• Nicht ohne Erleichterung stellte Quintus fest, dass der viel zu starke Alkoholkonsum der vergangenen Monate sein Gehirn doch noch nicht so erweicht hatte, dass ihm nicht noch einfache Schlussfolgerungen gelungen wären. In der Nähe eines Hafens - und dann noch solch eines Hafens - musste sich ein Markt befinden, hatte sich der Verginier nämlich gesagt. Und tatsächlich: Nicht weit vom Hafen, in dem er gerade aus Ostia angekommen war, entfernt war ein riesiger Markt, von dem Quintus bald herausbekam, dass er "Fremdenmarkt" heiße.


    Mit einem Blick überschaute Quintus, dass es hier wohl wirklich alles gab. Er aber war allein auf der Suche nach etwas Obst, denn das stand erstens in deutlichem Gegensatz zu dem Ernährungsplan, dem er in seinen letzten Monaten in Italia gefolgt war und der hauptsächlich aus flüssiger Nahrung bestanden hatte, und zweitens wollte er nach seiner Reise im stickigen Bauch eines kleinen Frachtschiffes unbedingt etwas Frisches.


    Seine angespannte finanzielle Lage ließ ihn bald den Weg zu schon leicht fauligen Angeboten finden, und ehe er sich's versah, war auch schon ein Stück Obst in seinem Gesicht gelandet, dazu noch ohne alle Bezahlung: Zwischen den Billig-Obst-Ständen, zwischen denen sich Quintus gerade befand, liefen nämlich eine Reihe von Kindern umher, die sich gegenseitig mit den allerfauligsten und nicht mehr verkäuflichen Obststücken bewarfen. Eines dieser Flugobjekte hatte nun den Weg ins Gesicht des Verginiers gefunden, und es fehlte nicht viel, dann hätte Quintus aus Wut darüber schon wieder eine Prügelei vom Zaun gebrochen, wie er es in seiner letzten Zeit in Italia so oft getan hatte. Doch noch obsiegten seine guten Vorsätze, in dieser seiner neuen Heimat nicht schon wieder gleich negativ aufzufallen, und so setzte er brummend seinen Weg auf dem Fremdenmarkt fort.


    Sim-Off:

    Wer mag? :)

  • Nach einigen Tagen, in denen ich mich lediglich im Haus meiner Familie aufgehalten hatte und die ich dazu genutzt hatte das Haus und seine Einwohner kennen zulernen, war mir schlicht das Dach auf den Kopf gefallen. Ich war in einer der aufregendsten Städte der Welt und wollte endlich mehr davon sehen. So hatte ich beschlossen an diesem Tag ein wenig in der Stadt herumzuwandern und Eindrücke zu sammeln.
    Während des Herumwanderns führte mich mein Weg dann auch auf den grössten Markt des Mittelmeerraums. Der alexandrinische Fremdenmarkt war vor allem eins, nämlich voller Menschen. Ein irrsinniges Gemisch der verschiedensten Sprachen war zu hören und es lag der typische Grossmarktgeruch in der Luft.


    http://img405.imageshack.us/img405/3132/amastris.png "Herrin, das ist völlig inakzeptabel. Eine junge Dame eures Standes sollte sich nicht hier rumtreiben."


    Wie immer hatte Amastris, die Frau, die mich seit meiner jüngsten Kindheit erzogen und versorgt hatte, etwas an meinen Taten auszusetzen. Fast bereute ich es, dass ich sie mitgenommen hatte. Auch wenn ich dagegen, wie ich aus Erfahrung nur zu gut wusste, eh nichts hätte tun können.
    "Mir ist es egal, was für eine junge Dame meines Standes akzeptabel ist. Wir sind hier nicht in Rom und schon gar nicht in der Nähe meiner Mutter. Niemand hier kennt mich oder weiss wer ich bin, also stell dich nicht so an."


    http://img405.imageshack.us/img405/3132/amastris.png "Aber Herrin, wenn ihr Obst haben wollt, könntet ihr auch einen der nutzlosen Haussklaven losschicken um es euch zu holen."


    Das sie selbst auch nur eine Sklavin war, vergass meine Begleiterin in diesem Moment, wie so oft, aber da ich keine Lust hatte dieses Thema erneut zu erörtern, überging ich dies einfach und schaute mich weiter an den Obstständen um.

  • Zitat

    Original von Quintus Verginius Mamercus
    [...] und so setzte er brummend seinen Weg auf dem Fremdenmarkt fort.


    Dabei bemühte er sich natürlich auch, sein Gesicht von den Spuren des fruchtigen Flugobjekts zu reinigen, welches eben dortselbst eingeschlagen war. Neugierig - und auch hungrig - wie er war, konnte Quintus es nicht lassen, diese Reinigung zunächst einmal mit seinen Fingern vorzunehmen, die er danach ableckte. Doch sofort spukte er angewidert aus: Die matschigen Reste, die gerade auf seiner Zunge gelandet waren, hatten zwar noch einen Hauch von Pfirsichgeschmack, viel beherrschender war aber eine üble, schon vergorene Bitternis. Sofort tauchte in Quintus wieder die Lust auf Wein, Bier - egal, was - auf. Aber er war entschlossen, dem nicht nachzugeben, sondern wischte sich jetzt abrupt das ganze Gesicht mit dem Zipfel seiner bräunlichen Tunika und stampfte ungestüm weiter.


