Albina sah, was sie zu sehen erwartet hatte und senkte den Kopf wieder. "Ich sollte...", fing sie dann einen Satz an. Ja, was denn? Was sollte sie eigentlich? Sie hatte nicht die geringste Ahnung. Sie betrachtete ihren Bauch und erkannte, dass, was auch immer geschehen würde, diese Aufregung und der Stress sicher nicht gut für ihr ungeborenes Kind waren. Aber was sollte sie dagegen tun? Zunächst wischte sie sich mit dem Handrücken über ihre feuchten Augen, dann legte sie eben jene Hand auf ihren Bauch und strich sanft darüber. "Ich denke..." machte sie dann einen neuen Anfang, mit etwas gefestigterer Stimme, "...ich sollte mich etwas hinlegen." Sie musste zur Ruhe kommen, oder zumindest in einen auch nur annähernden in dieser Situation möglichen Zustand. Und irgendwie kam ihr bei all dem, was draußen vor sich ging, die Vorstellung, in ihrem Bett unter einer Decke zu liegen und die schrecklichen Gedanken auszublenden gerade sehr verlockend vor. Vielleicht würde sie zumindest ein wenig ruhen können, doch noch bezweifelte sie das.
Der Kaiser ist tot!
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Diesmal nickte Macer langsam. "Ja, vielleicht solltest du das", stimmte er zu und folgte ihrem Blick auf den Bauch. Fast hätte er sowas gesagt wie "Denk' an unsere Zukunft", aber das erschien ihm dann doch etwas unpassend. Sich Sorgen zu machen war zweifellos keine Lösung, aber eine Erklärung für alles, was passiert war, musste schon irgendwo her. Aber Macer hatte keine Ahnung, von wo. Vielleicht hätte ihm der Gedanke, sich unter einer Decke zu verkriechen, auch gut gefallen, aber ihm fiel dieser im Gegensatz zu Albina nicht ein. "Ich werde einige Schritte im Garten gehen", verkündete er stattdessen. Herumlaufen an der frischen Luft hatte ihm immer gut geholfen, also musste es diesmal auch helfen.
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Albina nickte. "Tu das." Sie lehnte sich noch einmal kurz an ihn und seufzte, bevor sie sich langsam erhob. Welch ein düsterer Tag voller schlechter Neuigkeiten. "Gibst du mir Bescheid, sobald es etwas Neues gibt?" meinte sie dann, obwohl es vermutlich überflüssig war, Macer darum zu bitten. Er hätte es vermutlich ohnehin getan. Dann drehte sie sich um, den Blick voll Trauer, und machte sich auf den Weg in ihr gemeinsames Schlafzimmer. Nein, dachte sie währenddessen, vermutlich werde ich so bald keine Ruhe finden können.
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"Ja, mache ich", versprach Macer, auch wenn er nicht damit rechnete, dass kurzfristig weitere Nachrichten hereinbrechen würden. Und wenn, dann waren es wahrscheinlich eher schlechte als gute. Mit dem Blick verfolgte er Abinas Weg zum Cubiculum, dann erhob er sich mit einem leichten Seufzen, schloss kurz die Augen und atmete einmal tief durch, bevor er wie angekündigt in den Garten ging, um im überdachten Säulengang gedankenverloren einige Schritte zu machen.
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