Ein sonniger Tag

  • Es war seit langem der erste sonnige Tag. Ich lief durch die Straßen Roms. Die Ausbildung war fordernd und daher war es ab und an Zeit die Castra zu verlassen und etwas durch die Straßen zu wandeln. So viele Menschen die hier durcheinander liefen. Es faszinierte mich doch genau so sehr ging es mir auf die Nerven den viele von den Bürgern Roms nahmen sich jedes Recht wenn sie mit einem anderen kollidierten. So wie beispielsweise ein Römer der vorhin mir auf den Fuß getreten war und mich anfauchte auf meine Füße zu achten wenn ich nicht wollte das sie mir abfielen vor Tollpatschigkeit. Sogleich er es gesagt hatte war er auch schon wieder in der Menschenmenge verschwunden. Nun gut es sollte meine Laune an diesem Tag nicht verderben.


    Daher lief ich meiner Wege und wollte meine Stimmung von nichts trüben lassen.

  • Sonnenstrahlen und dennoch konnten sie ihre Haut nicht wirklich wärmen. Chiomara stand an einer Ecke an eine Hauswand gelehnt und beobachtete das rege Treiben. Sie war es gewohnt die Menschen genau zu beobachten, sie in sekundenschnelle zu studieren und einzuschätzen. Bis jetzt war sie immer recht gut damit gelaufen und hatte noch keine Probleme dabei bekommen. Wie so oft hatte sie auch heute ihr rotes Haare nach oben gebunden, während einige feine Strähnen dennoch den Weg in ihr Gesicht fanden. Hin und wieder strich sie sich die Härchen hinter die Ohren, ansonsten beließ sie diese aber wo sie waren. Je mehr Menschen auf den Straßen unterwegs waren, desto besser war es für sie, denn nur so konnte sie ungehindert dem ein oder anderen an die Seite fassen, um den kleinen Beutel zu stehlen, den so viele ganz unbedacht locker am Gürtel trugen. Töricht könnte man es wohl nennen, oder viele glaubten einfach nicht, dass jemand sie bestehlen konnte. Vor allem, wer glaubte schon, dass so ein Wesen wie Chiomara etwas mit Diebstahl am Hut hatte? Die meisten hielten sie für eine Bettlerin oder eine Sklavin, aber sie war viel mehr als nur das. Sie war eine Diebin und machte dies schon ihr ganzes Leben lang. Gelernt hatte sie von ihren Eltern, welche dem Tod zum Opfer gefallen waren, oder besser gesagt in die Hände der Soldaten gerieten....damals vor noch nicht all zu langer Zeit.


    Nachdenklich kaute sie an ihrem Daumen herum, wurde kurz von der Sonne geblendet bis eine Schleierwolke sich erneut davor schob und die Intensität des Lichtes etwas nahm. Ihre Haare schimmerten auffällig im Licht. Rot war etwas Besonderes, vielleicht war auch sie etwas Besonderes, wer konnte das schon so genau sagen.
    Ein Mann erregte ihre Aufmerksamkeit, warum genau das hätte sie nicht sagen können, auch nicht wie sie eigentlich ihre Opfer aussuchte. Es war immer riskant, aber ohne Risiko war das Leben einfach zu langweilig. Leicht ließ sie ihren Blick zu den Seiten hinweg schweifen, erkundete die nahe Umgebung um festzustellen ob Soldaten sich in der Nähe aufhielten. Auf den ersten Blick konnte sie niemanden sehen, was auch gut so war. Ein Versuch war es wert, auf jeden Fall, zudem wären ein paar Sesterzen nicht schlecht, damit sie sich mal wieder eine ordentliche Mahlzeit zulegen konnte.
    Der Mann hatte eine stattliche Figur, erinnerte sie ein wenig an einen Gladiator. Eigentlich verrückt was sie vor hatte, immerhin hätte sie irgendeinen kleinen Römer beklauen können, aber nein sie musste es ja mal wieder übertreiben. Wenn sie sich auf diesem Wege nicht einmal das Genick brach.......