    Um ein Haar hätte der athletische Verginier bei diesem an sich lobenswerten Unterfangen eine zierliche junge Frau und ihre Begleiterin über den Haufen gerannt. Quintus war ihrer erst im allerletzten Moment gewahr geworden und stoppte gerade noch rechtzeitig, um einen fiesen Zusammenprall zu verhindern. Allerdings war er schon zu nah an die Dame heran gekommen, so dass er ihr ganz gegen seine Absicht doch noch einen kleinen Rempler mitgab.


    "Ach herrje!", entfuhr es Quintus sofort. Dieser Seufzer wäre fast die Einleitung zu einer frustgesteuerten Schimpftirade des Verginiers gegen die junge Frau geworden. Glücklicherweise aber machte Quintus zuerst noch einmal seine Augen richtig auf, bevor er seinen Mund ein weiteres Mal öffnete, und was er sah, machte ihn derart neugierig, dass er sich seine Flüche lieber verkniff: Vor ihm standen, wie schon gesagt, eine jüngere und eine ältere Frau, die jüngere ganz in der Aufmachung einer vornehmen Dame - die Herrin, wie Quintus sofort schloss, während die andere, ältere, wohl eine Sklavin sein musste. Was aber um alles in der Welt machte eine so vornehme Frau höchstpersönlich auf einem Lebensmittelmarkt, anstatt sich den drei K zuzuwenden: Klamotten, Klunker und Kosmetika? Nicht, dass die junge Frau in diesen drei Hinsichten noch viel hätte verbessern müssen, wie Quintus beiläufig bemerkte. Aber trotzdem: Hier flog schließlich faules Obst durch die Luft!


    Gründlich, wie der Verginius war, wollte er dieser merkwürdigen Sache nachgehen. Und da er in der jungen Frau ihm gegenüber wegen ihrer Gesichtszüge eine Römerin vermutete, wandte er sich jetzt auf lateinisch an sie: "Ach herrje - ich meine: Ach herrje, dass ich so ungeschickt war und beinahe mit dir zusammengestoßen bin. Ich habe dich doch hoffentlich nicht verletzt?" Diese Möglichkeit erschien Quintus angesichts der eher leichten Berührung vorhin in der Tat eher unwahrscheinlich, so dass er gleich weitersprach: "Ich bitte vielmals um Entschuldigung! Zu meiner Verteidigung kann ich aber sagen, dass wir hier offenbar auch gerade in einer besonders üblen Ecke der Xenai Agorai gelandet sind, wo sich Zusammenstöße nur schwer vermeiden lassen. Das ist jedenfalls mein Eindruck, aber ich bin gerade erst in Alexandria angekommen." Verschmitzt lächelnd fügte Quintus hinzu: "Ehrlich gesagt, glaube ich, dass du auch noch nicht lange hier bist. Wie sonst könnte jemand wie du freiwillig in eine solche Ecke geraten?"

  • Na das war ja wieder typisch, selbst hier, in Alexandria, tausende von Meilen von meiner gallischen Heimat entfernt, passierten die gleichen Dinge wie daheim. Wie schon dort immer, wurde ich auch hier auf dem Markt von einem Mann angerempelt. Offenbar war das eine universelle Eigenart der Männer. Vielleicht gar eine Krankheit? Dem sollte ich beizeiten einmal im Museion nachgehen, denn die Medici dort würden sicherlich etwas dazu sagen können.
    Doch jetzt seufzte ich erstmal leise und freute mich, dass er mich zumindest nicht vollständig umgeworfen hatte. Die gallischen Männer waren da nicht immer ganz so zimperlich gewesen.


    http://img405.imageshack.us/img405/3132/amastris.png "Herrin!"
    rief Amastris da dann auch schon voller Entsetzen und lediglich mein schnelles Handheben hielt sie davon ab völlig erbost über den armen Kerl herzuziehen.


    Ich besah mir den Mann, während er sich entschuldigte und musste unwillkürlich lächeln, denn zum einen waren seine Ausreden gar nicht mal so unkreativ und zum anderen war er auch irgendwie niedlich. Über solche Gedanken verpasste ich es fast seine Frage zu beantworten, aber nur fast.
    "Vielleicht bin ich auch einfach hier in dieser Ecke, weil ich eine Diebin bin, die nach Opfern sucht." sagte ich mit einem Zwinkern.

  • Als Quintus die Antwort seiner Gesprächspartnerin - seiner ersten hier in Alexandria - hörte, musste er spontan fröhlich lachen. Es war ja offensichtlich, dass die Mutmaßung, die sie gerade geäußert hatte, nicht stimmen konnte. Dafür stammte der Fummel, den sie an hatte, einfach aus einer viel zu hohen Preisliga, die sich eine gewöhnliche Diebin gar nicht hätte erlauben können. Außerdem war sie in eben diesen Klamotten in dem heruntergekommenen Teil des Marktes, wo sie sich gerade befanden, viel zu auffällig, als dass sie irgendwelchen dunklen Geschäften hätte nachgehen können.


