Alexandria leuchtete. Über den weißen Säulenmonumenten und den breiten Boulevards, wölbte sich ein Sommerhimmel wie blaue Seide. Niemand hätte die Menschenmenge zu zählen vermocht, welche an diesem schönen Sommertag dort wimmelte, Menschen aus aller Herren Länder, in bunter Tracht und fremartigem Gepräge, bevölkerten die Strasse der Stadt, gingen ihren Geschäften nach, überfluteten die Märkte, flanierten durch die großzügigen Parkanlagen, frönten den Müßiggang.
Es schritt ein Jüngling die Hafenpromenade entlang, ein Bündel über der Schulter tragend, eben erst angekommen, an seinem umherirrenden Blick leicht als Fremdling zu erkennen. Verfolgt ward er von Tagedieben, Bettlern, unerwünschten Vermittlern, derer er sich immer wieder aufs neue mit brüsken Gesten zu entledigen suchte.
Die kantige Stirn in tiefe Querfalten gelegt, die Augen mit einem Ausdruck angestrengten Grübelns auf die wirre, keiner zu erkennenden Ordnung folgende Umgebung gerichtet, schritt er langsam und schwerfällig vorüber an übelriechenden, zu hohen Haufen getürmten Fischernetzen, an Kisten in denen der heutige Fang glotzäugig und weißbäuchig eines Käufers harrte, vorüber an frivolen Hafendirnen von denen er mißbilligend die Augen abwandte, vorüber an Hökerern von allerlei unnützem Tand welche ihn klebrig zum Kauf zu nötigen suchten.
"Ich bitte um Vergebung."
wandte schlußendlich er sich an jenen Passanten - oder jene Passantin – welche ihm ihn solch wenig vertrauenserweckender Umgebung noch am respektabelsten dünkte; und er sprach, mit wohlklingender Stimme, die Worte in etwas altertümlich anmutendem Attisch fein modulierend:
"Könntest du mir wohl kund tun, welches dieser trefflichen Bauwerke dort sich rühmen darf, den Namen Museion von Alexandria zu tragen?"
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