Aufhebung der Steuerfreiheit für Patrizier

  • | Lucius Vipstanus Maecilianus Sermo


    Das Consulat gefiel Maecilianus Sermo ausgesprochen gut, auch wenn er wenig zu tun hatte. Der Kaiser regelte die Dinge lieber direkt, ohne sich mit dem Senat aufzuhalten. Deshalb freute er sich umso mehr, als man ihn informierte, dass er etwas durchbringen durfte: die Steuerfreiheit für Patrizier sollte aufgehoben werden!


    Senatoren!


    Kurz vor der Sommerpause stelle ich einen Antrag, den ich mit der Gunst unseres geliebten Imperator Caesar Augustus hier vorbringen möchte. Wie ihr alle wisst, gibt es eine einzige Gruppe von Menschen in unserem Imperium, die von den meisten Pflichten befreit sind, die sich an einen echten Römer stellen.


    Sie sind vom Militärdienst befreit und müssen kein Legionstribunat absolvieren, ihnen sind alle Priesterämter zugänglich, ihre Seilschaften hieven sie in die höchsten Positionen, sie halten einen Großteil der Ländereien und dazu müssen sie nicht einmal Steuern bezahlen!


    Er blickte feindselig zu den wenigen verbliebenen Patriziern, die es noch wagten, in den Senat zu kommen. Die meisten waren sowieso geflohen, sodass sein Antrag kaum Gegner haben würde!


    "Ihr wisst natürlich, von wem ich rede. Es sind die Patrizier, die sich all dieser Dinge erfreuen. Ich frage mich allerdings, warum! Können sie exklusiv Anspruch darauf erheben, von den Begründern Roms abzustammen? Oder haben sie besonders viel geleistet für unser Imperium, dass man sich durch diese Privilegien bedankt?


    Ich glaube nicht! Die meisten von denen, die sich heute hier im Senat tummeln, haben ihren Stand von den Kaisern verliehen bekommen, die Großteil wohl erst unter Divus Iulianus! Eine so "lange" und "stolze" legitimiert es meiner Meinung nach nicht, dass diese Masse der reichsten Römer überhaupt keinen Beitrag leisten zur Erhaltung unseres Staates, zur Verteidigung unserer Grenzen - woran sie sich auch so nicht beteiligen müssen - und zur Finanzierung von Getreidespenden - die sie nicht nötig haben - und zum Bau öffentlicher Gebäude.


    Ich beantrage deshalb, das Decretum Imperatoris des Divus Iulianus, inkraftgetreten ANTE DIEM X KAL OCT DCCCLV A.U.C. (22.9.2005/102 n.Chr.), mit sofortiger Wirkung aufzuheben!"


    Sofort stimmten die Günstlinge Salinators Applaus an :app: :app:


    Allerdings wartete der Consul, ob es weitere Stimmen gab. Vielleicht wollte sich ja irgendjemand profilieren?

  • Ansich kam es Avarus gelegen, das man sich derzeit eher darum kümmerte, was die Patrizier anbelangte, als bei allen Senatoren durchzukehren. Trotzdem war das Thema so alt wie die Söhne der Wölfin und es luden solche Anlässe immer wieder dazu ein die Beschlüsse zur Steuerfreiheit aufzugreifen, nicht um sie abzuschaffen sondern sie gerechter zu machen. Immerhin war es im Sinne des Senats diese Einladung zum Verhandeln darüber anzunehmen. Oft schon wurde es getan, nie kam es zu einer Änderung. Vielleicht war ja jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, das es mal was wurde mit der Steuerfreiheit für Senatoren.


