[Atrium] Mal wieder Herrenbesuch für Sontje

  • Die Nacht hatte sie kaum geschlafen, weil sie immer wieder aufwachte und darüber sinnierte, was sie vom derzeitigen Leben noch erwarten konnte. Ihre Anstellung als Kindermädchen war nur schöner Schein, denn ihr Schützling Rufus ging inzwischen zur Schule und hatte genug mit Lernen und Freunde treffen zu tun. Ungezählte Taschentücher wurden in dieser Nacht verbraucht, denn sie vermisste Nero. Wieder einmal.


    Mit rotgeweinten Augen traute sich Sontje hinunter ins atrium, wo man ihren blonden Freund angekündigt hatte und warten liess. "Danke, Dio, fürs Bescheid geben. Das ist Catus von den Decimern.." flüsterte Sontje traurig und wandte sich mit einem leisen Seufzer ab. Vermaldeiteter Liebeskummer.. es gab dagegen kein Rezept. Vielleicht sollte sie das blaue Kleid, welches Nero gekauft hatte zerschnippeln oder besser noch ins Feuer schmeißen?


    Die junge Germanin ging Catus entgegen. Sie trug über einem weißen Unterrock das eigentliche Kleid, eine Stola in schönstem Rosé, welche die Form einer Tunika hatte und am oberen Ende mit einer golden schimmernden Bordüre versehen war. Die Bordüren hatte sie in Handarbeit angefertigt und etliche Stunden daran gearbeitet. Die Stola war in der Taille gegürtet. "Heilsa Catus.. schön dich zu sehen. Ich hatte dich heute nimme rerwartet, aber da sist nicht so schlimm. Was möchtest du trinken? Sollen wir woanders hingehen? Ich zeige dir gerne das Haus." plapperte sie drauflos, sich nicht wirklich in Plauderstimmung fühlend.

  • Nicht direkt ungeduldig, aber freudig wartete ich nun im atrium. Es war leider schon wieder viel zu lange her, dass ich Vera gesehen hatte, doch als ich sie erblickte traf mich fast der Schock. Die Vera die mir da entgegen kam hatte kaum etwas mit der lebensfreudigen, immer zum reden und scherzen aufgelegten jungen Frau zu tun die ich kannte. Nein, etwas bedrückte sie und schien das Leben aus ihr zu saugen. "Salve Vera..." Leise begann ich zu sprechen, sie weiter musternd. Ihr Kleid war sehr schön, stand ihr ausgezeichnet und erschien mir recht fein, meine Kleidung war nichts dagegen. Ich trug bloß eine zwar rot gefärbte, aber doch recht grobe Tunika und dazu nichts weiter als ein Gürtel, an dem neben der Tasche für die Schriftrolle noch ein kleiner Münzbeutel angebracht war, und meine einfachen calcea an meinen Füßen. "Ich freue mich auch dich zu sehen. Aber geht es dir gut? Du wirkst irgendwie...krank." Ich überging ihre Fragen vorerst, erschien mir das doch erstmal wichtiger.

  • Dass Catus sich einfach eingekleidet hatte, störte Sontje nicht. Kleidung war Kleidung. Er kam gleich zur Sache, was er an ihr wahrnahm. Sah man ihr so direkt an, dass es ihr nicht gut ging? Schweigend sah sie ihn, überlegte eine Antwort, nur welche war die richtige? Bei ihm war sie mit ihrer Direktheit immer gut gefahren.. warum auch nicht jetzt? Sie blickte auf ihre Hände, die den Stoff kneteten. "Mir geht es eigentlich ganz gut.. aber.. es ist die Traurigkeit, Catus. Eine ganz bestimmte Art von Traurigkeit, die mich kaum schlafen und zudem ganz viel weinen lässt. Es ist lange her, als ich sie das erste Mal spürte und nun ist sie wieder da. Zu Hause hatte ich mich in einen Mann verliebt und er ist gegangen weil er einem Ruf folgen musste. Dem Ruf des Militärs. Nie wieder hörte ich von ihm. Er ist verschollen."


    Sontje bedeutete Catus aufzustehen und mit ihr zu gehen. Eine Runde durchs atrium zu gehen. "Hier habe ich mich kurz nach der Ankunft in einen älteren Mann verliebt. Nero Aurelius Scipio. Wir waren lange zusammen und genossen die gemeinsamen Stunden. Nun hat er sich von mir getrennt, ohne dass ich mir etwas vorzuwerfen habe oder das Wissen einen Fehler begangen zu haben, der ihn zu der Trennung bewogen haben könnte. Man nennt diese Traurigkeit Liebeskummer..." Neue Tränen strömten ihre Wangen hinunter. Sontje wischte sie mit den Ärmeln grob von den Wangen und wandte sich Catus leise schluchzend zu. "Bitte entschuldige.. ich will dich nicht mit meinem Kummer belasten."

