Domus des Tribunus Angusticlavius Iullus Quintilius Sermo

  • So der Vinicier tatsächlich erwähnt hatte, dass er hier Zuflucht suchte, würde dies wohl geschehen sein als Vala selbst erst das Haus betreten hatte. Nichtsdestotrotz war die ungenehme Situation da, die sich sogleich wieder um die unbekannte Situation in der Hauptstadt drehte... worüber der Vinicius wiederum der eigenen Aussage nach nichts wusste, jedes darüber verlorene Wort also Spekulation und kaum dazu geeignet war, die Gedanken des jungen Mannes zu zerstreuen. Was die Dreierrunde in die prekäre Lage brachte kein wirkliches Gesprächsthema zu haben... und gleichsam erklärte, warum Sermo immer auf dem Wein rumhackte, weil er wusste, dass sie eigentlich nichts zu besprechen hatten. Unbehagliche Stille breitete sich aus, und bevor sie zu peinlich zu werden drohte, flüchtete Vala sie in ein Thema, das auf den ersten Blick nicht allzu unangenehm schien: "Nun, so sicher dieser Ort ist, so wird er sich für dein Fortkommen nutzen lassen... immerhin ist Alexandria Alexandria. Ich bin mir sicher, dein Vater möchte, dass du in seine Fußstapfen trittst? Hatte er vor diesen Unruhen schon ein Tirocinium für dich ins Auge gefasst, um dich auf deine ersten Schritte im Cursus Honorum vorzubereiten?"

  • "ja, ich denke, dass er sich das wünscht, aber er sagte mir auch, dass ich zu nichts verpflichtet sei und ich das tun und lassen kann, was ich möchte!


    Welche Möglichkeiten gäbe es denn hier in Alexandria für mich?"

  • "Vor allem das Museion..." , antwortete Vala kurzum bevor er sich wieder an dem Gesöff versuchte, welches Sermo als fruchtig bezeichnet hatte und für Vala einfach nur undefiniert schmeckte, "..Alexandria ist mit Athen nicht umsonst eines der Zentren der Bildung im Reich. Ich bin mir sicher, dein Vater hat dir in Rom eine Ausbildung zukommen lassen die dich Großes qualifizierst. Ob du dich nun wie Sermo für eine Laufbahn als Eques entscheidest..." , er deutete auf den Gastgeber, der ja kürzlich erst eine weitere Stufe seiner Laufbahn erfolgreich bewältigt hatte, "...oder wie dein Vater, dein Onkel und ich für den Cursus Honorum. Später sagen zu können, man habe in Alexandria am Museion gelernt, macht sich in jedem Fall nicht schlecht."

  • "Da stimme ich dir zu, lernen kann man nie genug und man lernt nie aus!"
    Klang irgendwie komisch aus dem Mund eines so jungen Mannes, aber es war Tatsache


    "Ich weiß nicht, momentan bin ich eigentlich nur in Sorge um meinen Vater und nicht um meine Zukunft! Bekommt ihr oft Nachrichten aus Rom?"

  • "Was nur verständlich ist..." , versuchte Vala sich an so etwas wie ehrlichem Mitgefühl, "..allerdings wird dir beim bloßen Trübsalblasen irgendwann die Decke auf den Kopf fallen. Halte dich beschäftigt und denke nicht zu viel nach... dein Vater hat dich hergeschickt weil Aegyptus so weit weg von Rom ist und mit gleich zwei Klienten deiner Familia an der Spitze der Provinz sicher für deinesgleichen. Auch wenn du mich nicht um meinen Rat gefragt hast... beschäftige dich, sieh zu, dass du Schritte machst und nicht stehenbleibst... egal wohin dich dein Weg führen wird. Ich kann mir gut vorstellen, dein Vater würde danach umso stolzer auf dich sein, wenn er nach Beruhigung der Lage sieht, dass du nicht untätig gewesen bist."


    Ein weiterer Schluck des für Vala einfach nur geschmacksveränderten roten Wassers gab dem jungen Vinicius die Möglichkeit nach Nachrichten aus Rom zu fragen, welche er mit einem leidlich schuldbewussten Blick quittierte: "Einmal im Monat... oft seltener, manchmal öfter. Aber ich glaube, wir werden sehr bald davon hören, wenn sich in Rom wirklich außerordentliche Dinge tun."

  • Niemand, wirklich niemand interessierte sich für die Vorspeise. Sermo war schockiert. Er gab Cleon einen herrischen Wink, dass die Platte sofort abgeräumt werden sollte, woraufhin die Sklavenschaft des Hauses die Vorspeise schnell entfernten und sich beeilten, den Hauptgang aufzutischen. Am Gespräch beteiligte Sermo sich deshalb einen Augenblick lang weiter nur hörend, bis er wieder den Einstieg fand.
    "Allein der Anblick der alexandrinischen Bibliothek ist schon einen Aufenthalt dort wert. Ich würde die Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen, dort auch noch ein Studium durchzuführen. Stell dir nur vor, wie groß der Wissensschatz ist, der dir dort zur Verfügung steht!" Er konnte zwar nicht einschätzen, inwiefern man den jungen Vinicius für Lernerei begeistern konnte, aber das musste er immerhin selbst wissen.


    Letztlich kam sein jüngster Gast wieder auf die Situation in der Hauptstadt des Reiches zu sprechen. Sermo konnte Valas Aussage eigentlich nicht viel beisteuern und nickte deshalb nur beipflichtend. Ein Schluck seines fruchtigen Weines folgte. "Spätestens, wenn das Wetter in den kommenden Monaten besser wird und die Schiffe wieder regelmäßig das Mare Internum überqueren, werden Informationen wieder wöchentlich eintreffen," mutmaßte er schließlich in der Hoffnung, dass es den Vinicius etwas aufmunterte.

