Eine Nacht in der Schneiderei

  • Mit dem Blick zur Sklavin, die den geschenkten Stoff an sich nahm und damit nach hinten ging, war für Romana der Auftrag an Catus abgeschlossen. Auch sie gab ihm ein Lächeln zurück, was weniger amüsiert ausfiel als seines, wofür sie auch im Moment weder einen Grund sah noch Lust verspürte. Dann sollte ich dir wohl für die Ausnahme dankbar sein? Entgegnete die Braunhaarige eher etwas irritiert, bevor ihr einfiel, dass er ja in der gleichen Casa ein und aus ging. Weder einen weiteren Wunsch noch eine Frage. Du verstehst dein Handwerk und ich bin froh, dich hier gefunden zu haben. Damit lächelte sie ein erneutes Mal recht offen und gab Nuha dann zu verstehen, sie möge doch vorausgehen. Sie selbst deutete auf die leicht verwaschene Tunika, in welcher der Stoff verpackt war. Vielleicht kennst du eine bedürftige Person, ich werde sie hier lassen. Sich nun endlich zum Gegen umwendend, grüßte sie mit einem Vale Decimus! und folgte schlussendlich der Grauhaarigen hinaus.

  • Am Tag nach meinem Gespräch mit Clara begab ich mich, wie ich es ihr angekündigt hatte, in meiner verlängerten Mittagspause (sie hatte früher als sonst begonnen und würde später als sonst enden - es war eben eine postpräfektische Pause) zur mir von meiner Freundin Paula empfohlenen Schneiderei namens "Vestitor Romanus". Begleitet von meinen üblichen drei Leibwächtern, die nicht zuletzt meinen wichtig-wichtig-Status unterstreichen sollten, betrat ich also den Laden und versuchte mich möglichst unvoreingenommen erstmal etwas umzusehen. Alles andere als planvoll streifte ich dann durch das Geschäft, besah mir weinrote, blaubeerblaue, ziegelrote, olivgrüne, sonnengelbe und türkise Kleider, Tücher und Schleier und kontrollierte deren Qualität. Denn wenn ich mein Hochzeitskleid hier schneiden lassen würde, dann würde es am Ende ja wahrscheinlich vergleichbar gut oder eben schlecht verarbeitet sein. "Um Himmels Willen, wer soll denn das nur tragen!", rutschte es mir bei einer eigentlich ganz annehmbar geschnittenen Tunika leise raus. Mit dem ironischen Kommentar "Modisches Kackbraun." legte ich den Fetzen wieder beiseite. Mode kann man kaufen. Stil muss man haben., ging es mir dabei durch den Kopf.


    Irgendwann wurde man offensichtlich auf mich aufmerksam und sprach mich, weil ich hier ja so furchtbar zielstrebig zu Werke ging (also wahrscheinlich etwas verloren wirkte), an. "Guten Tag. Mein Name ist Sergia und ich brauche eine modische Tunica recta, weil ich bald heiraten werde.", erklärte ich den Grund meines Besuchs hier. "Ich dachte da an etwas Modisches und stilvoll Elegantes. Denn ich bin als Praefecta Vehiculorum von Italia ja nicht einfach nur irgendwer! Und das soll man auch sehen. Auf der anderen Seite möchte ich aber natürlich auch ein bisschen traditionell aussehen, sodass jedem gleich klar ist, dass ich die Braut bin, weil ich eben die weiße Tunica recta trage.", umriss ich den Spagat, den der Schneider zu machen imstande sein sollte.
    Ich dreht mich zu einem meiner Begleiter um und winkte ihn heran. "Hier, diese Stoffe habe ich selbst aus feinster weißer Wolle gewebt, wie es sich für eine selbstständige Braut schickt.", log ich ohne rot zu werden, obwohl ein Fachmann sicherlich schon auf den ersten Blick sah, dass ich bestimmt nicht in solcher guten Qualität weben konnte. "Weil mir die anderen Sachen hier ansonsten eigentlich ganz gut gefallen, würde ich mich also freuen, wenn du hieraus ein schickes Brautkleid für mich zaubern könntest!", lächelte ich meinen Gegenüber zum Schluss nun also erwartungsvoll an, während mein Begleiter meinem Gegenüber die lupenrein weißen Stoffe anbot. *


    Sim-Off:

    * 2 x Stoff mit netter Beschreibung für 0.00 Sesterzen in der WiSim. ;)