    Sachte stieß sie sich von der schäbigen Mauerwand ab und lief langsam auf ihr „Opfer“ zu. Meist benutzte sie einen Trick der so alt war, wie es Diebe eben gab. Man rempelte jemanden an und in der Überraschung die dabei entstand schnappte man sich den Beutel seines Opfers. Eigentlich etwas ganz leichtes, aber viele Diebe waren dabei schon gescheitert und heute.....naja wer konnte schon wissen ob heute nicht der Tag war, an dem Chiomara eine Überraschung erleben sollte?
    Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete sie den Mann während sie ihm entgegen lief, aber ihn niemals direkt anschaute. Sie tat so als schweife ihr Blick ebenfalls durch die Gegend, auch wenn dem gar nicht so war. Ihr zierlicher und leichter Körper, prallte gegen seinen...deutlich konnte sie die Muskeln unter seiner Kleidung spüren und wäre beinahe drauf und dran gewesen einen Rückzieher zu machen. Stattdessen tasteten ihre Flinken Finger an seine Seite, während ihr Blick zu ihm nach oben ging. Ihre andere Hand lag an seinem Arm, an dem sich die junge Frau festhielt und so tat als wäre sie ins Straucheln geraten. Überraschung lag in ihren grünblauen Augen, natürlich gespielt....aber woher sollte jemand das erkennen?
    „Oh Verzeihung,“ flüsterte sie erschrocken und verzog ihre Lippen zu einem sanften und schon fast scheuen Lächeln....ihre anderen Finger griffen nach etwas....oder versuchten es zumindest....

  • Es war faszinierend wie die Menschen an mir vorbei zogen und immer mehr Freiheiten sich nahmen. Ein Mann hatte versucht einen Taugenichts mit einem Apfel zu bewerfen. Doch anstatt eben jenen zu treffen traf er mich. Ich wandte mich um und sah dem Mann entgegen. Er schien kurz starr vor angst. Seine Augen weit aufgerissen und der Schweiß der ihm über das Gesicht schoss. Doch dann änderte sich dies schlagartig. Er sah mich mit einem fuchs ähnlichen Blick an und sagte:


    "Geh lieber weiter und mach bloß nicht dein Maul auf sonst werde ich dich Furcht lehren."


    Ich konnte nicht glauben was gerade aus seinem Mund gekommen war. Hatte er vielleicht keine Lust diesen Tag zu beenden. Oder zumindest am Ende dieses Tages noch unter den Lebenden zu weilen? Nein das konnte es nicht sein. Dafür war diese Änderung zu plötzlich von statten gegangen. Nein da musste was anderes sein. Doch ich wollte diesmal nicht vernünftig sein. Obgleich er Römer war gab ihm das nicht das Recht sich so zu benehmen. Daher ging ich auf ihn zu und bemerkte das sein Blick nicht auf mich gerichtet war. Es war viel mehr als ob seine Augen an mir vorbei blickten. So ließ ich meinen Blick an meiner Seite vorbei gleiten und sah auf der anderen Seite einen Prätorianer. Da ich im Dienste Roms stand wollte ich nicht auf dem Marktplatz eine Auseinandersetzung mit den Prätorianern beginnen. Doch eines ließ ich mir nicht nehmen. Ich ging zu dem Mann der nun ein selbstgefälliges Lächeln aufgesetzt hat. Ich beugte mich vor und sagte:


    "Dort wo ich herkomme sagt man das sich zwei Menschen stehts zweimal begegnen. Bete zu allen Göttern die dir einfallen das deine und meine Wege sich nicht ein zweites mal kreuzen. Denn sonst werde ich dir zeigen was ich mit dir gemacht hätte wenn der Prätorianer nicht hier gewesen wäre."


    Mit diesem Worten hatte ich ihm das Lächeln aus dem Gesicht gewischt. Ich drehte mich um und ging weiter meiner Wege. Eine kurze Zeit später kam es dazu das eine junge Frau mit mir zusammentraf. Ich wollte gerade aufbrausen doch da sagte sie etwas was mich verwunderte. Sie bat mich um Verzeihung. Dies warf mich total aus der Bahn. Was sollte ich sagen. Doch während ich überlegte spürte ich eine Hand die nach etwas zu greifen schien in meiner Seite. Dann begriff ich. Gut das die Börse die ich bei mir Trug so gut wie leer war denn ich besaß keine nennenswerten Reichtümer. Aber gut ließen wir ihr den Spaß danach zu greifen denn nicht nur ihr Spiel hatte somit begonnen sondern auch meins. Ich blickte in ihre Augen und sagte:


    "Ihr braucht euch nicht zu entschuldigen. Ich hoffe nur es geht euch gut."