  • Ohne Worte nickte Massa nur.... die Männer hatten Recht, doch er hatte kein gutes Gefühl beim Gedanken an seinen Vater. Irgendetwas musste passiert sein.


    "Nun, dann bleibt mir wohl nicht viel anderes übrig, als abzuwarten!"

  • Sermo lag in seinem Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er seufzte zufrieden. An ihn schmiegte sich Mára, Sermos Hausmagd und Sklavin. Es war irgendwann spätnachmittags und draußen zwitscherte irgendwo ein Vogel. Die Welt schien friedlich. Mára schmiegte sich enger an ihren Herrn. Sie war kurz nach Sermos Einzug in den Domus seine Gespielin geworden. Zuerst war Sermo etwas grob zu ihr gewesen, mehr als beabsichtigt. Aber als er das nächste Mal nach ihr schickte, zeigte er sich reumütig genug, um ihr vertrauenswürdig zu erscheinen und fortan kam sie großteils aus freien Stücken zu ihm. Sermo war zufrieden - für den Moment.


    Denn die Welt, die Sermo bekannt war, schien eben doch nur friedlich. Sermos inneres Ohr nahm bereits fernes Donnergrollen wahr. Donner, der sich im Norden zusammenbraute, in den haemischen Provinzen ebenso wie offenbar in der Provinz Syria. Und Sermo machte sich besorgt Gedanken um seine eigene Position in diesem Spielchen, dessen Gewinn der Thron des Princeps Imperii Romanorum, dessen Preis jedoch ungewiss war. Sermo wurde flau im Magen, während er weiter nachdachte. So schön es im Bett auch war und so angenehm Máras zarter Körper auch war, er hielt es nicht mehr aus, weiterhin herumzusitzen. Sachte schob Sermo seine Geliebte zur Seite und stieg aus dem Bett. Er warf sich eine Tunika über und stellte fest, dass es trotz der verstreichenden Wochen noch immer nicht wesentlich wärmer geworden war, trotz dass ihm gegenüber ständig von der nicht auszuhaltenden Hitze Ägyptens gefaselt worden war. Der Winter war hier offensichtlich genauso lang wie anderswo; und dazu fast noch ekelhafter als beispielsweise in den germanischen Provinzen. Wenigstens hatte hier in Nikopolis langsam der Regen aufgehört die Leute täglich zu belästigen. Jetzt regnete es nur noch alle paar Tage. Toll.


    http://img130.imageshack.us/img130/7191/cleonjung.jpg Auf dem Weg ins Triclinium kam ihm ein sichtlich aufgeregter Cleon entgegen. "Herr, komm schnell! Da ist ein Mann, der behauptet eine wichtige Nachricht für dich persönlich zu haben...von Sextus Aurelius Lupus!"
    Sermo brauchte eine Sekunde, um die Neuigkeit zu verarbeiten. "Aurelius Lu...bring mich sofort zu ihm!"
    Sie eilten ins Atrium, wo der Bote wartete, wobei Sermo trotz seiner plötzlichen Aufregung so würdig wie möglich aufzutreten versuchte. Ihm war ganz übel vor Erwartung und seine Hände zitterten leicht, als er das Schreiben entgegennahm.
    "Ich grüße dich, Quintilius. Dieser Brief kommt von Sextus Aurelius Lupus persönlich. Ich habe keine Mühen und.."
    "Ja ja, lass dich verpflegen", schnitt Sermo dem Mann unverwandt das Wort ab. Er hatte nicht die Geduld sich das selbstherrliche Gelaber eines Niemands anzuhören und erklärte daher: "Cleon, kümmer dich um ihn. Ich bin im Tablinum." Womit er auch schon verschwand und sich in seinem Arbeitszimmer verschanzte. Einige Minuten saß er dort vor dem versiegelten Brief und starrte wechselweise diesen und die Wand an. Dann gab er sich einen ruck und erbrach ungeschickt das aurelische Siegel.



    Sextus Aurelius Lupus Quintilio Sermo s.d.


    Wie du unzweifelhaft erkennen kannst, lebe ich noch. Sogar gut genug, einen Boten zu dir nach Ägypten zu schicken, um dich um Nachricht zu bitten.


    Ich weiß nicht, wie dein Kenntnisstand da unten ist, aber im Sinne unseres Bündnisses, auf das ich mich mit diesen Zeilen auch berufe, kläre ich dich auf, soweit das in meinen Fähigkeiten liegt. Der Kaiser ist tot, ermordet durch Gift. Mein Patron Tiberius ist tot, ermordet durch Vescularius. Letzterer mordet und verhaftet sich auch fröhlich weiter durch die Reihen des Senats, vor allem der Nobilitas und des Patrizierstandes, von welchen man im Anschluss üblicherweise nichts mehr hört. Ein Umstand, der mich dazu veranlasst hat, Rom zu verlassen, trotz – oder gerade wegen – der Todesdrohungen, die Vescularius auf ein Verlassen der Stadt geäußert hat.
    Im Moment bin ich in Mantua bei meinem Vetter und seiner Legion. Ich muss dir wohl nicht erklären, welche Aussichten sich daraus ergeben und was in Zukunft passieren wird. Auch habe ich Grund zu der Annahme, dass der mir bekannte Senator Cornelius Palma, der ebenso zum Verräter erklärt wurde, sich zu seinen Truppen nach Syria abgesetzt hat. Hierzu hast du vermutlich bessere Informationen als ich, teilt sich der Osten des Reiches doch einige Handelswege und damit Informationswege.