  • Leise seufzend ging ich neben Vera her und lauschte ihrer Geschichte, legte ihr tröstend und freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. "Es tut mir wirklich leid für dich. Ich erinnere mich an Scipio. Er hatte wirklich nichts mit seinem legendären Namensvetter, dem Vernichter Karthagos gemein. Du hast wirklich besseres verdient und brauchst dir nichts vorzuwerfen, der einzige der das muss ist er." Sanft drückte ich ihre Schulter und lächelte sie wieder an. "Aber du belastest mich sicher nicht damit, denn du weißt doch, dass ich dir nur zu gerne zuhöre und dir helfen möchte, deinen Kummer zu überwinden." Ich lächelte sie erneut tröstend und sanft an.

  • Es tat ihm leid, dass sie sich getrennt hatten? Ihr auch... und wie! "Vernichter Karthagos?" echotete Sontje mit großen Augen. Catus war der Meinung, dass sie jemanden besseren verdient hatte. "Wer soll oder wird es denn sein?" fragte sie ihn mit dem Wissen, dass er ihr diese Frage wohl nimmer beantworten konnte. Zumal sie ja auch sich selber gesagt hatte, niemals mehr Amors Pfeil in ihr Herz zu lassen. "So hab ich das noch gar nicht gesehen, also das es ihm leid tun soll." flüsterte sie leise. Zögernd erwiderte sie sein aufmunterndes Lächeln. "Es tut gut dein Ohr zu haben... nur wie kannst du mir helfen? Hattest du diesen Schmerz schon selbst erleben müssen?" Oh nein, das hätte sie lieber nicht sagen sollen. Eilig schob sie hinterher. "Ehm, du musst nicht drüber reden.. sonst heulen wir beide.."

  • "Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus oder auch 'Scipio der Jüngere'. Er war der Feldherr unter dessen Kommando Karthago fiel und dem Erdboden gleich gemacht wurde. Doch er war auch ein begnadeter Redner, Freund des Wissens und der Kunst so wie Sinnbild eines tugendhaften Römers. Selbst Cicero lobte und würdigte ihn einst in einer seiner Schriften." Leise seufzte ich, wäre ich doch nur in dieser Generation geboren, im Umfeld all dieser großen und guten Männer. Heutzutage war alles anders. "Und naja, ein Teil seines Namens gleicht eben dem deines ehemaligen Freundes." Bei ihrer nächsten Frage seufzte ich erneut leise, sollte ich ihr sagen für was ich meine Gefühle zu ihr hielt? Nein, es wäre wohl besser das nicht zu tun..."Ich werde dir mein Ohr immer gerne leihen wenn du es mal brauchst, egal für was." Und wie ich das würde...Doch ihre Frage ließ mich wieder nur traurig lächeln. "Nun, nein, so wirklich habe ich es noch nicht erlebt. Aber ich hoffe doch dennoch, dass meine Worte zumindest ein wenig Linderung bewirken können und wenn du mir sagst was ich tun könnte vielleicht auch meine Taten. Aber weißt du...Manchmal ist weinen das beste was man tun kann. Ich würde niemals jemanden davon abraten dann wenn er es für nötig erachtet zu weinen..."

  • "Feldherr, Redner, Freund des Wissens und der Kunst so wie Sinnbild eines tugendhaften Römers." echotete Sontje und wusste nicht, ob sie ihn würdigen sollte. Nero hatte ihre Liebe dem Erdboden gleich gemacht... oh verdammt, sie heulte schon wieder. Aufschluchzend wischte sie die neuen Tränen aus dem Gesicht.


    "Dein Ohr.. hat es aber.. muss das alles gar nicht hören. Meine Mutter hat mich dazu erzogen alles was Gefühle und Emotionen betrifft für mich zu behalten und nicht an unbeteiligte Dritte weiterzugeben."


    Sontje trat näher an ihn heran und umarmte ihn, während ihre Tränen auf seinen rot gefärbten Stoff tropften. "Ich kann.. aber nicht anders... Und du.. du tust schon viel.. du bist da... du bist hier." presste sie zwischen einzelnen Schluchzern hervor. Sie hustete zwischendurch, weil sie viel zu schnell und unregelmässig atmete. "Red weiter.. lenk mich ab... bitte..."