    "Senatores, es ist ein jährliches Thema, das hiermit auf die Tagesordnung kommt. So oft wie darum wurde kein anderes Gesetz besprochen und über gerecht oder ungerecht gestritten. Auch ich war immer ein Verfechter dafür die Senatorenschaft gleichsam zu betrachten und ihnen die selben Chancen einzuräumen oder Pflichten aufzulegen. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit das Gesetz nicht einfach aufzugeben, sondern es dem Stand der Senatoren zu würdigen, indem man es umformuliert. Ich denke und da werden mir die Meisten hier zustimmen, das es rechtens wäre uns selbst ein paar Mühen zu ersparen, wie zum Beispiel Steuern zu zahlen und dafür das Recht allein auf den Stand der Patrizier beschränkt abzuschaffen. So sind genau jene die das Reich lenken und sowieso jährlich Unsummen für die Stärkung und den Erhalt des Imperiums einsetzen unterstützt und jene, die das Recht ohne jegliche Gegenleistung für den Staat erhalten haben, dazu aufgemuntert im Cursus Honorum zu dienen, bis sie das Recht auf diese Vergünstigung durch den Erhalt des Status eines Senators erwerben können."


    Das war Gleichberechtigung. Immerhin bekamen so auch die patrizischen Senatoren weiterhin den Bonus Steuerfreiheit. Wenn es so kam wie es kommen musste. Doch jene Patrizier, die sich nur von Geburtswegen adlig schimpften, verloren diese Vergünstigung.


    Es war kein Geheimnis das der Cursus Honorum in den letzten Jahren verkümmerte, vielleicht half es auch den Staat zu stärken, wenn sich wieder mehr junge Leute politisch ambitionierter einbrachten. Immerhin war der Lohn für alle Mühen dann kein schlechtes Ziel.

  • | Lucius Vipstanus Maecilianus Sermo


    Der Consul war etwas überrascht und auch wieder nicht! Das war ja ein Anliegen, das der Germanicer schon lange verfolgte!


    "Germanicus, ein Krieg zieht auf und der Kaiser braucht eure Steuern! Ich glaube nicht, dass das der passende Zeitpunkt ist, um noch weitere Steuererleichterungen zu bitten!"


    gab er deshalb zu bedenken. Salinator misstraute dem Senat sowieso schon! Wenn er davon hörte, würde er wahrscheinlich ausrasten!

  • Als der Consul das Thema präsentierte, musste Macer aufpassen, nicht auffällig zu gähnen. Er konnte sich zwar zugegebenermaßen nicht mehr daran erinnern, wann genau es zum letzten Mal im Senat diskutiert worden war, aber neu war es ganz sicher nicht. Auch die Antwort von Germanicus Avarus kam Macer alles andere als frisch und unverbraucht vor. Mit ein bisschen Phantasie hätte er den Text fast mitsprechen können, so vorhersehbar war die Antwort.


    "Gibt es seriöse Schätzungen, mit welcher Menge von Einnahmen die Staatskasse rechnen kann, wenn die Steuerfreiheit aufgehoben wird?", erkundigte sich Macer nicht ohne Hintergedanken, die er aber erst einmal unausgesprochen ließ.

  • | Lucius Vipstanus Maecilianus Sermo


    "Das Problem im Augenblick ist, dass ein beträchtlicher Teil aller Patrizier sich davongemacht hat und seinen Besitz dem Zugriff der Steuereintreiber entzieht. Allerdings besitzen diese Familien ausgedehnte Landgüter und nicht selten auch beträchtliche Ersparnisse. Es wäre also in jedem Fall ein Gewinn für die Staatskasse!"


    erklärte der Consul, wobei er sich fragte, wieso Macer das so genau wissen wollte. Suchte er etwa Argumente gegen die Aufhebung dieses Privilegs?