    Es war klar das ich warten würde bis sie nach meiner Börse gegriffen hatte und ihr dann unauffällig folgen. So konnte ich sie in einer ruhigeren Straße zur reden stellen. Meine Absicht war es ja schließlich nicht sie in den Kerker zu bringen. Sie war jung und zierlich außerdem wusste ich wie es war bereit zu sein alles zu tun um zu leben. Dennoch wollte ich wissen was sie antrieb. Daher wartete ich gespannt auf ihre Antwort und darauf das sie fand was sie suchte.

  • Die junge Diebin war schon öfters an Opfer geraten die aufbrausen gewesen waren, einmal hatte sie einen Mann angerempelt der sie dann geschlagen und beschimpft hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Kerl noch gar nicht wissen können, dass sie eine Diebin war. Schließlich hätte sie auch eine einfache junge Frau gewesen sein können und dennoch hatte er sie einfach geschlagen. Zum Glück gab es nicht oft solche Zwischenfälle. Eigentlich war ihre Fingerfertigkeit doch recht gut, dass sie bis jetzt noch nie erwischt worden war, wenn sie jemanden den Geldbeutel entwendet hatte. Oft hatten die Betroffenen einfach viel zu viel damit zu tun, die sich immer wieder entschuldigende junge Frau zu beruhigen. Genau das war ihre Masche, sie begann sich immer gleich zu entschuldigen und fand nur sehr selten, schnell einen Punkt. Aber ihr Ziel war es ja auch, ihre Opfer damit zu nerven damit sie gar nicht weiter darüber nachdachten was ihnen eigentlich gerade zugestoßen war. Bis sie dann bemerkten, dass ihr Geldbeutel weg war, war auch Chiomara schon längst verschwunden und erfreute sich an ihrer kleinen Beute.


    „Nein, nein ich hätte besser auf den Weg achten müssen. Das tut mir wirklich sehr leid. Ich habe dich nicht anrempeln wollen. Entschuldige bitte, das kommt auch sicher nicht mehr vor,“ meinte sie und ließ zügig ihre Finger an seiner Seite entlanggleiten, fast ohne ihn dabei zu berühren. Der Beutel war schnell gelöst, kannte sie doch die Gepflogenheiten der Männer wie sie ihren Beutel befestigten. Dies alles geschah binnen sehr kurzer Zeit, auch wenn ihr diese Momente immer unendlich lang erschienen. Meistens waren es wirklich nur Sekunden....doch auch diese konnten sich in solch ungünstigen Momenten sehr ausdehnen.
    Auf ihren Lippen lag immer noch dieses Lächeln, leicht entschuldigend und doch lag noch etwas anderes in diesem Lächeln.
    „Mir geht es gut, ich hoffe ich habe dir nicht weh getan. Aber bitte verzeih, ich muss mich eilen, sonst komme ich zu spät,“ versuchte sie sich rasch zu verabschieden, damit sie von dem Mann ablassen konnte bevor er noch merkte was sie getan hatte. Ihre Finger glitten von seinem Arm und mit einem letzten Blick und einem Lächeln, schob sie sich an ihm vorbei und hoffte schnellstmöglich zwischen den anderen Menschen zu entschwinden. Noch konnte sie ja nicht ahnen, dass er schon längst mitbekommen hatte, was sie eigentlich vor gehabt hatte.


