Kurs: Geschichte, politische Verfassung und Heer der lakonischen Polis Sparta

  • [Blockierte Grafik: http://img353.imageshack.us/img353/322/lyra12eb2.gif]


    IM NAMEN DER HEILIGEN BRUDERSCHAFT DER MUSEN UND DES APOLLON ZU ALEXANDRIA
    findet folgender KURS statt


    Geschichte, politische Verfassung und Heer der lakonischen Polis Sparta




    Bemerkungen:


    Dieser Kurs richtet sich an jene Männer und Frauen, die die berühmteste und gefürchtetste Polis der Peleponnes studieren und ihre Geschichte verstehen wollen.





    ANGEMELDETE TEILNEHMER:
    Titus Duccius Vala


  • Amyntor von Knossos
    [wrapIMG=left]http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/47.jpg[/wrapIMG] Ein Raunen ging durch den Saal, als der alte Philosophus den Raum betrat. Mit würdevollen Schritten bewegte sich die aufgerichtete Gestalt mit hoch erhobenem Kopf durch die Exedra auf den Punkt zu, den zuvor ein Diener des Museion akribisch mit roter Farbe markiert hatte. Als Amyntor von Knossos den Punkt erreicht hatte, wandte er sich mit ebenso würdevoller Geste seinen Eleven zu.. und musterte sie vollkommen still bestimmt eine ganze Viertelstunde lang. Der Mann hatte eine so erhabene und würdevolle Ausstrahlung, dass sich in dieser Zeit niemand auch nur zu räuspern wagte. Es war mucksmäuschenstill, nicht einmal das geschäftige Treiben von draußen, das an besonders lauten Tagen wie diesen auch in das Zentrum des Museion hineinklang, war zu hören... man hatte das Gefühl, man könnte einer Feder fallen lauschen.
    Nachdem der Knosser sämtliche Schüler eindringlich und ausgiebig gemustert hatte, erhob sich der linke Arm des Mannes, und mit einer behenden Geste, als wäre sie allein in der Lage das Elend der Welt zu bessern, legte der Gelehrte die Finger aneinander, und schnippste einmal... was kläglich misslang. Kein appropriat schnalzender Ton entglitt den Fingern, nur ein missliches Reiben, kaum mehr als der Schatten des Schatten eines Schnippsens. Doch Amyntor verzog keine Miene.. weiterhin mit hoch erhobenem Kinn in die Menge seiner Schüler schauend, Großzügigkeit und Milde im Blick, verharrte er in dieser Geste, als hätte es so funktioniert wie es wahrscheinlich intendiert war. Und tatsächlich: keine zwei Sekunden später eilte ein kleiner dicker Mann zu ihm, und nahm schnaufend auf einem Punkt Platz der vorher von dem zuvor erwähten Diener mit blauer Farbe markiert worden war. Als er diesen Platz eingenommen hatte, wartete man weitere fünf Minuten darauf, dass sich etwas tat. Erst als diese Zeit vorangeschritten war, ließ der Gelehrte seinen linken Arm sinken, und fasste sich mit Ehrerbietung fordernder Art an das Revers seiner Toga, das Kinn weiterhin hoch erhoben.