  • Die Antwort fiel in etwa so ungenau aus, wie Macer befürchtet hatte. Er hatte zwar nicht grundsätzlich etwas dagegen, im Senat auch einmal eine vage Idee zu äußern, aber gerade bei einem so ausgelutschten Thema wie diesem wünschte er sich doch deutlich mehr Substanz bei einem neuen Anlauf. "Dann sollte man dies vielleicht erst einmal vorab in Erfahrung bringen", schlug er vor. "Sonst machen schon morgen alle erdenklichen phantasievollen Zahlen die Runde auf dem Forum und übermorgen steht die halbe Armee vor unserer Haustüre, weil die Soldaten aus der vermeintlich prall gefüllten Staatskasse eine Solderhöhung haben wollen!" malte er dann gleich noch fröhlich ein Schreckensszenario, das sicher keiner haben wollte. "Ich glaube kaum, dass wir uns das in der aktuellen Situation leisten können und daher von Anfang an ganz nüchtern darlegen sollten, was die Staatskasse erwartet und auch, wer sich tatsächlich auf den Nutzen aus den Mehreinnahmen freuen darf. Verteilungskämpfe können bekanntlich sehr zäh sein und wie gesagt, können wir uns die im Moment ganz sicher nicht leisten."

  • | Lucius Vipstanus Maecilianus Sermo


    Sermo grinste. Das war wohl wirklich das geringste Problem!


    "Ich glaube die Frage, was wir mit dem Geld machen, dürfte zur Zeit die leichteste sein! Wir haben einen Krieg vor der Haustür, Purgitius!"


    Und ehe der consulare Veteran noch weiter nachfragen musste, fügte er an


    "Für eine Solderhöhung in allen Legionen wird es nicht reichen, aber wir müssen unsere Truppen verpflegen, Ausrüstung muss eventuell erneuert werden, und so weiter, und so fort - das wirst du ja am besten wissen. Mache dir also keine Sorgen, dass das Geld ungenutzt herumliegen wird."

  • Sedulus hatte die Debatte bisher eher gelangweilt verfolgt, doch jetzt wurde es doch interessanter.


    Sollte man das Geld nicht eventuell für nach dem Krieg aufsparen um die Infrastruktur wieder in Schuß zu bringen oder für Witwen und Waisen?


    Fragte er neugierig auf die Antwort des Sermo gespannt...

  • "Vor allem sollte man wohl auch überlegen, was man mit dem Geld macht, das nach dem Krieg durch die Steuer eingenommen wird", warf Macer rasch ein, bevor der Consul antworten konnte. Seines Erachtens macht es sich dieser nämlich entschieden zu einfach, wenn er auf den laufenden Krieg verwies. "Der Bürgerkrieg wird ja nun eines Tages vorbei sein und die Götter mögen bewirken, dass dieser Tag nicht mehr fern ist, aber die Steuern werden auch danach noch fliessen. Im übrigen bin ich überzeugt, dass jeder Patrizier der Aufhebung seiner Steuerfreiheit weitaus besser zustimmen kann, wenn er weiß, dass das Geld für einen sinnvollen Zweck verwendet wird!", ergänzte er dann gleich noch ein Argument, das ihm recht spontan eingefallen war. "Geld einnehmen und es dann nicht zum Nutzen des Gemeinwohls ausgeben machen ja nun angeblich eben die Patrizier - wir sollten nicht den Fehler machen, es bei ihnen zu verhindern und es als Staat dann selber zu tun."

  • Avarus hatte für den Moment inne gehalten. Er beobachtete den Wortwechsel Purgitius vs Vipstanus erst gespannt, dann halb einnickend. Es folgte keine neue Erkenntnis daraus und auch die kurzen Worte seines Neffen waren doch nichts Neues. Nein vielmehr zeigte dieser mal wieder das sein Herz an der richtigen Stelle schlug. Doch ob dies dieser Debatte zuträglich war?!


