[tirocinium] Grundausbildung des vorgeblichen Servius Obsidius Antias

  • Die Nacht war um. Keiner seines Contuberniums kam ohne das Ächsen eines Mannes mit geschundenem Körper aus dem Bett. Der übliche morgendliche Ablauf. Sie trafen auf dem campus ein. Der centurio hatte gut Brüllen. Fröhlicher.., war was besonderes, dass er sie fröhlicher sehen wollte. Aretas bekam nicht mal ein Grinsen hin. Es wurde zur Grimasse, wenn er sich mehr als nötig bewegte.


    Antreten wie jeden Morgen, sie hatten es gelernt. Oft genug geübt, oft genug für einen Fehler Brüller und Hiebe eingesteckt. Keiner braucht mehr den Arm um den Abstand abzumessen. Sie konnten es fast im Schlaf. Es dauerte nur noch einen Bruchteil der Zeit, die sie die ersten Tage dazu benötigt hatten. Alle standen an ihrem Platz. Der Centurio konnte seines Amtes walten und sie wieder über den campus scheuchen.

  • „Es wird euch sicherlich freuen zu hören“, begann Licinus seine Ansprache, “dass meine Kollege mir gestern Abend mitgeteilt hat, ihr würdet die Grundzüge beherrschen und ich könne heute weiter machen. Für euch heißt das, ihr werdet jetzt lernen, wie man kämpft.
    Pause, um den tirones die Gelegenheit zu geben, diese Nachricht zu verdauen.
    „Du da! Ovidius Aretas, richtig?!“, dabei zeigte er auf den entlaufenen Sklaven. Es war nicht einfach, die Namen von fast hundert Mann zu behalten, die man nur alle paar Tage mal vor die Augen bekam, dennoch klang Licinus eigentlich recht sicher.
    „Welche Waffen habt ihr zu Anfang eurer Ausbildung ausgehändigt bekommen und wie würdest du sie unterscheiden?!“

  • Kein Brüller, keine Übungen zum Aufstellen, Marschieren. Keine Runden um den campus. Was der Centurio zu sagen hatte, klang wie Musik in den Ohren von Aretas. Lernen wie man kämpft. Er hatte kämpfen gelernt nur auf andere Art. Meinte er ihn? Der Name war nicht richtig, jeden konnte er sich nicht merken. Aretas berichtigte vorsichtig. „ Ja, Tiro Opsidius Antias, Centurio. Wir haben, Gladius, Pugio, Pilum und Scutum erhalten. Der Gladius, Schwert, Stichwaffe. Pugio, Dolch, Stichwaffe. Pilum, Speer, Wurfwaffe. Scutum, Schild, zum Schutz vor feindlichen Angriffen, kann auch zum Stoßen verwendet werden.“ Mit Pilum, Gladius und scutum hatte Aretas während des Dakerfeldzuges Bekanntschaft gemacht. Er hatte gesehen und zu spüren bekommen, wie effizient die Waffen der Römer waren.

  • Licinus nickte anerkennend zu dem Tiro, beinahe schon respektvoll. Nicht nur, dass die Antwort vollständig war. Sier erfolgte auch in jenem Telegrammstil, den das Militär so sehr schätzte.
    "Sehr korrekt!" lobte Licinus daher und wandte sich an die Männer:
    "Tirones! Genau so sollte die Antwort eines Soldaten auf eine Frage immer klingen. Vollständig, aber so knapp wie möglich."
    Natürlich waren die Erklärungen Licinus meist weit weniger knapp, aber hier galten andere Prämissen.
    "Wir beginnen heute mit dem scutum und seiner Anwendung. Zu den Stößen. Es gibt drei Möglichkeiten. Erstens untere Schildkante gegen Füße und Schienbeine. Macht mit etwas Glück den Gegner Bewegungsunfähig und ist grantiert ziemlich schmerzhaft. Zweitens mit voller Wucht gegen den Körper, um den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Drittens mit der oberen Schildkante gegen das Gesicht. Wenn ihr die Nase richtig erwischt könnt ihr ihn so töten."