    "DIES....", begann anstelle des Gelehrten der kleine dicke Mann hinter ihm mit schriller Stimme, "..ist Amyntor von Knossos. Er vereint Wissen in seinem Kopf, von dem die meisten von euch nicht einmal zu träumen wagen werden... er wird euch heute von einer der mächtigsten, gewaltigsten aber auch tragisch gescheiterten helenischen Poleis der zivilisierten Welt erzählen lassen... Sparta. "
    Während der kleine Mann dies kundtat, zuckte der Gelehrte nicht einmal mit den Mundwinkeln, sondern stand ebenso würdevoll und ehrfurchtgebietend auf dem roten Fleck, wie er es schon vor fast einer halben Stunde getan hatte.
    "Die Natur der Spartaner ist gegeben durch manigfaltige Zuwendung der olympischen Götter. Selbst von einem Sohn des Zeus, Lakedaimon, abstammend erhielten die Spartiaten durch niemand anderes als Herkules ihren Anspruch auf Lakonien festigte... und welchen die Nachkommen desselben schließlich als Spartaner erlangten.", fuhr der kleine dicke Mann mit seiner schrillen Stimme fort, und während er weitererzählte wurde durch die Bewegungslosigkeit und den abwesend-überlegenen Blick des Knossers klar, von wem die heutige Sitzung gehalten wurde. Während der folgenden Stunde bekamen die Schüler den Gelehrten kein einziges Mal zu hören. Nicht einmal tat er auch nur den Mund auf, sondern verblieb in der ganzen Zeit in seiner Haltung, ohne auch nur den Finger zu rühren.
    Der kleine dicke Mann fuhr hingegen mit seinen Erzählungen über die Geschichte der Polis Sparta fort. Dass die sozialen Unruhen, die sämtliche Regionen der Helenen und darüber hinaus erfasst hatten, auch Sparta in ihrem Würgegriff hielten, bis Lycurgos von Sparta schließlich die große Rhetra verfasste und Sparta seine Verfassung gab, die im Gegensatz zu der Athens in den folgenden Jahrhunderten nahezu unangetastet bleiben würde. Mit einer gewissen Häme in der Stimme erwähnte der kleine dicke Mann, dass während Rom gerade noch ein popeliges kleines Bauerndorf war, Sparta schon die westlich gelegene Region Messenien unterwarf. In eben dieser Zeit soll es auch geschehen sein, da die Spartaner aus ihrem Heer die zu Lande kaum zu bezwingende Maschine machten, die sogar heute noch gefürchtet war. Wehrtauglichkeit, Arbeit und Tüchtigkeit waren die Ideale der Spartiaten, nach denen sich jeder Bürger messen lassen musste, und was schließlich auch dazu führte, dass Sparta explizite Schutzherrin der Olympischen Spiele war. Zu einer Zeit in der Athen noch größtenteils mit sich selbst beschäftigt war hatte Sparta sich bereits zum Hegemon unter den peleponnesischen Poleis hochgearbeitet, ihr Heer hatte den Ruf unbesiegbar zu sein, und als absolutes Novum... und dies unterstrich der kleine dicke Mann... hatte Sparta als maßgebliche Polis ihrer Zeit KEINE Stadtmauern.
    Die Treue, die die Spartiaten den Göttern und ihren religiösen Festtagen gegenüber einhielt sorgte dafür, dass die sagenumwobenen Krieger Spartas im ersten Krieg gegen die Meder, unter Dareios I., zu spät kamen, und die Schlacht bei Marathon ohne sie geschlagen wurde. Im zweiten Krieg, den der Sohn des Mederkönigs, Xerxes I., vom Zaum brach, gelangten die Spartiaten zu unvergessenem Ruhm, als sich eine kleine Armee von nur 300 Spartiaten und mehreren tausend helenischen Bündnisgenossen im Nordosten Achaias bei den Thermopylen nördlich von Delphi gelegen dem riesigen Heer der Meder entgegenstellte... und dies tagelang aufhielt, so dass die restlichen helenischen Poleis Zeit genug hatten ihre Armeen zu ordnen. Als der Krieg schließlich entschieden wurde, auf See bei Salamis, auf dem Lande bei Plataiai, taten sich die Spartiaten durch größtmögliche Kampftüchtigkeit hervor und zeigten wieder einmal die überlegene Natur des spartanischen Militärs.
    Doch der Sieg über die ausländischen Meder führte schließlich zum Konflikt zwischen den beiden mächtigsten helenischen Staaten: Athen und Sparta.
    Hier betonte der kleine dicke Mann, während Amyntor weiterhin regungslos blieb, dass Sparta es niemals offen auf einen Krieg angelegt hatte, sondern sich nach dem Krieg gegen die Meder vor allem in der Konsolidierung seiner Macht auf den Peleponnes übte. Die Expansion des athenischen Machtbereichs führte schließlich dazu, dass Sparta über seine verbündeten Poleis in den größten Krieg seiner Zeit hineingezogen wurde, in dem Athen seine Macht auf See und Sparta seine Überlegenheit zu Lande ausspielten. Am Ende wurde Athen durch die Raubzüge der Athener und eine große Pest innert der Stadtmauern schließlich in die Knie gezwungen, und der sogenannte Nikiasfrieden wurde vereinbart. Dieser währte jedoch nicht lange, und so entflammten die Kämpfe wenige Jahre später erneut, und endeten nach einem beispiellosen Niedergang Athens in einer Einnahme durch Spartiaten.
    Die folgende Zeit wurde durch den Hegemon Sparta geprägt, welche allerdings mit der Aufgabe einer vorherrschenden Stadt überfordert war. Veränderungen in und außerhalb der Stadt und die großen Anforderungen an den politischen Führer Sparta sorgten schließlich wenige Dekaden später für den Ausbruch des korinthischen Kriegs, welcher diplomatisch beigelegt werden konnte. Die Vorherrschaft Spartas wurde schließlich gebrochen, als ein zweiter attischer Seebund sich gründete und boötische Poleis sich von Sparta abwandten. Bis zur Eroberung der helenischen Regionen durch die Makedonen unter Philipp II. konnte Sparta sich nicht von dieser Schwächung seiner Position erholen.. eine Rebellion gegen Alexander den Großen führte schließlich dazu, dass die Poleis so vernichtend geschlagen wurde, dass die ehemals nur durch ihre reine Mannstärke verteidigte Stadt sich gezwungen sah, zum ersten Mal in der Geschichte Spartas Mauern zu errichten. Als Achaia durch die italische Stadt Rom erobert wurde, konnte sie wie Athen auch gewisse Privilegien behaupten. So musste Sparta nur Freundschaftsdienste gegenüber Rom erfüllen.. allerdings zeigten die vergangenen Jahre, dass römische Kaiser in Zeiten größerer finanzieller Not diese 'Freundschaftsdienste' neu definierten.. was folglich zu einer schleichenden Einbindung Spartas in den Pflichtenkatalog besetzter Poleis gegenüber Rom führte.


    Als diese Ausführungen geendet hatten, schwiegen sowohl der Gelehrte als auch der kleine dicke Mann eine kurze Weile, bis der Gelehrte sich schließlich ruckartig umwandte und die Exedra verließ... in einigem Abstand gefolgt von dem kleinen dicken Mann.



    [size=6]TDV[/size]

  • Hatte Vala noch gedacht, der Philosophos, der ihnen etwas über Athen erzählt hatte, sei ein seltsamer Kauz gewesen, mit seinem Schemel und der Rückwärtslauferei... so spielte der hier in einer ganz anderen Liga. Anerkennung musste er ihm ja doch zollen, so mit seinem Gehabe.. das sah souverän genug aus, als wäre es über Jahre hinweg sorgsam einstudiert worden. Selbst das mit dem Schnipps... einfach drüber hinweggesehen. Ein wahrer Könner, offenbar. Als der alte Mann sich dann nicht einmal dazu herabließ den Mund aufzumachen und seinen Schülern vom Thema des Kurses zu erzählen, verengten sich seine Augen dann doch vor Verblüffung.. allerdings trieb ihm die Erscheinung des Mannes jede hörbare Reaktion von vorneherein aus jeglichem Ansinnen.