    "Wenn es nur danach ginge, wie man die unendliche Ausgaben Wut des Staates eindämmen wöllte, fände sich nie ein Spielraum, um jene zu entlasten, die die größte Bürde dieser zeitweise dekadenten Verschwendungssucht tragen. Seit wann ist es denn die Staatskasse, die für die Kriegsausgaben stramm steht? Sicher hat der Staatsschatz viele große wie kleine Mäuler zu stopfen. Der oder die Kriege gehören nicht dazu. Ich sehe in dieser Debatte eine Möglichkeit das Verhältnis der Bezahlter und Nutznießer staatlicher Einkünfte, Steuern und Abgaben gerechter zu verteilen. Holt doch mal die Erhebung des letzten Jahres heraus. Ihr werdet sehen, das es durchaus eine große Steuerfluktuation gibt. Von daher halte ich es nicht nur in Bezug auf die grundsätzlichen Vorzüge dessen, das eine generelle Steuerfreiheit für Senatoren die verkümmerte Politiklandschaft neu erblühen ließe, sinnvoll den Senatoren -uns- diese Erleichterung zu geben, um an anderer Stelle für alle Staatsdiener, Senatoren und Eques eine Zwangsabgabe einzuführen. Mit diesen Geldern lassen sich dann wichtige Löcher stopfen und undichte Rohre sanieren. Daneben könnte man eine Klausel einfügen, das jene die sowieso viel Geld dem Staat oder der Stadt Rom spenden ausgenommen würden. Höhe, eventuelle Abstufungen und zeitliche Abstände sind zu verhandeln. Treffen sie doch alle ob reich oder arm."

  • | Lucius Vipstanus Maecilianus Sermo


    Der Consul vestand nicht so recht, warum niemand sich über Mehreinnahmen freute! Ach richtig, Macer war ja mit einer Patrizierin verheiratet! Kein Wunder, dass er verzweifelt nach einem Grund suchte!


    "Es geht hier vor allem um eine Sache der Gerechtigkeit. Der Staat hat zahllose Aufgaben und der Kaiser steuert ständig aus seinem Privatvermögen beträchtliche Summen bei, um das Militär oder öffentliche Bauwerke zu bezahlen, er stellt seine privaten Amtsträger für staatliche Zwecke zur Verfügung und so weiter!"


    Die Wortmeldung des Germanicers dagegen verstand er nicht so recht. Wer trug die Kriegskosten, wenn nicht die Staatskasse? Wer trug welche Kosten? Und wer sollte nun steuerbefreit sein und wer steuerlich schlechter gestellt?


    "Den Senatoren jetzt Steuerfreiheit oder eine Zwangsabgabe? Ich verstehe nicht recht, Germanicus. Eine Steuererhöhung für kleine Leute und dafür Steuerfreiheit für uns wird uns aber zweifellos wenig Sympathie auf der Straße einbringen - ganz zu schweigen von unserem geliebten Imperator, der ein großes Herz für den einfachen Mann hat!"

  • Macer zuckte demonstrativ mit den Schultern, als der Consul auch auf die wiederholte Nachfrage hin kein konkretes Konzept vorlegen konnte, was mit dem Geld getan werden sollte. "Mit anderen Worten, du bist lediglich überzeugt, dass wir das Geld schon irgendwie wieder loswerden, wenn wir es denn erst einmal haben", fasste er seine Sicht auf die consulare Planlosigkeit zusammen und nahm dann wieder Platz., um die Diskussion nicht weiter aufzuhalten. Gegen mehr Steuergerechtigkeit hatte er schließlich nichts einzuwenden.

  • Als noch Curator operum publicorum hätte Sedulus schon Verwendung für einige Sesterzen dieser zusätzlichen Einnahmen.


    Nun ja, ich wüßte da z.B. schon eine Verwendung dafür. Ich sage nur öffentlich Gebäude. So könnte man jene, welche eine Sanierung bedürfen wenigsten richtig sanieren ohne auf die Kosten schauen zu müssen. Und Gebäude die eine solche Sanierung bedürfen, gibt es ja wie bekannt sein dürfte in Ron zu hauf. Man weiß mit unter gar nicht wo man anfangen soll...


    Erklärte Sedulus mit einem Schulterzucken.


    Auch einige Straßen könnten eine Erneuerung gebrauchen. Allerdings fällt dies nicht in mein Aufgabenbereich.


    Er hatte mit den öffentlichen Gebäuden gerade genug zu tun und kam selten dabei rum.

