[Tablinum] Ankunft?

  • Um den Schmutz der letzten Wochen abzuspülen bedurfte es eines langen ausgiebigen Bades. Es war Flora egal, dass dafür die Soldaten für Stunden vertrieben wurden. Die hatten ja auch nicht die vergangenen Wochen in Schlamm und Dreck verbracht. Es dauerte eine Ewigkeit bis es Veleda gelungen war ihre Haare zu entwirren. Das honigfarbene Haar war furchtbar verfilzt und voller winziger Äste. Am Ende ließ die Aurelia sich die Haare bis zu den Schultern wieder abschneiden. Es schmerzte sie diesmal nicht so sehr. Die Flucht hatte ihr ein wenig Demut beigebracht und sie wusste nun den Luxus zu schätzen in dem sie lebte. Wie schnell sie das alles verlieren konnte, hatte sie nun gelernt.
    Mit Schwamm und Bimsstein rückte sie dem Schmutz zu Leibe. Sie wurde so lange geschrubbt bis die Haut rosig war.
    Schließlich blieb sie einfach nur aus vergnügen länger als nötig im Bad. Nach einer Therme hatte sie sich am meisten gesehnt. Nun genoss sie es in vollen Zügen.


    Gehüllt in Kleider die nicht ihre waren, kehrte sie schließlich mit noch feuchtem Haar in Praetorium zurück. Eine der Sklavin hatte ihr das Kleid gebracht. Sie selbst hatte ja alles zurück lassen müssen. Nur Geld und Schmuck hatte sie in aller Eile mitgenommen. Alles andere wäre nur unnötiger Ballast gewesen. Zumal sie keine Gelegenheit gehabt hatte darüber nachzudenken. Sie hatte schnell handeln müssen und waren völlig überstürzt aufgebrochen. Es hatte ihnen wohl das Leben gerettet. Allen Soldaten die womöglich nach ihnen suchten waren sie ausgewichen. Endlich angekommen, waren sie dennoch nicht angekommen. Es war nur ein Zwischenhalt bevor es weiter gehen würde. Erst einmal ins Exil.


    Für den Moment hatte sich so etwas wie Zufriedenheit eingestellt. Es verlangte sie nur noch nach einem weichen Bett. Während des Bades war es ihr gelungen alle Sorgen für kurze Zeit zu verdrängen. Nun schwirrte ihr der Kopf aber voller Fragen auf die sie noch keine Antwort hatte.
    Zumal es etwas gab, dem sie schon seit Wochen aus dem Weg ging. Kurz strich sie sich über den nur leicht geschwollenen Bauch. Da hatte sie nun so viel zeit mit Ahala verbracht und das Thema gemieden. Lieber hatten sie sich angeschwiegen, anstatt die Dinge zwischen ihnen zu klären.


    Mit einem kleinen Seufzer ließ sie sich erst einmal auf eine Kline fallen. Auch wenn sie mit Ahala reden musste, brauchte sie erst einmal einen Moment für sich. Einen Moment der Stille.

  • Der Vorfall mit den Thermen war jetzt schon ein paar Tage her. Die Situation war gerade noch einmal gut ausgegangen und sie hatte es wieder heil ins Praetorium geschafft. Bis die Sache eskalierte, hatte es ihr allerdings gefallen, die verschwitzten Soldaten zu beobachten. Sie verfiel wieder in den Gedanken an diesen Obsidius, der mit einem anderen Soldaten vor ihr tapfer gekämpft hatte, um sie wohl zu beeindrucken. Hegte sie etwa Gefühle für diesen Mann? Nein! Keines Falls, das einzige was sie an ihm reizte war sein Aussehen, welches sie in dieser Situation besonders erregt hatte. Lentidia war lange nur auf dem Landgut ihres Vaters gewesen, solche Männer gab es dort nicht!
    Das die Sache bei den Thermen gut ausgegangen war, war allerdings nicht der Verdienst ihres Hünen, der sich bis vor kurzem noch als ihr Custos Corporis schimpfte. Sie hatte ihn aus ihrem Sklavegefolge verbannt und ihn ihrem Cousin überlassen, der ihn in irgendwelche niederen Schwesterarbeiten gesteckt hatte. Vermutlich würde er jetzt sein Leben lang in einem Steinbruch verbringen, was der jungen Aurelier nur Recht war. Sie brauchte jetzt einen neuen Custos Corporis! Mit diesem Gedanken wollte sie eigentlich das Praetorium verlassen, als sie aber in das Tablinum kam, erschrak sie und hielt kurz inne.


