Consilium Bellicum

  • Primus rieb sich die Nasenwurzel. Hier wurde zuviel geredet. Für und wider. Sold, und jeden Menge Vielleicht. Seine Laune erfuhr einen wahren Jungbrunneb als sich Duccius ganz offen dazu äußerte, daß der gute Aurelier dessen Ideen als die seinen verkaufte.
    Schneid hatte der Duccier ja den Aurelier dermaßen bloßzustellen und das vor versammelter Mannschaft. Er schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme.
    Er kam sich vor wie bei einer Sitzung in der Curia in Confluentes, ...jeder hatte eine Meinung an der er unabweichlich festhielt. Für sich betrachtet leuchtete auch das eine oder andere ein, vor allem weil es sich mit der eigenen Einschätzung deckte.
    Im allgemeinen blockierte das ganze Gerede aber nur den Blick auf das Wesentliche. Natürlich gab es Variablen, wie bei jeder Planung...ceteris paribus...sobald sich auch nur ein Faktor änderte war der schöne Plan hinfällig.
    Seine Einschätzung, daß die beiden Senatoren eine Gefahr für Germania darstellten schob er ein wenig zurück. So wie die Dinge lagen hatten sich die beiden nach der Sitzung entweder besonders viel oder aber gar nichts mehr zu sagen.
    Der Aurelier hätte die Quelle seiner Informationen besser vorher zum Schweigen gebracht,...nun war sie ersteinmal versiegt und er hatte einen Gegner mehr.
    Den Duccier schätzte er nicht so ein, daß er so etwas durchgehen lassen würde.
    Sein Blick suchte den des Claudiers, nachdem alle übrigen Anwesenden offenbar ihren Gedanken zu dieser Posse nachgingen.
    Was für ein Theater.
    Wichtig empfand er die Ansicht des einmonatigen Vorsprungs des Vesculariers.
    Ein Monat würde reichen um Schlüsselpositionen zu besetzen und Truppen entscheidend zu positionieren.
    Diesen Monat einzuholen würde angesichts der bevorstehenden unsicheren Wetterlage in Germania eine Herculesaufgabe sein.

  • Menecrates bedankte sich mit einem Kopfnicken für die Auskunft der Primus Pilus. Eine Positionierung Ravennas oder Misenums lag also nicht vor, bisher nicht. Er wartete auf weitere Wortmeldungen, aber dann geschah das, was er nie und nimmer erwartet hatte: Aurelius, der in militärischen Dingen Unkundigste dieser Runde stahl der Prominenz das Wort und gab als einer der ersten seinen Gedankenbrei zum besten. Der Claudier strich sich in einer möglichst unauffälligen Geste über die Stirn, schloss wieder kurzzeitig die Augen und rang sich anschließend eine kurze Erwiderung ab.


    "Ich habe weder davon gesprochen, dass WIR auf die Classis bauen, es ging um das Eingrenzen der Möglichkeiten, die Vescularius zur Verfügung stehen, noch habe ich vorgeschlagen, den Osten zu erobern oder als Ziel Marius zu sehen. Germania besitzt im Übrigen noch andere Getreidequelle als Italia."


    Als nächstes sprach der Duccier. Immerhin war die Ausbeute an brauchbaren Anmerkungen hier deutlich größer als beim Vorredner. Immerhin nahm der Mann an der Beratung teil, WEIL er über konkretes Wissen verfügte, und sei es ausschließlich aus Ägypten. Auf seinen Beitrag ging Menecrates nicht ein, er wartete zunächst auf die Wortmeldungen der Kommandeure.

  • Warum in die Ferne schweifen...?
    Mit deutlich vernehmbarer Stimme brachte sich Primus ein.
    Bei all euren Vorschlägen solltet ihr eines nicht ausser Acht lassen!
    Er trat an den Tisch und sein Zeigefinger lief an Limes und Rhenus entlang.
    Wenn wir die Ostgrenze entblößen,...und das sehen alle bisherigen Vorschlage vor,...laden wir zunächst einmal übermütige junge Krieger und solche die es werden wollen dazu ein, kleinere Grenzstädte , Gehöfte und Handelssattionen zu überfallen. Die noch verbliebenen Auxilliare werden Mühe haben dieser Sache Herr zu werden, solltet ihr planen die Alen mit nach Süden zu nehmen.
    Sein Finger strich über Rhenus und Mosella.
    Die Classis aus CCAA wird ein Übersetzen von kleineren Gruppen kaum verhindern können und bei dem grenzübergreifendem Handel wird sicherlich auch der eine oder andere Schwachpunkt des Limes erkundet und weitergegeben worden sein.
    Er stütze sich mit beiden Händen auf die Tischplatte und sah den Claudier ernst an,...ihn kannte er, ihm sprach er den höchsten militärischen Sachverstand zu.
    Der Limes steht nicht umsonst,...nicht umsonst haben wir an dieser Grenze eine so hohe militärische Präsenz. Bedenkt dies bei euren Plänen,...der Verlust der germanischen Provinzen wird auch den rechtmäßigen Imperator nicht begeistern.
    Das Imperium darf vor den Barbaren keine Blöße zeigen. Diese werden unsere Situation ausnutzen, zwar unkoordiniert und wenig taktisch,...aber niemand weiß wieviele in terra incocnita nur darauf warten sich die Schätze der Provinzen zu holen...und mögen sie auch schlecht bewaffnet sein, mögen sie auch in kleineren Verbänden agieren,...sie werden die Fußtruppen der Auxilliare binden und die schiere Masse wird sie über kurz oder lang überrennen.

    Neben Sold und Nahrung stand viel mehr auf dem Spiel.

  • "Bei all ihren Vorschlägen lassen sie die Verteidigung der Provinz außer acht, weil ich gesagt habe, dass wir erst später zu diesem Punkt kommen werden. Und das werden wir auch, Praefectus Alae."


    schaltete sich Modestus wieder ein, als der Terentier damit begann vom derzeitigen Thema abzuschweifen. Er nutzte dabei wieder den autoritären Tonfall vom Anfang der Sitzung, denn auch hier wollte er einen klaren Schnitt und nicht, dass die Kommandeure anfingen sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Den letzten Satz lies dabei absichtlich doppeldeutig. Zum einen würden sie auf jeden Fall auf das Thema zu sprechen kommen, zum anderen aber auch erst später. Die Pläne für die Verteidigung der Provinz waren sowieso schon gemacht und mehr als Großzügig, was die Sicherheit der Provinzen anging.
    Und nun widmete sich Modestus wieder dem Zuhören. Vorerst wollte er sich aus der Diskussion heraushalten, auch wenn er eine eigene Meinung hatte.

  • Die Zurechtweisung des LAPP empfand Primus als nicht allzu tragisch. Er würde mit seinem Verhalten wohl immer anecken. Seine Stunde würde kommen.
    Während die honoren Herren in dieser Runde das Wohl Romas auf ihre Fahnen schrieben war sein primäres Denken allein auf die Grenzregion gerichtet.
    Er nickte zustimmend und trat wieder vom Tisch zurück. Seine Lücke wurde von hämisch grinsenden Rüstungsträgern geschlossen, welche kurz darauf heischend an den Lippen des LAPP hingen. Wer weiß was sie sich davon versprachen.
    Er hatte lange mit seinen Freunden über die Situation gesprochen.
    Während Lucius im Grunde egal war wer in Roma herrschte sprach sich Ocellus dafür aus vorsichtig zu sein. Der Vescularier hat sich auf das Testament seines Vorgängers berufen und sei vom Senat inthronisiert worden. Solange man ihm einen Betrug nicht nachweisen konnte war er rechtmäßiger Herrscher. Die Rebellion der Provinzen war bestenfalls rechtswidrig, ebenso rechtswidrig wie die mutmaßliche Usurpation des Vesculariers.
    Wer war also im Recht, wer hatte die Moral auf seiner Seite?
    Bis der Betrug faktisch bewiesen war blieb es bei waffenklirrender Entrüstung.
    Den Preis würden wieder einmal die Legionen zahlen.
    Wenn sich Primus die versammelte Prominenz hier ansah traut er jeden Opportunismus zu.
    Jeder der hier versammelten Senatoren hatte seine ganz persönlichen Gründe gegen den Kaiser vorzugehen.
    Sei es weil der Vescularier sie auf seiner persönlichen Abschußliste hatte oder weil sie sich aus dieser Rebellion eigene Interessensbefriedigung versprachen. Die meisten von ihnen waren sogar von ihm in ihre Ämter eingesetzt worden als er noch PU und Vertreter des Kaisers war.
    Für ausgemachte Gutmenschen hielt er hier niemanden.
    Sein Blick strich über die Versammelten Senatoren.
    Allesamt hatten sie viel zu verlieren. Sollte der Vescularier auf die Idee kommen sie zu enteignen und zu verbannen. Sie hatten nur den Schwanz in der Hand und machten jede Menge Gewese.
    Was sollten sie auch anderes tun. Seiner Kenntnis nach standen der Aurelier und der Duccier auf der schwarzen Liste...
    Einzig Claudius stimmte ihn versöhnlich.
    Mal sehen was die übrigen Kommandeure noch zum Besten gaben.