    Was blieb ihnen also anderes übrig, als der unerträglichen Stimme eines ihnen vollkommen unbekannten kleinen Mannes zu lauschen? Nichts.. und so blieben sie größtenteils mucksmäuschenstill hocken (wer wusste schon was der Philosophos tat, wenn er mal nicht regungslos auf einem roten Punkt verharrte.


    Die Erzählung über die Polis Sparta faszinierte Vala dann doch zutiefest... und er bemerkte, wie sie seine Sympathie genoss, einfach weil sich ihre Stärke aus einer vergleichsweise kleinen Gruppe von Menschen erschloss, was Vala unangebrachterweise ziemlich an seine Heimat erinnerte, als die Stämme immer dann am wirkungsvollsten handeln konnten, wenn man einer Meinung war.. was meist schnell hinfällig war, sobald dann doch jeder seinen eigenen Kopf durchsetzen wollte. Den Aufstieg, den Sparta dann im Vergleich zu Athen hinlegte war für Vala dann reine Logik, Geschlossenheit gegen Vielstimmigkeit. Das gefiel ihm... und Sparta hatte den Sieg über Athen seiner Meinung nach mehr als verdient. Enttäuschung machte sich dann in ihm breit, als vom Niedergang Spartas auf der Höhe seiner eigentlichen Macht die Rede war.. und schmerzliche Erinnerungen machten sich in ihm breit, als es darum ging, dass Sparta vor allem an den vielen Interessen der helenischen Poleis scheiterte... und zwangsläufig einem geschlossenen makedonischen Königtum unterliegen musste. Eines führte zum anderen, und Vala verstand nur allzu gut, warum...

  • Amyntor von Knossos
    [wrapIMG=left]http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/47.jpg[/wrapIMG]


    Am nächsten Tag, als es dem Plan zufolge um die berühmtesten Spartiaten gehen sollte, ließ der Philosophus seine Schüler rund eine halbe Stunde lang warten, bevor er ebenso erhaben und würdevoll wirkend wie am Vortag die Exedra betrat und sich zu dem erneut säuberlich mit einem roten Punkt markierten Flecken Stein begab. Es kamen wieder die Momente, in denen er einfach still und stumm seine Schülerschaft musterte, bis er erneut den linken Arm hob... allerdings nicht schnippte. Er erhob die linke Hand einfach nur. Was folgte war ein Sklave, der herbeigeeilt kam, bei einem auf den Boden gemalten grünen Punkt hinter dem Philosophos Stellung nahm, und einmal für alle laut hörbar mit den Fingern schnippte. So er dies getan hatte ließ der Sklave ehrfurchtsvoll den Kopf sinken und verharrte an seiner Stellung, während einen Moment später der den Schülern bereits bekannte kleine dicke Mann in die Exedra geeilt kam, den Fleck mit dem blauen Punkt suchte und auf diesem Aufstellung nahm. Es folgten weitere Minuten der Stille, in denen der Knosser den Arm wieder sinken ließ und damit fortfuhr starr gerade aus durch die dort sitzenden Schüler hindurchzustarren.


