Consilium Bellicum

  • "Aye, marschieren wir nach Süden.", gab Vala auch sein Okay und sparte sich die weitere Zusammenfassung von Details. Mit dem Eklat, den der Terentier durch sein unwürdiges Verhalten ausgelöst hatte, war auch sämtliche Luft aus der Runde gewichen, und eine lähmende Müdigkeit schien um sich gegriffen zu haben, so das alle sich einfach nur noch auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen wollten, und das war die Sondierung der Lage in Italia und dem Osten aus Raetia heraus. Eine Frage, die allerdings noch offen blieb war die der Marschroute: "Die achte Legion wird sich als letzte bewegen müssen, da sie von unseren Einheiten, von den Scubuli mal abgesehen, am südlichsten liegt. Wollen wir schnell und hart zuschlagen, sollten wir die getrennte Marschroute vielleicht vergessen und die Legiones am Rhenus nach Süden verlegen.. dabei könnten die Alae und ein Teil der Legionsreiterei Nachschub aus dem Westen acquirieren, so dass wir nicht nur die Region links des Flusses belasten. Oder wir teilen das Heer doch auf, und die zweite und achte Legion begeben sich am Rhenus entlang nach Augusta Raurica.. und die sechste sowie einundzwanzigste marschieren einen Umweg über Belgica. Hier stellt sich die Frage, was wir eigentlich wollen.. meine Herren?"
    Vala gab die Klärung der Frage an die anderen Offiziere weiter, war diese letztlich nicht so signifikant, als dass man erbittert um seinen Standpunkt kämpfen müsste. Es würde den kollektiven Aufmarsch in Raetia nur um mindestens eine Woche verzögern.

  • Eigentlich hatte Sextus seinen Einwurf mit den Göttern nicht so gemeint, wie Vala ihn aufgefasst hatte. Im Grunde wollte er nur jegliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit ihrer Sache und dem möglichen Sieg so von vornherein ausschließen. Allerdings beschwerte er sich auch sicher nicht, dass dieses Missverständnis letztlich dazu führte, dass Italia als Reiseziel präferiert wurde, wenngleich auch mit einem Zwischenstopp in Raetia, an dem man sich sammeln und die Lage klären wollte. Letztes würde ohnehin ein fortlaufender Prozess, der im besten Fall schon angefangen hatte. Sextus hatte keine Ahnung, ob Annaeus schon Späher ausgesandt hatte. Wenn nicht, wurde es höchste Zeit, und würde während der gesamten Zeit des Krieges nicht einen Tag anders sein.
    So in seine Gedanken vertieft kam dann der Ausbruch des Terentiers, der vom Annaeus etwas kreativ an den Tisch und zur Beteiligung an der Planung gebeten wurde, dann doch etwas plötzlich. Faselte der da was von Gleichheit? Und berief er sich allen ernstes auf die Proskriptionsliste des Vescularius? Den Mann, den umzubringen sie gerade planten? Sextus Kiefer malten aufeinander, und regelrecht ungläubig sah er mit an, wie der Terentier den Raum verlassen durfte. Annaeus hielt es noch nicht einmal für nötig, ihm jemanden hinterherzuschicken. Und die Krönung des Ganzen folgte noch, als Claudius für den ausgeflippten Irren in die Bresche sprang und den Legatus Augusti dazu aufforderte, sich bei dem Präfekten zu entschuldigen.
    Sextus konnte nicht glauben, was da grade passierte. Er sollte sich bei ihm entschuldigen? Der Mann konnte froh sein, wenn er nur seinen Posten verlor und nicht gleich sein Leben, wo er sich so offensichtlich auf die Seite seines Vetters und damit die von Vescularius gestellt hatte. Und das ganze aus welchem Grund? Weil er nicht nur an der Wand lehnen und schmollen sollte, sondern sich vernünftig beteiligen? Das war so abstrus, dass Sextus beinahe die neuerliche Beleidigung an seine Person verpasst hätte. Beinahe.
    Vala war offensichtlich auch nicht sehr erbaut und rechnete dem Claudius erst einmal seine militärischen Erfahrungen vor, die ja nun wirklich nicht gerade gering waren. Hätte der Mann einen Senatorentitel, wäre er Legat. Und Sextus, der den Titel hatte und Legat sein könnte, war lediglich als Tribun hier, welche üblicherweise ohne Erfahrung anfingen. Selbst für einen Legaten war militärische Erfahrung nicht zwingend notwendig, aber in diesem Fall war Sextus geneigt, der Notwendigkeit der Praxis geschuldet seine eigene Position etwas niedriger anzusiedeln, als es ihm eigentlich zustand. Die Ehrenwache des Legaten würde kaum in die Schlacht effektiv eingreifen, und wenn doch, dann hatten sie ganz andere Probleme als die, ob Sextus die nötige Erfahrung dazu hatte oder nicht. Ganz andere. Und dennoch lamentierte der Claudier und zeigte sich unzufrieden.
    Mehr noch, erbat er sich vom Legaten noch, die Ala unterstellt zu bekommen, mit dem Terentier als Präfekten. Als der Legat dem zustimmte, konnte Sextus es trotz aller Beschwichtigungspolitik und aller Diplomatie nicht so wirklich begreifen. So einen Mann mit dermaßen offener Feindschaft unter dem Kommando eines Mannes, der ebenfalls offen seine Loyalität als zweifelhaft eingestanden hatte, war nichts, das Sextus Planungsbedürfnissen genügte. Nicht einmal ansatzweise.


