Den Himmel ein Stück näher

  • Das war sie also, die Insula, unter deren Dach sie ab sofort leben sollte. Ganz oben, dem Himmel ein Stück näher, in Rom, der Stadt ihrer Träume. Seit sie von den Händlern so viel über den Ort gehört hatte, seitdem bestand der Wunsch hier zu wohnen und eine Anstellung zu finden. Und über eben diese Leute wurde sie an den Besitzer vermittelt. Er betrieb im Erdgeschoß mit seiner Familie eine Taberna. Darüber lag seine Cenacula und noch ein bis zwei Stockwerk weiter darüber, die seiner Mieter und Sklaven.
    Rachel stand davor, den Blick nach ganz Oben gerichtet. Die Sonne beschien mit ihren untergehenden Strahlen stückweit die Mauern und tauchte sie in eine Faszination von Licht und Feuer. Das Blau des Himmels wechselte in einen tiefdunklen Ton und warf lange Schatten in das kleine Fenster, hinter dem sie heute die Nacht verbringen würde.
    Über den Innenhof stieg sie zuerst viele Steinstufen und dann eine ausgetretene, knarrende Holzstiege nach oben bis zu einer winzigen Tür. Beim Eintreten stockte ihr für einen Augenblick der Atem, so heiß und stickig war die Luft die ihr entgegen schlug. Sich zwischen dem winzigen Tisch und Cline durchdrängend, ging sie auf das kleine Fenster zu und öffnete es.
    Atemberaubend war der Blick über die Dächer, genau so, wie sie es sich vorgestellt hatte ... dem Himmel ein Stück näher.

  • Lange hatte Rachel am Fenster gestanden und in den Himmel geschaut, bis sie irgendwann vom Beobachten der Sterne vor Müdigkeit nicht mehr Stehen konnte.
    Ihr langer Mantel, ganz in der Traditon ihrer Vorfahren, umhüllte ihren schlanken Körper beim Schlafen. Sie lag auf ihrer Cline, die Knie angezogen wie ein kleines Mädchen, geschützt vor der nächtlichen Kühle, die sich durch das offene Fenster langsam in dem winzigen Raum ausgebreiten konnte. So heiß, wie es am Tag war, so kalt wurde es in der Nacht. Jetzt am Morgen war es empfindlich kühl und die Schwarzhaarige begann zu frösteln. Vorsichtig, um den kleinen Tisch nicht umzustoßen, erhob sie sich streckend. Das kleine Bündel, welches ihre Habe barg, lag am Boden. Mit einem Fuß schob sie es dichter zu sich, ging mit gestrafften Rücken in die Hocke und hob es auf. Es blieb wenig Platz für ausladende Bewegungen und dennoch war das Strahlen in ihren grünen Augen nicht zu übersehen.
    Ohne das Fenster zu schließen, ging sie auf die kleine Tür zu. Der kleine Riegel ließ sich problemlos zurück schieben und gab damit den Weg zur Stiege frei. Wieder knarrten die ausgetretenen, spärlich erhellten Stufen, mündeten abwärts in einen kleinen Innenhof. Das rege Treiben aus der Gasse, war selbst dort nicht zu überhören und ließ ihr Herz jetzt bereits vor Aufregung schneller schlagen. Als sie schließlich hinaustrat, blieb sie fasziniert stehen, nicht wissend, welche Richtung sie zuerst einschlagen sollte.