    Pause


    "Zunächst jedoch der Umgang mit dem scutum als solchem. Auf Befehl scuta sursum nehmt ihr die Schile nach oben und haltet sie am gestreckten Arm. Die Gegenrichtung ist scuta dorsum!


    Scuta sursum!"

  • Mit stolzgeschwellter Brust stand er da. Ein Anschiss vom Centurio hatte ihm gereicht zu begreifen, wie er zu antworten hatte. Es ersparte den nächsten Rüffel und rückte ihn aus dem Sucher des Centurio.

    Das geflochtene scutum, schwer, groß, unhandlich. Aretas nahm das scutum hielt es am ausgestreckten Arm. Eine ungewohnte Last, die ab heute dazu gehörte. Der Arm begann zu zittern. Lange hielt er das scutum nicht mehr. Ein Seitenblick und die Feststellung, seinem Kameraden ging es ähnlich. Er hatte täglich Balken zu gehauen, Bretter gesägt, keine leichte Arbeit. Das Halten des scutum war nicht leicht.

  • Das erste Anheben war ein Test und als die tirones anfingen zu Zittern kam auch ziemlich schnell das erlösende:
    „Scuta dorsum!“


    „Nun, ich muss zugeben, ich bin nicht beeindruckt. Ihr werdet euren Schild später eine ganze Schlacht lang halten müssen. Das heißt unter Umständen länger als einen Tag. Und unter geringfügig erschwerten Bedingungen.“
    Ein ziemlicher Euphemismus für die Anstrengungen und Wirrnisse einer Schlacht, dessen war sich Licinus sehr bewusst, aber es musste reichen.
    „Wir üben nun zuerst mal die Bewegungsabläufe um euch Kraft in den richtigen Muskeln zu geben.

    "Scuta sursum!"


    "Scuta dorsum!"


    "Scuta sursum!"


    […]


    "Scuta dorsum!"

  • Das Kommando kam gerade rechtzeitig. Aufatmend nahm der das scutum runter. Es sollte nicht bei einem Ablauf bleiben. Immer wieder die Kommandos. Die Armmuskeln begannen zu schmerzen und brennen. Er presste die Lippen bei jedem Anheben zusammen, sein Kopf bekam Farbe. Die Anstrengung stand seinen Kameraden und ihm ins Gesicht geschrieben. Der Schweiß stand auf der Stirn, die Tunika begann am Rücken zu kleben. Wie wünschte er sich einen Rundschild. Aber das scutum war das non plus ultra der römischen Schlachtordnung. Es war das, was sie dran gehindert hatte mit den Pferden durchzubrechen und die Männer gut ausgebildet, die dahinter standen und es führten.


    Aretas strengte sich an, er wollte genauso perfekt damit umgehen können. Das scutum war die wichtigste Lebensversicherung neben seinen Kameraden. Stöhnen in der Reihe, keiner gab sich die Blöße, das scutum nicht mehr hoch zu bekommen. Der Arm zitterte, es ging weiter. Keiner sagte ein Wort, konnte nichts sagen. Alle bissen die Zähne zusammen.

  • Nach vielen schnellen wechseln, die mit einem erlösende scuta dorsum endeten, war den meisten Männern wahrscheinlich der Arm lahm. Licinus selbst war es in seiner Ausbildung nicht anders gegangen und nun, bald zwanzig Jahre später, wäre es vermutlich ähnlich. Zu lange schon trug er nur noch die parma equestris mit sich herum, seit seiner Beförderung zum centurio hatte er den scutum nicht mehr getragen. Und außerdem: Er wurde alt. Beider Punkte war er sich durchaus bewusst. Dennoch, besser als die Anfänger hier durfte er allemal noch sein.
    „Also schön! Das allernotwendigste scheint ihr ja zu können. Als nächstes drehen wir zwei Runden um den Platz, damit eure Muskeln warm werden, wenn wir zurück sind findet ihr euch sofort paarweise zusammen. Ich rate dabei jedem auf seine Schienbeine acht zu geben, sonst wird der Rest des Tages ziemlich hässlich werden.“
    Es gab eine Pause von vier Taktschlägen bei normalen Marschtempo, dann hieß es
    „Und los!“
    Und Licinus trabte an.