  • Das Sontje Besuch hatte und eventuell in Ruhe gelassen werden wollte, das interessierte Rufus nicht. Wichtig war nur er und seine Interessen. Wer hätte ihm auch schon etwas anderes eingetrichtert hier zu Hause. Seine Mutter war mittlerweile desöfteren ausser Haus, seinen Vater hatte er wer weiß wie lange schon nicht mehr gesehen und Sontje, die war immer da wenn er aus der Schule kam oder nicht zur Schule musste. Ja und Sontje ließ ihn auch machen und maßregelte ihn schon gar nicht. So machte Rufus zu hause quasi was er wollte. So auch heute. Ganz dreist tippelte er ins Atrium mit seiner Wachstafel in der Hand auf der ganz krakelig ein paar Zahlen standen, die wohl eine Rechnung darstellen sollten. Er verstand das irgendwie noch nicht so richtig und Sontje sollte es ihm gefälligst erklären!
    Er ignorierte, dass sie scheinbar gerade weinte und an so einem komischen Mann dran hing und zupfte ihr einfach mal am Kleid. "Sontje! Ich versteh das nich! Kannst du mir das mal erklären?", meinte er.

  • Vorsichtig drückte ich Vera an mich, als sie mich umarmte. "Nein Vera, es ist schon gut so. Verstecke nicht was du fühlst, sondern sprich es aus." Ich lächelte erneut und wollte ihre Bitte gerade erfüllen und mich weiter mit ihr unterhalten, als ein Junge den Raum betrat, Vera am Kleid zupfte und wollte, dass sie ihm etwas erklärte. Eigentlich wollte ich ihn gerade maßregeln und ihn fragen ob er nicht sehen würde, dass Vera gerade andere Probleme hätte, doch da fiel mir ein, dass dies wohl Rufus sein musste, der Sohn des Hausherren, von dem Vera mir erzählte. Da sollte ich mich wohl besser zurück halten und schwieg daher, wartete ab wie Vera reagieren würde.

  • Aussprechen was sie fühlte? Unsicher blickte Sontje mit tränenverschwommenem Blick in seine schönen Augen, die von einem freundlichen Gesicht eingefasst und von genauso hellblonden Haaren wie die ihren eingerahmt wurden. "Ich... vermisse..." setzte sie zu einem unvollendeten Satz an und wurde von einem Zupfen an ihrer Kleidung aus den Überlegungen, was sie denn sagen wollte, gerissen. Immer noch flossen die Tränen aus ihren Augen, aber sie erkannte seine Stimme. "Quintillius Rufus! Siehst du nicht, dass ich mich gerade mit meinem Gast Decimus Catus, unterhalte? Das ist unfeines Benehmen, mein großerkleiner Freund!!" fuhr sie ihn stirnrunzelnd an und wandte sich ab, um die Hände vors gerötete Gesicht zu schlagen, um so einen neuen aufsteigenden Weinkrampf zu unterdrücken. "Ich kann dir jetzt nicht erklären was immer du auch jetzt von mir wissen möchtest. Frage Catus, er ist sehr klug." riet sie ihm noch und schleppte sich zu einem Korbsessel, der ganz in der Nähe stand. Sie musste sich jetzt setzen.. jetzt und nicht später. Immer wieder aufschluchzend nestelte sie ein Taschentuch hervor, welches sie von Nero geschenkt bekommen hatte und seinen Geruch trug. "Oh Liebster...." weinte Sontje udn hustete ins Taschentuch hinein. Die Aufregung um den brodelnden Liebeskummer tat ihr wahrlich nicht gut.

  • Rufus hätte nie gedacht, dass so etwas einmal passieren konnte, aber Sontje wirkte irgendwie gereizt und fuhr ihn sogar an, was ihn einerseits schockte, andererseits beleidigte. Das war so gemein. Er hatte doch nur wissen wollen, wie er diese Matheaufgabe lösen sollte und sie machte ihn gleich an. Das war richtig unfair, daher drehte sich Rufus gleich beleidigt weg und drückte die Tafel mit seinen verschränkten Armen fest an seine Brust. Er wollte schon wieder gehen, doch dann fiel ihm ein, was sie noch gemeint hatte. Der komische Mann da konnte ihm ja auch die Aufgaben erklären. Scheinbar. Rufus war es sogar ganz recht, dass er jetzt hier war. Er hatte keine Lust mehr Zeit mit seinen Hausaufgaben zu verbringen als nötig. Daher ging er einfach frech grinsend zu Catus herüber und stuppste den an. "Duuuu! Kannst du mir die Aufgabe erklären?", meinte er und hielt Catus die Aufgabe hin. Er verstand einfach nicht was 6 und 7 machte.
    Was Sontje machte und dass sie beinahe am flennen war, das interessierte ihn nicht. Es gab wichtigere Menschen. Ihn zum Beispiel.