  • Aus der Richtung, die Rachel einschlug, war sie am Vortag gekommen. Es war der Weg zum Markt, auf dem regelmäßig das Olivenöl aus der Herstellung ihrer Familie verkauft wurde. Dorthin strömten die meisten Leuten und sie ließ sich vorerst einmal nur treiben. Dabei musterte sie die Vorüberhetzenden, wich deren Karren aus und besah sich die Tabernae. Immerhin war sie auf der Suche nach einer Anstellung und wenn sie eine finden wollte, musste sie ins Gespräch mit den Besitzern kommen.
    Das Gedränge wurde immer dichter und mehrfach blieb der Schwarzhaarigen nichts anderes übrig, als zur Seite zu springen. Dabei hielt sie krampfhaft ihr kleines Bündel in der einen Hand und mit der anderen ihren Mantel hoch, um nicht zu straucheln. Die Kapuze, war inzwischen vom Kopf gerutscht und ihr pechschwarzes Haar fiel aufgelöst über die Schultern. Sonst trug sie es sorgsam geknotet und eher unscheinbar und verborgen vor Blicken. Heute schien die Sonne, verfing sich in ihren leuchtend grünen Augen und durch ihre Erscheinung war sie kaum zu übersehen.

  • Wieder sprang Rachel zur Seite und um ein Haar wär sie gestürzt, hatte sie sich doch in ihrem langen Mantel verfangen. Zum Glück fand ihre Hand Halt an einem Mauervorsprung und sie konnte sich für wenige Augenblicke dagegen lehnen. Mit den Grünen funkelte sie verärgert dem Karren nach, ließ es leises Knurren vernehmen. Sich von der Hauswand lösend, schob sie sich wieder zwischen die hastende Menschenmenge, näherte sich mit ihnen immer weiter den belebten Markt.
    Nicht sonderlich groß von Wuchs, fiel es ihr schwer, über die Köpfe hinweg die Stände zu begutachten. Deshalb lauschte sie mehr als sie sah, auf das Anpreisen der der Waren durch die oft schreienden Händler. Sie war auf der Suche nach frischem Gemüse und Kräutern. Wollte sie sich doch in einer Gemeinschaftsküche das erste warme Mahl bereiten. Auch musste sie sich nach einer Möglichkeit umsehen, wo sie reinigen und ihre Notdurft erledigen konnte. Noch hielt sich der Drang in Grenzen und sie fühlte sich nicht sonderlich schmutzig und ungepflegt. Ein Kleid zum Wechseln trug sie bei sich im Bündel und ihr Schönstes unter ihrer Umhüllung.
    Frischer Asparagus, nur hier ... klangen die Worte laut zu ihr durch ... ganz frisch, heute geerntet. Sie kannte die weißen wässrigen Stangen, hatte sie bisher selten gegessen, wusste jedoch, dass sie durch Kochen weich und schmackhaft wurden.
    Sich aus dem Strom drängend, reckte sie sich, lief teilweise auf Zehenspitzen, um den Händler zu erspähen, der das Angebot über den Markt rief.

  • Endlich stand sie vor einem Mann, der lauthals immer wieder die gleichen Worte schrie, davon bereits heißer klang und dessen Gesicht rot leuchtete. Um ihn herum standen einige Körbe gefüllt mit Bündel der weißen Stangen und luden zum handeln und feilschen ein. Sich neben einen Korb hockend, nahm Rachel eines heraus und begutachtete es, indem sie daran roch und es zwischen den Fingern hin und her rieb. Ein leiser quietschender Laut war zu hören und auf dem Gesicht der Schwarzhaarigen erschien ein Lächeln.
    Sich aufrichtend bestätigte sie dem Händler die Frische, die er versprach, erkundigte sich nach dem Preis. Damit unzufrieden schüttelte sie alsbald den Kopf, war drauf und dran, die Ware zurück zu legen. Fast panisch waren seine Gesten, als er es bemerkte, wollte er doch verkaufen und nicht nur anpreisen.
    Wieder nannte er eine Summe, lehnte sich dabei zu ihr, als sei es ein Geheimnis, was er dafür haben wollte. Rachel hob daraufhin ihre Mundwinkel zu einem Schmunzeln und bestätigte durch leichtes Nicken, dass sie einverstanden sei. Gleichzeitig nestelte sie eine kleine lederne Börse aus eine ihrer großen Taschen, die sich zu beiden Seiten auf ihrem Mantel befanden. Mit Mühe gelang es ihr, sie heraus zu langen, hing das Bündel doch behindernd in ihrer Armbeuge und wippte ständig auf und ab, sobald sie den Arm nicht ruhig hielt. Sie wollte allerdings auch den Bund nicht wieder aus der Hand geben, den sie sich ausgesucht hatte. Schließlich gelang ihr die Münzen abgezählt in seine Hand zu schieben und das Gekaufte in ihrem Bündel zu verstauen.
    Noch einmal lehnte sie sich in seine Richtung, um etwas leiser sprechen zu müssen. Wollte sie sich doch nach einem Örtchen zum Waschen und für ihr Notdurft erkundigen, die nun doch begonnen hatte dringender zu werden. Mid dem Blick seiner Hand folgend und mit einem leichten Nicken ihr Verstehen signalisierend, verabschiedete sie sich von dem zuvorkommenden Händler. Sich erneut in den Strom der Vorübereilenden einreihend, versuchte sie auf die andere Seite zu gelangen, um dann von dort aus die beschriebene Richtung einschlagen zu können.