  • | Lucius Vipstanus Maecilianus Sermo


    "Da siehst du's, Purgitius. Vorerst ist es meiner Meinung nach nur recht und billig, wenn es für den Krieg gegen Verräter genutzt wird, den uns einige ihrer Standesgenossen eingebrockt haben. Danach müssen wir mit dem Kaiser zusammen diskutieren, ob es in Bauwerke fließen sollte oder in die Getreidespenden an die armen Bürger. Auf deren Rücken fließen den Patriziern immerhin ihre gewaltigen Gewinne zu!"


    Letzteres war immerhin spätestens seit den Ständekämpfen ein Gemeinplatz!

  • Wen intressierte schon der Pöbel. Es war ein falsches Gesicht, das ein Senator aufsetzte, wollte er seine Geberseite dem einfachsten Volk presentieren. Dort gab es nichts außer der einfachen Stimme. Eine Meinung, die schnell umzuschlagen drohte. Ein offenes Ohr, das nur das hörte was es wollte und alles andere im Klatsch und Tratsch versenken ließ. Auch Salinator war kein Mann des Volkes. Egal wieviel Brot und Spiele er in den Arenen der Stadt versenkte. Jede noch so kleine kritische Regung über diese mehrheitliche Gruppe Roms war Pest und Cholera für den weiteren Aufstieg, äh Fall zugleich.


    "Beides! Wir die ein Vorbild sein sollen, üben uns in der Sorgsamkeit Steuerschlupflöcher zu nutzen. Also nicht alles Geld, was man hat oder einnimmt, wird sorgsam in der Steuerschätzung verbucht. Wenn man nun den Schritt geht den Senatoren allesamt ein Recht auf Steuerbefreiung zu gewähren, ist das für die meisten Unterschichten ein Grund zu rebellieren. Dazu kommen natürlich die imensen Ausgaben des Staates, die mit jeder Legislatur um ein vielfaches steigen. Doch das läßt sich vermeiden! Zur Zeit schafft es nur das System des Cursus Honorum noch den Staat vor dem Bankrott zu bewahren. So sind es die politischen Ambitionisten, die sich oft haushoch verschulden und nicht der Staat, der die hohen Sanierungskosten zu schultern hat. Genau für diese horrenten Ausgabeschübe gibt es derzeit -ist man nicht dem Patriziergeschlecht entsprungen- keine Ruhephase. Sprich während sich der Patriziersenator regenerieren kann, sucht der Plebejer verzweifelt nach Geldgebern, die ihn vor dem Ruin retten und vielleicht auch seinen weiteren Weg im Cursus Honorum finanzieren. Das trifft sicherlich nicht auf alle politischen Bewerber zu, aber auf einen ansehnlichen Teil. Die angestrebte Änderung verschärft diesen Part noch mehr und letztlich wird Politik nurnoch von jenen offensiv ausgeübt, die reich sind. Das aber Intelligenz und Reichtum oft zwei unterschiedliche Köpfe bewohnen vergessen wir gern. Ich sage, das wir darauf bedacht sein sollten Roms Politiklandschaft am Leben zu halten, denn ohne sie sind wir nicht anders als unsere Nachbarn... Barbaren! Ich sage außerdem das wir sie gerechter machen müssen und dabei die Steuerfreiheit für alle Senatoren ein wichtiger Weg ist. Denn das ist gerecht! Außerdem sage ich, das man immer mehr Geld haben will, um die Ausgaben zu finanzieren, aber wie steht es mal mit Sparen?!


    Kriege, das Heer, die Flotte, die Post bezahlte der Kaiser. Doch die staatlichen Ausgaben waren trotzdem imens und stiegen Jahr für Jahr, Monat für Monat.