    "Heute...", erklang schließlich die schrille Stimme des kleinen dicken Mannes, "..wird der berühmte Amyntor von Knossos, einem Leuchtturm des Wissens, euch von den größten Spartiaten ihrer Zeit erzählen lassen. Sparta hat einige der bekanntesten Persönlichkeiten ihrer Zeit hervorgebracht. Die Bekannteste unter ihnen dürfte ohne jeden Zweifel König Menelaos sein, der sagenhafte Gatte der Helena von Sparta, die nach ihrem Raub ward bekannt als Helena von Troja!" Murmeln im Saal, doch der Sprecher regte sich nicht, wie auch der weiterhin still dastehende Philosophos. "Ja, eben dieser Menelaos soll König von Sparta gewesen sein, und mit seinen Streitern seinen Teil zum Fall der von Homer besungenen Feste beigetragen haben, immer darauf bedacht seine Ehre wiederherzustellen und den Frevel an seiner Ehe zu ahnden. Aber diese beiden waren nicht die einzigen Großen unter den Söhnen Spartas."
    Lykurgos war der Spartiat, der als nächster vom kleinen dicken Mann beschrieben wurde, weil er als beinahe schon legendärer Gesetzgeber Spartas galt und somit das Fundament ihrer Größe mit eigenen Händen gelegt habe. Die große Rhetra, wie die Gesetzessammlung genannt wurde, hatte er mit niemand anderem als dem Orakel von Delphi selbst erarbeitet. Dabei formte Lykurgos selbst die oberste spartanische Maxime: Gleichheit unter den Bürgern, militärische Tüchtigkeit und äußerste Sparsamkeit. Es wurde gesagt, dass Lykurgus sich dem Recht des Staates und den spartanischen Prinzipien derart verschrieben hatte, dass er aus Rücksicht auf den Staat seine Ämter niederlegte und jahrelang ins kretische Exil ging um seine Unbescholtenheit zu beweisen. Als er zurückkehrte legte er den Spartanern die neue Lebensweise wie folgt nahe: er erzog zwei Hundewelpen. Das eine gewöhnte er an Gehormsam, Disziplin und Selbstbeherrschung, das andere hingegen ließ er frei laufen und leben wie es ihm gefiel. Als er später die beiden erwachsenen Hunde den Spartanern vorführte, waren die Zuschauer vor allem von dem Hund fasziniert, der sich selbst angesichts eines Brocken Fleisches nicht vergaß, während sie an dem anderen Hund vor allem seine Freiheit in Beschlag nahm.
    Man sagte sogar, dass Lykurgos Aegyptus besucht habe, und hier die Trennung von Heer und Arbeitern erlebt habe, welche später Sparta von allen anderen helenischen Poleis unterschied. Als er nach Sparta zurückgerufen wurde, in Zeiten größter Not für den Staat, entschied er sich dafür der spartanischen Gesellschaft starke Veränderungen zu verordnen, die er vor allem mit dem Orakel des Apoll in Delphi beschloss. Ein Orakelspruch deutete ihm, dass jener Staat, welcher sich seinen Gesetzen unterwerfen würde, letztlich zum bekanntesten der damaligen Zeit würde, und so kehrte Lykurgos nach Sparta zurück um sein Werk zu beginnen, von welchem in der folgenden Sitzung noch die Rede sein würde.
    Auch von Chilon von Sparta erzählte der kleine dicke Mann, einem der sieben Weisen der helenischen Welt. Es war die Errungenschaft des Mannes im Sinne Spartas gegen die Tyrannei einer befreundeten Polis zu kämpfen und die Ephoren zu einer beratenden Instanz für die Könige zu machen. Ihm wurden zahlreiche Sprüche nachgesagt, die sich vor allem im spartanischen Sinne auf die Befolgung der Gesetze bezogen. Als sein Sohn bei den olympischen Spielen im Boxen gewonnen hatte, soll Chilon vor Freude gestorben, und im Beisein sämtlicher helenischer Abordnungen bestattet worden sein.
    Leonidas I. war ein Name der wohl allen Schülern bekannt war, ist er es doch schließlich gewesen, der mit nur 300 Spartiaten gegen die Meder unter Xerxes I. nach Norden an einen schmalen Pass bei den Thermopylen nördlich von Delphi gezogen war. Mit nur dieser geringen Anzahl an Spartiaten und wenigen Tausenden anderer helenischer Heeresteile soll es ihm gelungen sein das mehrere hunderttausend Mann starke Heer der Meder ganze Tage lang aufzuhalten. Die Schüler, die noch nie von dieser Leistung gehört hatten hielten vor Ehrfurcht den Atem an, und als es dazu kam, dass er vom medischen Heer überwältigt wurde, entließen sie enttäuscht wieder die Luft aus ihren Lungen. Ein Verräter soll den Erfolg des kleinen helenischen Heeres zunichte gemacht haben, und so entließ Leonidas den größten Teil seiner kleinen Schar und verblieb nur mit seinen Spartiaten und wenigen getreuen Gefolgsleuten aus anderen helenischen Poleis um den Rückzug der größeren Truppe zu ermöglichen. Das spartanische Gesetz verbot es ihnen das Feld zu verlassen, allerdings stand es ihm frei die anderen helenischen Männer in Sicherheit zu schicken.
    Seine Frau, Gorgo, wurde vom kleinen dicken Mann als Beispiel für die Tugendhaftigkeit der spartanischen Frauen angesehen. In Abwesenheit ihres Mannes verstand sie es den Staat an seiner statt zu führen, und stand in der Apella mit ihrer Klugheit in gutem Ruf. Dass die spartanischen Frauen auch Männern gebieten konnten stand in keinem guten Ruf bei den anderen helenischen Poleis, und so wird ihr eine Diskussion mit einer attischen Frau nachgesagt, in welcher letztere wissen wollte, warum nur in Sparta Frauen über Männer herrschen könnten. Gorgo selbst soll darauf erwidert haben, dass eben nur Spartanerinnen wahre Spartiaten gebären könnten. Die sagenhafte spartanischen Frauen waren es auch, die zuerst in den olympischen Spielen von sich reden machten: Prinzessin Cynisca soll es gewesen sein, die einen Wettkampf in den Spielen gewonnen hat. Wohlgemerkt gegen Männer.


    Diese und andere Geschichten brachte der kleine dicke Mann vor um die Natur Spartas zu erläutern, und als dieses getan war, wartete Amyntor von Knossos wieder einige Momente, bevor er sich abrupt umwandt um die Exedra zu verlassen. Gefolgt von dem kleinen dicken Mann, und dem Schnipssklaven.



    [size=6]TDV[/size]

  • Auch am nächsten Tag hockte Vala dezent befremdet von der Art des Philosophos in den Reihen der Eleven, und ließ sich von Sirius jedes Wort übersetzen das der kleine dicke Mann ihnen entgegenkrächzte. Mit ebenso großem Befremden bekam er zudem mit, wie sich unter den Schülern gewisse Sympathien breitmachten. War die Rede von Spartas Größe, wurde hier und da beifällig gebrummt... wurde Athen erwähnt, murrte jemand anderes... und wurden beide erwähnt, wurde gebrummt und gemurrt dass es nur so summte in der Exedra. Vala fand sich alsbald in einer Ansammlung von Sympathisanten verschiedener Coleur wieder.
    Er selbst war sich ziemlich unschlüssig, was er nun zum Beispiel von Lykurgos halten sollte. Der Mann hatte offensichtlich einen Hang zu gewissen Essenzen, die Vala seinem eigenen Sklaven seit einiger Zeit auszutreiben versuchte. Die Gesetze der Stadt von einem Orakel bestimmen zu lassen war hingegen ein Schachzug, der ihm selbst hätte nicht besser einfallen können. Göttliche Legitimation gegen Gold war anscheinend nicht nur in seiner Heimat gängige Praxis. Dieser König Leonidas war hingegen ohne jeden Zweifel ein vollkommener Vollidiot gewesen, da war Vala sich sicher. Mal von den taktischen Defiziten abgesehen sich gleich mitzuopfern war eine Form von Heldentum, und es gab kaum etwas was Vala mehr verachtete als Heldentum. Gorgo hingegen wäre wohl eine Frau ganz nach seinem Geschmack gewesen... zu dumm nur, dass sie schon sechshundert Jahre tot war.

