[Ausbildung] Lucius Artorius Severus

  • Pause? Posca hätte vermutlich dreckig gelacht, wenn ihn tatsächlich jemand auf eine Pause angesprochen hätte. Im Krieg gab es schließlich auch keine Pausen.
    "So, damit werdet ihr mit Infantristen fertig, mit Kerlen die weiter oben stehen als ihr. Bleiben die verfluchten Drecksklere auf ihren stinkenden Gäulen. So ne Horde die auf euch zu prescht is kein Spaß, aber ihr werdet lernen damit umzugehen.


    Reiterabwehr geht so: Alles rückt so dicht zusammen, wie es kann. Erst Rihe Knie in den Schild und voll dagegen drücken. Zweite Reihe drückt gegen die erste und so weiter. Was ihr an pila noch habt steckt ihr zwischen den Schilden durch, die Drecksviecher mögen das nämlich gar net. Wer zu weit hinten steht kann später noch zusätzlich werfen, aber so viele Speere habt ihr im Ernstfall nimmer. Alles kapiert?
    Und warum steht ihr dann immer noch so rum?! Reiter abwehr, na los, sie sind schon fast da!"


  • Hektisch versuchten die Tirones die Erklärungen des Centurios in eine abwehrbereite Formation umzusetzen, was natürlich wegen der fehlenden Erfahrung nicht so recht gelang. Nach mehreren Versuchen, wilden Schimpfereien Poscas und einigen motivierenden Stockschlägen des Ausbilders stand nach etlicher Zeit die Formation zur Reiterabwehr in etwa so, daß die Kavallerie merken mußte, daß es hier ungemütlich werden würden. Ob sie auch das ausmachte, was Posca sich vorgestellt hatte, wußte niemand.

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    Posca inspizierte die Reihen der Soldaten vor der Front blieb er stehen und musterte den Schildwall eingehend.
    "Den Speer schräger! Der Feind soll sich aufspießen und nicht dagegen laufen, du Idiot!
    Und über den springt Gaul drüber. Höher damit!"

    Entsprechend schlug er mit der vitis gegen die Speere, was sich über den Schaft bis in die Händer der tirones übertragen würde.


    Eine Weie später waren alle Speere endlich in der richtigen Position.
    "Convenite! Grundstellung wieder einnehmen!" brüllte er nun und wartete ab, bis die tirones wieder in gewöhnlicher Form auf dem Platz standen. Dann kam das vernichtende Urteil:
    "Von allem anderen Mist mal abgesehen:
    Das... war... zu... langsam!
    Oder glaubt ihr allen Ernstes, dass der Feind wartet, bis ihr euch bequemt aufzustellen, häh?!
    Also nochmal. Zur Reiterabwehr!"


  • Also noch mal von vorn. Diesmal hatten die Tirones ein wenig mehr Erfahrung, so daß die Formation etwas schneller gebildet war. Dennoch war Posca abermals nicht zufrieden und schlug noch härter gegen die Speere. Darunter war auch der von Severus, der so am Schaft seines Speeres den Ärger des Centurio zu spüren bekam. "Schon gut, halte das Ding doch schon höher", dachte er sich, während er sein Scutum nach oben stämmte. Entweder war Posca nun zufrieden oder ein anderer Kamerad hatte noch größeren Unmut erregt, denn Severus merkte keine Reaktion mehr. So standen sie nun in der Formation. Kurz darauf ließ Posca die Formation wieder auflösen und die angetretenen Tirones gleich wieder zur Reiterabwehr formieren. Auflösung und Bildung der Formation wiederholten sich noch mehrmals.

  • Imer wieder ließ posca die bis jetzt gebildeten Formationen einnehmen und wechselte unvorhersehbar zwischen Reiterabwehr, testudo und den normalen Formationen agmen und acies.
    Immer schneller folgten die Wechselbefehle, den im Ernstfall musste es schnell gehen. Irgendwann hieß es dann wieder:
    "Convenite!"


    "So, nach den Defensivformationen gehen wir in die Offensive. Um eine massive Feindformation zu sprengen nutzen wir den Keil. Vorne ein Mann, dahinter zwei, dann drei und so weiter.
    Die arme Sau ganz vorne hat im Ernstfall eien Menge Spaß, also seht zu, dass ihr dich beisammen bleibt, sonst ist der Kerl Futter für die Aasfresser!


    Keilformation einnehmen!"