  • So viel Rachel auch von den öffentlichen Bedürfnisanstalten gehört hatte, so wenig konnte sie sich drunter etwas vorstellen. Als ihr jedoch der Gestank hinter dem nahen Säulengang entgegen schlug, war sie sich bewußt, sie hatte den Ort zur Befriedigung ihres Drangs gefunden. Mittlerweile war es für sie auch kaum noch auszuhalten und ihr relativ egal, wie und wo sie sich erleichtern könne. Als sie dann jedoch zwischen den Säulen hindurch die ersten Personen sitzen sah, verschlug es ihr den Atem und sie rang nicht nur nach Luft, sondern kämpfte auch gegen die aufsteigende Übelkeit. Nach kurzem Zögern und wenige Augenblicke später, näherte sie sich schnellen Schrittes einer der nicht frequentierten Stellen, hob ihren Mantel und das darunter befindliche Kleid an. Sehr darauf bedacht, nicht all zuviel von ihrem entblößten Unterteil zu zeigen, ließ sich auf eine der Öffnungen nieder und erleichterte sich. Da die Töne lauter ausfielen als ihr Willen, errötete sie bis zu den Haarspitzen. Verlegen zog sie den Kopf ein, verbarg dabei die Peinlichkeit ihrer verzerrten Gesichtszügen zwischen dem Gewebe ihres Mantels.
    Erst als sie Erleichterung empfand und ihr Darmtrakt zur Ruhe gekommen war, griff sie nach einem der Schwämme, der an einer langen Schnur befestigt und Wasser getränkt neben ihr lagen. Flink und geschickt begann sie sich zu reinigen, bis sie zufrieden mit ihrem Zustand, ihren Mantel und Kleid wieder ordnen konnte. Inzwischen hatte sie sich an den Gestank gewöhnt und das Atmen fiel ich leichter. Schnell wurde noch der Schwamm in der Wasser gefüllten Rinne ausgewaschen und wieder zurück gelegt. Die feuchte Hand veschwand in der Tasche ihres Mantels und mit dem Bündel am anderen Arm, verließ sie ohne sich noch einmal umzusehen den Ort der Notdurft. War sie doch weiter auf der Suche nach einer Waschgelegenheit und der Gemeinschaftsküche zum Bereiten ihrer ersten warmen Mahlzeit.

  • Varus war auf einem Bummel durch die Stadt auch von einem plötzlichen Drang befallen worden. Er hatte sich auch an einem dafür vorgesehenem Ort erleichtert und diesen nun, spürbar beschwingter verlassen. Sein Weg wurde dabei gleich dunkelhaarigen Frau gekreuzt. Sie trug einen langen Mantel mit herabhängender Kapuze und wie gesagt offenen dunklen Haaren. Sie hielt, es sah ein wenig verkrampft ein Bündel fest und ging schnellen Schrittes. Ein anderer Mann mit ebenfalls deutlich dringendem Bedürfnis kreuzte ihren Weg und rempelte sich leicht an. Von ihr wahrscheinlich unbemerkt verlor sie dabei ein paar Stangen Aspargus. Varus sah dies und rief
    "Hey da junge Frau stehen bleiben!"

