Ein Opfer an Neptun

  • Nach dem ersten Tag der Grundausbildung war Eginhard eigentlich ziemlich erschöpft, aber er zwang sich trotzdem, den Weg ans Wasser zu gehen. Er wollte Neptun ein Opfer darbieten. Aus einer ihm eigenen Logik glaubte er, dass Njörd, der Meeresgott seiner Heimat, hier nicht zuständig war. Es war das Meer der Römer und Eginhard diente in der Flotte der Römer, also war deren Gott zuständig. Er ging zu einem abgelegenen Bereich am Hafen, mit einem in Stoff verpackten Paket unter dem Arm.


    Als er allein war, zündete er ein Stück Weihrauch an, das er noch in Rom gekauft hatte. Er wartete einen Moment, während er dem Rauch beim Aufsteigen zusah. Dann sprach er leise. "Neptun, Herr der See und Beschützer der römischen Flotte, widme mir einen Moment deiner Aufmerksamkeit. Ich opfere dir das Kettenhemd, welches mir mein Vater einst schenkte." Dann warf er das Kettenhemd, welches sich in dem Paket befand, ins Meer. Mit einem lauten Platschen traf es auf die Wellen und versank sofort. Für Eginhard war es ein sehr teures Opfer. In seiner friesischen Heimat hätte er dafür ein ganzes Dorf für mindestens ein Jahr ernähren können. "Neptun, alles, worum ich dich bitte, ist immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel und stets eine leichte Brise in den Segeln während meinem Dienst auf See. Dann blickte er über die Wellen und wartete, ob er vielleicht das Glück hätte, ein Zeichen des Gottes zu erhalten.

  • Dragonum war gerade auf Inspektionstour durch den Hafen als er einen der Rekruten vom Vortag sah wie dieser offenbar mit einem Päckchen Richtung Kaimauer unterwegs war ... neugierig blickte Dragonum ihm hinterher, seine Leibwächter stoppten verwundert, denn eigentlich war es nicht die Art des Präfekten mitten in einer Inspektion plötzlich halt zu machen ....


    Dragonum verfolgte das Gebet und das Opfer und staunte nicht schlecht, immerhin war er selbst mal in Germania stationiert gewesen und wusste daher um die Götterwelt der Germanen, gerade da auch viele der germanischstämmigen Familien die nun das Bürgerrecht erlangt hatten, auch weiterhin den Göttern ihrer Ahnen huldigten ....


    "Ein großzügiges Geschenk für unseren Schutzpatron, ich bin sicher das er es dir danken wird! Aber wie ist überhaupt dein Name, Probatus?"

  • Neptun mochte es nicht, wenn man ihm dazwischenquatschte. Auch nicht, wenn es ein Offizier war. Ein Wellenschlag brachte jenen daher zum Schweigen, während sich feine Gischt an der Stelle erhob, an der das Paket im Wasser versunken war.

  • Als Eginhard angesprochen wurde, drehte er sich sofort um aund nahm Haltung an. Die Wahrscheinlichkeit war ziemlich groß, dass es sich um einen Ranghöheren handelte. So bemerkte er auch nicht das Zeichen Neptuns. Dafür bemerkte er, dass er dem Praefectus Classis gegenüberstand. "Mein Name ist Eginhard, Praefectus." antwortete er sofort. Er wartete mit Spannung darauf, ob der Praefectus ihm noch etwas sagen würde. Vielleicht gab es sogar die Möglichkeit zu einem informellen Gespräch?

  • Dragonum nickte, wie er es sich gedacht hatte nicht viele Leute waren größer als er selbst und gleichzeitig trotzdem geborene Römer. Das spritzende Wasser und die Gischt bemerkte auch er nicht wirklich als etwas außergewöhnliches, da musste sich der Gott des Meeres schon etwas deutlicher ausdrücken ...


    "Wie ich es mir gedacht habe, du stammst sicher aus dem Norden .. Richtig?"