  • Das ständige Wechseln der Formationen, Auflösung und Einnahme einer neuen Formation und der Drill Poscas hatten die Tirones inzwischen ganz schön geschlaucht. Doch statt der erhofften Ruhe begann der Centurio nun mit der Einübung einer neuen Formation. Nachdem die übrigen Formationen inzwischen einigermaßen klappten, so weit sich das bei unerfahrenen Rekruten sagen ließ, versuchten sich die Tirones jetzt aufgeregt an der Keilformation. Beim ersten Mal brach Posca ziemlich schnell wieder ab, weil sich der der erste Mann im Keil zu weit von den hinteren entfernt hatte. Beim zweiten Mal pressten sich die nachrückenden Rekruten ganz dicht an ihren Vordermann, um Poscas Anweisung umzusetzen. Severus war als linker Mann in der zweiten Reihe und ließ kaum Platz nach vorne, was dazuführte, daß sie ein paarmal stolperten, aber dennoch die Formation hielten.

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    Mit den Worten "Ihr könnt abhauen, ich hab absolut keinen Bock mehr auf euch. Macht, dass ihr weg kommt" beendete der Trebellier die Formationsübungen.
    "Wir sehen uns morgen wieder" dann wandte er sich abrupt ab und ließ die tirones völlig allein auf dem Platz stehen


  • Etwas irritiert blieben die Tirones auf dem Campus zurück. Eben noch hatte sie Posca wild durch die Gegend gescheut und nun standen sie ganz alleine da. Es war zwar niemand traurig darüber, daß der Ausbildungstag ein so abruptes Ende nahm, im Gegenteil, jeder war froh und erleichtert über seinen Dienstschluß. Allmählich schlenderten die ermatteten Rekruten nach einem langen Tag mit harter Ausbildung ziemlich erschöpft zurück in ihre Unterkünfte. Jeder war froh, daß er gemächlich in seine Stube wanken konnte und nicht im Laufschritt in den Dienstschluß rennen mußte.
    Am nächsten Tag waren die Tirones wieder auf dem Campus angetreten, um einen neuen Tag ihrer Ausbildung zu beginnen und warteten auf Poscas Befehle.

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    Die tirones wurden von dem Trebellier an einen an den Rand des campus geführt, wo mehrere kleine Haufen aus zugeschnittenen Holzteilen lagen.
    Es handelte sich um zerlegte Scorpione und carro- und manu-ballistae.
    "Irgendjemand ne Ahnung, was das hier ist?
    Und wehe ich höre dumme Witze, wie "Brennholz" oder so etwas?"

  • Severus schaute lange auf den kleinen Haufen aus Holzteilen. Irgendwie kamen ihm die Bauteile bekannt vor. Nach einigen Überlegungen kam es ihm plötzlich in den Sinn: Natürlich, darüber hatte er bei Marcus Vitruvius Pollio in seinen Büchern über Architektur gelesen! Da sich keiner seiner Kameraden eine Antwort zutraute, wagte sich Severus aus der Deckung: "Das sind Bauteile für Artilleriegeschütze." Da er keine Gegenrede wahrnahm, fuhr er nach einer kurzen Pause fort: "Zusammengesetzt ist der Scorpio wie ein riesengroßer Bogen und kann auch Bolzen und pfeilartige Geschoße verschießen. Sie kommen bei der Bekämpfung von Personen zum Einsatz." Danach schaute Severus etwas angespannt in das grübelnde Gesicht Poscas und wartete auf eine Reaktion des Centurios.

  • „Sehr schön, immerhin etwas, was ihr erkennt!“, murrte der Ausbildungsoffizier.
    „Dann zeigt mir mal, was ihr könnt! Sortieren! Es sind drei!“ fügte er in einem Anfall von Freundlichkeit hinzu. Oder war es alles andere als Freundlichkeit?
    „Sehnen werdet ihr keine finden! Das gefährliche Spielzeug ist noch nichts für euch! Wie man die einbaut zeige ich euch, wenn ihr den Rest zusammengesetzt habt!“
    Wie der Hauch Plutos stieg der Atem des centurios den tirones in den Nacken und sollte die tirones zusätzlich nervös machen, während sie rätselten, wie man das Gerät zusammensetzte. Unregelmäßig hörte man ein Schmatzen oder ein Schnauben aus seinem Mund, sonst nichts.

  • Ziemlich verzweifelt standen die Tirones vor den Bauteilen der Geschütze. "Woher sollen wir wissen, wir man die Dinger zusammen setzt, wenn man uns noch nicht gezeigt hat, wie das geht? Das kann doch wieder nicht gut gehen", dachte sich Severus. Doch alle Gedanken halfen wenig, solange die Geschütze nicht Form annahmen. Wie in einem Spiel versuchte jeder Tiro ein passendes Bauteil zu seinem zu finden. Bei einigen schien es zu funktioneren. Doch letztlich konnte niemand wissen, ob die Teile zusammen gehörten oder nicht. Posca tobte im Angesicht der unbeholfenen Versuche. Die Bastelstunde dauerte schon überraschend lange, ohne daß der Centurio energisch eingriff. "Was das wohl zu bedeuten hat? Wahrscheinlich dient es der Vorbereitung einer größeren Schweinerei", dachte sich Severus, während er überraschend ein passendes Bauteil gefunden hatte. Er hatte das Verbindungsstück zu seinem linken Bogenteil des Scorpio gefunden. Ein wenig stolz suchte er weiter. Da gebot Posca mit lauter Stimme das plötzliche Ende der Bastelei.