  • Laufen löst die verkrampften Kiefer. Das wäre eine Erklärung dafür, dass mit einem Mal Stimmen laut wurden. " Bei Jupiter ist das Ding schwer. Mir fällt bald der Arm ab." sagte einer vor Aretas. Von hinten kam die prompt die Antwort. " Dir fällt gleich was anderes ab, wenn du nicht zuläufst." Die zwei Runden waren die reine Erlösung. Er wäre noch eine gelaufen, nur um das Training mit dem scutum hinaus zu zögern. " Ihr seid alles Mädchen." murmelte jemand, undefinierbar woher es kam. " Dich mach ich heute Abend zum Mädchen, halt deine Klappe." murmelte einer mit bösem Unterton. Das gab heute Abend in einer Unterkunft Stunk, dachte sich Aretas. Sie liefen im Schritt mit dem centurio, hatten ihre zwei Runden weg.


    Sixtus und Cato stellten sich auf. Aretas hatte sich mit Marius zusammen getan und neben ihnen Aufstellung genommen. Ein ungleiches Pärchen. Fast gleich groß, gab es bei der Körperfülle einen ansehnlichen Unterschied. Marius war untersetzt, mit Muskeln bepackt, etwas schwerfällig, seine Erscheinung flösste ordentlich Respekt ein. Dafür war er nicht der hellste. Aretas drahtig, muskulös, schnell und wendig, konnte der geballten Kraft nichts vergleichbares entgegensetzten. Er war ein Schmalhans neben seinem Freund. So wie sie hier auf dem Campus standen, so erledigten sie gemeinsam ihre Aufgaben im Contubernium. Es hatte sich mit der Zeit herauskristallisiert, dass sie so am besten funktionierten.

  • "Schnauze! Kann mich nicht erinnern euch das reden gestattet zu haben!"
    Anfänger, dachte Licinus geringschätzig . Nicht in der Lage auch nur einen Moment den Rand zu halten. Das hieß natürlich, sie hatten noch nicht gelernt so zu reden, dass man es als Offizier überhören konnte, wenn, ja wenn, man denn wollte. Und da hatten es tirones natürlich noch eine Stufe schwerer, als jene, die sich schon mal irgendwie bewiesen hatten.


    Als alle angekommen waren, musterte Licinus die Kampfpaare. Einige, die offen zu ungleich waren, korrigierte er. Andere, wie die, in der Aretas sich befand, waren zwar ungleich, aber immernoch oder gerade deshalb interessant.
    "Die jeweiligen Paare stellen sich Schild gegen Schild auf. Ihr versucht euren Gegner zurückzudrängen, oder sonst wie zum Stolpern zu bekommen. Wer stolpert gilt als kampfunfähig. Jedes Paar zählt Punkte, einen wenn der Gegner stolpert, zwei wenn er fällt. Wer was anderes macht als mit dem Schild zu drücken und Schritte zu tun, der bekommt mehr Minuspunkte als er zählen kann und die hier zu spüren."
    Ttheatralisch klatschte bei diesen Worten die vitis in die Schildhand.


    "Anfangen!"

  • Mit dem scutum sollte er Marius zurück drängen. Aretas wollte sich am Hinterkopf kratzen, der Helm war im weg. Wie sollte er das bewerkstelligen bei dem Brocken. Der stand so fest wie ein Fels in der Brandung. Marius grinste nahm sein scutum hoch und drückte es mit Schwung und Körpereinsatz gegen Aretas scutum. Aretas kämpfte, hatte einen Fuß zurückgestellt und hielt dagegen. Ächzend lehnte er sich gegen das scutum. Marius stemmte sich richtig rein. Aretas keuchte, seine Schulter schmerzte. Was passierte wenn.... Er macht einen Schritt nach links zur Seite. Marius rauschte durch, der Widerstand war weg. Drei Schritte stolperte er vorwärts. Wie ein Stier war er durchmarschiert. Schniefend stellte er sich wieder auf. " Das machst du nicht noch mal mit mir." Zwei schnelle Schritte und Aretas drückte mit Wucht sein scutum gegen das des verdutzten Marius. Der machte einen Schritt zurück. " Na, was ist?" keuchte Aretas. Deutlich war zu sehen wie Marius pumpte und Aretas bekam die Quittung. Ein heftiger Stoß. Als ob eine ganze Herde Stiere unterwegs waren. Einen Schritt zurück schaffte er nicht mehr , stolperte und saß im Dreck. Wieder hoch, ging das Spiel weiter. Marius war der eindeutig stärkere der Beiden. Aretas versuchte dagegen zu halten. Es dauerte immer eine Weile, bis er sich geschlagen geben musste. Dafür führte er Marius vor wenn er überraschend nachgab. Nass geschwitzt bedrängten sie sich aufs neue.

