[Triclinium] Nach langer Zeit

  • Das die Sklaven freundlich waren und den Gästen zulächelten, war für sie nichts ungewöhnlich. Schließlich wussten die Sklaven des Haushaltes was sich gehörte. Dass dahinter mehr stecken könnte, würde Sabina nicht vermuten. Von daher zuckte sie nur mit den Schultern, als Milo ein seltsames Verhalten dahinter vermutete. „Findest du? Saldir lächelt jedem zu“, ganz leicht zog sie eine Grimasse. Mittlerweile war sie alt genug um zu wissen, dass Saldir nicht gerade wegen ihrer Klugheit gekauft worden war. „Naja jedem Mann“, sie kicherte albern und rollte mit den Augen. Ein kleines bisschen wurde sie dabei auch rot. „Du weißt schon …“, fügte sie immer noch kichernd hinzu. Milo verstand sicherlich was sie andeuten wollte. Aber direkt aussprechen wollte sie es dann doch nicht, das Thema war irgendwie ein wenig peinlich.
    Wie gut das sie das Thema wechselten. Auf seine Frage hin zuckte sie mit den Schultern. „Nur lernen wie sich eine römische junge Dame zu benehmen hat! Ich weiß nicht welche Pläne Papa mit mir hat … ich glaub eigentlich hat er keine. Aber Laevina sicherlich.“ Wieder zuckte sie mit den Schultern.

  • Dann war es eben nur Freundlichkeit. Er zuckte kurz mit den Schultern. Komische Freundlichkeit, aber ihm sollte es recht sein.
    „Sei doch froh. Für mich hatte noch nie jemand Pläne.“, merkte er nur an. Sie hatte Familie, die sich um ihre Zukunft Gedanken machte. Er konnte von so etwas nur träumen. Er hatte zwar seine Tante, aber die hatte genügend mit ihren eigenen Problemen zu tun, als dass sie sich auch noch um ihn Gedanken machen konnte.
    „Mal sehen was ich die nächsten Tage so anstelle. Außer unsere Freunde besuchen wird ich wohl nicht großartig viel machen können, aber das bin ich ja irgendwie gewohnt.“, meinte er und lächelte ein wenig. So war es im Grunde schon seit Jahren. Außer seinen Freunden und seiner Tante hatte er im Grunde niemanden mit dem er sich beschäftigen konnte. Folglich hatte er gelernt sich selbst zu beschäftigen und war aus diesem Grund wohl auch so langweilig geworden, denn was stellte man den schon großartig alleine an?
    Aber er hatte schon die eine oder andere Idee, was er so machen konnte um sich die Zeit zu vertreiben. Er konnte zum Beispiel etwas mehr Verantwortung übernehmen und bei der Haushaltsführung mitmischen, damit seine Tante und sein Großvater das Haus bei ihrer Rückkehr im tadellosen Zustand und mit ausreichend Vorräten vorfanden. Und er würde sich um seinen Hund kümmern. Ach eigentlich konnte er es sich doch auch einmal gut gehen lassen. Er war quasi alleine zu Hause und niemand konnte Einwand erheben gegen das was er tat. Warum nicht einfach mal tun wonach der Sinn stand. Ja, das würde er tun.

