CCAA | Nachbarlicher Besuch

  • Die letzte Wegstrecke bei diesigem kaltem Wetter mit Schneegriesel war nur kurz. Nach dem Pferdewechsel Ad Septimam Leugam erreichten wir das südliche Stadttor, wo man uns nach kurzem Wortwechsel einließ. Wir folgten dem Cardo Maximus, überquerten das Forum und hielten einige Schritte vor der Porta des Praetoriums an.


    Einer der Milites wandte sich an die Wachen: "Salvete, der Princeps Praetorii der Provinz Germania Superior wünscht den Legatus Augusti zu sprechen".

  • Es grieselte unaufhörlich weiter. Auf unseren Kopfbedeckungen, auf unseren Schultern und auf den Schabracken der Pferde bildete sich eine hauchfeine, weiße pudrige Schicht, die allmählich dicker wurde. Wir bekamen langsam kalte Füße. Im Licht der Fackel neben der Pforte sah man, wie die winzig kleinen Flocken lautlos herunter wirbelten. In dieser Stille konnten wir beobachten, wie auch auf den Helmen der Wachtposten allmählich Andeutungen von neu enstehenden Gletschern sichtbar wurden. So etwas erlebt man ja nicht alle Tage, aber angesichts des bekanntermaßen milden Klimas in der CCAA erschien uns der Vorgang dann doch etwas befremdlich. Wir warteten noch ein kleines Weilchen, dann fragte der Miles, der sie gerade angesprochen hatte: "Ob sie schlafen?"


    "Könnte auch sein, dass sie schon erfroren sind", meinte ich, "geh mal hin und schubs einen an, wenn er die Augen aufmacht, lebt er noch, wenn er umfällt, ist er wahrscheinlich tot. Dann gehen wir einfach rein."

  • Die eine Wache vor dem Tor, die das Pech gehabt hatte, bei diesem Wetter draußen Dienst tun zu müssen, reagierte auch einen weiteren Moment nicht, denn es kitzelte ihn in der Nase und er war kurz davor zu niesen, doch es hatte sich noch etwas herausgezögert, sodass er nichts sagte sondern nur langsam atmete, bis das unvermeidliche eintrat. Nach einem lauten, erlösenden Nieser wischte er sich mit dem Rücken seiner gegen die Kälte dick eingewickelten Hand über die Nase.


    "Ave, behalte deine Finger besser bei dir, Kamerad. Dann geht mal rein. Die drinnen, werden euch gleich zum Princeps Praetorii bringen. Also zu unserem Princeps Praetorii..."


    sagte der Soldat und pochte dann heftig gegen das Tor, sodass etwas Schnee davon herunterfiel. Das Tor wurde daraufhin geöffnet, sodass der Princeps Praetorii aus Germania Superior und seine Begleiter eintreten konnten. In der Aula der Regia war es deutlich wärmer. Eine der Wachen, die beim Stromhalme mehr Glück gehabt hatte, führte die Männer dann auch gleich zum Officium des Princeps Praetorii. Er trat dort als erster ein und meldete den Domitier kurz an, bevor er zur Seite trat.

  • Zitat

    ... führte die Männer dann auch gleich zum Officium des Princeps Praetorii. Er trat dort als erster ein und meldete den Domitier kurz an, bevor er zur Seite trat.


    Dem niesenden Soldaten wünschte ich noch eine gute Gesundheit und folgte dann seinem Kameraden zum Officium des in der CCAA residierenden Princeps Praetorii.


    "Salve, werter Kollege. Ich bin Domitius Massula. Der Legatus Augusti der Provinz Germania Superior, Annaeus Modestus hat mich gebeten eurem Legatus Augusti eine Botschaft zu überbringen".


    Ich war beeindruckt von der Größe und der erlesenen Ausstattung des Praetoriums und mir wurde klar, dass mein Legatus es lieber gesehen hätte, wenn er hier seinen Dienstsitz bekommen hätte. Aber die Provinzreform oder - wenn man so will - die Götter hatten es anders gewollt.

