• Bevor ich mich auf dem Weg zu einem Tesserarius machte, musste ich zuerst eine Latrine aufsuchen.
    Anschließend führte mich mein Weg, eigentlich war es ja kein vorgegebener Weg, in die Nähe des Exerzierplatzes.
    Da hörte ich sie laut und deutlich. Neugierig ging ich näher, denn ich erkannte die Stimme meines tapferen Helden.
    Seit ich genesen hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Doch seine Stimme würde ich unter tausenden wieder erkennen.
    Sofort schlug mein Herz schneller und wie von einem Magnet angezogen näherte ich mich ihm.
    Wunderbar, dank Menecrates hatte ich nun auch einen Grund ihn einfach an zu sprechen. Nicht das ich ohne diese Vorgabe nicht dazu fähig gewesen wäre. Doch so bekam die Geschichte einen offiziellen Anstrich.
    „Salve Soldat“, himmelte ich ihn an. „Ich habe eine Frage“.

  • Er wollte erst eingreifen da es einen, gleich hinter seinem persönlichen Tiro, gab der es einfach nicht begriff oder begreifen wollte. Doch dann lösten die Tirones das Problem von alleine und Corvinus fühlte sich bestätigt.


    So kamen sie wenig später auf dem Campus an.

  • Corvinus war etwas überrascht den eingefangenen Sklaven wieder frei herumlaufend zu sehen. Er dachte sich dann aber, die ganze Sache war ja auch schon etwas her, das der Legat bestraft haben würde und er jetzt wahrscheinlich aus Dankbarkeit sein Leben behalten zu haben der beste Sklave des Lagers war.
    Als Linos dann aber seine Frage stellte kam ihm doch wieder der Gedanke das er doch noch nicht wirklich domestiziert war. Sah er denn nicht das er gerade beschäftigt war oder hatte er es wieder mal ignoriert.
    Da Corvinus den Sklaven aber inzwischen kannte oder ein wenig einschätzen konnte und sich dachte wenn er nicht antwortete würde der nur länger stören, drehte er seinen Blick kurz zu seinen Rekruten.


    "STATE" befahl er ihnen mal wieder in beeindruckender Lautstärke.


    "Immer noch der Alte ... das ich gerade beschäftigt bin kommt dir wohl nicht in den Sinn was? Also ich hoffe die Frage ist wichtig?"

  • Völlig fasziniert von seinem Körperbau stand ich da und starrte ihn an. Meine Frage hatte ich schon fast vergessen als sein "STATE" über den Platz donnerte. Ich zuckte zusammen um ihn gleich wieder bewundernd anzuschauen.
    Über die Schreihansel des Militärs hatte ich mich schon immer aufgeregt, aber er nein also diese Stimme dieses Volumen.
    So verzückt hatte ich fast seine Frage nicht mitbekommen.
    „Ähm, …ja sicher doch, … ich freue mich auch dich zu sehen.
    Du sag mal ich suche deinen Tesserarius. Du hast doch einen?
    Natürlich, dumme Frage, jeder hat doch einen. Nein ich meine ihr habt doch alle einen.“ Oh Mann Linos reiß dich zusammen.
    „Also ich suche den Tesserarius im Auftrag des Legaten.“ Der letzte Satz war wohl der sinnvollste den ich von mir gab.
    So stand ich da und grinste meinen Helden erwartungsvoll an.

  • Corvinus schob das Gestammel auf die gemeinsamen Ereignisse und war sich sicher das der Sklave Angst vor ihm hatte. Er wollte die Sache schnell beenden und machte daher einen Schritt auf Linos zu und schaute ihm dann tief in die Augen. Das er vollkommen verschwitzt war und wahrscheinlich wie ein Otter aus dem Mund stank, es hatte heute morgen nur zwei Zwiebeln zum Frühstück gegeben störte ihn dabei nicht.
    "Also jetzt bleib mal ganz ruhig. Der Legat sucht "meinen" Tessarius, "einen" Tessarius, den Tessarius der Centuria IV der Cohors II oder was?"