  • Durch das Anrempeln leicht ins Straucheln geraten, blieb Rachel nichts anderes übrig, als das fast vom Arm gerissene Bündel fest in die Hand zu nehmen. Um das Gleichgewicht wieder zu finden, zog sie die versteckte, nun trockene Hand aus der Tasche korrigierte ihre Haltung mit leichten Armkreisen. Dabei war ihr nicht aufgefallen, dass sich die Verschnürung etwas gelöst hatte und die eben gekauften Gemüsestangen nacheinander zu Boden fielen.
    Erst als ein Rufen erklang wurde sie aufmerksam und blieb stehen. Jetzt bemerkte sie, dass ein Mann ihr die Worte zugerufen hatte und sah auch wieso. Eine Ecke ihres Bündels hing nach unten und alle Stangen des Asparagus lagen nacheinander auf dem Boden verstreut.
    Zuerst warf sie dem Fremden einen freundlichen, überaus dankbaren Blick zu und formte dabei mit ihren geschwungenem Lippenpaar ein wortloses hab Dank, danach begann sie, sich bückend, das verlorene Gemüse aufzusammeln und wieder in ihrem Bündel zu verstauen.

  • Die Frau schien durch den Rempler doch mehr ins Straucheln gekommen zu sein wie Varus zunächst gedacht hatte.
    Er machte die paar Schritte auf sie zu und half ihr beim aufsammeln.
    Sie hatte freundlich gelächelt und scheinbar auch etwas sagen wollen aber Varus hatte nichts gehört.
    Er lächelte sie also zurück an und sagte:
    "Manchmal kann es Eng werden vor dem Erreichen dieser Örtlichkeit und bei dem Herren eben schien es sehr eng zu sein."

  • Als Rachel die letzte Stange vom Boden aufheben wollte und nach ihr griff, berührte auch er diese gerade und ihre Hände trafen für einen Wimpernschlag lang aufeinander. Leicht rot werdend und verlegen seinen Blick suchend, zog sie ihre Finger zurück und gab ihn den Vorzug, sie aufzuheben. Hab Dank für die Hilfe und für deine Aufmerksamkeit. Leise sprach sie die Worte, während sie sich aufrichtete und ihren Mantel glatt strich, unter dem noch kurzzeitig ihr dunkelgrünes Kleid zu sehen war.
    Inzwischen war auch die Röte aus ihren Wangen gewichen und die Verlegenheit kaum noch zu spüren. Sie hielt ihm ihre Hand entgegen, um sich die von ihm gesammelten Stangen reichen zu lassen. Ich sollte dem Herrn dankbar sein, habe ich doch dafür einen anderen, sehr aufmerksamen Herrn getroffen. Ich bin übrigens Rachel und erst seit gestern hier in Rom ansässig. Begann sie in einem Plauderton ohne aufdringlich wirken zu wollen und schenkte ihn dabei einen interessierten Blick aus ihren grünen Augen, dabei sein Gesicht betrachtend.

  • Auch Varus besah sich die Frau sofern das unter dem Mantel möglich war. Schöne grüne Augen hatte sie schonmal.
    Er gab ihr die paar Stangen die er aufgehoben hatte und erwiederte das Lächeln.


    "Gern geschehen. Mein Name ist Tiberius Helvetius Varus. Auch ich bin noch nicht lange in Roma. Seit gestern erst... da ist man noch ganz schön erschlagen von diesem Moloch von Stadt will ich meinen. Was führt eine junge Hebräerin, wenn ich den Namen richtig deute, alleine nach Rom?"