  • „Ich würde dich gern begleiten … aber ich darf nicht. Wegen dem Notstand. Papa macht sich Sorgen und will nicht dass mir etwas passiert, während es so unruhig ist“, sie klang genervt. Der Tod des Kaisers nervte sie ungemein. War doch gut, dass der Tod war. Der war doch nie in Rom gewesen und hatte die Politik anderen Leuten überlassen. Erschüttert und traurig war sie nicht. Nur genervt, weil es ihr Leben einschränkte.
    Irgendwie konnte sie ihren Vater ja verstehen, aber ihre Freunde lebten fast alle in direkter Nachbarschaft. Was sollte da schon passieren, wenn sie nur ein paar Schritte die Straße hinunter ging. Aber sie hatte es ihrem Vater versprochen, sie würde zu Hause bleiben, bis er ihr erlaubte wieder hinaus zu gehen. „Ich hab es Papa versprochen“, fügte sie noch hinzu. So ein Versprechen nahm sie ernst. „Kommst du in den nächsten Tagen noch mal mit Bestia vorbei? Bitte … mir fällt sonst die Decke auf den Kopf! Ich werde auch Papa fragen ob es ihm recht ist. Dann kann Laevina dich und Bestia nicht hinaus werfen“, schon beinahe flehend sah sie ihn an. Laevina mochte ja der Hausdrachen sein, aber wenn sie ihren Vater fragte, dann würde die alte Germanica nur wenig ausrichten können. Und ihren Vater konnte sie problemlos um den Finger wickeln. Er schlug ihr kaum einen Wunsch aus. „Vic und Vina wollen sicherlich Bestia auch mal kennen lernen. Schließlich ist er ein toller Spielgefährte. Ach ja und Rufus wird sich wohl auch freuen. Meine Cousine und ihr Sohn sind hier! Nur solange es in Rom so unruhig ist. Das Haus ist so voll wie lange nicht mehr. Sogar Aculeo ist aus Germanien zurück. Ach das weißt du ja gar nicht. Also er war in Germanien. Ich weiß gar nicht was er da gewollt hat. Aber nun ist er zurück“, plapperte sie munter. „Und du wirst es nicht glauben! Tante Laevina war auf den Straßen, während des Aufstands“, Sabina zeigte ein recht gehässiges Lächeln. „Sie wurde von Valerian und seinen Männern nach Hause gebracht. Sie hat sich geweigert und einer der Soldaten hatte sie sich einfach über die Schulter geworfen! Einfach so!“ Laut musste sie lachen. „Ich hab sie noch nie so schimpfen gehört!“ kicherte sie ausgelassen. „Stell dir das mal vor. Laevina wie ein Sack Mehl über der Schulter eines Soldaten!“

  • „Verstehe. Schade.“, meinte er und klang unfreiwillig etwas gleichgültig, wie immer eigentlich. Im Grunde war es ihm auch gleich ob sie ihn nun begleitete oder nicht. Sicher war es schön sie als Gesellschaft zu haben, aber auch mit dem Alleine sein hatte er sich abgefunden. Das eine Mal mehr machte dann doch keinen großen Unterschied. Er würde es schon überstehen.
    In ihren Worten hörte er aber noch mehr als die zu erwartende Enttäuschung. Es klang fast so als wäre sie etwas genervt. Ob von der Überfürsorge ihres Vaters oder von der Situation im Allgemeinen wusste er nicht, es interessierte ihn allerdings, weshalb er kurzerhand nachfragte. „Ich merke aber, dass da noch etwas anderes ist. Wie genau empfindest du die aktuelle Lage?“, stellte er daher dezent eine offene Frage, um sie zum Reden zu bewegen. Er selbst wollte dadurch mehr erfahren. Sie und ihre Lage verstehen.
    Dass sie allerdings daheim bleiben würde und sich den Wünschen ihres Vaters unterordnete, wurde ihm nun klar und auch was das für sie bedeutete. Natürlich war es eine Qual für sie von ihren Freunden getrennt zu sein und sich zu langweilen. Er kannte sie schließlich lange genug, um zu wissen, dass sie gerne unterwegs war und mit ihren Freunden Dinge erleben wollte. Jetzt war sie allerdings eine Gefangene und auf die Gnade ihrer Freunde angewiesen und deren Besuch. Als ihr Freund war es für ihn natürlich Ehrensache sie zu besuchen. Sie hätte ja auch das Selbe für ihn getan, da war er sich ziemlich sicher.
    „Sabina, du bist meine beste Freundin und hast versucht für mich da zu sein, als ich krank war. Es ist doch Ehrensache, dass ich jetzt auch für dich da bin. Natürlich werde ich dich so bald wie möglich wieder besuchen und wenn du willst auch mit Bestia, sofern du es mit deinem Vater absprichst.“, erklärte er ihr daher und lächelte ihr aufmunternd zu. Sie wird aus dem Häuschen sein, wenn ich mit Bestia auftauche und mir bestimmt wieder um den Hals fallen, ertönte es in seinem Schädel und er freute sich bereits darauf. „Ich denke Bestia würde es auch mal wieder Spaß machen ein wenig mehr zu spielen.“, merkte er noch an, als sie von ihren Geschwistern sprach. Dann aber überflutete sie ihn mit einem Erguss an Namen, die für ihn fremd waren und er folglich nicht mitkam. Dennoch nickte er und versuchte den Sachverhalt zu spiegeln. „Dann rückt deine Familie in diesen schweren Zeiten näher zusammen.“, meinte er und würde schon erfahren ob er alles richtig mitbekommen hatte. Falls nicht würde sie ihn schon berichtigen.
    Als sie dann von der alten Hexe sprach lachte er nicht, sondern blieb ernst. Er empfand sogar etwas Mitleid für die alte Frau. „Ich verstehe sie voll und ganz. Ich würde mich auch ungern gegen meinen Willen verschleppen lassen, allerdings ist sie selber Schuld. Was geht sie auch auf die Straße während das Chaos regiert. Zurückhalten und Abwarten wäre das richtige Verhalten gewesen!“ , meinte er daher. Ja, Kopf einziehen und die Situation vorerst aussitzen wäre richtig gewesen. Abwarten und sich nicht zu übereilten Handlungen hinreißen lassen, das war die Devise, die nun galt. Alles andere wäre nur etwas für Opportunisten und die verachtete er.

