Etwas gedankenverloren blickte Seneca das Vater-Sohn Gespann an. Eine tolle Familie hatte seine Cousine da, und Seneca hoffte, wenn er denn Centurio werden würde, auch wieder Leben in die Casa Iunia bringen zu können, mit einer schönen Frau und einem kräftigen Erben, aber bis es soweit war, musste er sich wohl erst einmal als Großcousin beweisen, und vor dieser Herausforderung stand er nun hier und jetzt, auch wenn er dem Germanicus nicht dazwischen reden wollte, und deshalb nur dezent einen Schluck Wasser trank.
[Atrium] Verwandtschaft im Haus
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Serrana hatte keine Ahnung, welche Gedanken ihrem Cousin gerade durch den Kopf gingen, doch fiel ihr auf, wie ernst er in den Momenten aussah, wenn er sich gerade nicht beobachtet fühlte. Ihr Sohn bekam davon natürlich nichts mit, der unübersehbar hin und weg von seinem neuentdeckten Praetorianer-Verwandten. Als er dann doch einmal für kurze Zeit durch das Gespräch mit seinem Vater abgelenkt war, nutzte Serrana die Gelegenheit, sich leise an Seneca zu wenden.
"Danke, Aulus, dass du dir soviel Mühe mit ihm gibst, vermutlich wird er die nächsten drei Nächte vor lauter Aufregung kaum schlafen können. Aber lass uns auch über dich sprechen, und wie es dir geht. Das mit den Verhaftungen und den besonderen Aufgaben hört sich in meinen Ohren ziemlich beunruhigend an. Darfst du ein wenig darüber erzählen, oder bist du zu völligem Stillschweigen verpflichtet? Verstehen könnte ich das ja, obwohl ich zugeben muss, dass diese Ungewissheit, in der wir seit Tagen leben, furchtbar ist."
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So schlimm klang das ja nicht, was passierte, wenn ein Praetorianer nicht gehorchte. Naja, weit weg geschickt zu werden, das war bestimmt doof. Aber gar keine Prügel? Andere Soldaten wurden geprügelt, wenn sie nicht gehorchten, das wusste Victorius schon. Anscheinend waren Praetorianer so etwas Besonderes, dass ihnen sowas nicht passierte. Dann würde er also zur Garde gehen, wenn er Soldat wurde!
Victorius schaute seinen Vater bei seiner Frage von unten her an. Dabei musste er den viel zu großen Helm festhalten. Ein bisschen überrascht wirkte sein Blick, denn jetzt erst dämmerte dem Kind, dass der Vater offenbar hatte gehen wollen. „Ich hab Dich lieb“, erklärte Victorius schlicht und hielt den Vater immer noch fest. Der wollte doch nicht wirklich gehen, wenn so ein wunderbarer Verwandter da war?
Was redete Mama denn da? Nicht schlafen können? Doch, er würde ganz wunderbar schlafen! Und großartig träumen! Die Spiele für die nächsten Tage standen nun auch schon fest. Er würde ein Praetorianeroffizier sein und alle Feinde Roms verhaften! Kein einziger würde ihm entkommen! Die Augen des Jungen leuchteten vor Freude. Und er streckte seine zweite Hand nun nach der von Seneca aus. Vielleicht blieb der dann ganz lange da.
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Seneca ergriff die Hand des Kleinen, und rang sich ein Lächeln ab. Angesprochen von Serrana dachte er an all die Dinge die wohl bevorstehen würden, und da war ihm sicherlich nicht zum Lächeln zumute.
Er wuschelte Quintus kurz durch die Haare, und sagte dann, "Ich muss kurz mit deiner Mama sprechen.", dann wandte er sich zu Serrana ab, und begann leise zu sprechen, "Ich darf dir nichts sagen.", Seneca räusperte sich kurz, "Ich sage dir was ich auch Axilla sage, die nächsten Zeiten werden hart werden, und es wird der Tag kommen wo ich euch beide bitten werde, Rom für eine Weile zu verlassen.", sagte Seneca nachdenklich, "Ich werde euch früh genug bescheid sagen, aber halte dir deine Optionen offen Serrana, ich will nicht dass dir oder den Kleinen was passiert.", Senecas Mine wurde wieder etwas heller, er wollte seine Cousine nicht zu sehr aufregen, "Aber noch ist nichts entschieden, wer weiß wie sich die Dinge entwickeln.", versuchte er die sorgenvolle Atmosphäre zu zerstreuen.. -
Serrana fühlte sich, als würde eine kalte Hand ihren Magen zusammenpressen und musste sich sehr zusammenreissen, um sich in Anwesenheit ihres kleinen Sohnes nichts anmerken zu lassen. "So schlimm ist es? Die Götter mögen uns beistehen..." Ihr Lächeln fiel ein wenig kläglich aus, trotzdem fühlte sie ein warmes Gefühl der Dankbarkeit und Zugehörigkeit Seneca gegenüber in sich aufsteigen. "Dass du uns rechtzeitig warnen willst, finde ich sehr beruhigend, Aulus. Aber bitte sei selbst vorsichtig, bei allem, was du tust. Kein potentieller neuer Imperator wird es sich mit euch Praetorianern verderben werden, aber ihr steht auch in vorderster Reihe." Ihr Blick fiel wieder auf Victorius, der vor Stolz und Aufregung beinahe platzend den viel zu großen Helm an Ort und Stelle hielt und dann auf ihren Mann, bevor sie ihrem Vetter díe Hand leicht auf den Unterarm legte. "Aber vielleicht sollten wir jetzt von etwas anderem sprechen. Quintus, mein Sohn, was hältst du davon, wenn du Aulus ein wenig das Haus zeigst? Du kennst dich hier doch besser aus, als dein Vater und ich zusammen. Und danach treffen wir uns alle im Triclinium zur Cena wieder, was meint ihr?"