    Und nun komme ich auch zum Kern, weshalb ich dir schreibe: Wo steht Ägypten? Ich weiß, du wirst vermutlich nichts ausrichten können, Ägypten auf die eine oder andere Seite zu ziehen – aber sei dir versichert, wenn dein Legat sich überlegt, sich gegen Vescularius zu richten, wäre JETZT die Gelegenheit dazu.
    Doch ich benötige DRINGEND Informationen, wo Ägypten stehen wird. Meiner Einschätzung nach wird dies ein Spiel zwischen Vescularius und Cornelius, und auf welcher Seite ich zu stehen habe, wird klar sein. Ich verlange von dir keine Entschiedung, auf welcher Seite du dich aufhalten wirst, dir stehen wohl beide Möglichkeiten durchaus offen, da du Plebejer bist und deine Gens nicht der Nobilitas des Reiches angehört. So erwachsen dir aus beidem Möglichkeiten.
    Aber im Zuge unseres Bündnisses und für die Informationen, die ich dir hier zuteil werden lasse, hoffe ich, dass du mir den Gefallen erwiderst und mich, sobald es dir möglich ist, über einen Boten in Kenntnis setzen lässt. Sofern wir dann noch hier in Mantua verweilen, weshalb ich auf rasche Antwort oder einen intelligenten und vertrauenswürdigen Boten hoffe.



    Die nächsten Stunden verbrachte er mit Lesen, Nachdenken, Schreiben, Durchstreichen, Umformulieren, Korrekturlesen, Nachlesen, Umschreiben, Überdenken, Grübeln, sich Sorgen, Pläne schmieden...

  • "..doch.. dich auf die Zeit nach dieser Krise vorbereiten, und deinem Vater von großem Nutzen sein." , stichelte Vala noch einmal mit mildem Lächeln nach, bevor er sich an den gerade servierten Hauptgang heranmachte und an den folgenden Gesprächen mit offenkundigem Interesse, aber wenig gehaltvollen Beiträgen teilnahm.


    Sim-Off:

    Ich poste meinen Char hier mal raus, ihr könnt das Essen noch zuende führen, dann wird Vala einfach mit Dank nach Hause stiefeln..

  • Lesen, Nachdenken, Überdenken, Grübeln, sich Sorgen und Pläne schmieden überwogen die Zeit, die Iullus Quintilius Sermo nach dem Erhalt des Briefes verbrachte, um ein Deutliches. Erst saß er lange Zeit im Tablinum und las die Briefe, die er vor einiger Zeit von seinem Patron Purgitius Macer und auch von seinem Cousin Quintilius Valerian erhalten hatte. Er ließ sich von Mára einen Imbiss bringen und starrte dann eine geraume Weile einfach nur die die Schreiben an, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Dabei kratzte er sich am bärtigen Kinn, bis es weh tat. Die Lage war wirklich verzwickt. Er wollte seinen Freunden und Verbündeten am liebsten alles offenbaren, was sich hier in Aegyptus tat. Aber das war quasi unmöglich. Zwar hatte Aurelius Lupus einen Boten geschickt, der offensichtlich vertrauenswürdig war, denn sonst wäre er wohl niemals hier in Nikopolis eingetroffen. Aber Sermo wollte dennoch nicht riskieren, dass er ins Sichtfeld eines der bisher in Erscheinung getretenen Thronanwärter geriet, bis feststand, wer mit größerer Wahrscheinlichkeit den Sieg davontragen würde. Natürlich hatte Sermo sich zwangsläufig festgelegt, indem er sich gegen Vescularius gestellt hatte. Aber das war ja nicht unbedingt aus freien Stücken passiert. Immerhin gehörte er einfach nur der Einheit an, die unter anderem eine feindliche Position gegenüber dem frisch ausgerufenen Princeps Imperii bezogen hatte. Er konnte ja kaum entgegen der Einstellung seines Praefectus Legionis handeln. Also musste Sermo jetzt ganz dringend diverse Geschehen in die Wege leiten, aber ihm fiel es schwer, die richtigen Worte auf die Wachstafel zu bringen.


    Über eine Stunde grübelte der Quintilius und hatte noch immer kein Wort geschrieben. Angesäuert ging er hinaus in den Hortus, wo er ein paar Runden drehte und seine Gedanken unter den Kolonnaden des Peristyls zu sammeln suchte. Es war zugig und kühl, denn die Frühlingssonne drang noch nicht immer voll durch die bisweilen dominierende Wolkendecke durch. Während Sermo so vor sich hin schlenderte fiel sein Blick auf die kleine steinerne Statue einer jungen Frau, die ihm der ehemalige Hausbewohner überlassen hatte. Die kleine Figur war unbekleidet und rekelte sich stehend an einer in ihrem Maßstab hüfthohen Säule, wobei sie ihrerseits Sermo gerade einmal bis zur Brust reichte. Sermo mochte die kleine Statue. Er hatte sie insgeheim puella floridula - das schön blühende Mädchen - genannt, weil sie wie ein junges Mädchen wirkte, dessen Schönheit gerade erst ihre volle Form annahm. Der Bildhauer musste eine gewisse Vorliebe für junge Mädchen gehabt haben, dachte Sermo sich und ließ sich einen Augenblick von seiner puella floridula ablenken, als die Sonne wieder zum Vorschein kam und den Garten wohlig erwärmte. Plötzlich tauchte ein Zilpzalp, den Duccius Vala vermutlich auch Weidenlaubsänger genannt hätte, wie aus dem Nichts auf und setzte sich direkt auf den Kopf der nackten Steinschönheit. Der Vogel, den Sermo als germanischen Zugvogel identifizieren konnte, schaute sich kurz im Garten um und begann dann wie ein Irrer zu zwitschern. Sermo runzelte die Stirn. Kleines dreistes Tier, ihn hier in seinen Gedankengängen zu stören. Und als hätte der Zilpzalp in seinen Kopf sehen können, verstummte der Vogel abrupt. Statt zu lärmen, hob er nun das Schwänzchen in die Höh und schiss eine schleimiges kleines Häufchen auf den Kopf der puella floridula. Dann machte er ganz hastig den Abflug, als müsste er sogleich die Strafe für seine Dreistigkeit fürchten. Sermo seufzte und kehrte in Gedanken zurück zu seiner Lage.