  • Manchmal drückte sich Milo sehr gewählt aus. Er klang dann mehr wie ein Senator, als wie ein Junge. Das würde ihm später sicher mal helfen, doch hier, mit ihr allein, hatte er eigentlich keinen Grund sich zu verstellen. „Ich bin genervt …“, ganz leicht zuckte sie mit den Schultern. „Ich darf nicht raus und meine Freunde besuchen und das weil er Kaiser abgekratzt ist“, das klang reichlich abfällig. „Warum nur drehen alle durch, das ist doch Wahnsinn. Der Mann war doch schon seit Ewigkeiten krank, in Rom hat er sich bestimmt schon seit Jahrzehnten nicht mehr blicken lassen und die Arbeit irgendwelchen Würdenträgern übertragen. Sein Tod ist doch eigentlich keine Überraschung und ich glaube auch nicht, das wirklich jemand um ihn trauert … und deshalb wird der Notstand verhängt und ich muss zu haus bleiben“, sie zog eine Grimasse. Das war ihre Meinung zum Tod des Imperators. Die Einstellung einer jungen Frau die nicht wirklich die Tragweite dessen Begriff und auch nicht ahnte, dass die Mächtigen des Reiches nun um die Macht rangen. Ohnehin hatte sie ihre eigenen Probleme und Sorgen. Probleme und Sorgen einer Heranwachsenden, da hingegen waren doch die Sorgen der Welt nichtig und unwichtig.
    Für Faustus war es also Ehrensache, dass er sie besuchen würde. Und Bestia würde er auch mitbringen. Begeistert strahlte sie ihn an. „Ich geh Papa gleich nachher fragen!“ versprach sie ihm.
    „Das Haus war noch nie so voll … naja außer zu irgendwelchen Feierlichkeiten“, grinste sie ihm entgegen.
    Wieso lachte er denn nicht? Das war doch wirklich witzig, dass Urbaner Laevina nach Hause begleitet hatten. Er hatte sogar Verständnis. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Selbst Schuld, so ist es!“ stimmte sie ihm aber zu. Immer noch musste sie darüber Grinsen.

  • Milo war interessiert gewesen und wollte nur verstehen was in ihr vorging. Verstellt hatte er sich dabei nicht, er wusste einfach nicht anders zu fragen. Wenigstens erzählte sie ihm nun was er wissen wollte und er war ein wenig entsetzt von Sabinas Ansicht. Sie schien gar nicht die ganze Tragweite des Problems zu sehen sondern nur ihr eigenes Wohl in Gefahr zu sehen.
    „Dein Vater macht sich doch nur Sorgen um dich. Der Tod des Kaisers und seines Sohnes wird erhebliche Veränderungen in der Politik zur Folge haben. Erhebliche Machtverschiebungen. Und wo Macht ist gibt es immer welche, die sich darum streiten. Vor allem um die Nachfolge, sollte diese nicht eindeutig geregelt sein. Im schlimmsten Fall ufert alles zum Bürgerkrieg aus. Darum drehen alle durch. Vor allem in Rom. Hier ist das politische Machtzentrum. Wer Rom besitzt, der besitzt eine Schlüsselposition bei der Machtergreifung. Folglich wird es eventuell Versuche geben Rom unter Kontrolle zu bringen. Kein Wunder dass dich dein Vater dich dann nicht auf der Straße herumlaufen lässt.“, erklärte er ihr erst einmal und klang dabei streng, fast schon so wie ein Vater. Aber vielleicht war das bei Sabina ja mal notwendig. Ihren Vater konnte sie scheinbar jederzeit um den Finger wickeln zu können. „Und sprich nicht so abfällig über unseren verstorbenen Kaiser. Meine Gens war schließlich Klientelgens seines Vaters. Für meine Familie ist sein Tod ein weiterer Schlag, den es zu verkraften gilt.“, ermahnte er sie dann noch und erhob dabei drohend den Finger. So konnte und wollte er dieses Thema nicht stehen lassen.


