Aias

  • Wiedermal hatte Aculeo eine Auktion quasi verpennt. Aber...sein Angebot hätte wahrscheinlich weit höher liegen müssen als das des Höchtbieter. So hatte er wenigstens nichts verloren und zog schweigsam von dannen.

  • Aias wurde es etwas leichter um das noch immer heftig pochende Herz, als er hörte, dass es bestimmt auch für den Hund einen Platz in der Casa gäbe und es sah sah so aus, als hätte die junge Dame gemeinsam mit seinem Tier auch die Entscheidungsgewalt darüber an sich genommen. Pappili? Also war es doch die Tochter des Herrn, wie er es schon vermutet hatte. Pappili! Es klang sehr vertraut und keineswegs nach einem schlechten Verhältnis zwischen den beiden, doch der Begriff gepaart mit dem Wissen, dass es sich für ihn um seinen neuen Besitzer handelte, war schon etwas seltsam anzuhören. Sie wollten ihn also gleich mitnehmen? Lange würde er hier also nicht mehr stehen müssen. Als sie sagte, dass es wohl eines Bades bedürfte, für ihn selbst und auch für den Hund, nickte er sachte und schaute an sich herunter. Gut, seine Tunika hatte definitiv bessere Tage gesehen. Und diese waren lange vergangen. Eitelkeit in Bekleidungsfragen war generell ein teures Ding, welches er sich noch nie hatte leisten können, oder wollen. Auch die letzten Tage waren nicht spurlos an ihm vorüber gegangen und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er ausschaute wie ein zerzauster Bettler, der dringend gewaschen und aufgepäppelt werden musste.


    Dass es sich bei seinem neuen Herrn und dessen Tochter um Octavier handelte sagte ihm nichts und im Grunde war es ihm auch im Augenblick egal, denn das Wichtigste war doch, dass er es überstanden hatte. Dann wollte die junge Dame seinen Namen wissen. “Er hat mich Aias genannt,“ antwortete er auch sogleich. Er mochte seinen Namen und Theodosius hatte ihn auch gemocht. Kurz, knapp, griechisch und präzise und ohne knirschende Konsonanten. Dann bekam sein Blick etwas Betretenes, nachdem er noch einmal auf die sich unterhaltenden Leute geschaut hatte. Ihm kam etwas in den Sinn. “Ich hoffe, den darf ich auch behalten!“, fügte er dann noch etwas scheu an. Es gab viele, die ihre Sklaven nannten wie sie wollten und die meisten von ihnen hörten sowieso nur auf die Bezeichnung: Du da!. Das war ihm bisher nicht beschieden gewesen und eigentlich hatte er ja auch gar nicht das Leben eines Sklaven geführt, sondern eher das eines sehr bemühten Sohnes. Von daher war diese Rolle völlig neu für ihn und er hatte was das anbelangte ein wenig Angst vor der Zukunft.

  • Das Fellknäuel im Arm weiter streichelnd, nickte ich und blickte wieder zu dem Sklaven. Meinetwegen könnte er seinen Namen behalten. Er war kurz und knapp und einprägsam.


    Ich hoffe dein alter Besitzer hat dich nach Aias dem Telamonier und nicht nach Aias dem Lokrer benannt.


    Ich schaute zu meinem Pappili. Hatte er das geschäftliche abgeschlossen und wir konnten unseren Gang über den Markt weiter fortführen?
    Ich winkte Aias zu, uns zu folgen.

  • Er hatte Theodosius nie gefragt, wie er auf die Idee gekommen war, ihn ausgerechnet 'Aias' zu nennen, doch er war sich sicher, dass es weder etwas mit dem anmaßenden und notzüchtigen Lokrer zu tun hatte, noch mit dem Schafe und sich selbst vernichtenden Telamonier. “Ich glaube, er fand einfach nur den Namen schön,“ brachte er dann unter einem Schulterzucken hervor. Die junge Dame schien sehr belesen zu sein, wie er feststellte. Die meisten der Schüler, welche ihm in seinem Leben begegnet waren wussten bei Weitem weniger über die Legenden. Und das waren alles Jungen! Nicht, dass Mädchen weniger wussten, bestimmt nicht. Er hatte nur überhaupt keine Erfahrungen mit ihnen.
    Vorsichtig folgte er dann dem Blick seiner neuen Besitzerin, hinüber zu dem Pappili. All das Geschehen erschien ihm noch immer wie aus einer anderen Welt. Er schaute auf seinen Hund, der sich auf dem Arm der jungen Dame regte und dann zurück auf Titus Tranquillus, ehe er etwas umständlich von dem Podest kletterte, ohne die Treppe zu benutzen. Es erschien ihm der kürzeste Weg zu sein, endlich den Augen aller zu entkommen. Unten angekommen wischte er sich die feinen Holzsplitter von den Händen und atmete tief durch. Zum Glück waren seine Knie nicht mehr so weich. Dann versuchte er sich an einem Lächeln, welches aber kläglich scheiterte, während er sich noch einzureden versuchte, dass das doch alles gar nicht so schlimm gewesen war. Noch immer stand ihm der Schweiß auf der Stirn, doch er machte keine Anstalten, ihn fort zu wischen.

  • Der Senator schien sich wohl ganz dem Kauf zu widmen und blieb eine Antwort schuldig. Axilla fand es zwar schade, allerdings auch nicht so, als ob sie sich darüber länger als eine Sekunde Gedanken darum machen würde. Sie wollte gerade schon Malachi ein Zeichen geben, dass sie einfach weitergehen sollten, um die Dinge zu kaufen, die sie eigentlich wirklich brauchte – im Gegensatz zu Sklaven – als dann doch noch jemand hinzu kam.
    Und sie auch ansprach. “Decimus Massa“, grüßte Axilla den Mann mit einem höflichen wie falschen Lächeln. Noch so ein Decimus, die Welt schien gepflastert mit Decimi, nur um sie zu ärgern! Auch wenn dieser hier noch eins der netteren Exemplare eigentlich gewesen war, wenn Axilla ehrlich war. Bei ihrem letzten Treffen bei irgendwelchen Gladiatorenspielen, wenn sie sich recht erinnerte, war er im Gegensatz zu seinem Verwandten noch ganz manierlich gewesen und hatte sich nicht an den Beleidigungen beteiligt. Was aber nicht hieß, dass Axilla nicht trotzdem schmollen konnte, vor allem Angesichts der Vorfälle zwischen ihr und Seiana.
    Was am ehesten dazu beitrug, dass sie dennoch hier stand und nett lächelte und sich nichts anmerken ließ, waren die Octavier in ihrer Nähe, die von dem streit nichts mitzubekommen brauchten. Nach außen hin besaß Axilla schon genug Anstand, nicht gleich herumzuzetern. Sie brachte sogar ein “Schön zu sehen, dass es dir seit unserem letzten Treffen gut ergangen ist“ hervor, während sie allerdings einen Blick auf den Hund in seinem Arm warf. Das arme Tier sah ein wenig verstört und überfordert drein, fand sie.

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