  • Ein kleiner Seufzer entfuhr mir. Ich konnte die Reaktion von Vera gut verstehen, sie war aufgebracht und beinahe hätte ich den Jungen ja selbst wegen seinem Verhalten angefahren. Es bereitere mir jedoch Kummer Vera so traurig zu sehen. Als dann der Junge zu mir kam und mich nach der Aufgabe fragte nahm ich die Tafel entgegen und hockte mich neben ihm hin. So konnte ich sie wenigstens ein wenig entlasten. "Sieh mal her. 6 und 7 ergeben zusammen 13. Das kannst du dir damit merken, dass 3 die Hälfte von 6 ist, also zweimal in der 6 vorkommt. 7 und 3 sind 10 und wenn du dann nochmal 3 dazu rechnest sind es 13." Ich hoffte der Junge würde verstehen was ich meinte. Mathematik zu erklären war schon normalerweise nicht meine Stärke, aber dann auch noch einem kleinen Jungen? Nun, wenigstens war es auch eine dementsprechend einfache Aufgabe. "Hast du das verstanden?"

  • Rufus war wie immer - ein kleiner Egoist eben. Er ignorierte jegliche nonverbale Kommunikation und konzentrierte sich voll und ganz auf seine Belange. Die waren ja auch wichtiger. Das schien auch der Blonde eingesehen zu haben, Catus, Sontjes Freund (in Rufus Alter gab es da ja noch keine Unterscheidung von Freund und Freund) und wand sich ihm zu. Ein guter, genugtuender Moment. Er bekam Aufmerksamkeit. Schließlich erklärte ihm der Mann die Aufgabe. Zu kompliziert für ihn. Schade, musste er wohl wieder den eigenen Kopf anstrengen, der auch arbeiten konnte, es aber zu selten tat, denn Rufus war ein kleiner Faulpelz, der viel besser als mittelmäßig in der Schule hätte sein können. Hätte. "Aber der Lehrer meint, dass 6 ein halbes Dutzend ist und 7 ein halbes Dutzend und eins. Asoooo. Dann ist ein halbes Dutzend und ein halbes Dutzend ein Dutzend und dann noch das eins mehr, also ein Dutzend und eins! Und da ein Dutzend zwölf hat und wir noch das eins haben, ist das ein Dutzend und eins, also 13!", erklärte er nun seinerseits dem Mann und dann viel es ihm wie Schuppen von den Augen. Das war aber einfach... Dass er da nicht auch von alleine drauf gekommen war. Schlagartig war er gut drauf und ginste über beide Ohren. Er nickte energisch. Er hatte die Aufgabe verstanden. Von ganz alleine. "Verstanden. Danke Onkel Catus."

  • Die Zeit, die Sontje alleine für sich hatte, während Freund Catus ihrem Schützling seine Aufgabe erklärte, nutzte sie dermaßen, dass sie sich einen kalten Lappen bringen liess, um damit das verweinte Gesicht abzukühlen sowie einen Krug Wasser mit drei Bechern. Sontje trank ihren Becher zur Hälfte aus und lehnte sich, den kalten Lappen in ihrer linken Hand knetend zurück, Müde.. sie war müde... mit allem müde. Ihre Aufmerksamkeit ruhte auf sich selbst und ihrem stetig pulsierenden Herzschlag. Sie bekam nicht mit, wie gut sich die beiden Männer verstanden. Schade, dass der Korbsessel keine verstellbare bewegliche Rücklehne hatte, sonst würde sie sich noch mehr nach hinten lehnen, den Kopf anlehnen. Nero... Sie schloß die Augen und atmete tief durch. "Catus.." flüsterte Sontje. "Bringst du mich rauf? Ich möchte mich hinlegen..." Sich an ihn kuscheln und eindösen.

  • Junge Junge, konnte dieses Kind schnell reden. Aber er schien es nun auf seinem eigenen Weg offenbar verstanden zu haben und so nickte ich lächelnd. "Genau, das ist richtig. So einfach ist das." Ich war froh, dass ich dem Jungen anscheinend zumindest irgendwie hatte helfen können, wenn auch nur dadurch ihn zum selberdenken zu bewegen. "Das habe ich doch gerne getan." Ich lächelte ihn nochmal an, hörte dann aber die leise Stimme von Vera. Während ich dem Jungen seine Utensilien zurück gab versuchte ich eine leichte Verlegenheitsröte zu verstecken. Ich sollte sie rauf in ihr cubiculum bringen? Das war jetzt doch etwas abrupt, aber natürlich würde ich das für sie machen. "Bitte entschuldige mich, aber ich muss jetzt erstmal kurz Vera helfen. Solltest du noch Fragen haben werde ich sie dir danach aber gerne beantworten." Mit diesen Worten erhob ich mich wieder aus meiner Hocke und ging rüber zum Korbsessel von Vera, um ihr aus diesem heraus zu helfen. "Bist du sicher, dass ich das machen soll und nicht lieber ein Sklave?" Leise fragte ich sie das, noch immer die leichte Röte versteckend.

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