[Kapeleion Archaon] Die Neptunalia

  • Das Kapeleion Archaon war wie üblich reich geschmückt, vorallem der Bachlauf war natürlich anlässlich des Festes stark hervorgehoben, viele kleine Lichter und unzählige Blütenblätter säumten seine Ufer. Die kleinen Brücken waren stets von Statuetten der Meeresgötter flankiert, sowohl Poseidon als auch Neptun Interpretationen waren zu finden. Selbst der kleine Findling im Bach war mit einer Nixe aus Stoff und Holz dekoriert worden.


    Die Wachleute am Eingang waren zum Anlass entsprechend auch ausnahmsweise keine Hopliten, sondern verkörperten die Dienerschaft der Meeresgötter in ihren verschiedenen Formen und Kostümen, der Ianitor selbst trug einen Dreizack und man hatte ihm sein weisses Haar entsprechend frisiert um ihn an den Gott der Meere errinnern zu lassen ...


    Der Gymniasarchos hatte die Feierlichkeiten vor wenigen Minuten erst mit einem ausgiebigen Opfer an den Meeresgott eröffnet und nun konnten alle Besucher noch kleinere Opfergaben darbringen ... dafür war extra ein edler Marmorschrein aufgestellt worden der mit Fischen und dem Dreizack verziert war, so das unmissverständlich war wem hier mit diesem Fest gehuldigt wurde ... also ausser Bachus ...

  • Es war schon erstaunlich. Ich war erst seit sehr kurzer Zeit in Alexandria und wohnte dementsprechend auch noch nicht lange im hiesigen Haus meiner Familie und trotzdem war meine Anwesenheit bemerkt worden. Der Maiordomus war mehr als nur erfreut gewesen, als eine Einladung das Haus erreichte. Gut, das Schreiben war nicht explizit an mich gerichtet gewesen, aber wie er mir versicherte, war es seit langem das erste richtige Schreiben, das angekommen war, abgesehen von diversen Werbeschreiben alexandrinischer Betriebe.
    Der Mann, der da einlud, war mir unbekannt, aber natürlich kannte ich das Amt des Gymasiarchen. Und der Name des Mannes war für mich mittlerweile auch nicht mehr unbekannt. Ich hatte die letzten Tage damit verbracht viel in den Aufzeichnungen meiner Grosstante zu lesen und da war ich natürlich auch auf den Namen Cleonymus gestolpert. Offenbar war er soetwas wie ein politischer Verbündeter gewesen, zumindest dann wenn es beiden gelegen kam und darüber hinaus unterhielt Tante Urgulania wohl auch eine geschäftliche Beziehung zu ihm, auch wenn ich nicht wusste, welcher Art diese Beziehung war. Aber vielleicht würde ich das ja beizeiten herausfinden.
    Doch an diesem Tag, dem Tag der Neptunalia, galt es erst einmal die Gelegenheit zu nutzen um selbst ein paar interessante Menschen kennen zu lernen und vielleicht ein paar erste Kontakte zu knüpfen.
    In Begleitung von Amastris und einem kräftigen Sklaven hatte ich mich auf den Weg gemacht um der Einladung nachzukommen. Am Tag zuvor hatte ich noch meine erste Bekanntschaft in Alexandria - eine neugierige Nachbarstochter, die direkt am Tag meiner Ankunft schon an der Porta stand um sich vorzustellen - gefragt ob sie mich begleitete und da sie zusagte waren wir nun am Kapeleion Archaon angekommen.
    Während Amastris, mein Sklave und die Begleiter meiner Bekannten sich nach dem Betreten des Schauplatzes abkapselten und in der Masse der Bediensteten, die auf ihre Herren warteten, untertauchten, schauten Pilia Paula (die neugierige Nachbarin) und ich uns ein wenig schüchtern um.

  • Cleonymus war bisher recht ernüchtert von den anwesenden Gästen, die meisten waren Günstlinge des Ägypters, deren weltlicher Besitz und in machen Fällen auch geistlicher Besitz sein Eigentum war. Doch natürlich hielten ihn die Bediensteten des Hauses stets auf dem Laufenden, so das er auch jetzt seinen Blick gen Porta wandte, als ihm vom Eintreffen der neuen Bewohnerin der Iunischen Stadtvilla berichtet wurde ...


    Cleonymus nickte erfreut und eine junge Dame machte sich auf die beiden anderen Damen willkommen zu heissen ...


    "Salve Iunia, der Gymniasarchos fühlt sich durch deinen Besuch geehrt, verbindet er doch nur beste Errinnerungen mit deiner Gens. Es wäre ihm eine persönliche Freude wenn du und deine Begleiterin sich zu ihm gesellen würden!"

