Gemeinsamer Appell der XXII. und XXIII. zur Lage des Reiches

  • http://imperiumromanum.net/ima…ava_galerie/Cornicen1.jpg Es war kurz nach Sonnenaufgang, als in den Baracken des Castellums in Nikopolis bereits reges Treiben herrschte. Für den heutigen Tag war ein Appell beider Legionen angeordnet worden. Niemand wusste genau, was heute verkündet werden würde, aber jeder hatte irgendeine Ahnung. Manche behaupteten, der Vescularius sollte zum rechtmäßigen Kaiser ausgerufen werden. Andere behaupteten, der Vescularius sei ein Usurpator, gegen den man nun augenblicklich in den Krieg ziehen müsse. Wieder andere Milites sagten, man solle am besten gar nichts tun. Die hohen Senatoren in Rom würden sich einfach gegenseitig so lange die Köpfe einschlagen, bis die Lage geklärt war und dann herrschte wieder Frieden, Recht und Ordnung im Imperium Romanum. Welch hehre Träume.


    Den Cornicen kümmerten all diese Gerüchte und Spekulationen nicht. Er verrichtete seinen Dienst, indem er an diesem Morgen auf das Forum trat und mit voller Kraft in sein Cornu, sein Horn, blies.


    TÖÖÖÖÖÖÖTRÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖ!!!!

  • Der Tribunus Angusticlavius Iullus Quintilius Sermo hatte seine Centuriones am Tag zuvor dergestalt instruiert, dass er die zweite Cohorte, seine Cohorte, als eine der ersten auf dem Campus sehen wollte. Und so kam es auch. Die Offiziere trieben die Milites aus den Baracken und gaben in schneidendem Ton die Befehle, woraufhin die Centurien sich in Reih und Glied auf den Weg aus dem Lager machten und sich auf den weiten Feld dort positionierten, wo ihr Platz im Gefüge der Legio XXII Deiotariana war. Ihr Tribunus ritt seiner Cohorte voran. Stolz, erhobenen Hauptes, im Sattel gerade aufgerichtet.

  • Centurio Aulus Trebellius Posca marschierte der ersten Centurie voran. In Kolonne hinter ihm stampften die Milites geschlossen vorwärts, aus dem Tor heraus auf den Exerzierplatz, durch den Staub und Dreck folgten sie ihrem Tribunus Angusticlavius, der mit wehendem Helmbusch führte. Sie machten einen Rechtsschwenk und postierten sich schließlich neben der ersten Cohorte, die vor ihnen den Campus betreten hatte.


    "Milites consistite!" hieß es dann und die Kolonne stoppte abrupt. Es folgte der Befehl "In duos ordines venite", woraufhin sich in zwei Gliedern postiert wurde. So bildeten sie mit der ersten Cohorte zusammen bereits einen breiten rechteckigen Block. "Movemini", befahl der Centurio Trebellius Posca dann und die Milites konnten gerührt stehen. In den nächsten Minuten konnten die Milites dann das Eintreffen der weiteren Cohorten betrachten. Auch die XXIII Cyrenaica fand ihren Weg auf den Campus. Die Turmae der Equites stellten sich schließlich an den beiden Flanken der Legionen auf.

  • Gleich in den ersten Tagen seiner Dienstzeit durfte Lucius Artorius Severus einen großen Appell der beiden Legionen erleben. Er war ziemlich aufgeregt. Zusammen mit der zweiten Cohorte war er bereits mitten in der Nacht aus den Baracken los und auf den Campus marschiert, da der Tribunus Angusticlavius Iullus Quintilius Sermo seine Truppe mit als erste auf dem Appellplatz haben wollte. Daher stand er bereits vor den meisten anderen Milites auf seinem Platz und sah nun zu, wie die anderen Truppenteile in Formation antraten. Welch ein Anblick! Severus war tief beeindruckt.

  • Auch der Praefectus Legionis der XXII. hatte sich an jenem bedeutenden Tag in seine beste Paradeuniform geworfen. Sehr sorgsam und gewissenhaft waren die Worte überlegt, die er heute vor zwei versammelten Legionen vortragen wollte. Er war nervös, denn es war kein regulärer Appell wie alle anderen, die er zuvor abgehalten hatte. Nein, selbst die Männer müssten wissen, dass der Aufmarsch zweier Legionen gleichzeitig keine Routine war, nicht die sonst üblichen Worte und Beförderungen. Die meisten Soldaten beider Legionen wussten mit Sicherheit diesen Appell mit den jüngsten Ereignissen in Rom zu assoziieren, diese jüngsten Ereignisse, die einen dunklen Schatten über das Reich warfen.
    Mit Gedanken behaftet betrat Reatinus in prächtiger Montur und begleitet von einer kleinen Eskorte den Exerzierplatz. Er stellte sich zu den bereits anwesenden Offizieren und wartete Geduldig auf seinen Amtskollegen aus der anderen Legion.


