Atrium| ein versiegelter Brief

  • Im Atrium angekommen wies der Ianitor dem Griechen einen Platz am Rande des Wasserbeckens zu und ließ ihn anschließend alleine dort sitzen, er hatte wichtigeres zu tun als ihn zu bewachen, schließlich wollte er seinen so rüde unterbrochenen Schlaf fortsetzen...

  • Gehorsam folgte Anax dem Ianitor durch den Seiteneingang, bis sie schlussendlich das Atrium der Villa erreichten. Dort wurde dem Neuankömmling ein Platz nahe des Wasserbeckens gezeigt. Mit einem Danke! verabschiedete sich der Grieche vom Ianitor, der dies aber nicht mehr so ganz mitzubekommen schien. Schnell machte der sich wieder aus dem Staub. Den Grund dafür kannte Anax allerdings nicht. Dann war er allein.


    Im Gegensatz zur Erwartung des Ianitors setzte sich Anax nicht. Lieber wartete er stehend auf seinen neuen Dominus. Wer wusste schon, wie der war? Nicht dass das erste, was Anaxander hier bekam, eine Strafe dafür war, dass er den Claudius sitzend empfing. Das konnte ja schnell passieren, wenn der Grieche nicht mitbekam, wie der Patrizier das Atrium betrat. Und weil er auch nicht so genau wusste, aus welcher Richtung er den Herr erwarten müsste, blieb er also lieber stehen.


    Wie lange er hier auch warten müsste, Anax würde ausharren. Es war ja schon ein Schritt nun hier drin zu stehen und zu warten, statt draußen vorm Seiteneingang.

  • Felix kam frisch eingekleidet ins Atrium geschlendert. Mittlerweile ging der Tag zur Neige und eine angenehm kühle Abendluft breitete sich in der Villa aus. Quintus Magen begann ebenfalls langsam zu Knurren, ein eindeutiges Zeichen, dass es in Kürze Zeit sein müsste zu Abend zu essen.


    Auf ein Zeichen kam, während er das Atrium betrat, eine Sklavin angelaufen, der er auftrug der Küche zu sagen, dass sie das Essen machen sollten.


    Anschließend sah er sich in der Eingangshalle um und erblickte einen jungen Mann, der etwa in seinem Alter zu sein schien. Dem Gesicht nach schien der Mann Grieche zu sein, doch das war für den Claudier momentan weniger von Belang. Er wollte wissen, was für eine Botschaft von seinem Vater dieser Fremde für ihn hatte. Dass der Mann vor ihm ein Sklave war fiel Felix zunächst überhaupt nicht auf.


    "Salve. Ich bin Quintus Claudius Felix. Mir wurde gesagt du hättest eine Botschaft von meinem Vater für mich?"

  • Anax stand lange genug allein im Atrium, um sich ein bisschen dort umzusehen. Es war alles sehr prachtvoll und luxoriös eingerichten. Für die Patrizier war es vielleicht ganz normal, aber für einen Sklaven wie Anax machte es eben ganz schön was her. So verging die Zeit auch fast wie im Flug, bis dieser gewisse Claudius Felix den Raum betrat. Salve, Herr. grüßte Anax und übergab anschließend den gewünschte Tafel.


    Wenn der Claudier das Siegel brechen und die zusammengeklappte Tafel öffnen würde, könnte er folgendes lesen:



    Ad
    Quintus Claudius Felix
    Villa Claudia Roma
    Provincia Italia


    Salve Quintus, mein Sohn,


    ich will hoffen, dass es dir gut geht und dir die Decke in der Villa noch nicht auf den Kopf gefallen ist.
    Hier im Norden ist es wirklich so kalt, wie man oft behauptet. Daher standen in den letzten Tagen auch einige Einkäufe hier an. Dabei habe ich auch an Dich gedacht und schicke dir mit diesem Schreiben ein Geschenk: [strike]Alex[/strike] [strike]A[/strike] Den Sklave, der dir diese Nachricht überbringt!


    Er kommt aus irgendwo aus Griechenland und soll ein sehr verlässlicher Sklave sein. Außerdem sei er gut gebildet für einen Sklave, versicherte man uns. Unsere Schrift und Sprache beherrscht er jedenfalls. Das habe ich gleich überprüfen lassen.
    Ich hoffe, du weist meine Geste zu schätzen und ich bin mir sicher, dass du schon irgendwo Verwendung für ihn finden wirst.


    Mögen die Götter dich schützen, mein Sohn.


    Vale

    [Blockierte Grafik: http://img259.imageshack.us/img259/4645/siegel.gif]

    gez. G. Claudius Gallus


    ANTE DIEM IV NON APR DCCCLXII A.U.C. (2.4.2012/109 n.Chr.)


    Sim-Off:

    Edit: Hoffe es ist so in Ordnung.

  • Etwas verdutzt sah der Claudier schon drein, als ihm sein Gegenüber ohne große Worte oder Begrüßung die versiegelte Tafel reichte.


    Diesen Umstand jedoch nicht weiter beachtend widmete sich Felix dem Siegel der Botschaft. Dieses Siegel hätte er auch noch erkannt wenn er nahezu blind und vollkommen senil wäre. Der große Kopf eines Wolfes prangte mitten auf dem roten Wachs und sah den Claudier aufmerksam aus halb geschlossenen Augen an, sodass der Betrachter nicht zu sagen vermochte, ob das Tier ihn im nächsten Moment angreifen oder ob es einschlafen würde.



    Nachdem das Siegel geprüft und für echt befunden worden war brach Quintus es umgehend um nachzusehen, was ihm sein Vater denn schreiben würde und ob er Neuigkeiten von den Vorgängen in den Provinzen für ihn hatte. Viele würden es sicher nicht gutheißen, dass sich dieser fette Plebejer soeben zum Kaiser erklärt hatte und Quintus brannte geradezu darauf die Meinungen seines Vaters und seines Großvaters diesbezüglich zu hören.


    Etwas enttäuscht legte er wenige Augenblicke den Brief beiseite und sah den Mann vor ihm, von dem er nun wusste, dass er ein Sklave,nein, sein Sklave, war.


    Für so eine Belanglosigkeit schrieb ihm sein Vater einen Brief, oder hatte er vielleicht doch irgendeine Botschaft in der Nachricht versteckt, die es nun zu entschlüsseln galt? Verständlich wäre dies, schließlich war erst kürzlich einer von Felix' eigenen Briefen abgefangen worden und er hatte die Prätorianer in der Villa erdulden müssen.