  • Erst einmal verbarg sie alle Stangen wieder in ihrem Bündel und verschloß es mit zwei festen Knoten. Während sie es wieder über den Arm bis in die Beuge schob und ihn dann anwickelte, betrachtete sie ihn, von seinem freundlichen Lächeln angezogen, abermals.
    Der Name kommt aus dem Hebräischen, da muss ich dir Recht geben. Wo meine genauen Wurzeln liegen, blieb mir jedoch bisher verborgen und werden auch kaum zu finden sein.
    Beantwortete sie erst einmal den ersten Teil seiner Frage, ohne vorerst genauer darauf einzugehen. Dafür war sie zu vorsichtig gegenüber Fremden und das war er für sie, auch wenn seine Augen viel Herzlichkeit vermittelten.
    Nach Rom bin ich gekommen, um hier zu leben und mir eine Existenz aufzubauen, vielleicht eine kleine Stoffmanufaktur mit eigener Herstellung. Begann sie von ihrem Traum zu erzählen, obwohl sie sich zurückhalten wollte. Vorerst aber suche ich eine Anstellung zum Verdienen des nötigen Kapitals. Vielleicht ...? Entschultige ich wollte nicht aufdringlich erscheinen, aber vielleicht kennst du ... oder vielleicht weißt du auch eine Beschäftigung für mich?
    Ihre Grünen ruhten nun in seinem Blick und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen verharrte sie so kurzzeitig, bevor sie an sich runter sah und ihren Mantel noch einmal zu glätten begann, obwohl das nicht mehr von Nöten und eher ihrer Verlegenheit zu Schulden war.

  • "Naja die Hebräer sind zwar auch ein wenig merkwürdig aber solange du keine von diesen Verrückten bist, Christiner heißen sie glaube ich richtig, ist alles gut."


    Varus hob eine Augenbraue. Hohe Ziele hatte sie das gefiel ihm. Sollte man immer haben.


    "Hmm ich bin ja selber auch erst kurz in der Stadt um viele Menschen zu kennen. Als was suchst du denn eine Anstellung?"

  • Rachel verkniff sich eine Erwiderung im Bezug auf seine Worte zu den Christen. Gehörte sie doch nicht zu ihnen aber kannte viele sehr liebwerte Menschen, die nach diesem Glauben lebten und sicherlich nicht verrückter waren, als andere Gläubige. Offenbar fand er sie aber auch etwas merkwürdig, wenn er von ihren hohen Zielen sprach. Oder aber kannte er sich noch wenig im Leben aus und musste bisher nicht für seinen Unterhalt sorgen, war er vielleicht gar ein Günstling eines reichen Römers und deshalb in die Stadt gekommen.
    Ich möchte für meinen Unterhalt selbst sorgen und habe mir kein Ziel gesetzt, was ich nun unbedingt erreichen muss. Etwas zögerlich, ob er der Richtige war, den sie von ihren Fähigkeiten erzählen sollte, begann sie dann doch näher zu erklären. Meine selbst gewebten Stoffe habe ich bisher nur auf kleineren Märkten verkauft. Mein Traum war allerdings immer, sie hier in Rom anzubieten oder gar hier selbst zu Kleidungsstücken zu verarbeiten.
    Noch während sie sprach, öffnete sie ihren Mantel, unter dem ein kunstvoll besticktes grünes Kleid zum Vorschein kam. Den Stoff habe ich selbst hergestellt, gefärbt und bestickt. Zu ihren Erklärungen fuhr sie mit den Fingerspitzen fast sinnlich über den feinen Stoff und die eingearbeitete Bordüre an Taille und unterhalb der Brüste. Den oberen Teil ließ sie dabei verhüllt, sodass vom Ausschnitt, dessen Tiefe und ihrem zarten Hals nichts zu sehen war, er es nur erahnen konnte. Solch Kleider würde ich auch gerne für die hübschen Römerinnen herstellen, wenn ich die Möglichkeit dazu bekommen könnte. Sich dabei wieder verhüllend, sah sie zu ihm auf in der Hoffnung, er war jetzt nicht noch mehr der Meinung, sie sei merkwürdig und um dem vorzubeugen, schenkte sie ihm ein offenes bezauberndes Lächeln.