  • Licinus runzelte die Stirn, über den Tonfall, in dem sich hier utnerhalten wurde. Er hatte erwartet, dass die Männer ihre Antipathien zurückstellen würden, so lange die Besprechung andauerte, aber demw ar wohl nicht so.
    "Ich möchte in jedem Fall davon abraten, die Alpen nur an einer Stelle zu überqueren. Nutzen die germanischen Einheiten nur den Pass bei Clunia, zieht das den Marsch unmäßig in die Länge.
    Ich würde, so wir von dem Plan des legatus Claudius abgehen empfehlen, auch den Pass auf der Route Cambodunum - Verona für eine zweite Kolonne zu nutzen.
    Eine Kampf in den Alpes dagegen sollten wir unbedingt vermeiden. Schlicht zu unübersichtlich. Und somit für die Moral tödlich.


    Zu den Absichten des Marius:
    Sind wir uns sicher, dass er uns mit allen verfügbaren Truppen entgegen zieht? Ich wage das zu bezweifeln.
    Begründung:
    Die Ausrufung des Corneliers erfolgte zuerst im Osten, du legatus Aennaeus hattest nicht den Ruf in Opposition zu dem Vescularier zu stehen, vorsichtig ausgedrückt. Ich halte es daher für wahrscheinlich, dass der Marius seine Truppen eher im Osten der ihm unterstehenden Provinzen zusammengezogen hat. Eventuell sie nun wieder nach Westen marschieren lässt, aber das würde seinen Zeitvorsprung ziemlich zusammenfallen lassen. Wie schon gefragt, auf welcher Basis steht die Vermutung, dass der Marius eher im Westen als im Osten steht?
    Davon, hängt in meinen Augen auch die Durchführbarkeit des Planes des legatus Claudius ab."

    Immerhin stellten sie die Grenzprovinz zu dem salinatortreuen Provinzen dar.
    "Zur Lage in Italia:
    Die Flotten sind ein großer unsicherer Faktor. Um nicht zu sagen der unsichere, denn der Rest ist kalkulierbar. Daher empfehle ich die prima so lange wie möglich in Position zu belassen, um den Brückenkopf am Padus zu sichern, und sich im kritischen Fall, sprich die Flotten stellen sich gegen uns, Richtung Mediolanum und dann in die Berge zurückzuziehen."

    Licinus war vielleicht etwas überheblich, aber überzeugt, dass die legio prima, den Flotten davon marschieren konnten. Zur Not mussten die Mantuaer Brücken dran glauben.
    "Zur Versorgungslage allgemein:
    Was ist mit der Münze in Lugdunum? Besteht eine Chance, eine Einheit einen Umweg antreten zu lassen? Der dortige Schatz sollte durchaus einiges an Gewicht habenl.

  • "Die Sicherung der Grenzregion ist ein wichtiges Thema", bestätigte Menecrates, als Primus das Thema anschnitt. "Wir werden uns darüber verständigen müssen." Der Statthalter entschied, dass die Themen nacheinander besprochen werden sollten, deswegen wurde Prmus' Sorge verschoben.



    Dann ergriff der Primus Pilus der Ersten wieder das Wort, sehr zur Freude von Menecrates. Seine Erwartungshaltung wurde nicht enttäuscht, weil einige gute Hinweise kamen und darüber hinaus sah sich der Claudier korrekt verstanden. Er schickte ein Dankgebet gen Himmel, bevor er antwortete.


    "Iulius, du triffst den Punkt. Ich hatte vorausgesetzt, dass mich die Militärkundigen verstehen, ohne ins Detail zu gehen. Auch ich erwarte, dass sich die Truppen des Marius auf Cornelius im Osten konzentrieren. Nichts anderes kommt aktuell in Frage, weil die Ausrufung Cornelius' längst in Rom bekannt ist. Der von Senator Duccius benannte Vorsprung Vescularius' in Bezug auf Vorbereitung und Planung von einem Monat - den wir berücksichtigen sollen - betrifft nicht die germanischen Truppen. Das kann er gar nicht, weil die Erklärung der germanischen Kommandeure, dass wir Vescularius nicht als rechtmäßigen Imperator anerkennen, vor kaum einer Woche unterzeichnet wurde und zunächst einmal nach Rom gelangen musste. Deswegen rechne auch ICH damit, dass sich Marius im Osten verstärkt hat und dorthin auch sein Augenmerk richtet.
    Handeln wir schnell, haben wir gute Chancen, nur Teile der pannonischen Truppen vorzufinden, die wir Stück um Stück aufreiben können - auf unserem Weg nach Rom.


    Mein Vorschlag der Marschroute sollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn er berücksichtigte natürlich das Umgehen der Alpen. Ich habe nicht erwartet, dass ich das explizit erwähnen muss. Legionen in Kriegszeiten über den Alpenkamm marschieren zu lassen, ist ein Unding. Iulius hat das sehr gut erklärt. Man kann dort nicht kämpfen mit schwerer Infanterie, sollte es dazu kommen.


    Und noch etwas muss ich offensichtlich erklären: NATÜRLICH ist mein Ziel Rom und nicht der Osten. Aber nicht quer durch die Mitte, sondern überlegt."

  • "Mit Verlaub, Centurio Iulius, und mit Verlaub, Legatus Claudius... das wird so nicht funktionieren." , versuchte er die strategischen Träumer zurück ins Reelle und Machbare zu holen, "Auch wenn ich dir in jedem anderen Fall zustimmen würde, Iulius, dass eine Überquerung der Alpen in nur einer Kolonne den Marsch eklatant verlängern würde... wir müssen unter anderem damit rechnen, dass der Marius sich bereits in Italia aufhält... und wenn nicht er, dann einer der anderen Legati die treu zum Vescularier stehen. Im besten Falle kommen wir dadurch schneller über die Alpen und zur Prima, im schlechtesten werden wir genauso aufgerieben wie Legatus Claudius es eigentlich mit den Truppen des Marius vor hatte. Die einzige Chance die wir dann hätten, wäre uns darauf zu verlassen, dass wenn wir auf der nördlichen Seite der Alpen keine komplette Legio Prima wiederfinden, der Marius und seine Gleichgesinnten sich noch nicht in den Norden aufgemacht hat, und die Prima auf der anderen Seite der Berge noch steht.. und eben kein ursupatorisches Heer, das uns dann gemütlich auseinanderpflücken kann. Ich würde lieber mit dem schlechteren Fall als dem besseren rechnen. Auf den besseren können wir schneller reagieren als auf den schlechteren."
    Er gab den anderen Offizieren Zeit, das zu bedenken, bevor er mit der strategischen Eignung der Alpes fortfuhr: "Die Alpes sind vor allem im Winter hochgefährlich... im Sommer sind sie vor allem net anzusehen, aber keineswegs ein Unding an Schlachtfelder... gerade wenn wir die östlichen Alpes bei Clunia und... wenn wir uns dafür entscheiden... auch Cambodunum durchqueren... das sind die Teile der Alpes, wo sogar Straßen gebaut werden konnten. Der göttliche Augustus hat dort ganze Kriege geführt, ebenso sein ebenso göttlicher Vater. Ich halte das Risiko für eine Schlacht in den Tiefebenen der Alpes für weniger groß als das Risiko im Osten zu nah an Carnuntum zu geraten, wo der Ursupator schließlich als erstes ausgerufen wurde. Die Alpes waren schon immer ein Kriegsschauplatz wie jeder andere.. nur halt bergiger, aber noch lange kein Unding."
    Dann gab es da noch das altbekannte Problem mit der Zeit, was es ebenfalls anzusprechen galt: "Salinator ist seit fast genau einem Jahr an der Macht. Cornelius Palma hat sich knapp vier Monate später ebenfalls zum Imperatur ausrufen lassen.. Aegyptus hat sich vor wenigen Monaten losgesagt.. und soweit ich weiß, ist eure Lossagung auch schon vor mehr als einem Monat in Rom publik geworden. Und nicht vor einer Woche."
    Womit dann auch das strategische Moment des Truppenverschiebens zu ihren Gunsten in Richtung Osten hinfällig wäre: "Aurelius Lupus hat zuvor unter vier Augen schon sehr schlüssig dargelegt, dass wir davon ausgehen können, dass Vescularius Salinator von Pannonia bis hinunter nach Thracia alles unter Kontrolle hat. DORT ist das eigentliche Zentrum seiner militärischen Macht. Da stehen genug Legionen und Auxiliare herum, um ZWEI Cornelii Palmae davon abzuhalten auf dem Landweg nach Italia zu gelangen. Und seien wir ehrlich... die Neutralität des Nordens bedeutet nicht weniger als, dass uns ein einigermaßen intelligenter Legat als potentielle Feinde ansieht, nicht mehr und nicht weniger. Gäbe es Truppen in Gallia und Belgica deren Legati wir nicht zweifelsfrei zuordnen können, würden wir auch einen Hephaistos tun und mit unserer gesammelten Mannschaft nur nach Süden schauen... dabei würden wir riskieren, dass wir letztlich von hinten aufgerollt würden bevor wir 'Aber ihr wart doch neutral!' sagen könnten. Zudem: wir haben uns in Aegyptus schon vor mehreren Monaten von Rom losgesagt. Ein Annaeus im Süden sagt sich los, wie lange wird Vescularius Salinator über die Wahrscheinlichkeit überlegt haben, dass der andere Annaeer im Norden es seinem Vetter gleich tun könnte? Ist der Marius dumm und unvorsichtig, kriegt Cornelius Palma die gesamte Wucht der in der Region stationierten Waffengewalt ab, und unser Marsch nach Italia wird fast ein Spaziergang. Ist der Marius allerdings seinen Posten wert, wird er damit gerechnet haben, dass es Ärger aus dem Norden geben könnte... und die Nachricht über die Lossagung Germanias dürfte Truppen in Bewegung gesetzt haben, die schon einige Zeit auf genau das in genau diese Richtung gewartet haben. Seien wir ehrlich... der Vescularier hat euch lange genug getraut.. hätte er das nicht, wäre der Marius oder einer der anderen schon lange in dieser Provinz."