    „Ja, mach das.“ Es war ihm zwar immer noch etwas unangenehm einen Hund zu Besuch mitzubringen, aber Sabina zu Liebe würde er seine Bedenken einfach mal über Bord werfen. Sie würde sich schließlich darüber freuen. Der treudoofe Bestia wohl auch.

  • Es war ja schon schlimm genug sich Belehrungen von ihrer Großtante oder ihrem Vater anhören zu müssen, und nun machte es sich wohl auch noch ihr Freund zur Aufgabe. Genervt rollte sie mit den Augen, besonders weil Milo wie ihr Lehrer klang: streng, altklug und als hätte er die Weisheit mit Löffeln gefressen. Nicht einmal er schien Verständnis für sie zu haben. Gern hätte sie nun Alba her, ihre Freundin würde sich auf ihre Seite schlagen und nicht eine solche Moralpredigt halten. „Mir ist schon klar, was da auf den Straßen los ist. Ich hab ja auch nicht vor mich irgendwelchen Unruhen anzuschließen oder eine anzuzetteln“, gab sie ein wenig trotzig von sich. Irgendwie gelang es Faustus ihr tatsächlich ein kleines bisschen ein schlechtes Gewissen einzureden. „Ich bin nicht die Einzige die so vom Kaiser spricht … geh mal auf den Mercatus!“ gab sie zurück. „Viele sind der Meinung, dass der Kaiser im Grunde …“, sie wollte ihrem Freund nicht weiter vor den Kopf stoßen und suchte nach einer Formulierung die nicht so abfällig klang. „Naja ... du weißt schon … Er war seit Jahren nicht in Rom und hat alle Geschäfte abgeben“, gab sie zu bedenken. Das war ja schon beinahe wie in einer Diskussion mit dem Lehrer, wie immer fehlten ihr die Argumente und sie drückte sich etwas ungeschickt aus.

  • Milo atmete langsam aus. Sie kam ihm immer noch ein wenig uneinsichtig und trotzig vor und er wusste auch, dass es nicht einfach werden würde sie umzustimmen. Das war es nie. Sie war eben schon immer sturköpfig gewesen. Er wusste auch was passieren würde, wenn er sie so weit hatte, dass sie einsichtig würde. Sie würde nicht einsehen wollen, dass er Recht hatte und würde einen Streit vom Zaun brechen. Und das wollte er einfach nicht. Er hatte sie heute erst nach einer verdammt langen Zeit wieder getroffen und wollte nicht im Streit mit ihr auseinandergehen. Zu einem späteren Zeitpunkt allerdings würde er gerne mal wieder mit ihr diskutieren. Dann gerne auch streiten. Ihre Freundschaft war ohnehin stark genug auch einmal eine Meinungsverschiedenheit zu überstehen.
    "Weißt du was? Reden wir nicht mehr darüber. Was diskutieren wir da jetzt drüber? An der derzeitigen Situation können wir eh nichts ändern. Wichtig ist doch, dass wir uns endlich mal wieder gesehen haben und auch als Freunde wieder haben. Alles andere und alle anderen können uns da doch egal sein, oder?", meinte er versöhnlich und lächelte ihr zu. Heute war ein schöner Tag und das sollte er auch bleiben. Er hatte Sabina wieder, war hin und weg von ihr und würde heute Nacht sicherlich von ihr träumen und das wollte er sich jetzt nicht alles kaputt machen lassen. Er hatte ohnehin auch so schon genügend andere Probleme.
    "Wie gehts eigentlich unseren Freunden?", fragte er schließlich noch. Es war vielleicht auch interessant zu wissen, wie es den anderen ging. besiher hatte sich ja alles nur um sie Beide gedreht.

  • Sabina war ganz froh, dass er diese Diskussion nicht fortsetzte. Am Ende hätte sie doch nur verloren und sie hasste es, wenn sie nicht im Recht war. Mit Faustus wollte sie sich nun nicht streiten. Dafür hatte sie ihn viel zu gern, außerdem würde er sie dann vielleicht doch nicht mehr besuchen, während sie zu hause bleiben musste. Von daher war sie ganz froh, dass er das Thema wechselte. „Es geht ihnen gut“, kurz überlegte sie welche Ereignisse so spannend gewesen waren, dass es sich lohnte sie zu erzählen. Er wollte bestimmt nicht hören, das Alba neue Kleider bekommen hatte. Auch nicht, dass ihr Vater ihr versprochen hatte, dass sie ebenfalls ein paar neue Kleider bekommen sollte. „Primus wurde von seinem Vater nach Griechenland geschickt. Du weißt schon um ihn auf eine politische Karriere vorzubereiten. Unterricht in Rhetorik und so was.“ Es war nicht so schön, wenn die liebsten Spielkameraden und Freunde in ferne Länder geschickt wurden. Wieder so eine Sache die sie nervte. Weil die Erwachsenen diese Entscheidungen trafen und es nicht wichtig war, was sie wollten. „Alba hat schon wieder einen Bruder bekommen. Das ist jetzt schon der dritte Junge. Wie die Karnickel …“, kicherte sie albern und wurde ganz leicht rot.