  • Oh was für ein Mann, jetzt kommt er auch noch näher. Ihm heute noch zu begegnen, damit hätte ich nicht gerechnet, aber dass er nun auf mich zu kam und mir dabei so fest im die Augen blickte, das war einfach zu viel des Guten. Auch sein fast barbarischer Geruch störte mich nicht, wenn ich sonst auch noch so empfindlich war.
    Verlegen blickte ich zu Boden, doch dann riss ich mich zusammen blickte auf und schaute ihn fest an. „Dein Tessarius würde mir schon reichen“, wenn gleich ihn, meinen Helden, zu suchen mir lieber gewesen wäre. „Auch wenn ich noch mehr von der Sorte suchen soll. Doch wenn du weißt wo noch mehr von der Sorte stecken immer her damit“, fügte ich noch grinsend hinzu.
    „Hast du Zwiebeln gegessen?“ Die Frage war fast schneller draußen wie ich denken konnte.

  • Corvinus wurde nicht schlau aus dem Sklaven, was sollte denn jetzt die Frage nach den Zwiebeln.
    "Tja bei den einfachen Legionären gibt es etwas einfacherer Kost als im Haus des Legaten... aber zurück zu deiner Frage. Wenn du mit meinen Tessarius den meiner Centurie meinst. Der müsste in der Schreibstube in unserem Block sitzen. Sicher bin ich mir aber nicht da ich nicht genau weiß was er heute morgen für einen Tagesbefehl bekommen hat. Ebenso sieht es mit jedem Tessarius jeder Centurie dieser Legion aus wenn sie sich im Castellum befindet. Ich meine das mehrere Cohorten außerhalb sind. Naja am schnellsten und einfachsten findest du wohl den der heute Wache hat. Der müsste in der Wachstube an der Castra Praetoria sein."


    Corvinus wollte sich nun aber nicht mehr länger aufhalten und griff daher an die Schultern von Linos, drehte ihn um und schob ihn ein kleines Stück los.


    "So und nun mach mal los ich hab hier noch ein paar Rotärsche zu beschäftigen."

  • Seine Antwort bekam ich nur so am Rande mit aber was ich mit bekam war, dass er mich anfasste. Zu schade war, dass er mich weg schob anstatt mich an sich zu ziehen.
    Mich noch einmal umdrehend kam von mir :“Danke, danke für dein Hilfe.“ Es folgte noch ein langer sehnsuchtsvoller Blick, bei dem ich fast über meine eigene Füße gestolpert wäre.

  • Corvinus war mitsamt Centurienscriba Numerius Scaevius Senecio und Ferox von der Principa zurückgekommen. Er brachte das Geld in der Soldkasse der Centurie unter und stellte sich dann vor den Unterkunftsblock der Centurie auf


    "Centuria IV Cohors II VENITE!" brüllte er dann so laut es ging.

  • Schräg hinter Corvinus bezog Hadamar gemeinsam mit Senecio Aufstellung. Und war heilfroh, den Sack abladen zu können, während nach und nach die Milites ihrer Centurie herbei strömten und sich vor ihnen sammelten.

  • ..unter ihnen Sönke, der mit schlafverklebten Augen aus dem Zimmer seiner Contubernie trottete. Es war doch etwas ganz anderes, einen Abend auf dem Hof ausklingen zu lassen als auf in einer Barracke mit zig anderen Typen. Vor allem seine eigene Contubernie! Was hatte er dem Centurio eigentlich getan, in eine Contubernie geschickt zu werden in denen gleich drei von den Typen unverbesserliche Schnarcher waren?
    Sönke hatte es sich zur Angewohnheit gemacht als erster schlafen zu gehen, weil er es sonst nicht schaffen würde überhaupt in die Nähe eines erholsamen Schlafs zu kommen sollte sich einer der Schnarcher zuerst hingelegt haben. Das zweite Problem war... wie bekam man sich müde? Richtig... man ackerte wie ein Gaul. Etwas, was Sönke nur allzu bekannt war, auch wenn ihm der Sinn gewisser Übungen während seiner Grundausbildung beileibe nicht aufging.
    Auch wenn Sönke sich also relativ fix in den Schlaf ackerte.. manchmal waren die Schnarcher einfach schneller.