  • Amyntor von Knossos
    [wrapIMG=left]http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/47.jpg[/wrapIMG] Der folgende Tag wurde von noch längerer Wartezeit für die Schüler bestimmt. Gut eine Stunde lang ließ der Philosophos von Knossos auf sich warten, bevor er schließlich mit der altgewohnten Würde und so weiter in die Exedra geschritten kam. Als er sich jedoch dem alten Platz näherte, an dem er in den beiden Tagen zuvor gestanden hatte, blieb er auf einmal abrupt stehen und starrte auf den Boden. Da war kein roter Punkt. Sein Mund öffnete sich... und schloss sich wieder. Mit einem Mal richtete sich Amyntor von Knossos wieder auf, Unglauben im Blick, und sah zurück zu dem verhangenen Durchgang, aus welchem er soeben gekommen war. Wieder öffnete sich sein Mund... und schloss sich wieder. Und noch einmal... nur um sich wieder zu schließen. Es folgte peinliche Stille... und der Philosophos begann ziellos im Raum herum zu laufen. Mit Ungläubigkeit und Sorge im Gesicht wanderte der Gelehrte durch den Raum, und dieses Schauspiel zog sich mehrere Minuten lang hin, bis ein vollkommen abgehetzt wirkender Diener mit vier Pötten Farbe durch den Vorhang geeilt kam, irgendwas brabbelte und sich schließlich auf die Knie niederzulassen um in sorgsamster Kleinstarbeit vier Punkte an vier verschiedenen Stellen auf dem Steinboden aufzumalen. Einen in Rot, einen in Blau, einen in Grün, und einen in Schwarz. Nachdem er dieses getan hatte, nahm der Diener mit den vier Farbeimern sorgsam Aufstellung über dem schwarzen Punkt, sehr wohl darauf bedacht, die frische Farbe nicht zu berühren. Als dies geschehen war, und der Philosophos bei seiner unruhigen Wanderung durch die Exedra in der nähe des roten Punktes vorbeikam hielt er überrascht erneut inne, betrachtete sich den roten Punkt sehr genau... und stellte sich sogleich darüber auf, ohne Rücksicht auf die frische Farbe zu nehmen. Als er dies getan hatte, starrte er seine Schüler weitere fünf Minuten lang unentwegt an. Nach diesen fünf Minuten erhob er wieder den linken Arm, hielt in dieser Pose inne, und wartete darauf, dass der Diener vom Vortag kam um auf dem grünen Punkt Aufstellung zu nehmen und nach einer Weile zu schnippsen, was schließlich den kleinen dicken Mann veranlasste die Exedra zu betreten. Als dies alles geschehen war folgten weitere zehn Minuten der Stille.


    "Der große Amyntor von Knossos...", begann der kleine dicke Mann nach dieser Zeit, "..der sich noch nie dazu herablassen musste sein Wissen in Rom den Barbaroi zu verkaufen... wird heute von der Verfassung Spartas erzählen lassen. Merkt auf, ihr Unwissenden, denn dies ist wichtig um das Wesen der Polis Sparta zu verstehen. Lykurgos von Sparta war es, der wie ihr wisst Sparta ihre Verfassung in alter Zeit gab, und der heutige Tag soll davon handeln wie diese Verfassung sich gestaltete. Zu allererst sei auf die verschiedenen Teile der Bevölkerung des Staates hingewiesen. Da seien die Spartiates, die mit dem Bürgerrecht versehenen Männer über dreissig Jahren, die dazu befähigt waren an den politischen Instanzen seines Staates teilzunehmen. Die Natur des spartanischen Staates brachte es, dass diese Spartiaten von Kindesbeinen an einer harten Erziehung unterworfen waren, die sich an den lykurgischen Idealen der Sparsamkeit, der körperlichen und militärischen Ertüchtigung, der bürgerlichen Gleichheit und dem Dienste am Staate ausrichtete. Aus diesem Grunde wurden sie in Kasernen mit gleichaltrigen untergebracht und fortwährend auf den Kampf in einer spartanischen Phalanx gedrillt. Im Erwachsenenalter wurde ihnen jegliche Arbeit außer der eines Bauern verboten um sicher zu gehen, dass die Spartiates sich nur auf die Dinge konzentrierten, die ihrer Schicht zugeschrieben wurden. Im Alter von dreissig Jahren bekamen sie das Bürgerrecht und damit auch die Möglichkeit an den Staatsorganen teilzunehmen. Mit zumeist weniger als zehntausend Mann war diese Gruppe die kleinste in Sparta."
    Den spartanischen Frauen, also den Gynaikes, kam eben wegen der besonderen Natur des Staates eine ebenso besondere Rolle zu. Durch die Kasernierung der Männer und die wiederkehrenden Kriegszüge besaßen die Frauen im Haushalt selbst größtmögliche Freiheiten und Bestimmungsrechte, und selbst im spartanischen Staate wurden sie oft um Rat gefragt. Dies begann schon bei der Erziehung, wo die Mädchen mit den Jungen in körperlicher Tüchtigkeit geübt wurden, frei nach dem Motto: nur starke Frauen können starke Männer gebären. So waren es eben auch spartanische Frauen, die als erste bei den olympischen Spielen Wettkämpfe gegen Männer gewannen. An den Institutionen des Staates konnten sie dennoch nicht teilnehmen, dies war ihren Männern vorbehalten. Im direkten Vergleich mit anderen hellenischen Poleis trugen Frauen in Sparta größtmögliche Bedeutung.
    Männer ohne Bürgerrecht wurden Periöken genannt, und siedelten meist im Umland außerhalb Spartas, so an den Küsten und in den Bergen. Im Gegensatz zu den Spartiates konnten diese jeglichen Berufen nachgehen und hatten entsprechend ein quasi-Monopol inne. Zudem besaßen sie ihre eigene Sozialstruktur und konnten eigene Sklaven besitzen, jedoch bei außenpolitischen Fragen nicht mitbestimmen. Im Gegensatz zu den Heloten konnte die große Gruppe der Periöken auch Schwerbewaffnete für das Heer stellen, auch wenn sie ihre Ausrüstung selbst finanzieren mussten.
    Vor den eigentlichen Sklaven kam noch die Klasse der Heloten in von den Spartiates eroberten Landstrichen. Diese durften keinen eigenen Besitz haben und arbeiteten auf den Ländereien der Spartiates, was diesen erlaubte sich vollkommen auf Staat und Militär zu konzentrieren. Um die Spartiates auch vor ihrem dreissigsten Geburtstag im Kampf zu üben wurde den Heloten jedes Jahr auf's neue der Krieg erklärt.. was stets in vielen Toten endete.