    Er las den Brief also ein 2. Mal und meinte zumindest Teile bei näherer Betrachtung daraus entnehmen zu können.. Hieß "Hier im Norden ist es wirklich so kalt" vielleicht, dass sein Vater und vielmehr sein Großvater mit den in Germanien stationierten Legionen ins warme Italien marschieren würden? War mit "Decke auf den Kopf fallen" vielleicht die Unterdrückung Roms durch Salinator gemeint, von der es sich nun zu befreien galt?


    Quintus vergaß den neben ihm stehenden Sklaven beinahe, während er sich über diese Erkenntnisse den Kopf zermarterte... Schlussendlich kam er dann jedoch doch zu dem Schluss, dass er der Nachricht keine 2. Botschaft, neben dem offenkundigen Geschenk seines Vaters, entnehmen konnte und so widmete er sich nun ebendiesem Geschenk.


    "Ein Grieche?" fragte er, als ob er die letzten Minuten nichts anderes getan hätte als sich mit dem Sklaven zu beschäftigen...


    Sim-Off:

    du hättest ruhig etwas Bezug auf die aktuellen Ereignisse nehmen können. Jetzt kommt sich Felix etwas veräppelt vor. :P :D

  • Dass Anax bisher kaum etwas gesagt hatte, lag hauptsächlich daran, dass er erstmal den Claudier einzuschätzen versuchte. War er Sklaven gegenüber geauso eingestellt wie sein Vater, vielleicht gar noch einen Zacken schärfer? Oder sollte dieser Herr vergleichsweise mild sein?


    Dass der Inhalt eher belanglos erscheinen mochte, konnte Anax dem Claudier nicht anmerken. Andererseits war es aber auch wenig verwunderlich, denn der Grieche hätte überall aufgegriffen werden können. Da hätte eine brisante Botschaft dann nicht nur seinen Tod bedeutet (auch wenn Felix' Vater das vielleicht egal gewesen wäre), sondern auch arge Gefahr für die gesamte claudische Familie. So hingegen war die Geschichte perfekt, dass Anax eben ein Geschenk für Felix von dessen Vater war. Das stand in der Tafel, das entsprach der Wahrheit - alles paletti!
    Unter dieser Voraussetzung wäre es für den Griechen nicht ganz so schwer gewesen, eine zusätzliche mündliche Nachricht abzustreiten. Die hatte er nämlich tatsächlich...


    Richtig, ein Grieche aus Athen., bestätigte Anax und gab gleichsam ein zusätzliches Detail von sich preis. Ob es dem Claudier aufgefallen war oder nicht, würde sich zeigen. Das wäre ein erstes Indiz dafür, ob er eher nach seinem Vater kam, was den Umgang mit Sklaven betraf, oder ob er noch strenger oder vielleicht etwas milder wäre. Und ein Grieche mit noch einer mündlichen Nachricht für seinen neuen Dominus. fügte er dann hinzu. Er sprach nicht gleich weiter, um die Aufmerksamkeit des Claudiers zu bekommen. Mit gesenkter Stimmen setzte er fort: In Germania vermutet man, dass sich dieser plebeische Homo Novus - du weist sicher, wer gemeint ist - zum neuen Kaiser erklären will und mit den zahlreichen Verhaftungen einzig zu bezwecken versucht, weitere Kandidaten für die Kaiserwürde auszuschalten. Dein Vater sieht euch Patricii Maiores und ganz speziell dich, da du hier in Rom weilst, in beträchtlicher Gefahr und möchte, dass du absolute Vorsicht walten lässt! Mit eindringlichem Blick sah Anax seinen neuen Dominus an. Die Nachricht von der Ausrufung zum Kaiser war noch nicht bis nach Germania vorgedrungen. Das war zumindest der Stand der Dinge, als Anaxander mit dieser Botschaft losgeschickt worden war. Dass Felix' Großvater festgenommen werden sollte, hatte man Anaxander sicherheitshalber vorenthalten.

  • "Athen also" antwortete der Claudier und nahm erfreut zur Kenntnis, dass sein Gegenüber ein gutes Latein zu sprechen schien.
    "Wie ist denn ein Athener zu einem Sklaven geworden, eigentlich ist es doch nicht normal für uns Römer aus Städten, welche wir bereits derart lange ins Reich eingegliedert haben, weiterhin Sklaven zu holen."


    Bevor der Grieche aber auf diese Frage einging erzählte er ihm von einer weiteren Nachricht seines Vaters, was dem Mann Quintus volle Aufmerksamkeit zukommen ließ.


    Eine wichtige mündliche Nachricht verpackt mit dieser unscheinbaren schriftlichen wäre ein durchaus gerissener Schachzug seines Vaters gewesen. Bevor er jedoch groß weitergrübeln konnte fing sein Gegenüber auch schon an zu erzählen.


    "Hah, da hat er durchaus recht, nur das aus der Vermutung mittlerweile Tatsachen geworden sind und Salinator selbsternannter Kaiser ist !" sprudelte es aus dem Claudier los, wobei er eher seinen generellen Groll aussprach als dass er mit dem Sklaven sprach.


    Als er sich etwas beruhigt hatte versuchte Quintus die Situation zu analysieren.


    Dass er zu Vorsicht angehalten wurde war nichts neues und dass er in Gefahr war, war ihm erst kürzlich beim Hausbesuch des Prätorianerpräfekten nur zu sehr vor die Augen geführt worden...


    Dennoch konnte man der Nachricht auch einiges andere entnehmen. Weder sein Vater noch Menecrates schienen gefangen genommen worden zu sein, noch befanden sie sich allem Anschein nach auf der Flucht. Außerdem - auch wenn das ohnehin von Anfang an klar war - standen sie diesem Fettwanst von Praefectus Urbi weiterhin ebenso feindselig gegenüber wie eh und je.
    "Hat Dir mein Vater noch irgendetwas mitgegeben oder waren das alle Nachrichten?" fragte er nun an den Sklaven gewandt. Schon die Tatsache, dass der Grieche eine mündliche Nachricht, deren Inhalt deutlich brisanter war als die der schriftlichen hatte ja gezeigt, dass sein Vater diesem Mann zu vertrauen schien.

  • Interessant. Der Claudier bemerkte dieses kleine zusätzliche Detail sofort! Er war also Vertreter einer anderen Philosophie darüber, wie man mit seinen Sklaven umging. Aber noch bevor Anax auf die Nachfrage eingehen konnte, fuhr sein neuer Dominus auch schon fort mit den Neuigkeiten aus der Stadt. So ging der Grieche auch zunächst auf den letztgenannten Punkt ein, bevor er sich zum ersten Thema hinarbeitete: Nein, weitere Nachrichten gab er mir nicht mit. Allerdings habe ich mitbekommen, dass dein Großvater sich auf ein Treffen mit dem Legatus Augusti der Provinz vorbereitet hat. Den Anlass dafür kenne ich aber leider nicht. Anax machte einen bedauernden Gesichtsausdruck. Hinter seinen Herren hinterherzuspionieren war nämlich weder das, was man von ihm erwartete (dachte er zumindest), noch war es das, was er freiwillig tun würde.