  • Sermo saß echt in der Klemme. Oder anders gesagt: Er konnte durch sein Verhalten vielmehr andere Männer in die Klemme bringen. Allen voran sein Patron und die Familie seines Cousins in Rom. Verdammt, er musste sie sofort informieren und ihnen empfehlen, sich auf großzügige Distanz zu ihm zu bringen. Ja, das war der erste und richtige Schritt! Eilig ging er zurück ins Tablinum, vorbei an der angeschissenen puella. Sermo setzte sich und begann auf eine Wachstafel zu schreiben...


    Valerian. Ich weiß, dass ich über meine Zeit in Nikopolis schreiben sollte, seit ich hier eingetroffen bin und


    Valerian, es gibt dringende Neuigkeiten. Du musst raus aus Rom. Lauf, so schnell du kannst. Fliehe, wenn dir dein Leben lieb ist. Ich werde


    Lieber Cousin. Ich habe besorgniserregende Nachrichten für dich


    Valerian, ich muss dir etwas beichten. Ich werde habe mich auf die Seite der Gegner deines Erzfein


    Schließlich ritzte der Griffel einen tiefen Strich durch jeden frisch geschriebenen Satz. Alles Kuhscheiße, dachte Sermo und schleuderte die Wachstafel quer durch den Raum, wo sie krachend ein Regal traf und auf dem halbwegs teuren Mosaikboden liegen blieb. Frustriert stützte er die Ellbogen auf den Tisch und rieb sich die Schläfen. Scheiße, Scheiße, Scheiße! Sermo grummelte wie ein gereizter Löwe. Als er die Augen wieder öffnete, stand Cleon im Türrahmen. "Was?!" ätzte Sermo seinen Leibsklaven an.

    http://img130.imageshack.us/img130/7191/cleonjung.jpg Cleon fand seinen Herrn in bester Laune vor. Ein beiläufiger Blick eröffnete ihm die Lärmquelle, die ihn aufgescheucht hatte, in Form einer am Boden liegenden angeknacksten Wachstafel. Cleon hob das Schreibgerät auf und sah seinen jährzornigen quintilischen Herrn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Alles in Ordnung?" fragte er gespielt unbedarft.
    "Wonach sieht's denn aus?" gab Sermo genervt zurück und hob frustriert die Hände, um sie dann wieder geräuschvoll auf den Tisch sausen zu lassen. Dann stand er abrupt auf und marschierte schnurstracks wieder nach draußen.
    Cleon folgte ihm. "Was für eine Nachricht hat der Bote überbracht?" Es war das erste Mal, dass Cleon von sich aus auf ein Thema zu sprechen kam, das seinen Herrn ganz offensichtlich schwer beschäftigte.
    "Bring Wein, sofort", lautete die wenig informative Antwort. Cleon zuckte mit den Schultern und holte also den begehrten Wein, wobei ihm im Vorbeigehen der Vogelschiss auf Sermos Lieblingsstatue auffiel. Er würde Kortéssa Anweisung geben, den steinernen Mädchenkopf zu bereinigen. Als Cleon das Peristyl wieder betrat, saß sein Herr auf einer Steinbank und betrachtete die Oscilla. Das sind kleine Marmortafeln, die an Kordeln zwischen den einzelnen Säulen der Kolonnade hängen. In sie eingraviert sind mythologische Figuren und wenn es windig wird, schwingen die Oscilla sanft hin und her und stellen dem statischen Säulenumgang eine gemütliche Bewegtheit entgegen.
    Und es war mittlerweile ein laues Lüftchen aufgekommen, das die Marmorscheiben sanft schwingen ließ und für Cleons Herrn offenbar eine gewisse Ablenkung von seinen schwierigen Überlegungen darstellte. Cleon hielt dem Quintilius ein Glas eines nur leicht verdünnten balearischen Wein hin, den dieser geistesabwesend entgegennahm. Während sein Herr trank, verharrte Cleon wortlos bei ihm. Er wusste, dass es jetzt besser war zu schweigen.

  • Nachdem sein Herr sich etwas beruhigt hatte, begann er schließlich zu erzählen. Sermo offenbarte seinem Leibsklaven seine Gedanken relativ ausführlich, fragte jedoch nicht gleich nach Rat, was Cleon auch nicht gewollt hätte. Er war schon überrascht, dass sein Herr überhaupt so offen war, was diese Dinge anging. Irgendwann raffte der Quintilius sich endlich auf. Er schien die passenden Worte im Geiste formuliert zu haben und wollte sie nun zu Papyrus bringen. "Schreibzeug, pronto", kam das altbekannte Kommando und Cleon flitzte los. Sermo wollte offenbar draußen bleiben, weshalb Cleon sich ein Schreibbrett holte, das er im Schneidersitz auf die Knie legen konnte und als Unterlage benutzte. Sein Hintern wurde schnell kalt, als er sich vor seinem Herrn auf den kühlen Kiesweg setzte und sich an die Arbeit machte.
    "Zuerst an meinen Patron", befahl Sermo und begann zu diktieren, was er sich zurechtgelegt hatte.