  • Licinus beobachtete mit einer Mischung aus freudigem Interesse und Vorsicht die Vorgänge, die sich ihm boten. Interesse, weil einige der Kämpfe durchaus interessant waren, auch wenn er zu einigen Manövern gleich noch etwas sagen wollte. Die Vorsicht rührte daher, dass bei diesen Übungen immer die Gefahr bestand, dass sich die Männer zu sehr ineinander verbissen und das konnte starke Verletzugnen hervorufen.
    Wann immer er also die Gefahr sah, dass ein oder zwei die Kontrolle verloren, schoss er zwischen sie und riss sie zur Not auseinander. In seltenen Fällen musste er vorher die Aufmerksamkeit der Kontrahenden mit einigen Schlägen zu sich ziehen.
    Anschließend wurden die Kontrahenden an die Seite des campus geschickt, wo sie sich hinzusetzen hatten, bis Licinus sie wieder in den Kampf rief. Dabei änderte er manches mal noch einmal die Paarungen.


    Nach einer gewissen zeit donnerte er dann über alle Reihen hinweg.
    "Satis!" ~ genug


    "Convenite!"


    "Scuta dorsum!"


    "Zwei Dinge! An alle, die sich haben hinreißen lassen ihre Gegner blindwütig anzugreifen: Das ist euer sicherer Tod. Ihr überseht das Schwert, den Speer, die Axt, die von der Seite kommt und konnt nur hoffen, dass eure Kameraden einen kühleren Kopf behalten haben.
    Es geht nicht gegen ein vernünftiges Feuer im Kampf, aber ihr dürft NIEMALS den Kopf verlieren, wenn ihr nicht den Kopf verlieren wollt.
    Zum anderen werden aber leider die schicken Drehmanöver, die ich hier gesehen haben nur bedingt funktionieren. In der engen Schlachtformation ist dafür leider kein Platz. Ih solltet zu Mars beten, dass ihr nie in eine Situation kommt, in der ihr solche Tricks anwenden könnt."

    Die letzten Worte hatte er völlig emotionslos gesprochen, aber er hoffte, dass die Botschaft ankam. Diese Situationen im Kampf Mann gegen Mann waren etwas, wofür die römischen Legionen nicht ausgelegt waren. Dafür gab es Hilftruppen.
    "Meldung mit Punkteständen!"


    Sim-Off:

    Und unausgesprochen bitte auch eine eigene Einschätzung, wie du zu den anderen liegst. Nur zum Vergleich, mit dem, was ich mir dazu am überlegen bin. Ist das erste Mal, dass ich die Idee hatte.

  • Das Kommando hätte Aretas beinahe überhört. Er hatte sich hineingesteigert, wollte Marius unbedingt einmal zu Fall bringen. Sie drückten die Schilde gegeneinander, keiner gab nach. Aretas war klar im Nachteil. 5 Punkte hatte er Marius abringen können. Eher durch Geschick. Er stieß seine Schild mal in Richtung Kopf oder nach unten. In den Situationen musste Marius ausweichen. Sonst wäre es mit Blessuren ausgegangen. Marius mit seinen 12 Punkten sah wesentlich besser aus. Rein durch seine Kraft und den mächtigen Druck, den er hinterm Schild aufbauen konnte, hatte er Aretas zum Stolpern und Zurückweichen gebracht.