    Und letztendes streckte Vala zumindest verbal die Hand nach seinem Verbündeten aus, der in der Folge merksam stiller geworden ist: "Aurelius Lupus hat es in einem zuvorgehenden Gespräch schon erwähnt, und ich erlaube mir hier seine Worte noch einmal wieder zu geben... wir werden dort unten sowieso alles anders kommen sehen als wir es jetzt hier in Mogontiacum erwarten oder voraus zu ahnen versuchen, weil auch der Vescularier und seine Schergen nicht untätig bleiben und ihre Positionen konsolieren müssen, gerade weil der Vescularier nicht viele Truppen in Italia verschieben kann. Aber nach. Auch wenn ich mir wünschen würde, dass der Plan von Legatus Claudius funktioniert, würde ich uns eher auf eine schlechtere Ausgangslage vorbereiten, und die beinhaltet, dass Italia bereits unter der Kontrolle von Marius ist und die Prima geschlagen oder auf dem Rückzug. Sollte sich herausstellen, dass dem noch nicht so ist, wollen die Götter unseren Sieg. Deutlicher kann man uns gar nicht sagen, dass wir verdammt nochmal zu siegen haben."


    Schon wollte Vala enden, da fiel ihm ein, dass der Iulier einen Vorschlag gemacht hatte, der alles andere als dumm war: "Ich pflichte Marcus Licinus von den Iuliern zu.. die Münze in Lugdunum könnte einen Versuch wert sein. Im besten Falle haben wir etwas mehr in der Kasse um unsere Männer bei der Stange zu halten, und im schlechtesten... naja... ein paar verschwitzte Pferde. Wir müssten schnell zugreifen, so der Vescularier sich der Münze wegen der Nähe zu uns nicht schon bemächtigt hat... man könnte eine Ala rüberschicken!?"


    Sim-Off:

    Ich bitte darum, die elende Zeitproblematik nicht derart auszulegen, dass eine SimOff-Woche auch eine SimOn-Woche ist. Ich würde entweder die 3-Monats-Regel des CH, oder irgendwas in deren Nähe bevorzugen... in der Antike haben sich Dinge wegen der langen Kommunikationswege sehr viel langsamer bewegt, ich würde das berücksichtigen.

  • Ob Marius nun erst an der Küste entlangschippern musste oder sich neue Schiffe oder auch Floße zimmern würde, um über die Adria von Dalmatia nach Italia überzusetzen, war Sextus sehr egal. Für ihn stand nur außer Frage, dass seine Gegner in Bezug auf Schiffe wohl mehr als nur eindeutig die Oberhand haben würden über alles, was sie aufbringen konnten, und das war eine schlechte Sache. Auch wenn die Legionen das Rückgrat des Reiches waren, so ganz ohne Versorgungswege, auch übers Meer, kam man doch nicht aus. Und egal, wie der Marius es anstellen würde, er würde ganz sicher nicht ewig brauchen. Alle Möglichkeiten liefen darauf hinaus, dass der Mann vor ihnen in Rom sein konnte, und sie von sämtlichen strategisch wichtigen Punkten Italias abgeschnitten waren und nur die Wahl hatten, sich über die Berge oder übers Meer auf das Heimatland zu bringen, was beides seiner Ansicht nach sehr ungünstige Ausganspositionen waren.


    Was dann aber von Vala kam, das war etwas, was ihm ganz sicher nicht gleichgültig war. Untergrub der Mann da gerade aktiv Sextus Argumentation, nur um klarzustellen, dass er selbst dasselbe dachte und es ja vorher schon gedacht hatte? Der Aurelier hatte ja gewusst, dass der Homo Novus ehrgeizig war und sehr wenig von den Gepflogenheiten ehrbarer Römer verstand (und noch weniger darauf gab). Aber dass er einem Verbündeten in aller Öffentlichkeit in den Rücken fiel, wo dieser noch dieselbe Meinung wie er selber vertrat, nur um Lorbeeren für einen einzelnen Gedanken für sich zu verbuchen und sich damit über den ehemaligen Verbündeten, jetzt offensichtlich Kontrahenten hinwegzusetzen, das hätte Sextus ihm nun nicht zugetraut. Sicher, so bot sich für den Duccier die allzu auffällige Möglichkeit, sich dem Claudier und dem furiosus anzubiedern, was ihm in dieser Runde vielleicht das bessere Gehör verschaffte. Doch hatte Sextus wohl irrigerweise angenommen, dass ihre Bekanntschaft, die im Grunde über das anfängliche Zweckbündnis inzwischen hinaus ging, dieser kleinen Verlockung standhalten würde. Offensichtlich hatte er sich getäuscht. Eine Fehleinschätzung, die er kein zweites Mal begehen würde.
    Und natürlich sprang Claudius auch sofort darauf an und setzte nach, betonte Sextus angebliches Unverständnis und seine Unwissenheit in dieser Runde. Zugegebenermaßen hatte er kein Militärtribunat abgeleistet, was in seinem stand auch nicht nötig war. Aber er war ein Kind seiner Zeit. Und auch, wenn es wohl keiner der Herren hier für möglich hielt, er konnte lesen. Sogar in mehr Sprachen und Schriftsätzen, als die meisten hier sprechen konnten. Er war Haruspex! Das hieß nichts anderes, als dass er seit seinem siebten Lebensjahr nichts anderes mehr gemacht hatte, als zu lesen, zu lernen, das gesammelte Wissen der Menschheit in seinen Schädel einprügeln zu lassen – wortwörtlich, waren seine Lehrer alle wenig zimperlich, was den Gebrauch der Rute anging, wenn er unaufmerksam war – und das in jedem Bereich, der sich irgendwie als nützlich erweisen konnte. Vermutlich hatte Sextus mehr über Biologie, Zoologie, Astronomie, Geometrie, Philosophie, Ornithologie, Hydraulik, Meteorologie und Medizin vergessen, als die anderen hier am Tisch jemals gewusst hatten. Und auch, wenn er keine Militärlisten in einem staubigen Officium eines Castellums abgefertigt hatte, hatte er sehr wohl eine Bildung erhalten, die auch sehr viele Feldzüge einschlossen und ihre Abhängigkeiten von Versorgung, Moral, Taktik und Terrain.


