber es ging auch mehr um die Höflichkeit und eben die Kontaktpflege.


    "Ich nehme an, dass die Listen der neuen Senatoren bald bekannt gegeben werden", griff er das Thema dann auf. "Ich wäre nicht überrascht, deinen Namen darauf zu finden", setzte er hinzu, auch wenn er kaum eine AHnung hatte, wer gerade als besonders aussichtsreicher Kandidat gehandelt wurde. Seit der Praefectus Urbi sich um diese Belange stark kümmerte, waren sie aus der öffentlichen Diskussion stark zurückgedrängt.

  • Natürlich waren die Worte nur Schmeichelei, das wusste Sextus. Dennoch nahm er das sehr wohlwollend zur Kenntnis und tat seinem Gegenüber den Gefallen, einen geschmeichelten Gesichtsausdruck aufzusetzen und dankbar zu nicken. “Dein Wort in der Götter Ohren, Purgitius“, erwiderte er halb im Scherz. Er persönlich glaubte ja eher, dass er für seinen Namen auf so einer Liste noch ein wenig Hilfestellung würde leisten müssen. Nur die Frage über die angemessenen Mittel zur Erreichung dieses Ziels war nach wie vor strittig.
    “Ich werde Tiberius Durus und meiner Frau gern deinen Gruß ausrichten. Vielleicht findet sich ja bald noch einmal die Möglichkeit eines Treffens, das nicht so sehr von Terminen beansprucht wird?“ Sextus hatte zwar nicht vor, den Consular jetzt sofort noch zu einem Essen einzuladen – seine Frau wäre von solch spontanen Entscheidungen wenig angetan – aber wenn sich hier die Möglichkeit ergab, sagte er auch nicht nein. Kontakte mussten gepflegt werden.

  • Auch Macer war einem ungezwungenen Treffen nicht abgeneigt, vor allem, wenn es Kontakte zu Klienten anderer Patrone pflegen würde. Nur von eigenen Nachwuchssenatoren konnte man ja auch nicht glücklich werden, da musste man auch rechtzeitig andere Kontakte aufbauen. "Sehr gerne, ich würde mich über ein solches Treffen sehr freuen." Da der Aurelier es vorgeschlagen hatte, wollte er ihm nun auch nicht gleich die Initiative aus der Hand nehmen, indem er selber eine Einladung aussprach. Außerdem würde er ja möglicherweise noch andere interessante Leute kennenlernen, wenn er dem Aurelier die Ladung überließ, der dann eben eventuell noch andere Leute zu dem Essen hinzukommen ließe.

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