[celebratio finis pestis] Die Wettkämpfe

  • Sein wirrer Blick ging über die Menge. Wo war sie hin? Er spuckte erbost Blut aus. Was wollte der denn von ihm? Ein Männchen mit Helm, herausgeputzt. So, so der konnte Brüllen. „ Nimm den Mund nicht so voll. Dich falte ich mit den Händen, wie ein Stück Eisen mit dem Hammer am Amboss. Du aufgetakelter Ochse.“ Sein Blick wechselte ständig zwischen der Menge und dem Centurio.“ Was willst du mit dem Spießer? Hää... ?" Morgus Wut steigerte sich. Erst diese kleine miese Schlampe. Frauen waren es in seinen Augen nicht wert, gut behandelt zu werden. Sie waren nur zu seinem Vergnügen da und hatten sich zu fügen. Jetzt noch dieser Legionär. Wutschnaubend wog er sein Messer in der Hand und dachte nicht daran es runter zu nehmen. Seine Hemmschwelle war durch Wein herabgesetzt. Sein Blick glitt über die Menge. War sie das nicht? Erst den Ochsen, dann das Kalb. Er ging zum Angriff über, bewegte sich auf den Centurio zu.

  • Wäre das ganze erzählt bekommen, so hätte er wohl ungläubig mit dem Kopf geschüttelt oder gar gelacht. So aber war er selbst beteiligt und daher blieb er ruhig. Seine Augen ruhte auf seinem Gegenüber. Er wusste, dass die Zeit für ihn arbeitete, das hier konnte die Wache nicht übersehen haben und es war davon auszugehen, dass sich bereits Soldaten auf sie zubewegten.
    Nun, da er die volle Aufmerksamkeit des Mannes hatte, zumindest glabute Licinus das, gab es auch keinen Grund mehr zu brüllen, auch wollte er nicht den ersten Angriff machen. Ruhig hielt er die parma equestris zwischen seinen Körper und das Messer seines Kontrahenten und wiederholte seine Aufforderung, jede einzelne Silbe betonend, erneut:
    „Leg das Messer weg!“


    Aber seine Worte blieben ungehört, stattdessen ging der Betrunkene zum Angriff über. Licinus blieb mit gestrecktem Schild (hach, ein scutum müsste man jetzt haben) in Positur und wartete darauf, dass der Mann in Stichreichweite kam.

  • Mach dich auf was gefasst. Morgus ging auf den centurio zu. Eine Bewegung hinter zwei Frauen lenkte ihn ab. Da war doch das Biest. Er zögerte, blieb stehen. Sie leistete weit weniger Widerstand als der Legionär. Ein leichteres Ziel. Morgus änderte die Richtung ohne den Centurio aus den Augen zu lassen. Hatte er sie, konnte er sich fix aus den Staub machen. " Alleine traust du dich doch nicht Centurio, zieh ab, ich will nur das kleine Miststück." Ein Schritt und wieder ein Stück näher am Ziel. Das wäre die dritte in 30 Tagen. Vermissen würde sie eh keiner, genauso wenig wie die zwei anderen. Durch die Seuchen waren seine Taten unentdeckt geblieben. Sie musste er nur anders verschwinden lassen. Erst galt es den Centurio los zu werden. Er behielt ihn im Auge und ging näher an die Frauen, gleich hatte er es geschafft.

  • Mit keinem Wort ging Licinus auf die Beleidigungen ein. Er wusste es besser, als auf so eine Provokation einzugehen. Aber der Mann wich selbst zurück und ließ ihm daher keine Wahl, als selbst anzugreifen. Mit festen Schritten näherte er sich dem Mann, verkürzte den Abstand zwischen ihnen, täuschte an einer Stelle einen Ausfall an, näherte sich jedoch weiter mit dem Schwert an der Hüfte und dem Schild voran seinem Gegner.
    Innerhalb weniger Augenblicke war er nah genug. Mit einer blitzschnellen Bewegung schoss seine Hand am Rand der parma vorbei, gezielt auf die Hand, die ihm noch immer das Messer entgegenhielt. Ohne zu prüfen, ob und wie er getroffen hatte, zog er die Hand wieder zurück. Es war mehr ein Test, um die Reaktionsfähigkeit seines Gegners einzuschätzen, denn ein wirklicher Angriff gewesen. Vielleicht hatte er ihm nur einen Kratzer beigefügt, womöglich sogar nichtmal das. Aber es war wichtig seinen Gegner zu kennen.