    Anaxander holte kurz Luft. Vescularius hat es tatsächlich getan? Dann befürchte ich das Schlimmste... sprach auch Anax mehr zu sich selbst und auch etwas gedämpfter. Aber hören konnte es Felix sicherlich trotzdem.


    Was mich betrifft, so war ich nie Römer. Mein Vater hat mir einen Berg an Schulden überlassen und als gebildeter Mann war das wertvollste, was ich zu Geld machen konnte... nunja. Anax hatte ja auch darauf gehofft, dass er mit seinen Qualitäten zu guten Leuten käme. Sklaverei war ja nicht gleich Sklaverei und bei diesen Patriziern hätte er es sicherlich nicht allzu schlecht. Zumindest brauchte er sich nicht mehr um seine Finanzen zu kümmern, würde regelmäßig zu essen bekommen und hätte ein Dach über dem Kopf. Mit diesen Hoffnungen zumindest hatte Anax diesen Weg eingeschlagen.

  • Ein Treffen mit dem Legatus Augusti? was mochte das bedeuten? Mit Sicherheit war es üblich dass sich die beiden Provinzverwalter, der eine der des Militärs, der andere der des zivilen, gelegentlich trafen und sich austauschten. Aber die Aber die Art wie sein Gegenüber es sagte und auch die derzeitigen Umstände ließen den Claudier dann doch einiges mehr vermuten. Was genau sich aber daraus ergeben würde blieb abzuwarten. Momentan konnte er von Rom aus ohnehin nicht viel tun.



    Auch wenn der Sklave, vermutlich des Anstandes wegen, leiser sprach als er seine Meinung zur Thronbesteigung des P. U. kundtat war Quintus momentan derart auf das Gespräch fixiert, dass er näher darauf einging und dem Griechen sogar nähere Auskunft über die aktuellen Vorgänge im Caput Mundi gab..


    "Er hat es getan, und man muss ihm lassen er hat es nahezu perfekt eingefädelt... Meines Wissens nach bin ich der einzige männliche Patrizier der zurzeit noch in der Stadt weilt und auch mir haben Salinators Praetorianer bereits einen Besuch abgestattet. Jeder der ihm innerhalb der Mauern Roms hätte gefährlich werden können ist entweder geflohen oder mundtot gemacht worden. Letzteres auf die verschiedensten Arten und Weisen....."



    Auch die Tatsache, dass der Mann, dessen Name ihm entfallen war - oder hatte er ihn überhaupt schon genannt? - aus finanzieller Not Sklave geworden war und nicht wie zunächst vermutet einfach versklavt worden ist erklärte, weshalb er aus Athen stammte und dennoch zu dieser Stellung kam.


    "Schulden? Die müssen ja schon ziemlich enorm gewesen sein, wenn du dich dafür hast verkaufen müssen. Was hat dein Vater angestellt?"

  • Die Praetorianer waren also schon hier gewesen?! Das war allerdings eine erhebliche Neuigkeit, die die Worte des Claudius Gallus gleich in ein gänzlich anderes Licht rückten. Aus einer bloßen Warnung, dass Felix (und damit auch Anax) in Gefahr sei wurde nun also die klare Gewissheit, DASS er in Gefahr war. Gut, sein Dominus stand selbst nach diesem sicherlich unangenehmen Besuch noch immer hier und sah auch nicht danach aus, als hätte man ihn in irgendeiner Weise zugerichtet. Damit standen für Anaxander zwei Dinge fest: Erstens, dass auch die claudische Familie auf der Abschussliste des neuen Kaisers stand. Und zweitens, dass Fortuna ihn hier zu einer der besten Familien Roms geschickt hatte. Denn nicht nur, dass sie reiche Patricii Maiores waren, sie waren dabei scheinbar auch noch so rechtschaffen, dass ihnen die Praetorianer nichts konnten, selbst wenn sie offensichtlich wollten. Dafür sprach ja allein die Sache, dass Felix, Anaxanders neuer Dominus, der wahrscheinlich letzt männliche Patrizier innerhalb der Tore Roms war.


    Auch bei den folgenden Worten blieb seine Stimme gedämpft, da er Atrien allgemein nicht für besonders vertrauenswürdige Räume hielt und weder seinen alten, noch seinen neuen Dominus und natürlich auch nicht sich selbst in eine missliche Lage bringen wollte, denn vielleicht waren die Praetorianer ja näher als man dachte. Ja, das hat er wohl. Bringt den alten Kaiser erst hinterrücks um die Ecke, bevor er die Tat den restlichen Patriziern und der ihn nicht unterstützenden Nobilitas in die Schuhe schiebt. Ich frage mich nur, was wohl der Anlass für diese Tat gewesen sein mag. Denn seine Motive sind zwar offensichtlich, aber bislang hatte er sich doch stets mit seiner Rolle als .. faktisch Mitkaiser .. begnügt. Hatte sich der Gesundheitszustand des Valerianus etwa wieder verbessert und er wollte seine alte Position wieder einnehmen? Stand die Ernennung des Maioranus zum Caesar bevor und Salinator sah keinen anderen Weg den Kaiser davon abzuhalten? Oder vielleicht wollte sich der patrizische Ulpier auch einfach vom patrizierverachtenden Vescularier loslösen?


    Wenn du der letzte Patrizier in der Stadt bist.. dann dachte er sicherlich nicht an eine baldige Flucht. Wahrscheinlich war er sich seiner Bedeutung für die übrigen Patrizier, die er ohne Zweifel hatte, bewusst und sein Ehrgefühl würde ihn dann auch hier halten. .. hast du dann wenigstens einen Plan für den Fall, dass die Praetorianer wiederkommen und dich dann unter irgendeinem Vorwand verschleppen? Das Thema war durchaus auch sehr wichtig für Anax, denn wer sollte sonst für ihn sorgen, wenn er nicht gar selbst auch mitverhaftet werden würde?



    Seinen Namen hatte Anaxander seinem neuen Dominus bisher nicht genannt. Bisher hatte der ihn auch nicht wissen wollen und es war ja nicht unbedingt ungewöhnlich, wenn ein Herr seinem Sklaven einfach einen neuen Namen gab. Es wäre außerdem bestimmt auch nicht seinem eigenen Stand entsprechend, wenn er seinen Herrn nun vorschreiben würde, wie dieser ihn zu nennen hatte. Angestellt hat er eigentlich nichts. Er ist "nur" an die falschen Leute geraten. Dann gab es einige ganz gute Jahre, die mir auch meine Ausbildung verschafft haben, bevor es plötzlich Schlag auf Schlag bergab ging. Während seine "Freunde" das sinkende Bott verlassen haben, riss mein Vater seinen Betrieb und seine Familie in den Abgrund. Letztlich stürtze er sich in den Tod. Den Rest konnte man sich ableiten. Anaxander erzählte diese Geschichte nahezu emotionslos. Das hatte er sich so angewöhnt, um den Schmerz mit der Erzählung dieser Geschichte nicht immer wieder aufflammen zu lassen.