  • Mithrenes


    "Eine links, zwei rechts, einmal mitten durch, dann rauf, zwei fallen lassen und wieder unten durch...", säuselte Mithrenes das alt bekannte Stichmuster vor sich hin, dass er so viele Male von seinem damaligen Meister eingetrichtert bekam bis er es nicht mehr hören konnte. Immer und immer wieder. Und passte er nicht richtig auf, verwechselte einen Schritt oder zögerte er auch nur zu lange, dann: 'ZACK!' Setzte es was mit dem Stock - direkt auf die Finger. Wodurch die Weiterarbeit danach noch mehr schmerzte. Anfangs schrie der Knabe noch auf, wenn er wiedermal das Opfer einer solchen Attacke wurde, doch bedeutete dies bloß noch mehr Prügel. Weshalb er sich zwangsläufig schnell antrainierte nicht mehr aufgrund der Schmerzen aufzuschreien. "Eine links, zwei rechts, einmal mitten durch..." Auch wenn es noch nicht allzu lange her war, dass der junge Mithrenes diese Tortur erleiden musste, dachte er bereits ohne Greuel an seinen alten Lehrmeister zurück. "...rauf, zwei fallen lassen and back to the roots...", verfiel der griechische Junge vor lauter Träumerei wieder in seine Heimatsprache zurück. Beinahe könnte man sagen, dass diese monotone Abfolge von Stichen ihn auf irgendeine verzerrte Art und Weise belustigte. Ab und zu, erzählten sich die anderen Sklaven, solle man ihn sogar bei der Arbeit verstohlen kichern hören. Möglicherweise hatte diese Art der Ausbildung doch zu sehr an seinem Nervenkostüm gezehrt, als man auf den ersten Blick vermuten würde.


    Plötzlich hörte er Stimmen aus dem Verkaufsraum, legte seine Arbeit zur Seite und stand auf. Er durchquerte seine Werkstatt und schob sich an dem schweren Vorhang vorbei, der den Verkaufsraum von der Werkstatt trennte und einigermaßen Blick- und Lichtdicht abschottete. Etwas zögerlich stand er da und bemerkte, wie sich gleich drei Gestalten innerhalb des Ladens breitmachten und eher beiläufig die Aulage zu beobachten schienen. Doch moment, da war noch jemand. Als sich einer der breitschultrigen Kolosse zur Seite bewegte, fiel Mithrenes Blick auf eine äußerst hübsche, braunhaarige Römerin, die hier wohl das Kommando haben musste, denn es erschien keiner der Anwesenden so hoheitlich wie, eben sie.
    Mithrenes trat einige Schritte auf sie zu und sprach sie an.
    "Salve Domina! Willkommen im bescheidenen Vestitor Romanus!", sagte er und machte einmal, in seiner zumeist übereifrigen Art, den Diener vor der werten Herrin. Kaum blickte er wieder auf, plauderte die zukünftige Braut auch gleich schon drauf los.


    Mithrenes lauschte bedächtig ihren Worten und beobachtete sie dabei eingehend, während die Sergia ihr baldiges Brautkleid beschrieb. Dann winkte sie einen ihrer glorreichen Drei herbei, der die Arme voll mit perfekt weißen Stofflagen hatte. "Eine wahrhaft grandiose Arbeit.", lobte Mithrenes die Qualität des Stoffes, während er mit beiden Händen diesen befühlte und die Webkunst der hohen Dame sichtlich anerkannte. "Du möchtest also eine Tunica recta, die für ewig in Erinnerung bleibt? Hast du da bereits eine gewisse Vorstellung? Oder vielleicht so manches Detail, dass du unbedingt verarbeitet haben willst?", fragte er dann die Domina in seiner freundlichen Art, vielleicht hatte sie ja bereits eigene Ideen, die für sie genügend Stil besaßen und so überzeugen konnten.