    "Was zum zweiten Teil von -beides- anzufügen ist, ist die Tatsache das Steuerschlupflöcher von allen genutzt werden. Egal ob reicher oder armer plebeiischer Senator. Ich halte es daher für sinnvoll alle Senatoren egal ob Plebejer oder Patrizier, egal ob reich oder arm an den staatlichen Ausgaben zu beteiligen mit einer Abgabe. Diese wäre nicht wöchentlich zu zahlen sondern monatlich. Diese wäre weit weg von der jetzigen ruinösen Steuer, aber sie wäre dazu da den Staat zu unterstützen mit vielen kleinen Beiträgen, die in ihrer Gesamtheit ein deutliches Plus ausmachen würden. Blickt man über die Anzahl aller Senatoren muss das kein Minusgeschäft für den Staat sein."


    Er wußte das dies vorallem den Reichen unter den Senatoren half. Warum nur setzte er sich so dafür ein?!

  • | Lucius Vipstanus Maecilianus Sermo


    "Du meinst eine Steuersenkung für alle, dafür eine Einbeziehung der Patrizier? Hast du da konkretere Pläne?"


    fragte der Consul noch etwas genauer nach.

  • "Nicht ganz."


    Avarus war schon immer der Meinung, das die breite Masse den Staat zu tragen hatte und nicht ein paar hundert mit dem größten Vermögen.


    "Eine steuerliche Gleichberechtigung ist schwer zu erwirken, immer wird es Gruppen geben, die sich benachteiligt oder besser gesagt überfordert fühlen. Dennoch halte ich es für gerechter, das die breite Masse den Staat erhält, denn einer geringeren Anzahl vermögender Römer, die durch ihre enorme Last für Steuern und Abgaben den Blick dafür verlieren, was wirklich wichtig und gefordert wird von ihnen. Wie ihr alle wißt, ist die Politik in den letzten Jahren eintönig und weniger emotional geworden. Kaum ein Senator kann oder will sich den Gang über den Praetor hinaus noch leisten. Zu hart sind die Sanktionen der Gläubiger, zu groß die Macht der Steuerschraube. Ich halte es daher für unausweichlich die Lasten anders zu verteilen. Wenn wir wollen, das alle für den Staat bezahlen, müssen wir unser jetziges Sytem überdenken. Es ist nur zu bewerkstelligen, wenn man die Steuerpyramide zurück auf den Boden stellt."


    Zur Zeit stand sie nämlich auf dem Kopf. Umso mehr man hatte, umso höher waren die Prozente der Zinszahlungen.


    "Heute belastet die Steuer all jene mit hohem Besitz am stärksten, ich aber sage, das wir das Model dahin verändern müssen, das die Steuern mit zunehmenden Vermögen sinken. Hab ich also rein hypotetisch ein Vermögen von 1000 Sesterzen dann kann man da gut 25 % verlangen und somit 250 Sesterzen einstreichen. Hab ich ein zu versteuerndes Vermögen von 100000 Sesterzen, bekommt der Staat bei einem Prozentsatz von 1,5 % immernoch 1500 Sesterzen pro Woche ab. Besitzt man die Summe von 500000 Sesterzen und zahlt im Turnus 0,5 % Zins, so sind dies immernoch 2500 Sesterzen. Kaum ein Einkommen kann diese Abgabe wett machen. Und dennoch trägt sie dazu bei zwei Stabilitäten zu gewähren. Die Säule des Staates wird renoviert, wie die Säule der Politik verstärkt. Und kaum ein Senator wird mir nicht zustimmen, wenn ich sage, das so die Politik auch wieder reiner wird. Weg von Klüngeleien oder Entscheidungen, die auf einem eingeforderten Gefallen beruhen. Hin zu mehr Demokratie, Mut und Ehre. Hin zu einem frischeren Rom mit neuen Ideen und Errungenschaften.


    Steuern für Alle. Jedoch gerechter verteilt."


    Eine Vision, die in der Alltäglichkeit schnell ergraute. Aber vielleicht hatte er ja trotzdem ein paar Senatoren mitgerissen.