  • Kurz überlegte Quintus, wie viel er dem Mann wohl preisgeben durfte, dann aber sagte er sich, dass sein Vater dem Griechen vertraut hatte und dass es keinen Grund gab, ihm nicht auch zu vertrauen.


    "Die Motive sind mir auch noch nicht ganz klar, wobei ich auch einige andere Dinge etwas merkwürdig finde, die Salinator, so ungern ich es auch sage, entlasten.


    Würde er hinter dem Mord an Valerianus stecken wäre denke ich nicht derart viel falsch gelaufen, wie bisher falsch gelaufen ist. Bis auf wenige Ausnahmen konnten die einflussreichsten Männer Roms, etwa Flavius Gracchus und Cornelius Palma die Stadt rechtzeitig verlassen. Auch der Senat hatte sich zu Beginn noch sehr gegen die Gesetze und Beschlüsse des Praefectus nach dem Tod des Kaisers gewehrt. Hätte Salinator den Augustus ermorden lassen wäre alles, hier in Rom zumindest, deutlich schneller und vor allem reibungsloser über die Bühne gegangen. Momentan sieht es immer noch eher danach aus, als ob er plötzlich mit der neuen Situation konfrontiert gewesen wäre. Allerdings ist natürlich auch nicht auszuschließen, dass dieser plebeische Fettsack seine eigenen Fähigkeiten maßlos überschätzt und die Sitation nach der Ermordung sehr unterschätzt hat. Dann wäre er einfach, und auch das wäre typisch für ihn, unfähig alles gleichzeitig zu organisieren und das wäre der Grund, warum alles so ist wie es nun einmal momentan ist."


    er holte kurz Luft


    "Aus eben diesem Grund bin ich auch immer noch in Rom. Da ich nichts mit der Ermordung des Kaisers zu tun habe und auch nichts von ihr wusste bis sie öffentlich ausgerufen wurde habe ich, zumindest momentan, nichts vor Salinator zu fürchten. Außerdem habe ich für den Fall, dass die Praetorianer wiederkommen vorgesorgt."


    er redete sich zumindest ein, dass er das hatte. Es gab einen kleinen Tunnel der hinab zur Kanalisation führte. Den würde Quintus bei einer anstehenden Flucht jedoch nciht benutzen, er würde ihn ziemlich offensichtlich offen stehen lassen und sich selbst in einer eigens für solche Fälle angelegte kleine Kammer unterhalb des Atriums zurückziehen. Der Eingang zu ihr war im Becken versteckt und man müsste schon das ganze Haus auseinandernehmen um ihn zu finden. Vorsichtshalber hatte der Claudier auch schon Vorräte für einige Tage in der Kammer untergebracht, man wusste ja nie, wann die Lage einen "Umzug" für ihn nötig machte.


    Von all dem musste der Sklave aber noch nichts wissen. Wenn der Zeitpunkt da wäre könnte er ihn vielleicht einweihen. So lange kannte er den Griechen dann doch noch nicht, als dass er ihm seine Lebensversicherung im Falle einer anstehenden Festnahme bereits preisgeben würde.



    "Falsche Freunde also. Naja, jetzt bist Du hier und die Vergangenheit ist Geschichte. Zumindest Schulden hast du keine mehr, auch wenn du dafür einen recht hohen Preis hast Zahlen müssen."

  • Hmm? Hatte sein Dominus gerade gesagt, dass ihm die Motive des Vesculariers auch noch nicht ganz klar seien? Dirket nachdem Anax von offensichtlichen Motiven gesprochen hatte? Naja, das sollte er wohl besser nicht hinterfragen. Aber das Motiv der absoluten Macht schien dem Griechen wirklich einfach offensichtlich zu sein. Oder meinte der Claudier den konkreten Anlass, der zum Entschluss zum Mord führte? Wahrscheinlich.


    Zu den folgenden Ausführungen konnte der Sklave nicht wirklich viel Sinnvolles beisteuern. Wenn bisher soviel falsch gelaufen war, wie mochte der richtige Weg ausgesehen haben? Oder hatte man ihm vielleicht gar dazu geraten, dass er eben nicht zu schnell und reibungslos handeln durfte, um möglichst keinen Verdacht zu erwecken? Möglich. Aber auch wahrscheinlich? Darauf hatte Anaxander keine Antwort. Also weist selbst du hier in Rom nicht so wirklich, ob Salinator nun der Kaisermörder ist oder nicht? Dieser Gedanke war nicht gerade beruhigend. Die spannende Frage ist ja: Wer käme sonst noch in Frage? Und aus welchem Motiv?


    Da schien es weitaus beruhigender, dass sein Dominus weingstens schonmal gewisse Vorkehrungen getroffen hatte für den Fall, dass die Praetorianer entschlossener zurückkommen würden. Auch ohne dass der Claudier nun alles im Detail erzählte, glaubte Anaxander ihm. Er sah jedenfalls keinen Grund, weshalb Felix ihm diesbezüglich etwas vormachen sollte.


    Auch zu seiner eigenen Geschichte vermochte Anax nicht mehr sonderlich viel hinzuzufügen. Das Leben geht eben manchmal seltsame Wege. Und meines hat mich heute hierher geführt.

  • "Wenn ich wüsste wer der Mörder ist wäre mir selbst deutlich wohler, so viel ist sicher."


    sagte Felix und verließ das Atrium, bedeutete dem Sklaven aber ihm zu folgen. Er ging in sein Arbeitszimmer und nahm hinter dem Schreibtisch Platz. Dem Sklaven, zunächst unwissend ob er sich setzen dürfe oder nicht, wies er einen Stuhl auf der anderen Seite des Tisches zu


    "Ich nehme an, dass Tiberius Durus zumindest eingeweiht war."


    während er sprach goss er sich - selbst - , ohne sein Gegenüber aufzufordern, ein Glas Wein ein. Er konnte den Griechen noch nicht gut genug einschätzen und hatte nicht vor ihn mit derart Belanglosem von sich aus zu beschäftigen.