    Oberste politische Instanz des spartanischen Staates waren die beiden Basileis, die jeweils aus den alten Häusern der Agiaden und der Eurypontiden stammten. Die Hauptaufgabe der Könige bestand vor allem in der für die Spartaner sehr wichtigen Führung des Hees, aber auch priesterliche Funktionen wurden von den Königen wahrgenommen.
    Beraten wurden die Könige von der Gerusia, dem Ältestenrat Spartas, welcher sich aus 28 Mitgliedern aus der Apella zusammensetzte und zu dem die Mitglieder auf Lebenszeit gewählt wurden. Vor allem dies bedingte das sensationell hohe Mindestalter von sechzig Jahren. Die Gerusia hatte außerdem die Strafgerichtsbarkeit in großen Fällen inne, also jene, die in der Verbannung, dem Entzug des Bürgerrechts oder gar der Todesstrafe münden konnte. Zudem konnten die Geronten, wie die Mitglieder der Gerusia genannt wurden, Beschlüsse der Apella verhindern oder wiederrufen.
    An den Sitzungen der Apella, der Volksversammlung, konnte theoretisch jeder Spartiat über dreissig Jahre teilnehmen so ihm dieses Recht nicht aberkannt worden war. Hier wurden die größten Entscheidungen des Staates getroffen, wobei im Kontrast zu Athen große Reden verpönt waren und von den Aufsichtsführenden stets unterbunden wurden, da man in Sparta der Auffassung war, dass sie die Wahrheit vernebelten und praktische Lösungen erschwerten. So war das Einbringen von Anträgen nur den Königen, Geronten oder Ephoren erlaubt, und die Apella ward letztlich nur ein reines Abstimmungsorgan. Die Zusammenstellung der Apella bezog sich auf die soziale Struktur Spartas. In den fünf spartanischen Siedlungen waren jeweils Angehörige von drei verschiedenen Stämmen, den Phylen verteilt.
    Die Ephoren, auch Aufseher, waren wohl als kontrollierende Instanz zu den Königen und Geronten von der Apella installiert worden. Sie beaufsichtigten die Arbeit der zuvor genannten und wurden aus der Apella für jeweils ein Jahr gewählt, wobei ein Mindestalter und sonstige Voraussetzungen nicht vorhanden waren. Sie waren in der Lage die Apella einzuberufen und ausländische Gesandte zu empfangen.


    Hier endete die Darstellung der politischen Verfassung Spartas, und wenn man dem Philosophos eine gewisse spartanische Art anlasten wollte, so konnte man doch seinen Unwillen erkennen, dem kleinen dicken Mann so etwas wie eine Diskussionsbereitschaft zu befehlen. So war die einzige Frage, die der kleine dicke Mann den Schülern mit auf den Weg gab die, ob Sparta sich wirklich so sehr von anderen Poleis unterschied.



    [size=6]TDV[/size]

  • Die spinnen, die Griechen. Das war wohl die größte Erkenntnis, die Vala in diesen Kursen gewinnen würde. Hatte man sich schon auf ein neues Schauspiel eingestellt, und das ganze erwartet als wäre es ein stetig wiederkehrendes und wohlbekanntes Naturschauspiel, so verstieg sich der Knosser heute doch in seinen Ticks. Wollte Vala sich gerade mit einem anderen Schüler unterhalten, da gab es schon wieder was neues: Amyntor schien sich vom Fehlen eines Punktes aus der Fassung bringen... schlagartig war das Gemurmel der versammelten Schülerschaft verstummt, alle lauschten gebannt ob aus dem sich öffnenden Mund des Gelehrten doch etwa ein Laut tun würde.. nur um am Ende erneut enttäuscht zu werden, denn das Spektakel löste sich beim Auftauchen eines nun vierten Partikels der seltsamen Konstellation in der Exedra auf.