    Er hielt sich zurück, stand stumm da und dachte sich seinen Teil zu der jetzigen Situation, beurteilte daraus letztendlich die Verlässlichkeit und Machtverhältnisse hier im Raum und schwieg bis auf weiteres. Schließlich gaben alle ihr Einverständnis zu dem Marsch nach Süden, wobei die Feinheiten der Alpenüberquerung sicher noch vor Ort würden neu überdacht werden müssen.
    Iulius schließlich war es, der mit seiner doch recht bildreichen Sprache das Thema zurück auf die Karte brachte und den Anstoß zu weiteren Planungen gab. Und schon waren sie wieder mitten in den Planungen, diesmal ging es um die Reihenfolge der Standortverlegungen.
    “Wenn wir die Kasse in Lugdunum sichern wollen und von dort entfernen wollen, spräche dies für eine Teilung des Heeres, so dass ein Teil den Weg westlich an den Alpes vorbei wählt. Die Münzen von dort den ganzen Weg in den Osten zu schleppen und dann auch noch über die Alpen wäre ein logistischer Großaufwand. Bei einer Zweiteilung unserer Truppen entfiele dieser Aufwand, wobei hierbei auf die genaue Auswahl der Truppen zu achten wäre, die die Münze mit sich führen.“ Eine höfliche Umschreibung für 'diejenigen, die sich nicht mit dem Geld aus dem Staub machen'. Aber nach dem Auftritt des Terentiers konnte Sextus wohl kaum auf eine stärkende Einheit in ihrem Verband vertrauen. “Eine Aufsplittung der Truppen bringt die Vorteile, die Iulius zuvor dargelegt hat, allerdings auch das Risiko, dass eine kleinere Armee sich den Truppen Marius' gegenübersieht, ohne Möglichkeiten den anderen Heeresteil zu kontaktieren. Von daher ist die Frage, inwieweit wir dieses Risiko eingehen können oder wollen.“
    Sextus blickte dabei explizit den Legaten an, dem ja letztendlich diese Entscheidung unterlag.

  • "Sehr gut, Legatus Claudius. Sobald du mit dem Terentier gesprochen hast, lass es mich wissen und alles weitere wird veranlasst werden."


    sagte Modestus und damit war die Sache für ihn erst einmal abgeschlossen. Dann brauchte er sich nicht weiter darum kümmern. Und wenn der Claudier den Terentier überzeugt hatte, würde er die Ala dem Claudier formal unterstellen und die Sache war damit gegessen. Zumindest vorerst.


    "Einen größeren Verband, der im Westen an den Alpen vorbei marschiert, könnten wir im Zweifelsfall schmerzlich vermissen. Wir wissen derzeit nicht genug darüber, wo und wann wir mit dem Feind rechnen müssen, als dass so ein Wagnis eingegangen werden kann. Von daher ist sehe ich darin keine Option."


    sagte Modestus, als die Idee aufkam Truppen über den Westen zu schicken. Der Weg war viel zu lang und wenn der Feind nach Italia kommen würde, musste eventuell ohne die Truppen aus dem Westen gekämpft werden. Das kam wohl kaum Frage, zumal ihre Truppenstärke sowieso nicht übermässig hoch sein würde.


    "Allerdings sehe ich auch keinen Grund, warum wir die Truppen für den Marsch in Richtung Clunia nicht aufteilen sollten. Wobei ich andere Marschrouten für sinnvoller halte. Wenn du, Legatus Augusti Flaminius, deine Truppen über die Straße westlich des Rehnus nach Augusta Raurica und Clunia führst, können die Truppen aus Germania Superior östlich des Rhenus nach Augusta Vindelicum marschieren. Genauer gesagt bis zu der Weggabelung vor Cambodunum. Dadurch verteilen wir nicht nur die Belastung durch das Heer und erleichtern den Marsch, sondern wir haben auch die Möglichkeit beide Pässe für die Überquerung der Alpen nutzen, wenn es die Situation erlaubt. Und wenn nicht ist der Weg über Cambodunum nach Clunia nicht weit."

  • Die Alpenüberquerung und die unvorhersehbare Eskalation um Primus beschäftigte Menecrates noch, als weitere Wortmeldungen erfolgten. Er hörte kaum zu, bis schließlich die Alpenüberquerung noch von dem Vorschlag überboten wurde, Belgica und Augusta Raurica anzusteuern. Weil konkret seine Legion vom Duccier dafür vorgeschlagen wurde, horchte der Claudier auf. Er holte bereits Luft und wollte zu einer Erwiderung ansetzen, aber andere Redner waren schneller, und so wartete er auf eine Gesprächspause, denn die Höflichkeit verbot, einem Redner ins Wort zu fallen.


    Auch von Aurelius hörte er als Vorschlag für die Marschroute ‚westlich der Alpen‘, was er für völlig absurd hielt. Er blickte zur Zimmerdecke und musste sich ein Augenrollen verkneifen, bevor er wieder äußerlich entspannt die Karte betrachtete. Aurelius wurde vom Statthalter abgelöst und auch hier gab es keine Chance, einen Einwurf dazwischen anzubringen. Menecrates quittierte die Anmerkung des Annaeers zu Primus mit einem Kopfnicken. Damit hakte auch er diese Thematik ab. Was folgte, war die Stellungnahme zu den Vorschlägen, der Menecrates aufmerksam folgte. Er nickte einmal zwischendurch, bevor er am Ende selbst noch einmal das Wort ergriff, obwohl die Westroute bereits abgewiesen wurde.


    "Ich bin auch gegen den Vorschlag, einen Teil der Truppen über Belgica und Augusta Raurica zu leiten. Und ich möchte mit meiner Legion schon gar nicht davon betroffen sein. Wir haben doch Reatia ins Boot geholt." Er blickte zum Statthalter. "Oder gibt es gegenteilige Nachrichten?" Seine Abordnung traf bisher nicht ein, weswegen ihm das Ergebnis des Statthaltereinkaufs von Raetia fehlte. Trotzdem rechnete er mit einem glücklichen Abschluss. "Gegen eine Aufteilung ist nichts einzuwenden, schon gar nicht, wenn die Pässe halbwegs nahe beieinander liegen, weil sonst auch die Marschkolonne viel zu lang wäre."


    Sim-Off:

    Wer spielt eigentlich hier mit Vibius?