    SKLAVE - CAIUS DECIMUS DEXTER

  • Paula hatte mir wirklich nicht zu viel versprochen. Denn ganz genau so hatte ich mir das vorgestellt und ganz genau so musste das sein! Ohne großes Zutun schlug mir hier sofort die verdiente Anerkennung nicht nur für den selbstgewebt.. gekauften Stoff, sondern vor allem auch die für meine Person selbst entgegen. Das bestärkte mich darin, dass dies hier exakt der Laden war, in dem ich mein Hochzeitskleid schneidern lassen wollte! "Natürlich habe ich mir da schon so meine Gedanken gemacht.", ließ ich dann den hier Angestellten wissen und atmete noch einmal kurz durch, bevor ich zu erzählen begann: "Also im Prinzip fand ich das Brautkleid meiner Freundin Pontia Paula, die ihr Kleid auch hier hat machen lassen und mir diese Schneiderei auch empfohlen hat, schon nicht ganz verkehrt. Du erinnerst dich?" Wahrscheinlich nicht. Deshalb beschrieb ich besagtes Kleid ganz fix in wenigen hundert Sätzen (so gefühlt zumindest) nochmal. "Nur mein Kleid soll natürlich weniger.. gewöhnlich und vor allem viel, viel schöner werden!" Jede Frau wollte schließlich immer das schönste Brautkleid ever tragen. Im Gegensatz dazu hatte ich das Ziel diesem Willen auch Taten folgen zu lassen, die möglichst nahe heran kamen an diese Vorstellung! (Dass ich keine Augusta oder Augustus-Tochter war, wusste ich natürlich selbst. Aber es ging ja auch nicht ums Maximum selbst, sondern nur darum, möglichst nahe daran heranzukommen.) "Dafür hatte ich mir überlegt, dass die Ärmel eigentlich ausreichend waren. Aber ein bisschen mehr Dekolleté wäre schön. Meine Freundin hat da einfach.. eine kleine Problemzone, falls du verstehst. Deswegen muss da ja aber nicht auch bei mir so mit gespart werden, richtig?", versicherte ich mich neben dieser kleinen Lästerei über Paula beim fleißigen Schneiderlein. "Und für alles unterhalb des runden Ausschnitts dachte ich so an einen Schnitt ähnlich dem, den ich hier gerade trage.", wies ich auf mein azurblaues Kleid und erwartete dann die Meinung des Fachmanns. "Wäre sowas für dich möglich?"

  • Mithrenes


    Mithrenes wurde abermals von der Erzähllaune der Präfektin nicht enttäuscht, denn ihre Antwort fiel, wie er es geahnt hatte, äußerst üppig aus. Aber Pontia Paula? Der Name sagte ihm rein garnichts. Er konnte sich nur selten an die Namen gewesener Kunden erinnern. Doch eine seiner eigenen Arbeiten würde er unter tausenden Stücken wiedererkennen. Zu individuell waren die Arbeiten der damaligen Zeit, als dass man perfekte Kopien anderer Schneider anfertigen lassen konnte. Jeder hatte seinen ganz eigenen Stil.
    Und so reichten die knapp 99 Sätze, wobei der letzte mit einem Halbsatz versehen war, völlig aus, damit Mithrenes sich wieder an diese Arbeit erinnerte. "Natürlich, natürlich.", machte er nur, ohne die Sergia in ihrem Redefluss zu unterbrechen.


    Als sie dann endlich geendet hatte und ihm die alles entscheidende Frage stellte, fuhr sich Mithrenes mit der Linken durch die dunkelblonden Locken und überschlug kurz die möglichen Arbeitsschritte die dafür wohl nötig waren. "Ja, ich erinnere mich. Den Ausschnitt weiten wir aus und um diesem einen zusätzlichen Akzent zu verpassen, würde ich den Saum doppelt einschlagen und noch verzieren. Vielleicht in einer Farbe passend zum Schleier. Den Stoff gerafft und zur Hüfte hin etwas abgesetzt, um damit einen würdevollen Übergang zum unteren Teil des Kleides zu bekommen. Diesen werden wir dann an der Seite noch zusätzlich raffen um damit einen perfekten Faltenwurf diagonal bis zum Stoffende zu erzeugen.", kurz betrachtete er seine Kundin noch einmal von oben bis unten und versuchte dabei ihre Figur einigermaßen unter ihren Kleidern zu deuten. "Ja, ja das sollte gehen. Vielleicht an der einen oder anderen Stelle noch einen netten kleinen Akzent. Dann sollten damit wir einen gelungenen Kompromiss zwischen der klassischen weißen Tunica recta und der eleganz des modernen Stils erhalten." Dann fiel ihm wieder ein Punkt ein, den er eben zwar angesprochen aber noch nicht genügend präzisiert hatte. "Welche Farbe soll eigentlich der Schleier bekommen? Viele mögen es in gelblichen, orangen oder anderen warmen Tönen. Doch darf man auch die extravaganten Farben nicht unbeachtet lassen. Vorallem, wenn dein Kleid noch Monate später das Gesprächsthema schlechthin sein soll."