  • Im Wesentlichen war so ein Geschütz doch nichts anderes als ein großes 3D-Puzzle, wie der Grieche sagen würde. Nicht, dass Poscas Griechisch viel weiter reichte als ein paar von den Städtern in Alexandria herumzukommandieren und den lupae klar zu machen, was er wollte.
    Jedenfalls passte jedes Teil nur an genau eine Stelle, sodass die tirones es durchaus schafften, bis zum Schluss das Gerät zusammen zu setzen. Nun, eine Gruppe schaffte es, dann wurde gestoppt und
    "Alle die noch nicht fertig sind haben hiermit eine Woche Scheiße Schaufeln gewonnen. Viel Spaß mit den Sonderrationen Wein, die es bald gibt" Der Ausbilder grinßte fies, als die tirones verstanden hatten, was es bedeutete, machte er weiter:
    "Also, ihr seht den Schlitten in der Mitte. Ihr verhakt die eine Sehne hier am Schlitten, zieht sie stramm und verhakt das andere Ende am linken Geschützarm. Die zweite Sehne genauso am rechten. Das Spannseil hakt ihr hinten am Schlitten fest und könnt ihn dann mit dem Rad zurückziehen. Den Bolzen kann ein anderer tiro schon jetzt in die Fassung legen.


    ACHTUNG! Das Geschütz löst sich von allein, wenn es ganz hinten angekommen ist. Wir üben daher vorherst ohne Munition.


    Dennoch steht KEINER vor den Geschützen, daneben oder dahinter, der es gerade nicht bedient! Auch ohne Munition sind die gefährlich. Warum tiro Artorius?! Und worauf ist beim Zielen zu achten?!"

  • Die Aufforderung Poscas traf Severus ziemlich unvorbereitet, er war noch damit beschäftigt, die Ausführungen des Centurio geistig umzusetzen, als er unsanft seinen Namen wahrnahm. Jetzt suchte er möglichst schnell nach einer einigermaßen passenden Antwort. "Nun, Centurio, das ist gefährlich, weil die Sehnen unter Spannung stehen und auch ohne Munition eine Menge Kraft entwickeln können. Wenn so ein Ding unkontrolliert losgeht, könnte es unschöne Verletzungen geben." Nach einer Pause, die er zum überlegen nutzte, aber leider ohne greifbares Ergebnis beenden mußte, mühte er sich um eine Antwort auf die zweite Frage: "Beim Zielen muß darauf geachtet werden, daß der Schuß möglichst gleich trifft, da die Geschütze auf recht kurze Entfernung eingesetzt werden, um ihre Durschlagkraft zur Anwendung zu bringen. Es gibt also wenig Möglichkeiten sich einzuschießen. Der Schuß muß den Gegner gleich in Plutos Reich schicken." Gespannt wartete Severus auf die Reaktion Poscas. Ob es das war, was der Centurio hören wollte, wußte er wahrlich nicht. Er würde es aber sicher bald wissen.


  • "Wenn du mit unkontrolliert losgehen meinst, dass eine Sehne reißt, dann ja.
    Wenn die Sehen reißt schneidet sie durch die Luft wie eine Peitsche und kann ohne Probleme Knochen zertrümmern. Noch schlimmer, wenn einer der beiden Wurrfamre abbricht und durcch die Spannkraft der Sehne durch die Gegend geschossen wird."

    Unerwarteter Weise kam es zu keiner Strafe ob der mangelnden sprachlichen Präzision. Wer sich darüber wundert sei gesagt, dass Posca leichte Schmerzen im Unterarm hatte und daher nicht in der Stimmung war, selbigen zu benutzen.
    "Es ist schon Möglich einen Bogenschuss zu versuchen um etwas mehr Zeit zu haben, aber der ist deutlich ineffektiver, daher hast du Recht. Was ich eigentlich meinte ist, dass der Bolzen nie schnurgerade fliegt, sondern immer leicht gekrümmt. Ihr müsst daher den Werfer etwas über euer Ziel justieren."


    "Also, fangen wir an! Drei Mann pro Geschütz, zwei Kurbeln zurück und wieder nach vorn, einer tut so als legte er die Bolzen ein. Sagt es, wann ihr es tut. Anfangen!"

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