    Anmaßende Idioten, allesamt. Sextus Laune erreichte den Gefrierpunkt, und nicht einmal der Einwand des Terentiers konnte ihn aufheitern. Der Mann wollte tatsächlich die Grenze schützen? Die nach Magna Germania? Auch noch? Wenn es etwas gab, was Sextus bei diesem Feldzug vollkommen egal war, dann waren es die kleinen Städte und Weiler, die während ihrer Abwesenheit hier in dieser sumpfigen, waldigen, auigen Ödnis von dem einen oder anderen Stamm der Germanen geplündert wurden. Den letzten großen Zusammenschluss gab es bei diesen unter Mordorok, und das war nun wieviele Jahre, man mochte sagen: Generationen her? Abgesehen davon, dass die verbündeten Stämme da sicher auch ohne Römer im Rücken zumindest die eigenen Gebiete schützen würden udn so einen breiten Vormarsch der Germanen verhindern würden, war die Hauptbeschäftigung dieser Wilden, sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen, und selbst wenn sie es nicht täten, glaubte Sextus nicht, dass eine vielleicht einjährige Abwesenheit sie weite Teile der Provinz kosten würde. Und selbst das war nicht tragisch, gab es hier außer blondem Haar für Perücken und ein paar Bernsteinen nichts zu holen.
    Anders sah es aus mit Pannonia und Dacia, auf deren Grenzen sie keinen Einfluss hatten. In den bodenschätzenreichen Gebieten taten Gebietsverluste Rom auf langfristige Zeit erheblich mehr weh. Definitiv rechnete Sextus damit, dass Iudaea die Gunst der Stunde nutzen würde und – mal wieder – nach Beendigung des Krieges befriedet werden müsste. Die Judaeer nutzten jede Gelegenheit zum aufstand, und seit dieser Christianerbewegung war das eher noch schlimmer denn besser geworden. Ja, diese Aufständischen betrachteten es noch als Ehre, wie ihr Oberanführer ans Kreuz geschlagen zu werden, wie es die gängige Strafe für peregrine Aufsässige war. Und das würde dem Riech weh tun, die Handelsstraßen durch das Gebiet zu verlieren, die Wege für Myrrhe und Weihrauch, für Opium und erlesenen Schmuck. Da würden ihnen Soldaten nach Beendigung des Krieges fehlen. Was war da im Vergleich schon das bisschen Holz und Prestige in Germania?


    Das Gespräch ging weiter, nicht zuletzt, weil der Annaeus klar machte, diese Frage auf später zu vertagen. Der Claudius nutzte nochmals die Gelegenheit, auf Sextus' mangelnder Kriegserfahrung herumzureiten, und der Streit über die Marschroute brach los. Genau genommen war es Sextus egal, ob man in einer oder in zwei Trupps links oder rechts die Alpen überqueren würde, solange man es nur tat, und zwar möglichst rasch. Und möglichst, ohne dabei eigene Verluste zu provozieren.
    Dass die Alpen als Kriegsgebiet so geeignet wären, wagte er dann aber doch zu bezweifeln, als Vala eben dies einwarf. Er erinnerte sich noch an die schroffen Felsen und das verdammte Maultier unter seinem Arsch, und er hatte keine Sehnsucht danach, das zu wiederholen. Schon gar nicht, wenn er dabei auch noch kämpfen sollte. Flaches Gelände war ihm da deutlich lieber, oder das Alpenvorland, vorzugsweise cisalpina. Da aber seine Militärkompetenz ohnehin angezweifelt wurde, bemüßigte er sich hier nicht, sich am Gespräch zu beteiligen. Sollten die sogenannten Koryphäen sich darüber die Köpfe einschlagen. Soviel hatte Sextus in den wenigen Augenblicken gelernt, dass auf seine Meinung hier niemand wert legte.
    Zum Glück schien Iulius Sextus Bitte zu berücksichtigen und stellte nun von sich aus die Möglichkeiten dar, die Prima als Brückenkopf in Italia zu nutzen. Auch der Aurelius war davon überzeugt, dass sie Mantua nicht von vornherein aufgeben sollten, solange keine Notwendigkeit dazu bestand, und daher sah er – inzwischen, musste man sagen – die Vereinigung der Truppen in Padanien positiver als die in Raetia. Überhaupt war die Padus-Ebene ihm lieber als Schlachtfeld als das bergige und waldige irgendwas des Keltengebietes.
    Der Vorschlag schließlich, sich der Münzen Lugdunums zu bedienen, um die Finanzproblematik aus der Welt zu schaffen oder zumindest aufzuschieben, die war wirklich eine Überlegung Wert. Sextus warf einen Blick auf die Karte, während Vala wieder dozierte, und dabei dieses Mal ihm wieder Lorbeeren zuschob. Offensichtlich hatte er seinen Fehler von zuvor bemerkt und versuchte sich an Wiedergutmachung. Eine Geste, die Sextus zwar auch wohlwollend zur Kenntnis nahm, die aber nichts an der zuvor getroffenen Einschätzung wohl ändern würde. Sein Verbündeter hatte ein gewisses Maß an Skrupellosigkeit an den Tag gelegt, das weitere Rückschlüsse zuließ, was die letztendliche Basis dieses Bündnisses betraf, und Gefahren sollten beobachtet und nicht vernachlässigt werden. Für den Augenblick allerdings war Sextus insoweit befriedet. Nunja, fast.
    “Die Götter sind auf unserer Seite, die Zeichen gegen Vescularius waren sehr deutlich.“ DAS war nun etwas, wo ihm keiner der Militärs mit all ihrer Bildung auch nur ansatzweise hineinreden konnte. Er war der einzige Haruspex hier und damit der einzige, der eine wissenschaftlich fundierte Auslegung göttlichen Willens geben konnte.


    Nungut, jetzt, wo er schon den Schnabel aufgemacht hatte, konnte er auch weiterreden und seine Gedanken beisteuern.
    “Ich denke ebenfalls, dass die Münzerei in Lugdunum einiges von unserer Problematik verschieben könnte, und wir haben wirklich wenig zu verlieren. Sofern wir unseren Tross nicht zweiteilen wollen, wobei ich hierbei mir nicht anmaße, umfassend das Pro und das Contra abwägen zu können – würde dies den Vorschlag von Duccius Vala bevorzugen, da die ausfallende Einheit so schneller wieder in den Truppenverband eingegliedert werden könnte aufgrund kürzerer Wege. Und sicherlich wäre dies auch beim Transport der Münze, so wir nicht eine ständige Sicherung zurücklassen wollen, um sie an Ort und Stelle zu belassen, hilfreich, kürzt dies doch entscheidend die riskanten Wegstrecken dann ab.
    Ich persönlich allerdings denke nicht, dass wir Mantua oder die gesamte Padus-Ebene als verloren ansehen müssen. Für uns wäre sie ein strategisch wichtiger Punkt, ist durch den Fluss doch das rückwärtig liegende Land schon natürlich gesichert, ebenso wie wichtige Handels- und damit Nachschubposten an ihm liegen. Sofern wir die Chance haben, dort vor Marius hinzugelangen – und ich denke, hierbei sollten wir das Risiko eingehen und es zumindest versuchen und nicht von vornherein ausschließen – sollten wir diese nutzen. Padania gehört zu Etruria, so dass wir dort eine befestigte Stellung halten könnten, sollte es nötig sein. Auch wird dort unsere Truppenversorgung wohl auf bereitwilligere Unterstützung hoffen dürfen als in Raetia. Denn, Claudius, du hast recht, Germania stehen andere Getreidequellen offen. Aber, wie Duccius schon richtig bemerkte, nicht für eine Truppenansammlung dieser Größe. Und woraus sollen sie es auch nehmen? Der Saatweizen ist schon auf den Feldern ausgebracht und wartet auf den Sommer, bis er geerntet werden kann. Ägypten ist die einzige Ernte frischen Getreides bereits im Frühjahr. Weder in Raetia noch sonst irgendwo wirst du mehr bekommen als das, was die Städte noch in ihren Kornspeichern haben, um das Jahr bis zur nächsten Ernte zu überbrücken. Und so viele Pastinaken und Zwiebeln können unsere Legionen auch in keinem Wald ausgraben, als dass es reichen würde, sie alle zu versorgen. Ich denke nicht, dass wir ein Schlachtfeld wählen sollten wie in Raetia, wo sich aufgrund unserer Lage auch sehr leicht die keltische Bevölkerung noch gegen uns wenden könnte, weil wir ihnen die Vorräte stehlen.“