    Also, nix mit Diebin. Aber Humor hatte diese junge Römern, und Schlagfertigkeit, das musste Quintus ihr lassen. Der Gedanke seiner Gesprächspartnerin gefiel ihm so gut, dass er ihn innerlich weiterspann: "Wenn die eine Diebin ist, dann hat sie ja schon einen ersten guten Fang gemacht, nämlich die Xanthippe von Sklavin da neben ihr", dachte der Verginier voller Ironie und Gehässigkeit, denn er hatte wohl mitgekriegt, dass diese am liebsten über ihn hergefallen wäre, als er ihrer Herrin unabsichtlich einen Stoß versetzt hatte. "Andererseits ist es ja auch ein schöner Zug von der Sklavin, dass sie so treu zu ihrer Domina steht und sie sogar mit ihrem eigenen Körper verteidigen würde", wurden Quintus' Gedanken an die Sklavin dann wieder versöhnlicher.


    Für seinen Sarkasmus hatte er auch schon wieder ein anderes Opfer gefunden, nämlich sich selbst, und das äußerte er jetzt selbstironisch lächelnd: "Na, du geschickte Diebin, dann kann ich dir ja nur gratulieren zu dem Opfer, dass dir gerade in die Arme gelaufen ist: Meine Taschen sind reich gefüllt mit Geschmeide und Gold und Edelsteinen." Bei diesen Worten hob Quintus grinsend den schmuddeligen Leinensack an, in dem seine wenigen Habseligkeiten steckten. "Allerdings gibt es in diesem Teil des Marktes auch noch ganz andere Güter, die eine Diebin locken könnten: schrumpelige Äpfel und verdatschte Pfirsiche zum Beispiel. Die gibt es hier teilweise sogar ganz umsonst", fügte der Verginier hinzu in Erinnerung an das undefinierbare Stück Fallobst, das ihm vor Kurzem ins Gesicht geflogen war.


    Jetzt wollte Quintus es aber auch genug sein lassen mit seinem Herumreiten auf dieser Diebes-Geschichte. Schließlich sprach er hier mit einer vornehmen Römerin und nicht mit irgendeiner Kneipenbekanntschaft. Ihm fiel ein, dass es ihm wohl gut anstünde, sich endlich vorzustellen, und so sagte er unvermittelt: "Übrigens, mein Name ist Quintus Verginius Mamercus, Frischimport aus Ostia. Habe die Ehre", setzte er hinzu, weil er das für eine Redewendung hielt, die einen Mann von Format auszeichnete.

  • Als der junge Mann anfing zu lachen, hätte ich beinahe ebenfalls gelacht, doch hielt ich mich erstmal zurück, denn es wäre ja viel lustiger die ganze Sache noch ein wenig länger auszukosten.
    "Du weisst ja nicht, welcher Art meine Beute ist. Vielleicht bin ich ja auch eine Diebin, die ihren Opfern die Haare raubt um sie an Perückenmacher zu verkaufen. Ich lenke die Opfer ab und meine Begleiterin hier zieht ihnen einen Knüppel über den Schädel." sagte ich und blickte ihn dabei vollkommen ernst an. Amastris Blick verfinsterte sich derweil und ich war mir ziemlich sicher, dass ich mir von ihr später noch eine gehörige Standpauke anhören durfte.
    "Nun Mamercus, Frischimport aus Ostia, es ist mir eine Freude. Du wirkst zumindest nur halb so dröge wie die übrigen Römer, denen ich hier begegnet bin. Ich bin Iubellia von den Iunii." stellte ich mich dann ebenfalls vor und warf dabei einen Seitenblick auf die umgebenden Menschenmassen, denn ich hatte die Erfahrung gemacht, dass der Name meiner Familie, egal wie leise man ihn flüsterte, in Alexandria stets die Blicke der Einheimischen auf sich zog.

  • Hatte Quintus etwa gedacht, seiner neuen Bekanntschaft durch den Eindruck seines Leinensacks die Maske der Diebin vom Gesicht reißen zu können, so sah er sich getäuscht. Die junge Frau vor ihm war noch lange nicht entzaubert, sondern ließ ihren Einfallsreichtum ein weiteres Mal spielen: Perücken, Haare rauben - so, so...


    Ja, mit dieser Frau zu diskutieren, der Versuch, sie zu überführen, war für Quintus wirklich zum Haare-Raufen. Aber rauben? Verstohlen riskierte der Verginier einen Blick auf das Haar seiner neuen Bekanntschaft, und was er sah, brachte ihn wieder zum Grinsen: "Also, wenn du Haare klaust, bin ich ja fein raus, und deine Begleiterin kann ihren Knüppel mal schön stecken lassen. Denn meine Haare brauchst du ja nicht, wir haben ja eine ganz ähnliche Farbe, und du kannst ja deine nehmen, wenn der Perückenmacher nach dieser Farbe fragt."