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  • Ich hörte mir aufmerksam an, was mir für mein Kleid als machbar vorgeschlagen wurde. An der Sache mit dem Ausschnitt hatte ich keine Zweifel an deren Umsetzbarkeit gehabt, sodass ich diesbezüglich auch nur zufrieden nickte. Natürlich würde es gewiss auch ein paar verklemmte Spießer unter meinen Hochzeitsgästen geben (ich dachte da so spontan an diesen tiberischen Neuadel.. an den ich fast immer denken musste, wenn es um schlechte Eigenschaften ging). Aber wenigstens wüsste ich dann schon im Vorfeld, worüber meine Neiderinnen und Neider so tuscheln und lästern würden. Das war definitiv besser, als wenn ich vorahnungsfrei in die "Schlacht" zöge, nicht wissend, womit ich mich letztlich konfrontiert sehen würde! Insofern, ja, wollte ich vielleicht sogar absichtlich ein bisschen für Gesprächsstoff sorgen. (Was wäre das auch für ein angekündigtes Großereignis - und so hatte ich es Clara ja wirklich erzählt - wenn es keinen späteren Tratsch darüber gäbe?)
    Gut, weiter im Text. "Ein paar Verzierungen wären wirklich noch eine schöne Idee!", stimmte ich dem Vorschlagenden zu. "Aber vielleicht wäre es möglich, dass man das Kleid selbst trotzdem gemäß der Traditionen rein weiß belässt? Um zu verzieren oder betonen reicht ja manchmal auch schon das Aufbringen eines Musters, zum Beispiel eines floral gehaltenen, statt gleich mit irgendwelchen Farben der Einheit und Reinheit an.. den Kragen zu gehen.", schmunzelte ich kurz bei dieser Wortwahl. Dennoch war es mir ernst damit: Mein Brautkleid sollte weiß sein, nur weiß. Denn genau für diese erwähnte Reinheit stand die Farbe des Kleides ja. Ginge es nur um Schönheit und Ästhetik, dann hätte ich mir diese Farbe bestimmt nicht ausgesucht. Aber das ging es nicht - und ich war bei allem Aufsehenerregen auch nicht dazu bereit, mich hier gleich so weit aus dem Fenster zu lehnen.


    Dem folgenden Rest konnte ich dann wieder nur zustimmen: "Genau.", verlor ich darüber keine großen Worte. Stattdessen ließ ich meinen Gegenüber wieder etwas zu Wort kommen, der von noch ein paar Akzenten hier und dort sprach und einem gelungenen Kompromiss (ein Wort, das ich sonst nicht so häufig hörte oder gar selbst sagte). Insgesamt stimmte ich ihm nickend zu.
    Als er danach aber anfing von meinem Schleier zu sprechen, ging mir mit kurzer Verzögerung auf: Wer sagte denn, dass ich nicht längst schon den passenden Schleier hatte?? Der war zwar nämlich nicht ganz optimal, weil etwas zu blass (kein Wunder: den hatte einst schon meine Mutter getragen!), aber an und für sich haben tat ich einen! "Ich habe bereits ein ganz hübsches Exemplar eines feuerfarbenen Schleiers, der einen eigentlich ganz netten Übergang von ehemals leuchtendem Rot hin zu einem hellen Orange besitzt.", erklärte ich also einfach mal hörbar nicht bis ins Letzte überzeugt, während ich nicht zum ersten Mal in ein kleines Grübeln darüber geriet, ob ich mir nicht - Schleier Laevinas hin oder her - vielleicht trotzdem einen neuen für meine Hochzeit zulegen sollte: Einen, der noch mehr Leuchtkraft besaß, ganz fein und seidig-geschmeidig mein Gesicht umspielte und nicht zuletzt zeigte, dass ich es finanziell einfach nicht nötig hatte, mich in den alten Kleidern meiner eigenen Mutter trauen zu lassen. Oder war das nun wieder zu rational gedacht? Ich war da gerade etwas unschlüssig....

  • Mithrenes


    "Nein, natürlich nicht.", antwortete Mithrenes noch leicht in Gedanken versunken. "Die Reinheit des Kleides, muss unantastbar bleiben.", versuchte er die Wichtigkeit dessen ebenfalls zu unterstreichen, damit auch ja kein Zweifel daran bestand, dass er verstünde was seine Kundin wollte. "Allerdings gibt es durchaus Töne, die diese Reinheit zu bewahren wissen. Perlmutt - beispielsweise, oder ein helles beige. Aber das sollen nur Vorschläge sein.", versuchte er seinen Vorstoß gleich wieder etwas zu bremsen. Nicht, dass er die Sergia noch vergraulte, bloß weil er ihr nicht komplett nach dem Mund redete.