    Was folgte war eine sicherlich spannende, aber auch denkwürdige Darstellung der politischen Verfassung Spartas. Dass eine Minderheit über eine überwältigende Mehrheit herrschte war ja nun ein Zeichen ihrer Zeit. Die Periöken alleine schienen sich mit ihrer Situation ja arrangiert zu haben, wenn die Mehrheit die Minderheit bei gleicher Bewaffnung nicht einfach überwältigte. Das Herrschaftsprinzip der Spartiates war dabei für Vala einfach nur vollkommen unverständlich. Die Apella nichts weiter als ein Ort an dem man ab- oder beifällig murrte, der Staat in der Hand von Greisen.. eine Gewaltenteilung die eigentlich keine war. Vala war mehr als verwirrt... was ihm allerdings gefiel, wie auch schon am Tag zuvor, war die Rolle der Frauen, weil es ihn ziemlich an seine Heimat erinnerte. In Athen quasi weggeschlossen, in Sparta zentrale Figuren der Öffentlichkeit. Japp, hatte was von seiner Heimat.. das mit den Heloten fand Vala hingegen nur abstrakt. Eine Bevölkerung, deren einziger Zweck es war als Arbeiter den Spartiaten zu dienen und ab und an als Schlachtvieh in Manövern? Abstrakt... abstrakt, es blieb einfach abstrakt.
    Und dennoch schien dieses seiner Meinung nach vollkommen unverständliche Gebilde tatsächlich genug Macht gehabt zu haben, um sogar das große Athen in die Schranken zu weisen.
    Bevor Vala sich jedoch weitere Gedanken um das Thema machen konnte, brach ein großer Tumult aus, von der einfachen Frage des kleinen dicken Mannes entfacht, ob Sparta wirklich so anders wäre als die anderen bekannten hellenischen Poleis wäre. Wo sich in den vergangenen Tagen die Sympathien nur verhalten gezeigt hatten, führte die erste pro-spartanische Wortmeldung schon zu heftiger Gegenwehr aus dem athenischen Lager, wobei sich hier und da auch ein paar Thebaner zeigten. Mit wachsender Belustigung verfolgte Vala, wie sich hunderte Jahre nach dem Fall der beiden Poleis ihre Söhne immernoch an der Geschichte ihrer Urväter erhitzten, und dies beinahe zu handgreiflichen Auseinandersetzungen führte. Athener als Verfechter der Machtdezentralisierung im Sinne des Kleistenes, mit stets durchklingender Kritik an den Machtzuständen in Rom, und die Spartaner als von ihrer Geschichte enttäuschte Verfechter einer bürgerlichen Einigkeit durch Verfassungsunterwürfigkeit. Irgendwann hielt Vala sich nurnoch die Hand vor dem Mund um seine Belustigung halbwegs zu verbergen, und als die Diskussion ganze vier Stunden nach dem Ende des seltsamen Vortrags auch versandtete, hatte Vala tatsächlich vor allem eine Erkenntnis gewonnen: Ja, die spinnen, die Griechen.

  • Amyntor von Knossos
    [wrapIMG=left]http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/47.jpg[/wrapIMG] Am kommenden Tage, als es der Ankündigung nach um militärische Aspekte gehen sollte, konnten die eintreffenden Studenten sehen, dass der gesamte Boden der Exedra mit Punkten übersäht war. Es waren nicht nur vier verschiedenfarbige, sondern zig. Die Studenten, die als letztes kamen, hatten nicht die geringste Ahnung welche der Frühkommer es gewesen waren, und diejenigen, die es wussten, hielten mit diebischem Grinsen dicht.
    Als Amyntor von Knossos schließlich die Szene betrat, so würdevoll und erhaben wie eh und je, steigerte sich so manches Grinsen ins unermessliche, und hatten die Studenten schon in den vorigen Sitzungen keine Probleme gehabt sich ruhig zu verhalten, so machte sich nun erwartungsvolle Grabesstille breit, als würde jeder die Luft anhalten um bloß nicht den Moment zu versauen, in welchem der Gelehrte die Bodenbemalung bemerken würde. Dieser Moment kam relativ schnell, denn dem Gelehrten viel schon wenige Schritte später auf, dass er sich bereits in einem ganzen Feld von Punkten befand, und mit zurückgelegter Wegstrecke immer irritierter dreinblickte. Als er in der Gegend angekommen war, in der eigentlich sein per rotem Punkt markierter Stammplatz markiert worden sein sollte, begann der Gelehrte erst ziellos durch die Gegend zu laufen, bis er sich schließlich in einer Wanderspirale wiederfand und irgendwann einfach nur noch auf einem Fleck rotierte.. bis er schließlich schlichtweg umkippte und mit dem Gesicht auf dem Boden liegen blieb. Das daraufhin aufkommende Raunen der Studenten unterbrach sich abrupt als der kleine dicke Mann eintrag, gefolgt von den beiden Malern.. und sich einfach auf irgendeinen wahllosen Punkt stellte, und den großen Amyntor vollkommen ignorierend zu dozieren begann.


    "Der große Amyntor von Knossos...", begann er wie immer, als würde der große nicht wenige Schritte entfernt reglos auf einem von bunten Punkten übersähten Boden liegen, "...der unerschütterliche Mittler des alten Wissens, wird euch heute von der sagenhaften Armee Spartas erzählen lassen, welche sämtliche Spartiates über dreissig Jahre beinhaltete. Die spartanische Armee gliederte sich in..."
    Die Studenten waren ziemlich irritiert von der Tatsache, dass man den großen Amyntor einfach auf dem Boden liegen ließ, und so dauerte es seine Weile, bis die Studenten sich wieder auf das konzentrieren konnten, was der kleine dicke Mann ihnen dozierte.