    Eigentlich waren Quintus' Haare vielleicht eine Nuance heller als die der Römerin, nach seiner lange Reise aber, voller Schweiß und Schmutz, wirkten sie ein bisschen dunkler. Dieser Gedanke an all den Dreck hielt Quintus jetzt auch davon ab, sich mit den Fingern durch seine Haare zu fahren, etwas, was er eigentlich vorgehabt hatte und wobei er seiner Gesprächspartnerin einen triumphierenden Blick hatte zuwerfen wollen.


    Das Siegesgefühl des Verginius ließ aber schlagartig nach, als die junge Römerin nun ihrerseits ihren Namen nannte. Iunia... - gut, das konnte Zufall sein, nach diesem berühmten Geschlecht hatte sich sicherlich auch manch Neubürger benannt. Aber Quintus bekam auch mit, wie leise Iubellia ihren Gensnamen aussprach und wie sie sich dabei vorher rasch nach allen Seiten hin umschaute. Und daher glaubte er auch nicht an einen Zufall, sondern begann, eins und eins zusammenzuzählen: Eine Iunia hier in dieser Schmutzecke des Fremdenmarktes, in dieser unruhigen Zeit... Sicherlich verfolgte sie ein, natürlich geheimes, Ziel, sollte vielleicht etwas auskundschaften, sich umhören. Die intellektuellen Fähigkeiten zu so etwas hatte sie zweifellos, davon hatte Quintus sich ja bereits überzeugen können. Aber in wessen Auftrag tat sie das? Quintus konnte sich nicht vorstellen, dass es eine echte Iunia mit Salinator halten würde, und fing er augenblicklich an, mit Iubellia zu sympathisieren.


    Trotzdem wollte er sich noch vergewissern, und so fragte er, diesmal deutlich vorsichtiger als vorher: "Iunia Iubellia - ein schöner Name, ein klangvoller Name. Ich möchte nicht aufdringlich sein, aber darf ich fragen, ob du jenem bedeutenden Geschlecht angehörst, dass sich um Rom so verdient gemacht hat?" Dass es auch ein Iunier gewesen war, der den letzten etruskischen Herrscher vom römischen Thron gestoßen hatte, ließ Quintus großzügigerweise unerwähnt.

  • Ich begann laut zu lachen. Wieder etwas, dass sich für eine junge Dame meines Standes nicht ziemte und das mir einen bösartigen Blick von Amastris einhandelte. Aber auch das war mir egal, denn der Verginier war schlichtweg ein Mensch der bisher einen angenehmen Sinn für Humor an den Tag legte.
    "Nun, dann werden wir am besten wirklich darauf verzichten, dir deine Haare zu rauben. Einen guten Preis wird der Perückenmacher dafür vermutlich eh nicht zahlen für so kurze Borsten." sagte ich zwinkernd.
    Welche Gedanken ihm beim Klang meines Namens durch den Kopf gingen, konnte ich weder wissen noch auch nur ansatzweise erahnen. Ich wusste allerdings, warum ich mich bei meinem Namen umblickte. Der Name Iunia weckte bei vielen Alexandrinern Erinnerungen an meine Grosstante, die hier in Alexandria wirkte und die von vielen Teilen der Bevölkerung geliebt und sogar ein klein wenig verehrt wurde.
    Doch da Mamercus, wie er sagte, gerade frisch aus Italia gekommen war, würde er davon sicherlich nichts wissen. Allerdings mochte es sein, dass der Name meiner Familie derzeit in Italia einen besonderen Klang hatte, wovon ich allerdings gar nichts wusste, schliesslich war ich nur eine Sechzehnjährige, die gerade erst vor ein paar Tagen aus Gallia hergekommen war.
    "Ebenjenem. Wenn auch aus einem eher unbedeutenden, kleinen Seitenzweig."

  • Die Worte, die Quintus zur Verteidigung seiner Haare vorgebracht hatte, hatten bei seiner Gesprächspartnerin offenbar Anklang gefunden, denn sie brachten sie zu lautem Lachen, und auch, als dieses verklungen war, hatte der Verginier noch immer Haare auf dem Kopf. "Wie großzügig, dass ihr mir die Haare lasst", sagte Quintus mit gespielter Unterwerfung und deutete dabei eine übertriebene Verbeugung an. "Obwohl ihr euch ja eigentlich beeilen solltet, denn immerhin bin ich ein Mann, und da weiß man ja nie, wie lange einem die eigenen Haare noch so bleiben." Die Götter hatten es in dieser Hinsicht nicht eben gut mit den Männern gemeint, Quintus war aber mit Blick auf den Haarwuchs-Status seiner älteren männlichen Verwandten ganz guter Hoffnung, dass ihm seine Haare noch etliche Jahre in voller Pracht erhalten bleiben würden. Einen soliden Lebenswandel vorausgesetzt.


    Einen kleinen Stich versetzt hatte ihm freilich eben die Titulierung seiner Haare als "Borsten" aus dem Munde der Iunia. "Borsten" - also, das war doch... Aber nach einem kurzen Moment des Ärgers musste Quintus sich eingestehen, dass so, wie er jetzt vor der eleganten Römerin stand - verschmutzt, schwitzend, vermutlich auch nicht sonderlich anziehend riechend - nicht der richtige Zeitpunkt für irgendwelche Eitelkeiten war. Quintus hoffte auf den Tag, an dem er Iunia Iubellia einmal anders würde gegenübertreten können.


