Casa Vipstana - Das Fest der Bona Dea

  • Nachdem die Schale eine Runde lang weitergegeben worden war und jede anwesende Frau daraus getrunken hatte fuhr Calvena mit der Zeremonie fort. Nun kam das Kleider fallen lassen dran. Bis jetzt hatte nur ihr Geliebter Nero sie nackt gesehen. Sontje liess sich von einer Sklavin aus ihrem Kleid helfen und fasste unbewusst ans linke Schlüsselbein, wo ein dicker bläulich-violett schimmernder Knutschfleck prangte. Dann kam die Sau herein, die von einer weiteren Sklavin herein geführt. Donnerwetter, was für ein fettes Tier. Sontje staunte nicht schlecht.


    Tanzen? Hatte sie richtig gehört? Sie sollte nackt um das Schwein tanzen? Peinlich berührt über diesen Aspekt, zog sie sich für ein paar Momente zurück, sah zu, wie die anderen Frauen tanzten. Erst dann reihte sich Sontje tanzend ein. Wenn man das Tanzen nennen konnte, ein Schritt vor, zwei Schritte zurück, die Arme schwangen im Takt mit. Langsam kam sie außer Atem und das immer häufigere Luftholen errinnerte sie an ihre kranken Lunge. Der Hustenreiz stieg auf. Sontje schaffte es nicht ihn zu unterdrücken und zog sich aus dem Kreis zurück, um hinter vorgehaltener Hand zu husten und zu ruhigem Atem zu kommen. Von einer Sklavin liess sie sich einen Becher Wein geben und trank ihn zur Hälfte leer. Der Wein schmeckte mit jedem Schluck immer besser und betäubte den Schmerz in der Lunge. Einzelne Huster kamen hoch. Mit entschuldigem Blick blickte sie zu den tanzenden Frauen hinüber.

  • Im Gegensatz zu den beiden germanischstämmigen Gästen, denen bei diesem uralten Ritual so manches Detail vermutlich seltsam vorkommen musste, fand Serrana nichts dabei, nackt um ein Schwein herumzutanzen. Nicht, weil sie in den Jahren seit ihrer Ankunft in Rom deutlich freizügiger geworden wäre, sondern weil es ein religiöses Ritual war, und die Iunia liebte nach wie vor alles, was mit dem Dienst an den Göttern zu tun hatte und wäre niemals auf die Idee gekommen, irgendetwas davon in Frage zu stellen.
    Nachdem sie sich mit zwei kundigen Handgriffen aus ihrem Kleid befreit hatte, nahm sie ihren Platz in dem Reigen ein und war schon nach wenigen Sekunden von den Bewegungen und der Musik derart eingenommen, dass sie kaum noch mitbekam, was um sie herum geschah. Erst als Calvenas Kindermädchen hustend aus dem Kreis verschwand, wurde auch Serrana etwas langsamer und warf der Duccia einen besorgten Blick zu, die Hand einladend zu dieser ausgestreckt, um sie zurück zu den anderen Tänzerinnen zu lotsen. Schließlich lag ja noch einiges an Programm vor den Frauen, und es wäre doch zu schade, wenn die Duccia bei ihrem ersten Fest der Bona Dea das beste verpassen würde.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!