    Auch wenn Versorgungslinien und Logistik bestimmt nicht das Lieblingsthema dieser Runde waren, es waren notwendige Übel. Und so viel Erfahrung hier auch auf einen Haufen kommen mochte, war Sextus der Meinung, dass die Männer hier die Zivilbevölkerung dabei fast sträflich außer acht ließen. Auch ein Bauer mit einer Mistgabel konnte einen Legionär abstechen, und bei tausenden Bauern reichte es schon, wenn jeder zehnte sein Ziel traf, um diesen Feldzug erheblich zu schwächen.
    “Die Gefahr, dass wir zwischen die Truppen von Marius und Vescularius geraten, besteht meines Erachtens nach immer. Wir können nicht erst alle Truppen von Dacia bis hinunter nach Asia schlagen, um sicherzugehen, dass uns niemand in den Rücken fällt. Dafür haben wir weder die Mittel noch die Zeit, vor allen Dingen, da dieses Vorgehen Vescularius nur die Zeit geben würde, Italia zu befestigen und für uns uneinnehmbar zu machen. Und jeden Soldaten, den wir auf dem Weg verlieren, können wir nicht ersetzen. Was den Nachschub an Truppen angeht, hat Vescularius fürchte ich auch die besseren Gebiete für sich zu verbuchen, vor allem, wenn wir ihm die Zeit geben, die Bevölkerung von seiner Rechtmäßigkeit als Imperator zu überzeugen.
    JETZT haben wir die nötige Truppenstärke und sind in der Lage, nach Italia zu marschieren. Natürlich dürfen wir nicht blind sein und müssen beständig in unseren Rücken schauen. Aber das müssen wir immer, von daher sollten wir dieses Risiko als unumgehbar einfach einbeziehen.“

  • "Gegen den Willen der Götter kann und will ich nicht argumentieren...", gab Vala zähneknirschend den Weg für den Vorschlag des Aureliers frei, Nord-Italia als wahrscheinliches Schlachtfeld zu betrachten und nicht die Alpes oder den raetischen Westen, solange damit zumindest der raetische Osten vermieden wurde. Der Aurelier hatte, ob er nun tatsächlich die Götter befragt hatte oder nicht, einen politischen Kniff verwendet, den Vala schon in seiner Kindheit jenseits des Limes das eine oder andere Mal beobachten durfte: gegen die Götter konnte man schlecht anreden. Da hatten definitiv immer die Priester die Oberhand... oder jene, die diese gut genug bestachen.


    "Wir werden ohnehin nicht ohne weitreichende Aufklärungsmaßnahmen gen Süden ziehen... so diese uns mitteilen, dass Nord-Italia frei ist, spricht auch nichts dagegen, direkt dorthin zu ziehen. Ich würde nur nicht darauf wetten, und mich auf das Gegenteil vorbereiten.. das ist alles." , erklärte er noch einmal in Kurzform, was er zuvor schon ausführlicher dargelegt hatte.


    "Ziehen wir getrennt gen Süden, schauen weiter, nachdem sich unsere Truppen bei Augusta Raurica wieder vereint haben... und die Münze Lugdunums sich in unserer Hand befindet."

  • Primus lehnte an der Wand. Er betrachtete die heroische Haltung der vor ihm aufgereihten Kommandeure. Er fragte sich wieviele von ihnen mit ihren Männern in den Kampf ziehen würden und wieviele sich möglichst nahe bei dem Kopf dieser Rebellion, dem Annaer aufhalten würden.
    Leicht grinsend stellte er fest, daß sich die meisten der Kommandeure wahrscheinlich nicht mehr daran erinnern können, was es hieß im Freien zu leben.
    Je mehr er den Hauptrednern zuhörte, besonders dem Aurelier, umso mehr wurde ihm klar, daß deren Hauptaugenmerk offensichtlich nicht in der Sicherung dessen was man hatte bestand.
    Deren Vorschläge grenzten am Prinzip der verbrannten Erde.
    Die Krönung war eigentlich der Vorschlag die Münze in Lugdunum zu sichern.
    Sicherlich würde die nur darauf warten...ungesichert...die zur Sicherung geschickte Ala würde höchstwahrscheinlich massakriert werden.
    Wenn nicht gleich, dann nach Einnahme der Münze.
    Er wagte zu bezweifeln, daß die Kampfverbände der eigenen Truppen sie vor den Kaisertreuen erreichen würden. Auf diese Weise verlöre man eine Ala,...und einen unsicheren Kommandeur.
    Ihn...? Man würde auch seine Kräfte aufsplitten und so geschwächt nach Süden ziehen.
    Oder wollte sie mit dem gesamten Verband einen Schwenker nach Westen machen?
    Das spräche gegen den Faktor Zeit und sicherlich käme das dem Gegner zupaß.
    Kopfschüttelnd mit ernstem Blick stellte er fest, daß diese Wortakrobaten glaubten ein kämpfender Mann sei an seinem Sold interessiert. Ob die schon einmal versucht hatten Münzen zu essen?
    Das Hauptbestreben eines kämpfenden Mannes ist es am Leben zu bleiben nicht seinen Sold mit sich herum zu. schleppen.
    Zu seinen Hauptinteressen zählt möglichst wenig Feindkontakt zu haben, ein trockenes Lager und vor allem stärkende Verpflegung...niedere Gelüste nach Beute oder Plünderungen würden sicher bei einem erfolgreichen Feldzug folgen...und wurden von der Führung auch als Delegationsinstrument genutzt.
    Je mehr er darüber nachdachte umso mehr kotzten ihn diese Kerle an.
    Die Münze sichern...wahrscheinlich um später Senatoren zu kaufen oder sonstiges mieses Politikergeschacher. Die Männer würden nichts davon zu sehen bekommen, ob es ihnen zustand oder nicht,...da würde sich sicher eine gefeilte Rede über Wiederaufbau und gemeinsames Ziel finden. Die vor Geld stinkenden, würden die nach Blut und Tod stinkenden wieder einmal benutzen und mit Moral füttern...so wie immer.
    Primus rief sich zur Ruhe. Wieder schossen Gedanken durch seinen Kopf...
    Statt dessen sollten man lieber bei jedem Bauern die Hälfte seine Viehbestandes und ein Drittel seiner Vorräte requirieren. Der Bauer würde diese Vorgabe akzeptieren, im Gegenzug zu dem Schutz durch die Auxilliare.
    Es galt einen Pakt mit der Bevölkerung zu schließen, sie für die Sache zu gewinnen, weniger ihr in Aussicht zu stellen, daß sie erst von den Römern beraubt und anschließend von plündernder Barbaren geschlachtet würden.
    Jeder requirierte Hof würde auch Nährboden für einen Symphatisanten der Barbaren werden.
    Das Mißtrauen würde wachsen und das Imperium weit mehr kosten als bisher. Ein Kampf in den Alpen kam für die Alen ohnehin kaum in Frage, es sei denn man wollte die Equites als Fußtruppen einsetzen und sich so ihres taktischen Vorteils berauben.
    Je länger Primus in diesem Raum war umso mehr gelangte er zu der Ansicht, daß die Verteidigung der Ostgrenze für die Herren aus Roma kein Thema war. Im Gegenteil, hier standen massive Eigeninteressen im Vordergrund. Es ging den Kerlen weniger um Gerechtigkeit, sondern um den eigenen Vorteil und Ämterschacher bei einem anderen Kaiser als dem Vescularier, bei dem sie aus welchen Gründen auch immer verspielt hatten.
    Primus bezweifelte, daß er genug Spucke aufbringen würde um sie allesamt anzuspucken.
    Er sah Claudius an,...fragte sich wie er in dieses Bild paßte. Hob ihn der uralte Adel, seine offensichtliche Integrität über die Dinge?
    War er einer derjenigen die sich primär um das Imperium sorgten?
    Primus hoffte es...

  • Und wiederum kamen die drei Hauptredner des heutigen Abends zu Wort und Licinus bemühte sich ihren Ausführungen zu folgen.
    Und sofort musste Licinus feststellen, dass er sich nciht klar genug ausgedrückt hatte. Er war in seinem Hinweis davon ausgegangen, dass der Marius nicht schon in Italia stand, zumindest mit nicht mehr als einem Vorauskommando.
    Einiges, was er nun zu hören bekam, sah er anders, wie zum Beispiel die allzu rosige Situation in den Alpes, wobei es natürlich sein konnte, aber wahrscheinlich sahen die Alpes einfach nicht überall gleich aus. Auf seiner Route jedoch, würde er nicht kämpfen wollen.
    Auch das die Pläne des Claudiers auf Vermutungen basierten, schmeckte ihm nicht ganz, auch wenn sie sich mit seinen eigenen deckten. Er hatte ehrlich gesagt auf halbwegs gesicherte Meldungen der raetischen Truppen gehofft. Etwas belastbares eben.
    Das Pläne dagegen kaum lange hielten, das fand seine sofortige Zustimmung.
    Ebenso das Fazit, dass der Duccius zog, nachdem der Aurelier durch einen Kniff, den sogar Licinus erkannte, die Diskussion in ihrem Sinne beendet hatte. Vorrücken, sammeln und neue Informationen auswerten, dann weitermachen.
    Nur eines war daran ungünstig. Wohin sollte sich die prima im Zweifelsfalle wenden.
    "Ich würde dennoch eine Sache gerne auf eine Sache zurückkommen.
    Wenn der Marius in Norditalia einfallen sollte, wird die prima vermutlich davon als erste erfahren, Nachrichten aussenden und sich selbst zurückziehen müssen.
    Welche Route soll ich dem legatus Aurelius für diesen Fall empfehlen? Bisher scheint in einem solchen Fall die Route Clunia Mantua favorisiert zu sein?"