    Nachdem sie sich an ihm vorbeigeschoben hatte, drückte sie den kleinen, verschlissenen Beutel an sich und zwängte sich zwischen den Menschen hindurch. Ihr Ziel war eine der vielen kleinen Gassen, in die sie sich immer zurückzog wenn sie beute gemacht hatte. Voll wirkte der kleine Beutel zwar nicht, aber jede Münze mehr war besser als gar nichts. Vielleicht reichte es ja wenigstens um einen Leib Brot zu kaufen oder etwas anderes. Wahrscheinlich würde sie heute aber noch öfters auf Beutefang gehen müssen. Schnell trugen ihre Füße sie über den Markt, zwängte sie sich zwischen den Ständen hindurch und steuerte die kleine Gasse an, in die nur wenige Menschen ihren Weg fanden. Chiomara machte sich nicht die Mühe sich herumzudrehen um zu sehen ob dieser Mann sie vielleicht verfolgte, denn sie hatte einen leichten Hang zur Selbstüberschätzung und glaubte nicht daran, dass man sie erwischen konnte. Vielleicht wäre es aber besser gewesen ein wenig nachzudenken und dann zu handeln.
    In der kleinen Gasse stand eine schäbige, alte Holzkiste auf die sie sich niederließ und den kleinen Beutel zu öffnen begann. Ein seichter Lufthauch spielte mit ihren roten Strähnen die sich immer wieder aus ihren zusammengebundenen Haaren lösten und sie war ganz vertieft in ihr Tun, so dass sie keinen Blick für ihre Umgebung hatte.

  • Erstaunlich, dachte ich mir. Sie lächelt zwar und ich weiß was sie tut doch anders wie bei anderen verrieten ihre Augen sie nicht. Es war als ob sie sich selbst sogar belügen konnte. Einerseits machte mir das angst denn ein Mensch der nicht weiß was Wahr und Lüge ist verliert auch schnell den Bezug zur Realität. Doch anderer Seits wollte ich mehr über sie wissen. Es genügte meist ein Blick in die Augen meines Gegenübers und ich konnte ihn bis auf den Grund der Seele blicken. Jedes Detail sah ich meist. Furcht, Liebe, Zweifel oder gar Hass alles. Meistens sah man auch die Falschheit vieler nur selten die Ehrlichkeit weniger. Doch in ihren Augen spiegelte sich nur die Ehrlichkeit. Möglicherweise war sie eigentlich eine Andere und vielleicht versuchten mir das ihre Augen zu sagen. Doch bei Jupiter was war das für eine Art von mir über eine Frau zu denken die gerade mich beraubte. Vielleicht hätte ich einfach Wache rufen sollen und alles wäre vorbei gewesen. Aber was Recht ist und was Falsch ist das muss ich wohl entscheiden und ich verstand das junge Ding. Sie hat meinen Köder geschluckt. Sie fuhr fort damit sich zu entschuldigen während ich mir überlegte was sie wohl für Beweggründe hatte. Ich nickte nur und lächelte verständnisvoll. Sie sagte es würde nicht mehr vorkommen und damit hatte sie recht denn sie würde versuchen zu fliehen und nach Möglichkeit mich nie wieder zu treffen. Als von mir abließ und versuchte in der Menschenmenge ab zu tauchen tat ich das worin ich sehr gut war. Ich folgte ihr unauffällig. Schnell versuchte sie unter den Menschenmengen zu verschwinden was ich verstehen konnte. Doch Glück hatte sie wohl heute keins denn sie hatte sich das falsche Ziel gewählt. Wir erreichten eine Gasse die ziemlich ruhig war. Sollte ich schon jetzt sie zur rede stellen? Nein lieber noch einen Moment warten. Letzten Endes setzte sie sich auf eine Holzkiste im einer Gasse. Ich wartete bis der Moment gut war und sie unachtsam war und schlich mich an sie heran. Nahe genug um sie zu greifen. Ich nahm sie in eine Umarmung. Ihr Gesicht zeigte weg von mir und ich beeilte mich damit sie so fest zu halten das sie sich nicht bewegen konnte. Dann fing ich an zu fragen:


    "Also ich weiß das deine Finger schnell sind. Das ist aber auch das einzige was ich weiß. Nun ich will verdammt sein wenn ich eine solche Gelegenheit nicht nutze um eine so begabte Frau kennen zu lernen. Daher sprich wie ist dein Name und wage es nicht mich an zu lügen. Bedenke es könnte das letzte Mal sein das du lügst."


    Ich wollte ihr keine Angst machen doch ich wollte auch nicht das sie dachte sie könnte mir entkommen. Daher musste ich entschlossen handeln.