  • "Belgica..." , betonte Vala, "..wurde von mir nur vorgeschlagen um das Gebiet für die Nachschubacquise so groß wie möglich zu halten. Die Option dabei von Westen her die Alpen zu überqueren ist dabei sicherlich vorhanden, wäre aber nicht meine präferierte.. immerhin lauert der maßgebliche Gegner wohl im Osten. Die Wahl der Route links und rechts des Rhenus entlang würde unseren Vormarsch zwar bedeutend beschleunigen, uns aber vor größere Probleme bei der Acquise von Nachschub stellen... dies wurde schon zu Beginn dieser Besprechung erwähnt. Ziehen wir am Rhenus entlang, legen wir mit der großen Anzahl unserer Truppen die Gegend trocken und haben dann große Probleme sollten wir uns hierhin zurückziehen müssen."
    Er verstand sowieso nicht, warum sie das Thema so aufgriffen, immerhin hatte man sich doch für einen Vormarsch entschieden, der ihre Nachschubquellen nicht überforderte. Allerdings schien das ganze doch noch im Unklaren zu liegen, weshalb er noch einmal die Grundsatzfrage stellte: "Wir haben uns bisher entschlossen, in Richtung der Alpenpässe nach Raetia zu ziehen, und nicht in Richtung des Ostens dieser Provinz. Nun müssen wir uns entscheiden, wie schnell wir dorthin gelangen wollen.
    Erstens: Marschieren wir am Rhenus entlang könnte sich unser Weg um eine Woche verkürzen.. dann allerdings müssten wir uns, so wir zurückgeschlagen werden, nach Belgica zurück ziehen wo wir keine Legionscastella haben in denen wir uns verschanzen können.
    Zweitens: teilen wir uns auf, ein Teil der Truppe marschiert durch Belgica über Cabillonum nach Augusta Raurica, um dort auf den Rest der Truppe zu treffen und zusammen zu den Alpenpässen zu marschieren. Das schont unsere Rückzugsmöglichkeiten, kostet uns aber Zeit."


    Und dann war da noch die Frage: "Wie sieht es nun mit der Münze aus? Ich befürworte den Vorschlag des Primus Pilus der Prima.. und würde die Ala Prima dorthin schicken, so der Praefectus sich bereit erklärt?" Dabei sandte er dem angesprochenen einen fragenden Blick zu. Dessen Loyalität stand eigentlich außer Frage, und er hoffte mal, dass diese auf seine Männer abfärbte, so dass sie nicht gleich mit der Kasse verschwanden.

  • Licinus beteiligte sich nicht an der Wegfindungsdiskussion, da die Karte ihm zwar Aufschluss darüber gab, wie weit die einzelnen Ortschaften auseinander lagen, aber nicht wie die Qualität der Wege zueinander waren. Und genau das konnte Unmengen an Reisezeit ausmachen.
    Nochweniger, denn die Qualität der Staatsstraßen konnte man wenigstens ungefähr abschätzen, wusste er darüber Bescheid, wo in Germania wie viel an Vorräten angebaut und gelagert wurde.
    Einzig an dem Punkt ein komplettes Teilheer zu der Münze zu entsenden hätte er wohl eingehakt, wenn nicht der Statthalter diesen Diskussionspunkt recht schnell abgewiesen hätte.
    Aber er musste zugeben, dass die Überlegungen, die der Duccier vorbrachte, nicht unbetrachtet blieben durften, aber wie erwähnt, er kannte die Versorgungslage hier im Norden nicht wirklich und überließ die Reaktionen darauf den anderen Anwesenden, auch wenn er die schnelle Variante natürlich instinktiv bevorzugte.


    Licinus überschlug schnell, was er über die Münze wusste. Eine Kohorte der Urbaner, wenn er recht ging. Dagegen eine miliaria. Anderthalb mal so viele Truppen. Knapp, aber machbar, wenn die Verfassung der Reiter gut war. Er nickte.

  • "Raetia steht auf unserer Seite."


    antwortete Modestus kurz auf die Frage Claudiers ohne weiter darauf einzugehen. Zwar waren die Boten aus Raetia noch nicht zurück, aber man war sich ja sowieso handelseinig gewesen.


    "Tribunus, gerade Geschwindigkeit ist nun essentiell, weswegen wir auch die Routen über Augusta Raurica und Augusta Vindelicum wählen werden. Der Osten Raetias beginnt hinter Augusta Vindelicum und wir werden von dort auß aber nur gen Süden gehen. Selbstverständlich wäre Belgica von der Versorgungslage her günstiger, aber der Zeitvorteil ist wichtiger. Dadurch dass die Truppen sich schon auf das linke und rechte Ufer des Rhenus verteilen, wird die Last immer noch verteilt sein."


    sagte Modestus und beendete damit die Diskussion um die Marschrouten, nachdem sich niemand anderer mehr zu Wort meldete. Sich in den Legionslagern zu verschanzen kam sowieso nicht in Frage. Sobald sich das Heer aufteilte um in Lager zu gehen, hatten sowieso verloren. Denn einzeln würden sie aufgerieben werden.


    "Gut, dann kommen wir zum letzten Punkt. Zur Verteidigung der Provinz. Was Germania Superior angeht, so werden die Hilfstruppen in den Grenzkastellen vollständig zur Sicherung der Grenze in der Provinz bleiben, wo Einheiten von der Grenze durch Einheiten aus dem Hinterland ausgetauscht werden. Die übrigen Auxiliareinheiten aus dem Hinterland, insbesondere die drei Alae werden abgezogen. Was die beiden Legionen angehen, so werden beide in Marsch versetzt, allerdings sollen beide jeweils drei Cohorten zur Sicherung der Grenze zurücklassen. Die Bataveraufstände haben gezeigt, dass wir uns nicht nur auf Hilfstruppen verlassen können. Die Cohortes der Legiones sollen dabei auch gleich damit beginnen zwei weitere Cohortes auszuheben, durch die auch etwaige Verluste ersetzt werden können. So wie ich meinen werten Kollegen den Legatus Flaminius verstanden habe, hat er ähnliche Vorkehrungen getroffen. Gibt es soweit Fragen?"


    sagte Modestus und machte eine kurze Pause, falls es schon Fragen gab. Aber an sich wollte er gleich fortfahren, um einige weitere Dinge zu erläutern.