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Sedulus bückte sich zu seinem Jüngsten hinunter und meinte schließlich.
Ich habe dich auch lieb Sohenmann!
Und strich ihm über die Wange.
Allerdings mußt mich jetzt gehen lassen, denn ich habe noch zu arbeiten...
Dann wandte er sich an Serrana und den Besuch.
Ich würde sagen wir machen es so und sehen uns dann später zum Essen wieder. Dann habe ich ein bischen mehr Zeit für euch.
Lächelte Sedulus entschuldigend.
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"Sorge dich nicht um mich, wenn die Götter es wollen werde ich es schon überstehen. Sorge du lieber für deine Familie und ihre Sicherheit, das würde auch mich beruhigen.", sagte Seneca leise, bevor Serranas Mann das Wort ergriff, und Seneca sich auf ihn konzentrierte..
"Geh ruhig Sedulus, Quintus wird mir das Haus sicherlich am besten zeigen können.", meinte Seneca lächelnd, und wandte sich dann wieder seinem kleinen Verwandten zu, "Also Quintus, wo willst du deine Führung denn beginnen?", fragte Seneca neugierig, denn er kannte das Haus ja nicht.
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Enttäuschung malte sich auf der Miene des kleinen Jungen ab, als der bewunderte Verwandte meinte, er müsse mit Mama reden. Das war wieder nichts für Kinder. Das sagten Erwachsene immer, wenn es besonders spannend wurde. Leider konnte Victorius wirklich nicht verstehen, was sie sprachen. Nur das eine oder andere Wort kam zu ihm durch. Und damit konnte er rein gar nichts anfangen. Nicht, dass er sich nicht bemühte, etwas zu hören.
Papa war natürlich auch toll. Der tollste Papa von der Welt. Victorius strahlte seinen Vater an, als der ihm erklärte, dass er ihn auch lieb hatte. Nur dass Papa dann auch schon wieder weggehen wollte, das war doof. Arbeiten. Manchmal fragte sich Victorius doch, was dieses komische arbeiten eigentlich war. Nur widerwillig ließ Victorius seinen Papa gehen. Aber natürlich hatte er genickt, wobei er den Helm wieder festhalten musste, er war ja ein gehorsamer Sohn. Wenn Mama und Papa hinschauten.
Mama war es dann, die dem Jungen den Tag rettete. Er durfte Aulus das Haus zeigen. „Au ja!“ Aufgeregt hüpfte Victorius ein paar Mal auf und ab, den Helm dabei mit beiden Händen festhaltend. Dann nahm er Aulus bei der Hand und zog ihn mit sich. „Das Atrium kennst Du jetzt ja schon. Willst Du mein Zimmer sehen? Ich habe ganz viele Holztiere!“
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Seneca grinste, und ließ sich von Quintus mitziehen, "Holztiere? Was hast du denn für Tiere?", fragte Seneca neugierig, er selbst hatte schon so einiges Getier gesehen, riesige Fische, Löwen, Bären, und vieles mehr, sicherlich hatte der Junge einige davon auch in Holzgestalt. Zeit mit seinem kleinen Verwandten zu verbringen war eine willkommene Ablenkung von den dunklen Wolken am Horizont.
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Es war einfach großartig, dass dieser Verwandte sich so mitziehen ließ und sich sogar für sein Spielzeug interessierte. Quintus konnte sein Glück kaum fassen. Ein Praetorianer, der ihn mochte, und Lust hatte, mit ihm zu spielen. Hoffentlich tauchte Vina nicht auf und verdarb alles mit ihren Mädchenspielen.
„Och, ich habe alles! Einfach alles! Pferde, Maultiere, Esel, Kühe, Schafe, Ziegen, Gänse natürlich – aber auch Elefanten, die sind wunderschön! Und Giraffen und Strausse. Und Bären, Löwen, Tiger. Und das Tollste, das Allerallerallertollste ist ein Meeresungeheuer! Damit erschrecke ich Vina manchmal.“ Der Junge lachte verschmitzt, als er das sagte.
Schon hatten sie das Cubiculum der Zwillinge erreicht. „Das hier ist meine Seite“, zeigte Victorius gleich auf sein Bett und seine Kisten. Nicht, dass der tolle Verwandte noch glaubte, das andere sei sein Bett. Wo die Puppen lagen und wo die Decke fein bestickt war mit Blumen und solchem blöden Mädchenzeugs. Der Junge zog eine große Holzkiste in die Mitte des Zimmers und öffnete den Deckel. Dann holte er eine Figur nach der anderen heraus, um sie seinem neuen Freund zu zeigen.
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