    Ad:
    Consular
    Spurius Purgitius Macer

    Casa Purgitia
    Roma - Italia



    Salve mein Patron,


    entschuldige, dass ich deiner Bitte, dir häufiger zu schreiben, nicht recht nachgekommen bin. Aber nachdem es einige Zeit erst recht still in Aegyptus war, haben sich nun die Dinge überschlagen und ich stecke in einem Berg Arbeit. Aber lass mich von vorn beginnen.


    Als ich deine Antwort erhielt, war ich hier gerade frisch zum Tribunat angetreten und hatte noch nicht viele Aufgaben zu erledigen. Hauptsächlich war ich zum Schreibtischtäter und konnte meine übrige Zeit mit körperlicher Ertüchtigung, Schulung am Gladius und Reitstunden verbringen.


    Dann aber erreichten uns in Nikopolis weitere Nachrichten aus Rom hinsichtlich der Nachfolge unseres verstorbenen Princeps. Dass sich Vescularius in Rom zum Imperator ausrufen lässt, hatte man ahnen können. Aber in Aegyptus ist folgendes mittlerweile sicher: In Syria ist ein anderer Mann vor seine Legionen getreten und hat sich zum Princeps erheben lassen. Es ist Appius Cornelius Palma, der laut der Proskriptionsliste des Vescularius verfolgt wird. Ich bin zutiefst besorgt über diese Ereignisse. Weiss man in Rom schon Genaueres darüber? Womöglich bin ich aber sogar besser informiert, da der Weg aus Syria nach Aegyptus wesentlich kürzer ist. Somit bin ich froh, dir diese Information zügig zukommen zu lassen.


    Natürlich steht der Praefectus Aegypti nun langsam unter Zugzwang. Ich kann nicht genauer werden, aber es wird sich wohl in naher Zukunft zeigen, wo die kaiserliche Provinz steht. Ich jedenfalls stecke schon bis zum Hals in Arbeit, allein um die Legio XXII an Manneszahl aufzustocken.


    Ich hoffe außerdem, dass es deiner Familie und dir gut geht. Gerade, wo doch Tiberius Durus ein Cousin deines Eheweibs war. Mögen die Götter ihre schützende Hand über euch halten und Anfeindungen verhüten!
    Kannst du im Übrigen Neuigkeiten aus Norditalien oder den anderen Provinzen berichten? Von dort erreichen uns hier derzeit bisher nur vage Berichte, aber nichts Konkretes. Konnten bereits andere gesuchte Senatoren gefasst werden? Und, erlaube mir die Frage, wo steht in dieser ganzen Sache eigentlich der Praefectus Praetorio, der doch ebenso wie ich dein Klient ist?


    Ich verbleibe mit dem Versprechen häufiger den Griffel zu schwingen und wünsche dir alles erdenklich Gute für die Zeiten, die uns bevorstehen.



    Vale Bene!



    I. QVINTILIVS SERMO
    Legio XXII Deiatoriana - Nikopolis - Aegyptus


    [Blockierte Grafik: http://img24.imageshack.us/img24/8500/quintiliersiegelsmrot.png]
    NON APR DCCCLXII A.U.C.
    (5.4.2012/109 n.Chr.)


    Sermo nickte. Ja, das konnte er so stehen lassen. "Jetzt an meinen Cousin."




    Ad:
    Lucius Quintilius Valerian
    Casa Quintilia
    Roma - Italia


    Salve Lucius,


    bisher ist offensichtlich noch nicht das Chaos ausgebrochen, doch könnte es bald dazu kommen. In Aegyptus erreichte uns die Nachricht, dass Appius Cornelius Palma sich in Syria zum Princeps hat ausrufen lassen. Es wird Krieg geben, das steht fest. Sorge dafür, dass deine Frau und das Kind außer Reichweite des Konflikts sind, wenn es so weit ist. Ich würde nicht riskieren, sie in Rom zu lassen, sollten Cornelius' Legionen es bis vor die Urbs Aeterna schaffen, so neutral die Germanici auch sein mögen.


    Die Situation bereitet auch mir Schwierigkeiten. Der Praefectus Aegypti wird sich wohl bald positionieren müssen. Vielleicht haben Vescularius und Cornelius ja sogar schon Kontakt mit ihm aufgenommen. Wie dem auch sei, ich bin an die Legio XXII gebunden und hoffe, dass mein Praefectus Legionis sich nicht in irgendeinen sinnlosen Kampf verwickeln lässt. Jedenfalls kommt viel Arbeit auf mich zu, das steht fest.


    Deiner Familie und dir wünsche ich alles Gute für die Zeiten, die auf uns zukommen. Richte deiner Frau die besten Grüße aus und lass mich wissen, wenn sich wichtige Dinge in Rom ereignen. Ich hoffe, Vescularius hat dich schlichtweg vergessen. Er hat jetzt wichtigere Feinde, die er im Auge behalten muss...


    Die Götter mit dir.


    Vale Bene!



    I. QVINTILIVS SERMO
    Legio XXII Deiatoriana - Nikopolis - Aegyptus


    [Blockierte Grafik: http://img24.imageshack.us/img24/8500/quintiliersiegelsmrot.png]
    NON APR DCCCLXII A.U.C.
    (5.4.2012/109 n.Chr.)


    "So", schloss Sermo und seufzte. "Und was schreibe ich jetzt diesem verflixten Aurelius?" Cleon schaute fragend drein. Er hatte offensichtlich ebenso wenig Ahnung wie sein Herr. "Du bist mir mal wieder eine großartige Hilfe", jammerte Sermo augenrollend...