    Wie die Zukunft aussah, vermochte heute niemand zu sagen - aber Reatinus wusste, dass es an ihnen war, die Zukunft zu formen. Und heute wollten sie dafür den Grundstein legen, denn die Rolle der ägyptischen Provinz in diesen Zeiten war klar.

  • Gemeinsam mit der Turma Prima ritt Thyrsus zum Appell, es war schon etwas besonderes zu sehen wie sich 2 Legionen gemeinsam zum Appell versammelten, auch wenn beide dezimiert waren eine enorme Zahl an Legionären und Eques. An der Flanke der XXII Stellung nehmende wartete nun die Prima darauf zu erfahren aus welchen Gründen man sich sammelte. Ging es um den Kaiser, gab es Krieg?

  • http://imperiumromanum.net/ima…/ava_galerie/General7.jpg
    Auch der Praefectus Legionis der XXIII Cyrenaica Servius Icilius Receptus erreichte mit seinem Gefolge den Campus und betrat ein Podest, auf dem bereits Artorius Reatinus und einige andere Offiziere ihren Platz eingenommen hatten. Der Kommandeur nickte den anderen Männern zu, warf einen stolzen Blick über die versammelten Legionen und nickte dann dem Artorius noch einmal gesondert zu zum Zeichen dafür, dass dieser nun seine Worte an die Milites richten konnte.

  • Der Artorier sah schon von Weitem die Eskorte seines Amtskollegen anrücken und wartete geduldig, bis sich Receptus zu ihrer Vollzähligkeit hinzugesellte und nickte knapp zurück, um sich anschließend den Truppen und seiner Rede zu widmen. Für Reatinus war dieser Tag durchaus geschichtsträchtig, hatte er doch enorme Auswirkungen auf das gesamte Reich. Die Rüstungen der versammelten Legionäre funkelten im hellen, ägyptischen Sonnenschein, während der Artorier einige Moment schweifen ließ. Geduldig warteten die Männer und obwohl es so viele waren, herrschte eine beklemmende Totenstille. Ab und zu wurde die Stille durch Husten in den Reihen unterbrochen, bis Reatinus endlich die Hände in die Lüfte erhob und zu Wort schritt. Tausende Augen waren nun auf ihn gerichtet.


    "Milites! Treue Soldaten und Diener Roms!


    Heute rufen wir zum Appell, um euch über eine bedeutsame Nachricht zu informieren, die uns zweifellos alle, jeden Rang und jeden Dienstgrad, betrifft! Nun hört gut zu:


    In Rom, dem Herz unseres geliebten Imperiums, hat ein korrupter, machthungriger Mann mithilfe von Intrigen den Titel des Imperators inne und richtet uns und alles, was wir bis jetzt aufgebaut haben, zu Grunde! Ohne rechtmäßigen Anspruch auf den Thron zu haben, hat er sich zum obersten Herrscher Roms aufgeschwungen und erdreistet sich, alle jene, die gegen ihn stehen, einzukerkern und zu ermorden! Seine Politik und seine selbstgerechte Führung auf Kosten des römischen Volkes kann nicht geduldet werden! Wir benötigen einen Herrscher, für den der Dienst an Rom im Vordergrund steht!


    Ab jetzt verkündige ich höchst offiziell, dass Potitus Vescularius Salinator und seine Anhänger unsere FEINDE sind und den Tod durch unsere Hände verdienen!


    Unsere Unterstützung gebührt einem stärkeren, einem ehrlicheren, einem unbeugsameren Mann, der sich APPIUS CORNELIUS PALMA nennt!


    Reatinus sah in die Menge, versuchte, erste Reaktionen der Männer aus beiden Legionen zu gewinnen.


    Ihr, Männer, seid stark und pflichtbewusst und ich würde einem jeden von Euch mein Leben anvertrauen! Gemeinsam, unter der Führung meines Kollegen Icilius Receptus und mir, werden wir diese schwierige Zeit gemeinsam durchstehen und erhobenen Hauptes voranschreiten! Wir werden Ägypten und unseren Standpunkt verteidigen, mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen! Wir werden einen starken Kaiser auf den Thron setzen und in der Geschichte wird vermerkt werden, dass es die Legio XXII und die Legio XXIII waren, die maßgeblichen Beitrag dazu geleistet haben!