    Iunia Iubellia - sie stammte also tatsächlich aus eben jenem berühmten Iunier-Geschlecht, das in der Geschichte Roms wiederholt so eine bedeutende Rolle gespielt hatte. Nach wie vor fragte sich der Verginius, wie er sich nun diesem Umstand gegenüber - und natürlich auch Iunia Iubellia gegenüber - verhalten sollte. Denn an der Wahrheit der Worte seiner Gesprächspartnerin zweifelte er nicht: Auch wenn sie noch jung war und, wie er selbst, ein bisschen übermütig, so sprach doch aus jeder ihrer Bewegungen und Gesten ihre edle Herkunft. Das konnte sie sich unmöglich irgendwo auf die Schnelle angeeignet haben. Nein, vor ihm stand eine echte Iunia. Also was tun? Was bedeutete das?


    Quintus verfolgte ja immer noch die Spur, dass Iubellia hier sei, um eine politische Mission zu erfüllen. Aber so? Das konnte man vielleicht besser, als sie es gerade tat. Der Verginius wollte nicht wie ein Oberlehrer rüberkommen, und vielleicht mischte er sich hier auch in Dinge, die ihn wirklich gar nichts angingen. Aber schließlich rang er sich doch dazu durch, ein gewisses Risiko einzugehen: "Höre, was ich dir jetzt sage, ist vielleicht für dich gar nicht von Interesse. Vielleicht aber doch, und deshalb sage ich es jetzt auch. Meine Familie ist auch schon uralt wie die deine: Wir sind etruskischer Abstammung, das römische Bürgerrecht haben wir aber erst vor Kurzem erhalten. Trotzdem sind wir gute Römer, und ich sage dir: Ich bin auch nicht für Salinator, ich bin gegen ihn." Wofür, oder besser: für wen er stattdessen sein sollte, wusste Quintus freilich nicht so genau, denn er hatte - auch durch eigenes Verschulden in wiederholtem Weinrausch - nicht wirklich mitbekommen, was sich im Imperium außerhalb Roms und besonders im Osten tat. "Wenn du nun hier für seine Gegner arbeitest - meinst du nicht, es wäre besser, wenn du weniger auffallen würdest? Ich meine, so in diesen teuren Klamotten in diesem Elendswinkel hier..."


    Quintus' Beschützerinstinkte waren geweckt. Besorgt, aber möglichst unauffällig blickte er um sich, um eventuellen Schaden von Iunia Iubellia fernhalten zu können.

  • Das Gespräch, das bisher eher unverfänglich und seicht und dadurch auch recht angenehm war, machte nun plötzlich einen etwas merkwürdigen Schwenk. Das der Verginier mir von seiner Familie erzählte und auch seine etruskische Abkunft erwähnte, war zwar etwas ungewöhnlich für ein erstes Gespräch, aber noch durchaus nachvollziehbar, denn manche Menschen hatten halt das Bedürfnis mit ihrer Abstammung hausieren zu gehen. Doch dann war ich etwas verwundert, als er meinte, dass ich möglicherweise hier war um für jemanden zu arbeiten. Ich blickte ihn etwas verwirrt an. "Salinator?" fragte ich irritiert. Natürlich hatte ich den Namen schon mal gehört, aber da ich mich für die Reichspolitik bisher noch nie interessiert hatte, verband ich damit eigentlich nichts weiter.
    "Für Gegner arbeiten? Bei den Göttern, ich bin doch nur hier um mir den Markt anzusehen und etwas Obst zu kaufen." sagte ich dann, völlig ehrlich und noch immer mit einem verwirrten, vielleicht auch etwas naiven Gesichtsausdruck.

  • Natürlich hatte Quintus bis zur Erwiderung seiner Gesprächspartnerin nicht nur angestrengt aus seinen Augenwinkeln heraus auf mögliche Bedrohungen geachtet, sondern seine Blicke auch immer wieder gespannt auf Iunia Iubellia, teilweise auch auf ihre Begleiterin, gerichtet. Seine Beobachtungen, gleich welcher Art, hatten ihm allerdings so gar keine neuen Erkenntnisse beschert, und die Antwort der Iunia verwirrte ihn dann restlos. "Aah, ah so, verstehe...", war das einzige, was der Verginius auf die Worte von Iubellia hin herausbrachte, und es entsprach leider nicht einmal den Tatsachen, denn gerade verstehen tat Quintus nicht. Er tappte vielmehr weiterhin im Dunkeln. Am wahrscheinlichsten erschien es ihm noch, dass seine Gesprächspartnerin über ihre Mission - falls es die denn überhaupt gab - unter keinen Umständen sprechen wollte, nicht einmal mit einem ausdrücklichen Sympathisanten der Sache, der sie doch sicherlich auch diente, und dass sie es wohl schon bitter bereute, Quintus ihren echten Namen genannt zu haben. Aber all das waren Fragen, auf die er jetzt keine Antwort bekommen würde - darüber immerhin war Quintus sich im Klaren. Vielleicht, so ging es ihm noch kurz durch den Kopf, würden sich all diese Rätsel ja lösen, wenn die politische Großwetterlage im Imperium sich weiter zuspitzen und es für den Einzelnen und die Einzelne fast unmöglich werden würde, nicht klar Farbe zu bekennen.


