Iunia Axilla

  • Ich schmunzelte, scheinbar hatte sie es nun eingesehen, der Vescularier war die beste Chance auf mehr Macht und Einfluss für unsere kleine "Familie" wobei jeder andere Kandidat mich sicher schon kurz nach erfolgreicher Amtsübernahme aus der Stadt werfen würde, sofern es mir an Druckmitteln fehlte ... worauf ich natürlich nicht hoffte immerhin bot die kaiserliche Kanzlei reichlich Platz und Möglichkeit Druckmittel gegen jedweden Menschen im Imperium zu sammeln ...


    "Ich bin sicher das sich schon in ein paar Wochen alles normalisiert hat!"

  • “Ich hoffe es“, murmelte Axilla mehr, als dass sie es sprach. Auch wenn bei ihr die Normalität sicher anders aussah als bei Imperiosus. Für sie wäre Normalität, wenn der fette Kerl irgendwo weit weg wäre, sie in Sicherheit wäre und Rom einen guten Kaiser hätte, vor dem sie nicht mehr Angst haben musste wie man eben vor einem Kaiser haben sollte. Aber die Hoffnung, dass das passieren würde, war wohl doch eher klein. Und nichts, was sie ihrem Mann sagen konnte.


    Axilla löste sich langsam von ihm und setzte sich auf ihr Bett. Ihr Blick fiel ganz flüchtig auf die versiegelte Wachstafel, glitt aber sofort weiter, um sich nicht zu verraten. Ihr Entschluss, sie zu versenden, stand fast noch mehr als zuvor. Sie hatte noch immer Angst. Und sie wünschte sich so sehr, Vala wäre hier. Er hätte sie bestimmt verstanden. Mit ihm hätte sie reden können. Er hätte sie verstanden. Oder? Nun, vielleicht auch nicht. Trotzdem hätte sie sich sicherer gefühlt. Ein wenig vielleicht.
    “Du... du musst doch sicher noch in die Kanzlei, wegen... dem allen?“ fragte Axilla nochmal, ohne Imperiosus wirklich dabei anzusehen. Es war ja nicht so, als ob sie ihn hinauskomplimentieren wollte. Aber er musste nichts von ihrem Brief wissen. Oder ihren Gedanken dazu. Oder ihren Sorgen. Wie schwer es ihr viel, diese Maske hier zu tragen. Axilla wollte ja, dass diese Ehe funktionierte. Und das würde sie nicht, wenn Imperiosus alles wüsste. Da war es leichter, wenn er erst einmal wieder ging. Dann musste sie sich darüber keine Gedanken machen.

  • Natürlich konnte ich sie nicht ganz überzeugen, immerhin wusste jeder halbwegs intelligente Mensch das es nie eine Garantie für irgendetwas gab ... also außer dafür das es eben so war ...


    "Wir werden es überstehen so wie hunderte Iunier und Pompeier vor uns!"


    Das sie mich ausgerechnet wieder auf meine Arbeit brachte war etwas seltsam, aber sicherlich war sie einfach nur umsichtig, eine Eigenschaft die ihr sicher die Schwangerschaft verliehen hatte ... den die übliche Axilla hatte ich anders in Errinnerung. Ich schüttelte leicht den Kopf ...


    "Nein. Die Kanzlei kommt auch mal ein zwei Tage ohne mich aus, aber wenn du dich hinlegen möchtest finde ich sicher auch hier im Haus noch etwas zu tun für mich!"


    Wobei das wohl eher unwahrscheinlich war, immerhin hatte ich ja Sklaven die solcherlei erledigten ...

  • Die Hunderte an Iuniern und Pompeiern würden sie vermutlich heute Nacht in ihren Träumen als Manen und Larven verfolgen, um sie zu geißeln und zu strafen für ihre Niederträchtigkeit. Vor allem wohl die Pompeier. Aber Imperiosus hatte insoweit wohl recht, dass sie die nächste Zeit überstehen würden. Auch wenn Axilla allen Grund zur Sorge hatte und noch mehr Grund, Angst vor Salinator zu haben, in der nächsten Zeit würde der Mann vermutlich zuviel zu tun haben um seine Zeit mit Gedanken an die Frau eines Klienten zu verschwenden. Und dann würde ihr Bauch sie hoffentlich erst einmal schützen. Axilla konnte sich nicht vorstellen, mit dickem Babybauch noch attraktiv für den Mann zu sein. Also vorerst war sie wohl wirklich sicher.


    “Hinlegen?“ fragte sie etwas lahm nach und blickte aufs Bett. Eigentlich hatte sie daran jetzt nicht gedacht, aber es war ein sehr guter Vorwand. “Ja, ein wenig vielleicht. Ich fühl mich grade doch ein wenig erschöpft.“ Das war sogar wahr. Die ganze Angst und die Ungewissheit zehrten doch ganz ordentlich an ihr.

  • Erneut ein Lächeln und ein zärtlicher Kuss auf die Stirn, Axilla zu heiraten war die richtige Entscheidung gewesen, soviel Zerstreuung wie mir nun ein einfaches Gespräch mit ihr brachte hatte mich sonst ein kleines Vermögen gekostet ...


    "Gut dann will ich dich nicht länger davon abhalten! Wenn du mich brauchst ich bin im Garten!"


    Viele bedeutende Männer hatten sich bei Gartenarbeit entspannt und darin ein ausgezeichnetes Hobby gefunden, ich jedoch erwies mich regelmäßig als außerordentlich unfähig, unter meinen Fingern verwelkten selbst die Unkräuter im Garten der Casa. Zu meinem Glück verfügte der pompeiische Haushalt auch hier über beeindruckend kentnissreiche Sklaven, die mir schon das ein ums andere Mal ein erstauntes "Oh" oder ein anerkennendes "Aha" eingebracht hatten ...