  • Eigentlich hatte Sextus gehofft, dass diese Verhandlungen sich etwas zügiger gestalten würden. Er hatte den Annaeus bei ihrem damaligen Gespräch so verstanden gehabt, dass sie schon einen relativ gesicherten Plan hatte, und dieses Geschacher um einzelne Positionen war nun in etwa diametral zu seinen Erwartungen. Dazu noch das Verhalten des Praefectus Alae... Nein, Sextus war sicher nicht vollauf zufrieden mit der derzeitigen Situation und von seinen neuen Verbündeten alles andere als überzeugt.


    Daran änderte auch die Entscheidung des Legatus Augusti nichts, im Gegenteil.
    “Verzeih mir, Legat Aenneus, doch ist dies die schlechteste aller Lösungen. Der Rhenus ist lang und bis hinauf zum Lacus Venetus sehr breit, außerdem mäandert er auf eine breite von bestimmt einer Meile. Brücken und geeignete Furten gibt es nicht an beliebig vielen Orten, was heißt, dass eine Zusammenlegung der Truppen auf mittlere Sicht wegen faktischer Unerreichbarkeit des anderen Flussufers ausgeschlossen ist. Desweiteren reden wir nicht von befestigtem Boden, sondern von Auwald. Aufgrund des besagten Mäanderverhaltens des Flusses und der frühjährlichen Überschwemmung dürfte der Waldboden auf die Breite von mehreren Stadien vollkommen durchweicht und sumpfig sein, was ein Vorankommen einer bewaffneten Einheit sehr effektiv unterbinden würde. Wenn du weiter ins Landesinnere ins Gebiet der Mattiaker die Route verlegen willst, sehe ich hierbei keinen Vorteil gegenüber Belgica, im Gegenteil, nur Nachteile. Die Germanen dürften kaum erbaut sein über derart viel unangekündigte römische Präsenz, die es auch noch zu versorgen gilt. Desweiteren ist die Straßenlage jenseits des Rhenus meines Kenntnisstandes nach nicht mit der diesseitigen zu vergleichen, sofern die Legion dort in den letzten Jahren nicht neue, befestigte Straßen angelegt hat. Die letzten Punkte waren geraten. Sextus hatte keine Ahnung von den Mattiakern. Und er hatte keine Ahnung davon, was die Legionen hier als Freizeitverkürzungsmaßnahmen durchführten, so dass im Gebiet dort tatsächlich eine Straße hätte angelegt worden sein können. Nur war die Wahrscheinlichkeit dermaßen gering, dass er diese Annahme mit hinreichender Gewissheit treffen konnte, ebenso wie die Annahme, dass Bündnispartner gerne gefragt wurden, ehe man durch ihre Gebiete stiefelte.
    “Und dies wiederum bedeutet eine absolute Trennung beider Heeresteile, ohne die Möglichkeit von Meldereitern oder sonstigen Boten, im Gegensatz zur diesseitigen Aufteilung des Heeres. Wenn du den Faktor Zeit als essentiell ansiehst, Annaeus, dann sollten wir das Auland meiden und uns auf befestigten Straßen bewegen. Wenn dies eine lange Kolonne bedingt im großen Heeresverband, dann ist die Sachlage eben so. Allerdings ist eine Route am Fluss entlang aufgrund der geologischen Gegebenheiten absolut undenkbar.“
    Das war er, der Moment, von dem seine Lehrer bei seiner Ausbildung immer geredet hatten, und den er nie zu erleben geglaubt hatte: Der Moment, in dem Geologie und Botanik einem das Leben retteten. Wenn sich jetzt noch der Moment fand, in dem die Mathematik dasselbe machte, glaubte Sextus an Wunder.


    Aber wer hätte auch Ahnen können, dass dies wirklich einmal nützlich wäre? Zu lernen, dass in flussnahen Überschwemmungsgebieten nur Laubbäume gut gediehen, die mit ihren tiefen Wurzeln sich im Boden festhalten konnten und denen das viele Wasser und der Schlamm der Flüsse als Nährboden gereichte. Von Grundwasserspiegeln und Bodenbeschaffenheiten, die zu Sumpfbildungen führten, von Flussschlingen, die sich verlagerten und wanderten, wenn der Fluss nicht künstlich eingedämmt und befestigt wurde, von fruchtbarem Schlamm bei Überschwemmungen, wie er in Ägypten als göttliches Zeichen angesehen wurde. Davon, dass Tannen langsam wuchsen und nur in flussfernen Gebieten, da sie mit ihren Wurzeln relativ flach im Erdboden steckten, dadurch nicht so tiefen Boden brauchten und auch im Gebirge wuchsen, was den Transport des begehrten Holzes für die Schiffherstellung natürlich erschwerte...
    Sehr viel unnützes Wissen, nur um daraus die Quintessenz zu ziehen, dass es eine ausgesprochen blöde Idee war, mit schwerem Gerät an einem Fluss entlang zu ziehen, oder mit schwerer Bewaffnung an einem entlangmarschieren zu wollen, als spräche man hier von den kultivierten und eingedämmten Gegenden Italias. Die Soldaten würden bis zu den Knien mindestens versumpfen, und an einen Tross war nicht einmal zu denken.


    Und auch der zweite Einwand ließ Sextus Nackenhaare hochstehen.
    “Und verzeih, wenn ich auch bei deinen Befestigungswünschen noch einmal einhaken muss, Legatus. Du willst mit nur zwei nicht einmal vollen Legionen und drei Alae nach Italia ziehen?“ Das war so grotesk, das konnte nur ein Fehler sein. Sextus hatte keine Ambitionen, sich selbst umzubringen. Mit diesem lächerlichen Aufgebot konnten sie Salinator nicht einmal vernünftig ärgern, geschweige denn auf einen Sieg hoffen. Das ganze auch noch aufgeteilt auf 2 Truppen, getrennt durch einen Fluss... da konnten sie auch gleich Selbstmord begehen, das ersparte schon den unbequemen Ritt nach Süden.
    “Ich verstehe deine Ambitionen, die Grenze nicht ungeschützt zurücklassen zu wollen, doch hierbei sollten unsere Prioritäten ganz klar überdacht werden. Mit dermaßen geschrumpften Einheiten können wir nicht erwarten, einen Sieg davon zu tragen. Sollten wir in mehr als zwei Schlachten geraten, selbst einen nur annähernd gleich schwachen Gegner vorausgesetzt, ist unser Vorhaben gescheitert aufgrund unserer Verlustzahlen.
    Daher plädiere ich stark dafür, mehr Truppen mitzuführen, nur strategisch unerlässliche Punkte gesichert zu besetzen und gegebenenfalls Boten zu Roms Bündnispartnern zu entsenden oder Vergleichbares. So pragmatisch es auch klingen mag, der Verlust einer Provinz ist verschmerzbar. Der Verlust des Krieges wäre es nicht.“