    Obst also. Naja, gut, Obst - deswegen war Quintus selbst ja auch zum Fremdenmarkt gekommen, allerdings konnte er immer noch nicht so ganz verstehen, dass eine Dame von der Abkunft der Iunia Iubellia sich persönlich um solche Einkäufe kümmerte und noch dazu in einem so heruntergekommenen Teil der Xenai Agorai. Unsicher versuchte er, diesen Gesprächsfaden wiederaufzunehmen: "Ja, ja, frisches Obst ist an einem so heißen Tag natürlich wirklich was Leckeres. Selbst in der Villa Iunia wird es bestimmt ziemlich heiß sein, da will man sich vielleicht mal etwas die Beine vertreten." Dass es in Alexandria eine "Villa Iunia" geben müsse, war für Quintus gar keine Frage; zu dem Übrigen, was er da gerade gesagt hatte, lächelte er schief, weil er selbst merkte, wie ungeschickt das alles klang. Deshalb versuchte er schnell, mit einer energischen Bewegung das Heft wieder in die Hand zu bekommen: "Aber ob man hier was Frisches findet...", fragte er rhetorisch, wobei er eine weit ausholende Armbewegung machte, um auf das trübselige Angebot der umliegenden Händler zu deuten, und wobei er auf einem Bein schnell eine Vierteldrehung vollführte.


    Die wurde ihm aber zum Verhängnis, denn in der Hektik, mit der er seine Unsicherheit zu überspielen versuchte, kam er bei der Drehung ins Rutschen und konnte sich nur mit äußerster Mühe auf seinen Händen abfangen, so dass er für einen Moment lang vor Iubellia und ihrer Begleiterin auf allen Vieren stand. "Sch..ße!" entfuhr es Verginius, doch die war es nicht gewesen, auf der er ausgerutscht war, sondern zertretene Obst-Reste, die hier überall den Boden bedeckten und eine teils klebrige, teils siffige Masse bildeten. Wobei natürlich nicht ganz auszuschließen war, dass auch Exkremente beim Beinahe-Fall des Verginiers eine Rolle gespielt hatten, denn immerhin wurden ja auch viele Lasttiere zwischen den Ständen hin- und herbewegt.


    Als Quintus sich endlich wieder vollständig aufgerichtet und den gröbsten Schmutz von seinen Händen entfernt hatte, blickte er nurmehr zerknirscht zu Iubellia auf. "Entschuldigung! Es ist vielleicht besser, wir gehen weg von hier in einen anderen Teil des Marktes, wo es sauberer ist. Da gibt es bestimmt auch besseres Obst. - Kennst du vielleicht so einen Platz?" Dabei riskierte Quintus einen Seitenblick auf die Sklavin der Iunia, die er in solch praktischen Dingen doch immer noch für die Erfahrenere der beiden hielt.

  • Auch wenn mein Gesprächspartner vorgab zu verstehen, was ich gesagt hatte, so hatte ich das Gefühl, dass dem nicht so war. Ich befürchtete, dass er auch weiterhin davon ausging, dass ich in irgendeiner Mission hier war. Da ich in diesem Moment nicht wirklich wusste, wie ich ihn vom Gegenteil würde überzeugen können, liess ich es erstmal dabei bewenden. Vor allem auch, weil der Verginier dann zum Thema Obst zurückkehrte.
    "Auf dieser Seite des Mare Nostrum ist es, meines Wissens nach, stets heiss und meist trocken. Eine wirkliche Verbesserung zu meinem bisherigen Wohnort, wenn ich das so sagen darf."
    Als er dann zu Boden ging, unterdrückte ich krampfhaft ein lautes Lachen, denn ich wollte den armen Kerl weder beleidigen noch verärgern, wusste ich doch noch nicht so genau, ob er nicht vielleicht ein Geisteskranker war, der mir gefährlich werden konnte.
    "Einen anderen Teil des Marktes aufzusuchen klingt nach einer guten Idee." sagte ich und blickte mich um, denn er hatte Recht was die Qualität dieses Marktabschnittes anging.
    "Allerdings kenne ich mich hier überhaupt nicht aus, denn ich bin erst seit kurzem in Alexandria und hatte noch keine Gelegenheit den Markt zu erkunden."

  • Bei seinen Bemühungen, sich wenigstens noch auf seinen Händen und Füßen zu halten und nicht auch noch bäuchlings volle Kanne in den ekligen Obst-Matsch am Boden zu fallen, hatte Quintus nicht die Muße gehabt, auf die Reaktion von Iunia Iubellia zu achten. Natürlich konnte er sich denken, welch lächerlichen Anblick er geboten haben musste, und diese Vermutung bekam er auch prompt bestätigt durch wieherndes Gelächter von allen Seiten aus den Kehlen der vielen Kinder, die zwischen den Ständen umherjagten und sich - und auch bekanntlich ja auch schon den Verginier - mit Obst bewarfen.