  • Scheinbar schien es ganz in Sabinas Interesse gewesen zu sein, dass er das Thema gewechselt hatte, denn sie wirkte gleich viel entspannter. Er wusste ja, dass sie ungern unrecht hatte, schließlich kannte er sie ziemlich gut. Und das neue Thema war ohnehin viel interessanter und angenehmer. Es ging schließlich um ihren Freundeskreis, den er genauso lange nicht mehr gesehen hatte wie sie und den er erst nach und nach wiederfinden würde. „Na dann kann ich sie ja beruhigt alle besuchen.“, meinte er etwas erleichtert, als sie ihm erzählte, dass es ihnen allen gut ging. Er hätte sich nie verziehen, wenn er einen seiner Freunde nicht mehr wiedergesehen hätte. Aber er würde sie alle wiedersehen. Bis auf Primus. Andererseits freute es ihn für sein einen Freund, dass er zu Studien nach Griechenland dürfte. Etwas, das ihn auch gefallen hätte. Allerdings hätte er Sabina dann auch lange Zeit nicht sehen können. „Irgendwie beneide ich Primus. In Griechenland wäre ich auch mal gerne.“, meinte er trotzdem etwas neidisch. Von den alten Gelehrten in Griechenland zu lernen wäre gewiss aufschlussreich gewesen.
    Und dann erfuhr er, dass Alba einmal wieder einen Bruder bekommen hatte. „Schon wieder? Also sie hat es auch nicht leicht. Drei jüngere Brüder. Das kann ja lustig werden. Die Arme.“, meinte er grinsend, ärgerte sich innerlich aber darüber, dass das Leben nicht fair war. „Eigentlich könnte sie ihn mir auch abgeben. Ein kleiner Bruder wäre nicht schlecht. Tja, aber leider war es mir nie vergönnt Geschwister zu haben.“ Ja, ein Geschwisterchen wäre nicht schlecht gewesen, aber dazu würde es wohl nicht mehr kommen, schließlich war sein Vater bereits seit acht Jahren tot und seine Mutter schien auch keinen Willen mehr zu haben einen neuen Mann zu nehmen.

  • Ganz leicht nickte sie. „Sie werden sich freuen dich zu sehen. Wir haben uns alle Sorgen um dich gemacht und dich vermisst.“ Ebenso würde ihnen auch Primus fehlen. „Was willst du denn in Griechenland?“ fragte Sabina neugierig nach. „Auch irgendwelchen Studien widmen?“ So eine Reise war bestimmt spannend, aber nicht wenn man nur ständig lernte.
    „Wenn du unbedingt einen kleinen Bruder haben willst, dann leihe ich dir Vic aus und Vina dazu. Dann darfst du einen Tag lang den großen Bruder spielen“, schlug sie ihm grinsend vor. Sabina wusste selbst nicht so recht ob sie das nun ernst meinte oder als Scherz. Eigentlich sprach nichts dagegen, wenn Faustus einen Tag lang auf die Zwillinge aufpasste. Er würde schon sehr gut auf die Beiden acht geben.

  • Es freute ihn zu hören, dass seine Freunde ihn vermisst hatten. Es waren gute Freunde. Wahre Freunde. Auch Primus dem er sich gerne angeschlossen hätte. Ob er allerdings auch gelernt hätte wusste er nicht. "Mhh. Vielleicht." Vielleicht würde er die ersten Wochen mit Studien verbringen, aber Studien waren nicht alles.
    "Aber lieber würde ich... du wirst lachen... im Schatten eines Baumes am Meer sitzen, Oliven essen und nichts tun.", erzählte er ihr dann was er wohl nach einigen Wochen getan hätte. Sich ausgeruht, frei von allen Sorgen. Eines Tages, da war er sich sicher, eines Tages würde er das auch tun. Vielleicht kurz vor seinem Tode. Das wäre dann ein gelungenes Ende.
    "Gern. Dann bekommst du einen Tag Bestia.", meinte er grinsend. Die Idee fand er irgendwie lustig. Ein Tausch Hund gegen Geschwister, aber dazu würde es wohl kaum kommen. Welche Mutter würde schon ihre Kinder eintauschen und sei es nur für einen Tag. Er würde Einzelkind bleiben, aber das war er ja gewohnt.