  • Oft hatte sie diese Show schon abgezogen und immer war sie ihr geglückt. Eigentlich verwunderlich, aber wahrscheinlich hatte sie sich einfach jedes Mal die richtigen Opfer ausgesucht. Woher hätte sie denn wissen sollen, dass dieser Mann das absolut falsche Opfer für diese Tat war? Außerdem hatte sie nicht bemerkt, dass ihre Finger eben nicht so flink gewesen waren, wie sie es hätten sein sollen. Selber Schuld konnte man da wohl sagen.
    Jetzt wog sie sich in Sicherheit und hatte sich auf einer alten, verschlissenen Holzkiste niedergelassen und wollte sich mit ihrer Beute beschäftigen. Ihre Umgebung blendete sie vollkommen aus, da sie niemals damit gerechnet hätte, dass dieser Mann ihr gefolgt war. Nur selten sah sie sich nach einer solchen Dieberei noch einmal um, denn das machte einen erst recht verdächtig, weswegen sie einfach immer schnell die Flucht ergriff und sich einen sicheren Platz suchte an dem sie ihre Beute begutachten konnte. Ihre Finger nestelten gerade an den Lederbändern herum als jemand sie von hinten packte und in einen schraubstockartigen Griff nahm aus dem sie sich nicht mehr winden konnte. Erschrocken hatte sie das kleine Beutelchen zu Boden fallen lassen. Ihr Körper wurde gegen den eines Mannes gepresst, der alles andere als schwach zu sein schien. Selbst durch ihre zerschlissene Tunika konnte sie dessen Wärme spüren, seine Muskeln wie sie sich bei jeder noch so kleinen Bewegung regten. Vor Wut, über ihre eigene Dummheit, stieß sie einen Seufzer aus und versuchte sich gegen den Angreifer zur Wehr zu setzen. Schreien konnte sie nicht, denn dies würde die Aufmerksamkeit von den Wachen auf sich ziehen die hier immer wieder entlang gingen. Und auf Hilfe von Passanten konnte sie auch nicht hoffen, denn die meisten scherten sich nicht darum ob einer wie ihr etwas getan wurde oder nicht. Zudem waren sie hier in einer ruhigen Gasse, einer Gasse in der sie sich in Sicherheit geglaubt hatte.


    Einige Haarsträhnen fielen ihr nun ins Gesicht, gaben ihr ein leicht wildes Aussehen, während sie ihre Gegenwehr erst einmal aufgab und ihr Körper weiter gegen den des anderen gepresst wurde. Bis er etwas sagte hatte sie nicht wissen können um wen es sich eigentlich handelte. Die Stimme hatte sie eben erst auf dem Markt gehört, als sie ihm den Beutel abgenommen hatte und schnell wurde ihr bewusst, dass er es gewusst hatte was sie tat.
    Jeder Muskel, jede Sehne in ihrem Körper war gespannt bis zum Zerreißen und sie wusste nicht was sie tun sollte oder konnte. Als seine Worte langsam und leise an ihr Ohr drangen hielt sie still und inne und presste ihre Lippen fest aufeinander. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Glaubte er nur weil er ein Mann war konnte er mit ihr machen was immer er wollte?
    Leise schnaufte sie auf.


    „Nimm deine schmierigen Hände von mir. Und sei verdammt, aber ich denke nicht daran dir irgendetwas zu sagen. Wer bist du denn, dass du glaubst mich so unter Druck setzen zu können?“ stieß sie jedes einzelne Wort fast zischelnd hervor. In ihren Augen glühte etwas auf, Wut und noch etwas...etwas was schwer zu deuten war, aber er konnte es im Moment eh nicht erkennen oder sehen. Seine Arme hielten sie in einer eisernen Umklammerung fest, aber er würde doch wohl kaum auf die Idee kommen sie hier auf der Stelle zu töten? Obwohl wie viele Morde wurden in Rom am Tage vollführt? Immer schneller schien ihr Herz bei diesen Gedanken zu schlagen und zu poltern. Und trotz der geringen Wärme hatte sich ein leichter, schimmernder Film auf ihrer Stirn gebildet und auf ihren Armen war eine Gänsehaut getreten....vom Kribbeln in ihrem Nacken mal ganz zu schweigen. „Außerdem wer sagt, dass ich dich kennen lernen will?“

  • Es war faszinierend. Ich konnte spüren wie sie mit aller Kraft gegen mich wehrte. Doch ihre Kraft war nicht ausreichend um die meine zu übertrumpfen. Allerdings beeindruckte mich ihre Willenskraft. Obwohl sie wusste das sie unterlegen war schien sie sich immer noch wehren zu wollen. Ich bewunderte dies.