    Marius hörte sofort auf mit Drücken, als das Kommando kam. Aretas wäre fast aus dem Gleichgewicht geraten und nach vorn gefallen. " Maaan, sag doch was." murmelte er. Sie sammelten sich, stellten die Schilde ab. Der Centurio hielt eine kleine Rede, nannte Vorgehensweisen, die in der Formation nicht ratsam waren und auf was sie achten sollten. Die Meldung der Punktestände. Das war für Aretas beschämend, obwohl es nicht musste. Marius war der stämmigere. Hatte an Muskeln und Kraft, Aretas viel voraus. Aretas trat einen Schritt nach vorn und meldete. " Obsidius Antias gegen Carvilius Marius V zu XII."

  • Der Reihe nach bekam er die Punktstände von den tirones zugerufen, im Mittel, so überschlug Licinus hatte jeder tiro sieben oder acht Punkte gemacht, der Beste immerhin fünfzehn.
    Daher entschied er:
    „Wer drei oder weniger Punkte hat braucht offensichtlich dringend mehr Kraftraining. Ihr seid hiermit für die nächste Instandsetzung des Grabens freiwillig gemeldet. Wer 12 oder mehr Punkte hat bekommt bei der nächsten Verpflegungsausgabe eine Sonderration Speck.“
    Das Prinzip aus Zuckerbrot und Peitsche, beziehungsweise hier aus Schaufel und Speck, funktionierte bekanntlich am besten aus den tirones brauchbare Soldaten zu formen. Zusätzlich gewürzt durch die Persönlichkeit des centurios als harter, aber gerechter Knochen.


    "Tirones! Aequatibus passibus! Pergite!

    Laevum!


    Laevum!


    Laevum!"


    erneut führte Licinus die tirones mehrere Runden um den Platz herum, bis sie wieder in der Ausgangsstellung standen.

  • Die Auswertung des Centurio sorgte bei einem Drittel der Tiro für Murren und Unmut. Was konnten sie dafür, dass sie einen stärkeren erwischt hatten. Das sie selber zu wenig konnten, gab keiner zu. Aretas nahm es mit einem lachenden Auge hin, dass er gegen Marius unterlegen war. Die Anstrengung sah man ihm an. Die Punkte waren hart erkämpft. Er hatte auch genug Punkte um nicht als unfreiwilliger Freiwilliger dazu stehen.


    Marius stieß ihn an und grinste. " Eine Sonderration Speck. Für dich fällt auch was ab. Ich weiß wer kocht. " Aretas grinste ebenfalls. Sie hatten unter sich ausgemacht, dass Aretas das Kochen übernahm. Marius putzte dafür die Ausrüstung. Wieder ging es um den Campus. Der Arm war schwer, das scutum daran noch schwerer. Die Beine wurden es. In Reih und Glied hielten sie wieder. Heute Abend war die Therme wieder gut besucht. Aretas malte sich gedanklich aus, wie herrlich es im Wasser sein würde.

  • Das Murren quittierte Licinus einfach mit einem scharfen Blick unter gehobener rechter Augenbraue. Schauen wir doch mal, so dachte er, wie sehr die Herren schon gedrillt sind, auf die kleinsten Signale zu reagieren.
    „Also, machen wir weiter!“, kommandierte Licinus, als wieder alle standen. „An den Pfählen drüben üben wir das zustoßen mir dem Schild. Der Pfahl ist euer Feind attackiert ihn nach freiem Willen, aber ich will von jedem jeden Stoß sehen, klar?!“


    Nach der Antwort der tirones hieß es dann:
    „Agite!“
    Die Übung war eine der stupidesten, wenn man Licinus fragte. Nach einem Gegner zu stoßen, der nicht fallen konnte, war noch langweiliger als nach einem solchen mit dem Schwerte zu stechen. Aber wie sonst sollte man es üben, ohne das valetudinarium zu überfüllen.