    Dann erzählte die Sergia doch glatt, dass sie bereits einen Schleier besäße. Na toll, jetzt würde vielleicht irgendein ausgeblichener Fetzen das Gesamtkunstwerk, dass sich Mithrenes bereits vor seinem geistigen Auge vorgestellt hatte, völlig zerstören. Das war eine Variable, die er auf keinen Fall dulden konnte. Er würde nicht seine Arbeit, sein Meisterwerk, seinen Ruf, aufs Spiel setzen, bloß weil die Sergia sich keinen neuen Schleier leisten wollte. Nachher erzählt sich die Oberschicht Romas noch, dass er - Mithrenes - sie so komplett, samt Schleier, eingekleidet hatte. Und dann passte es nachher nicht mal zusammen. Zu viel Risiko. Nur, wie schaffte er es denn ihr diese fatale Idee auszureden? Vielleicht war es am besten, wenn sie diesen Schleier bei ihrem nächsten Besuch, also zu Anprobe, mitbringen würde. Dann könnte er sie gleich mit ein paar modischen Modellen überzeugen.
    "Nun, normalerweise würde ich sagen, dass ein solch ausgefallenes und auffallendes Kleid auch einen perfekten Schleier dazu benötigt, doch kann ich schlecht etwas kritisieren, das ich nicht gesehen habe. Das Gesamtbild muss stimmen.", versuchte er seine Idee gemächlich zu verkaufen.


    "Das Wichtigste haben wir dann ja, oder? Wenn du erlaubst, dann würde ich nun Maß nehmen.", fragend schaute er sie an und warf dann einen verstohlenen Blick auf ihre Gorillas, die noch immer im Hintergrund standen und die Szenerie beobachteten. Nicht, dass die das jetzt gleich falsch verstehen würden und ihm sofort Dresche verpassen würden.




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  • Nur kurz ging ich in mich und überlegte. "Nein, ich bleibe trotzdem dabei: Weiß soll es sein. Ganz und gar und strahlend rein.", lautete meine überzeugte Antwort, die aber mehr als Ergebnis meiner Gedanken zu mir selbst gesprochen war, als dass sie sich bewusst an diesen Schneider richtete. Demzufolge klang ich wohl auch ausnahmsweise mal nicht arrogant.


    Wegen dem Schleier dann nickte ich nur ohne weitere Worte zu verlieren. Das hieß, eines musste ich natürlich schon noch sagen: "Dann werde ich meinen Schleier einfach beim nächsten Mal zur ersten Anprobe mitbringen, wenn es dir nichts ausmacht." Ja, das war eine super Idee! (Natürlich war sie das, denn sie kam ja von mir.) "Aber nur so zur Sicherheit kannst du ja auch einfach noch ein paar eigene Vorschläge vorbereiten.", ließ ich mich noch hinreißen zu sagen. Diese Restunsicherheit war eben nicht so einfach zu vertreiben und ich wollte ja, dass ich zum Schluss wirklich perfekt (oder so, wie ich mir "perfekt" vorstellte) aussah!


    Ich nickte meinen Leibwächtern beruhigend zu und nahm die Arme im rechten Winkel seitlich nach oben. "In Ordnung. Nimm Maß.", antwortete ich ihm dann emotionsarm und würde ihm natürlich trotzdem eine kleben, falls er zu dreist und tollkühn wurde. Dafür brauchte ich ja meine Wächter nicht. (Die sorgten nur dafür, dass ich mir keine Sorgen um irgendeine Gegenwehr machen musste.) "Und?", wollte ich direkt nach der ersten Messung dann natürlich auch gleich wissen, was er gemessen hatte. Dabei war ich natürlich nicht unbedingt auf irgendwelche Zahlen aus, sondern auf das gute Gefühl nach einem (oder gerne auch mehreren) netten Kommentaren zu meinem Aussehen und meiner Figur. Ob das Schneiderlein mir gegenüber dabei ehrlich war oder log, war hier Nebensache - dazu würde ich zur Anprobe eine Freundin mitbringen. Ich wollte einfach nur ein gutes Shopping-Gefühl und das Einkaufen hier in vollen Zügen genießen.