    Dabei sah er den Aennaeer an, der die Entscheidungen letztlich maßgeblich zu treffen hatte und bisher mit seiner Meinung noch hinter dem Berg gehalten hatte.

  • Nachdem die beiden neuen Tribune ausführlich über die Vorgehensweise des Claudiers gesprochen hatten und auch eigene Vorschläge gemacht hatten, beschloss Modestus zum Ende zu kommen. Er sah kurz zu Flaminius Cilo herüber, der ihm kurz zunickte. Der in militärischen Dingen weitaus erfahrenere Mann hatte also nichts einzuwenden. Zumindest nichts, was hier und jetzt angesprochen werden musste. Und Modestus ging es genauso. Das Schweigen der anderen Offizier, zumindest abgesehen von dem Terentier und dem Claudier, konnte man ebenfalls als Zustimmung interpretieren.


    "Nun ich denke, wir haben genug gehört. Ich sehe keinen Grund, warum wir den Plänen der beiden Tribune nicht folgen sollten. Mann mag ihnen Unerfahrenheit unterstellen, doch ihre Argumente haben Gewicht. Unser Ziel ist selbstverständlich Rom, um den Ursupator von seinem Thron zu werfen. Und dass wir dabei die Entwicklungen im Osten nicht aus den Augen lassen sollten, versteht sich von selbst. Die Legio Prima hält also vorerst die Stellung in Italia, bis wir die Alpen überquert haben. Primus Pilus, ich würde es begrüßen, wenn der Legatus Legionis uns über die Geschehnisse in Italia auf dem laufenden hält. Da wir die Route über Clunia nehmen, sollte der Legatus Legionis auch diesen Weg für seine Boten wählen."


    "Bevor wir jetzt aber zur Verteidigung der Provinzen kommen, gibt es noch einige personelle Veränderungen, die vorher erwähnt werden sollten. Der Tribunus Laticlavus und Senator Titus Statilius Taurus hat von mir den Rang eines Legatus erhalten und wird das Kommando über die in Germania Superior verbleibenden Truppen erhalten. Titus Duccius Vala wird ihn dabei als Tribunus Laticlavus der Legio VIII ersetzen. Außerdem habe ich den Senator Sextus Aurelius Lupus für die besondere Ehre ausgewählt den Numerus Singularium zu kommandieren."


    sagte Modestus und sah dabei kurz zu jedem der drei genannten Männer. Bei dem Aurelier sagte er es mit besonderem Nachdruck, um den Anschein zu geben, dass er den Mann besonders förderte. Er wollte keine weiteren Streitereien unter den Offizieren haben und hoffte, dass dies dafür sorgte, dass andere Männer nicht weiter auf dem Fehltritt des Aurelier herumritten.


    "Wenn du dich langweilst, Praefectus Alae, kannst du auch draußen warten."


    fügte Modestus zum Schluss noch hinzu, nachdem er bemerkt hatte, dass der Terentier sich wie ein trotziges Kind vom Tisch zurückgezogen hatte. Das war aber nicht das Ärgerliche daran, denn wenn es nach ihm ging, konnte der Terentier sich so lange in der Öffentlichkeit blamieren, wie er wollte. Aber indem er in Rüstung an der Wand lehnte, zerkratzte er den bemalten Wandputz und das musste nicht sein. Der milde Tadel war eher dazu gedacht, den Terentier wieder an den Tisch zu holen, denn welcher Offizier, der seiner Pflicht treu ergeben war, würde eine Besprechung unter der Begründung verlassen, dass er sich langweilte?

  • Nun platzte Primus entgültig der Kragen.
    Er stieß sich leicht von der Wand ab und trat an den Tisch. Vor ihm tat sich eine Lücke auf aus teils unverschämt grinsenden, teils betreten dreinschauenden Männern. Er musterte den Annaer inmitten seiner Speichellecker. ...ich bin nicht dein Filius Annaeus Modestus, du hast weder das Recht noch sonst etwas mich hier vor den Kommandeuren permanent zu diskreditieren.
    Er warf einen Blick in die Runde, dann fixierte sein Blick wieder den Annaer.
    Wenn du mich aufforderst den Raum zu verlassen kannst du das aufgrund welcher Autorität?...du bist ebenso wie deine beiden Tribune und einige Andere hier vogelfrei, deines Amtes enthoben vergiss das nicht! Von daher sollte es dann nicht dein Bestreben sein uns gleich zu behandeln...wo wir doch alle nur ein Ziel haben den Erhalt des Imperiums nach den Gesetzen der Väter?
    Seine Fäuste ballten sich bis die Knöchel weiß hervortraten.
    Dieses arrogante Lotiolentus.
    Ich langweile mich nicht Annaeus Modestus,...im Gegenteil ich finde es faszinierend daß du aufgrund der Aussage von, wie du selber betontest, unerfahrenen Männern Zigtausende Legionäre aufs Spiel setzt.
    Er musterte den Annaer.
    Claudius hier hat mehr Erfahrung und militärischen Sachverstand im kleinen Finger als deine neuen Tribune hier im Doppelpack...mit welcher Begründung lehnst du seinen Vorschlag ab?
    Langsam richtete er sich auf. Sein Blick fiel auf Claudius. Eine Spur von Wehmut spielte in seine Augen.
    Claudius,...es wäre mir eine Ehre gewesen an deiner Seite in den Kampf zu ziehen für eine bessere Zukunft.
    Wieder fiel sein Blick auf den Annaer.
    ...mit dir Annaeus Modestus ...nicht!
    Dann wandte er sich um und verließ den Raum.

  • Menecrates hielt sich bei der nachfolgenden Diskussion zurück, denn zum einen war seinerseits alles gesagt, zum anderen fehlte ihm die Lust, sich länger mit Zivilisten über militärische Dinge zu unterhalten. Er wartete auf Meinungen von Seiten der anderen Kommandeure, doch bevor die kamen, ergriff der Statthalter das Wort.
    Es begann mit einer Entscheidung, die alle militärischen Ratschläge missachtete und die der Zivilisten favorisierte. Doch dem nicht genug: Es folgten Ernennungen, die Menecrates‘ Nackenhaare aufstellten, weil Laienkünstler nunmehr Einheiten kommandierten - in einem Feldzug, der Roms Schicksal bestimmen sollte. Seine Miene erstarrte. An dieser Stelle beschloss der Claudier, jeden Befehl abzuwägen, bevor er ihn ausführen würde. Keiner seiner Soldaten, für die er die Verantwortung trug, würde er opfern, sollte er eine Gefahr sehen, die durch Möchtegern-Kommandeure hervorgerufen oder von einem Feldherrn verschuldet wurde, der dem Rat von politischen Bürohengsten folgte.
    Zu guter Letzt - Menecrates wäre die Sprache verschlagen worden, wenn er nicht ohnehin bereits sprachlos gewesen wäre, erhielt Primius das Angebot, draußen zu warten. Er verstand nicht, wieso der Statthalter derart blind agierte. Er brauchte Männer wie Primus, die über lange Jahre militärische Erfahrungen gesammelt hatten. Er brauchte sie nicht nur im Feldzug ansich, sondern vor allem als Ausgleich zu den inkompetenten neu ernannten Kommandeuren.


    Schon wollte Menecrates Primus die Hand auf die Schulter legen, in der Hoffnung, er würde sich beruhigen lassen, aber der Praefectus agierte schneller als sich der Claudier aus seiner Schockstarre befreien konnte.
    "Tu das nicht", bat Menecrates, als Primus zu seinem Schlusswort ansetzte, doch er konnte ihn nicht mehr stoppen. Der Terentier verließ den Raum und Menecrates starrte ihm entsetzt hinterher. Die Lage bei der Besprechung spitzte sich zu: Der Sachverstand ging und Einfältigkeit gepaart mit Unkenntnis blieben zurück.


    "Annaeus." Menecrates Stimme klang krächzig. "Ein kluger Mann weiß, wann er zu weit gegangen ist und findet die Stärke für eine Entschuldigung. Keiner von uns kann auf Terentius verzichten, denn es wird sich wie ein Lauffeuer unter den Mannschaften herumsprechen, dass nunmehr Laien Einheiten befehligen. Werden dann gleichzeitig fähige Kommandeure vor den Kopf gestoßen und treten zurück, bricht das jede Moral und den Glauben an einen Sieg. Wenn du unter diesen Voraussetzungen in die Schlacht ziehen willst, wirst du verlieren und auch ich müsste dann meine Gefolgschaft noch einmal überdenken."