  • "Ich sehe die Situation auf den Viae gen Süden am Rhenus entlang nicht so dramatisch wie Aurelius Lupus, doch hat er sicherlich Recht, wenn er zu bedenken gibt, dass es einen großen Unterschied zwischen den Straßen östlich des Rhenus und denen in Belgica gibt.. ob dieser allerdings groß genug ist um mit dem schnelleren Marschtempo den Umweg wieder wettzumachen wage ich zu bezweifeln." , fügte Vala hinzu, der sich offen beeindruckt von der Landeskunde des Aureliers gab, dem er soviel Auge für die Eigenheiten seiner Heimat nicht im entferntesten zugetraut hätte.
    "Allerdings ist das Problem der Kommunikation zwischen den Heeresteilen und vor allem die unmögliche Rhenusüberquerung im Falle eines Feindkontakts definitiv etwas, dass einen Zug links und rechts des Rhenus anstelle links des Rhenus und durch Belgica inopportun erscheinen lässt. Zudem die Versorgungslage: die Regionen rechts des Rhenus bekommen es gerade so hin eine Legion auf dem Zug zu ernähren, wenn überhaupt... die wenigen Villae Rusticae die dort stehen und die kleineren Gehöfte der Germani und Celtae werden das wohl nicht stemmen können."


    Dann die Truppenverteilungen... der Aurelier sprach sich für etwas aus, das Vala enorme Zahnschmerzen bereitete, vor allem da er nicht vor hatte seine Position im Cursus Honorum wieder zu erkämpfen nur um nachher einen Trümmerhaufen als Provinz zu regieren. Hier galt es definitiv einen schwierigen Spagat zu veranstalten.
    "Die politische Befriedung des rechtsrheinischen Raums kann kaum als Option verstanden werden.." , fügte er daher dem Reden des Aureliers hinzu, "..es ist ein Muss. Aus dem Hause meiner Familie habe ich vernommen, dass gerade derartiges geschieht. Ich würde die Civitates dazu zwingen selbstständig Truppen auszuheben... wir haben derartiges schon vor Monaten in Aegyptus gemacht, mit großem Erfolg. Billig wird das alles allerdings nicht, und da ist auch der Knackpunkt: wir können das nicht alles gleichmäßig verteilen... wir können nicht die Grenzen schützen, einen Bürgerkrieg gewinnen und dabei noch mit finanziell sauberen Stiefeln aus dem Sumpf schreiten. Das hier ist ein Bürgerkrieg, entweder werfen wir alles was wir haben in die Waagschale, oder wir können es bleiben lassen. Am Ende zahlt der Verlierer, je mehr wir einsetzen, desto größer sind die Chancen, dass nicht wir das am Ende sind."

  • "Aurelius, dein Plädoyer ist unnötig, wie du gleich sehen wirst.


    sagte Modestus und ging dabei nur in einem Satz auf den Aurelier ein. Alles andere würde dazu führen, dass er dem Aurelier -aufgrund der Unterstellung, die man in seinen Worten lesen konnte- etwas an den Kopf werfen würde, dass diesen beleidigen würden. Aber das war im Moment nicht in seinem Sinne. Er sah noch einmal zu Flaminius Cilo herüber, der mit einem stoischen Nicken bestätigte, dass er ähnliche Planungen angestellt und ausgeführt hatte. Aber das war eigentlich sowieso klar, sein Truppen waren ja schon auf dm Weg hierher.

    "Zusammen mit den Verbänden aus Germania Inferior und Raetia werden damit rund 14.000 Legionäre, 4.000 Mann Infantrie der Hilfstruppen und 4.000 Mann Kavallerie nach Italia aufbrechen. Dabei bleiben in jeder Provinz neben den unmittelbar zur Bewachung der Grenze abgestellten Hilfstruppen noch Legionsverbände in der Stärke einer ganzen Legion zurück. Das sollte auch ohne etwaige Milizen ausreichen. Wenn sich die Lage verschlimmern, was ich bezweifle, können Städte immer noch Truppen aufstellen. Wie der Tribunus Laticlavus Duccius schon erwähnt, werden bereits verschiedene, anderweitige Vorkehrungen getroffen, um die Grenze friedlich zu halten. Aber das spielt hier keine Rolle."


    führte Modestus nun genauer aus, welche Verbände den Feldzug begleiten würde und welche in der Provinz verbleiben würden. Er sparte es sich konkrete Einheiten zu nennen, denn alle am Feldzug beteiligten Kommandeure waren im Raum. Jeder sich die Liste der Einheiten zusammenstellen wollte, musste sich nur umschauen. Vorausgesetzt er kannte die Kommandeure der Provinz.


    "Die anderen Einwände wurden zur Kenntnis genommen, aber an meinen Befehlen ändert sich nichts. Der Verband aus Germania Inferior wird über die Straße westlich des Rhenus nach Augusta Vindelicum vorrücken und der Verband aus Germania Superior direkt nach Augusta Raurica. Meine Herren, ich denke damit wäre alles notwendige geklärt."