  • Während wir uns umsahen und ich auch hier den Anblick der bunt gemischten alexandrinischen Bevölkerung bewunderte, kam eine junge Frau auf Paula und mich zu. Die von ihr ausgesprochene, direkte Einladung des Gymnasiarchen war natürlich eine Ehre und wir kamen ihr unverzüglich nach indem wir der Frau folgten, als sie uns zum Gymnasiarchen führte.
    "Chaire, ehrenwerter Gymnasiarchos." begrüsste ich den fraglichen Beamten dann höflich, als wir ihm gegenüber standen. "Ich danke dir für die freundliche Einladung zu diesen Festlichkeiten. Das ist so viel mehr, als ich so kurze Zeit nach meiner Ankunft in Alexandria an kulturellen und gesellschaftlichen Ereignissen erwartet hatte." Es waren solche Momente, in denen auch eine junge Frau wie ich wusste, dass ein halbwegs gutes Benehmen einem das Leben erleichtern konnte.
    "Ich bin Iubellia aus dem Geschlecht der Iunii und dies ist Paula aus der Familie der Pilii." stellte ich mich und meine Begleiterin dann erst einmal vor.

  • Cleonymus war begeistert, also tatsächlich eine Iunia, vielleicht würde das seine festgefarenen Handelsbeziehungen zu den römischen Händlern etwas auflockern ...


    "Welche Freude euch auf meinem Fest zu wissen, bitte nehmt Platz und nehmt euch etwas von den Speisen! Alles nach dem speziellen Hausrezept des Kapeleion Archaon!"


    Sofort kam ein Mann näher der auf einem grossen Tablett mehrere hübsch angerichtete Speisen samt Beilagen bereithielt und bot den Damen davon an ...


    Sim-Off:

    Wi-Sim

  • Während Paula leicht zu kichern begann, lächelte ich schlicht freundlich und kam der Einladung des Gymnasiarchen sehr gerne nach und nahm Platz. Die dargebotenen Speisen betrachtete ich voller Interesse und bediente mich dann daran, wobei ich natürlich eine vornehme Zurückhaltung an den Tag legte. Auch Paula hatte es, trotz ihres peinlichen Gekichers, geschafft Platz zu nehmen. Im Gegensatz zu mir hatte sie allerdings keine Augen für die Speisen, sondern musterte lieber eingehend den Mann, der das Tablett präsentierte.
    Um mich selbst ein wenig vom peinlichen Verhalten meiner Begleiterin abzulenken machte ich mich daran die Konversation mit dem Beamten in Gang zu bringen.
    "Das ist wirklich köstlich." sagte ich, als ich den ersten Bissen heruntergeschluckt hatte. "Deine Küche entspricht voll und ganz dem, was man über sie sagt."

  • Cleonymus war schmeichelei durchaus gewohnt immerhin war alles nichtrömische in dieser Stadt seins ... aber wenn jemand Komplimente machte der nicht auf das Wohlwollen des ägypters angewiesen war dann gefiel ihm das schon sehr ...


    "Nun die Sitten verlangen nur das Beste für die Gäste des Kapeleions! Ganz speziell natürlich zu solch wichtigen Anlässen. Doch was ist es eigentlich das dich nach Alexandria führt, ich habe schon länger nichts mehr von den Iuniern gehöhrt!"

  • Ich nahm einen weiteren Bissen und trank einen Schluck, während ich ihm zuhörte und mir in Gedanken eine Antwort zurechtlegte.
    "In erster Linie treibt mich die Neugierde hierher." sagte ich dann wahrheitsgemäss. "Ich hörte von so vielen, dass Alexandria eine Stadt ist, die man wenigstens einmal im Leben gesehen haben muss und da dachte ich mir, dass ich das doch einmal tun sollte." Auch das war ja tatsächlich wahr.

  • Am liebsten hätte Cleonymus sich direkt auf den Fussboden neben ihm erbrochen, wie konnten diese Römer nur so dekadent sein und gleichzeitig ein Weltreich erobern?¿


    Da lagen sich die Römer gegenseitig in den Haaren, wünschten einander den Tod und dennoch gelang es einigen von ihnen während dieser Zeit ganz einfach mal als Turist unterwegs zu sein und mal eben ins Feindesland einzureisen, naiv wie sie waren wahrscheinlich nichtmal mit entsprechender Vorbereitung ...


    "Und hast du schon konkrete Pläne für deinen Besuch?"

  • Ich hatte natürlich keine Ahnung von den Gefühlen und Gedanken des Cleonymus, auch wenn ich das unbestimmte Gefühl hatte, dass meine Antwort bei ihm auf wenig Freude stiess. Ich hätte ihm natürlich sagen können, dass ich auf der Flucht vor meiner Mutter war und nach Alexandria gekommen war um mich ihrem Zugriff zu entziehen. Doch ich kannte den Mann nicht gut genug um ihm dies direkt auf die Nase zu binden.
    "Da ich nicht vor habe allzu bald nach Gallia zurückzukehren, habe ich noch keine wirklich konkreten Pläne. Als erstes habe ich vor ein wenig mehr über meine Tante zu erfahren, die lange her gelebt hat. Und ich möchte auf jeden Fall etwas Zeit im Museion verbringen."

  • Das warf doch gleich ein ganz anderes Licht auf die junge Dame ... Interesse an den Vorfahren und am Tempel der Musen machte sie natürlich für Cleonymus wieder weit sympatischer ...


