Einen halben Tag hatten sie trotz der recht fähigen Pferde von Rom hierher gebraucht, länger als Seneca gedacht hatte, und nun ging die Sonne schon fast unter und dem Optio dämmerte, dass heute wohl kein einziges Schiff mehr den Hafen verlassen würde, geschweige denn die Fahrt über das offene Meer nach Sardinia antreten würde. Das war einerseits natürlich sehr schlecht, schließlich bedeutete das, dass sie später ankommen würden, und das war bei Missionen die einen schnellen Zugriff erforderten nie wirklich gut, andererseits, und das beruhigte Senecas Gewissen, würde auch kein anderes Schiff die Informationen nach Sardinia bringen, sofern die Gattin des Verräters überhaupt in der Lage war die Neuigkeiten über den nächtlichen Besuch der Garde schneller als die Soldaten selbst auf die Insel zu befördern, was der Iunier dann letztlich doch bezweifelte.
Es wurde Zeit sich eine bleibe zu suchen, und im Hafen Ostias, eigentlich ja eher ein modriger Schmelztiegel des versoffenen Seefahrertums gepaart mit den Huren und den Kleinkriminellen, fand sich dann doch noch eine ganz ansehnliche Pension, nicht pompöses, aber ein sauberer Raum, bequeme Betten und sogar eine Möglichkeit sich ein wenig zu waschen. Und so wurde die Reisekasse früher als erwartet angebrochen, und die Männer, getarnt als normale Bürger bezogen ihr Quartier, packten ihre Sachen weg und traten in der an der Insula angeschlossenen Taverna noch einmal zusammen...
Seneca blickte sich um, die meisten Gäste waren eh schon so angetrunken oder mit der doch für dieses Viertel überraschend hübschen Bedienung beschäftigt, dass er wohl auch in seiner schwarzen Rüstung auf dem Tisch hätte tanzen können und dabei sämtliche Pläne in einem Lied hätte singen können und keiner hätte es mitbekommen geschweige denn sich am nächsten Tag dran erinnern können, aber trotzdem war Vorsicht immer noch besser als Nachsicht, weswegen die Männer doch noch ein wenig zusammenrückten..
"Quintus, hast du dich umgehört was die Überfahrt angeht?", fragte Seneca leise und blickte schräg über den Tisch zu dem Miles, welcher unauffällig an einem Gewürzwein nippte, "Im Hafen liegen drei Schiffe welche morgen früh nach Sardinia auslaufen werden, zwei davon nach Caralis, eins nach Olbia. Ich denke wenn wir früh auf den Beinen sind können wir einen der Kapitäne, überzeugen, uns mitzunehmen.", Seneca nickte nachdenklich und blickte auf die Kerze in der Mitte des Tisches, zwei Schiffe, immerhin, vielleicht sollten sie sich aufteilen? Oder doch nicht? Die Überfahrt nach Sardinia dauerte immerhin drei Tage, vielleicht war es da besser zusammen zu bleiben, andererseits waren Zwölf Personen einer Gruppe schon recht auffällig.. Er hatte den Entschluss gefasst, "Wir teilen uns auf, sechs Männer pro Schiff, wir splitten die Reisekasse, die Gruppe die zuerst da ist wird sich um alles organisatorische kümmern, Pferde, Unterkunft und so weiter, Gaius, du leitest die andere Gruppe, wir schauen morgen früh wie wir uns aufteilen.", der Mann nickte, nicht ganz ohne Stolz schließlich bestätigte Seneca ihn ja doch irgendwie in seiner Arbeit, dann wandte er sich wieder an die gesamte Runde, "Ihr habt den Rest des Abends frei, benehmt euch, eure Getränke müsst ihr von eurem Sold bezahlen, je nachdem wieviel Geld wir brauchen gebe ich euch etwas zurück. Morgen früh, vor dem Sonnenaufgang treffen wir uns draußen, gute Nacht Männer.", Seneca erhob sich, schmiss einige Münzen auf den Tisch und nickte der Bedienung zu, er würde heute nicht Nacht nicht allzu viel schlafen, das brauchte er auch gar nicht, denn wenn man drei Tage auf einem Schiff verbringen musste, hatte man sowieso nicht viele Möglichkeiten seine Zeit totzuschlagen außer eben mit Schlaf.
Ein kurzes Lächeln musste er sich dann doch verkneifen als er an den Männern vorbeiging, die Macht der Gewohnheit schlug zu, und die Miles wollten sich zum militärischen Gruß erheben, bevor sie dann doch noch bemerkten welche Rolle sie spielten, und stattdessen aus der Handbewegung des Grußes doch noch eine Bestellung von Wein machten..