Tablinum | Über Landbesitz und seine Verwaltung

  • Wie üblich saß Sermo eines weiteren - mittlerweile recht oktoberlich kühlen - Nachmittags im Tablinum und widmete sich seiner Post, die allfällig nicht sonderlich überfordernd vielzählig war. Und doch hatte Sermo es geschafft, den Brief seines Patrons Purgitius, den er bereits vor geraumer Zeit erhalten hatte, damals gelesen zur Seite zu legen und über die Zeit völlig zu vergessen. Umso dringender war nun natürlich Sermos Verlangen nach einer zügigen Antwort.
    "ISSAAAA!!!" wurde jener Sklave herbefohlen, der sich in dem Jahr, das seit seiner Erwerbung vergangen war, durch Fleiß, Pflichtbewusstsein und Loyalität vor seinem Herrn hervorgetan hatte.


    "Ein Brief. Folgendes:


    Salve mein Patron,


    während ich diese Zeilen zu Notiz gebe, weht vor der Tür bereits ein kühler Herbstwind, der das Laub der Buchen und Kastanien über das regenfeuchte Straßenpflaster Mogontiacums treibt. Indes verzeih mir bitte, dass meine Antwort auf deinen bereits länger zurückliegenden letzten Brief so lange hat auf sich warten lassen.


    Meinen Landbesitz habe ich hier nur kurz in Augenschein genommen, denn ich habe mich entschieden ihn zugunsten einer größeren Flexibilität zu veräußern und mich um anderen Grund in Italia selbst zu bemühen. Mein Weg soll mich wieder dorthin zurück führen und so halte ich es für deutlich praktikabler, mein Land in der Nähe einer schützenden Hand meiner Familie und deiner Person zu halten, wo im Falle eines Falles jemand dem Verwalter auf die Finger klopfen kann, sollte es mir einmal nicht möglich sein. Bis es jedoch so weit ist, dass ich adäquaten Ersatz gefunden habe, soll mir hier ein Verwalter Ordnung halten und mir den größtmöglichen Gewinn aus meinem Grund schöpfen, wie du es empfohlen hast.


    Das Examen Secundum habe ich derweil absolviert und so möchte ich dich bitten einmal bei der zuständigen Stelle in Rom nachzuhaken, ob möglicherweise in naher Zeit ein Legionstribunat zu besetzen ist, dessen ich für würdig erachtet würde.


    Wie steht es im Übrigen um den Ausbau deines Heims? Ich hoffe, dass die Arbeiten im Laufe der heißen Monate gut vorangeschritten sind und bis zum Winteranfang alles abgeschlossen sein wird. Wie steht es sonst um die ewige Stadt? Ist wieder etwas Leben in die Straßen zurückgekehrt? Hier hört man noch immer nicht viele Neuigkeiten, erst keine politischen. Es scheint als wäre der Caput Mundi in eine seltsame Trägheit entschlafen, aus der er erwartet herausgerissen zu werden, was meinst du? Hoffen wir, dass es ein gesundeter Kaiser sein möge, der diesen Schritt bald wohl tut.


    Nundenn, ich verbleibe mit den besten Wünschen für die kommenden kalten Monate und hoffe bald von der Kanzlei Nachricht zu erhalten, sofern mir die Parzen wohlgesonnen sind.


    Vale bene!"


    Sermo machte eine Pause und beobachtete Issa dabei, wie er die letzten Zeilen unter gelegentlichem Nachfragen vollendete. "Hast du alles?" Issa blickte stolz auf. "Wie immer," grinste er und Sermo nickte zufrieden. "Dann zügig weg damit."

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