  • Sermo dachte nach, bis die Sonne unterging. Bis dahin hatte er gut drei Becher Wein geleert und fühlte sich ungelenk und schwerfällig. Er hatte Lust, den Boten, dem er eine Kammer für die Nacht und eine ordentliche Mahlzeit angeboten hatte, einfach zu erwürgen und das Problem von sich zu schieben. Aber solcherlei Dinge lösten sich für gewöhnlich nicht von selbst, indem man sie ignorierte. Frustriert scheuchte Sermo seine Sklaven aus dem Weg und legte sich ins Bett. Bis tief in die Nacht fand er keinen Schlaf und als er schließlich doch eingeschlafen war, plagten ihn aufwühlende Träume.


    Am nächsten Morgen musste Sermo sich ganz schön aufraffen, um den Tag nicht erst mittags zu beginnen. Er absolvierte das nötigste Tagesprogramm mit Ach und Krach, quälte sich durch einen Haufen Schreibarbeit und machte dann früh Feierabend. Er ließ den täglichen Thermenbesuch aus und ging schnurstracks nach Hause, um eine leichte Mahlzeit zu sich zu nehmen und dann wieder Cleon zu sich zu zitieren.
    "Also, beginnen wir nochmal von vorn." Cleon nickte und machte sich darauf gefasst, lange zu sitzen und zu schreiben.
    "Aurelius Lupus wird als Staatsfeind verfolgt, ebenso wie Cornelius Palma und Flavius Gracchus. Da sich Aegyptus quasi gegen den Fetten in Rom ausgesprochen hat, stehen sie alle auf unserer Seite."
    Er fixierte Cleon eindringlich.
    "Sammeln wir erst einmal. Was wissen wir? Der Fettsack hat sich vom Senat und aufgrund der Tatsache, dass seine Legionen ihn zuvor dazu ausgerufen haben, zum Princeps wählen lassen. Palma hat gleichgezogen und sich ebenfalls von seinem Herr ausrufen lassen. Aurelius hat die Legio I auf seine Seite gezogen und deutet an, sich auf die Seite des Cornelius stellen zu wollen. Zumindest deute ich seine Worte so."
    Cleon nickte nur beipflichtend.
    "Dann ist da Aegyptus. Zwei Legionen und bald zwei frisch ausgehobene Auxiliarcohorten und der Versuch, den Fettsack unter Druck zu setzen, Stichwort Getreide."
    Sermo warf einen Blick nach draußen, wo er seine puella floridula betrachtete, deren Kopf nicht mehr von Vogelschiss besudelt war. Er wandte sich wieder seinen Sklaven zu.
    "Bleibt Annaeus Modestus, den Vala aufsuchen und von unserer Sache überzeugen will. Hat sich Aurelius dazu geäußert? Nein? Mist. Aber wenn Vala sowieso nach Mogontiacum reist, muss Aurelius das immerhin nicht tun."
    Sermo verharrte einen Augenblick in Gedanken. Die Pause nutzte Cleon, um vorsichtig seine eigene Meinung zur Sache einfließen zu lassen.
    "Herr, wenn ich dazu etwas sagen darf..." Sermo nickte. "Die Frage ist doch: Wie genau willst du Aurelius infomieren? Wenn ich mir die anderen Briefe ansehe, also...die sind ja nicht sonderlich konkret, was Aegyptus' Positionierung angeht."
    "Ja, wie denn auch?" unterbrach Sermo den Sklaven. "Immerhin ist Vala doch gerade erst in die Provinz ausgezogen, um die Poleis von ihrem Unterstützungswillen unserer Sache zu 'überzeugen', wie kann ich denn da schon abschätzen, ob diese ganze Erpressungsgeschichte mit den Getreidelieferungen überhaupt erfolgreich sein wird? Ich meine, ich könnte Aurelius das Blaue vom Himmel versprechen, aber nützt ihm das etwas?"
    "Nein. Aber du könntest ihm das allgemeine Befinden der Kommandeure und des Statthalters beschreiben. Und Unterstützung seiner Sache zusagen unter der Bedingung, dass..."
    Wieder wurde Cleon unterbrochen. "Nichts da! Ich sage gar nichts zu. Kann ich doch gar nicht. Ich bin nur Tribun, mir untersteht der Laden hier doch gar nicht. Ich werde mich hier keineswegs zu weit aus dem Fenster lehnen und Versprechungen machen, die ich schlimmstenfalls nicht halten kann."
    Cleon zuckte mit den Achseln. "Mit Verlaub, Herr.
    Dann tu's eben nicht."
    Er grinste verschmitzt.


    Sermo strafte seinen Sklaven mit einem kritischen Blick. "Also, schreib folgendes", wies er jenen letztlich an und begann zu diktieren, was unter etlichen Umformulierungen, Streichungen und häufig langem Überlegen von statten ging.



    Salve Aurelius,


    ich hoffe dieser Brief erreicht dich noch in Mantua. Falls nicht, wird dein Bote hoffentlich dennoch den Weg zu dir finden, wo auch immer du dann sein magst.


    Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich überrascht war von dir zu hören. Einige deiner Fragen kann ich beantworten, manche aber womöglich nicht zu deiner Zufriedenheit. Ich möchte jedoch deiner Bitte nachkommen, möglichst ausführlich zu berichten, was sich hier zugetragen hat.


    Zunächst gibt es Neuigkeiten aus Syria, die dir womöglich noch unbekannt sind, uns in Aegyptus aber auf dem Landweg bereits erreichten. Appius Cornelius Palma hat sich kürzlich von seinen Legionen zum Princeps ausrufen lassen, womit nun bestätigt ist, dass der Nachfolgekonflikt sich zwischen ihm und Vescularius abspielen wird.