  • Mithrenes


    Also doch keine Farbe. Dabei würde doch ein perlmuttes Blumenmuster am Kragen die völlige Reinheit des eigentlichen Kleides um so mehr unterstreichen. Zähneknirschend musste Mithrenes diese Unvernunft über sich ergehen lassen, schließlich war der Kunde oder die Kundin, immerhin König, beziehungsweise Königin. Auch wenn im alten Roma wohl jeder diesen Vergleich gescheut hätte, wirkte sich das nicht abschwächend auf seine Bedeutung aus.
    Schließlich blieb Mithrenes nichts anderes übrig, als einfach nur zu nicken. Zumindest stimmte sie seinem alludierten Vorschlag zu, so blieb wenigstens noch die Chance, dass sie sich von ihrem ausgeblichenem Schleier abbringen ließe.
    "In Ordnung.", bestätigte er daher bloß flüchtig die Aussage der Sergia.


    Dann durfte er endlich Maßnehmen. Flink fingerte er eine einfache Schnur aus seiner Tasche heraus, hielt sie mit beiden Händen und schlang sie zuerst einmal um die schlanke Taille der Praefecta. Kurz prägte er sich die ungefähre Länge des Bandes ein, und machte dann sofort mit den Beinlängen weiter. Besonders viel Stoff würde er wohl nicht brauchen, bei ihrer durchweg schlanken Figur. "Mhmm, mmm...", waren dabei die einzigen Laute, die er von sich gab, jedesmal wenn er einen neuen Abschnitt gemessen hatte. Bis schließlich die Praefecta in ihrer unnachahmlichen Art fragte: 'Und?' Kurz blickte Mithrenes auf, und fragte sich, ob er jetzt auch noch eine Feststellung über ihre Figur machen sollte.
    "Nun,...", antwortete er erst einmal wenig aussagekräftig, und atmete tief ein, bis er sich eines Besseren besinnte. "Ausgezeichnet. Wahrhaftig Traummaße für einen Schneider. Das Kleid wird deine Figur geradezu umschmeicheln.", vorsichtig richtete sich Mithrenes wieder auf und ging einen Schritt zurück, bedacht dabei nicht auf seiner eigenen Spur auszurutschen und wartete dann einen Atemzug lang ab, ob die Sergia noch etwas zu sagen hatte. Nur um dann selbst zu sprechen: "Perfekt. Ich hätte dann alles was ich brauche. Hast du vielleicht noch Fragen? Ansonsten sehen wir uns bei der Anprobe wieder.", sagte er und machte dabei eine angedeutete Verbeugung.




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  • Herrje, Männer! Wollte der Kerl mich hier nicht verstehen oder konnte er es einfach nicht? Oder lag es an dem Ausdruck seiner.. Klasse? "Das will ich doch hoffen!", lächelte ich nur halb im Scherz bei seiner Aussage, dass mein Brautkleid meine fabelhafte Figur besonders gut zur Geltung bringen würde, wäre es erstmal fertig. Das war ja ein Kompliment nicht für mich, sondern für das noch unbegonnene Schneiderwerk! Und Traummaße für einen Schneider.... Was war in dieser Zeit schon das Ansehen bei einem Schneider? Hätte er mich mit der Augusta verglichen (obwohl, die war sicherlich auch schon ganz schön alt und faltig) oder besser noch mit der jungen Cornelia Prima! Das wäre.. prima (*haha*) gewesen! So aber blieb mir nur das ausgezeichnet, von dem ich mir allerdings nicht mal ganz sicher war, dass es auch tatsächlich mir und nicht nur einer Idee im Kopf des Schneiderleins galt.
    Ein bisschen geerdet überlegte ich kurz auf seine abschließende Frage und kam zu dem Schluss: "Nein. Wir sehen uns dann bei der Anprobe in zwei Wochen wieder." War sicherlich nicht viel Zeit für die ersten groben Arbeiten an meinem Kleid, aber ich war immerhin Sergia Fausta, Postpräfektin von Italia, Nichte eines Senators, Nachkommin einer Cornelia, Verlobte eines Vigintivirs, Nichte des Schwagers vom Stadtpräfekten und und und. Da durfte ich ja wohl erwarten, dass mein Auftrag zugunsten von anderen etwas bevorzugt behandelt wurde! Mit einem federleichten "Vale bene!" verabschiedete ich mich dann wieder aus dem Geschäft und war nun wieder etwas zufriedener, nachdem ich mich meinte damit auch für die wenigen Komplimente revanchiert zu haben.