    Da lag eine fremde Frau auf einer Kline und.. das gabs doch nicht! Sie trug eines ihrer Kleider! Wer war sie? Sie konnte nur eine Sklavin sein, man hätte sie doch wohl sonst informiert, wenn Gäste in diesem Hause wären, oder nicht?
    Ziemlich forsch und entschlossen ging sie auf die Frau zu.


    "Erhebe dich sofort von der Kline! Was erlaubst du dir! fuhr sie die Frau an, die nach Lentidias Meinung nur eine Sklavin sein konnte. "Welch Frevel maßt du dir an eines meiner Kleider zu tragen?!" Komisch war allerdings, dass sie diese Sklavin noch nie gesehen hatte, sie musste also neu sein, aber wieso trug sie denn eines ihrer Kleider?
    Zwei Sklavinnen des Hauses, die im Hintergrund standen, erschraken und machten große Augen. Wusste die Herrin etwa nicht, dass sie gerade eine Verwandte anpampte?

  • Kaum, dass sie sich auf die Kline gelegt hatte, übermannte sie die Erschöpfung. Die Flucht, die Schwangerschaft hatten an ihr gezehrt und nun wo sie sich in Sicherheit wägen konnte, gab sie der tiefen Erschöpfung nach. Flora fiel in einen leichten Schlummer. Es währte nur nicht lang.
    Sie hatte da Gefühl gerade erst weg gedämmert zu sein, als jemand sie unfreundlich anfuhr. Verwirrt blinzelte sie. Für einen kurzen Moment verstand sie die Welt um sich herum nicht. Langsam setzte sie sich auf und sah sich fragend nach den verschreckten Sklavinnen um. „Das Kleid gehört dir? Entschuldige … ich dachte die Sklavinnen hätten gefragt“, gab sie etwas Kleinlaut vor sich. Verlegen zupfte sie an dem geliehenen Kleid. Flora war es sichtlich unangenehm nicht ihre eigenen Kleider zu haben. Sie hatte ja alles was ihr Lieb und Teuer gewesen war zurück lassen müssen. Das Kleid das sie während der Reise hatte tragen müssen, wollte sie nie wieder sehen. Da sie schlecht nackt herum laufen konnte, hatten die Sklaven ihr eben etwas besorgen müssen. Flora hatte gedacht, sie hätten von Septima die Kleider genommen. Doch offensichtlich war jemand anderes Eigentümerin.
    Mit den Fingern fuhr sie sich durch das noch feuchte Haar. Sie würde genauso reagieren, wenn sie ihre Kleider an jemand anderem sah.


    Entschuldigend sah sie auf, stutzte und lachte dann überrascht auf. „Lentidia?“ Ihre Base hier anzutreffen hatte sie nicht erwartet. Anscheinend kam hier in Mantua die ganze Familie zusammen. „Sag bloß Prisca ist auch hier?“ Trotz der Umstände würde sie sich darüber freuen. Prisca hatte sie seit ihrer Hochzeit nicht mehr gesehen. So viel war in der Zwischenzeit geschehen. So vieles über das sie reden mussten.

  • Zunächst noch voller Zorn und Bereitschaft, dieser Schlange die Augen auszukratzen krümmten sich ihre Augenbrauen, die doch sonst so fein gezupft waren, jetzt aber dabei halfen, den hasserfüllten Blick aufrecht zu erhalten, stand Lentidia vor der Kline. "Das haben sie wohl nicht." entgegnete sie schnippisch.
    Als die Fremde allerdings ihren Namen sagte, änderte sich ihr zorniger Blick erst zu einem voller Irritation und folglich zu einem voller Überraschung.
    War die Fremde etwa ihre Base Flora? Das.. war jetzt äußerst peinlich. Schnell stürzte sie sich in Richtung ihrer Base und ergriff ihre Hand.


    "Flora! Wahrlich du bist es!" grüßte sie die junge Frau herzlich. "Welch Fügung des Schicksals dich hier anzutreffen!" Lentidia war immer noch erbost darüber, dass sie eines ihrer Kleider trug und die verantwortlichen Sklaven würde sie auf jedenfall schwer bestrafen! "Seit wann bist du hier? Wie war deine Reise?" fragte sie. "Das Kleid kannst du natürlich behalten, es steht dir fabelhaft!" Nein, stand es nicht. Nur deshalb konnte sie eines ihrer kostbaren Kleider entbehren.
    Ohne sich diese Ärgernis anmerken zu lassen, legte sie sich auf die andere Kline. Endlich jemand unter diesem Dach, mit dem sie sich unterhalten konnte.. denn das bloße Beobachten der Soldaten verlor schon langsam seinen Reiz..
    "Prisca beehrt uns noch nicht mit ihrer Anwesenheit." sagte sie vorweg, schnipste einen der Sklaven heran und nahm sich ein paar Trauben von dem Tablett.

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