    Du fragst, wo Aegyptus in dieser Sache steht. Ich kann dir folgendes sagen: In der Provinz befinden sich derzeit einige vinicische Klienten, unter anderem auch unser großgewachsener Freund, die sich in diesen Tagen zusammengefunden und beraten haben. Es sieht so aus, dass wir zumindest nicht auf Vescularius' Seite stehen. Darüber hinaus kann ich allerdings keine gesicherten Aussagen tätigen.
    Es sieht nämlich so aus: Wir haben hier erst einmal einige Arbeit in der Provinz selbst vor uns, bevor wir deutlich genug Position für oder gegen jemanden beziehen können. Zumal ich selbst nichts zu bestimmen habe, wie du weißt. Aber, um dich nicht völlig ahnungslos dastehen zu lassen: Du brauchst zumindest nicht gegen Aegyptus zu planen. Falls es dir weiterhilft, kann ich schonmal sicher sagen, dass hier derzeit jedenfalls kein aktives Eingreifen zur Debatte steht.
    Dennoch, mit etwas Glück wird Vescularius in wenigen Monaten oder gar schon Wochen sein blaues Wunder erleben.


    Mich interessiert allerdings, wie die Lage bei dir aussieht. Warum haben sich die Statthalter der nördlichen Provinzen noch nicht geäußert? Weißt du näheres von dort? Gibt es schlimmstensfalls, mögen die Götter es verhüten, eine dritte Partei in diesem Konflikt?


    Ich hoffe, deinem Bedürfnis nach Informationen vorerst zu genügen, und übersende dir hiermit die besten Grüße aus Nikopolis. Sobald ich Genaueres sagen kann, werde ich einen vertrauenswürdigen Boten nach Mantua schicken, wo er dich hoffentlich wieder antrifft, oder zumindest deine Spur verfolgen können wird.



    Mars mit dir!



    I. QVINT S.



    "Einfache Unterschrift mit Siegel, aber ohne Datum", befahl Sermo am Ende. Es spielte ohnehin keine Rolle, wann und wo der Brief aufgegeben worden war, der Bote würde diese Fragen so oder so beantworten können. Nur für seinen Patron und seinen Cousin hatte Sermo es so wie immer gehandhabt, aber deren Briefe waren auch wesentlich unverfänglicher. Was ihm plötzlich Unbehagen bereitete. Eigentlich sollte er den beiden wesentlich deutlichere Nachrichten zukommen lassen. Er würde am besten Aurelius' Boten noch eine mündliche Botschaft mitteilen, die dieser übermitteln sollte.
    "Gib dem Boten bescheid", lautete Sermos nächste Anweisung. Dem wurden die Schreiben sodann übergeben und ebenso die zusätzliche Nachricht eingebläut. Sermo hoffte nur, dass der Mann seinen Auftrag nicht verpatzte. Dann verabschiedeten sie den Boten. Zurück blieb ein aufgewühlter Quintilier, der sich erneut Wein bringen ließ. Diesmal fühlte er sich allerdings weniger schwerfällig, sondern vielmehr hibbelig und unausgelastet. Seine Aufregung ließ er wenig später an Mára aus, die er zu sich ins Bett zitierte. Nach kurzem, aber heftigem Akt ließ Sermo sich in die Kissen fallen. Mára trollte sich aus dem Zimmer, froh die Laune ihres Herrn überstanden zu haben. Mit einem zufriedenen Seufzer schloss jener die Augen. Das war nötig gewesen...


  • Ad:
    Iullus Quintilius Sermo
    Castellum Legionis XXII Deiotarianae
    Nikopolis


    Salve,


    ich halte mich kurz um die Nachricht so schnell wie möglich auf den Weg bringen zu können. Kaeso Annaeus Modestus dankt euch für euer Vertrauen, lehnt eine Selbstproklamation als Kaiser ab. Er hat sich mit dem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln hinter Appius Palma von den Cornelii gestellt.


    Er, und ich hiermit auch, legen euch dringendst nahe dasselbe zu tun!


    Mehr, wenn es mehr gibt.


    Vale bene,


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/vala/unterschriftvalaroemtinte.png]
    _________________________________________________________
    Titus Duccius Vala
    Casa Duccia | Mogontiacum | Germania Superior
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruen.png]


    Der Brief war heute von einem Boten überbracht worden, der auch den anderen Beteiligten gleichlautende Schreiben übergeben hatte, und ganz bewusst außerhalb des Systems des Cursus Publicus agierte. Vala war also wohlbehalten in Mogontiacum angekommen und hatte sich schlau gemacht. Sermo las das Schreiben noch einmal. Er war beeindruckt. Der Annaeus hatte die Gelegenheit nicht für sich genutzt und sich selbst zum Kaiser ausrufen lassen, sondern hatte sich zu Gunsten von Appius Cornelius Palma positioniert.


    "Herr?" Cleon stand unbewegt im Atrium, in dem er den Boten zu seinem Herrn geführt hatte und wo das Schreiben übergeben worden war. "Kaeso Annaeus Modestus hat sich dem Cornelius angeschlossen", gab Sermo die Nachricht wieder. "Vala", fügte er erklärend hinzu, den Brief hielt er Cleon hin. Dieser überflog ihn kurz, während der Quintilius sich von seiner Bank erhob und eine Runde durchs Atrium spazieren ging. Das pflegte er manchmal zu tun, wenn er nachdachte.
    "Konsequenzanalyse", dachte Sermo nun also laut, während er von seinem Sklaven erwartete, dass dieser zuhörte, wenn er auch keine eigenen Wortbeiträge des jungen Griechen erwartete. "Germania steht hinter Cornelius. Wir haben uns Annaeus angedient. Sieht so aus, als hätten wir jetzt nur noch eine Möglichkeit." Cleon hob erwartungsvoll den Blick. Er wusste, was sein Herr sagen wollte. "Die aegyptischen Legionen müssen Appius Cornelius Palma ebenfalls zum rechtmäßigen Princeps Imperii Romani ausrufen lassen. Eindeutig." Cleon schluckte. "Damit beziehn wir endlich klar Stellung. Nicht nur gegen Vescularius, sondern auch bewusst für seinen derzeit einzigen Widersacher." Sermo musste mit einem Mal vergnügt grinsen. Endlich gewann er Klarheit in dieser ganzen vermaledeiten Situation. Galt es nur noch die Praefecti der Legionen und von Aegyptus selbst von der Richtigkeit dieser Konsequenz zu überzeugen. Wenn sie es denn nicht schon waren.