  • Na das war aber mal eine hübsche Hebräerin dachte Varus sich und diese Augen ...


    Soweit er das beurteilen konnte hatte sie auch Ahnung von Stoffen.


    "Na wenn du hart dafür arbeitest warum soll dein Traum nicht in Erfüllung gehen."


    Varus überlegte noch einen Moment.


    "Versteh mich nicht falsch das mit den Stoffen ist eine gute Fertigkeit und du bist sicherlich begabt darin. Doch bin ich wie gesagt selber erst seit kurzem in der Stadt und kann dir auf diesem Gebiet wohl nicht viel helfen. Was kannst du denn sonst noch? Wie sieht es damit aus im Haushalt zu arbeiten?"

  • Seinen Worten lauschend, konzentrierte sich ihr Blick auf sein Kinn, um ihn nicht anzustarren und nicht aufdringlich zu erscheinen. Dabei wippte ihr Haarschopf zu seinen Ausführungen ab und zu leicht und die sonst so straff nach hinten gehaltenen Haare lösten sich strähnchenweise und kräuselten sich über ihre Ohren.
    Eine Frau mit meiner Herkunft, lernt das Führen eines Haushalt bereits als ganz junges Mädchen von den Älteren und Alten. Es dürfte mir keine Schwierigkeiten bereiten, auch hier in Rom einen Haushalt zu führen, wobei ... Leicht schob sie die Unterlippe vor, bevor sie weiter sprach, die Worte genau abwägend. ... wobei ich bisher wenig von einem römischen Haushalt kenne.
    Würde sie ihm erzählen, wie sie bisher gelebt hat, wäre er wahrscheinlich geschockt oder würde sie aus Mitleid beschäftigen. Deshalb unterließ sie die weitere Ausführungen und konzentrierte sich wieder auf seine Person und das Wesentliche. Würdest du mir denn einen Haushalt anvertrauen? Kam die Frage spontan in einem leicht kessen Ton und für ihn wahrscheinlich etwas unerwartet. Allerdings war er ihr nicht unsympathisch und ihre Neugier als Frau nun geweckt.

  • ´Oh sie wollte gleich einen Haushalt führen´ Varus mochte die Frau.
    Sie war nicht auf den Mund gefallen, ließ sich mehr als gut anschauen und schien auch etwas zu können.
    Er lächelte zurück:
    "Nun wer weiß warum nicht. Ich muss deine Erwartungen allerdings etwas bremsen. Ich stehe noch am Anfang meiner Laufbahn hier in Roma und habe noch keinen eigenen Haushalt und auch keine Sklaven. Du musst wissen ich bin der arme Sohn von Winzern der es hier zum Senator bringen will und auch das ist der Anfang sehr schwer und steinig." Er hatte das ´armer Sohn´ so betont das es nicht ganz ernst klang.
    "Aber ich will natürlich so schnell es geht einen eigenen Haushalt und auch da muss man ja irgendwo anfangen. Zur Zeit wohne ich in der großen Casa Helvetia auf dem Esquilin bei einem Verwandten. Die Sklaven können sich dort sicherlich nicht über die Menge an Arbeit beschweren aber... nun meine Idee wäre das du dort in meinem "Haushalt" arbeitest. Das würde bedeuten, vorerst, dass du dich lediglich um mein Cubiculum, Wäsche Abends vielleicht beim Essen usw. kümmern müsstest. Nicht wirklich viel Arbeit. Aber wenn du dich gut machst und ich dann mein eigenes Haus habe... nun da brauche ich jemanden der meinen Haushalt führt und das muss ja kein Sklave sein sondern kann ja auch eine fähige Hebräerin.