    Nun gut sie fauchte mich an. Das konnte ich verstehen. Würde ich so überfallen werden wäre ich wahrscheinlich auch nicht sehr höflich. Die Wolke die die Sonne verdeckt hatte ließ nun von ihr ab und gab wieder einen Sonnenstrahl auf die Gasse ab.


    Ich überlegte wie ich sie dazu bringen könnte sich zu beruhigen. Schließlich wollte ich ihr nichts tun. Vielleicht sollte ich ihr das nochmal sagen. Doch was war wenn ich sie los lies und sie vielleicht doch eine Waffe bei sich hatte. Das letzte was ich wollte war sie verletzen zu müssen. Ich war nur interessiert an der Person die sich in meiner Umarmung windete.


    Selten lernte man in Rom Menschen kennen die einen nicht sofort zum gähnen brachten sobald man sie nur anblickte. Außerdem schien ich seit ich in Rom war einen Hang zu Frauen zu haben die mich berauben wollten. Wie konnte ich ihr nur klar machen das ich keiner von denen war die eine Frau umbrachten oder vergewaltigten. Ich fing an zu reden und sagte:


    "Du brauchst nicht dich zu wehren oder gar Angst vor mir zu haben ich will nicht meinen Vorteil aus dieser Situation ziehen. Außerdem solltest du besser aufpassen wen du verdammst. Ich hätte dich einfach an die Prätorianer verraten können. Wenn du meinen Namen wissen willst ich heiße Memnon. Nun mit wem hab ich das vergnügen?"


    Ich sagte dies mit einer eindringlichen Stimme. Ich durfte keine Schwäche zeigen oder bzw. nur soviel wie nötig. Wer weiß zu was sie noch fähig war. So beschloss ich sie erstmal noch nicht los zu lassen und ab zu warten wie sie antwortete.

  • Sie hatte ihre Gegenwehr aufgegeben und blickte wütend vor sich hin. Was bildete er sich nur ein? Im Moment wusste sie nicht wirklich was sie gegen ihn machen sollte, deswegen war es klüger einfach erst einmal abzuwarten, später könnte sie immer noch gegen ihn vorgehen, vorausgesetzt er ließ sie auch wieder los. „Ach?“ machte sie überrascht und quietschte fast vor unterdrücktem Lachen. Ein Witzbold war dieser Kerl auch noch, das war ja mal wirklich etwas Neues hier in dieser Stadt. „Tja du bist derjenige der mich hinterhältig gepackt hat und mich festhält, da fällt es mir ziemlich schwer mich nicht gegen so etwas zu wehren,“ zischte sie ihn an und versuchte noch zusätzlich nach hinten zu treten um sein Bein zu erwischen. Himmel, das gab es doch nicht. Seufzend gab sie es dann aber wirklich auf, was er deutlich an ihrem Körper und der verlorenen Anspannung merken konnte.
    „Und was hättest du den Prätorianern gesagt? Hast du Beweise?“ fragte sie ihn und biss sich leicht auf die Lippe. Sie hasste solche Patt-Situationen, denn sie wusste nicht wie sie hier heraus kommen sollte. Ihr war natürlich klar, dass sie hier in der Klemme steckte und er mehr als nur Recht hatte. Sie war eine Peregrina mit wenigen Rechten und wenn er sie den Soldaten übergab, hatte sie gelinde ausgedrückt einfach nur Pech. Man würde sie ohne große Fragen in den Carcer sperren und dann wäre es das gewesen. Niemals wieder Tageslicht, aber immerhin ein Dach über den Kopf, auf welches sie gut und gerne verzichten konnte.