  • Thyrsus Gedanken liesen ihm keine Ruhe, in diesen Zeiten war es so oder so wichtig dass man sich auf andere verlassen konnte. Und wer war dazu besser geeignet als der eigene Tribun? Nun, vielleicht noch der praefectus, aber das war dann für einen einfachen Eques eine sehr große Nummer. Da Thyrsus aber nicht ins officium des tribunus angusticlavius marschieren wollte hatte er sich unauffällig zu dessen domus begeben, es war nicht schwer gewesen herauszufinden wo dieses gelegen war.


    Noch darüber nachdenkend wie praktisch doch ein römisches Lager aufgebaut war klopfte er an die Tür des domus.


    *klopf*klopf*

  • http://img130.imageshack.us/img130/7191/cleonjung.jpg


    "Salve", begrüßte Cleon den jungen Mann, der geklopft hatte.


    "Kann ich dir helfen?" Er hatte den Mann noch nie gesehen. Überhaupt sahen diese ganzen Milites hier doch alle ziemlich gleich aus. Raue Gesellen, die derbe Späße machten und sich selten wuschen. Regungslos musterte Cleon sein Gegenüber. Was der wohl hier wollte? Die Befehlskette hielt er jedenfalls nicht ein, wenn er sich direkt bei seinem Tribunus Angusticlavius beschweren wollte statt bei seinem Optio.

  • Nun wurde Thyrsus nervös, er hasste es gemustert zu werden.
    "Salve, ich bin Eques Lucius Terentius Thyrsus und würde gerne den tribunus Quintilius Sermo in einer privaten Angelegenheit sprechen, sollte dieser Zeit haben und anwesend sein."


    Termine konnte man ja schlecht ausmachen, wie auch? So etwas war immer eine reine Zufallssache und nur die Götter konnten am Ende wissen ob man Erfolg hatte oder nicht.

  • "Lucius Terentius Thyrsus in einer privaten Angelegenheit. Na gut, dann komm mal rein." Cleon öffnete die Tür ganz und führte den Eques ins Atrium, wo er ihn bat einen Moment auf einer der Steinbänke dort platz zu nehmen. Dann ging er los um seinen Herrn zu unterrichten.


    Während Thyrsus wartete, kam die junge Sklavin Mára und bot ihm etwas zu trinken an. Wein, Wasser, Mulsum, Posca, der Quintilius hatte alles was man sich als Soldat wünschen konnte.


    Dann kam auch schon Cleon zurück ins Atrium. "Mein Herr empfängt dich jetzt, bitte hier entlang", wies er den terentischen Eques an ihm zu folgen und führte Thyrsus ins Tablinum, wo Iullus Quintilius Sermo in einer leichten Tunika am Schreibtisch saß und sich erhob, als der Besuch den Raum betrat.


    "Willkommen in meinem Haus, Eques Lucius Thyrsus von den Terentiern." Er reichte dem Mann die Hand. "Bitte, setz dich. Was führt dich zu mir? Es kommt nicht häufig vor, dass ein einfacher Reiter bei mir um ein privates Gespräch ersucht." Womit Sermo eigentlich ausdrückte: Was bitte willst du? Zu mir kommen sonst nur Offiziere.

  • Thyrsus war, nun, überrascht. Er hätte nicht gedacht dass er wirklich hereingelassen werden würde und dankend nahm er dann etwas Wein mit Wasser ein. Er wollte gerade einen Schluck trinken als er auch bereits ins Büro des Tribuns gebeten wurde. Dieser wirkte sehr höflich, reichte ihm auch die Hand was Thyrsus mit einem kräftigen Händedruck erwiederte.


    "Salve tribunus Quintilius Sermo. Es mag ungewöhnlich sein, aber ich denke wenn ich mich erklärt habe werdet ihr mich verstehen." Oder auch nicht "Der Grund meines Erscheinens in deinem Domus ist ein einfacher. Wie du vielleicht weißt stamme ich aus einer Familie die in der jüngeren Vergangenheit auch hier in Ägypten viel geleistet hat, heute ihren Dienst in Germanien und Rom tut, darunter auch direkt im Dienste des Kaisers. Leider lastet auf mir der Makel dass mein Vater es in den Diensten für Rom nicht soweit gebracht hat wie es in seinen Möglichkeiten gewesen wäre. Ich strebe zu weitaus mehr an als nur ein einfacher Soldat zu sein, Centurio zu werden oder sonstiges. Nein tribun, ich habe den Ehrgeiz eines Tages da zu sein wie heute meine beiden Onkel sind. Dazu brauche ich aber jemanden der mich unterstützt und der dafür meine Treue und Dienste erwarten kann. Daher komme ich heute zu euch, mit der Bitte um ein Patronat um mir es zu ermöglich eines Tages in den ordo equester aufgenommen zu werden."


    Puh, es war heraus und er hatte vermutlich nicht einmal Luft geholt. Dafür sprach er aber sehr sicher und deutlich, er wollte dem tribun zeigen dass er nicht ein einfacher Eques war, dass er zu mehr bestimmt war. Und nun kam der Moment der wichtig war. Die Antwort.

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