  • Milo war manchmal auch ein bisschen langweilig. Aber oft genug hatte er sich zu Streichen und Unfug von ihr verleiten lassen. Von daher konnte sie es ihm nachsehen, wenn er nach Griechenland wollte um dort zu studieren. Oder auch nicht, wie er ihr gerade anvertraute. „Das kannst du doch auch so tun … einfach nach Ostia reisen und dann dort am Meer faulenzen.“ Ihre Augen leuchteten bei der Vorstellung. Das würde sie glatt zu gern mal machen, auch wenn Ostia eigentlich zu nah an Rom dran war um wirklich ein Abenteuer dazu stellen. Aber einfach mal Rom für ein oder zwei Tage hinter sich zu lassen um etwas Neues zu entdecken, das verlockte sie dann doch sehr. Nachdenklich wackelte sie mit den Beinen und überlegte, wie sich so etwas umsetzen ließ.
    „Das nehm ich doch glatt an. Bestia ist leichter zu handhaben wie meine Geschwister“, lachte sie frech. Nur würde es auffallen, wenn die Zwillinge einen Tag lang nicht im Haus waren. Es war ja schon immer verdächtig, wenn es zu still war. Denn dann wusste man, dass die Beiden gerade etwas ausheckten. Das Beste wäre wohl, wenn sie Vic und Vina einfach drirekt zu ihren Freunden mitnahm und es dann Milo überließ, ein wachsames Auge auf sie zu haben. Unter diesen Umständen würde Serrana bestimmt zustimmen.

  • Spätestens als er ihr erzählt hatte was er wirklich tun würde, wenn er in Griechenland wäre, merkte er, dass sie sich doch nicht allzu stark verändert hatte, denn sie hatte wieder diesen Blick, den er zu gut kannte. Immer wenn sie so blickte, dann tat sich was in ihrem Kopf und eine neue Idee war im Entstehen. Ein neues Abenteuer. Er könnte auch nach Ostia, schlug sie vor und es hörte sich doch fast so an, als wäre sie gerne mit dabei. „Ostia? Naja, dann aber auch nur einen Tag. Da ist es doch auch hektisch. Dann doch lieber mit den alten Leute in Misenum absteigen.“, scherzte er erst einmal. Er würde nie nach Misenum gehen, wenn es sich vermeiden ließ. Da war es doch ziemlich öde und nur alte Leute wohnten dort. Vor allem Sabina würde er so etwas nie zumuten. „Dann vielleicht doch Ostia. Gute Idee eigentlich. Aber so allein ist das auch nichts.“ Insgeheim stellte er sie sich schon vor, am Meer, leicht begleitet. Und eine gute Aussicht hatte man dort bestimmt auch. Aufs Meer.
    Sabina schien die andere Idee wohl auch gut zu gefallen, wie auch ihm, aber leider war das nur eine Blödelei, ein Szenario dass er laut durchdachte. Aber wenn er weiter dachte und auch an die Folgen, dann gefiel ihm die Sache doch nicht mehr gar so gut. Wenn er daran dachte, dass er dann einen Tag ohne seinen geliebten Hund zubringen musste. Der treue Gefährte, der früh morgens mit seiner kalten Schnauze seine Hand berührte und ihn weckte wenn er verschlief, der ihn auf Trapp hielt, da er ja auch Gassi geführt werden wollte. Der Freund der immer da war. Nein, jetzt wollte er ihn doch nicht mehr eintauschen. „Wobei… ich mag den Hund doch ziemlich gern.“, meinte er daher kopfschüttelnd und runzelte die Stirn. Das war dann doch ein Preis der zu hoch war. Jedenfalls für ihn.