    ~ Zwei Wochen später ~


    .... war ich also wieder bei meinem Brautkleidschneider und durfte zu meiner Zufriedenheit feststellen, dass es ganz gut voranging mit meinem Dress. Sah zwar alles noch nicht unbedingt nach einem absoluten Hingucker aus, aber das war bei einer ersten Anprobe natürlich auch nicht zu erwarten gewesen. Auch hatte ich natürlich den Brautschleier meiner lieben Mutter mit dabei, zeigte ihn und ließ mich schlussendlich davon überzeugen, dass er zwar ohne Zweifel schon ganz gut zu meinem Kleid aussehen würde, aber natürlich gegenüber einem neuen Schleier noch etwas, wirklich nur ein kleines bisschen, im Schatten stehen würde. Ich verabredete also für die zweite und finale Anprobe in erneut zwei Wochen, dass mir das Schneiderlein auch einen, zwei oder drei eigene Vorschläge für einen seiner Meinung nach passenderen Schleier vorlegte. Ich würde mit meinem Freundinnen zusammen kommen und mich dann endgültig in dieser Frage entscheiden.


    ~ Erneut zwei Wochen später ~


    .... kam ich dann nicht nur von meinen drei Leibwächtern, sondern auch meinen beiden Freundinnen Paula und Tusca und jeweils noch einem ihrer Leibwachen begleitet wieder in die mir empfohlene Schneiderei namens "Vestitor Romanus". "Du wirst schon sehen, Tusca, Liebes, dass es genau die richtige Entscheidung von Fausta war, hier ihr Hochzeitskleid schneidern zu lassen! Der Meister hier ist eine wahre Koryphäe seines Handwerks!", betonte Paula gegenüber ihrer etwas skeptischeren Freundin. "Fausta, ich kann wirklich nur hoffen, dass sich unsere gut Freundin hier nicht irrt. Es wäre ja nicht das erste Mal, was?", machte sie eine Anspielung, auf die Paula natürlich auch gleich ansprang: "Du hälst doch nicht immernoch vor, dass ich dir damals zu diesem nubischen Backmeister geraten habe?!", wehrte sie sich. "Einen Backmeister nennst du den? Ich bitte dich! Ich musste vor meinen Hochzeitsgästen behaupten, dass seine Waren eine ganz besondere Spezialität der Provinz wären: völlig verbranntes Gebäck!", beschwerte sich die Titia und Paula zuckte mit der Schultern. "Ich weiß gar nicht, was du hast. Du hast das doch damals noch gut überstanden mit deinem grandiosen Einfall von "nubischem Gebäck"! Ich finde, du könntest das ruhig langsam mal abhaken und vergessen, Tusca." Und während sich meine beiden Freundinnen für den Moment wieder vertrugen, erreichte ich als in jeder Hinsicht die Spitze unseres Trios das tapere Schneiderlein: "Ich grüße dich! Wie angekündigt habe ich mir heute noch ein bisschen Verstärkung durch meine beiden Freundinnen hier mitgebracht. Den Schleier meiner Mutter habe ich auch wieder dabei. Bist du auch soweit fertig und bereit für meine finale Anprobe?" Ich wollte es stark hoffen für ihn.

  • Mithrenes


    "Salve Domina!", rief Mithrenes aus, als er von dem Geschnatter der glorreichen Drei hoch- und aus seinen Gedanken herausgeschreckt wurde. Etwas überrumpelt stand er von seinem kleinen Hocker auf und machte eine dienende Verbeugung vor den drei Damen aus hohem Hause.


    "Ja, selbstverständlich. Dein Kleid ist fertig und wartet nur darauf deinen Körper umschmeicheln zu dürfen.", vielleicht hatte Mithrenes es nicht unbedingt perfekt drauf, seine weibliche Kundschaft zu umwerben, doch dafür lagen seine Qualitäten auf einem anderen Gebiet. Und Privat, suchte er sich sowieso keine Weibchen aus.


    Aufgeregt schob er den Vorhang zum Hinterzimmer der Schneiderei auf und zog ein reinweißes Kleid heraus, dass genau diesen perfekten Faltenwurf, wie zuvor von ihm beschrieben, ab der Unterkante des Dekolletes entwickelte. Nun würde sich herausstellen, ob sich die anstrengende Arbeit gelohnt hatte, ob es der Praefecta gefiel und vorallem auch ihren zwei Begleitdamen gefallen würde.