    "Ob er aber nur Mitwisser oder Drahtzieher war vermag ich nciht zu sagen. Alles was ich weiß ist, dass er sich das Leben nahm, als die Praetorianer sein Haus stürmten. Vielleicht hatte er einfach Angst vor Folter oder Ähnlichem, wer weiß, was Salinator mit ihm in der Castra alles angestellt hätte. Er war alt und von daher ist ein Abgang wie der seine nachvollziehbar, aber dennoch finde ich ihn sehr überstürzt getroffen. Er scheint also zumindest den Grund gewusst zu haben, weshalb die Praetorianer auf einmal bei ihm waren. Es muss ihm klar gewesen sein, was und weshalb etwas mit ihm passieren würde, obwohl der Tod des Kaisers noch nicht offiziell verkündet, und ihm demnach noch nicht hätte bekannt sein können. Ergo hat er davon gewusst, bevor alle anderen, dem die Praetorianer unterstehenden Praetorianerpräfekten und Salinator natürlich ausgenommen, etwas wussten. Das legt die Vermutung nahe, dass er von dem Mord an der kaiserlichen Familie wusste und nun mit Konsequenzen zu rechnen hatte? Andernfalls hätte er sich wohl kaum, in diesem angenommenen Fall dann nämlich grundlos, das Leben genommen, oder?"


    er grinste den Griechen, etwas stolz auf seine eigenen Schlussfolgerungen, an.

  • Anax nickte auf den letzten Satz nur und folgte seinem Dominus anschließend. Dabei versuchte er sich diesen Weg zumindest ungefähr schonmal einzuprägen, denn so wie es aussah wollte der Claudier Rom ja in nächster Zukunft nicht (oder nicht freiwillig) verlassen, sodass Anax ihm hier zu dienen hatte. Dafür waren Kenntnisse aller vier Wände dieser Villa unabdinglich. Aber bei so einem großen Bau würde es noch einige Tage dauern bis der Griech mit Sicherheit die gewünschten Räume fand. Doch aktuell brauchte er ja nur dem Claudier zu folgen.


    Im Arbeitszimmer seines Dominus angekommen setzte sich Anax, nachdem er dazu aufgefordert worden war. Es folgte eine längere Erklärung einen Tiberier betreffend. Der hatte sich das Leben genommen, bevor der Mord am Kaiser öffentlich geworden war, als sich die Praetorianer Zutritt zu dessen Anwesenverschafft hatten. Aber einen Einwand hatte Anaxander dennoch. Er wusste zwar nicht, ob Felix diesen Gedanken aufgrund von Informationen, die Anax nicht hatte, schon wieder ausschließen konnte, aber gut. Und was ist, wenn der Tiberius aus einem anderen Grund den Freitod gewählt hat? Ich meine, wenn er in seiner Vergangenheit irgendetwas anderes getan hat und nun fürchtete, dass es ans Licht gekommen war? Anax dachte dabei an nichts Spezielles, denn er hatte ja keine Ahnung, was (außer dem Mord an dem Kaiser) so schlimm wäre, dass man dem Mann die Praetorianer auf den Hals hetzen würde.


    Und noch eine weitere Sache schwirrte plötzlich im Kopf des Griechen umher. Und wie du schon gesagt hast, könnte er Angst vor Folter gehabt haben. Ich meine, weist du, wie die Praetorianer bei ihm aufgetreten sind und wieviele es waren? Hätte Anaxander gewusst, dass dieser Tiberius Durus auch schon ein alter Greis gewesen war, dann hätte er auch dahingehend einen Punkt gemacht, denn eine solche Folter durchzustehen forderte einem sicherlich einiges ab. Das sprach jetzt also alles wieder für den Vescularius als Mörder. Absolute Gewissheit würde man sicherlich nie haben, da kaum jemand aus mehr oder weniger freien Stücken die Tat gestehen würde. Man war also dazu gezwungen abzuwägen.

  • Dass der Tiberier in seiner Vergangenheit etwas anderes getan haben könnte, war ein Punkt, über den Quintus noch gar nciht nachgedacht hatte. Sein neuestes Geschenk schien einzuhalten was Felix' Vater in seinem Brief versprochen hatte. Ein Lächeln stahl sich auf das Gesicht des Claudiers, wer weiß was er mit diesem Mann noch alles erleben würde..


    "Ein anderer Grund für den Freitod? Das ist zwar ein gutes Argument, aber dennoch bezweifele ich es unter Anbetracht der Lage. Dem Tiberier sind schon öfter Praetorianer über den Weg gelaufen und da er als Feind Salinators galt"

    zumindest hatte Felix das so in Erinnerung


    " wäre ich nicht erstaunt, wenn er auch schon des öfteren von ihnen Besuch gehabt hätte. Aber dass er sich gerade dann, wenn der Kaiser ermordet wird und es noch niemand außer dem Fettwanst weiß das Leben nimmt ist zumindest außerordentlich verdächtig. Ich bin keiner von denen, die die genauen Indizien kennen oder etwaige Beweise sichergestellt haben bzw. einsehen dürfen, aber dennoch scheint es mehr als offensichtlich zu sein, dass der Tiberier irgendwie in das Mordkomplott involviert gewesen ist. Sicher ist das aber natürlich nicht."


    "Was die Folter anbelangt hätte er mit Sicherheit nicht viel ausgehalten, aber in Salinators eigenem Interesse wäre es gewesen, ihn nicht allzu hart heran zu nehmen. Zu viele andere sind ihm durch die Lappen gegangen die sich momentan gegen ihn formiren und mit Sicherheit in nicht allzu ferner Zukunft auf Rom marschieren"


    er nippte am Wein


    " außer der Tatsache, dass auch ein Mann wie der P.U. jemanden vom Status eines Konsuls ad., Senators,Patriziers und vor allem römischen Bürgers nicht einfach zu Tode foltern kann, hätte der Praefectus Urbi Männer wie Durus als Druckmittel gegen seine Feinde benutzen können. Von daher wäre die Folter aller Wahrscheinlichkeit nach nicht allzu schlimm verlaufen.Tod oder schwer verletzt bringt selbst ein Tiberier dem Fettwanst nicht mehr.. Eventuell hätte der Praefectus sogar bei Tiberius Durus denselben schweren taktischen Fehler gemacht, den er bei den meisten seiner bisherigen Gefangenen gemacht hat. Er hätte ihn womöglich verbannt. Wie dumm kann ein einzelner Mann nur sein, dass er die paar Männer, die er ergreifen konnte und gegen seine Feinde benutzen könnte, freilässt und ihnen die Chance gibt, sich zu formieren und der Opposition anzuschließen...Durus wäre es vermutlich ähnlich ergangen, aber so weit ist es ja gar nciht erst gekommen. Verstehst du jetzt warum ich ihn zumindest für einen Mitwisser des Komplotts halte?"

    er sah den Griechen nachdenklich an und wartete gespielt ruhig, war innerlich aber bereits auf dessen Antwort gespannt..