  • Mit dem Blick zwischen seinen Augen hin und her sehend, hörte Rachel aufmerksam auf seine Ausführungen. Selbst als er von dem *armen Sohn* sprach verriet sie kaum eine Regung, amüsierte sich dennoch im Inneren. Sah er doch wirklich nicht wie ein verarmter Winzersohn aus, dafür war er viel zu gut gekleidet und sprach zu gewählt und mit korrekter Aussprache. Dabei war sie mehr als beeindruckt von seiner Ehrlichkeit, auf jeden Fall hielt sie das Gesagte für diese. Was er erzählte erschien ihr plausibel und ganz davon abgesehen, war er wahrscheinlich nicht älter als sie und auch sie stand noch nicht auf eigenen festen Beinen.
    Deshalb erschien auch ein fröhliches Schmunzeln um ihre Mundwinkel als er geendet hatte und sie kurz ihren Blick mit seinem kreuzte.
    Es ist mehr, als ich erhofft habe und ich bin für jede Arbeit dankbar, die mich nicht nutzlos erscheinen lässt. Begann sie nun ebenfalls sehr ehrlich, war doch die Sympathie auf beiden Seiten ersichtlich. Wir würden uns wahrscheinlich zusammen raufen, wobei die Betonung nicht auf Raufen liegen sollte. Witzelte sie, schob dabei eine verirrte Haarsträhne aus ihren Augen und zwinkerte. Für mich sind diese Arbeiten alltäglich und selbst im Zubereiten von Speisen könnte ich eine Köchin ersetzen, wenn du ein eigenes Haus mit Küche besitzt. Vorerst könnte ich das Essen in einer Garküche holen, wo ich eigentlich heute die Absicht hatte für mich die Spargelstangen zu kochen. Erst jetzt erinnerte sie sich wieder daran, dass sie noch nichts gegessen hatte und als wollte ich Bauch das Gesagte bestätigen, begann er leise zu knurren, worauf sie leise zu lachen begann.

  • Auch Varus musste lachen, wobei es kein Auslachen war.
    "Nun eine Küche ist in der Casa Helvetia wohl vorhanden du müßtest also wohl kaum Essen aus einer Garküche holen. Ich glaube auf dem Esquiliin gibt es davon auch gar nicht soviele. Jedenfalls nicht in der Nähe der Casa´s. Wie es später in meinem Haus aussieht ob du da die Köchin wirst, bereits deine Tuchmanufaktur hast oder andere Aufgaben übernimmst wird sich zeigen."
    Er deutete lächelnd auf ihren knurrenden Bauch.
    "Was hältst du davon wenn wir jetzt schon mal eine Garküche aufsuchen und was Essen. Dabei können wir ja weitere Details besprechen. Ich gehe mal davon aus das du nicht umsonst arbeiten möchtest und auch die Frage des Wohnens müsste noch geklärt werden."

  • Ihre Unwissenheit bezüglich einer Casa und deren Größe überspielend, griff sie auf ihren Bauch und lächelte, während sie durch mehrfachtem Nicken seinen Vermutungen Recht gab und darauf, wenn auch zögerlich, antwortete. Von meinem wenigen Ersparten habe ich die Hälfte für ein winziges Zimmer und das Gemüse ausgegeben. Eine Schlafmöglichkeit hätte ich damit vorerst, zahle dafür nicht all zu viel und das auch täglich. Dabei verschwieg sie allerdings, dass sie sich dort kaum bewegen konnte und es nur mit einer Liege und einem winzigen Tisch bestückt war.
    Als ihr Bauch nun abermals zu knurren begann, stieg leichte Röte in ihre Wangen auf und sie begann an ihrem Bündel zu nesteln. Mit einem gefüllten Bauch lässt sich wohl besser reden und vielleicht bekommen wir den Asparagus auch noch gegart.
    Es war ihr nun doch auch anzumerken, dass seine Worte bei ihr Eindruck hinterlassen hatten. Die sonst so selbstsichere Art schwand zunehmends und offenbarte Neugier und Aufregung durch Funkeln in ihren grünen Augen, mit denen sie ihn nun erwartungsvoll ansah.

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