  • Wie aus einem Traum gerissen, hörte er auf das was der Centurio sagte.Diese imaginären Gegner. Die bekamen keine blauen schmerzenden flecken, denen tat nichts weh. Die waren nicht tot zu kriegen. Aber sie sollten an ihnen üben. „ Ja, Centurio !!“ brüllten sie. Aretas stand mit einem Mal ganz vorn. Wen stellte er sich am besten vor? Den Dicken, der verantwortlich dafür war, dass er in Mantua keine Arbeit mehr bekommen hatte. Das Scutum angehoben, die Schulter dahinter, die Füße versetzt, für einen festen Stand gesorgt, mit Wucht und ganzem Körpereinsatz gegen den Pfahl gedrückt. Ächzend prallte Aretas mit dem scutum gegen den Pfahl, in seiner Schulter wummerte es. Beiß die Zähne zusammen, du hast schon so viel durchgemacht, das hier schaffst du mit links, sagte er sich.

  • Das Holz der Pfähle wummerte bei jedem Aufprall der schweren Übungsscuti und einige Leute aus den besseren Vierteln der Stadt hätten das ganze wohl als ziemlichen Krach bezeichnet. Nicht so jedoch die wenigen Veteranen mit Kampferfahrung, die sich noch an den Schlachtenlärm in Parthia oder anderen Teilen des Imperiums erinnern konnten. Das war ohrenbetäubend gewesen, hier dagegen war es nur ein wenig lauter als normal.


    Licinus ging durch die Pfahlreihen, hielt gelegentlich an, um die Haltung der tirones oder ihre Schildführung zu korrigieren. Auch um gelegentlich mal gegen einen Fuß zu treten, der nicht sicher stand, oder neben einem Pfahl stehend dem zugehörigen tiro die vitis in eine ungeschützte Stelle zu stechen.
    „Du bist tot. Pass auf deine Deckung auf, wenn du überleben willst. Oder beschwer dich hinterher wenigstens nicht, ich hätte dich nicht gut genug ausgebildet!“
    Natürlich, hier wo neben dem Pfahl keiner stand war es nicht einfach an dergleichen zu denken, aber sie mussten von Anfang an angehalten werden darauf zu achten.

  • Das Gleiche nochmal. Antias biss die Zähne zusammen. Wie oft er gegen den Pfahl gerannt war, wusste er nicht mehr. Wozu zählen, der Centurio sagte wann es genug war. Seine Ausführungen wurden nachlässiger. Der gleichbleibende Bewegungsablauf lullte die Aufmerksamkeit ein. Antias ließ das scutum sinken. Seine Schulter war nicht mehr genau hinterm scutum. Das Ergebnis, er rutschte am Pfahl ab, verlor fast das Gleichgewicht und stürzte beinahe. Ein Fluch Richtigung Mars. Er rieb sich die schmerzende Schulter und das Schienbein, dass die Unterkante des scutums zu Spüren bekommen hatte. Zum Glück war nicht viel zu sehen, laufen ging, also weiter am Pfahl.
    Seine Kameraden waren in ihr Training vertieft und hatten nicht gesehen was geschehen war. Es hätte heute Abend wieder dumme Sprüche gehagelt, hätten sie es mitbekommen.

  • "Das ganze halt!" befahl Licinus und ließ anschließend die Männer wieder Aufstellung nehmen.
    Cooonvenite!"


    "Schluss für heute!" überraschend früh. Ironisch fügte Licinus an:
    "Bin mir sicher, ihr seid totunglücklich, dass wir jetzt schon aufhören müssen, aber ich habe heute Nachmittag noch was anderes zu tun.
    Damit euch aber nicht langweilig wird: Prüft eure Rüstungen und macht eure Stuben anständig sauber. Kann sein, dass ich mir das die Tage mal angucke!"

    irgendwo im Bereich der Civitas Mantua würde jetzt wohl ein Bauer verzweifelt nach dem Zaun suchen, mit dem Licinus gerade gewunken hatte.
    "Ansonsten kann ich euch nur raten, die Thermen trotz der kurzen Übungseinheit zu besuchen.
    Achja und über die Saturnalien habt ihr frei.


    Wegtreten!"
    Der letzte Satz vor dem "wegtreten" war geradezu achtlos hingeworfen worden, so, als sei es ihm gerade erst eingefallen.

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