  • Ein Lächeln deutete sich im Gesicht des Claudiers an. Für Anax war es aber nicht ganz einzuordnen. War sein Dominus positiv überrascht, dass er diesen Gedanken ausgesprochen hatte? Oder belächelte er die Worte des neuen Sklaven nur? Er wusste es nicht und daher beschloss Anaxander es schlichtweg zu ignorieren. Bei der Menge dessen, was der Claudier nun alles sagte, war das auch nicht sonderlich schwer, wollte man ihm dabei auch gedanklich folgen. So hatte der Grieche am Ende der Ausführungen des Patriziers jenes anfängliche Lächeln bereits wieder vollständig vergessen.


    Das Gesprochene haftete indes fester im Gedächtnis des Sklaven. Der Tiberier hatte also des Öfteren die Praetorianer zu Besuch in seiner Villa. Ein interessanter Fakt, der in den Augen des Griechen durchaus die These unterstützte, dass jener Römer nicht nur eine Leiche im Keller hatte. Ob eine davon der Kaisermord war oder sein Suizid auf eine andere Tat zurückzuführen wäre, wurde damit aber auch nicht klarer. Sicher ist das nicht? Ja, das war richtig und so nickte Anax an dieser Stelle und kommentierte kurz und knapp Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen: Nichts ist sicher. Erst recht nicht das, was allzu offensichtlich erscheint. Ein weiser Spruch, den der Grieche von seinem damaligen Lehrer mit auf den Weg bekommen hatte. Und gleich noch so ein Ding hinterher. Denn nichts ist offensichtlicher, als dass die Natur die Vernunft hasst. Diesen Satz würde man noch in ferner Zukunft zitieren, wenngleich auch von jemand anderem.


    Mit weiteren spontanen Eingebungen hielt sich der Grieche dann ersteinmal zurück, bis sein Dominus auch den zweiten Teil dessen, was er loswerden wollte, ausgesprochen hatte. Und da sieht man diesen Hass der Natur. Es würde unter Umständen sinnvoll sein die ergriffenen vermeintlichen Kaisermörder hier in Rom zu behalten. Dass der Vescularier dies nicht getan hat, sondern sie abgeurteilt hat und nach römischem Recht in die Verbannung geschickt hat, spricht eher für ihn. So würde doch sicherlich jeder legale und legitime Kaiser idealerweise handeln, oder? Das war aus Sicht des Griechen zumindest zu hoffen. Andererseits. Wer auch immer den Kaiser ermordet hat, strebt ganz offensichtlich die Macht im Imperium an. Und wer zur Verfolgung dieses Ziel sogar bereit ist die Kaiserliche Familie mittels eines Giftanschlags umzubringen, würde sicherlich auch weitere Leichen in Kauf nehmen. Das bestätigte ja in gewissem Maße auch der sich anbahnende Bürgerkrieg. Wer sich gegen den Vercularier stellte, der kämpfte für einen anderen Machthaber. Solange es einen da nicht höchstpersönlich betraf, würden jene Leute das bisschen als Kollateralschaden sicherlich hinnehmen. Da war es vermutlich sogar wirklich das Beste, dass der Vescularier die Gefangenen abgeurteilt hatte, um sich als Rächer dem Volk zu präsentieren, statt seine Gegner mit Geiseln unwirksam zu erpressen.


    Zur Folter schwieg Anax hingegen. Das hielt er hier eindeutig für angebrachter. So wie sein Dominus sich gab, schien er keine Ahnung davon zu haben, was das Foltern für jemanden bedeuten konnte. Anaxander war Sklave und hatte in diesem Stand auch bereits einige andere Sklaven kennengelernt. Es war schon manchmal ziehmlich heftig, was diese in ihren Leben bereits alles erlebt hatten und man bedenke, dass der Grieche nur die kennenlernen konnte, die eine Folter auch überlebt hatten. Wenn man dann noch daran dachte, dass die Besitzer der Sklaven damit die Leute quälten, die ihnen sonst eine Hilfe sein sollten, eben nützlich für sie waren, dann verstand man die Welt nicht mehr. Und wieder ein Beispiel dafür, dass die Natur die Vernunft hasste! Nein, auf diese Folterideen musste Anax seinen Dominus nicht gerade bringen. Dass jener davon kaum etwas zu wissen schien, war im Gegenteil sehr wünschenswert und beruhigte Anax. Bei diesem Mann würde er ein gutes Auskommen haben.

  • Der Sklave brachte es ebenfalls ziemlich treffend auf den Punkt. Egal wie viel sie noch diskutieren würden, im Endeffekt würden sie auf diese Art ohnehin nicht herausfinden, wer der oder die Mörder waren.


    "Da hast Du Recht, selbst das offensichtlichste kann sich im Endeffekt als falsch erweisen und einen in die irre führen. Selbst wenn man bei Durus Gift gefunden hätte, könnten wir dann dennoch nicht sicher sagen, ob er es benutzt hat um den Kaiser zu ermorden oder ob es ihm lediglich heimlich untergeschoben worden ist, um den Verdacht gegen ihn zu erhärten."




    "Was die Verbannung anbelangt hast Du zunächst ebenfalls Recht, er hat sie nach römischen Recht abgeurteilt. Andererseits war dem Praefecten von anfang an klar, dass er das Gesetz werden wird und es demnach formen kann wie er will, schließlich ist er seit dem Tod des Kaisers der wichtigste Mann im Reich und seine Ausrufung zum Kaiser war nur eine Frage der Zeit. Große Teile des Volkes hat er schon wegen seines plebeischen Blutes hinter sich, die Massen halten ihn für einen der ihren.


    Wenn er also seit dem Tod des Kaisers unangefochten der erste Mann hier ist wäre es für ihn und seinen Propagandaapparat kein allzu großes Problem gewesen noch ein wenig mehr gegen die angeblichen Kaisermörder und Verräter, die er inhaftiert hatte, zu hetzen, was die Massen dazu bringen würde, deren Tod zu fordern."


    er hielt das für durchaus plausibel, das einfach Volk war einfach viel zu leicht zu lenken. Ein Mann konnte Städte abgebrannt und geplündert haben, wenn er dem Volk anschließend ein paar Spiele zur Belustigung gab waren nahezu alle Qualen vergessen und er wurde trotz seiner Untaten gewählt...