    Von der Iunia aber hörte er dieses Lachen nicht. Diese junge Frau hatte also wirklich Stil. Dankbar nahm Quintus das zur Kenntnis, lächelte sie dankbar an und griff ebenfalls dankbar den Vorschlag auf, einen anderen, besseren Teil der Xenai agorai aufzusuchen. "Ja, gehen wir! Nicht nur, dass man hier nichts Frisches kriegt - für mich ist es hier auch noch halsbrecherisch", grinste der Verginius, noch immer ziemlich verlegen. In Verlegenheit brachte ihn nun aber auch der Umstand, dass weder Iubellia noch ihre Sklavin eine Ahnung zu haben schienen, wohin man sich stattdessen wenden könnte. "Aha, also auch noch ganz frisch hier in Alexandria? Na, da haben wir ja was gemeinsam. Und ich komme ja auch nicht von dieser Seite des Mare Nostrum, sondern jetzt von Italia. Aufgewachsen bin ich aber mittendrin, nämlich auf Corsica."


    Quintus zögerte nicht, seine Herkunft als Landei zuzugeben, denn seinen Überlegungen zufolge hatte seine Gesprächspartnerin wohl eine ähnliche Herkunft: "Und du? Germanien oder Britannia, stimmt's? Ja, man hört ja viel davon, wie schlecht dort das Wetter ist. Andererseits haben die da sicher auch nicht so große Schwierigkeiten mit Feldbewässerung", mutmaßte der Verginier, der damit schon wieder eines seiner Lieblingsthemen erreicht hatte, in denen er sich ja hier in Aegyptus auch weiterbilden lassen wollte.


    Liebend gerne wäre Quintus jetzt weiter auf diesem Thema herumgeritten, doch hielt ihn davon die Rücksicht auf seine Gesprächspartnerin ab, von der er nicht ohne Weiteres annehmen konnte, dass sie seine Interessen teilte. Und dann war da ja noch das frische Obst, welches man kaufen wollte. Quintus begann sich umzusehen, ob er irgendwo Stände mit besserer Ware erblicken könnte oder vielleicht Käufer, die so aussahen, als könnten sie sich besseres Obst leisten und denen man daher hätte folgen können. Seine Beobachtungen ließen den Verginier aber unschlüssig zurück, denn das einzige, was er hatte erspähen können, war ein Eselkarren, der tatsächlich recht appetitliches Obst geladen hatte und der jetzt gleich in zweifacher Hinsicht sicher auch die Aufmerksamkeit von Iubellia erregte: Denn erstens näherte sich ihnen der Karren immer mehr, und zweitens lief neben dem Karren ein Männchen einher, das seine schrille Stimme ertönen ließ: "Aber Bulbus, doch nicht hierher, nicht hierher, halt ein!" Das Männchen war schon ein älteres Semester mit offenbar gefärbtem und gelocktem schwarzen Haar, angetan mit einem seltsamen Mantel von tiefblauer Farbe, welcher mit reichen Stickereien verziert war. Seine Anweisungen richteten sich augenscheinlich an einen Sklaven, der den Esel führte. Dieser Sklave war sehr beleibt und schwitzte stark, obwohl er nur einen Lendenschurz trug. Seine Gesichtszüge waren ganz unbewegt wie bei einer Statue, und auch auf die schrillen Befehle seines Herrn, des kleinen Männchens, hin verzog er keine Miene, sondern schritt mit dem Eselkarren unverwandt immer weiter auf dem Weg zwischen den Ständen dahin, auf dem sich Iubellia, ihre Sklavin und Quintus befanden.


    Die Qualität des Obstes auf diesem Karren hob sich deutlich von dem Fallobst ab, das es ansonsten hier an den Ständen zu kaufen gab. Umso unverständlicher war es natürlich, was den Karren und seinen Führer, der offenbar "Bulbus" hieß, hierhin verschlagen hatte. Und umso verständlicher war natürlich umgekehrt die Aufregung des Männchens, dem, wie Quintus vermutete, der Karren samt Esel, Bulbus und Ladung gehörte: Nur zu verständlich, dass der sich Sorgen machte, wieviel von seinem guten Obst wohl noch übrig wäre, wenn er mitsamt Entourage diesen Teil des Marktes hinter sich gelassen haben würde.


    Und richtig gezittert: Die Qualität des Obstes blieb nämlich auch den vielen Kindern, die hier überall herum sprangen und Unsinn trieben, nicht lange verborgen. Schon griffen die ersten flinken Hände auf den Karren und entführten Äpfel und Pfirsiche. Aber damit nicht genug: Ein besonders verwegenes Mädel sprang nun sogar auf den Karren und warf ihren Gefährten von dort Melonen zu.


    Das Kreischen des Männchens, dem der Karren gehörte, wurde jetzt ohrenbetäubend. Zum Unglück des schreienden Händlers stand es aber in merkwürdigem Kontrast zum Verhalten des Sklaven Bulbus, der kaum eine Miene verzog und nur hier und da mal lustlos mit einer kleiner Gerte nach den Kindern schlug, die er in der linken Hand trug und die wohl eigentlich für den Esel bestimmt war.