  • Es wäre sicherlich ein schöner Ausflug, einen Tag in Ostia zu verbringen. Den aufmerksamen Blicken ihres Vaters, ihrer Tante und Serrana zu entkommen. Nur würde sie wohl nicht allein mit Milo diese kurze Reise unternehmen dürfen. Irgendwer würde sie begleiten müssen, nur um den Anstand zu wahren. Sie seufzte, aus dem abenteuerlustigen Funkeln in ihren Augen wurde eine leicht betrübte Miene. „Allein dürfte ich eh nicht …“, Sabina klang unzufrieden. Diese ganzen Regeln wie sie sich zu benehmen hatte nahmen ihr bei vielen Dingen den Spaß. Schließlich gab es eine Menge Dinge die eine junge Dame nicht tun durfte. Auf Bäume klettern, sich mit Jungs raufen, bei einem Weit-Spucken-Wettbewerb mitmachen und andere Dinge die total lustig waren. „Ich könnte auch einfach sagen ich bin einen Tag bei Alba …“, so schnell wollte sie dann diese Pläne doch nicht aufgeben. „Würde nicht auffallen, wenn ich einen Tag nicht da bin“, sie zeigte ein kesses Grinsen. Da war wieder dieses Funkeln in ihren Augen.
    „Ich würde Bestia doch niemals schlecht behandeln … hast du etwa Angst, dass er mich dann mehr mag wie dich? Ach komm schon, einen Tag mit meinen Geschwister und ich kümmere mich dann dafür um Bestia!“ versuchte sie ihn zu überreden. Schließlich mochte sie den Hund auch sehr. Sie hatten ihn ja gemeinsam gefunden. Nur hätte sie ihn nicht behalten dürfen. Ihr Vater wollte keine Hunde im Haus haben.

  • Scheinbar hatte sie die Idee eines Ausfluges noch nicht begraben, zu seiner Freude, und schien auch weiter zu planen. Auch was die Begleitung betraf, auch wenn er das mit dem alleine gehen anders gemeint hatte. Er wollte sie eigentlich nur ein wenig anstacheln weiterzumachen. Er wollte diesen Ausflug. Aber nicht so, wie sie es sich jetzt vorstellte. Sie hatte auch schon wieder ihr Funkeln in den Augen, das bereits Unheil ankündigte. Rasch schüttelte er mit dem Kopf. nicht mit ihm. "Oh nein, das wirst du nicht tun! Das gibt nur wieder Ärger und wir wissen ja Beide wie das ausgehen kann. Am Ende darf ich gar nicht mehr zu dir, weil ich dich zu Unfug anstachel. Nein, nein, nein!", machte er ihr ihre Idee energisch zu nichte. Keinesfalls würde er zulassen, dass sie sich unter einem Vorwand herausschlich. Am Ende würde man sie erwischen und dann gab es Probleme. Nein, das war zu riskant, aber er hatte einen anderen Plan in der Hinterhand.
    "Wenn du unbedingt möchtest, dann kannst du das auch mit Erlaubnis deines Vaters. Falls es ihn beruhigt würde ich auch genügend Sklaven mitnehmen die für Schutz sorgen. Und wenn er auf eine Anstandsdame besteht, dann nehme ich meine Tante mit. Die ist zwar nicht in Rom, aber das weiß dein Vater ja nicht.", meinte er grinsend und zwinkerte ihr zu. Dieser Plan war schon um einiges eleganter. Sie hatten Begleiter und eine Anstandsdame, auch wenn die nicht vor Ort war und die Begleiter jederzeit von ihm weggeschickt werden konnten. Zwar würden sie bei diesem Plan auch flunkern müssen, aber nicht so krass wie bei ihrer Idee.
    Bei "Tausche Hund gegen Geschwister" merkte er, dass er ihr wohl einen Floh ins Ohr gesetzt hatte und sie die Idee unbedingt umsetzen wollte und versuchte ihn zu beruhigen. Sicher würde sie gut auf den Hund achten und er vertraute ihr, aber er hatte dennoch das Gefühl, dass ihm ohne Hund etwas Wichtiges fehlte. Aber sie war ja seine beste Freundin und er wollte ihr ein guter Freund sein. Also stimmte er zu. Unter nicht realisierbaren Bedingungen.
    "Es geht nur drum... naja, ich bin gewöhnt dass er da ist. Na meinetwegen. Aber dein Vater und auch deine ..." Er unterbrach kurz. Für einen Moment wollte er ihre Stiefmutter schon als Mutter bezeichnen, aber er kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie sie nicht als solche sah. "... Stiefmutter müssten zustimmen." Er ging eigentlich davon aus, dass keine Mutter einem solchen Tausch zustimmen würde und er hoffte Recht zu behalten.