    Man mochte es der fehlenden Funktion des Amyntor zuschreiben, oder einfach der Tatsache, dass die Exedra mit Studenten der verschiedensten Reichsteile.. aber eben vor allem Hellenen.. gefüllt war. Aber man mochte sich nicht vorstellen, dass jemand einfach "MOMENT!! Wie war das gerade?" gerufen hätte, wenn der große Knosser noch gerade stand... und eben nicht flach lag.
    Der kleine dicke Mann hielt irritiert inne: "Wie soll was gerade gewesen sein?"
    "Na, das mit der Aufstellung der Hopliten!", wiederholte der Rufer, was viele Studenten dazu veranlasste den Kopf zu wenden und nach ihm Ausschau zu halten.
    "Du solltest besser aufpassen.", schalt der kleine dicke Mann ihn, und wiederholte was er gerade über die Aufstellung der spartanischen Hopliten gesagt hatte... von der großen Mora bis zum einzelnen Hopliten hinab.
    "Du hast da was weggelassen, was du eben gesagt hast!", rief der Rufer wieder dazwischen, als der kleine dicke Mann nach der Wiederholung fortfahren wollte.
    "Was soll ich schon weggelassen haben?", runzelte der kleine dicke Mann die Stirn.
    "Gerade eben hast du noch gesagt: Und dies machte die spartanische Armee zur Besten und Gefürchtetsten der hellenischen Welt!!", protestierte der Rufer erneut, was ein Raunen der anderen Studenten zur Folge hatte.
    "Und?", antwortete der kleine dicke Mann, "Das war doch auch so!"
    "NEIN! WAR ES EBEN NICHT!", schrie der junge Mann mit dichtem Lockenkopf darauf hin, "Die spartanische Armee war nur ein feuchter Abklatsch der von Athenern entwickelten Phalanx! Nichts anderes!"
    "Wie heißt du, junger Mann?", wandte sich der kleine dicke Mann an den Störenfried.
    "Ich...?", stolperte der Angesprochene kurz über seine eigene Zunge, "..ich.. ich bin Patroklos..."
    "Patroklos von....????", hakte der kleine dicke Mann nach.
    "...von... von... Sigeon.."
    "...von wo? Lauter bitte... meine Ohren, weißt du...", stichelte der kleine dicke Mann weiter.
    "VON SIGEON!!", gab der Störenfried zerknirscht zu.
    "HAH!!!", machte der kleine dicke Mann daraufhin siegessicher, "Sigeon... einer der ältesten und treuesten Kolonien der attischen Polis... Athen?"
    "Das hat nichts zu bedeuten!", protestierte der Student trotzig, "Die spartanische Armee war trotzdem nur ein feuchter Abklatsch..."
    "Feuchter Abklatsch?!", rief nun ein weiterer Student dazwischen, "Das ist ja wohl ein Witz! Die spartanische Armee war die gefürchtetste der ganzen hellenischen Welt! Ihre Disziplin sagenumwoben, ihre Schlagkraft unglaublich und ihre Geschlossenheit suchte ihresgleichen!"
    "Das war doch sowas von klar.. hört den Spartaner! Amonos von Sparta! Hast du auch Argumente, die für dich sprechen?", giftete der Sigener.
    "Selbstverständlich!", grollte der Spartaner, "Die Armee war ein in sich verzahntes Bollwerk! Wie war das? Die Athener verzichteten auf größere Ordnung? In Sparta hat jeder Hoplit seinen Platz... jeder Hoplit hat seinen Offizier, jeder Offizier hält seine Ordnung in den Enemotia, die Pentekostys..."
    "Ach, komm mir nicht damit!", unterbrach ihn der Sigener, "Eure Ordnung war doch nicht mehr als ein reines Schauspiel für euch selbst! Ihr habt euch eure Siege erkauft, ihr ehrloses Pack!"
    "Sag das nochmal, Hund eines Atheners...", spottete der Spartaner zurück.
    "Ich zeig dir gleich was der Hund eines Atheners so alles kann, du zahnloser Ochse!", stand der Sigener auf und reckte die Brust kampfeslustig heraus...
    "Meine Herren...", wollte der kleine dicke Mann unterbrechen, doch da war es schon zu spät, der nur wenig entfernt sitzende Spartaner hatte sich seinen Weg flugs durch die anderen Studenten gebahnt und sich mit Gebrüll auf den Sigener geworfen.. eine Keilerei entbrannte, die so langsam auch auf andere Studenten übergriff, weil sich die überall aufflammenden Diskussionen durch das Beispiel der beiden Streithähne ebenfalls in handfeste Auseinandersetzungen mündeten.
    Es dauerte eine ganze Weile bis der kleine dicke Mann sich entschloss Hilfe zu holen während die beiden noch rumstehenden Maler dem Schauspiel mit sichtbarem Amüsement zuschauten.. als dann schließlich Ordnungskräfte eintrafen um die Massenschlägerei aufzulösen.. als der Trubel sich verflogen hatte, die Studenten der Exedra verwiesen wurden und der Kurs für abgeschlossen erklärt wurde, lag der große Amyntor immernoch am Boden.



    [size=6]TDV[/size]

  • "Die haben doch alle vollkommen einen an der Klatsche..." , murrte Vala, als er fassungslos beobachtete, wie man einfach das Protokoll weiterverfolgte ohne auf den bewusstlos-tot-wasauchimmer darniederliegenden Gelehrten zu achten. Sirius enthielt sich eines Kommentars, und so blieb Vala kaum etwas anderes übrig als das geschehene als normal zu betrachten. Großartig aufzuregen schien das niemanden, und da die Veranstaltung einfach so weiterging, entschloss er sich sich einfach auf das zu konzentrieren was da so vor sich ging. Was auch nicht schwer war, schließlich interessierte ihn das System der spartanischen Armee im Übermaß. So hing er während der Ausführungen förmlich an den Lippen des kleinen Mannes, und sog jedes Detail von der Ausbildung der Soldaten über die Ausrüstung hin zur Aufstellung der Armee... bis sie schließlich grob unterbrochen wurden. Erst hielt Vala den Einwand für einen der üblichen Diskussionseinwürfe, jedoch entwickelte sich das ganze ziemlich fix zu einer Farce. Die stritten sich tatsächlich aus Loyalität zu Städten die schon vor Jahrhunderten von Rom besiegt worden waren! Als die anderen schließlich aufeinander losgingen hielt Vala sich seiner prekären Position als Romaer dezent zurück... bis sie alle zusammen nach einer Weile rausgeworfen wurden, ohne dass er jetzt erfahren hätte, wie genau sich diese Schlachtreihen jetzt im Kampf bewegten.
    Kurz bevor er die Exedra verließ blieb er noch einmal stehen, und bekam gerade mit wie der kleine dicke Mann den Raum mit den Malern verließ.. und der Gelehrte immernoch am Boden lag. Soviel Eigenart konnte er sich beim besten Willen nicht mit der griechischen Welt erklären, da versagte einfach seine Fantasie: "...die haben wirklich einen an der Klatsche. Allesamt."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!