  • “Er... ist... so... winzig“ meinte Axilla von einem zum anderen Ohr strahlend, als sie mit ihrem Sohn spielte. Er lag auf dem Rücken auf ihrem Bett und ließ es sich gerne gefallen, von seiner Mutter an den Füßchen gehalten und etwas gewackelt zu werden. Er lachte schon! Sogar richtig laut! Nicht nur das zaghafte, zahnlose Lächeln, das er nach ein paar Wochen gezeigt hatte, sondern ein richtiges, kicherndes, glucksendes Lachen.
    Axilla beugte sich über ihren Sohn und lachte mit ihm, kicherte jedes Lachen mit und genoss die Zeit einfach. Titus Atticus war ein sehr fröhliches Kind. Er weinte zwar auch und plärrte schonmal das ganze Haus zusammen, oder schrie aus für Axilla unerfindlichen Gründen mal los. Die meiste Zeit aber war er ruhig und schaute fast nachdenklich drein. Oder kicherte und lachte, wie jetzt.
    “Für ein Kind, das zu früh geboren wurde, ist er eigentlich riesig, domina. Und sehr kräftig.“ Salvia Pulchra war als seine Amme natürlich auch da mit ihrem Sohn. Letzterer schlief gerade auf der Kline unter dem Fenster.
    Axillas Freude dämpfte sich bei den Worten kurz. Wie immer nagte das Wissen an ihr, dass ihr Sohn nicht der ihres Mannes war, und auch nicht zu früh geboren war. Atticus fühlte die Unsicherheit und hörte kurz auf zu lachen, so dass Axilla sich schnell bemühte, ihn wieder dazu zu bringen und ihm einmal auf dem Bauch mit dem Mund blubberte, was in einem freudigen Quietschen und einem sehr lauten – und nahe an der Schmerzgrenze befindlichen – Lachen resultierte.
    “Findest du? Ich find ihn so klein und zerbrechlich.“ Axilla ließ eines der Füßchen los und streichelte ihrem Sohn über den blonden Flaum an seinem Kopf. Es waren noch nicht wirklich Haare, es war ein ganz feines Gespinst von Härchen, so weißgolden wie die Mittagssonne.
    “Nein, Herrin, er ist wirklich sehr kräftig. Manius war erst einige Monate später so groß, wie Titus jetzt schon ist.“
    “Das hat er von seinem Vater“, meinte Axilla ganz in Gedanken. Und erst, als Pulchra fragend ein “Findest du? Ich finde deinen Mann nicht so groß.“ kam, dämmerte es Axilla, sich verplappert zu haben.
    “Naja, es muss. Ich war als Kind immer sehr klein und schmal, deshalb mein Name. Meine Mutter hat auch kein weiteres Kind geboren, das mehr als ein paar Tage gelebt hat. Ich bin sehr froh, dass Titus da so groß und kräftig ist“, plapperte Axilla schnell daher. Sie plapperte immer, wenn sie aufgeregt war. Stimmte ja auch alles, was sie sagte. War nicht einmal wirklich eine Lüge.
    “Dann kannst du den Göttern wirklich dankbar sein, domina.“


    Eine Weile schwiegen die beiden Frauen, die Amme über eine Stickerei gebeugt neben ihrem schlafenden Kind, Axilla in voller Vernarrtheit in ihren Sohn mit diesem am spielen und lachen. Es war so ein wunderschöner Junge. Axilla hätte nie gedacht, dass sie mal so einen perfekten Jungen gebären konnte. Sie liebte ihn abgöttisch.
    Das kichernde Kerlchen strahlte sie gerade wieder an, und Axilla wollte in seinen blaugrauen Augen am liebsten versinken. “Meinst du, seine Augenfarbe ändert sich noch?“ fragte Axilla aus dem nichts heraus die Amme. Am Anfang hatte sie sich erschreckt, dass ihr Kind blaue Augen hatte, aber die Amme und die Hebamme hatten ihr versichert, dass alle Säuglinge zunächst blaue Augen hatten. Ausnahmslos. Und ihre eigenen Augen waren ja auch hell. Zwar grün und nicht blau und auch nicht grau, aber hell. Und ihr Vater hatte ja auch graue Augen gehabt. Und sie glaubte auch, dass Imperiosus den Jungen wirklich liebte und sich über seine Augenfarbe da keine Gedanken machte. Überhaupt machte er sich wenig Gedanken um den Sohn. Wann immer Axilla Atticus ansah, sah sie Valas Gesicht in ihm. Der junge sah dem Duccius wie aus dem Gesicht geschnitten, fand sie. Aber sonst schien das keiner zu bemerken, so dass sich ihre anfängliche Panik im Laufe der Wochen gelegt hatte und nur ein kleines, ungutes Gefühl beständig geblieben war.
    “Ich weiß es nicht, Iunia. Eigentlich ist er über das Alter hinaus, in dem sie sich ändert, und sie ist ja auch schon viel grauer als zu Beginn. Ich denke, sie werden hell bleiben.“
    Axilla machte nur einmal kurz “Ah“ und ließ nicht heraushören, ob sie es gut oder schlecht fand. Im Grunde fand sie es ja auch beides. Ihr Sohn war einfach perfekt mit seinen graublauen Augen. Absolut perfekt. Er würde ein wunderschöner junger, starker Mann werden. Mit jeder anderen Augenfarbe wäre er das auch, aber er wäre nicht so perfekt, wie er war. Auf der anderen Seite hoffte Axilla dennoch, dass sein germanisches Erbe, das durch die hellen Augen und die noch blonden Haare für sie geradezu heraussprang nicht allzu offensichtlich sein würde.

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