  • Leicht zog sie einen Schmollmund, als Milo Faustus mal wieder unbedingt die Stimme der Vernunft sein musste. „Das bisschen Ärger …“, winkte sie ab. Es machte ihr tatsächlich nicht viel aus, wenn sie sich mal wieder mit Laevina oder ihrem Vater überwarf. Das passierte ständig! Auch weil sie nicht einsah, dass für sie strenge galten und alle anderen tun durften, was sie wollten. Doch Milo wollte nichts davon hören und war vehement dagegen, dass sie ihren Vater die Unwahrheit erzählte. Sabina seufzte und gab damit klein bei. Seit wann war ihr Leben so kompliziert gewonnen? Das war einfach nur unfair. Ihre Miene hellte sich auf, als er ihr dann einen Vorschlag unterbreitete und auch eine Möglichkeit wie sich ihr Ausflug umsetzen lassen würde. Leicht legte sie den Kopf schief, dann grinste sie. „So machen wir es!“ rief sie begeistert aus und überlegte sich bereits, wie sie ihren Vater überzeugen konnte diesen Ausflug zu genehmigen.
    „Bestia wird es bei mir gut haben … überlass es mir … Vater und Serrana sind sicher froh, wenn jemand anderes einen Tag mal auf die Zwillinge aufpasst!“ grinste sie breit und recht zuversichtlich. Sie fand Gefallen daran ihre Geschwister gegen Bestia einzutauschen und sei es nur für einen Tag.

  • Dass sie den Ärger der sicherlich blühen würde einmal wieder herunterspielte überhörte er. Sie tat immer so als ob es ihr nichts ausmachen würde, wenn sie Ärger bekam, vielleicht stimmte das ja auch, aber ihn störte es. Am Ende würde er wieder leiden wenn er sie nicht sehen konnte. Daher würde er schon gar nicht erst zulassen, dass sie sich in sein er Gegenwart Ärger einhandelte. Er hatte aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt.
    Umso erfreuter war er, als sie seinen Vorschlag, der gewiss keinen Ärger mit sich bringen würde, sofern es nicht aufflog, bei Sabina Zustimmung fand. Zufrieden nickte er ihr zu. "Na dann fragst du deinen Vater und wenn ich beim nächsten Mal mit Hund aufschlage schauen wir weiter." Wenn sie die Erlaubnis hatte, dann würden sie nur noch einen Tag festlegen müssen. Und dann würde es losgehen. An den Strand. Nur sie und er. Ein wunderbarer Gedanke.


    "Dann komme ich dann beim nächsten Mal deine Geschwister holen.", meinte er dann noch schmunzelnd. "Ich meine natürlich gegen Bestia eintauschen." Dann würde er eben, wenn es so ablief wie sie es sich ausmalten, Geschwister haben. Wenn auch nur für einen Tag.

  • Die Aussicht auf einen Ausflug mit Faustus ohne lästige Begleitung versetzte sie direkt in Hochstimmung. Sie war fest davon überzeugt, ihren Vater überreden zu können. Schließlich würde ja Milos Tante, die sich augenblicklich nicht in Rom aufhielt, sie begleiten. Offiziell. Inoffiziell würde seine Tante zu dem Zeitpunkt gar nicht in Rom sein.
    Ein wenig trübte sich ihre gute Laune, weil ihr Freund sich nun verabschieden wollte. Eilig erhob sie sich, wusste sie doch, dass sie ihn wohl nicht aufhalten würde können. Kurzerhand umarmte sie ihn. „Komm recht bald wieder, sonst fällt mir noch die Decke auf den Kopf“, verabschiedete sie sich mit einem frechen Grinsen. „Und bring Bestia mit!“ rief sie ihm in Erinnerung, dass er ihr etwas versprochen hatte.

  • Und so endete auch dieses Treffen nach langer Zeit recht schnell, aber es war alles gesagt was es zu sagen gab und er wollte nicht noch unnötig ihre Zeit in Anspruch nehmen. Überhaupt war es wohl ohnehin nur noch eine Frage der Zeit bis doch einmal jemand nach ihnen gesehen hätte und dann hätte er sowieso keine große Lust mehr gehabt zu reden, denn dann war das Vertrauliche, dass er brauchte nicht mehr gewährleistet. Überhaupt ging es ja nur sie etwas an was sie sich erzählten. Also erhob er sich und wollte sich verabschieden, da fiel sie ihm abermals um den Hals, was ihm recht gut gefiel.
    "Ich habe es dir versprochen und du weißt doch, dass ich zu meinem Wort stehe." Er hatte versprochen bald wieder mit Bestia aufzuschlagen und was er versprochen hatte hielt er auch, das sollte sie eigentlich wissen.
    Und dann hieß es scheiden. Recht förmlich verabschiedete er sich schließlich von ihr und ließ sich nach draußen führen.

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