    „Chiomara,“ sagte sie schließlich als er sich vorgestellt hatte, wenn man das so nennen konnte. „Ich hab nichts raus genommen, dein Beutel liegt da drüben,“ versuchte sie geschickt einzulenken und lehnte ihren Hinterkopf gegen seinen Oberkörper. Einige der roten Strähnen hingen ihr ins Gesicht, hatten sich bei der stürmischen Art des Mannes, aus dem Band gelöst und flatterten nun bei jeder Bewegung herum. „Kannst du mich jetzt los lassen.....wenn du nicht vor hast mir doch etwas zu tun?“ fragte sie ihn vorsichtig. Chiomara dachte schon daran, dass sie abhauen konnte, einfach los rennen, wenn er sie los ließ. Die Gasse war lang und teilte sich am Ende nach links und rechts. Vielleicht hatte sie ja eine geringe Chance ihm zu entkommen, auch wenn sie bei weitem nicht die Schnellste auf der Welt war. Immerhin war sie klein und gewitzt, konnte Haken schlagen und sich vielleicht durch etwas zwängen was er nicht konnte. Aber dann wäre die Gefahr sehr groß, dass er vielleicht doch die Soldaten rief. Umbringen würde er sie hier auf offener Straße nicht, glaubte und hoffte sie zumindest. Also würde sie abwarten.

  • Endlich schien sie die Gegenwehr auf zu geben. Dieses Spektakel hatte auch bei weitem zu lang gedauert. Mir war klar wie das auf sie wirken musste. Daher gab ich ihr auch damit Recht mich zu kritisieren in meiner Vorgehensweise.


    Dennoch wollte mich der Gedanke nicht los lassen mich mit ihr zu unterhalten. Etwas an ihr erinnerte mich an mich selbst. Was wusste ich noch nicht.


    Nun gut jetzt galt es nur noch sich zu überlegen ob ich sie los ließ oder weiter festhielt. Wenn sie versuchen würde zu fliehen wäre es mir ein leichtes sie wieder ein zu fangen. Schließlich war ich sehr schnell. Gut vielleicht sollte ich es einfach mit Vertrauen versuchen. Also gut dachte ich mir und ließ sie los. Es war sehr erstaunlich das noch kein Passant vorbei gekommen war.


    Ich lief um sie herum und sagte ihr:


    "Also man muss dir ja lassen schnell bist du ja mit den Finger nur leider nicht schnell genug ."


    Dann hob ich meinen Beutel auf und sagte:


    "Hast du vielleicht hunger? Ich lade dich ein."


    Was war bloß in mich gefahren?

  • Chiomara konnte sich nur schwer vorstellen, dass jemand nur mit ihr reden wollte, vor allem nachdem sie denjenigen beklaut hatte. Deswegen war sie sich nicht sicher ob dem Mann überhaupt zu trauen war. Sie hasste es wenn sie einem Mann auf diese Weise so nahe sein musste, da fühlte sie sich schwach und hilflos und es zeigte, dass sie eben auch nur eine Frau war. Ja gut sie war eine Frau, aber sie hatte einiges im Kopf, auch wenn das nur die wenigsten bemerkten. Als er sie dann wirklich los ließ, dachte sie einen Moment darüber nach abzuhauen, einfach losrennen und in einer der kleinen Gassen verschwinden, aber sie tat es nicht. Vielleicht weil sie den Verstand verloren hatte, vielleicht aber auch nur deswegen weil auch sie eine gewisse Neugierde hatte.
    Über andere Bürger machte sich Chiomara gar keine Gedanken. Sie hatte schon vieles gesehen und wusste, dass nur die wenigsten den Schneid hatten bei einer solchen Konfrontation einzuschreiten. Es wurden höchstens die Wachen gerufen und das war hier noch nicht geschehen, was auch eigentlich ganz gut so war. Die Diebin hatte keine Lust auch noch vor ihnen wegrennen zu müssen.