  • Es war eine latente Nervosität, die sich in Valas Glieder schlich, als sich das Schweigen der Offiziere nach dem Meinungsaustausch und der Darlegung der Argumente in die Länge zog... und schließlich war es der iulische Primus Pilus der ersten Legion, der durch eine Detailfrage seine Zustimmung zu dem Vorhaben gab, Ost-Raetien und vor allem Norricum zu meiden und sich direkt nach Italia zu begeben, so es die Möglichkeiten zuließen. Als der Legat sich schließlich zu seinem Amtskollegen der Provinz Germania Inferior zuwandte, und sich so mit diesem wortlos absprach, hatte Vala das Gefühl die Zeit blieb stehen. Es war nicht so gewesen, als wäre das alles auf seinen eigenen Mist gewachsen, allerdings war es wohl vollkommen müßig das genau darzulegen.. die Würfel waren gefallen, und Vala konnte nur zusehen wie sie letztlich liegen blieben. Als der Legat der nördlichsten Festlandsprovinz schließlich nickte, musste Vala stark an sich halten um nicht seiner Erleichterung durch lautes Ausatmen Ausdruck zu verleihen. Sie würden erst einmal nach Raetia ziehen um dort die Lage auszukundschaften und weiter zu sehen. Die Ermahnung des Terentiers, der bisher nur durch seine grundlose Aggression gegenüber dem Aurelius, eine zusammenhanglos eingeworfene Frage nach der Sicherheit der Grenzen und schließlich vor allem durch seine äußerst kindische Reaktion nach der Verlegung der Thematik an das Ende der Diskussion.. das bekam Vala nur mit halben Ohr mit.


    Was er allerdings mitbekam, war die unfassbare Reaktion des Terentiers, der sich in einem Sekundenbruchteil von einem schmollenden Teenager in ein bockiges Kleinkind verwandelte das sich lauthals darüber beklagte, dass es nicht mit den Freunden im gefährlichsten Teil der Stadt spielen durfte. Mit zunehmender Fassungslosigkeit verfolgte Vala den Ausbruch, und fragte sich ernsthaft, ob der Terentier nicht in Wahrheit ein Verbündeter seines Vetters war, eines der Hauptschergen des Ursupators, den sie eigentlich zu bekämpfen gedachten. Dass der Mann sich nicht an der Findung einer Strategie beteiligt hatte, sich danach aber lauthals darüber beklagte, dass diese nicht nach seinem Gusto ausfiel, war schon äußerst kindisch... und entsprach vollends dem Bild, was Vala von dem Mann hatte. Wer auch immer den Kerl auf seinen Posten gebracht hatte, er musste besoffen gewesen sein einem solchen Kleinkind das Kommando über eine Einheit bewaffneter Reiter zu geben. Fast hätte Vala dem Mann seine Klagen um die Ohren gehauen, von wegen, dass eine Gleichheit auch die Gleichheit aller Argumente beinhaltete... aber gerade dies dem Terentier nicht in den Kram passte. Was wollte er? Das Kommando über den Krieg alleine führen? Nach Norricum reiten, um es dort mit der geballten Militärmacht zu tun zu bekommen, die die Region zu bieten hatte? JEDE historische Vorlage außer Acht zu lassen, nur weil er von irgendwoher zu wissen glaubte, dass der Feind aus dieser Ecke auf sie zukommen würde?


    Als der Mann den Raum wutschnaubend verließ, glaubte Vala schon die Soldaten der Singulares hinter dem Mann hereilen zu hören. Im Raum tat sich augenblicklich ungläubiges Murmeln auf über die Tatsache, dass der Terentier sich gerade selbstständig, unprovoziert und vor allem aus einem vollkommen unbedeutenden Grund selbst ins Abseits beförderte.


    Der Claudier richtete das Wort an den Legaten, und Vala hoffte inständig darauf, dass dieser zur Beruhigung beitragen würde, doch der Claudier enttäuschte ihn grundlegend und schlug in diesselbe Bresche wie sein offensichtlicher Schoßhund.
    "Damit wäre Terentius Primus wohl als unkluger Mann identifiziert..." , raunte Vala den neben ihn stehenden Offizieren zu, und versuchte nicht allzu ungläubig dreinzuschauen, als der Claudier mit nicht weniger drohte als dem Auseinanderbrechen ihrer Koalition.


    "Legatus Claudius, bei allem deiner Person und deiner Position gegenüber gebührendem Respekt." , richtete Vala schließlich mit beschwichtigendem Tonfall das Wort an den Mann, weil er schließlich mitunter einer der Männer war, die der Terentier als Anlass missbrauchte um seine Untauglichkeit für einen solchen Feldzug zur Schau zu stellen, "So wie es scheint, hast sowohl du als auch der Terentius euer Urteil über uns und den Plan gefällt ohne die notwendigen Informationen zur Hand zu haben. Ich für meinen Teil, und der ehrbare Primus Pilus der Legio Prima wird mein Zeuge sein, habe mehr als nur eine Amtszeit als Tribunus Laticlavius unter Titus Aurelius Ursus geleistet, und dabei bei der Bewältigung der Krise in Mantua vor mehr als vier Jahren effektiv Kommando geführt. Nach meiner Quaestur habe ich mehr als zwei Jahre in der zweiundzwanzigsten Legion als ziviles Mitglied des Stabs unter Servius Artorius Reatinus gedient. Ich weiß nicht, was für Anforderungen Gaius Terentius Primus an seine Offiziere hat, ich weiß allerdings genau, dass selbst Augustus kein ganzes Jahr effektiv im Sattel gesessen hat, bevor er die Feinde der Republik unter eigenem Kommando anging. Und dies vor allem, weil er sich auf die Hilfe seiner erfahreneren Offiziere verlassen konnte. Und dies kann ich sehr wohl ebenso, und mit eben diesen habe ich den Plan erdacht, der gerade eben nicht nur von mir und Aurelius Lupus Zustimmung gefunden hat. Und die Geschichte zeigt auch, dass es vielleicht eine gute Idee wäre nach Norricum zu ziehen, so unser Hauptfeind in Norricum säße... allerdings ist unser Hauptfeind Vescularius Salinator, und man darf sich ohne Zweifel die Frage stellen, ob es der Schlange gelingt uns weiterhin zu beißen, so wir ihr den Kopf abgeschlagen haben.Der Plan führt bisher nicht weiter als bis nach Raetia, um dort die Lage zu sondieren. Dass der Terentier dies nutzte, um sich auf diese Art und Weise zu gebähren.. was für ein Verständnis dieses Conciliums ist das, wenn ich fragen darf? Und was für ein Verständnis von den Notwendigkeiten ist es, sich so gegenüber einem Mann aufzuführen, der uns hier zusammen geführt hat?"


    Er machte eine Pause in seinem Appell, um den Claudier und den anderen Anwenden, vor allem aber sich selbst die Möglichkeit zu geben die Worte zu sortieren, die gesagt wurden und noch gesagt werden mussten: "Ich bitte dich daher imständig, Legatus Claudius, dir noch einmal zu überlegen, ob die infame Art des Terentius es tatsächlich wert ist, das Wohl und Gedeih unserer Soldaten und letztlich auch der Res Publica auf's Spiel zu setzen. Denn es ist nicht die vermeintliche Unerfahrenheit zweier Offiziere, die diese mit Sorgen und Zweifel füllen, sondern die Unbeständigkeit und Uneinigkeit ihrer Offiziere. Wir brauchen Einigkeit und Geschlossenheit um uns dieser großen Aufgabe widmen zu können, Claudius... keine Spaltung.."


    Es war zweifelsohne eine grundlegende Bitte, die er hier vortrug, und er hoffte imständig darauf, dass der Claudier es einsehen würde, dass der Terentier gerade nichts anderes auf's Spiel gesetzt hatte als die Teilnahme seiner Leute am Feldzug, und das allein aus Gründen die seine eigene Person betrafen, vollkommen außer Acht lassend, dass er die Verantwortung für seine Männer hatte... und diese Verantwortung keineswegs vom nominalen Anführer der Leibwache des Legaten abhing, oder von EINEM Mitglied des Stabes der achten Legion.

  • Menecrates zog die Luft hörbar ein, als Duccius geendet hatte. Sicher, es entsprach der Tatsache, dass er nicht umfänglich über dessen militärische Einsatzzeit informiert war, aber dies korrigierte nur seine Meinung gegenüber Duccius, nicht gegenüber Aurelius, der ihm soweit er sich erinnern konnte, nur als Haruspex in Erinnerung war. Das nur bezog sich dabei nicht auf die Wertigkeit, sondern auf die Einseitigkeit seiner Tätigkeit.