  • Plädoyer? Sextus sah die Sache hier weniger als Rechtsstreit denn als taktische Besprechung. Doch ganz offensichtlich sah der Legat die Sache anders. Sehr anders. Idiotisch anders.
    Sextus stand ruhig und hörte sich an, was der Annaeer zu sagen hatte. Und je mehr der Mann redete, umso mehr kehrte das Bedürfnis von zuvor zurück, sich die Schläfen gegen den aufgrund von umgebungsbestimmter Dummheit hervorgerufenen Kopfschmerz zu reiben. Der meinte es tatsächlich ernst, mit nur einem Teil seiner Truppen gen Süden zu ziehen und hier alles zu befestigen. Warum? hätte er am liebsten gefragt. Diese Vorgehensweise war eine Taktik für Verlierer, die fest damit rechneten, sich zurückziehen zu müssen, und sich da einen sicheren Bunker für diesen Tag errichteten, in den sie zurückkriechen konnten, und ihre Wunden zu lecken, das eigene erbärmliche Leben noch so lange zu verlängern, bis man wirklich eingekesselt war und schließlich in Stücke geschlagen wurde. Sextus hatte weder vor, sich in Stücke schlagen zu lassen, noch länger von Rom fernzubleiben. Sollten sie diesen Krieg verlieren, würde er sich ganz sicher nicht in einer elenden, sumpfigen, stinkenden Provinz verkriechen. Eher stürzte er sich in sein Schwert, als das hier bis in alle Ewigkeit über sich ergehen zu lassen, umgeben von ignoranten Idioten.
    Solch einer sprach auch gleich weiter und verkündete, dass ihn Einwände überhaupt nicht interessierten. Er ging nicht einmal darauf ein, sondern verkündete nur, dass er seine Einheiten so verteilte, wie er wollte, ganz egal, was irgendwer sagte. Idiot, die erste. Und dann verkündete er, dass die Truppen die Straße westlich des Rhenus benutzen würde, und die andere direkt nach Augusta Raurica gehen würde, was ebenfalls eine Straße westlich des Rhenus bedeutete. Also beide diesseits des Flusses bleiben würden, zwar nicht durch den Umweg über Belgica, aber eben auch nicht, wie der Mann gesagt hatte, ein Teil diesseits und einer jenseits des Flusses. Idiot, die zweite. Da der Legat aber deutlich gemacht hatte, dass er ohnehin auf keinen Rat zu hören gedachte, verzichtete Sextus mit gleichmütiger Miene darauf, ihn auf die Widersprüchlichkeit seiner Entscheidungen aufmerksam zu machen. Ebenso wie er darauf verzichtete, den Mann auf die noch ausstehende Entscheidung bezüglich der Münzanstalt noch anzusprechen, die dieser vollkommen vergessen hatte. Ganz offensichtlich bemühte sich der Annaeus gerade, seinen Mangel an Kenntnissen und Geschick durch ein Übermaß an Autorität wett zu machen. Und wenn ein Mann soweit war, dass er dies so offenkundig zeigen musste, tat man ganz gut daran, zu allem einfach nur zu nicken, zu lächeln, und sich seinen Teil zu denken.
    Sextus unterdessen schwieg und zog seine Folgerungen aus dem Verhalten der Männer. Nach dem, wie diese Besprechung lief, war sein Bedarf an weiteren Besprechungen gedeckt. Der Claudius würde alles blocken, was von ihm kam, nur um auf seiner militärischen Expertise beharren zu können und die Unkenntnis der anderen damit hervorzustreichen. Vala wiederum war auf seinen eigenen Vorteil bedacht und nur insoweit vertrauenswürdig, insoweit Sextus ihm nützlich war. Und Annaeus schließlich war bemüht, sich selbst als Kommandanten zu gerieren, um hinterher sämtlichen Ruhm für sich alleine zu beantragen, weshalb er von vornherein jeden einzelnen Vorschlag, der von einem anderen kam, abblockte und ihn notfalls in eine total hirnverbrannte Idee umwandelte, nur damit es seine Idee war und nirgends auch nur der kleinste Verdacht aufkommen könnte, er habe sich beraten müssen. Auch wenn das eigentlich der Sinn und Zweck von Besprechungen und eines Beraterstabes war.
    Yippie-aye-eye. Sextus würde Vorkehrungen treffen müssen, als bald es ihm möglich war. In dieser Konstellation war konstruktive Zusammenarbeit definitiv nicht denkbar.

  • Seit dem überraschenden Aufbruch des Terentiers verfolgte Menecrates die Besprechung, ohne sich großartig zu beteiligen. Zum einen stand inzwischen ein anderer Plan zum Vorrücken fest, der nach seiner Ansicht genug diskutiert wurde, und zum anderen grübelte er über Primus nach. Er wollte nach Beendigung der Besprechung ins Lager zurückkehren und noch am selben Abend das Gespräch mit dem Praefectus suchen. Primus' Einheit lagerte neben dem Castellum, weswegen ein Gespräch schnell organisiert werden konnte.


    Als der Statthalter zusammenfasste, stieg nochmals seine Aufmerksamkeit. Er registrierte, dass seine Einheit viel weiter westlich marschieren würde als der verbündete Truppenverband, und bedauerte das. Trotzdem gab es keinen Grund, noch einmal das Wort zu führen. Den Versprecher des Statthalters, der den Verband aus Germania Inferior über die Straße westlich des Rhenus nach Augusta Vindelicum vorrücken lassen wollte, ordnete er als solchen ein. Es lag auf der Hand, dass die Straße östlich und nicht westlich des Rhenus lag.
    Er glich die Zahlenangaben des Gesamtheeres mit seiner Schätzung ab, registrierte die Pläne für die Provinzsicherung und realisierte das offensichtliche Ende der Besprechung, zumindest von Seiten des Statthalters. Eine Grunsicherung der Grenzen hielt er durchaus für sinnvoll, es mussten hier wie dort Abstriche gemacht werden.


    "Tja, wenn nichts weiter ansteht, würde ich dann gerne aufbrechen, um die Angelegenheit mit Terentius Primus zu unseren Gunsten zu klären. Ich lege persönlich viel Wert auf Hilfstruppen und ebenso auf das Kommandieren solcher Truppen von fähigen Männern."


    Menecrates straffte sich. "Der Marsch beginnt in einer Woche?", vergewisserte er sich noch einmal. "Also in genau sieben Tagen? Zu welcher Stunde?"