  • Macer kratzte sich am Kopf. Nicht, weil er der Vorschlag nicht verstand, sondern weil er ihn doch sehr sonderbar fand. Also erhob er sich doch noch einmal, um das Wort zu ergreifen, auch wenn er eigentlich weiter schweigen wollte. "Ein ungewöhnlicher Vorschlag. Hast du ihn schon einmal deinen Klienten vorgetragen? Sie müssen ergriffen sein, wie sehr sich ihr Patron für ihre Belange einsetzt, nicht wahr? Wie sehr du auf dein Vermögen achtest und dein Geld beisammen hältst, um ihnen jederzeit aushelfen zu können, wenn ihre Steuerlast sie erdrückt, nicht wahr?" Er brauchte nicht lange, um sich vorzustellen, was seine Klienten tun würden, wenn er ihnen einen entsprechenden Vorschlag machen würde.

  • Schweigen, ja das konnte man dieser Tage billig kaufen im Senat und in der Politik. Nein vielmehr war es eine Lähmung, die Rom im Würgegriff hatte. Avarus fand seinen Vorschlag für alle Parteien gerechter. Egal ob arm, mittelständig oder reich. Denn...


    "Die meisten unserer Klienten betrifft die Änderung doch garnicht."


    Befand er daher und fuhr fort:


    "Die Vermögenswerte der Kleinen Leute bleiben bei diesem Vorschlag weiterhin unangetastet, denn die Steuerbefreiung bis fünfhundert Sesterzen Barvermögen soll nicht gestrichen werden, nein man könnte sogar soweit gehen sie bis 999 Sesterzen auszudehnen."

  • "Das verschiebt das Problem doch nur", wischte Macer dieses Zugeständnis weg. "Es wird noch immer so sein, dass man jenen, die verhältnismäßig wenig haben, verhältnismäßig viel weg nimmt, während man jenen, die deutlich mehr haben, im Verhältnis wenig wegnimmt. Was dann eben auch wieder dazu führen wird, dass sich die weniger begüterten an ihre Patrone wenden, die dann wiederum mehr Geldmittel aufwenden müssen. Das ist alles nur eine große Geldverschieberei, mit der die Entscheidung über den Wohlstand vieler lediglich vom Wohlwollen weniger abhängig gemacht wird. Mit welchem Recht möchtest du jenen, die 1000 Sesterzen besitzen, ein Viertel ihres Vermögens wegnehmen, so dass sie womöglich wieder Monate brauchen, bis sie auf jenen Betrag kommen, während andere, die 500000 besitzen, von Monat zu Monat immer reicher werden? Außerdem sollten wir gut überlegen, ob sich der Staat so wirklich finanzieren lässt. Denn wenn wir tatsächlich alle ärmeren Bürger so entlasten wollen, wie Germanicus Avarus gerade so generös vorschlug, ist doch wohl mehr als fraglich, ob die lächerlich geringen Beträge der Reicheren wirklich ausreichen, die Staatskasse zu füllen. Wie viele Millionäre kennt ihr? Zählt sie zusammen und lasst sie alle Monat für Monat ein paar Tausend Sesterzen beitragen, wie von Germanicus Avarus vorgeschlagen. Und nun zählt die Statthalter und Kommandeure, die ihr kennt und rechnet aus, was wir ihnen Monat für Monat für ihre Dienste schulden. Ich fürchte, selbst diese werden wir kaum bezahlen können! Von hunderttausenden Soldaten, von Beamten und anderen Staatsbediensteten, vom Geld für den Ankauf von Getreide und all den anderen Pflichten der Staatskasse möchte ich dabei gar nicht reden! Nein, ich sage euch aus voller Überzeugung, dass es ohne einen angemessenen Anteil jener, die viel besitzen, nicht gehen kann und das daher völlig zu Recht das bisherige Gesetz besagt, dass jene, die wenig haben, einen kleinen Anteil leisten, jene die viel haben, jedoch einen größeren." Die Debatte begann Macer nun doch wieder Spaß zu machen und er redete sich ein wenig in Schwung.

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