    "Selbst dann hätte der Vescularier noch dadurch scheinen können, dass er die angeblichen Verräter nicht umgehend hinrichten sondern lediglich weiterhin inhaftiert lässt.Er hätte einfach auf Zeit spielen können. Komm mir nicht mit römischem Recht, Ehrgefühl oder guten Taten wenn jemand von Salinator spricht. Der Mann kennt all das nicht und ist lediglich noch an der Macht, weil ihn die Massen tragen. Kein Mann der auch nur etwas Ehrgefühl hat folgt dem Fettwanst. Das sieht man ja nur allzu deutlich in den Reihen des Senats. Wie viele der alten Senatoren kommen noch zu Sitzungen, seitdem Valerianus tot ist? Fast alle sind geflohen oder meiden den Praefectus so gut es geht. Der ganze Senat besteht zurzeit aus plebeischen Günstlingen des Vesculariers. Sie sind genau jene Art von Menschen die zu den oben genannten Spielen gehen und alles andere vergessen. Federn im Wind...."


    schon das war ein Grund warum sich Quintus momentan nicht im Mindesten darum bemühte in die Reihen des Senats aufgenommen zu werden. Er konnte gut und gerne darauf verzichten unter der direkten Kontrolle und vor allem Entscheidungsgewalt des Vesculariers zu stehen und selbst bei den paar Freiheiten, die er als Senator genießen könnte, dann noch von Salinators plebeischem Abschaum von Senatoren bespitzelt, bevormundet und gedemütigt zu werden...


    "Salinator geht es nicht darum, sich auf rechtliche Art und Weise als Kaiser zu repräsentieren. Ihn schert das Recht nicht, wenn ihm etwas nciht passt ändert er es einfach zu seinen Gunsten um. Das hat er schon als Praefectus Urbi gemacht. Ich denke weiterhin, dass die Freilassung der inhaftierten Patrizier ein schwerer Fehler war der ihn noch teuer zu stehen kommen wird."

  • Zum ersten Teil bedurfte es keiner weiteren Worte. So nickte Anax nur stumm und hörte, was sein Dominus zur Verbannung der gefangenen vermeintlichen Kaisermörder sagte. Der konnte das Gesetz nach seinen Wünschen und Vorstellungen ändern. Sicher, das erschien logisch. Aber dann auf die Gefangenen zu hetzen, um sie in seiner Gnade im Kerker zu behalten? Ich glaube, dass die Propaganda hier in der Tat wegweisend für die getroffenen Entscheidungen war. Aber man stelle sich vor, dass mit Worten auf die Gefangenen gehetzt würde und das Volk nach deinen Worten folgerichtig den Tod der vermeintlichen Kaisermörder fordert. Dann die Gefangenen nur in den Kerkern schmoren zu lassen, statt sie auf die eine oder andere Art ins Elysium zu befördern. Würde Salinator das in ein helleres Licht rücken? Anax machte eine kurze rhetorische Pause, bevor er fortfuhr. Ich denke eher, dass es ihm als fehlende Entscheidungskompetenz, eine halbherzige Sache ausgelegt worden wäre. Wenn er so auf die Inhaftierten hetzt, dann ist er in der Folge gezwungen sie entweder nach Volkes Wille umzubringen. Oder aber er zeigt Milde. Wenn er letzteres tun will, kann er in seinem Glanz natürlich nicht dem Divus Iulius nachstehen, der seine Feinde begnadigt hat und sie ja sogar auch wieder in den Senatus ließ. Und es war ja allseits bekannt, wie viel Wert der Vescularier auf Prunk und glanzvolle Auftritte legte.


    Aber die Entscheidung war auch noch unter einem anderen Gesichtspunkt zu betrachten. Aus diesem Blickwinkel gesehen, hätte er sich der propagierten Mörder auf diese oder jene Weise entledigen müssen, entweder durch Tod oder durch Exil. Die Wirkung auf das einfache Volk wäre wohl in beiden Fällen propagandagesteuert ähnlich ausgefallen. Wenn die Entscheidung keine deutlich merkliche Auswirkung auf das einfache Volk hätte, so müsste die endgültige Entscheidung an einer anderen Überlegung festgemacht werden.Warum also nicht versuchen, sich auch in den Augen der alten Eliten den Anschein von Legalität und Legitimität zu geben? Der Vescularier konnte ja nicht ernsthaft eine völlig neue Führungselite für das Imperium auszuheben versuchen! Er müsste sich wohl oder übel mit wenigstens einigen wenigen arrangieren. Und was können die Eliten mehr von einem neuen Kaiser erwarten, als dass dieser die Mörder des Vorgängers verhaftet, nach altem Recht aburteilt und ihnen ihrem Stand entsprechend den Gang ins Exil ermöglicht? Ich wage zu behaupten, dass auch ein Valerianus auf diese Weise gehandelt hätte. Wobei dessen Vorgänger, Divus Iulianus, ja viel zu beliebt war, als dass man diesen umgebracht hätte. Und Salinator wird sie ja nicht gerade in die Arme der Geflohenen geschickt haben, sodass sie diese wohlmöglich noch unterstützen.


    Was seine Repräsentation in der Öffentlichkeit anbelangt, so hat er in der Vergangenheit, nach allem was ich gehört habe, es stets gewusst sich über seine Verhältnisse darzustellen. Auch wenn ihm weder Ehrgefühl noch ein rechtes Maß für Recht und Gerechtigkeit innewohnen, so wird er doch auch seine gebildeten Speichellecker haben, die schon in ihrem eigenen Interesse versuchen werden, den Vescularier auch langfristig an der Macht zu halten. Und dafür wäre die Überwindung der Differenzen mit wenigsten einigen Eliten ein durchaus lohnenswerter Weg, wie der Grieche fand. Von einer Freilassung sprach Anax nicht ohne Grund nicht, denn er hielt die Verbannung ins Exil keinesfalls dafür. Inwiefern das sich zukünftig als Fehler herausstellen sollte, war dem Sklaven noch nicht ganz klar, aber das musste natürlich noch lange nichts heißen. Zwar hielt er mitunter viel auf seine griechische Herkunft, doch im Endeffekt sprach die Realität deutlich für die Römer - sowohl was die Geschichte beider Völker betraf, als auch Anaxanders eigener, ganz persönlicher Lebensweg.

  • Jetzt ging der Sklave auch noch auf Caesar ein, da hatte er ja ihm sein Vater ja echt jemanden geschickt, der wusste wovon er sprach und der sich künftig mit Sicherheit deutlich aus dem Sammelsurium an Sklaven hervortun würde.


    "Milde meinst du? Das wiederrum wäre typisch Salinator und würde nur noch deutlicher machen, weshalb es zu dieser, meiner Meinung nach weiterhin sehr ungünstig für ihn verlaufenen Sitation gekommen ist. Der Kerl war einfach zu eitel, als dass er sich die Chance hätte entgehen lassen, seine Feinde so abzuurteilen, wie es seine Vorgänger auch getan haben. Vielleicht will er sich selbst dadurch auch einreden, dass er der legitime Augustus ist, vorstellen könnte ich mir das allemal. Ob sein Vorgehen für seine späteren politischen Ziele dann jedoch von Vorteil ist, so weit kann er nicht denken. "


    er grinste und konnte sich bildlich vorstellen wie Salinator krampfhaft versuchte,sich selbst als einer der vorigen Kaiser zu inszenieren....