  • "Salve, Domitius Massula. Mein Name ist Titus Gessius Frugi. Wenn es ein Brief ist, kannst du ihn mir geben und ich sorge dafür, dass er ihn erhält. Oder ist es eine mündliche Nachricht? In diesem Fall, worum geht es, kurz gesagt? Wir haben die Nachricht vom Tod des Kaisers vor ein paar Stunden auch erhalten."


    grüßte Frugi seinen Kollegen und wies ihm mit einer Geste einen Stuhl in seinem Officium. Dann stellte er die üblichen Fragen, die sein gegenüber wohl mehrmals am Tag stellte. Wie es wohl in Mogontiacum war, wunderte er sich noch. Gegenüber dem großen CCAA war Mogontiacum geradezu ein kleines Provinznest, auch wenn beide Städte nichts im Vergleich zu Rom waren. Die Kultur war in CCAA sicherlich viel angenehmer für einen Römer. Allerdings war sein Gegenüber offensichtlich Germane, sodass ihm das wohl egal war.
    Dann erinnerte sich Frugi selbst daran, dass andere Dinge nun wichtiger waren. Der Princeps Praetorii war sicherlich wegen dem Tod des Kaisers hier.

  • Zitat

    Frugi: "Oder ist es eine mündliche Nachricht? In diesem Fall, worum geht es, kurz gesagt? Wir haben die Nachricht vom Tod des Kaisers vor ein paar Stunden auch erhalten."


    Ah ja, die üblichen Fragen. Ich machte das ja genauso. Die Principes Praetorii waren wohl überall die Gleichen, auch wenn das Milieu, wie hier in der CCAA etwas nobler war. Mit einem Lächeln nahm ich auf dem angebotenen Stuhl Platz.


    "Es freut mich richtig, einmal einen Kollegen kennenzulernen, Gessius Frugi. Man hat ja sonst keine Gelegenheit dazu, weil das gleich mit langen Reisen verbunden ist. Und die macht ein Princeps Praetorii normalerweise nicht ohne triftigen Grund. In diesem Fall ist es so, dass es, wie du schon richtig vermutet hast, um den Tod des Kaisers geht. Ich bin aber etwas betrübt darüber, dass ich jetzt nicht die ganze Botschaft meines Legatus vor dir ausbreiten kann. Der hat mich nämlich gebeten, dies eurem Legatus ausschließlich persönlich vorzutragen. Wie sieht es aus: hat er jetzt Zeit für mich?"

  • "Nun gut, er wird sicherlich etwas Zeit für dich erübrigen kommen, da du ja im Auftrag von des Legatus Augusti kommst. Aber dafür schuldest du mir etwas."


    sagte Frugi und zwinkerte dem Domitier zuletzt zu. Dann erhob er sich von seinem Stuhl und ging zur Tür. Sein Chef war natürlich gerade sicherlich mit anderen Dingen beschäftigt, aber hier ging es offenbar auch um äußerst wichtige Dinge.


    "Folge mir bitte."


    wandte sich Frugi noch einmal zu Massula um, bevor er das Officium in Richtung des Officiums des Statthalters verließ.



    ______________________________________________



    Frugi klopfte kurz an und betrat dann das Officium, wobei er Massula mit einer Geste bedeutete, noch einen Moment draußen zu warten. Dann ging er Schreibtisch des Statthalters, der sich gerade mit einigen anderen Vertrauten besprach. Er flüsterte ihm zu, dass Domitius Massula, im Auftrag des Annaeus Modestus gekommen, draußen wartete. Der Statthalter nickte und kurz darauf verließen die Vertrauten das Officium. Zuletzt kam Frugi selbst.


    "Du kannst nun rein, Domitius."

  • Zitat

    Frugi: "Du kannst nun rein, Domitius."