    ROMA VICTRIX !!!

  • Gebannt hörte Thyrsus zu was der Praefectus zu sagen hatte, die Worte waren... überraschend, überwältigend. Hatte doch jemand sich die Kaiserwürde erschlichen der dieser nicht würdig war und auch wenn Thyrsus diesen Palma nicht kannt, er vertraute blind auf den praefectus und dessen Entscheidungen.


    "Roma Victrix! Imperator Cornelius, Für Cornelius Palma!" Bei diesen Worten schlug Thyrsus mit dem Spartha gegen das Schild. Er war wie in Trance, er war bereits zu kämpfen und zu sterben.

  • Tief beeindruckt von dem gesamten Aufmarsch der beiden Legionen und der großartigen Szene, die sich ihm bot, hörte Severus die Rede des Legionskommandeurs. Er war schockiert über die jüngste Entwicklung, die für ihn völlig überraschend kam und ihn vollkommen unvorbereitet traf. Die Worte seines Kommandeurs lösten jedoch Unbehagen in ihm aus, denn konsequent weiter gedacht konnten sie nur bedeuten, daß Römer gegen Römer kämpfen würden. Seine Begeisterung über diese Aussicht kannte Grenzen.

  • Der Praefectus Legionis fand die richtigen Worte. Jene Worte, die einem jungen Mann den Kriegseifer einflößen konnten, den ein Heerführer brauchte, um den jungen Mann zum schlachten zu bewegen. Sermo hoffte, dass dieser Krieg kampflos an Aegyptus vorüberziehen würde, aber wer konnte schon wissen, was Kaiser Vescularius in Rom umtrieb? Auch wenn Sermo nicht daran glaubte, dass die beiden Legionen in Nikopolis wirklich wesentlich zum Ausang des Krieges beitragen würden, er wollte diese Option nicht begraben. Lieber nicht. Umso besser, dass Artorius Reatinus' Worte aufputschen konnten und die Männer, zumindest einen großen Teil, für die Sache des Cornelius Palma begeisterten. Zunächst wurde recht verhalten gejubelt, doch einige Männer begannen ihre Schilde als Klangkörper zu benutzen und so klangen die Kampfrufe der Milites doch noch ein wenig euphorisch.


    "ROMA VICTRIX! VIVAT IMPERATOR APPIUS CORNELIUS PALMA!" versuchte Sermo die Begeisterung der Männer anzustacheln und zog dabei die Klinge blank, um sie in die Höhe zu recken, wo sie im Sonnenschein aufblitzte.


    "ROMA VICTRIX! VIVAT IMPERATOR APPIUS CORNELIUS PALMA!" brüllte er erneut, denn dieses lahme Pack von Legionären musste auf ihre Sache eingestimmt werden. Auf die Sache derer, deren Leben nun davon abhing, dass Appius Cornelius Palma den Kaiserthron bestieg.

  • "VIVAT IMPERATOR APPIUS CORNELIUS PALMA!" brüllte auch der Centurio Aulus Trebellius Posca.


    Dabei achtete er genau auf die Milites in seiner Nähe und gab jedem, der nicht ebenfalls Begeisterung zeigte, eine saftige Kopfnuss. "Vivat, verdammt nochmal. Lasst den verfluchten Cornelius hochleben", keifte er dabei mit seiner lieblichen Krähenstimme und strafte die nicht so begeisterten Männer mit seinem schweinsäugigen bösen Blick.

  • Zunächst verhaltener Jubel. Doch die Offiziere taten ihr Nötigstes, um die Männer aufzustacheln und zu "motivieren", ihre Unterstützung auch deutlich zu machen. Reatinus war stolz auf diese Legion, seine Legion. Dennoch beschlich ihn ein kalter Schauer, denn er würde auch die Verantwortung für diese Truppe tragen, würde der Konflikt eskalieren. Andererseits wollte er etwas Großes vollbringen und den ultimativen Beitrag für die "Rettung Roms" erbringen. Nicht für die Karriere, sondern einfach, weil es so richtig war. Jeder hätte ihn vielleicht dafür ausgelacht, dass es wirklich seine Überzeugung war, aber das war es. Verdammt, er war doch nicht mehr so jung und naiv wie einst...


    Wie auch immer - solche Gedanken würde er in den nächsten Wochen genug genügend schweifen lassen. Die Legion war mittlerweile in tosendem Jubel ausgebrochen und Reatinus nahm den Jubel mit triumphal in die Höhe geballter Faust entgegen.


    Als das Getöse sich legte, erklang am Ende nur noch seine Stimme, die über den Platz fegte:


    "Milites, ABITE!"

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