    Quintus kam diese ganze Szene aber richtig gelegen, denn sie bot ihm die Möglichkeit, sich seiner neuen Bekannten Iunia Iubellia endlich einmal von seiner kompetenten und durchsetzungsstarken Seite zu zeigen. Kurz entschlossen ging er also dem Karren die wenigen Schritte, die dieser noch von ihnen entfernt gewesen war, entgegen, ergriff das Mädchen, das von oben her die Melonen verteilt hatte, an den Hüften und setzte es einfach auf den Boden. Auch die anderen Kinder konnte er problemlos vom Karren des kleinen Händlers vertreiben.


    Dieser hatte den Verginier gar nicht recht beachtet, sondern wollte sich schon in Jammern über seine Verluste und über die "heutige Jugend" ergehen, als er Iunia Iubellia erblickte. Zu der und ihrer Sklavin war Quintus nämlich wieder zurückgekehrt, nachdem die Kinder durch sein Eingreifen zunächst einmal das Weite gesucht hatten. Der kleine Händler trieb seinen Sklaven Bulbus nun zur Eile an, hieß ihn aber sofort halten, als der Karren die Dreiergruppe um Iubellia erreicht hatte: "O, ich danke dir, dass du deinen siegreichen Sklaven geschickt hast, um mich zu beschützen. Du meine Retterin, du Unvergessliche! Nimm hin meinen Dank und dieses Präsent!" Dabei griff er nach einer riesigen Melone, die das kleine Mädchen vorhin wohl nicht hatte heben können, und ließ sie von Bulbus mit einem großen Messer in mundgerechte Stücke schneiden.


    Quintus aber glaubte, seinen Ohren nicht mehr trauen zu können: "Sklave" war er da gerade genannt worden? Das fehlte ja gerade noch! Schon wollte er nach den Kindern nun auch dem Händler eine Lektion erteilen, als ihm plötzlich eine Idee kam. Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht, er wendete den Kopf rasch zu Iunia Iubellia um, suchte ihren Blick und zwinkerte ihr bedeutungsvoll zu - in der Hoffnung, dass sie den Spaß mitmachen und ihn als ihren Sklaven behandeln würde.

  • "Nun, dass du dir deinen Hals brichst, wollen wir ja auf keinen Fall." sagte ich und gab Amastris mit einem Wink zu verstehen, dass wir uns dem Verginier anschliessen würden. Diese quittierte sie mit einem mürrischen Nicken, auch wenn sie sich natürlich in das Schicksal ergab.
    "Ich bin seit einigen Tagen in Alexandria. Eigentlich komme ich aus Gallia Lugdunensis und auch wenn ich nicht weiss, wie es in Germania oder Britannia ist, so kann ich dir bestätigen, dass wir nie grosse Probleme mit der Bewässerung unserer Felder hatte." Ich lachte leicht. "Aber das ist ein Thema, mit dem ich mich nicht wirklich auskenne."
    Bevor es dann allerdings die Gelegenheit gab das Thema der Feldbewässerung weiter zu vertiefen, gab es den nächsten Zwischenfall. Irgendwie schienen wir hier von einem halb peinlichen Akt in den nächsten zu stolpern, was ich allerdings durchaus amüsant fand. Offenbar hatten mir die Götter diesen jungen Korsen zu meiner Zerstreuung geschickt.
    Das ganze nun folgende Spektakel bewunderte ich mit grossem Interesse und auch einer gehörigen Portion Spass, denn zu sehen, wie die Kinder den Wagen enterten und danach von Mamercus 'gepflückt' wurden, war ein ziemlich lustiger Anblick.
    Als alles vorbei war, Mamercus wieder an meiner Seite stand und der Händler auf uns zukam, war ich dann allerdings etwas perplex. Statt dem Verginier für die Rettung der Waren zu danken, erging der Händler sich in eine ausschweifende Dankesrede, die an mich adressiert war.
    Ehe ich etwas erwidern konnte, drückte er mir auch bereits ein Stück Melone in die Hand, das ich erst kurz betrachtete, ehe ich etwas sagen konnte. Das er Mamercus als meinen Sklaven betitelte verwirrte mich einen kurzen Moment lang, doch da dieser nichts dagegen sagte und mir stattdessen zuzwinkerte, räusperte ich mich leicht und sagte dann:
    "Du brauchst mir nicht zu danken, es war mir eine grosse Freude dir zu helfen. Und es ist gut zu wissen, dass mein Sklave auch noch andere Qualitäten hat als sein Aussehen. Du musst wissen, ich habe ihn eben erst erstanden und war mir bis jetzt noch nicht ganz sicher über seine zukünftige Verwendung."
    Ich blickte zu Mamercus. "Ich hatte schon befürchtet, dass ich ihn nur als Dekoration im Atrium aufstellen könnte, aber offenbar ist er doch für mehr zu gebrauchen. Ich muss also auch dir danken." sagte ich und lächelte dem Händler zu, ehe ich genüsslich in das Melonenstück biss.

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