  • "In einer Woche, sofern alle notwendigen Vorbereitungen bis dahin abgeschlossen sind. Der Marsch beginnt nach Sonnenaufgang. Versammle deine Männer also davor auf dem Campus. Die anderen Einheiten aus dem nördlichen Teil der Provinz, die sich dem Zug anschließen werden, haben sich dort ebenfalls einzufinden."


    entgegnete Modestus, obwohl er eigentlich kein Datum genannt hatte und auch keines nennen wollte. Eine Woche bedeutete auch, dass es mindestens eine Woche dauern würde, bis alle Einheiten bereit waren, weil mancher Offizier sich dann mehr Zeit lies. Wenn man kein solchen Zeitraum vorgab und sondern Befahl alles so schnell wie möglich zu erledigen, lies sich die Zeit bis zum abmarsch verkürzen. Oder wohl realistischer der Zeitplan von einer Woche einhalten.


    "Das wäre dann alles. Valete."

  • Das hieß dann wohl, keine Münze aus Lugdunum. Nun denn, solange sich dieses Heer endlich auf den Weg machen würde, war es zumindest eine bessere Aussicht, als nur mit einer Legion in Mantua zu stehen. Wenngleich Sextus bei der sich nun ergebenden Konstellation mehr Probleme als Lösungen aufkommen sah. Die Chancen, den Krieg zu gewinnen, standen seines Erachtens nach äußerst schlecht, und würden sich weiter verschlechtern, wenn Annaeus mit seinem Vetter Ursus als Gleichberechtigtem das Kommando würde teilen müssen. Ein Grund mehr für Sextus, sich um eigene Pläne Gedanken zu machen, denn er wollte seinen Kopf gerne auf seinen Schultern belassen wissen.
    Hier und jetzt allerdings gab es keinen Blumentopf mehr zu gewinnen. Der Annaeus hatte die Besprechung für beendet erklärt, also blieb nicht viel mehr, als einmal kurz zu grüßen und sich mit den Begebenheiten zu arrangieren. Vorerst.


    Da sie abtreten sollten, wandte Sextus sich auch im Plauderton nun noch einmal an den Claudius. Dessen Abneigung ihm gegenüber war zwar kaum zu übersehen, dennoch erforderte die gegenwärtige Situation eine erneute Kontaktaufnahme.
    “Wenn du gestattest, Claudius, schließe ich mich dir dann sofort auf dem Weg ins Castell an, um das Hindernis mit den Prüfungen heute noch aus dem Weg zu schaffen.“ Die Zeit war wahrlich knapp.

  • Menecrates nahm die restlichen Informationen mit einem Nicken auf, bevor er sich verabschiedete und der Tür zustrebte. Eine Stimme in seinem Rücken hielt ihn auf und er wandte sich noch einmal um. Schweigend hörte er sich das Anliegen des Aureliers an, und obwohl er das Vorhaben, die Academia aufzusuchen, begrüßte, zeigte sich wenig Vorfreude über den gemeinsamen Rückweg auf seinem Gesicht.


    "Die Theorie ist das eine, praktische Erfahrungen das andere", entgegnete er, um deutlich zu machen, dass ein guter Offizier beide Seiten kennen musste, um adäquate Entscheidungen treffen zu können. Die Tür wurde geöffnet und Menecrates schritt hindurch. Auf dem Rückweg zum Castellum blieb er stumm. Er sprach auch sonst wenig, heute besonders, und er bedauerte, nicht zu Pferd gekommen zu sein.

  • Im folgenden der Diskussion hielt Vala einfach die Klappe.. weil es nichts mehr zu diskutieren gab was seiner Meinung nach den Ausgang des Feldzugs gefährden konnte. Die Taktik geradewegs in den Süden zu marschieren würde sie letztendes vor Probleme bei der Nachschubbeschaffung stellen, andererseits konnten die Lösungen des Problems auch warten bis sie dringlich wurden. Und wie sagte in ein paar Jahrhunderten noch jemand: kein Schlachtplan überlebt den ersten Feindkontakt.


    Sobald man also aufhörte sich an jeder Einzelheit aufzuhängen fand sich auch relativ schnell das Ende der Besprechung ein, Vala verabschiedete die sich schnell verziehenden Kommandeure mit einem gekonnt-freundlichen Nicken, machte selbst allerdings keinerlei Anstalten sich zurück zu ziehen und hielt schließlich Sempronius Blaesus mit einem kurzen Wort zurück um gewisse Dinge zu klären, die sich mit ihrer kleinen Operation zusammentaten. Es dauerte nicht lange, und sie hatten sich auf ein Vorgehen geeinigt, das im gemeinsamen Sinne lag und so auch dem Legaten vorgetragen werden konnte: "Legatus Annaeus..." , komplimentierte Vala den Statthalter in ihr kleineres Gespräch, "...der Praefectus der Ala Prima und ich haben uns gerade darauf verständigt, dass seine Ala sich erst nach Lugdunum begibt wenn die achte Legion sich bereits nach Augusta Raurica und dann nach Clunia begeben hat. Das reißt kein Loch in das jemand hineinmarschieren könnte... zudem liegt es eh auf der Hand mit der achten Legion vorzumarschieren."
    Der Praefect der Ala nickte dazu nur stumm, brauchte man das nicht noch einmal groß auszuwälzen.



    Was allerdings noch größer ausgewälzt werden musste war die Rolle der Civitates: "Ich muss an dieser Stelle übrigens noch dagegen protestieren, die Civitates nicht noch stärker in die Verteidigung ihrer Territorien einzubinden während wir uns im Süden zu befinden. Es gibt einen klaren von Rom vorgegebenen Pflichtenkatalog... die Munera. Und in diesen ist klar vorgegeben, dass die Civitates sich an der Verteidigung durch die Aufstellung eigener Kontingente beteiligen müssen. Die kommen einfach nicht drumherum... es ist Krieg, das werden auch die Curiae einsehen müssen."