    "In einem teile ich deine Meinung, Duccius. Einigkeit ist sicherlich eine wertvolle Basis, aber genau das trifft ja den Punkt. Ich möchte nicht gegen römische Legionen ziehen mit mangelhafter Aufklärung und wenn ich schon mit Infanterie und Tross über die Alpen ziehen muss, dann sicher nicht mit weniger Reiterei als ohnehin in Aussicht gestellt. Ich bin kein Selbstmörder und ich trage Verantwortung für viele Männer."
    Er löste den Blick von Duccius und blickte in die Runde.


    "Ich hoffe, jeder hier im Raum hat die Alpen, einen Tross und Soldaten in voller Ausrüstung vor Augen, wenn er die Überquerung der Alpen favorisiert, anstelle sie zu umgehen. Ich für meinen Teil weiß, dass ein schnelles Wechseln in eine Kampfformation in den Bergen nicht möglich ist, also brauche ich mehr als gute Aufklärung.


    Legatus Annaeus, es ist das erste Mal, dass ich um etwas bitte: Unterstelle mir Terentius mit seiner Einheit - mir persönlich. Das erspart uns allen Konfrontation und es lässt uns wichtige Männer gewinnen. Meine und seine Einheit sind eingespielt, du erinnerst dich? Das Manöver. Geb nicht diesen Vorteil auf, wenn du ihn für wenig haben kannst, für nichts weiter als ein Zugeständnis."

  • Das klang stark nach dem Plan mit nur einer Route, dachte Licinus missmutig, aber er betrachtete den legatus augusti als seinen Vorgesetzten und hatte seine Bedenken bereits geäußert.
    Licinus handelte also nach der alten soldatischen Maxima, in der Beratung konnte man sich auseinandersetzen, wenn der Befehl gegeben war, dann musste man halt zusehen, dass man das beste darauf machte.
    Andere hier im Raum schienen das anders zu sehen. Es war ihm nicht aufgefallen, dass sich der praefectus alae an die Wand zurück gezogen hatte, sein Blick war auf die Karte oder ab und an auf die Redner gerichtet gewesen, sodass ihn die Zurechtweisung überraschte, er sie womöglich als ungerechtfertigt empfunden hätte.
    Das war... das war einfach unsoldatisch. Von gleich zu gleich, bei den Göttern, ohne Hierarchie und Ordnung, man sah ja an den Germanen, was dabei herauskam. Nein, so ging das einfach nicht. Licinus war schlicht entsetzt über solch ein Verhalten von einem höheren Truppenführer. Reiterei, immer zu stürmisch, schoss es ihm durch den Sinn. Und schnell beleidigt.


    Ein knappes bestätigendes Nicken, als der Duccier seine Erfahrungen in Mantua darlegte. Der Mann hatte gezeigt, dass er denken konnte und Einsatz zeigte, mehr als man gemeinhin erwarten konnte. Dennoch wollte sich Licinus nicht mehr an diesem unseeligen Streit beteiligen, der nur schlimmer werden konnte.


    Er unternahm dann einen erneuten Versuch, das Gespräch wieder auf die sachliche Ebene zu verlagern, auf die es seiner Meinung nach gehörte, wenn dieses Bündnis halten sollte. Er hoffte, die Männer wären professionell genug, sich von nun an zusammenzureißen und vernünftig zu argumentieren. Wenn sie danach entschieden wer am lautesten Brüllen konnte - würden sie genau das machen, was er sagte.
    "Jawohl, ich habe die Alpen vor Augen. Und ich habe schon angemerkt, dass ich einen Kampf in den Alpen meiden würde wie die Pest." er wusste selbst nicht, warum er dies noch einmal betonte er wollte es auch eigentlich nicht, aber er tat es. Andererseits hatten sie ja schon mehrfach angesprochen, dass sich in Raetia vielleicht schon eien neue Lage ergab und der Weg über den Osten vielleicht tatsächlich einigermaßen frei war.
    "und ohne gute Aufklärung geht es natürlich nicht, aber die können und werden wir sicherstellen. Denn wenn die Pannonier nicht quer über die Alpes marschieren, müssen sie an Mantua vorbei und die prima sich zurückziehen."
    Wer genau hinhörte konnte Licinus anhören, dass ihm dieser Punkt zuwider war, aber er bemühte sich möglichst sachlich zu bleiben.
    "Wir können es uns dann schlicht nicht leisten, nicht zu wissen wie genau der Feind steht. Wenn wir auch nur hinter die Vorhut des Feindes geraten, war es das mit meiner legio. Anders gesagt: Wenn wir nicht verdammt gut aufklären, dann stehen die germanischen Truppen zwar bis zum Hals in der Scheiße. Die prima aber ist einen Schritt weiter."
    Gut, das war eher ein Spruch für den campus, wie Licinus schon beim aussprechen merkte, nicht ganz angebracht hier, aber die hohen Herren würden damit wohl zurechtkommen müssen.

  • Den Ausbruch des Terentiers und die darauf folgenden emotionalen Worte des Claudiers überging Modestus mit einer regungslosen Miene auf dem Gesicht. Der Terentier diskreditierte sich durch seine Art selbst, dazu musste er nichts mehr sagen. Und was die Worte des Claudiers anging, so wollte er weder sich selbst noch dem Claudier die Blöße geben, zumal dieser gleich darauf auf eine sachliche Ebene zurückkehrte. Außerdem hatte der Duccier alles gesagt, was gesagt werden musste. Daher ging Modestus nicht weiter darauf ein. Der Vescularier war das wichtigere Problem.


    "Es ist selbstverständlich klar, was es bedeutet die Alpen zu überqueren. Es ist keine Kleinigkeit und im Winter wäre es auch keine Option für uns. Doch wir werden die Alpen im Sommer und auf festen, römischen Straßen überqueren. Selbst dann ist es kein Zuckerschlecken, aber die beste Lösung."

    sagte Modestus, um danach auch gleich auf den Kampf in den Alpen einzugehen. Da teilte er klar die Meinung des Primus Pilus, wie wohl jeder andere im Raum. Aber gerade deswegen konnte er sich auch kaum vorstellen, dass die Truppen aus dem Osten in den Alpen kämpfen wollten. Wenn die Alpenpässe besetzt waren und ein Kampf in den Alpen unvermeidlich wäre, dann konnte man immer noch umdisponieren.


    "Was den Kampf in den Alpen angeht, so hat der Primus Pilus recht. Aber unserem Gegner geht es nicht anders. Er wird mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben wie wir, weshalb ich bezweifle, dass er sich überhaupt auf solch einen Kampf einlassen wird. Dennoch werden wir uns natürlich in alle Richtungen hin absichern. Die Aufklärung ist ein integraler Bestandteil jedweden Feldzugs und Priorität."


    sagte Modestus abschließend zu dem Thema und kam danach auf die Bitte des Claudiers zu sprechen.


    "Wenn du den Terentier überzeugen kannst, dann werde ich ihn dir aus Respekt vor deiner Person unterstellen, Legatus Legionis. Allerdings erwarte ich von dir den gleichen Respekt."

  • Nachdem Duccius zuletzt vernünftige Ansichten geäußert hatte und zum Glück über mehr militärische Erfahrung verfügte als zunächst angenommen, verfestigte sich im Verlauf des weiteren Gesprächs in Menecrates die Überzeugung, mit dem Primus Pilus ebenfalls einen brauchbaren Offizier in der Runde zu wissen - möglicherweise den brauchbarsten überhaupt. Die Entlastung, die Menecrates spürte, reichte jedoch nicht aus, um die Sorge um Primus und die fehlenden Hilfsmannschaften zu eliminieren. Jeder Muskel schien angespannt, jede Nervenzelle aktiv, als sich der Statthalter zu einer Antwort anschickte. Einer Antwort, die der Claudier schließlich mit Erleichterung aufnahm.


    "Ein gutes Angebot, dass ich annehmen kann, und ein Claudier hält jedes seiner gegebenen Versprechen. Respekt gegen Respekt - das ist eine gute Basis."
    Auch wenn er ganz und gar nicht von der Überquerung der Alpen überzeugt war, aber vielleicht würde ihnen in Raetia nichts anderes übrig bleiben. Oder die Aufklärer vermeldeten vor Ort die Möglichkeit, die Alpen umgehen zu können. Er würde ohnehin vor Ort und nur nach Kenntnis der Aufklärung entscheiden und nicht vom Tisch der Regia aus.


    "Steuern wir also die Überquerung der Alpen an." Er hoffte, dass sich die festen römischen Straßen als verschiedene und nicht nur ein Pass erweisen würden, denn sonst würden sie mit ihren Einheiten die Alpen von der nördlichen zur südlichen Seite verschnüren können, so lang wäre der Zug.

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