    Wie heute zum Beispiel... kein Auge hatte er in der Nacht zugetan, und entsprechend fix und fertig. Einer der Veteranen seiner Contubernie hatte sich nicht mit Rufen aufgehalten und ihn einfach aus seinem Bett gezogen und seinen Kopf in den mit allerlei besser weiterhin undefiniert bleibenden Flüssigkeiten gefüllten Pott gesteckt. Wenn es nicht die Kälte war, die Sönke schlagartig wach machte... dann der Gestank.
    Ein netter Nebeneffekt war, dass Sönke so selbst im engen Flur einen kleinen Platz für sich ganz alleine hatte, weil alle anderen ihn mieden.

  • Corvinus gab Ferox und Senecio Zeichen das sie sich auch in ihr jeweiliges Contubernium eingliedern konnten. Nachdem dies geschehen war ergriff er das Wort.


    "Milites... es hat in den vergangenen Tagen einiges gegeben was wir zu verdauen hatte. Der Tod unseres Kaisers war davon natürlich mit Abstand der größte Brocken. Der Legat hat denke ich deutliche Worte dafür gefunden was das für jeden einzelnen in den nächsten Wochen und Monaten ja wenn nicht Jahren zu bedeuten hat. Aufgrund dieser Tatsache habe ich soeben für die IV ein Donativum in Empfang genommen. Es hat die Höhe des dreifachen Wochensoldes und kommt aus den Ersparnissen der Legio unter Kaiser Valerian und aus dem Privatvermögen des Legaten. Seht es als Ausgleich für die zu erwartenen Mehrbelastungen der nächsten Zeit. Zusätzlich erhält jeder von uns kostenlos Tunicae, Paenulae und Caligae. Nach diesem Antreten wird jeder von euch der es noch nicht getan hat zur Horrea gehen und die Zusatzausrüstung empfangen.
    Der Legat hat uns besonders Vertrauen geschenkt und wir werden dies mit bedingungsloser Treue zurückzahlen und werden wahrscheinlich, solange wir noch im Castellum verbleiben öfter Wachdienst haben. Da das viele rumgestehe ja lahm macht, wir uns auf einen Feldzug vorbereiten müssen und die neue Ausrüstung ja auch eingelatscht werden muss wird es ein paar Änderungen geben. Sobald ich die neuen Dienstpläne von der Principia erhalten habe werde ich sie durchsehen. Ich kann euch aber jetzt schon sagen das wir die Anzahl der Übungsmärsche verdoppeln werden. Ebenso wird die komplette Centurie jeden Morgen mit mir gemeinsam eine Runde um den Campus und das Castellum laufen. Desweiteren überprüft die komplette Centurie die komplette Ausrüstung unter Aufsicht der Veteranen. Diese Männer wissen was man auf einem Feldzug braucht und was nicht. Alles was gebraucht wird doppelt überprüft ob es noch einen Felzug bedenkenlos mitmacht. Bei allem was nicht der Fall ist wird es ausgetauscht. Alle Anträge und Meldungen dazu laufen über Senecio. Zusätzlich habe ich Zusatzverpflegung beantragt die ab sofort jeder von uns zu sich nehmen wird. Ein Feldzug kann lang und anstrengend werden und alles was man an Reserven auf den Rippen hat schützt einen vor Wunden, Hunger und langen Märschen in kalten Nächten.
    Männer es ist auch mein erster Feldzug. Doch wir haben viele Veteranen in der Centurie und einen guten Legaten. Wir werden ihn nicht enttäuschen. Doch wenn es zum Kampf kommt wäre es verblendet zu sagen das jeder von uns lebend zurück kommt. Jeder sollte also dementsprechende Vorbereitungen treffen und wenn er sich nicht sicher ist beim Signifer nachschauen ob alles geregelt ist und dabei nicht vergessen gleich das Donativum einzuzahlen. Heute Abend werde ich dem Herren des Lichtes ein Opfer darbringen und für uns beten. Jeder der will kann der Zeremonie beiwohnen. Sollte es jemanden unter uns geben der nicht Mithras folgt und lieber zu anderen Göttern beten will der soll das heute Abend machen.
    Also ich fasse noch einmal zusammen
    Im Anschluss Donativum empfangen und beim Signifer einzahlen und prüfen ob alle Regelungen getroffen sind.
    Ausrüstung überprüfen und eventuelle Anforderungen an Senecio geben.
    Vorbereiten auf die kommenden Tage und um Beistand bitten bei seiner Mutter, den Göttern oder an wen er sonst glaubt.
    Da ich nicht weiß wann der nächste Tag dafür Gelegenheit ist hat die Centurie nach Abschluß der befohlenen Arbeiten bis zum ersten Signal der Nachtwache frei, die nächste Vollzähligkeit erfolgt morgen früh beim Morgenappell!
    Ab morgen wird es nur noch in Ausnahmefällen Urlaub geben und dann auch nur für ein paar Stunden."