  • Vor Schmerz heulte Morgus auf. Dieser aufgeputzte Möchtegern hatte ihn mit seinem Gladius einen Stich in den Handballen verpasst. Das Blut tropfte auf die Erde. Mit grimmigem Gesicht, außer sich vor Wut griff er, entgegen seinem gefassten Plan, den Centurio an. "Ich mach dich fertig, prodigium*!! " Laut schreiend stürzte er sich auf ihn, blindwütig, den Schmerz in der Hand ignorierte er. Mit der linken Hand versuchte Morgus die rechte Hand des Centurio zu packen. Stach wild in den Mantel unter dem sich der linke Arm des Centurio befand. Er achtete dabei auf gar nichts, wie ein wildgewordener Stier,stürmte er auf den Centurio ein. So wie er es immer bei einer wilden Rauferei tat. Hier ging er mit dem gleichen Motto vor, die Masse machts. Alles andere kommt später.



    * Missgeburt

  • Es war der Gegensatz, den man sich in der Schlacht zwischen den Römern und den Germanen vorstellte:
    Auf der einen Seite herrschte Rom, auf der anderen Überschwang.
    Licinus trat dem wilden Angriff des Betrunkenen Randalierers mit der kalten Entschlossenheit des Veteranen entgegen. Den Arm, dessen Hand nach ihm stach, schlug er mit der parma weg. Mit der rechten wich er aus, der Mann erreichte höchstens noch die Klinge, wenn er blöd genug war dort hinein zu fassen. Das gladius beschrieb zurückgenommen einen Bogen und sauste wie ein blitzender Schimmer von oben auf die Schulter des Angreifers zu.
    Der Rest von Licinus Körper stählte sich für den bevorstehenden Aufprall dieses wildgewordenen Ochsen.

  • Das Messer flog in hohem Bogen davon. Morgus hatte keine Zeit ihm hinterher zu jagen. Die blitzende Klinge des Gladius war nicht das was er fassen wollte. Seine Hand ging es ins Leere. Von oben eine Bewegung, das verminderte Wahrnehmungsvermögen und die verminderte Reaktionsgeschwindigkeit verhinderten, dass er auswich. Das Gladius traf seine Schulter. Ein Schmerzenschrei kam aus seiner Kehle, vermischt mit Wut. Das tat seinem Ansturm keinen Abbruch, er prallte auf den centurio und versuchte sich an ihm festzuklammern., vielleicht gelang es ihm ihn umzureißen.

  • Bei seinem kurzen Blick, als er sie in der Menge erkannt hatte, war ihr das Blut in den Adern gefroren. Und als er auf sie zukam, war sie zurückgewichen. Sie wollte hier weg, wollte zur Rennbahn zurück, zu Aretas. Doch als der Centurio auf diesen Wilden losging, war ihr Vorhaben nach hinten gerückt. Neugierig schob sie sich wieder näher an den Rand, verfolgte die Rangelei und hielt sich erschrocken die Hände vors Gesicht, als der Betrunkene schließlich auf Licinus anstürmte. Ein unterdrückter Aufschrei, ein Raunen, das durch die Menge ging. Chio betete zu ihrem Gott und zu allen Göttern der Römer und Griechen, dass der Centurio standhalten würde.

  • Der Ochse krachte in ihn hinein und tatsächlich gelang es ihm, den centurio zu Boeden zu reißen. Trotz seiner Vorbereitung nahm der Zusammenprall ihm kurzzeitig die Luft weg. Er stürzte zu Boden und schlug mit der Rückseite des Helms auf. Für einen Moment wurde die Welt in einen weißen Blitz getaucht.


    Als er sich Sekundenbruchteile später wieder berappelte war der Mann über ihm. Jetzt galten nur noch die Reflexe und Licinus zog den Kopf nach oben, die Helmkante krachte mit Schwung in das Gesicht seines Kontrahenten.


    Seine Hände griffen nach den Armen und versuchten den Mann zu greifen, ihn unschädlich zu machen.