    Sie trat einen Schritt nach hinten als er um sie herum kam, einfach nur um doch etwas Abstand und Sicherheit zu wahren. Wenn man wollte, dass sie einem vertraute musste man schon mehr machen als sie nur wieder los lassen. Allerdings verwirrten seine Worte sie sehr, denn damit hatte sie nicht gerechnet.
    Kurz blinzelte sie, strich sich dann die losen Haarsträhnen hinter die Ohren und sah zu ihm auf, nachdem er seinen Beutel wieder an sich genommen hatte.
    „Ich beklaue dich und du willst mir etwas zu Essen geben?“ fragte sie ungläubig und nun viel ruhiger als noch eben. Die Diebin wischte sich ihre feuchten Hände an ihrer dreckigen Tunika ab und räusperte sich leise. „Vielleicht ein wenig.....Hunger,“ meinte sie dann, brachte dann aber ein kleines Schmunzeln zustande. Das war vollkommen verrückt. Bis jetzt hatte noch nie einer sie eingeladen den sie beklaut hatte. „Danke für das Kompliment,“ meinte sie dann noch keck und deutete auf seinen Beutel. Nun geschickt hatte sie sich heute ganz sicher nicht angestellt, aber ihr war den Göttern sei dank nichts weiter geschehen.

  • Mir war klar das es leicht verwirrend sein musste. Schließlich hatte sie mich ja gerade versucht zu bestehlen. Jeder andere hätte gewiss die Wachen gerufen. Aber nicht ich. Schließlich hatte ich ja den drang Dinge zu tun die mich vernichten konnten. Deswegen war ich ja auch Vigile geworden. Nun gut aber alles in allem schien sie wenigstens hungrig genug zu sein um meiner Einladung Gehör zu schenken. Dann sagte sie das was ich mir gedacht hatte. Sie hatte Hunger. Dieses Gefühl war mir auch bekannt gewesen. Ich kannte auch die kalten leeren Augen der Menschen die an dir vorbei gingen und dich ignorierten egal wie hungrig und wie alt du warst. Somit sagte ich zu ihr:


    "Das Komliment muss man dir machen schließlich haben viele Frauen versucht mich zu bestehlen davon hattest du aber gewiss die schnellsten Finger."


    Ich hielt kurz inne um zu überlegen wo wir was essen konnten. Dann sagte ich :


    "Komm ich kenne genau den richtigen Ort um eine Kleinigkeit dem Hunger entgegen zu setzten."


    Mit diesen Worten ging ich voran und führte sie in die Taverna Apicia

  • Sie war sich nicht ganz sicher ob sie diesem Mann wirklich trauen sollte und konnte. Es gab zu viele schwarze Schafe auf dieser Welt und vor allem in dieser Stadt. Chiomara musste das wissen, schließlich gehörte sie ebenfalls zu solch schwarzen Schafen, die immer nur an ihr eigenes Wohl als erstes dachten. Wer konnte ihr schon die Sicherheit geben, dass sie es hier nicht mit einem Triebtäter zu tun hatte? Mörder und solches Gesocks lief hier in Rom doch massenweise herum. Sicher konnte man sich hier nie sein, es sei denn man hatte ein eigenes Haus welches dann auch noch bewacht wurde, aber auch da war man nicht immer sicher. Also kam sie recht schnell zu dem Entschluss, dass ihr keiner wirkliche Sicherheit geben konnte.


    Nun immerhin hatte er es hier mit einer Diebin zu tun, die bis jetzt noch nichts anderes in ihrem Leben gemacht hatte, auch wenn es sich heute gezeigt hatte, dass sie lange nicht perfekt war. Es war ihr Übermut und der Glaube, dass sie perfekt war.....und genau diese Dinge würden ihr eines Tages das Genick brechen, aber davon würde sie derzeit noch nichts hören wollen.
    Kurz tauchte ein leichtes Schmunzeln auf ihren Lippen auf. Chiomara konnte sich sehr gut vorstellen, was das für Frauen gewesen waren.....nun er war auch nur ein Mann, ein stattlicher dazu.


    Mit einem Nicken folgte sie ihm langsam, denn ein leicht ungutes Gefühl blieb dennoch in ihrer Magengrube zurück und dieses hatte nichts mit Hunger zu tun, aber sie war neugierig und wollte wissen wohin der Mann sie einladen wollte. Einfach verschwinden konnte sie auch nicht, wenigstens etwas Gesellschaft wollte sie ihm leisten, immerhin hatte er sie nicht den Wachen übergeben, das war hoch anzurechnen.

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