Opfer für eine erfolgreiche Zukunft

  • Titus war eigentlich kein besonders gläubiger Mann, doch hatte auch er all das in seiner Jugend mitbekommen was auch alle anderen römischen Jugendlichen mit auf den Weg bekamen. Auch wenn Titus nicht sonderlich viel auf regelmäßige Opfer oder Ähnliches gab, so wollte er doch verhindern die Götter zu erzürnen oder gegen sich aufzubringen. Da er nun auch Pläne hatte die gut verlaufen sollten, so konnte es also nicht schaden ein Opfer darzubringen.


    Titus hatte bisher noch nie ein blutiges Opfer selber dargebracht, doch nun war es dafür an der Zeit. Er hatte sich um alles gekümmert um was man sich vor einem Opfer zu kümmern hatte. Zumindestens war er der Meinung das er sich um alles gekümmert hatte. Die endgültige Entscheidung darüber würden wohl die Götter treffen.


    Titus hatte sich zuvor mit dem Tempelvorsteher in Verbindung gesetzt welcher für ihn die Organisation der Opferdiener und Musikanten übernommen hatte. Als es dann soweit war trat Titus durch die Porta in den Tempel und wusch sich an den dafür vorgesehenen Schalen die Hände um eine symbolische Reinheit zu erreichen. Anschließend trocknete Titus seine Hände mit dem mallium latum, dem für diese Zeremonie zugedachten Tuch.


    Dann ging er in gemächlichem, aber festem Schritt auf den Opferaltar zu. Auf dem Weg dorthin bedeckte er seinen Kopf mit einem Teil seiner festlichen, eigens für diesen Zweck angeschafften Toga.


    Als Titus am Opferaltar angekommen war sorgte der Herold mit den Worten


    "Favete linguis!"


    für Ruhe. Danach setzten die Flötenspieler mit ihren betörenden Klängen ein um allen beteiligten die nötige Ruhe und Konzentration zu verschaffen. Schon beinahe betörend wirkten die sphärischen Klänge die nun den Tempel erfüllten. Der Weihrauch welcher mittlerweile die Luft sättigte sorgte für zusätzliche Sinnlichkeit. Titus schüttete noch einmal etwas Weihrauch in die Schale mit der Glut welche von einem Opferhelfer geschwungen wurde, damit sich auch der letzte Winkel des Tempels mit dem wohltuenden und berauschenden Rauch füllen konnte.


    Das Opfertier, ein junger Stier welchen Titus vom Tempel erworben hatte war schon an Ort und Stelle, geschmückt mit weißen und roten Wollbinden und durch Ketten am Boden fixiert, damit es nicht flüchten konnte.


    Titus trat an den jungen Stier heran und schüttete etwas Wein über das Tier um es den Göttern zu weihen. Dem Tier wurden dann auf Geheiß von Titus der Schmuck entfernt. Daraufhin ließ sich Titus das Messer reichen mit welchem er dem Opferstier vom Kopf bis hin zum Schwanz strich um es symbolisch zu entkleiden. Nachdem dies geschehen war gab Titus das Messer wieder ab, trat einen schritt zurück und wandte seine Handflächen gen Himmel um mit seinem Gebet zu beginnen:


    "Ich rufe dich an o du Göttin Abundantia, du Göttin des Reichtums und des Erfolges. Deine Taten und deine Hilfe für die die an dich glauben sind weitum bekannt. So hat ein Gaius Iulius Caesar mit deiner Hilfe gar Großartiges vollbracht. Auch ich glaube an dich, auch ich bringe dir nun dies Opfer dar um deine Hilfe zu erlangen. Ich ersuche dich o du Göttin des Erfolges, schenke mir Erfolg mit meinen Geschäften und bringe mir Erfolg in meinem Bestreben nach Aufstieg. Ich gelobe dir o du Göttin auch in Zukunft zu huldigen und dir zu Opfern als Dank für deine Güte und Hilfe."


    Mit einer Wendung nach rechts schloss Titus dann sein Gebet ab. Daraufhin nahm Titus das Trankopfer zu sich. Als all dies geschehen war sprach der victimarius:


    "Agone?"


    woraufhin Titus die Opferung mit


    "Age"


    beginnen ließ. Der Schlächter schritt an den Altar heran und durchstieß die Halsschlagader des Opferstiers. Das ausströmende Blut wurde gesammelt. Titus beobachtete das Geschehen argwöhnisch und atmete einmal erleichtert durch als genügend Blut geflossen war. Daraufhin wurde der Stier auf den Rücken gekehrt und der Schlächter begann damit das Tier zu zerlegen. Dabei nahm er das Tier zunächst aus und die Eingeweide des Tieres wurden in die patera gelegt. Diese wurden dann in Beschau genommen. Für Titus war dies ein nervenaufreibender Moment. Er hatte viel Geld in dieses Opfer gesteckt und wenn jetzt bei der Eingeweideschau herauskam das mit dem Tier etwas nicht in Ordnung war, so bedeutete dies für ihn, dass er eventuell eine instauratio, also eine Wiederholung des Rituals durchführen hätte müssen. Dies hätte seine finanziellen Möglichkeiten dann aber sehr belastet.


    Als dann aber laut und deutlich der Ausspruch


    "Litatio!"


    zu hören war atmete Titus zum zweiten Mal tief ein und aus. Für Titus war die Opferung somit zu Ende.

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