  • Chio hielt die Luft an. Die ungebremste Gewalt dieses betrunkenen Affen war tatsächlich ausreichend, den centurio zu Boden zu werfen. Mit der gleichen Wucht fiel der Kerl über ihn. Bitte, bitte, bitte... Chio hielt nicht inne, in Gedanken sämtliche Götter anzurufen. Einer musste sich doch erbarmen und dem Soldaten die Kraft geben, sich zu wehren, diesen miesen Kerl endlich zu überwältigen. Gebannt waren ihre Augen auf die beiden gerichtet, kein Gedanke mehr an Aretas, der sich irgendwo am Start auf das nächste Rennen vorbereitete und wahrscheinlich überhaupt nicht mitbekam, was hier vor sich ging. Das war sicher auch besser so. Chio kannte ihn, er würde bestimmt nicht ruhig bleiben und zusehen...

  • Er saß auf dem bunten Ochsen. Eine Tracht Prügel sollte der bekommen, dass ihm Hören und Sehen verging. Morgus war mit seinen Gedanken noch nicht ganz durch. Da krachte der Rand vom Helm des Centurio in sein Gesicht. Es knirschte, Blut spritze aus einer offenen Platzwunde an der Nasenwurzel. Er griff sich, laut heulend wie ein Wolf, instinktiv mit beiden Händen ins Gesicht. Die Schläge waren vergessen. Er kämpfte gegen eine heraufziehende Ohnmacht. Konnte den centurio, durch das spritzende Blut, nur Schemenhaft erkennen. Gegen alles was der in diesem Augenblick unternahm war er machtlos, nicht in der Lage sich zu wehren, geschweige denn aktiv auszuteilen. " Du Drecksack hast mir die Nase kaputt gemacht!!" heulte er lautstark und hielt seine Pranken vor sein Gesicht.

  • Licinus spürte mehr, wie die Hände des Angreifers zu seinem Gesicht wanderten, bevor er es sah und einen Aufschrei hörte. Blut sprühte auf sein Gesicht und der faulige, nach billigem Wein riechende Atem umflutetete ihn, als Morgus seinen Fluch ausspie. Während er diese Eindrücke wahrnahm, ballte er die Faust des Schildarmes und ein weiterer Schlag traf gegen die Schläfe des Betrunkenen. Sein Blut hämmerte in seinen Ohren und sein Herz pumpte, mit der Last des Mannes auf ihm fiel das Atmen schwerer, als gewöhnlich. Er atmete schwer.
    Die Schwerthand zielte gegen den Oberschenkel und die Schwertspitze durchdrang die tunica wie auch die Haut und knapp unter der Hüfte in das Bein des Angreifers hinein, getragen von einem verbissenen Stöhnen des primus pilus. Zu Letzt versuchte ein Bein des centurios sich einen Weg zwischen den Oberschenkeln des Mannes hindurch zu bahnen und sein Gemächt empfindlich zu treffen.
    Aus dem Augenwinkel erkannte er an den Helmen, dass zwei Soldaten sich fast bis zu ihnen vorgearbeitet hatten. Dennoch verschwendete er keine Sekunde der Konzentration auf sie sondern widmete sich wieder seinem Gegner, der einen weiteren Schlag verpasst bekam.

  • Bei der lädierten Nase blieb es nicht. Ein Faustschlag gegen seinen Kopf. Die Sterne vermehrten sich. langsam trat die Umnachtung ein. Morgus begann unfreiwillig in Zeitlupe nach vorn zu Kippen. Ein stechender abartiger Schmerz durchdrang sein Bein und die ihn langsam einhüllende geistige Umnachtung, ein Schrei. Den empfindlichen Stoß gegen sein Gemächt, kommentierte er mit einem erstickenden Gurgeln. Geist und Kraft hatten sich in die hinterste Schublade geflüchtet. Nur noch das Gewicht seines Körpers war Gegenstand der Handgreiflichkeiten. Schnaufend, sabbernd und blutend wie ein Ochse, blieb er auf dem centurio liegen. Den letzen Schlag bekam er nicht mehr mit.