    Corvinus schaute einmal in die Runde und überlegte ob er etwas vergessen hatte. Die Sache mit dem Morgenappell hatte hoffentlich jeder verstanden. Er ging ein Risiko ein wenn er seiner ganzen Centurie quasi erlaubte bis zum Morgenappell wegzubleiben. Er hoffte aber das dies keine Konzequenzen haben würde, alle ohne Zwischenfälle oder gar Abwesenheit morgen früh wieder vor ihm stehen würden. Zusätzlich hielt er es für eine gute Idee allen nochmal die Gelegenheit zu geben ihren Spaß zu haben. Wer wusste schon wann das das nächste Mal möglich war.
    Schließlich ging er in Grundstellung und brüllte:
    "ABITE!", salutierte und ging ab. Er machte sich gleich auf dem Weg zur Schreibstube der Centurie um, mit Senecios Hilfe die Donativien auszahlen zu können.

  • Sönke bekam nicht viel von dem mit was ihr neuernannter Optio da gerade redete, und noch weniger verstand er davon.. da war es nur allzu freundlich vom Helvetier, dass er am Ende noch einmal alles zusammenfasste.
    Donativa waren immer gut, hatten ihm seine Contuberniumskameraden eingebläut, sie erhielten die Moral und den Legionär. Sönkes Idealismus hatte maßgeblich gelitten, als man ihn darüber aufgeklärt hatte, dass solche Geschenke des Legaten in Sachen Vertrauen und zukünftige Belastungen und allem Blabla letztlich nur dazu dienten ihre Loyalität zu erkaufen. Tote Kaiser bezahlten niemanden, und dass sie jetzt weiterhin Valerian dienen sollten war etwas, was Sönke nicht verstanden hatte. Gegen zwei Dupondii aber wurde er von seinen Kameraden darüber aufgeklärt, dass das wohl nur eine Ausrede des Legaten war um seine Legion weiterhin beisammen zu halten bis es einen neuen Kaiser gab.
    Nachdem Sönke dieser kleinen Schock doch beträchtlich die Laune verdorben hatte (immerhin vertrug sich das ganz und gar nicht mit seinem Bild vom aufopferungsvollen Soldaten der für Kaiser und das Reich sein Leben gab und dabei ein gefeierter Held wurde), hatte ihn einer der älteren zur Seite genommen und dem Jungspund ein paar Grundweisheiten des Soldatentums mitgegeben, quasi als Dreingabe weil er so ein zuverlässiger Informationsabonnent war. Dazu gehörte unter anderem ein gepflegter Pragmatismus: wir kämpfen, die zahlen. Wenn sie nicht mehr zahlen, kämpfen wir auch nicht mehr, schließlich kämpft es sich mit leerem Magen schlecht, und einen wegstecken will man ja auch mal. Zudem muss man dafür sorgen, dass man später noch genug zur Hand hat, wenn einem Mal was bricht.. oder schlimmeres. Also: Kopf unten und die Hände aufhalten. Fertig.


    Das was der Optio ihnen jetzt also erzählte, bestätigte haaaaaargenau die Version seiner Contuberniumskameraden, was Sönke immernoch einen leichten Stich versetzte, schließlich hatte er von Heldentum und ehrenhafter Glorie geträumt, und jetzt bekam dieses Traumgebilde ernsthafte Risse.


    Mit seiner Contubernie begab Sönke sich folglich zum Auszahlen und Einzahlen, und sein Kopf schwirrte von einem heftigen Widerstreit von kindlichen Träumen und Schlammstampfender Realität.

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