    Ich trat ein. Ein riesiges Officium. Man brauchte einige Tagesmärsche bis zum Tisch des Legaten. Ich legte erst einmal etwa die Hälfte zurück, erhob die Hand zum Gruß und sagte:


    "Salve, Legatus Augusti. Mein Name ist Domitius Massula, ich bin der Princeps Praetorii von Annaeus Modestus. Wie ich gerade hörte, hat euch die Nachricht vom Tod des Kaisers vor wenigen Stunden erreicht. Und es ist genau dieses entsetzliche Ereignis, was Annaeus Modestus veranlasst hat, mich hier her zu schicken".

  • [Blockierte Grafik: http://img38.imageshack.us/img38/6508/cilo.png]



    "Salve, Domitius. Setz dich. Ja, wir wurden bereits darüber informiert. Nun, was sollst du mir von Modestus ausrichten? Ich hoffe er möchte kein gemeinsames Opfer zelebrieren. Das ist immer so furchtbar öde."


    grüßte Cilo den Domitier und wies ihm mit einer Geste, die aussah als würde er eine Fliege verscheuchen, einen der beiden Stühle zu. Inzwischen leerte er den Rest Wein in seinem Becher mit einem großen Zug, bevor er die Kanne nahm und sich nachschenkte. Hoffentlich war es kein Opfer. Das hatte er hier schon auf die Städter und die Narren mit religiösen Ämtern abgeschoben. Stunden lang still zuschauen oder hunderte von rituellen Formeln und Riten auswendig lernen. Beides war nicht gerade spannend. Aber mit einem wenig Hilfe von Fortuna ging es sicherlich um etwas anderes.


    "Auch was, Domitius?"

  • Zitat

    Cilo: "Nun, was sollst du mir von Modestus ausrichten? Ich hoffe er möchte kein gemeinsames Opfer zelebrieren. Das ist immer so furchtbar öde. ... Auch was, Domitius?"


    "Deine Hoffnung kann ich bestärken, nein, nein, Annaeus Modestus will kein gemeinsames Opfer zelebrieren und den Göttern werden auch zwei Opfer lieber sein als eines". Ich ließ mich auf dem angebotenen Stuhl nieder.


    "Ja, gerne auch was, Legatus Augusti, danke. Lass mich zu dem Anliegen von Annaeus Modestus kommen. Ich kann es nur wiedergeben, wie er es mir aufgetragen hat, aber ich kann es bekräftigen, denn ich habe dazu die selben Überzeugungen wie er. Modestus wird sich einer drohenden Usurpation von Vescularius Salinator entgegenstellen. Für ihn ist das eine gerechte Sache und eine Frage der Ehre. Wir wissen nicht, welche Pläne Salinator hat, wir wissen auch nicht, ob er in den Mord am Kaiser verwickelt ist, aber mit der Nachricht vom Tod des Kaisers hat sich der Gestank der Lüge, der in Roma von Eingeweihten schon lange wahrgenommen wurde, über das ganze Imperium verbreitet. Annaeus Modestus bittet dich deshalb, ihn in dieser Sache zu unterstützen".


    Ich nahm den zugereichten Becher entgegen, verschüttete ein wenig für ... sagen wir Donar und trank zwei kleine Schlucke. "Du kannst dich darauf verlassen, dass es nicht zu deinem Schaden sein wird und, ganz wichtig, er versichert dir, dass Cornelius Palma auf unserer Seite ist".

  • [Blockierte Grafik: http://img38.imageshack.us/img38/6508/cilo.png]



    "Zwei? Schauen wir mal..."


    sagte Cilo zufrieden, dass der Annaeer nichts opfern wollte. Um das eigene Opfer hatte er sich schon gedrückt, also hatte sich das zum Glück erledigt. Aber offenbar ging es um viel interessantere Sachen. Bürgerkrieg! Er kannte den Annaeer weswegen er auch nicht an die genannten Motive glaubte. Eine gerechte Sache? Eine Frage der Ehre? Das war doch bestimmt ein Scherz von ihm. Aber was anderes sollte man schon in der Öffentlichkeit schon sagen? Was den Cornelier anging, das war auf jeden Fall eine gute Nachricht. Das hieß Britannia war mehr oder minder auch dabei. Außerdem hatte der Cornelier lange im Osten gedient und hatte da sicher noch Verbindungen. Aber er brauchte noch ein wenig Zeit, um nachzudenken, weshalb er dem Domitier auch noch eine Frage stellte.