  • Irgendwie, er selbst konnte sich im Nachhinein nicht mehr daran erinnern, wie genau, gelang es Licinus unter dem bewusstlosen Fettsack hervorzukommen. Ächzend richtete er sich auf und testete mit schnellen Bewegungen, ob seien Schmerzen von äußerlichen Verletzungen herrührten. Als er dabei den linken Arm heben wollte durchzuckte ein lodernder Schmerz diesen von der Sculter abwärts. Vorsichtig führte er die rechte Hand an die linke Schulter und tastete diese ab.
    „Geprellt!“ zischte er durch zusammengebissene Zähne, gerade als die ersten beiden Soldaten bei ihm eintrafen.
    „Wo bleibt ihr Dreckskerle so lange?! Wenn das nächste Mal einer versucht mich umzubringen, seid ihr gefälligst schneller!“ blaffte er ihnen entgegen.* Das Gesicht verzogen von mühsam beherrschtem Schmerz, der jetzt, da die Gefahr vorüber war, stetig zunahm.
    „Flickt das zusammen und schafft es in eine Zelle!“ befahl er mit einem Kopfzucken zu dem unterlegenen Gegner. Prompt bestraft durch eine weitere Welle des Schmerzes.
    „Scheiße, verdammt!“
    Sich des Anblickes, den er mit Blut und Speichel überzogen abgab, nicht bewusst, wandte er sich dann an die junge Frau, von der er dachte, dass sie der Grund des ganzen Kampfes gewesen sei und sprach durch zusammengebissene Zähne ächzend, um den Schmerz zu unterdrücken:
    „DU! Morgen in meinem Büro! Frag nach dem primus pilus!“


    Sim-Off:

    * Wer weiß woher das Zitat kommt, bekommt ein As!"

  • Sie nahm erst dann ihre Hände vom Gesicht, als dieses Tier scheinbar reglos auf dem Centurio liegenblieb. Einen Moment geschah nichts, hielt die Menge den Atem an, dann schob sich der Centurio mühsam unter dem Kerl hervor. Chio blieb skeptisch. Vielleicht doch nur ein Trick? Keine Sekunde ließ sie die Augen von dem Betrunkenen. Kein Mucks von dem Kerl. Erst, als die anderen Soldaten eintrafen, machte sich die Erleichterung breit. Die Knie wollten nachgeben. Reiß dich zusammen...

    „DU! Morgen in meinem Büro! Frag nach dem primus pilus!“
    Chio erschrak, wurde noch bleicher, als sie ohnehin schon war. Wieso bestellte er sie in sein Büro? Sie war doch unschuldig. Dieser Mistkerl war der Übeltäter. Trotzdem nickte sie brav und wartete, bis die beiden Soldaten das Ungeheuer wegbrachten. Noch immer zitterte sie am ganzen Körper. Aretas... Servius... Chio wollte nur noch zu ihm. Als die Menge sich allmählich aufzulösen begann, ging auch sie zurück an ihren Platz.

  • Licinus bemerkte nicht, dass sein harscher Ton die junge Frau erschreckt hatte. Wenn man ehrlich war, dann bemerkte er nicht mehr besonders viel von seiner Umwelt und konzentrierte sich mit aller Kraft darauf trotz Schmerzen einigermaßen aufrecht einen verfluchten medicus zu finden.


    In den Katakomben des Amphittheaters war ein Verbandsplatz eingerichtet worden, eigentlich für die Athleten, aber es waren hier auch Ärzte der prima zugange. Licinus ließ sich auf einen Stuhl gegen die Wand fallen. Einen herbeigeilten capsarius, der den offizier erkannt hatte beschied er zwischen den Zähnen hindurch "Die Schulter", da bekam er auch schon etwas zwischen die Zähne geschoben und wurde zum Schlucken genötigt.
    Augenblicke ließ der Schmerz nach, allerdings erschien Licinus auch der Rest seiner Umwelt nun gedämpft, wie durch dicken Nebel.
    Das war allerdings auch besser so, denn Augenblicke später tastete ein medicus die Schulter ab und Licinus hätte sicherlich das ganze Haus zusammengeschriehen, wenn er bei vollem Bewusstsein gewesen wäre. So stöhnte er nur undeutlich herum, während seine Schutler wieder eingerenkt und mit einem Salbenverband versehen wurde.
    Zuletzt wurde er auf einer Liege platziert, wo er einige Stunden lang schlief und den Rest des Wettkampfes verpasste.

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