    "Ah der Tempel der Musen, willst du ihn lediglich besuchen oder beabsichtigst du gar ein dortiges Studium?"

  • Während wir uns unterhielten hatte Paula etwas anderes gefunden, dem sie ihre Aufmerksamkeit widmen konnte, denn sie hatte einen weiteren Mann entdeckt, der ihr Interesse weckte und den sie nun fast anstandslos und vulgär anstarrte. Ich selbst hielt mein Interesse da doch lieber bei meinem Gesprächspartner.
    "Sofern ich die Gelegenheit erhalte und sich etwas interessantes anbietet, werde ich wahrscheinlich auch dort studieren. Meine Tante war dort ebenfalls als Schülerin und soweit ich das aus ihren Briefen herauslesen konnte, muss es eine sehr erfüllende Erfahrung gewesen sein."

  • "Ah in der Tat, Urgulania war eine ausgesprochen kluge Frau und zudem auch eine geschickte Geschäftspartnerin!"


    Kurz dachte ich abermals an die seltsamen Umstände ihres Todes, doch dann lenkte mich die unverholene Zurschaustellung von weiblichem Verlangen etwas ab ...


    "Soll ich ihn bitten sich zu uns zu setzen dann brauch deine Begleitung ihn nicht aus solcher Entfernung anzustarren!?"

  • Einen Moment lang stutzte ich etwas, als Cleonymus Tante Urgulanias Namen nannte, denn ich war mir sicher, dass ich ihn ihm gegenüber nicht genannt hatte. Und da ich genau wusste, dass Urgulania nicht das einzige weibliche Mitglied meiner Familie war, das längere Zeit in Alexandria gelebt hatte, konnte er auch nicht so ohne weiteres darauf gekommen sein. Wurde ich etwa von diesem alexandrinischen Beamten ausspioniert seit ich in der Stadt war? Ich war mir sicher, dass das nicht sein konnte, denn welchem Zweck sollte es jemandem dienen eine junge Frau aus Gallia auszuspionieren? Aber trotzdem blieb ein merkwürdiges Gefühl.
    "Ja, das war sie in der Tat." erwiderte ich unverbindlich, aber natürlich weiterhin mit einem freundlichen Lächeln. Ich war froh, dass er dann das Thema wechselte und grinste sogar ein wenig.
    "Du musst entschuldigen, die gute Paula lebt sehr behütet im Haus ihrer Familie in der Basileia und hat selten Gelegenheit für derlei Dinge." sagte ich und stiess Paula etwas unsanft mit dem Ellenbogen an, was sie laut quieken liess, aber zumindest dafür sorgte, dass sie sich vorübergehend etwas gesitteter verhielt.

  • Cleonymus kannte nur zwei Iunierinnen die sich hier in Alexandria niedergelassen hatten und wenn er 1 und 1 richtig zusammenzählte war Urgulania ganz eindeutig die Person von der hier die Rede war ... das die junge Iunia vor ihm dieses Thema allerdings nicht wirklich aufnahm machte ihn etwas stutzig ... aber vielleicht hatte er da auch etwas falsch verstanden und die junge Römerin hatte ihre Tante garnicht gemocht ...


    "Nun in diesem Fall sollte sie die Gelegenheit vielleicht nutzen und den Sohn des Agoranomos näher kennenlernen. Er mag kein Römer sein aber zumindest gehöhrt er zu Alexandrias Elite ... zumindest ist er mit ihr verwandt!"


    Denn der hellste war der Schönling nun wirklich nicht, sein Vater pflegte immer zu sagen das er schlussendlich wohl nur zum verheiraten tauge und sprach von ihm als seiner männlichen Tochter ...

  • Paula vernahm die Worte des Gymnasiarchen recht interessiert und beschloss dann offenbar diese Chance zu nutzen, denn plötzlich sprang sie auf und eilte schnellen Schrittes davon. Ich schüttelte leicht den Kopf über ihr Verhalten und wandte mich dann, mit einem leicht entschuldigenden Lächeln, wieder unserem Gastgeber zu.
    "Wenn du mir die Frage erlaubst, ehrenwerter Cleonymus, aber kanntest du meine Tante gut? Ich arbeite mich derzeit durch ihre Aufzeichnungen und habe deinen Namen mehr als einmal gelesen."
    Er hatte sie als Geschäftspartnerin bezeichnet und ich ging davon aus, dass das bedeutete, dass er sie durchaus näher kannte, auch wenn ich noch nicht viel über ihre geschäftlichen Tätigkeiten herausgefunden hatte.

  • Cleonymus nickte, auch wenn er zu seiner Schande eingestehen musste das er nicht viel unternommen hatte nach ihrem Tod, bzw. nicht viel erreicht hatte mit dem was er getan hatte ... war er doch zu ihren Lebzeiten immer ein Verbündeter gewesen ...


    "Ich denke schon, wir teilten den selben Mentor oder in ihrem Fall eher politischen Unterstützer!"


    Cleonymus konnte sich noch gut errinnern wie er einstmals selbst noch als einfacher Stadtwächter angefangen hatte und wie es ihn schliesslich hierher geführt hatte ...

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