    "So, eine drohende Ursupation? Das heißt es gibt wohl noch keine Ursupation, nicht wahr?"

  • Zitat

    Cilo: "So, eine drohende Ursupation? Das heißt es gibt wohl noch keine Ursupation, nicht wahr?"


    Ich achtete auf den Gesichtsausdruck meines Gegenübers und hatte das eigenartige Gefühl, dass ich eine Nachricht transportiert hatte, die irgendwie verschlüsselt war, etwa wie ein Palimpsest, dessen wirkliche Botschaft der Bote nicht kennt, die aber beim Adressaten die vom Absender gewünschte Reaktion auslöst, weil der den Schlüssel dazu hat. Ich versagte es mir, mich weiter mit diesem Eindruck zu befassen, schließlich hatte ich einen Auftarg zu erfüllen.


    "Annaeus Modestus sagte, dass er mit einer Usurpation durch Salinator rechnet. Er fürchtet, dass Salinator sich zum Kaiser ausrufen lässt und dass diese Nachricht uns bald erreichen wird. Wenn du so willst, dann haben wir es solange mit einer drohenden Usurpation zu tun, bis uns die Nachricht über ihren Vollzug erreicht hat. Was nicht ausschließt, dass es schon geschehen ist".

  • [Blockierte Grafik: http://img38.imageshack.us/img38/6508/cilo.png]



    "Gut, gut..."


    erwiderte Cilo immernoch sehr nachdenklich. Das war alles noch sehr vage. Andererseits würde es wohl auch ohne ihn Krieg geben. Und sich auf Salinator's Seite zu stellen kam nicht in Frage. Genauso wenig wie neutral zu bleiben und den ganzen Spaß zu verpassen. Und bisher war er mit dem Annaeer gut gefahren...


    "Dann sag ihm, ich werde ihn unterstützen. Aber ich will auf dem laufenden gehalten werden, was die Planungen angeht, bis wir die Truppen vereinigen. Meine Truppen bleiben auch dann unter meinem Kommando. Und ich erwarte noch ein Treffen mit ihm persönlich, damit wir noch einige Dinge besprechen können. Sag ihm das auch."

  • Zitat

    "Dann sag ihm, ich werde ihn unterstützen. Aber ich will auf dem laufenden gehalten werden, was die Planungen angeht, bis wir die Truppen vereinigen. Meine Truppen bleiben auch dann unter meinem Kommando. Und ich erwarte noch ein Treffen mit ihm persönlich, damit wir noch einige Dinge besprechen können. Sag ihm das auch."


    Mit dieser Auskunft konnte Annaeus Modestus zufrieden sein. Und er sollte die Auskunft auch schnellst möglich erhalten. Das hieß, dass wir uns stante pede auf den Rückweg machen mussten.


    "Ich denke, Annaeus Modestus wird diese Nachricht gerne hören. Ich danke dir, Legatus Augusti. Für den Austausch von Nachrichten zwischen Mogontiacum und der CCAA schlage ich vor, dass wir nur entsprechend ausgesuchte, vertrauenswürdige Kuriere einsetzen. Ich bitte dich, uns zu unterrichten, wenn dich irgendwelche neuen Nachrichten von Belang erreichen. Wir werden das Gleiche tun. Und jetzt bleibt mir leider nichts übrig, als mich zu verabschieden und diese Botschaft umgehend nach Mogontiacum zu bringen. Mögen die Götter unser Tun mit Wohlwollen begleiten. Vale, Legatus Augusti".

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!