  • Eginhard nickte. "Genau. Ich stamme aus Frisia. Von einer Insel." Das mit der Insel war ihm aus einem ihm unbekannten Grund in diesem Moment wichtig. Normalerweise war für ihn die Insel mit am unwichtigsten. Normalerweise war ihm wesentlich wichtiger, ein Fürstensohn zu sein. Und da war eine Insel eher peinlich. Echte Friesen lebten in der Marsch, nicht auf einer etwas größeren Sandbank, Aber diese Situation war nicht normal. Er stand dem Praefectus Classis gegenüber und sprach mit ihm. Dabei war Eginhard nur ein Tiro.

  • Dragonum nickte erneut, diesmal zeichnete sich auch Zufriedenheit dabei ab ... das sein Bauch ihn nicht getäuscht hatte machte ihn schon mächtig stolz ...


    "Dann ist das Meer für dich also kein Unbekannter mehr!?


    Das war garnicht so gewöhnlich wie man meinen konnte, die Classis hatte viele Leute die hier zum ersten Mal richtig mit dem Meer zu tun hatten, Dragonum war dabei der beste Beweis ... Aber dafür durchliefen die Tiro hier ja auch die harte Ausbildung, immerhin war das Meer noch gnadenloser als jeder Feind dem Dragonum zuvor begegnet war und irgendwo war es dann auch hin und wieder ein shr wertvoller Verbündeter, ganz nach Lust und Laune des großen Neptun ...

  • Eginhard lächelte. "Das Meer ist mir ziemlich gut bekannt. Ich war schon oft auf See, aber noch nie mit einem römischen Schiff. Unsere Boote sind kleiner, mit vielleicht 20 Mann Besatzung. Aber auch damit kann man Stürmen trotzen. Ich war schon in einem kleineren Sturm als Steuermann unterwegs." Natürlich war mit einem "kleineren Sturm" das gemeint, was man bei der Nordsee als so etwas sah.


    Der Friese überlegte kurz, dann fragte er "Praefectus, darf ich offen sprechen?"

  • Dragonum runzelte kurz die Stirn, er konnte sich nicht erinnern ob er während seiner Zeit in Germanien einmal typisch germanische Boote gesehen hatte und wenn ... dann wusste er zumindest nichtmehr wie sie aussahen ...


    "Kommt ganz drauf an was du zu sagen hast, Tiro!?"


    Dragonum höhrte gern was seine Männer dachten aber manches gehörte sich einfach nicht in der Gegenwart eines Offiziers ...

  • Nun gab es kein zurück. "Praefectus, bei der Musterung wurde mir mitgeteilt, dass ich für Aufgaben unter Deck nicht in Frage komme. Wegen meiner Größe. Andererseits kann ich ganz gut Segel setzen und verstehe auch ein wenig von Navigation. Deshalb möchte ich Dich fragen, ob ich nach der Grundausbildung, so ich sie denn bestehe, die Möglichkeit habe, einem Gubernator als Assistent zugeordnet zu werden? Geht so etwas?"

  • Dragonum lachte, nach der Frage um offenes Sprechen hatte er von einem Friesen schon weit härtere Worte erwartet als den Wunsch dem seemännischen Dienst zugeordnet zu werden ...


    "Besteh du das Training und ich sorge dafür das du für den seemännischen Dienst ausgewählt wirst! Einverstanden, Tiro Eginhard?"


    Erst wollte er dem Nordmann noch auf die Schulter klopfen, aber das hätte sicher komisch ausgesehen angesichts des Größen Unterschieds, also beließ er es bei einem Klaps auf den Oberarm ...


    "Gut, ich werde dann meine Runde fortsetzen und du wirst sicher auch schon wieder auf dem Campus erwartet!?"


    Dann machte sich der Flottenkommandant auch schon auf den Weg, seine Leibwächter im Schlepptau Richtung Lagerdistrikt ...

  • Das war doch mal ein Angebot. "Danke, Praefectus. Ich werde mein Bestes geben und dich nicht enttäuschen." Eginhard fühlte sich bei dem alten Offizier irgendwie an seinen Vater erinnert, vor allem nach dem Klaps uf den Oberarm. Als sich Dragonum zum Gehen wandte, nahm der Friese Haltung an und wartete einen Moment, bis der Kommandant ein paar Schritte gegangen war. Dann machte er sich im Laufschritt auf den Weg zu den Unterkünften.

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