    SKLAVE - CAIUS DECIMUS DEXTER

  • Hätte es mich interessieren müssen, welche Vorlieben dieses Schneiderlein meinte zu haben? Keine Ahnung, aber es juckte mich nicht. Nicht im Geringsten. Denn ich würde bestimmt nie etwas von einem nur durchschnittlichen Römer oder gar Nicht-Römer wollen! Und überhaupt reizte mich die schnelllebige, unzuverlässige Modebranche auch gar nicht. Einfluss gab es andernorts zu holen. (Nur von meinem allerliebsten Lieblingsmodemacher Gargonianus Arminius kannte ich ein kleines privates Detail. Das lag aber auch nicht an Arminius selbst, sondern an diesem Freigelassenen Sergianus Gallianus, der zum Glück NICHTS mit meiner Verwandtschaft zu tun hatte!)
    Zusammen mit meinen beiden Freundinnen Paula und Tusca betrachtete ich also erstmal das kleine Kunstwerk dieses Mithrenes. Ich ging einen Schritt auf das Kleid zu und befühlte es kurz mit der linken Hand, bevor ich eine nicht ganz leicht zu durchschauende Mimik aufsetzte und erst Paula zu meiner linken, dann Tusca zu meiner rechten Seite fixierte. "Also ich finde, dass dieser Dress ganz ausgezeichnet ausschaut! Du wirst darin aufgehen wie eine Blume und noch in zehn Jahren eines DER Vorbilder für jede Verlobte auf Brautkleidsuche sein!", pries die Pontierin nicht ganz uneigennützig an. Denn sie hatte mir diesen Schneider ja immerhin empfohlen. "Auf den ersten Blick, ja, sieht es ja nicht ganz verkehrt aus. Da geb ich dir recht, Paula. Aber Fausta, du solltest es schon wenigstens noch einmal anprobieren, bevor du es mitnimmst." Blume hin oder her, auch die machten in der falschen Vase ja manchmal nur eine welke Erscheinung....


    So also schlüpfte ich einmal in diesen Traum aus weiß und bekam mich selbst betrachtend erst ausgesprochen gute Laune, bevor ich kurz darauf nörgelig wurde. Denn JA, ich fand, dass mir dieses Outfit wirklich sehr gut stand: Es zeigte, was ich hatte, war dabei trotzdem noch konservativ genug für eine Hochzeit und gleichzeitig modern. Kurzum: Ich fand nichts, was ich hätte daran aussetzen können, kein noch so kleines Detail. Und das wiederum störte mich. "Nein, also diese Naht hier kratzt total!", beschwerte ich mich also über ein nicht vorhandenes Problem und kratzte mich kurz an betreffender Stelle am Arm: Und siehe da, plötzlich war mein Arm dort wirklich leicht gerötet! Ich musste mir ein gewinnendes Lächeln verkneifen, während auch Tusca vielsagend zu Paula schielte. "Ich bin mir sicher, dieses kleine Problem kann Mithrenes noch aus der Welt schaffen, nicht wahr?", reagierte Paula auf den Blick ihrer Freundin. Ich wartete die Reaktion des Schneiders darauf nicht ab: "Das will ich hoffen! Denn ich habe jetzt so kurz vor der Hochzeit nicht noch die Zeit, um mich nochmal ganz neu um einen Brautkleidschneider zu bemühen!" Damit war dieser Part für mich gegessen. "Und was meint ihr zu den Schleiern? Eher den hier? Oder eher den?", sprang ich nicht ganz unauffällig plötzlich wieder zufrieden mit der Situation also zum nächsten Punkt.
    Nachdem mir meine beiden Freundinnen ungewohnt einhellig zum neuen Schleier rieten (weil zu einem neuen Kleid kein alter Schleier tragbar sei; weil der alte Hochzeitsschleier meiner Mutter schon ebendieser seine ganze Kraft für ihre Ehe mit meinem Vater geschenkt habe; und weil sonst leicht das Gerede aufkommen könnte, dass mir das Geld für auch einen neuen Schleier fehle), erwarb ich neben dem Hochzeitsdress auch noch einen edlen, farbkräftigen Seidenschleier. Nach einer gefühlten Viertelstunde, die tatsächlich jedoch ziemlich genau zehnmal so lang war und für Mithrenes bestimmt gefühlt nochmal etwas länger dauerte, verließen meine beiden Freundinnen und ich begleitet von unseren Leibwachen wieder die Schneiderei. Nun konnte meine Hochzeit so langsam kommen....

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