    "Egal wie viel er sich also selbst zu inszenieren versucht, er begeht dabei aus Eitelkeit Fehler, die ihn später vermutlich teuer zu stehen kommen. Auch wenn du Recht hast, das Volk feiert ihn nun als milden, vergebenden Kaiser. Vielleicht schafft er es sogar, dieses Bild von sich selbst bis zu den nächsten Spielen aufrecht zu erhalten. Aber wir sollten nie vergessen, dass es das einfache Volk bleibt, dass ihn für milde hält, und diese Meinung kann sofort umschwingen, wenn er in der Arena auch nur einen Gladiator, den das Volk mag, sterben lässt. Federn im Wind, wie ich eben schon sagte. Ich glaube weiterhin, dass Männer wie Vinicius Hungaricus, Lucianus oder der Flavier sehr sehr einflussreiche Feinde sind. Jeder von ihnen steht für eine ganze Familie, die sich gegen Salinator stellt bzw. nun stellen wird. Und soviel ist sicher, sie werden diese Gefangenschaft ein Leben lang nciht vergessen, das einfache Volk hingegen schon."


    man musste nur Männer wie Cicero sehen. Den einen Tag beschreien ihn die Massen als Verrückten, am nächsten ist er Pater Patriae und wieder am nächsten wird er verbannt und muss nachts aus Rom fliehen. Nein, die Massen sind kein verlässlicher Bündnispartner, über Nacht kann sich ihre Meinung ändern und sie zerreißen einen in Stücke, obwohl man am Vortag noch auf Händen getragen wurde.


    "Was die alten Eliten anbelangt, von denen du sprichst. Nenne mir einen einzigen Mann aus eben diesen alten Eliten, der momentan auf Salinators Seite steht. Salinator war ihnen schon immer zuwider und ich denke auch andersherum wird es ähnlich sein. Bei ihnen kommt er auf keinen grünen Zweig mehr seitdem er den Senat de facto alleine kontrolliert hat. Da sind diese Freilassungen, wenn man sie denn so nennen will, eher Tropfen auf den heißen Stein."


    er selbst kannte das ja nur zu gut, stammte er doch aus einer ebendieser Familien...


    "Gebildete Speichellecker? Die hat wohl jeder Mann an der Macht, das stimmt. Salinator hat aber trotz aller seiner Speichellecker noch immer absolute Macht. Schon als Praefectus Urbi hat er sich von Niemandem etwas sagen lassen. Er geht mit dem Kopf durch die Wand. Mich würde es nicht wundern, wenn er bei irgendeiner kommenden Schlacht umkommt, weil er lieber eine goldene Toga trägt als eine Rüstung, weil er mittlerweile zu eitel für etwas anderes ist. Schade wärs um das ganze Fett was aus ihm herauslaufen würde, wenn den "Kaiser" ein Pfeil trifft. Davon könnte man ganz Rom 3 Wochen ernähren."


    Felix lachte und trank noch einen Schluck Wein

  • Anax nickte. Wer sich in der Öffentlichkeit immer pompös selbst inszenieren musste, um sich selbst zu gefallen, der war sicherlich äußerst eitel. Ob es nun aber gerade diese Eitelkeit war, die den Vescularier dazu getrieben hatte die geschnappten Senatoren so abzuurteilen, schien dem Griechen fraglich. Aus seiner Sicht war es eher die Freude am fremden Leid, die Salinator sich diese Chance nicht entgehen ließ. Dazu kam natürlich noch, dass der frischgebackene Kaiser diese Leute wahrscheinlich schon länger auf dem Kieker hatte. Aber sich über Begrifflichkeiten zu streiten wäre sinnlos, da es im Endeffekt keinen Unterschied machte. So sagte Anax nichts weiter dazu.


    Dass Salinator hier in Rom als milder, vergebender Kaiser gefeiert wurde, war Anax auf dem Weg zur Villa maximal oberflächlich aufgefallen. Aber wenn er sich zum Kaiser hatte ausrufen lassen, dann war das sicherlich auch ausgiebig öffentlich celebriert worden. Danach liebte das einfache Volk den Vescularier natürlich erstmal, das war klar. Die Erklärungen zur Gunst des Volkes waren logisch, sodass der Grieche sie nur bestärken konnte. Bis zu den Spielen wird Vescularius sicherlich das Volk auf seiner Seite halten können. Interessanter wird eher bei den Spielen zu sehen, wie stark und durchsetzungsfähig er wirklich ist. Die Bevölkerung wird auch Brot erwarten, das Salinator ersteinmal bekommen muss. Die finanziellen Mittel mag er nun als Kaiser haben, aber er kann auch nur das kaufen oder beschlagnahmen, was da ist. Da stellte sich gleich die nächste Frage. Wie zuverlässig waren die jeweiligen Statthalter der Provinzen? Insbesondere Aegyptus war bei der Getreideproduktion ja besonders wichtig. Hat man hier denn schon Nachrichten aus den Provinzen erhalten und weis, wie die jeweiligen Statthalter zu Vescularius stehen? Besonders die Haltung des Praefectus Aegypti wäre in dieser Hinsicht natürlich interessant.


    Nach kurzem Luftholen setzte der Sklave fort. Was die Familien der Gefangengesetzten und verbannten Senatoren betrifft, so werden sicherlich auch deren zahlreiche Klienten in Opposition zu Salinator gehen. Und diese sind aufgrund ihrer einflussreichen Förderer ja bestimmt auch in nicht gerade unbedeutenden Positionen. Das nahm Anax einfach mal an, denn wessen Klienten, wenn nicht die der einflussreichsten Männer des Reiches, würden in solche Ämter gehoben werden? Dazu kommt dann sicherlich auch noch der eine oder andere engere Freund der Gedehmütigten. Da er damit seine vorherige Aussage selbst nun ebenfalls wieder in Frage stellte, ging Anax nicht weiter auf die alten Eliten ein.


    Was sein Dominus im letzten Teil über den Vescularier sagte, führte bei Anaxander zu drei kleinen Falten auf der Stirn. Der Sklave bezweifelte, dass dem auch hinter den Kulissen so war. Er hatte sicherlich in der kaiserlichen Kanzlei oder auch im Privaten seine Vertrauen, auf deren Meinung er auch etwas gab und von denen er sich auch mal umstimmen ließ. Die Öffentlichkeit würde davon ja nichts mitbekommen. Aber zum Schluss musste auch Anax grinsen und entschloss sich dazu, nicht weiter auf diesen Punkt einzugehen.

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