  • Nachdem sich die Versammlung nun auflöste wandte sich Modestus zunächst noch einmal Flaminius Cilo zu. Er bemerkte zwar, dass der Duccier sich mit dem Praefectus Alae der Ala I Scubulorum besprach, aber das überraschte ihn nicht, da der Duccier schon etwas in der Richtung gesagt hatte.


    Die Sache mit Lugdunum gefiel ihm nicht so ganz. Die Münze auszurauben, war weder besonders ehrenhaft noch würde es dem gallischen Statthalter, der in Lugdunum saß, gefallen. Mit einer Cohorte Urbaner, war die Münze auch nicht schlecht gesichert. Aber Geld war nun einmal wichtig für den Krieg und was kümmerte ihn schon Ehre? Also würde Lugdunum dennoch auf dem Programm stehen, aber das musste ja nicht an die große Glocke gehängt werden. Mit etwas Glück würde die Sache im Zuge des Bürgerkriegs sowieso unter den Tisch fallen. Deswegen war er in der Besprechung auch nicht weiter darauf eingegangen. Je weniger letztlich davon wussten, desto besser.


    Während dem Gespräch mit Flaminius Cilo sah er immer wieder kurz zu dem Duccier und seinem Gesprächspartner. Offenbar waren diese nun fertig und wünschten ihn zu sprechen. Modestus verabschiedete sich noch gemächlich und freundschaftlich von dem Flaminier und ging zu den anderen beiden herüber.


    "Was die Civitates angeht, stelle einen Plan zusammen welche Civitas welche Verbände aufstellen sollte und leite ihn an den Legatus Statilius Taurus weiter. Ich überlasse die Entscheidung ihm."


    entgegnete Modestus auf den Protest des Ducciers, um die Sache möglichst schnell vom Tisch zu haben. Der Statilier war ein fähiger Militär und letztlich für die Verteidigung der Provinz verantwortlich, weshalb er die Entscheidung an ihn delegierte. Er konnte dann entscheiden in welcher Art und Weiße man die Städte zwang ihren Pflichten nachzukommen.


    "In der Tat. Außerdem dürfte deine Einheit in der Lage sein sich wieder der Truppe anzuschließen, bevor die Überquerung der Alpen ansteht, Praefectus Alae. Allerdings lässt das die Legio VIII ohne Kavallerieunterstützung. Zwar ist auf dem Gebiet nicht mit Feindkontakt zu rechnen, aber ich werde dafür sorgen, dass eine der Cohortes equitata dich mit ihrem Kavalleriekontingent unterstützt, Tribunus Duccius. Außerdem gibt es noch zwei Dinge, die ihr bei dieser Sache beachten solltet. Ind Lugdunum sitzt der Statthalter von Gallia Lugdunensis. Ich möchte ihn ungern in die Arme des Vesculariers treiben, falls er sich dort nicht schon befindet. Von daher ist mit Bedacht vorzugehen. Außerdem sollte die Sache insgesamt nicht an die große Glocke gehängt werden."

  • "So wir uns in Clunia festgesetzt haben und eine Castra für die nachrückenden Legiones angelegt haben, dürfte die fehlende Kavallerie kaum ins Gewicht fallen." , fügte Vala hinzu, immerhin würde es dort bei Feindkontakt wenn dann auf eine Belagerungsschlacht hinauslaufen, und bei einer solchen war Kavallerie außer als Entsatz oder Blockadebrecher vollkommen unbrauchbar. "Ich werde mich allerdings natürlich deiner Weisung beugen, Legatus. Darf ich davon ausgehen, dass sich die equitischen Cohortes in Raetia in den Südwesten nach Clunia verlegen werden um dort auf die achte Legion zu warten?"


    Die Sache mit den Civitates nickte er nur ab, schließlich delegierte der Annaeer hier weiterhin recht präzise unpräzise Aufgaben an Verantwortungsträger. Vala schwante bereits eine Fortsetzung der zähen Verhandlungen aus Aegyptus in Germania. Wobei hier die Bedrohung allemal sehr viel handfester war als in Aegyptus, und das würde auch den Civitates klar sein.

  • "Für den Falle eines Gefechts fallen sie nicht ins Gewicht, aber im Hinblick auf die Aufklärung und Beschaffung von Vorraten aus dem Umland für die restlichen Truppen aus Germania Superior schon eher. Davon abgesehen reden wir nur von dem Kavalleriekontingent einer Cohortes equitata aus Germania Superior. Die Kavallerie wird wird sich so schnell als möglich der Legio VIII anschließen, aber die Infantrie marschiert mit den restlichen Truppen. Auf die Infanterie zu warten würde zu viel Zeit kosten."


    präzisierte Modestus seine Aussage noch einmal, da der Duccier ihn zum Teil falsch verstanden hatte. Was Raetia anging, so war er sich sicher, dass der dortige Statthalter ebenfalls gegen den Vescularier stand und die Anweisungen, die Modestus ihm gegeben hatte, befolgen würde, aber Antwort auf sein Schreiben stand noch aus. Aber spätestens wenn die Truppen aus Inferior auf dem Weg nach Süden durch die Hauptstadt Raetias marschieren würden, würde die Sache geklärt sein.


    "Was das Kontingent aus Raetia angeht, so warte ich noch auf Rückmeldung des Praefectus Augusti, aber ich gehe davon aus, dass mindestens die Cohors III Brittanorum equitata und die Ala I Flavium Singularium in Clunia zu uns stoßen werden."

  • "Selbstverständlich." , antwortete Vala knapp, da ihm mittlerweile jedwede Lust über Kleinigkeiten zu diskutieren abging. Solcherlei Dinge würde er in Zukunft wahrscheinlich einfach nur abnicken, da sie letztenendes sowieso ständig geändert würden.


    "Von meiner Seite gäbe es dann nichts mehr, Legatus, vielen Dank." , verabschiedete Vala sich selbst aus dem Gespräch und überließ es dem Praefectus der Ala noch etwaige Fragen zu stellen. Mit einem Nicken in Richtung der Kommandeure die sich die Muse nahmen ihn auch nur einen Augenblick anzuschauen verabschiedete sich der Duccius aus der Runde und ging ebenfalls seiner Wege.

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